Erfahrungsbericht Glasgow 2014/2015
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- Birgit Hummel
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1 Erfahrungsbericht Glasgow 2014/2015 Juliane Buschmann University of Glasgow/ Großbritannien Rechtswissenschaften Betreuungspersonen Freiburg Glasgow Sybille Schneiders Morna Roberts Erbprinzenstraße 17a 5-8 The Square, University of Glasgow D Freiburg im Breisgau Glasgow G12 8QQ Studium an der Gasthochschule Allgemeiner Studienaufbau In Schottland besteht die Juristenausbildung aus einem vierjährigen Bachelor, an den noch ein einjähriges Diploma und ein zweijähriges `Traineship angeschlossen wird, wenn man später als solicitor in GB arbeiten möchte. Leider ist es im Rahmen des ERASMUS-Programms nur möglich, Lehrveranstaltungen auf Bachelor-Niveau zu belegen. Die Kurse Veranstaltungen des ersten und zweiten Jahres (Level 1&2) bestehen aus Vorlesungen und Tutorials, die mit deutschen AG s vergleichbar sind. Im Gegensatz dazu sind die Dritt- und Viertjahreskurse deutlich anspruchsvoller, aber gleichzeitig auch deutlich spannender. In der Regel werden sie als Seminare gehalten und sind stark auf Mitarbeit der Studenten ausgelegt. Die Prüfungen finden generell am Ende eines jeden Kurses statt. Business Law (10 ECTS) Business Law wird vor allem von Austauschstudenten und Studenten aus dem Bereich Wirtschaft belegt. Anders als der Titel es vermuten lässt, gibt der Kurs jedoch eher eine Einführung in das schottische Privatrecht, und das auf leider nicht allzu hohem Niveau. Persönlich war ich etwas enttäuscht, da ich einen Fokus auf wirtschaftliche
2 Fragestellungen erwartet hatte. Möchte man jedoch einen guten Überblick bekommen, ohne vielt dafür tun zu müssen, dann ist dieser Kurs genau richtig. Law and Government (10 ECTS) Die Vorlesung in Law and Government war die bisher beste meines gesamten Studiums. Adam Tomkins ist in GB kein unbeschriebenes Blatt und wenn man seine Vorlesung besucht, merkt man sehr schnell warum. Die Vorlesung beschäftigt sich vor allem mit öffentlich-rechtlichen Fragestellungen und baut eigentlich auf constitutional law auf, was den Einstieg etwas schwierig macht. Trotzdem rate ich generell jedem, den Kurs zu belegen, auch wenn er relativ viel Arbeit mit sich bringt. Institutions and Judicial Control of the EU (15 ECTS) Dieser Level 3 Kurs beschäftigt sich nicht mit klassischem EU law, sondern mit europäischem Verfassungsrecht. Es geht in den Seminaren vor allem um Rechtsprechung des EUGH und deren Einfluss auf die verfassungsrechtliche Balance in Europa. Der Dozent ist außerdem in drei Seminaren auf die Eurokrise eingegangen, was mir sehr gut gefallen hat, da ich nun endlich alle Zusammenhänge verstanden habe (oder zumindest meine, sie verstanden zu haben). Der italienische Dozent ist sehr sympathisch und fit auf seinem Fachgebiet. Intellectual Property Law (15 ECTS) Intellectual Property Law ist mit Sicherheit einer der anspruchsvolleren Kurse. Da einem jedoch viel Wissen vermittelt wird, dass man auch in Deutschland verwenden kann, lohnt sich der verhältnismäßig hohe Zeitaufwand. Der Kurs wird durch ein Essay im ersten Semester und eine Abschlussklausur im Mai bewertet. Mixed Jurisdictions (15 ECTS) Der Kurs Mixed Jurisdictions hat mir mit Abstand am meisten Spaß gemacht. Er beschäftigt sich, wie der Name schon sagt, mit Rechtsordnungen, die ein Mix aus Common Law und Civil Law sind. Wer Rechtsvergleichung oder Rechtsgeschichte mag, oder einfach einen Einblick in andere Rechtsordnungen bekommen möchte, ist hier genau richtig. Im ersten Semester bekommt man einen Überblick über Rechtsvergleichung und drei sehr bekannte Mixed Jurisdictions. Das zweite Semester
3 besteht dann aus Vorträgen von den Studenten, die selbst ein Essay über eine Mixed Jurisdiction ihrer Wahl geschrieben haben und dieses dann den anderen präsentieren. Besonders unterhaltsam sind auch die Anekdoten der 76-jährigen Professorin, die eigentlich schon emiritiert ist. Universitäres und kulturelles Rahmenprogramm Vor dem eigentlichen Semesterbeginn Mitte September findet International Week` und eine Fresher s Week statt. Beide Wochen bieten die ideale Möglichkeit um Leute und die Uni kennenzulernen. Außerdem gibt es an der Uni viele Societies und Sportclubs, die nicht nur viel Spaß machen, sondern auch die ideale Möglichkeit darstellen mit Schotten in Kontakt zu kommen. Ich persönlich war im Glasgow University Sailing Club und habe dort über das Jahr an einem Segelkurs für Anfänger teilgenommen. Schottland Schottland ist ein ein tolles Land und in Wirklichkeit noch schöner als auf Postkarten. Wer also Zeit in Schottland verbringt, sollte sich unbedingt die Highlands und die Isle of Skye angucken. Am besten tut man sich mit ein paar Freunden zusammen, nimmt sich einen Mietwagen und macht eine Rundreise. Für wen dies keine Option ist, sollte aber auf jeden Fall ein paar Tagesausflüge mitmachen, die zum Beispiel ISUK Student Tours anbieten. Mobilität in Glasgow Glasgow kann leicht über drei Flughäfen erreicht werden: Glasgow International Airport, Glasgow Prestwick Airport und Edinburgh Airport. Zu allen Flughäfen fahren sehr regelmäßig Busse von dem zentralen Busbahnhof in Glasgow, der Buchanan Bus Station. Günstige Flugverbindungen gibt es für ganz Deutschland über Easyjet oder Ryanair. Taxis sind in Glasgow sehr günstig im Verhältnis zu Deutschland. Außerdem gibt es die Möglichkeit ein Taxi im Voraus zu buchen, bzw. anzurufen, was dann noch günstiger ist. Die U-Bahn in Glasgow besteht aus einem inneren und einem äußeren Ring, der das Stadtzentrum geschickt mit dem West End verbindet. Generell ist es in GB immer günstiger von vornherein Return-Tickets zu kaufen, da der Preisunterschied zum Single-Ticket meist nicht groß ist.
4 Unterkunft Es empfiehlt sich meiner Meinung nach nicht, einen Platz im Studentenwohnheim zu nehmen. Die Wohnheime sind viel zu teuer, schmutzig und liegen eher dezentral. Ich bin Ende August nach Glasgow geflogen, um mir ein Zimmer zu suchen und habe damit gute Erfahrungen gemacht. Auch andere Kommilitonen hatten keine Schwierigkeiten vor Ort eine Unterkunft zu finden. Es ist sicherlich gut, nach einer Wohnung im West End zu suchen, da dort die Uni ist und sich das studentische Leben abspielt. Auf der Byres Road im Herzen des West Ends gibt es außerdem einen Kiosk, an dem Zimmerangebote für Studenten aushängen. Konto Ich würde davon abraten extra ein Konto in Glasgow zu eröffnen. Viele deutsche Banken bieten Kreditkarten zu günstigen Konditionen an, mit denen man kostenlos Geld im Ausland abheben kann. So bekommt man immer den besten Kurs. Außerdem epfiehlt es sich ohnehin im Auslandsjahr eine Kreditkarte zu besitzen, um im Notfall schnell auf Bargeld zugreifen zu können. Lebenshaltungskosten Die Lebenshaltungskosten sind in GB deutlich höher als in Freiburg. Durch den momentan sehr schlechten Euro-Wechselkurs, ist der Unterschied noch größer geworden. Also grobe Regel kann man ungefähr annehmen, dass alles in Pfund genau so viel kostet, wie es bei uns in Euro kosten würde, tendenziell sogar noch ein bisschen mehr. Im Großen und Ganzen ist Glasgow also nicht unbedingt günstiger als Stockholm. Versicherungen In GB gibt es den National Health Service, der Studenten kostenfrei behandelt. Dafür lässt man sich unkompliziert in der Arztpraxis der Universität im Fraser-Building registrieren. Dennoch würde ich jedem raten, seine deutsche Krankenversicherung für die Zeit des Auslandsjahres zu behalten, da man ja während des Auslandsjahres manchmal auch in Deutschland bzw. in anderen Ländern ist. Freizeitgestaltung Glasgow hat als Stadt viel zu bieten. Man kann günstig ins Theater oder Musical gehen, Vintage-Fairs besuchen oder einfach in den Pub geben. Ohnehin spielt sich das
5 gesellschaftliche Leben in Schottland größtenteils im Pub ab. Besonder empfehlenswert sind zum Beispiel die Beer Bar in der GUU, der Oran Mor Pub oder der Hillhead Book Club. Dienstags ist immer open mic im Stand Comedy Club im West End, wo man garantiert einen tollen Abend für 2 Pfund eintritt hat. Aus sportlicher Sicht ist das Fitneszentrum der Uni die beste Wahl, in dem man für eine Jahresmitgleidschaft nur 60 Pfund zahlt. Fazit Ich empfehle jedem, die Möglichkeit ein Jahr im Ausland zu studieren wahrzunehmen. Schottland ist ein tolles Land dafür und Glasgow eignet sich gut zu leben. In Glasgow hat man eine ausgezeichnete Universität in Kombination mit einer lebhaften Stadt, die viel Unterhaltung verspricht. Durch mein Auslandsjahr in Glasgow habe ich nicht nur ein anderes Rechtssystem und Land kennengelernt, sondern auch das deutsche Rechtssystem und Land besser verstanden. Diejenigen, die die Plätze in Glasgow bekommen, können sich gerne im Auslandsbüro meine adresse geben lassen.
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