Risiko, Kompetenz und Aushandlungsprozesse in Nachträumen Jugendlicher: Alkohol und öffentlicher Raum
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- Hansl Böhmer
- vor 8 Jahren
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1 Geographisches Institut Risiko, Kompetenz und Aushandlungsprozesse in Nachträumen Jugendlicher: Alkohol und öffentlicher Raum 13. Bildungstag Jugendarbeit Graubünden No Risk, no Fun? Jugend und Risiko , Chur Dr. Sara Landolt, Geographisches Institut, Universität Zürich Quartierverein Bier, Wodka-Lemon, Whisky-Cola Polizei Eltern SozialarbeiterInnen Konzepte Gesetze Zusammenkunft verschiedenster Akteure Erbrochenes Gewalt Selbstgefährdung Anwohnende Andere Nutzende des öffentlichen Raums, PassantInnen, etc. Lärm Dreck Hausverwalter Jugendliche Vandalismus Gewerbetreibende
2 Komplexes Setting Unterschiedliche Akteure / Personen / Institutionen Unterschiedliche Phänomene, Substanzen Unterschiedliche Politiken, Gesetze, Konzepte Unterschiedliche Ansprüche, Aufträge & Interessen Konflikte Dynamischer Raum Aushandlungsraum Trinken im Raum der Interessenskonflikte Ebene der Bedeutung des Alkoholkonsums Aufbau Alkoholkonsum Jugendlicher Bedeutungszuschreibungen, Risiko, Kompetenzen Alkoholkonsum Jugendlicher im öffentlichen Raum Fallanalyse Katzenplatz Fragen & Diskussion
3 Alkohol Bedeutungsebene Florian: Ich finde einfach, die, die so viel saufen, die müssen sich einfach so huren beweisen. Vor allem die am Hauptbahnhof. Milena: Voll die Doofen. Billig auch. Die Mädchen fast so Schlampen. Florian: Machen alle an. [...] Florian: Ich finde eben, Alkohol trinkt man, wenn man an einer Party ist. Alberto: Dann ist das normal. Milena: So im Ausgang. Florian: Eben, dann ist s einfach normal, wenn man was trinkt. Aber draussen auf der Strasse mit Kollegen ist s nicht so nötig. So Alkohol ex trinken und so. Ich würde nie auf der Strasse trinken. Alkohol Bedeutungsebene Florian: Ich finde einfach, die, die so viel saufen, die müssen sich einfach so huren beweisen. Vor allem die am Hauptbahnhof. Milena: Voll die Doofen. Billig auch. Die Mädchen fast so Schlampen. Florian: Machen alle an. [...] Florian: Ich finde eben, Alkohol trinkt man, wenn man an einer Party ist. Alberto: Dann ist das normal. Milena: So im Ausgang. Florian: Eben, dann ist s einfach normal, wenn man was trinkt. Aber draussen auf der Strasse mit Kollegen ist s nicht so nötig. So Alkohol ex trinken und so. Ich würde nie auf der Strasse trinken.
4 Bedeutungsebene Abgrenzungen zw. Gruppen wo wird (wie) getrunken Zugehörigkeit & Identität(en) & Lebensstil im weitesten Sinne Trinken alle? trinken = Norm? trinken = betrinken? Orientierungen an Norm(en) Was normal ist, ist für andere ein no go Argumentationen Auch heterogene Trinkgruppen Begründungen, Rollen
5 Heterogene Trinkpraktiken in Freundesgruppe (...) wir trinken immer in einer Gruppe, wir trinken nie alleine, weil alleine ist das langweilig und du hast niemanden, der dir nachher helfen kann. Es gibt auch solche, die nicht Alk trinken und die müssen dabei sein und dann können sie darauf schauen, dass wir uns benehmen. Auf den Partys, wenn man zu fest Scheiss macht, dann werden wir einfach rausgeschmissen. Deswegen passen die andern auf, dass wir nicht zu viel Scheiss machen und dass wir nicht bewusstlos irgendwo liegen bleiben. Oder dass keine alleine aufs WC geht mit der Alkflasche. Deswegen nehmen wir immer 2, 3 mit, die nicht Alkohol trinken. (Zoe, 15) Heterogene Trinkpraktiken in Freundesgruppe (...) wir trinken immer in einer Gruppe, wir trinken nie alleine, weil alleine ist das langweilig und du hast niemanden, der dir nachher helfen kann. Es gibt auch solche, die nicht Alk trinken und die müssen dabei sein und dann können sie darauf schauen, dass wir uns benehmen. Auf den Partys, wenn man zu fest Scheiss macht, dann werden wir einfach rausgeschmissen. Deswegen passen die andern auf, dass wir nicht zu viel Scheiss machen und dass wir nicht bewusstlos irgendwo liegen bleiben. Oder dass keine alleine aufs WC geht mit der Alkflasche. Deswegen nehmen wir immer 2, 3 mit, die nicht Alkohol trinken. (Zoe, 15) Risikobewusstsein, sicheres Setting schaffen
6 Trinken alle? trinken = Norm? trinken = betrinken? Argumentationen Auch heterogene Trinkgruppen Begründungen, Rollen Betrunkenheit intendiert oder passiert? Bewusster Kontrollverlust, kontrollierter Kontrollverlust; Spass Alkoholkonsum junger Frauen komplexes Feld voller Risiken Angebote und Unterstützung, um sich kompetent im Feld des Alkoholkonsums bewegen zu können? Verhältnisprävention: effektiv (Babor et al. 2003, Abderhalden 2010, Anderson et al. 2012), betrifft aber alle Alkoholgebühren & Angebotseinschränkungen Nationale Alkoholpolitik: z.b. laufende Revision der Alkoholgesetzgebung: Jugendschutz & Nachtregime Schulbasierende Bildungsprogramme: wenig Evidenz für deren Wirksamkeit (Anderson et al. 2012, Jones et al. 2007), aber: Steigerung von Wissen: Ja, Verhaltensänderung: eher nein Community interventions (meist Kombination verschiedener Instrumente): Evaluation schwierig (Anderson et al. 2012) Z.B. Zürich: Sensibilisierungskurse Grossanläse; Festbeizen -> Züri Fäscht, Freestyle.ch
7 Umgang mit Alkohol lernen Alkohol Teil der Alltagskultur & aus subjektiver Sicht Jugendlicher gesetzliche Regelungen (Jugendschutz) nicht per se relevant Erleben von Rausch und Grenzüberschreitungen -> Teil des Heranwachsens Objektiv: Risikoverhalten subjektiv: sinnvolle Suchbewegungen: Reaktionen?! Jugendliche vor Risiko bewahren oder ihnen eine Chance geben, sich zu bewähren? Strategien zum kompetenten Umgang mit Risiken Vgl. z.b. Settertobulte 2008, Suchtpräventionsstelle Zürich (z.b. Online-Test zur Ermittlung eigener Risikostrategien) Trinken im öffentlichen Raum Zusammenkunft verschiedenster Akteure & Aushandlungsprozesse
8 Fallbeispiel Katzenplatz* Quartierplatz in zentrumnahen Mittelschichtsquartier Ausserhalb nächtlichen Ausgangsgebieten Freunde treffen, plaudern, trinken, Behaglicher Trinkort Zentrale Lage Ladenöffnungszeiten, Angebot * Anonymisiert Katzenplatz als Ort der Störungen SIP: Sicherheit, Intervention, Prävention Ich weiss gar nicht, was die wolle [SozialarbeiterInnen von sip züri]. Die kommen da hin, reden blöd und alles. Und am Schluss bringt s nichts. [...]. Die fragen uns, was wir da machen. Ob wir rauchen, weshalb wir trinken. [...]. Wieso kommen sie nur die Jugendlichen fragen? (Claudio, 17)
9 Katzenplatz als Ort der Störungen Anwohnende Und es ist auch wegen des Lärms. Das sagen die Anwohner. Aber wir sind nicht laut. Wir treffen uns einfach hier und klar, wenn 15 oder 20 Jugendliche miteinander reden, dann ist es einfach laut für die (Anwohnenden). [...]. Die wollen einfach ein ruhiges Quartier. Aber die müssen sich daran gewöhnen. Wir gehen nicht einfach wieder weg. Das ist auch unser Platz. (Simon, 17) Vorgeschichte Katzenplatz Beschwerden: Abfall, Lärm, Alkohol Zusammenarbeit verschiedener städtischer Akteure (LSP Jugend) Jugendliche nach eigenen Vorstellungen präsent im urbanen Raum Konfliktsituation auf kreative und innovative Art lösen Städtische Räume = Orte der Partizipation, Aushandlungsprozesse, Auseinandersetzungen, Reibungen (SIP) Verschiedene Interventionen
10 Fallbeispiel Katzenplatz Runder Tisch neues Setting Quartierkoordination (Sozialarbeit Stadt), sip züri, Streetwork, ERZ, Quartierwache, Jugenddienst, OJA Kreis X, Coop Pronto, Quartierverein, Gewerbe Quartier, Liegenschaftsbesitzer Gewerbe, Anwohnende, Abwart Schule Vogelsang Neue Perspektiven & Zuschreibungen (-> gefährliche Jugendliche) Normalisierung vs. Problemfokussierung Erwartungen Und heute? Trinken im öffentlichen Raum Fazit Management öffentlicher Raum störungsfrei, zeitintensiv Aushandlungen; nie Wer hat wie Teil an Aushandlung? Wer repräsentiert wen? Rollenkonflikte? Rollenverständnis? Zusammenarbeit genug Raum für Kommunikation Dominanz der Argumente, wie weiterschreiben von stories-so-far? Macht/Ressourcen-Fragen! Prävention? Insitu-Prävention -> und dann? Jugendliche als Teilhabende dieser Aushandlungen Oft kompetente Akteure, aber auch: Unterstützung im Bereich Risiko
11 Angebote und Unterstützung, um sich kompetent im Feld des Alkoholkonsums bewegen zu können? Nationales Programm Alkohol (NPA) : Stärkung des Jungendschutzes und die Sensibilisierung der Gesellschaft für Jungendschutzmassnahmen sind Schwerpunkte denn wo gefeiert wird, fehlt der Alkohol selten. laufende Revision der Alkoholgesetzgebung: Mehr Wirkung Jugendschutz & Nachtregime (Differenzbereinigungsverfahren: : kein Verkauf im Detailhandel)
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