Mein Mein Kind kann nicht rechnen
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- Carsten Boer
- vor 8 Jahren
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1 Mein Mein Kind kann nicht rechnen Symptomatik, Diagnostik und Behandlung von Rechenstörungen/Dyskalkulie Legasthenie & Dyskalkulie Symposium Wittlich Dr. Christopher Göpel Hôpital Kirchberg Service national de psychiatrie juvénile Luxembourg Tel.:
2 Umschriebene Entwicklungsstörungen (nach ICD-10) oder Achse II des Multiaxialen Klassifikationssystems Störungen von Sprache und Sprechen (ca. 5%) F80.0 Artikulationsstörungen F80.0 expressive Sprachstörungen F80.1 rezeptive Sprachstörungen F Störungen schulischer Fertigkeiten F81/F83 Lese-Rechtschreibstörung (ca. 2,7%) F81.0 isolierte Rechtschreibstörung F81.1 Rechenstörung ( Dyskalkulie Dyskalkulie ) F81.2 (1,3-2,3%) kombinierte Störung schuli- scher Fertigkeiten F81.3 Störungen motorischer Funktionen ( Dyspraxie )F82
3 Kriterien für die Diagnosestellung einer Dyskalkulie Signifikante Diskrepanz (1,5 Standardabweichungen) zwischen der gemessenen Grundintelligenz des Kindes und der aufgrund des Alters und der allgemeinen Intelligenz erwarteten Schulleistung in Mathematik (Diskrepanzproblemaik bei niedrigem (Klinik!)/sehr hohem IQ (Regressionsmodell) Ermittlung durch anerkannte Intelligenz- und Schulleistungstests (hier Rechentest, PR nicht signifikant >10) In die Messung der Grundintelligenz darf vermutete defizitäre Teilleistung nicht mit einfließen en
4 Grundlagen von Zahlen und Rechnen im Kindesalter Grundrechenarten, sekundäre mathematische Kompetenzen arabisches System, Übersetzungsregeln, Automatisierung Späte Primärschule Zahlwortsequenzen, Zählprinzipien (Kardinalität, stabile Reihenfolge, Einszu-Eins-Zuordnung), mehr u. weniger, kleine Addition mit Finger, primäre mathematische Kompetenz Primärschule Kleine Mengen erfassen und unterscheiden. Angeborener Zahlensinn Säugling Vorschulkind Der Zahlensinn oder Warum wir rechnen können Stanislas Dehaene, Verlag Birkhaeuser
5 Woran erkennt man Kinder mit Rechenstörungen? Schwierigkeiten Mengen zu erfassen: z.b.: Kind denkt bei z.b. 8 nicht an Gesamtheit von acht Fingern/Murmeln etc., sondern z.b. an den achten Finger Kein Größenbezug zu Zehnern/Hunderten/Tausendern: z.b.: Kind kann nicht gesetzmäßig zwischen Einern, Zehnern und Hunderten unterscheiden z.b = 2 Hartnäckiges Zählen statt Rechnen: z.b.: Kind ist auch bei einfachen Aufgaben auf dauerhaftes Abzählen an Fingern oder im Kopf angewiesen Auswendiglernen von Aufgaben (z.b.: kleines 1x1 )
6 Woran erkennt man Kinder mit Rechenstörungen? II Keine Größenkontrolle: z.b.: Kind hält 69 wegen der 9 für mehr als 70 Kein Verständnis für Grundrechenarten (Prinzipien werden nicht verstanden)! Auswendiglernen bei leichten Aufgaben! verdeckt Defizit, dagegen völlige Ratlosigkeit bei Textaufgaben Mangelndes Verständnis für basale Konzepte des Rechnens: mehr oder weniger, Vielfaches (Zweifache, Dreifache...), Teilen (Hälfte, Drittel...) Übertragungsfehler Zahlen aus gesprochener Sprache in arabische Notation ( zehn = 01)
7 Nach neueren Erkenntnissen sind ZWEI SUBTYPEN zu unterscheiden (Rourke, 1993) Subtyp A (nonverbal( learning disability syndrom/nld) fällt früher auf, da Defizite elementarer Keine LRS Visuell-räumliche Defizite Nicht-dominante Hemisphäre betr. internal. Symptome fast nur Jungen Subtyp B (RS/( spelling) RS/ reading and Oft durch gute Merkfä- higkeit kompensierbar Mit LRS kombiniert Auditiv-sprachliche Defizite Dominante Hemisphäre Jungen und Mädchen
8 Häufigkeit von Rechenstörungen Im deutschsprachigen Bereich zwischen 1,3% und 2,3% in der 2./3. Klasse betroffen (v. Aster, 2000) 1/5 bis 1/3 davon haben kombinierte Teilleistungsstörungen (Rechnen und Lesen/Schreiben), Komorbidität hoch Im Unterschied zur Lese- Rechtschreibstörung Mädchen mindestens gleichhäufig betroffen
9 Dyskalkulie und psychische Begleitstörungen Bei ca. 30% liegt auch Aufmerksamkeits- und/oder Hyperaktivitätsstörung bei 28% Auffälligkeiten in der Sprachentwicklung/LRS häufiger sogenannte internalisierende Störungen häufig assoziiert: : Epilepsien, Alkoholembryopathien, Phenylketonurie,, Fragiles-X-Syndrom
10 Teufelskreis der Rechenstörung Rechenstörung Negative Auswirkungen auf Leistungsentwicklung, Mißerfolge ADHD Spezifische Mathematikängste Wiederholte Mißerfolge Lern-/Leistungs motivation Dissozialität Depress.Störungen
11 Psychische Begleitprobleme bei ADHD (nach Döpfner, 2000) 50% oppositionelle Störungen 30% Tic-Tourette 10-25% Teilleistungs -störungen 25% Angststörungen ADHD 30-50% Störung des Sozialverhaltens 10-40% affektive und depressive Störungen
12 Genetisch Beteiligung: bei 42% der rechenschwachen Kinder Familienangehörige ersten Grades mit entsprechender Störung (Gross( Gross-Tsur et al., 1995) Funktionelle neurophysiologische Defizite im ZNS: Rechenschwäche nach Schädigungen von bestimmten Hirnarealen (Gerstmann Rechenstörungen- Was ist über die Ursachen bekannt? Gerstmann-Syndrom: Dyskalkulie, Dysgraphie,, Rechts-Links Links- Orientierungsstörungen, Fingeragnosie)
13 Zahlenverarbeitung und Rechenfertigkeit Entwicklung der Rechenfertigkeit durch Aktivierung verschiedener neuronaler Funktionskreise im ZNS Triple Code Modell Prinzip: Jede Zahl in drei ( Triple Triple ) verschiedenen Modulen neuronal codiert. 1.) auf einem Zahlenstrahl ( ) Schätzen, größer/kleiner 2.) als Menge/Zahlwort ( ( = zwei) Abzählen, Faktenspeicher, 1x1, exaktes Rechnen 3.) als arabische Zahl ( 2 )( Umgang mit mehrstelligen Zahlen Module neuroanatomisch unterschiedlich lokalisiert parietale Region: Schätzaufgaben präfrontaler Bereich: exaktes Rechnen (Sprachfunktionen!) je basaler die gestörte Funktion,, desto schwerer die Beeinträchtigung, desto eher aufbauende Funktionen betroffen
14 Was wird aus Kindern mit Rechenstörungen? Wenig gesicherte Ergebnisse über langfristigen Verlauf, Prognose aber eher schlecht ca. 50% der diagnostizierten Kinder haben nach drei Jahren noch extrem schwache Rechenleistungen (Shalev,, 2000), Rest immer schwach mit zunehmender Dauer mehr emotionale Probleme, dissoziales Verhalten oft sekundär als Folge der Rechenstörung (Mädchen?) Ungünstig: Schwere der Störung bei Diagnosestellung familiäre Belastung mit Rechenstörungen
15 Diagnostik bei Verdacht auf Dyskalkulie Anamnestische Erfassung und Abgrenzung der Symptomatik Schulische Leistungen in Mathematik (Hefte einsehen, Lehrerkontakt) Verlauf der Symptomatik, frühe Hinweise Fehlerprofil ( unlogische Ergebnisse ), Rechenweg erklären lassen eventuelles Vermeidungsverhalten (Ängste?) familiäre Belastungen (Väter, Onkel gehäuft) Kontinuität der Beschulung (Migration, Krankheit) bisherige Beeinflussung der Symptomatik durch Förderung (Nachhilfe)?
16 Diagnostik bei Verdacht auf Dyskalkulie I Klinische Überprüfung der rechnerischen Fertigkeiten und Fehleranalyse: Zählfertigkeit: : Zahlenreihe vor- und rückwärts Zählhandlung: : kleinere Anzahl Gegenstände mit den Händen abzählen Transcodieren: : (z.b.: fünf = 5) Mengen zuordnen: : z.b konkrete (Äpfel, Münzen) Mengen und abstrakte Korrelate (Punkte) werden Zahlwort fünf zugeordnet Zahlenstrahlübungen Schriftliche Aufgaben in Grundrechenarten auditive und visuelle Zahlworterkennung: : 2/3; 14/40; 49/94
17 Diagnostik bei Verdacht auf Dyskalkulie II Klinische Überprüfung der rechnerischen Fertigkeiten und Fehleranalyse Transferverständnis: : 6+8 = 8+6 Analogieverständnis: : = 25 dann = 35, 5x4= 20 dann 5x40= 200 Gedächtnisfunktionsprüfung: Merken von Ziffern über bestimmten Zeitraum Lösung von Textaufgaben
18 Diagnostik bei Verdacht auf Dyskalkulie III Psychometrie: Intelligenzdiagnostik (Trennung von Verbal- und Non-Verbalteil sinnvoll) CFT-20, K-ABC K non-verbal verbal,, HAWIK Rechentests (Leistung zu Beginn der Schulkarriere oft überschätzt, da Kompensation durch Intelligenz und Auswendiglernen) Neuropsychologische Testbatterie für Zahlenverarbeitung und Rechnen bei Kindern (ZAREKI, von Aster, 2001) LRS-Diagnostik z.b. DRT/WRT Akustische Merkfähigkeit und Differenzierung Mottier-Test Konzentrationsdiagnostik z.b. KHV Komorbide Störungen ADHD, Ängste, depressive Störungen
19 Diagnostik der Rechenstörung Testverfahren zur Dyskalkulie ZAREKI (von Aster, 2002) Ziel: Kurzes Verfahren, dass Einblicke in wesentliche Aspekte der Zahlenverarbeitung und des Rechnens bei Grundschul- kindern ermöglicht. Kurze Testdauer (15-30min), Normierung an 279 Kindern und 34 Kindern mit Rechenstörung Aufgabenbereich für Altersbereich Monate (3.-4. Schuljahr) Berücksichtigt lernschwache und ängstliche Kinder Subtests: Abzählen Rückwärts Zählen Zahlenschreiben Kopfrechnen Zahlenlesen Zahlenstrahl Mengenbeurteilung Textaufgaben
20 Früherkennung von Rechen- störungen Vorhersagekraft im Kindergartenalter hat folgendes Vorwissen: Fähigkeit zur Seriation einordnen) Mengenvergleich Seriation (Element in vorgegebene Reihenfolge Mengenvergleich (Anzahl einer Menge nicht durch deren räumliche Ausdehnung bestimmt) Zahlenwissen (optische und akustische Zuordnung) Zahlfertigkeiten (vorwärts u. rückwärts, Vorgänger/Nachfolger) Zahlfertigkeiten Deutscher Mathematiktest für erste Klassen (DEMAT1+), Krajewski et al., Inhaltschwerpunkte der ersten Klassen
21 Wovon muss man Rechenstörungen unterscheiden? Kind ist von der Intelligenz generell schwach (Profil, Inseln) Unzureichende Unterrichtung bzw. Förderung in Schule (Krankheit, Migration) Kombination umschriebener Teilleistungsstörungen (LRS und Rechenstörung liegen gemeinsam vor)
22 Was kann man tun? Vor Förderung und Therapie differenzierte Diagnostik Welcher Subtyp liegt vor (LRS?) Umfangreiche Aufklärung von Eltern und Lehrern Behandlung setzt immer am basalsten Defizit an z.b Zahlenstrahldefizit, da Voraussetzung für alle arithmetische Operationen Förderung (wenn möglich im Regelunterricht (zusätzliche Hilfen bei b schweren Störungen/wenn schulische Eingliederung bedroht) Empfohlene Grundlagen: z. B. Lorenz & Radatz (1993): Handbuch des Förderns im Mathematikunterricht, neu: Teaching Number (Wright, 2002) Förderinstitute (z.t( z.t.. kontroverse Diskussionen) Therapie von Begleitstörungen (Mathematikängste( Mathematikängste,, ADHD, LRS, Sprachentwicklungsverzögerungen)
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