Vertiefende Themen der Volkswirtschaftslehre (Teil 2)
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- Hansl Lorenz
- vor 8 Jahren
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1 Vertiefende Themen der Volkswirtschaftslehre (Teil 2) 1) Wie hoch ist das BIP in diesem Beispiel? Forschungsauftrag: Makroökonomisches 1 x 1 Dr. Christof FINK christof@sommercamp.at Folien und Infos unter Inhaltsverzeichnis 1. Definition des BIP 2. Wirtschaftswachstum und Konjunktur Das Bruttoinlandsprodukt - BIP Preisniveau, Inflation, Preisindex 1. Definition 2. Reales und nominales BIP 3. Probleme und volkswirtschaftliche Kosten der Inflation 4. Reale und nominale Löhne (Lohnniveau) und Zinsen (Zinsniveau) Definition: Das BIP ist der Marktwert aller Güter und Dienstleistungen, die innerhalb eines Jahres in einem Land hergestellt werden und dem Endverbrauch dienen. 2) Wie produktiv ist diese Volkswirtschaft? Wie würden sie diese messen? (Definition von Produktivität? notwendigen Annahmen treffen!) 1. Definition 2. Arbeitslosigkeit und Wachstum Arbeitsmarkt und Arbeitslosenquote 3) Wie ist die Größe Wirtschaftswachstum (g) definiert? Zurück zum Start: Gesamtwirtschaftliches Angebot und Nachfrage 1. Inflations-Ursachen 2. Fiskalpolitik 3. Geldpolitik 4. Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik 4) Was ist die Leistungsbilanz? 5) Wie ist Inflation bzw. die Inflationsrate (π) definiert? Wie misst man diese? Was könnte Dis-inflation sein? 6) Wie würden Sie die Kaufkraft messen? 7) Wie ist die Arbeitslosenrate (u) definiert? D.h. was steht im Zähler? was im Nenner? Seite 1 Seite 2
2 Das Bruttoinlandsprodukt - BIP 1. Definition des BIP Im Mittelpunkt makroökonomischer Analysen steht das BIP, das Bruttoinlandsprodukt. Das BIP ist der Wert aller Güter und Dienstleistungen an Endverbraucher, die innerhalb eines Jahres produziert wurden. b) Verteilungsrechnung Y = Σ Einkommen =... Im BIP ist somit das Brot, das man im Supermarkt kauft, oder der Haarschnitt bei einem Friseur enthalten. Das BIP steht für die (aggregierte) Produktion einer Volkswirtschaft. Berechnet wird das BIP im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (= VGR), in der die vielfältigen Zahlungsströme zwischen den wirtschaftlichen Akteuren einer Volkswirtschaft Private Haushalte Unternehmen Staat und Ausland erfasst werden Entstehungs- und Verteilungsrechnung Produktions-Konto der Unternehmen (Beispiel) Einkauf, Vorleistung 900 Verkaufserlöse: (VL) - Vorleistungen (VL)... (Pacht, Zinsen), Löhne... - Konsum... Gewinne... Bruttoproduktionswert (BPW)... Bruttoproduktionswert (BPW)... a) Entstehungsrechnung Das BIP steht für die (aggregierte, d. h. angehäufte) Produktion einer Volkswirtschaft. Es kann auch als die Summe der Wertschöpfung aller Unternehmen gesehen werden, da der produzierte Mehrwert aller Unternehmen der gesamten Produktion eines Jahres entspricht. Y = BPW - VL = Σ Wertschöpfung (WS) = Verwendungsrechnung Y = C + I + (EX - IM) Y = Cpr+Cöff + Ipr+Iöff + (EX - IM) Das BIP (Y) wird auf vier Verwendungszwecke aufgeteilt: Konsum (C): jener Teil des BIP, der von den privaten Haushalten nachgefragt wird. Investitionen (I): Jener Teil des BIP (= Output), der von Unternehmen gebraucht wird, um Güter für die Zukunft zu produzieren, wird Investition genannt (z.b. Produktionsmaschinen). Die Investitionen erhöhen den Kapitalstock (K) einer Volkswirtschaft. Öffentlicher Konsum (Cöff, G): Die Ausgaben des Staates für Güter und Dienstleistungen nennt man Öffentlicher Konsum. Zum öffentlichen Konsum zählen die Staatsausgaben für Schulen, Krankenhäuser oder für militärische Zwecke. Staatliche Transfers wie Kinderbeihilfen oder Subventionen zählen zwar zu den Staatsausgaben, nicht jedoch zum öffentlichen Konsum, da der Staat für diese Zahlungen keine Güter oder Dienstleistungen im Gegenzug erhält. Seite 3 Seite 4
3 Außenbeitrag (EX - IM): In einer offenen Volkswirtschaft tritt das Ausland als weiterer Nachfrager auf, der einen Teil der Produktion einer Volkswirtschaft nachfragt. Umgekehrt fragen Inländer ausländische Produkte nach. (= Leistungsbilanz) 1.3. Einkommenskonten (sehr vereinfacht und reduziert) Haushalt: Y - T + TR = C + S Staat: D + T = Cöff (G) + Iöff + TR T, Tax Steuer(aufkommen) TR, Transfers Transferleistungen des Staates: Kinderbeihilfe, Arbeitslosengeld S Sparen D Defizit des Staates 2. Wirtschaftswachstum und Konjunktur Wachstumsrate des (realen) BIP: g BIP,t = BIP t BIP t 1 BIP t 1 Die Produktion steigt im Zeitablauf nicht regelmäßig. Vielmehr schwankt sie um einen Trend. Diese Schwankungen werden als Konjunkturzyklus bezeichnet. Rezession: mindestens 2 aufeinander folgende Quartale, in denen das Wirtschaftswachstum negativ ist. Forschungsauftrag: BIP Wenn das BIP (=Y) steigt welche anderen volkswirtschaftlichen Größen sind davon direkt und indirekt betroffen? z.b. Wenn Y (= Produktion) steigt = Einkommen steigt -> Konsum ( C) steigt Seite 5 Seite 6
4 Preisniveau, Inflation, Preisindex 1. Definitionen Das Preisniveau P ist der gewogene Durchschnitt der Preise aller Güter und Dienstleistungen einer Volkswirtschaft. Bei einem Anstieg des Preisniveaus spricht man von Inflation (π). Sinkt das Preisniveau, spricht man von Deflation. Ein Sinken der Inflationsrate nennt man Disinflation. 1. Definition: Verbraucherpreisindex (VPI) Die Berechnung der Preisindizes nach der LASPEYRES-Formel: p 0... Preis des Gutes zur Basiszeit p 1... Preis des Gutes zur Berichtszeit x 0... Menge des Gutes zur Basiszeit x 1... Menge des Gutes zur Berichtszeit Frage: Wie groß ist n? Der gegenwärtige Verbraucherpreisindex (= VPI2010, 2010 = 100) beruht auf einem aus der Konsumerhebung (7.098 Haushalte) abgeleiteten Verbrauchsschema und den Preisen von 812 Waren und Dienstleistungen, die monatlich in Geschäften erhoben werden. Bestimmend für die Struktur des jeweiligen Verbraucherpreisindex sind Warenkorb (Auswahl der Indexpositionen) und Gewichtung (prozentueller Anteil der einzelnen Indexpositionen am Gesamtverbrauch des Durchschnittshaushalts). Die Inflationsrate π ist die Veränderung des VPI (= P) im Zeitablauf: Seite 7 Seite 8
5 2. Reales und nominelles BIP (BIP - Deflator) Das nominelle BIP verändert sich von Jahr zu Jahr aus zwei Gründen. Der erste ist, dass sich der physische Output an Gütern verändert (= Mengeneffekt). Der zweite besteht darin, dass sich die Marktpreise verändern (= Preiseffekt). Das nominelle BIP misst den Output in einer gegebenen Zeitperiode in Preisen dieser Periode oder, wie es oft ausgedrückt wird, zu laufenden Preisen. Y n (= BIP) = Y r * P Reales BIP: Der Output wird mit den Preisen einer Basisperiode gemessen. Die Berechnung der Preisindizes nach der PAASCHE - Formel: BIP (nominell) BIP (real) WiWa (nominell) WiWa (real) BIP-Deflator Inflationsrate (Paasche) VPI Inflationsrate (Lasperyer) Forschungsauftrag: Inflation P (= BIP - Deflator) = nominelles BIP (= Y n ) / reales BIP (=Y r ) Welche Größen sind von einem Anstieg von P (π) betroffen? Verwenden Sie die bereits bekannten Variablen! Verwenden/definieren Sie neue - falls das notwendig ist! Ein numerisches Beispiel Jahr Menge Auto Preis Autos Menge PCs Preis PCs Wie hoch ist in diesem Beispiel: 1) Berechnung des nominellen BIP (2010, 2011) 2) Berechnung des realen BIP zu Preisen von 2010 (= Basisjahr) für 2010, ) Berechnung des Wirtschaftswachstums (nominell, real) 3) Berechnung des BIP-Deflators (2010, 2011) 5) Berechnung der Preisentwicklung (Inflation) nach BIP-Deflator 6) Angenommen der Warenkorb ist mit dem VPI im Jahre 2010 identisch: Berechnen Sie die Inflationsraten für die folgenden Jahre! Seite 9 Seite 10
6 3. Probleme und volkswirtschaftliche Kosten der Inflation 1) Bei Stabilität des Geldwertes bleiben die Geldfunktionen erhalten: Stabile Rechengröße Wertaufbewahrungsfunktion (Sparen!) d.h. hohe Inflation führt zu geringem Sparen und zu einer Flucht in Sachgüter Funktion als Tauschmittel 4. Reale und nominale Löhne und Zinsen 4.1. Löhne, Lohnniveau Der Reallohn (Lohnniveau) ist definiert als (W/P), wobei W (= Wage) der Nominallohn ist. 2) Erhöhung der Transaktionskosten (= Funktion als Tauschmittel) -> bei hohen Inflationsraten veralten die vom Preismechanismus gelieferten Informationen sehr viel schneller als bei Preisniveaustabilität = Schuhsolen- und Speisekartenkosten 3) Erhöhung der Unsicherheit von Erwartungen bei hohen Inflationsrate -> weniger Investitionen (I) -> weniger Wirtschaftswachstum (Y) -> negative Beschäftigungswirkungen 4) Lohn - Preis - Spiralen -> Verunsicherung, Streiks, Produktivitätsverluste 5) Verteuerung der Exporte (Ex) und Probleme in der Tourismuswirtschaft (= Export) 6) Verteilungswirkungen bzw. die Verlierer der Inflation: Pensionisten, wenn die Pensionszahlungen nicht angepasst werden (-> Pensionistenindex) Arbeitnehmer, wenn Löhne nicht angepasst werden Sparer, wenn die Nominalzinssätze nicht angepasst werden Gläubiger, da die offenen Forderungen real immer geringer werden (der Staat ist i.d.r. Schuldner) Steuerzahler: Kalte Progression bei Einkommensteuer und automatische Steigerung der Umsatzsteuer Seite 11 Seite 12
7 4.2. Zins, Zinsniveau Der nominale Zinssatz (i) ist jener Wert, der üblicherweise ausgewiesen wird (zb. Bankzinsen). Der reale Zinssatz (r) ist um die Auswirkungen der Inflation bereinigt. r = i π: Realzinssatz = Nominalzinssatz Inflationsrate i = r + π: Nominalzinssatz = Realzinssatz + erwartete Inflationsrate Der Leitzins beeinflusst entscheidend andere Zinssätze wie Marktzinsen/ Geldmarktzinsen: EURIBOR, LIBOR Bankzinssätze, Kapitalmarktzinsen: Soll- und Habenzins, Eckzinssatz, Kreditzinsen 1. Definition Arbeitslosenquote u = U/L = Arbeitslose/Arbeitskräftepotenzial Arbeitslose (U) Nationale Methode Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen beim AMS Arbeitsmarkt und Arbeitslosenquote EUROSTAT alle nicht erwerbstätigen Personen, die aktiv (mit oder ohne Arbeitsamt) Arbeit suchen und diese Arbeit sofort antreten können (-> Erhebung über MIKROZENSUS: Befragung von 1% aller österreichischen Haushalte) Arbeitskräftepotenzial (L) Unselbständig Beschäftigte + U (Selbständige fehlen!) Eine Person gilt als erwerbstätig, wenn sie in der Referenzwoche mindestens eine Stunde gearbeitet hat. Erwerbspersonen = Selbständige und unselbständige Erwerbstätige (N) + Arbeitslose (U), Nur Personen, die weder arbeiten noch Arbeit suchen, zählen nicht zum Arbeitskräftepotenzial 2. Arbeitslosigkeit und Wachstum Fragestellungen: Stellen Sie sich den Kapitalmark vor: I = Kapital- bzw. Kreditnachfrage, S = Kapital- bzw. Kreditangebot, auf dem Markt bildet sich das Zinsniveau (i) Untersuchen Sie die Veränderung folgender Faktoren auf das Zins-niveau: Leitzins steigt (Versorgung der Banken mit Geld wird teurer) Geldmenge steigt (Versorgung der Banken durch die EZB mit Liquidität) Wirtschaftswachstum steigt Inflationsrate, P steigt Land = Steueroase/Fluchwährung, zb Schweiz Fragestellung: Wie ist die Nullstelle zu interpretieren? Seite 13 Seite 14
8 Zurück zum Start: Gesamtwirtschaftliches Angebot und Nachfrage 1) AA: Aggregiertes Angebot Y, Angebot, Produktion, Einkommen, Wertschöpfung, (Beschäftigung), Wirtschaftswachstum 2) AN: Aggregierte Nachfrage Y = C+I+Ex-Im 3) P = Preisniveau, Inflationsrate Forschungsaufträge 1) Die Staaten müssen sparen: sie reduzieren die Arbeitslosengelder und die Beamtengehälter (TR, G ) --> Auswirkung auf Einkommen (Wohlstand), Beschäftigung und Inflation 2) Die Inflation ist zu hoch (schon 4%). Die EZB möchte eine geringe Inflationsrate (2%). Sie kann nur die Zinssätze erhöhen! (i ) --> Auswirkung auf Einkommen (Wohlstand), Beschäftigung und Inflation 3) Es gelingt den Wirtschaftsstandort EUROPA attraktiver zu machen: Senkung von Unternehmersteuern und Flexibilisierung von Arbeitszeiten und kräften > Auswirkung auf Einkommen (Wohlstand), Beschäftigung und Inflation 4) Erhöhung der Kollektiv-Löhne (W ) > Auswirkung auf Einkommen (Wohlstand), Beschäftigung und Inflation 1. Inflationsursachen: nachfrage- und angebotsinduzierte Inflation Inflationsarten hausgemacht importiert nachfrageinduziert Nachfragesog- Inflation Bevölkerungswachstum (Wiedervereinigung), Senkung direkter Steuern, Hohe Staatsausgaben (finanziert durch Defizite) Exportausweitung (= ausländische Nachfrage) Tourismus Seien Sie mutig und versuchen Sie mögliche Antworten zu geben. Versuchen Sie Ihre Argumentation klar darzustellen! Es grafisch als auch schriftlich argumentiert werden. Es können auch die gängigen makro-ökonomischen Abkürzungen verwendet werden! Hilfsmittel: Marktmodell mit AA und AN andere Teilmärkte: Arbeitsmarkt, Kreditmarkt/Kapitalmarkt, Geldmarkt Wirkungsketten Geldmengen- Inflation angebotsinduziert Kostendruck- Inflation Gewinndruck- Inflation Angebotslücken- Inflation Zentralbankkredite, Bargeldproduktion (Notenpresse) Lohnerhöhungen, Erhöhung indirekter Steuern Monopole und Kartelle nutzen ihre Marktmacht Streiks, Missernten, Bürgerkrieg im Inland Devisenzuflüsse durch Leistungsbilanzüberschüsse oder hohe Kapitalimporte Verteuerung von Importgütern (z.b. Rohöl!), bei Abwertung der Inlandswährung (= importierte Inflation) Kartelle, Monopole im Ausland (OPEC, Microsoft) Streiks, Missernten, Bürgerkrieg im Ausland, politische Spannungen, Embargos Seite 15 Seite 16
9 2. Fiskalpolitik Die Fiskalpolitik umfasst nun alle Maßnahmen, welche die Budgets oder die Haushaltspläne der Gebietskörperschaften betreffen. Die Fiskalpolitik versucht über die Festlegung der öffentlichen Einnahmen und Ausgaben eine direkte Einflussnahme auf das Volkseinkommen und damit auch auf die Beschäftigung zu erzielen. I G, I öff TR, -T Y Ex Im Sparen (S) Positive Effekte einer expansiven Fiskalpolitik (S und IM als Sickergrößen) 2.1 Instrumente der Fiskalpolitik 1) Öffentliche Investitionsprogramme (Erhöhung von I öff ) -> Ankurbelung der Konjunktur durch öffentliche Bauvorhaben: z.b. Konferenzzentrum, Straßenbau 2) Staatliche Beschäftigungsmaßnahmen (Erhöhung von Cöff/G) -> der Staat stellt im Rahmen eines solchen Programms in seinen eigenen Institutionen Arbeitsplätze zur Verfügung oder er fördert finanziell die Beschäftigung von Arbeitslosen in der Privatwirtschaft. Auch Umschulungsmaßnahmen und Programme der beruflichen Weiterbildung fallen in diesen Rahmen einer aktiven Arbeitsmarktpolitik zur Stabilisierung der Konjunktur. 3) Staatliche Sozial- und Subventionsprogramme (Erhöhung von TR) -> z.b. Maßnahmen der Arbeitslosenunterstützung, Subventionen an Unternehmen oder garantierte Mindestpreise, Erhöhung der Pensionen 4) Veränderungen im Bereich der Besteuerung (Senkung von T) Der Staat verzichtet auf Steuern, um die private Wirtschaftstätigkeit anzukurbeln. Als steuerliche Maßnahmen kommen im Einzelnen in Frage: Veränderung der Steuersätze bei der Einkommensteuer und Lohnsteuer C Zusätzliche Abschreibungsmöglichkeiten für Unternehmen (z.b. Erhöhung des Investitionsfreibetrags) Veränderung der KÖSt, der KESt oder sonstiger Steuern im Unternehmenssektor Seite Probleme bei der Durchführung der Fiskalpolitik 1) CROWDING OUT Effekte (i, Ipr ) Durch die Kreditaufnahme des Staates (= Defizit Spending, Steigung der Nachfrage am Kreditmarkt) steigt der (Kreditmarkt-)Zins. Private Investoren werden aufgrund des gestiegenen Zinssatzes vom Kreditmarkt verdrängt, d.h. private Investitionen bleiben aufgrund des gestiegenen Zinssatzes aus. 2) Budgetdefizit (D, i ) Ein immer größerer Teil des Bundesbudgets muss für die Zurückzahlung der Zinsen und der Tilgungen herangezogen werden. Der budgetpolitische Spielraum wird daher zunehmend eingeengt. Mit steigenden Defiziten sinkt das Vertrauen der Kreditnehmer in den Staat. In weiterer Folge können weitere Kredite aufgrund einer Risikoprämie nur zu höheren Zinsen aufgenommen werden. 3) Spill-over Effekte (IM ) Mit der zunehmenden Verflechtung der Volkswirtschaften ist es denkbar, dass finanzielle Maßnahmen eher unwirksam bleiben, da ein Großteil der (zusätzlichen) Nachfrage durch Importe befriedigt wird. In diesem Fall profitiert das Ausland von den fiskalpolitischen Maßnahmen eines Landes. 4. Geldpolitik Institutionell wird die Geldpolitik von einer Noten- oder Zentralbank getragen. in der EU ist dies die Europäische Zentralbank (EZB). In den USA übernimmt die Federal Reserve Bank (kurz: FED) Aufgaben der Geldpolitik a) Das vorrangige Ziel der EZB ist, das Preisniveau (P) im Euroraum stabil zu halten. Ein stabiles Preisniveau ist definiert als mittelfristiger Anstieg des harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVP,) für das Euro-Währungsgebiet von unter 2 % gegenüber dem Vorjahr. b) Die Geldpolitik der EZB verwendet als wesentliches Instrument die Zinssteuerung zur Liquiditätsversorgung der Geschäftsbanken. Die EZB bestimmt u. a. über Offenmarktgeschäfte (siehe weiter unten) den Leitzinssatz, zu dem sich Seite 18
10 Geschäftsbanken Zentralbankgeld verschaffen können. Damit steuert sie weitgehend den Tagesgeldzins im Bankenmarkt und so indirekt das gesamte Zinsniveau (und im Weiteren den Wechselkurs). Indem die EZB das Zinsniveau beeinflusst, kann sie auch die gesamtwirtschaftliche Nachfrage steuern. Steigt das Zinsniveau, werden die Unternehmen ihre Investitionen verringern, da diese in der Regel über Kredite finanziert werden. Geringe Investitionen und zum Teil auch ein geringerer Konsum führen zu einer geringeren gesamtwirtschaftlichen nachfrage, wodurch inflations-senkende Effekte zu erwarten sind. Da aber mit einem Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage auch ein Rückgang der Produktion (Y) verbunden ist, werden die Zinssteigerungen durch die EZB von Gewerkschaften und Regierungen sehr oft kritisiert. Die Zentralbank erhöht das Geldangebot/die Liquidität der Geschäftsbanken, indem sie im Zuge von Offenmarktgeschäften Wertpapiere kauft bzw. die Banken müssen für das geliehene Geld Wertpapiere hinterlegen. Umgekehrt kann die Zentralbank das Geldangebot im Zuge von Offenmarktgeschäften durch den Verkauf von Wertpapieren reduzieren. Die Leitzinssätze bestimmen, zu welchem Zinssatz sich die Geschäftsbanken bei der EZB Geld ausleihen können Die Instrumente der EZB b) Stabilisierung der Erwartungen Um die Höhe der Inflation zu beeinflussen, muss die EZB versuchen, die Inflationserwartungen von Unternehmern und Konsument/en zu beeinflussen. Die Wirtschaftssubjekte sollen daran glauben, dass die Inflationsrate nicht über 2% steigen wird. Glauben sie nämlich nicht mehr daran, werden die Unternehmen ihre Preise über 2% erhöhen, um nicht ein Verlierer der Inflation zu sein. Erhöhen alle Unternehmen die Preise um mehr als 2%, wird sich eine Inflation einstellen, die höher als 2% ist. a) Offenmarktpolitik Die Zentralbank verändert das Geldangebot durch Offenmarktgeschäfte. Unter Offenmarktgeschäften versteht man den Kauf oder Verkauf von Wertpapieren gegen Geld. Seite 19 Seite 20
11 4. Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik: Die mittlere Sicht Wirtschaftspolitische Forderungen der Supply-Side Economics (Thatcher, Reagan) 1) Stabile Rahmenbedingungen für Unternehmen Fixe Wechselkurse bzw. Gemeinsame Währung: Niedriges Zinsniveau: In einer stagnierenden Volkswirtschaft muss das aggregierte Angebot belebt und ausgedehnt werden. Die wesentlichen Bestimmungsgründe für das Wachstum sind die privaten Investitionen und Innovationen. Geringe Inflationsraten (darum: geringes Budgetdefizit) führen ebenfalls zu stabilen Rahmenbedingungen. 2) Keine Einmischung des Staates a) Der private Sektor soll gestärkt werden. Ein Mehr-Markt (mehr Wettbewerb = Liberalisierung) und Weniger-Staat ist zu erreichen. Ziele der Wirtschaftspolitik: Bekämpfung der Inflation und die Steigerung der Produktivität. b) Hohe Defizite verursachen hohe Zinsen, die wiederum zu Crowding-out-Effekten im privaten Sektor führen. Ein Abbau von Subventionen trägt zur Konsolidierung der Staatsfinanzen bei und beseitigt zudem Verzerrungen im Wettbewerb. c) Weitere Möglichkeit: Abbau von Reglementierungen, Auflagen und Genehmigungsverfahren (= Verwaltungsreform). Je mehr Freiheit man dem einzelnen lässt, umso aktiver wird er sich am wirtschaftlichen Geschehen beteiligen. 3) Steuerpolitik Das Hauptinstrument zur konjunkturpolitischen Beeinflussung sind große Steuernachlässe. Hohe Steuersätze zerstören die Anreizwirkungen zum Sparen, Investieren und Arbeiten. Niedere Steuern führen zu einem Anwachsen des potentiellen und, als Folge, auch des tatsächlichen gesamtwirtschaftlichen Outputs. 4) Einkommens- und Lohnpolitik Die Lohnsteigerungen sollen sich am Anstieg der Arbeitsproduktivität orientieren. Auf diese Weise soll gewährleistet werden, dass der Faktor Arbeit, als bedeutsamster Kostenfaktor, sich nicht noch mehr verteuert. Vorhandene Unterschiede bei der Entlohnung in verschiedenen Wirtschaftszweigen und Regionen sowie unterschiedliche Qualifikationen der Arbeitskräfte verlangen zudem größere Flexibilität in der Lohnstruktur. Seite 21
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