AREVA Deutschland: internationale Kompetenz in Kerntechnik

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1 AREVA NP entstand im Jahr 2001 aus dem Zusammenschluss des französischen Kerntechnikspezialisten Framatome mit der Nuklearsparte von Siemens. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Paris und unterhält Regionalgesellschaften in Deutschland sowie den USA. Die Stärke des Joint Venture ist seine Rundum-Kompetenz für Kernkraftwerke, angefangen von der Reaktorentwicklung über den Kraftwerkservice und die Modernisierung von in Betrieb befindlichen Anlagen, die Auslegung und Fertigung von Brennelementen bis hin zum schlüsselfertigen Neubau von Kernkraftwerken. In Deutschland sind wesentliche Kernkompetenzen angesiedelt, darunter auch konzernweit einzigartige Versuchseinrichtungen und die Elektro- und Leittechnik. AREVA NP ist Teil der weltweit tätigen AREVA-Gruppe, die ihrerseits ein einzigartiges integriertes Geschäftsmodell verfolgt. Dieses umfasst den gesamten Kernbrennstoffkreislauf vom Uranbergbau bis hin zur Wiederaufarbeitung verbrauchter Brennelemente. Derzeit beschäftigt AREVA weltweit rund Mitarbeiter, davon in Deutschland. Anschrift des Verfassers: Ulrich Gräber Sprecher der Geschäftsführung AREVA NP GmbH Paul-Gossen-Straße Erlangen AREVA Deutschland: internationale Kompetenz in Kerntechnik Ulrich Gräber, Erlangen Der weltweite Energiebedarf steigt kontinuierlich: die Internationale Energieagentur (IEA) prognostiziert in einer aktuellen Studie einen Verbrauchsanstieg von 36 % bis zum Jahr 2035, was einem jährlichen Plus von 1,2 % entspricht 1. Dem gegenüber stehen begrenzte fossile Ressourcen und die Notwendigkeit, den weltweiten Ausstoß von Kohlendioxid (CO 2 ) drastisch zu reduzieren. Diese energie- und klimapolitischen Herausforderungen bilden den Rahmen für die strategische Ausrichtung von AREVA. Die internationale Unternehmensgruppe mit Sitz in Paris ist weltweit führend bei der Entwicklung von Technologien zur CO 2 -freien Stromerzeugung. Dabei setzt AREVA auf eine breit angelegte Lösungsstrategie: Im Bereich der Kerntechnik bietet die Gruppe ein einzigartiges Geschäftsmodell, das den gesamten Kernbrennstoffkreislauf umfasst. Dazu gehören Abbau, Aufbereitung und Anreicherung von Uran, die Entwicklung, Herstellung und Wiederaufarbeitung von Brennelementen sowie Auslegung und Bau von Reaktoren mitsamt den dazugehörigen Serviceleistungen für den Kraftwerkbetrieb. Zusätzlich investiert AREVA in Technologien für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. Bis zum Jahr 2012 will das Unternehmen auch bei Wind- und Sonnenenergie, Biomasse sowie Wasserstofftechnologien eine führende Position einnehmen. AREVAs Kerntechniksparte: gebündelte Kompetenz aus Deutschland und Frankreich 1 Quelle: Studie World Energy Outlook 2010 der IEA, publiziert am 9. November Konkret heißt es darin: Im Szenario der neuen energiepolitischen Maßnahmen steigt der globale Primärenergieverbrauch zwischen 2008 und 2035 um 36 %, von rund Millionen auf Millionen Tonnen Rohöleinheiten, was einem durchschnittlichen Wachstum von 1,2 % pro Jahr entspricht. Im Bereich der Kerntechnik liegen die unternehmerischen Wurzeln der Nuklearsparte von AREVA in Deutschland und Frankreich. Bevor Siemens und die französische Framatome im Jahr 2001 ihre kerntechnischen Aktivitäten in der AREVA NP zusammenlegten, hatten beide Unternehmen bereits maßgeblich am Ausbau der Kernenergie in ihren Heimatmärkten und im Ausland mitgewirkt. So wurden von Siemens KWU bzw. ihren Vorgängerunternehmen sämtliche kommerziellen Druckwasser- (DWR) und Siedewasserreaktoren (SWR) in Deutschland, 4 weitere DWR-Anlagen in den Niederlanden, der Schweiz, Spanien und Brasilien sowie ein Schwerwasserreaktor in Argentinien gebaut. Aus der deutsch-französischen Zusammenarbeit heraus entstand auch der EPR TM - Reaktor (Abbildung 1 und 2), ein DWR mit einer Leistung von Megawatt elektrisch (MW e ) und der weltweit fortschrittlichsten Sicherheitstechnik. Er vereint in seinem Design den Erfahrungsrückfluss und das ingenieurtechnische Knowhow aus den modernsten in Betrieb befindlichen Anlagen in Frankreich (N4) und Deutschland (Konvoi). Der ATMEA1 TM -Reaktor, ein DWR im mittleren Leistungsbereich mit MW e, ergänzt das DWR- Portfolio und wird derzeit im Rahmen des Joint Venture ATMEA gemeinsam mit der japanischen Mitsubishi Heavy Industries (MHI) zur Marktreife entwickelt. Die deutschen AREVA-Standorte (Abbildung 3) spielen bei der Entwicklung neuer Reaktoren eine entscheidende Rolle. Jüngstes Beispiel ist der KERENA TM -SWR der MW e -Leistungsklasse, der derzeit in Zusammenarbeit mit dem Energieversorgungsunternehmen E.ON zur endgültigen Marktreife gebracht wird. In Deutschland sind zudem weitere wesentliche Schlüsselkompetenzen der AREVA-Gruppe angesiedelt, sodass von hier aus Großprojekte in der ganzen Welt betreut und abgewickelt werden können. Dementsprechend hat AREVA ihre 5 deutschen Kerntechnik- Standorte in den letzten Jahren erheblich ausgebaut. Zu Recht gilt AREVA nicht nur in Deutschland als das weltweit führende Kerntechnikunternehmen. 150 atw 56. Jg. (2011) Heft 3 März

2 Abb. 1: Mit dem Einbau des Reaktordruckbehälters in das Reaktorgebäude hat der Bau des EPR - Kraftwerks Olkiluoto 3 in Finnland einen wichtigen Meilenstein erreicht. Das Stahlbauteil wiegt 420 Tonnen, hat einen Durchmesser von 5,3 Metern und ist 10,6 Meter hoch. Als technologischer Vorreiter ist AREVA das erste Unternehmen überhaupt, das einen Reaktor der Generation III+ errichtet. Zu den bekanntesten in Deutschland in der jüngsten Vergangenheit realisierten Projekten gehört der Forschungsreaktor Garching II, den AREVA für Siemens fertiggestellt und im Jahr 2005 an den Kunden, die Technische Universität München (TUM), übergeben hat. Aktuelle Projekte laufen derzeit unter anderem in: Finnland: Bau des ersten EPR TM -Reaktors Olkiluoto 3 und Leittechnik-Modernisierung in den laufenden Kernkraftwerken Loviisa 1 und 2 (Projekt LARA ) China: Beteiligung am Bau zweier Reaktorblöcke des Typs EPR TM am Standort Taishan (Taishan 1 und 2) Frankreich: Beteiligung am Bau der EPR TM -Anlage Flamanville 3 inklusive der Lieferung der kompletten Sicherheitsleittechnik TELEPERM TM XS Brasilien: Fertigbau des Kernkraftwerks Angra 3 Bulgarien: Mitwirkung bei der Fertigstellung der WWER-1000-Blöcke Belene 1 und 2 russischer Auslegung Schweden: Lebensdauerverlängerung des Reaktors Oskarshamn 2 (Projekt PLEX ) Slowakei: Lieferung der AREVA-Sicherheitsleittechnik TELEPERM TM XS für die Reaktorblöcke Mochovce 3 und 4. Wesentliche kerntechnische Schlüsselkompetenzen in Deutschland beheimatet Abb. 2: Kernkraftwerkneubau Olkiluoto 3 im Oktober Zwischenzeitlich wurde auch der Druckhalter ins Reaktorgebäude eingehoben und die Dampferzeuger sind montiert Kerntechnik Made in Germany für den weltweiten Einsatz Allein in Deutschland arbeiten insgesamt rund Mitarbeiter an der Entwicklung und Vermarktung von Lösungen für CO 2 -freie Stromerzeugung. Rund 95 % davon sind in der Kerntechniksparte beschäftigt, wobei die Nuklearaktivitäten in der Regionalgesellschaft AREVA NP GmbH gebündelt sind. Am Stammsitz des Unternehmens in Erlangen sind rund Mitarbeiter angesiedelt. Damit ist Erlangen nicht nur der größte AREVA-Standort außerhalb Frankreichs, sondern sogar der größte Ingenieurstandort der gesamten Gruppe weltweit. Knapp 900 Kollegen arbeiten in Offenbach, einem weiteren bedeutenden Engineering-Standort von AREVA. Weitere Kerntechnikniederlassungen befinden sich in Karlstein am Main, in Duisburg und in Lingen. In Bremen, Bremerhaven und Stade liegen AREVAs industrielle Fertigungsstandorte im Bereich Windkraftanlagenbau und Biomassekraftwerke. Nukleartechnik aus Deutschland wird in Großprojekten auf der ganzen Welt eingesetzt. Die wichtigsten Absatzmärkte aus Deutschland heraus sind, neben dem Heimatmarkt, vor allem die skandinavischen Länder, die Niederlande, die Schweiz, Osteuropa sowie Südamerika. Darüber hinaus ist AREVA Deutschland an allen aktuellen Neubauvorhaben von EPR TM -Anlagen in Finnland, Frankreich und China beteiligt. Aufgrund des starken internationalen Engagements aus der deutschen Region heraus hat AREVA Deutschland allein in der Kerntechniksparte in den letzten 2 Jahren rund neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt. Damit hat sich die Zahl der in Deutschland in der Kerntechnik Beschäftigten seit 2005 verdoppelt und dies trotz des im Jahr 2000 gefassten Ausstiegsbeschlusses der damaligen Bundesregierung. An den deutschen Standorten vereint AREVA zentrale kerntechnische Schlüsselkompetenzen von internationaler Bedeutung. Dazu zählen: Elektro- und Sicherheitsleittechnik: Erst kürzlich hat AREVA die Modernisierung des Reaktorsicherheitssystems mit der digitalen Sicherheitsleittechnik TELEPERM TM XS und weiteren westlichen Technologien im russischen Kernkraftwerk Kola 3 abgeschlossen. Das Projekt ist eine wichtige Referenz im Markt für Leittechnik-Modernisierungsvorhaben in WWER-Reaktoren der 2. Generation in Russland und war der Auftakt zu weiteren gemeinsamen Vorhaben mit dem Kunden VNIIAES atw 56. Jg. (2011) Heft 3 März 151

3 Abb. 3: AREVA in Deutschland. Hier arbeiten rund Mitarbeiter, davon in der Kerntechniksparte (gesamtrussisches Forschungsinstitut für den Betrieb von Kernkraftwerken): in den neuen MW e -Blöcke Novovoronezh 2-1 und Leningrad 2-1 wird TELEPERM TM XS installiert. Auch das schwedische Kernkraftwerk Ringhals 1 setzt seit kurzem auf AREVAs digitale Sicherheitsleittechnik: TELEPERM TM XS ergänzt hier das analoge System und erhöht damit den Ausfallschutz. Und auch in den USA kommt diese Technologie zum Einsatz: Im Rahmen der wiederaufgenommenen Bauarbeiten am Reaktorblock Bellefonte 1 in Alabama wird AREVA unter anderem ihre digitale Sicherheitsleittechnik implementieren. TELEPERM TM XS ist das erste von der US-Behörde Nuclear Regulatory Commission freigegebene digitale Leittechniksystem. Auslegung und Herstellung von Brennelementen für DWR- und SWR- Anlagen: AREVAs international ausgerichtete Brennelemententwicklung und -fertigung arbeitet intensiv an der Entwicklung neuer Brennelemente für DWR- und SWR-Kernkraftwerke. Die deutsche Region leitet dabei das Projekt zur Entwicklung des neuen SWR-Brennelements ATRIUM TM 11 (Abbildung 4). Dieses Produkt wurde Ende 2010 erstmals SWR-Kunden aus ganz Europa und den USA vorgestellt. Voraussichtlich bereits im Jahr 2012 kommen erste Vorläufer-Brennelemente in Reaktoren zum Einsatz. Parallel dazu entwickelt sich der Standort Karlstein der Advanced Nuclear Fuels GmbH momentan zum weltweiten Kompetenzzentrum für die Abstandhalterfertigung. Spätestens ab 2012 sollen die Abstandhalter für alle amerikanischen Kunden mit DWR- oder SWR-Anlagen aus Karlstein geliefert werden. Nukleare Forschung: Mit dem Leittechnik-Forum und dem daran angeschlossenen Prüffeld für Hard- und Software verfügt AREVA am Standort Erlangen über die größte Testeinrichtung der Welt für Betriebs- und Sicherheitsleittechnik in Kernkraftwerken. In der europaweit einzigartigen Primärkreislaufversuchsanlage (PKL) in Erlangen können Untersuchungen zum thermohydraulischen Verhalten von DWR-Anlagen unter Störfallbedingungen durchgeführt werden. Entsprechende Studien und Forschungsprojekte, die wichtige Erkenntnisse für die Anlagensicherheit liefern, werden seit Jahren im Rahmen von international ausgerichteten Programmen abgewickelt und von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) gefördert. Am Versuchsstandort Karlstein am Main, der auf eine über 50-jährige Tradition zurückblickt, unterhält AREVA außerdem einzigartige Großversuchseinrichtungen Abb. 4: Siedewasserreaktor-Brennelement des Typs ATRIUM TM 11. Die Neuentwicklung wurde im Herbst 2010 öffentlich vorgestellt, bereits im Jahr 2012 sollen erste Vorläuferbrennelemente in Reaktoren zum Einsatz kommen 152 atw 56. Jg. (2011) Heft 3 März

4 zur Komponentenqualifikation und für die Weiterentwicklung und Sicherheitsforschung in der SWR- Technologie. Beispiele sind der weltweit größte Großarmaturen-Prüfstand (GAP), der weltweit leistungsstärkste Versuchsstand für Brennelemente (KATHY) und der INKA-Versuchsstand (Abbildung 5), wo die passiven Sicherheitssysteme des KE- RENA TM -SWR im Maßstab 1:1 untersucht werden. Auch im Bereich der Erneuerbaren Energien zeichnet sich AREVA Deutschland durch hohe Innovationskraft aus: So war AREVA Wind am Bau des ersten deutschen Offshore- Windparks alpha ventus in der Nordsee beteiligt und lieferte 6 der 12 5-MW e -Windturbinen, die speziell für den Einsatz auf hoher See entwickelt wurden. Die AREVA-Windkraftanlagen namens M5000 werden aus Deutschland heraus geplant und montiert. Tochterunternehmen in Deutschland Advanced Nuclear Fuels GmbH: spezialisiert auf Brennelemente Die AREVA-Tochter Advanced Nuclear Fuels GmbH (ANF) mit rund 660 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern fertigt an den Standorten Lingen, Duisburg und Karlstein Brennelemente für SWR- und DWR-Anlagen für den deutschen und westeuropäischen Markt. Für die Produktion der Brennstäbe und -elemente sind Hüllrohre, Kopf- und Fußstücke, Abstandhalter und weitere metallische Komponenten erforderlich. Diese kommen sowohl aus den deutschen Werken Duisburg und Karlstein als auch aus dem internationalen Fertigungsverbund von AREVA, zum Beispiel aus Romans (Frankreich), Dessel (Belgien) und Richland (USA). Gleichzeitig liefert das Werk Lingen Uran- Pulver und -Tabletten an Schwesterfirmen im Ausland. Durch die enge Verzahnung ist es möglich, flexibel auf Kundenwünsche zu reagieren und von Synergien in Forschung und Entwicklung zu profitieren. Die Produktivität der ANF ist beachtlich: Das Brennelementwerk Lingen darf bis zu 650 Tonnen Uran pro Jahr in Form von Brennelementen verarbeiten und für bis zu 800 Tonnen Uran pro Jahr Konversionsleistungen erbringen. Seit Betriebsbeginn im Abb. 5: Der Prüfstand INKA in Karlstein. Die zu testenden Komponenten der passiven Sicherheitssysteme des neuen Siedewasserreaktors KERENA TM Notkondensator, Gebäudekondensator, passives Kernflutsystem und passiver Impulsgeber werden in Originalgröße untersucht. Die Gesamtanordnung bildet die Höhenverhältnisse im Maßstab 1:1 ab und erreicht damit eine Höhe von 31 m Jahr 1979 haben Brennelemente mit mehr als 5 Millionen Brennstäben das Werk Lingen verlassen. In Duisburg entstehen Hüll- und Strukturrohre für die Brennelementfertigung in Lingen sowie für den Export nach Frankreich, Fernost und Nordamerika. Die Produktionseinrichtungen wurden in den letzten Jahren immer weiter ausgebaut, sodass ANF heute in der Lage ist, jährlich rund km nahtlos kaltgewalzter Rohre aus Zirkonium zu fertigen. intelligendt Systems & Services GmbH: zerstörungsfreie Prüfung von Werkstoffen Das Tochterunternehmen intelligendt Systems & Services GmbH bietet von Erlangen und Karlstein aus Technologien und Dienstleistungen für zerstörungsfreie Werkstoffprüfung an. Seit über 30 Jahren liegen die Hauptaktivitäten im Bereich der mechanisierten zerstörungsfreien Prüfung von kerntechnischen Primärkomponenten. Von Reaktordruckbehälter über Dampferzeuger und Druckhalter bis hin zu Hauptkühlmittelpumpen sowie Primärkreisrohrleitungen werden Prüfsysteme für Ultraschall-, Wirbelstrom- und visuelle Prüfungen entwickelt und eingesetzt. Das in Kernkraftwerken eingesetzte Prüf-Fachwissen wurde erfolgreich in andere Industrien wie die Luftund Raumfahrt übertragen. Dank der langfristigen internationalen Ausrichtung haben die Prüfverfahren eine Vielzahl an länderspezifischen Qualifikationen erreicht. Zusammen mit der französischen Tochter Intercontrôle und der US-amerikanischen Einheit bildet intelligendt innerhalb der AREVA-Gruppe einen internationalen Kompetenzverbund für zerstörungsfreie Prüfungen, der jüngst unter dem Namen NDE (Non Destructive Examination) Solutions zusammengefasst wurde. 650 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an 10 Standorten sorgen dafür, dass Kompetenz und Ressourcen gebündelt werden und internen wie externen Kunden weltweit zur Verfügung stehen. Organisation der AREVA-Gruppe: Aktivitäten im Bereich Kernenergie AREVA ist in 5 zentralen Geschäftsbereichen organisiert. Während sich ein Bereich ausschließlich mit den Erneuerbaren Energien befasst, ist das Nukleargeschäft in Bergbau, Front End, Reaktoren & Service und Back End gegliedert. Unterstützt werden die 4 kerntechnischen Geschäftbereiche durch die Organisation Engineering & Projects. Sie bündelt AREVAs Engineering- Kompetenz zentral und nimmt damit als ingenieurtechnisches Rückgrat eine Schlüsselrolle ein. Rund der in Deutschland beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten für diese Organisation und sind mit den Aufgaben Engineering, Bau und Inbetriebnahme, Service und Projektmanagement betraut. Die Organisation Engineering & Projects birgt in sich ein hohes Synergiepotenzial. Damit ist AREVA weltweit das einzige Unternehmen, das Stromversorgern in der ganzen Welt integrierte Lösungen im gesamten Kernbrennstoffkreislauf nach führenden technologischen Standards anbietet, die sich jederzeit flexibel an geänderte Anforderungen anpassen lassen. Die 4 kerntechnischen Geschäftsbereiche umfassen folgende Kompetenzen: Bergbau: Liefersicherheit für Kernbrennstoff Zum Geschäftsgebiet Bergbau gehören die Exploration und Förderung von Uran-Erz. AREVA ist mit ihren Minen einer der weltweit größte Uranproduzenten. Die Uran-Reserven von AREVA in Nordamerika, Afrika und Asien werden auf über Tonnen geschätzt. So ist sichergestellt, dass die Gruppe den atw 56. Jg. (2011) Heft 3 März 153

5 Bedarf ihrer Kunden heute und in Zukunft decken kann. Front End: vom Uran zum Brennelement Dieses Geschäftsgebiet umfasst die Aktivitäten Uran-Aufbereitung und Uran- Anreicherung sowie Design und Fertigung von Kernbrennstoff. An verschiedenen Standorten in Deutschland, Frankreich, Belgien und den USA werden Brennelemente für Leichtwasserreaktoren (DWR und SWR) ausgelegt und gefertigt. AREVA ist Weltmarktführer in Bezug auf ausgelieferte Brennelemente und damit verbundene Dienstleistungen. Die weltweite Organisation der Brennelemententwicklung und -fertigung ist ein wichtiger Faktor, um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken: Damit kann AREVA die Märkte in Europa, den USA und Asien flexibel bedienen und Synergien in Forschung und Entwicklung nutzen. Reaktoren & Service: Kompetenz für neue und laufende Anlagen Der Bereich Reaktoren & Service plant und baut Reaktoren für Kernkraftwerke, nukleare Schiffsantriebe und Forschungsreaktoren. Zudem werden Großkomponenten für Kernkraftwerke gefertigt. Das Angebot umfasst zahlreiche Produkte und Dienstleistungen für Wartung und Instandhaltung, Betrieb, Modernisierung und Leistungssteigerung laufender Blöcke. Darüber hinaus werden Systeme zur Überwachung und Messung von Radioaktivität entwickelt. Mit mehr als hundert Kernkraftwerken (errichtet bzw. derzeit im Bau) ist AREVA hier ebenso Weltmarktführer wie bei den Austauschkomponenten für laufende Anlagen. Back End: Weltmarktführer im Bereich Wiederaufarbeitung In diesen Bereich fallen sämtliche Tätigkeiten aus dem Back End des Kernbrennstoffkreislaufes, zum Beispiel die Wiederaufarbeitung von Brennelementen. Außerdem beschäftigt sich AREVA mit dem Rückbau kerntechnischer Anlagen bis hin zum kompletten Rückbau von Standorten und der Standortsanierung. Ferner bietet das Unternehmen Lösungen für den sicheren Transport und die Lagerung radioaktiver Stoffe. Die Neu- und Weiterentwicklung von Systemen und Komponenten für bestehende Anlagen und der dazugehörigen Serviceleistungen. Ein aktuelles Beispiel für die Innovationsfähigkeit ist AVARIS TM (AREVA Valve Repair In-situ). Damit lassen sich die Sitzdichtflächen an Absperrarmaturen in Kernkraftwerken sanieren, ohne die betreffenden Armaturen ausbauen oder ersetzen zu müssen. Das Verfahren hat sich bereits im Kernkraftwerk Isar 2 bewährt: hier wurden 2 Absperrschieber unterschiedlicher Nennweiten erfolgreich mit AVARIS TM saniert. Die Entwicklung noch leistungsfähigerer Brennelemente wie das neue ATRIUM TM 11-Brennelement für SWR-Anlagen. Begleitende sicherheitstechnische Untersuchungen für Neuanlagen (EPR TM -, KERENA TM -, ATMEA1 TM -Reaktoren). Studien zu neuen, innovativen Reaktorlinien der Generation IV, damit AREVA auch künftig den Markt mitgestaltet. Darüber hinaus arbeitet AREVA intensiv mit Forschungszentren und Universitäten zusammen. Die umfangreichen Investitionen in die wissenschaftlich-technische Lehre umfassen beispielsweise die AREVA Nuclear Professional School und 2 Stiftungsprofessuren, jeweils eine am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und eine gemeinsame Professur an der TU Dresden bzw. dem Forschungszentrum Dresden-Rossendorf. Kompetenzerhalt und Personalaufbau Um die Kompetenz für den Kernkraftwerkneubau und die anstehenden Kraftwerkmodernisierungen über den Generationswechsel hinweg zu erhalten und weiter auszubauen, unternimmt AREVA gezielte Maßnahmen im Bereich der quantitativen und qualitativen Personalplanung und investiert in die systematische Einarbeitung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie in Aus- und Weiterbildung. Nachwuchskräfte profitieren von einem breit gefächerten Ausbildungsangebot: Derzeit absolvieren im Kerntechnikbereich 180 Auszubildende eine der 15 angebotenen klassischen Berufsausbildungen bzw. nehmen an einem der 9 dualen Studiengänge teil. Im Rahmen der Kooperativen Ingenieurausbildung (KIA) können die Nachwuchskräfte zum Beispiel einen Diplomabschluss parallel zur IHK-Ausbildung erwerben. Im Zuge des Personalaufbaus wurden und werden vor allem an den Standorten Erlangen und Offenbach die räumlichen Kapazitäten weiter ausgebaut. Im September 2010 wurde ein neuer Gebäudekomplex im Süden Erlangens ( Am Bachgraben ) eingeweiht (Abbildung 6). Dort arbeiten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Gebäude wurde als Green Building durch die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen zertifiziert und erhielt mit dem Gold-Status die höchste Auszeichnung für umweltfreundliche und wirtschaftlich effiziente Gebäude. Die Zukunft im Blick Das Erdbeben und die nachfolgende Flutwelle in Japan haben im März 2011 den Nordosten des Landes schwer verwüstet, zehntausenden Menschen das Leben gekostet, hunderttausende Menschen obdachlos gemacht und darüber hinaus vier Reaktorblöcke schwerstbeschädigt. Die verheerenden Folgen der Naturkatastrophe in Fukushima verpflichten Hersteller, Behörden, Gutachter und Betreiber, auch in Zukunft AREVA investiert in Forschung und Entwicklung Die Lösungen und Produkte von AREVA entsprechen höchsten Sicherheits- und Technologiestandards. Dazu investiert AREVA Deutschland stark in Forschung und Entwicklung und deckt dabei ein breites Spektrum technischer Fragestellungen ab. Dazu gehören: Abb. 6: Im September 2010 wurde (in Erlangen) ein weiteres Gebäude, Am Bachgraben (siehe Foto), eingeweiht, das Platz für rund Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bietet. Bereits im Oktober 2007 hat AREVA NP die Räumlichkeiten der neuen Deutschland-Zentrale in Erlangen bezogen. 154 atw 56. Jg. (2011) Heft 3 März

6 alles zu unternehmen, um die Folgen eines Unfalls auf die Anlagen zu begrenzen. Die meisten energiewissenschaftlichen Institute (wie die IEA) gehen davon aus, dass der Anteil der Stromerzeugung aus Kernkraftwerken weltweit zunehmen muss und wird. Die Anzahl der Anlagen sowie deren Leistung werden sich erhöhen. Für die die Zukunft der Kerntechnik hat sich AREVA schon in den letzen Jahren gut aufgestellt: Mit den drei Reaktormodellen EPR TM, ATMEA1 TM (beides DWR) und KERENA TM (SWR) und deren unterschiedlicher Leistungsklasse (1.100 MW e bis MW e ) steht dem Markt ein Reaktorportfolio auf dem neuesten Stand der Technik und Sicherheitstechnik zur Auswahl. Sie decken einen weiten Einsatzbereich sowie die unterschiedlichen Anforderungsprofile in den jeweiligen Ländern ab. Für den Bereich Betriebs- und Sicherheitsleittechnik trägt die deutsche Region innerhalb der AREVA die internationale Geschäftsverantwortung. Die Bundesregierung hat mit dem aktuellen Moratorium der Laufzeitverlängerung ihre energiepolitische Grundhaltung (noch) nicht aufgeben. Für sie ist die Kernenergie eine Brückentechnologie. Sie kann erst und nur dann durch Erneuerbare Energien ersetzt werden, wenn diese verlässlich und zu volkswirtschaftlich verträglichen Kosten zur Verfügung stehen. Kernenergie soll in Deutschland ab dem Jahr 2040 nicht mehr genutzt werden. Laut den Aussagen von Bundeskanzlerin Angela Merkel dürfe der Ausstieg nicht dazu führen, Strom aus ausländischen Kernkraftwerken nach Deutschland zu importieren. Für die verbleibenden Laufzeiten müssen auch weiterhin die Anlagen nachgerüstet werden, damit sie dem Stand der Technik entsprechen. Sollte die Novellierung des Atomgesetzes von 2010 vor den Gerichten Bestand haben und aus energie- und wirtschaftspolitischen Gründen auf den Betrieb der Anlagen nicht verzichtet werden, wird die Nachfrage nach Service- und Modernisierungsmaßnahmen sowie nach Brennelementen steigen. Es ist nach Fukushima zu früh, um über die Entwicklung des Kernkraftwerkmarktes außerhalb Deutschlands eine belastbare Prognose zum Zeitrahmen des Modernisierungsbedarfs sowie des Neu- und Ersatzbaus abzugeben. AREVA ist sicher, dass der weltweite Strombedarf trotz Effizienzsteigerung und Einsparungen in den Industrieländern steigen wird. Auch wird der Bedarf an CO 2 -frei erzeugtem Strom zunehmen. Mit AREVAs Portfolio aus Kernenergie, Wind, Solarthermie, Biomasse und Speichertechnologien ist das Unternehmen auch für die zukünftigen Herausforderungen des Marktes richtig aufgestellt. Anzeige Challenging Nuclear Projects More than 4,000 engineers, physicists and chemists with vast experience in high-tech engineering and facility solutions Prime partner for state of the art design and construction challenges, like the world s most powerful fission simulation laser facility First-class contractor for leading Science and Research facilities worldwide Delivery of auxiliary facilities and infrastructure turnkey projects M+W Group GmbH Lotterbergstr Stuttgart, Germany Phone nuclear@mwgroup.net atw 56. Jg. (2011) Heft 3 März 155