Arbeit 4.0? Wie wird sich Industrie 4.0 auf die Arbeit auswirken?
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- Regina Kohl
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1 Arbeit 4.0? Wie wird sich Industrie 4.0 auf die Arbeit auswirken? Dr. Martin Kuhlmann Soziologisches Forschungsinstitut (SOFI) an der Georg-August-Universität Göttingen
2 Gliederung 1. Industrie 4.0 aus arbeitssoziologischer Sicht 2. Studie Bestandsaufnahme Arbeitspolitik in OÖ - erste Zwischenergebnisse 3. Arbeit 4.0 erste Antworten / Fazit 3
3 Industrie 4.0 arbeitssoziologische Sicht (1) Gesicherte empirische Befunde liegen derzeit (noch) nicht vor. (2) Bislang z.b. CIM haben organisatorische und soziale Veränderungen für den Wandel von Arbeit eine deutlich größere Rolle gespielt als technische. (3) Verlässliche Prognosen sind bisher kaum möglich, aber (4) Entwicklungen sind bereichsspezifisch (Tätigkeiten, Techniklinien). (5) es lassen sich einige Problemlagen identifizieren: exemplarisch: Mitgestaltungsmöglichkeiten bei Entwicklung und Umsetzung der Systeme Umgang mit den Paradoxien der Automatisierung ( ironies of automation ) Umgang mit der erhöhten Transparenz der Systeme 6
4 Industrie 4.0 offene Gestaltungsfragen (1) Beschäftigungsfolgen? (2) Zunahme, Abnahme und/oder Formwandel von Qualifikationen? (3) Gestaltungsfreiräume, Flexibilitätsgewinne oder mehr Vorgaben? (4) mehr Mitsprachemöglichkeiten oder mehr Systemsteuerung? (5) mehr Entgrenzung oder verbesserte Work-Life-Balance? zwei zentrale Gestaltungsfragen: Wie sind Systeme gestaltbar? Doppelblick: zentral/dezentral, top-down/bottom up Leitbild: Menschen nutzen Systeme ODER Systeme lenken Menschen? Vorsichtige erste Antworten sind möglich, zunächst jedoch ein Blick auf ein paar Untersuchungsbefunde. 8
5 Bestandsaufnahme Arbeitspolitik OÖ Stand des Projektes / Datenbasis: (1) eine empirische Untersuchung in oö. Industriebetrieben: versch. Branchen; <100 bis >2.000 MA; versch. Betriebstypen; mit/ohne BR (2) betriebliche Kurzfallstudien (Management, Betriebsräte, Begehung) ergänzt durch Gespräche mit Vertretern der Sozialpartner (3) bisher in 7 Betrieben knapp 30 Interviews; weitere werden folgen beteiligte Forscher/-innen: Mag. Judith Igelsböck, IAA JKU Linz Dr. Martin Kuhlmann, SOFI Göttingen Mag. Karin Link, HRCM JKU Linz Mag. Clemens Zierler, IAA JKU Linz 9
6 Industrie 4.0 in oö. Betrieben Befunde (1) (1) In oberösterreichischen Betrieben gibt es Skepsis gegenüber dem Hype rund um den Begriff Industrie 4.0. In der betrieblichen Praxis sind ausgewählte Industrie 4.0-Technologien jedoch bereits in Anwendung und selbstverständlicher Teil betrieblicher Planungen. (2) Anders als häufig vermutet, spricht in arbeitspolitischer Hinsicht viel für eine evolutionäre (statt disruptive) Entwicklung. (3) Arbeitspolitik ist in den Betrieben seit Jahren ein zentrales Thema und wird im Kontext von Industrie 4.0 eher noch wichtiger. Dies gilt vor allem für die Themen: Prozessoptimierung betriebliche Führung Flexibilisierung konkret u.a.: In welchen Ausprägungen Lean-Konzepte realisieren? zukünftig auch: demografischen Wandel und Work-Life-Balance bewältigen (4) Schema mit 8 wechselwirkenden Handlungsfeldern hat sich bewährt 10
7 Arbeitsorganisation z.b. Gruppen-/Teamarbeit, Rotation, Funktionsintegration, Standardisierung, integrierte Sachbearbeitung, Selbstprüfung,. Prozessoptimierung z.b. Mitarbeiter-KVP, Kaizen-Workshops, Six Sigma, Ideenmanagement, betriebliche Führung z.b. 3-Ebenen-Konzept, Shopfloor-Management, teamorientierte Führung, Mitarbeitergespräche, 360 -Feedback, Betriebsorganisation z.b. Cost-/Profitcenter, dezentrale Ausrichtung indirekter Bereiche, Matrixorganisation, Koordinations- und Steuerungsformen z.b. Target Costing, KPIs, Zielvereinbarungen, Cost- /Profitcenter, Balanced Scorecard, EFQM, Personalpolitik z.b. Rekrutierung, Beschäftigungsformen, Flexibilisierung, Karriereverläufe, PE-Konzepte, Demografie-Konzepte, Diversity- Konzepte, Work-Life-Balance, betriebl. Sozialleistungen (z.b. Kantine, Kinderbetreuung, Gesundheitsförderung), Entgeltsysteme/ Leistungspolitik z.b. Zielvereinbarungen/Zielentgelt, Prämienentgelt, nicht-monetäre Gratifikationen, Vertrauensarbeitszeit, Leistungsbeurteilungen, Qualifikationsversorgung z.b. Ausbildung, (betriebl.) Weiterbildung, Rekrutierung, lebenslanges Lernen, arbeitsintegriertes Lernen, Arbeitszeiten z.b. AZ-Flexibilisierung, Langzeitkonten, Schichtarbeit, 11
8 Industrie 4.0 in oö. Betrieben Befunde (2) (5) Internationalisierung ist Selbstverständlichkeit und bleibende Anforderung. (6) Dies ist jedoch mit einer starken regionalen Verankerung verbunden. Positiv hervorgehoben werden: Qualität der Arbeitskräfte das industriell geprägte Umfeld (Ausbildungs- und Forschungseinrichtungen, Netzwerke) (7) Mittlere Qualifikationsebene (Facharbeiter/-innen, Techniker/-innen, Meister/-innen) als Wettbewerbsvorteil. Bei der Gestaltung von Industrie 4.0 wird es darauf ankommen, die spezifischen Fähigkeiten und das Arbeitsverständnis dieser Beschäftigtengruppen zu nutzen und weiter zu entwickeln: Fachliches Know-how, Verantwortung, Engagement, Lehrberuf. (8) Arbeitspolitik wird sehr stark als betriebliche Aufgabe gesehen, der überbetriebliche Austausch wirkt jedoch als Impulsgeber. Bezogen auf das Thema Industrie 4.0 wäre die Diskussion erst noch zu eröffnen. Auf der betrieblichen Ebene funktioniert das Zusammenspiel der Sozialpartner oft gut und wird als wichtiges Asset gesehen. 12
9 Arbeit 4.0 erste Antworten (1) Organisationsfragen und Menschen bleiben zentral (2) aktive Arbeitspolitik eine wichtige Herausforderung neben Technikentwicklung/-gestaltung, Datensicherheit, Geschäftsmodellen Elemente einer innovativen Arbeitspolitik im Kontext Industrie 4.0: (3) qualifikationsorientiert: praktisch (Know-how) & theoretisch (Know-why) (4) Qualifikationsanforderungen: gleichmäßiger verteilt, prozessorientiert, integrativ (5) erweiterte Kooperationsformen: quer-funktional, top-down/bottom-up (6) Kombination aus zentraler und dezentraler Koordination, die dezentrale Handlungsfähigkeit unterstützt und Arbeitsvermögen nutzt und entwickelt (7) transparente, systematische Formen der Planung (und Entwicklung), die zugleich integrativ (offen, partizipativ) & kommunikationsbasiert sind 13
10 Fazit: Arbeit 4.0 Arbeit sollte flexibler, selbstgesteuerter und kollaborativer werden, weniger stark hierarchisiert sein (Kooperation und Kommunikation), Beteiligungs-/Mitgestaltungsmöglichkeiten enthalten. Die Betriebe betreiben den notwendigen Wandel eher evolutionär und oft im Dialog mit den betrieblichen Interessensvertretungen. Beim Themenfeld Arbeitspolitik könnten Politik und Verbände von den betrieblichen Sozialpartnern lernen: Konfliktpartnerschaft als Basis für innovatorisches Handeln. Politik und Verbände in OÖ sind gut beraten, die bisherigen Stärken des Standorts weiter zu pflegen und zu entwickeln: Arbeitskräfte, Ausbildungs-/Forschungseinrichtungen, Netzwerke. 14
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