Sigrun Jung Ärztin für Allgemeinmedizin, Diabetologie, Psychotherapie
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- Alexandra Fürst
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1 Dr. med. Sigrun Jung Ärztin für Allgemeinmedizin, Diabetologie, Psychotherapie Hunsrücker Diabetes Zentrum, GmbH Schulstr Simmern
2 Altersdiabetes das Schicksal unserer Kinder? Aus übergewichtigen Kindern werden oft Jugendliche mit Typ-2-Diabetes
3 Da rollt was auf uns zu! Dr. Michael Goran, University of Southern California, USA, ADA 2002: In den letzten 20 Jahren ist die Zahl der Typ-2-Diabetiker unter den Kindern um das 10 fache angestiegen. Mittlerweile sind sogar bis zu 40% (!) aller Kinder mit neu diagnostiziertem Diabetes von der Typ-2-Form betroffen.
4 Die übergewichtige Gesellschaft
5 Was ist Übergewicht, was Adip0sitas (Fettsucht)? Mit dem BMI = Body-Mass-Index (Körper-Massen-Index) Körpergewicht in kg (Körperlänge in m) 2 Beispiel: 170cm und 88kg: 88/(1,7x1,7) kg/m² = 88/2,89 kg/ = 30,45kg/m² bei Erwachsenen: BMI > 25: Übergewicht BMI > 30: Adipositas BMI > 40: krankhafte Adipositas bei Kindern: altersabhängig nach Perzentilen (Prozenten) Perzentile: Übergewicht > 97 Perzentile: Adipositas
6 Übergewicht bei Kindern Für Jungen von 0 bis 18 Jahren Perzentile n. Kromeyer-Hauschild Abbildung nach optimix Forschungsinstitut für Kinderernährung
7 Die übergewichtige Gesellschaft Quelle: KOPS; Grenzwert: TSF >/= 90. Perzentile (Reinken et al. 1980). M.J. Müller et al., Obesity Reviews 2, 15-28, 2001
8 Übergewicht bei Kindern vor der Pubertät übergewichtig normalgewichtig untergewichtig 5-7jährige 9-11jährige Quelle: KOPS; Grenzwert: TSF >/= 90. Perzentile (Reinken et al. 1980). M.J. Müller et al., Obesity Reviews 2, 15-28, 2001
9 Kinder der Speck muss weg! Jana, 15 J. mit 13 Jahren 1. Vorstellung Größe: 1, 73 m Gewicht: 130 kg BMI: 43,5 kg/m 2 RR 130/80 Beschwerden: Schmerzen in den Knien, LWS, soziale Ausgrenzung, Depressivität, familiäre Konflikte, unregelmäßige Menstruation, Akne, Hirsutismus, dirty neck
10 Mit 13 ist schon viel gelaufen! Je höher der BMI im Alter von 13 Jahren, umso höher sind Übergewicht, Cholesterinspiegel und Insulinresistenz im Alter von 22 Jahren. Oft kommen, besonders bei Mädchen, Hormonstörungen dazu. Durch das Übergewicht wird in der Nebenierenrinde vermehrt DHEA-S, eine Vorstufe der Sexualhormone, gebildet. D.h. es kommt früher zum Beginn der Pubertät, aber auch zu vermehrter Bildung männlicher Hormone, die Akne, vermehrte Behaarung und Zyklusstörungen bis hin zur Unfruchtbarkeit hervorrufen.
11 Blutzuckerbelastungstest Oraler Glukose-Toleranz-Test 350 Glukose mg/dl nüchtern 30 Min. 60 Min. 90 Min. 120 Min. 180 Min. Diagnose Diabetes: Nüchtern-BZ > 110 mg/dl oder 120 Min.-Wert > 200 mg/dl
12 Folgeschäden bei Kindern Von 520 übergewichtigen Kindern der Reha-Klinik Murnau litten 52 % Bluthochdruck 30 % orthopädischen Erkrankungen 28 % Fettstoffwechselstörungen (Dyslipidämie) 28 % erhöhter Harnsäure im Blut (Gicht) 7 % ernährungsbed. Leberschaden (Fettleber) 4 % Hormonstörungen (PCO-Syndrom) 7,3 % Störungen des Glukosestoffwechsels: 3,7 % zu hohe Nüchtern-Blutzucker 2,1 % gestörte Glukosetoleranz 1,5 % (8) manifester Typ 2-Diabetes! Wabitsch et al., Int.J.Obes.Res., 2003
13 Einflussfaktoren des Übergewichts bei Kindern Ernährungszustand der Geschwister Geburtsgewicht Ernährungszustand der Eltern Nikotinkonsum der Eltern Alkoholkonsum der Eltern Stillen Übergewicht / Adipositas bei Kindern Anzahl der erziehungsberecht - igten Personen Körperliche Aktivität Ernährungsgewohnheiten Ethnische Zugehörigkeit Sozialschicht KOPS,
14 Übergewicht als Bilanzproblem Vererbung Stoffwechsel Umwelt Sozioökonomische Faktoren Verhalten Energie-/ Fettaufnahme Energie-/ Fettverbrennung Varianz 25% Varianz 2% Energiespeicher Fettmasse Gewicht Problem: Ein tägliches Ungleichgewicht von nur +5% führt zu einer Gewichtszunahme von 5 kg/jahr. mod. nach Egger,G. Swinburn,B. Br.Med.J., 1997
15 Ursachen für Übergewicht Vererbung (ethnische Zugehörigkeit)
16 Ursachen: Vererbung Familienangehörige mit Übergewicht? Kinder normalgewichtiger Eltern sind seltener übergewichtig. xxx
17 Ursachen: Vererbung Familienangehörige mit Übergewicht? Kinder normalgewichtiger Eltern sind seltener übergewichtig. Kinder mit übergewichtigen Eltern sind häufiger übergewichtig. xxx
18 Ursachen: Vererbung Familienangehörige mit Übergewicht? Kinder normalgewichtiger Eltern sind seltener übergewichtig. Kinder mit übergewichtigen Eltern sind häufiger übergewichtig. Kinder alleinerziehender Eltern sind häufiger übergewichtig.
19 Ursachen: Vererbung Familienangehörige mit Übergewicht? Kinder normalgewichtiger Eltern sind seltener übergewichtig. Kinder mit übergewichtigen Eltern sind häufiger übergewichtig. Kinder alleinerziehender Eltern sind häufiger übergewichtig. Kinder aus kinderreichen Familien sind seltener übergewichtig. xxx
20 Gewicht der Eltern Übergewicht der Kinder * p<0,05 KOPS,
21 Ursachen für Übergewicht Vererbung (ethnische Zugehörigkeit) Sozialer Status
22 Sozioökonomischer Status und Übergewicht der Kinder KOPS,
23 Sozioökonomischer Status und Lebensmittelauswahl Vollkorn- Weiß- Kinder- Kartoffeln Süßig- Salz- Limobrot brot jogurt keiten gebäck naden Hauptschule Realschule Abitur Täglicher Verzehr nimmt von Kindern aus Familien mit Hauptschulabschluss zu und aus Familien mit Abitur ab. Täglicher Verzehr nimmt von Kindern aus Familien mit Hauptschulabschluss ab und aus Familien mit Abitur zu.
24 Ursachen für Übergewicht Vererbung (ethnische Zugehörigkeit) Sozialer Status Ernährungsgewohnheiten
25 Ernährungsgewohnheiten Ernährungsprotokoll für 3 Tage führen Was wird gegessen? Wann wird gegessen? Wie wird gegessen? In welcher Umgebung wird gegessen? Wie fühle ich mich beim Essen? Bin ich hinterher satt? Wie lange hält das Sättigungsgefühl an?
26 Ernährungsmuster und Übergewicht bei Kindern KOPS,
27 Ursachen: Lebensmittel- und Werbewirtschaft fehlende Kenntnisse über gesunde Ernährung häufig Falschaussagen über wahren Wert der Nahrungsmittel Werbung für spezielle Kindernahrungsmittel zu viel gesüßte Getränke als in-drinks Überangebot an kindgerechtem Fast-Food zu viel Verbrauch von Fertiggerichten ungünstige Zusammensetzung der Nahrung in Kantinen und Kindertagesstätten
28 D O N A L D Studie 3 einfache Regeln für die Lebensmittelauswahl: reichlich Getränke und pflanzliche Lebensmittel mäßig tierische Lebensmittel sparsam fett- und zuckerreiche Lebensmittel Dortmund Nutritional and Anthropometric Longitudinally Designed Study
29 D O N A L D Studie
30 D O N A L D Studie
31 D O N A L D Studie
32 Ursachen für Übergewicht Vererbung (ethnische Zugehörigkeit) Sozialer Status Ernährungsgewohnheiten Bewegungsmangel / Verhaltensprobleme
33
34 Sozioökonomischer Status und körperliche A k tivität der Kinder KOPS,
35 KOPS Kiel Obesity Prevention Study Interventionsstrategien: Botschaften: - jeden Tag Obst und Gemüse - weniger Fett - Aktivität: >1 Std./ Tag - Medienzeiten: <1 Std. /Tag KOPS verfolgt niedrig-schwellige Interventionsmaßnahmen an Schulen Dr. med. und Sigrun in Jung, Familien. Simmern KOPS,
36 KOPS Kiel Obesity Prevention Study 4-Jahres-Nachuntersuchung: Persistenz / Inzidenz von Übergewicht - spontane Veränderung (Kontrollgruppe) 27,3% 5-7 Jahre 9-11 Jahre übergewichtige Kinder normalgewichtige Kinder 77,9% Persistenz 21,1% Inzidenz 72,6% 60,7% 39,3% übergewichtige Kinder normalgewichtige Kinder 47,4% 52,6% Es besteht eine hohe Persistenz (ca. 80%) und Inzidenz (ca. 9% / Jahr) des Übergewichts bei Kindern. KOPS,
37 KOPS Kiel Obesity Prevention Study 4-Jahres-Nachuntersuchung: Persistenz / Inzidenz von Übergewicht - Schulinterventionsgruppe 27,5% 5-7 Jahre 9-11 Jahre übergewichtige Kinder normalgewichtige Kinder 71,1% Persistenz 28,9% Inzidenz 72,4% 71,1% 28,9% übergewichtige Kinder normalgewichtige Kinder 39,9% 60,1% Die Schulintervention hat einen deutlich positiven Einfluss auf die Inzidenz (ca. 7%/Jahr), sie ist aber ohne Effekt auf die Persistenz. KOPS,
38 Problem: Ü b erfluss und gesunde Lebensweise Ein ausreichendes Ernährungs- und Gesundheitsbewußtsein sind derzeit nicht vorhanden Das Essverhalten unterliegt vielfältigen inneren und äußeren Einflüssen. Lebensmittel sind im Überfluss vorhanden und allgemein verfügbar. Die Automatisierung schränkt die Bewegung ein. Tischbein, Der schmausende Dicke
39 Einflussfaktoren auf die Gesundheit Dahlgren and Whitehead 1991, Policies and Strategies to promote social equities in health. Insitute for Future Studies. Dr. med. Sigrun Jung, Stockholm. Simmern
40 Ursachen und Möglichkeiten der Prävention Häufigkeit Ursachen Vorsorge Ausblick hoch und weiter steigend komplex notwendig, preiswert, z. Zt. aber begrenzt erfolgreich mehr Betroffenheit
41 Ursachen und Möglichkeiten der Prävention Ausblick Interventionen in den Bereichen Bildung und Familien Und die Lebensmittelindustrie? Positionierung Verantwortlichkeit Wissenschaft Kampagnen ( five a day )
42 Es rollt was auf uns zu packen wir s an!?
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