ERASMUS-Erfahrungsbericht

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1 ERASMUS-Erfahrungsbericht Södertörns Högskolan - Flemingsberg, Schweden Heimathochschule: Carl von Ossietzky Universität zu Oldenburg, Deutschland Gasthochschule: Södertörns högskola, Schweden Austauschstudent: Maic Ungermann Auslandssemester: WS 2010/ März 2011 Maic Ungermann 1

2 ERASMUS-Erfahrungsbericht: Södertörns, Schweden Vorbereitung Im Rahmen meines Master Studiums wurde mir auf Nachfrage vom International Office meiner Hochschule die Kooperation mit der Södertörns Högskolan in Schweden vorgeschlagen. Durch Kommilitonen, die bereits vorher am ERASMUS-Programm teilgenommen haben, kannte ich bereits einige Vorzüge des Austauschprogrammes. Mit Unterstützung des International Office habe ich mich für einen Austauschplatz an der Universität nahe Stockholm beworben. Viele Informationen über das Bewerbungsverfahren habe ich von der Website meiner Heimathochschule und vom International Office direkt erhalten. Das Bewerbungsverfahren war unkompliziert. Neben dem Onlinebewerbungsformular müssen außerdem der aktuelle Notenspiegel, der Lebenslauf, ein 1- bis 2-seitiges Motivationsschreiben sowie das Learning Agreement eingereicht werden. Zusätzlich zu dem Austauschsemester bewarb ich mich für einen Erasmus Intensive Language Course (EILC), der mir seitens des International Office angeboten wurde. Bei dem Sprachkurs handelt es sich um einen Intensivsprachkurs für selten gesprochene Sprachen. Der Kurs bereitet einen sowohl auf sprachliche als auch kulturelle Unterschiede vor, die im Rahmen des Auslandssemester auftreten können. In Bezug auf den EILC standen mehrere Städte zur Auswahl. Aufgrund von Terminkollisionen und meiner geplanten Anreise per Auto war Borås (nahe Göteborg) meine Präferenz. Neben dem universitären Bewerbungsprozess sollten vor Antritt der Reise jedoch auch alltägliche Dinge bedacht werden, wie z. B. eine eventuelle Auslandskrankenversicherung oder eine Haftpflicht- bzw. Hausratversicherung abzuschließen. Nachdem ich sowohl die Zusage für Södertörns als auch für den im Vorwege stattfindenden Sprachkurs erhalten habe, war die Entscheidung bzgl. meiner Anreise unkompliziert, da ich einen VW T3 Bus (Multivan) besitze. Ich entschied mich für folgende Route: Oldenburg Zwischenstopp Kiel (Heimatstadt) Sprachkurs Borås ERASMUS in Södertörns. Es gibt verschiedene Routen, um nach Borås zu gelangen. Ich entschied mich für die Strecke über Puttgarden (Fähre) sowie Helsingborg (Fähre). Es wäre aber auch möglich, mit der Fähre von Kiel direkt nach Göteborg zu fahren und dann ca. 70 km mit dem Auto nach Borås zu fahren. Von Borås nach Stockholm, wo ich mein Zimmer für die Zeit meines Austauschsemesters hatte, waren es dann nochmal ca. 400km. Stockholm kann man aber auch problemlos mit dem Flugzeug erreichen. Insbesondere der Flughafen Skavsta, ist was die Kosten anbelangt zu empfehlen Ryanair sei Dank! Dieser liegt zwar ca. 100km südlich von Stockholm, ist aber dank eines regelmäßig verkehrenden Bus-Shuttles hervorragend mit dem Zentrum Stockholms verbunden. 2

3 Da ich in der glücklichen Situation war ein großes Auto zu besitzen, hatte ich kaum Probleme mit Gepäckbeschränkung. Welche bei Anreise mit dem Flugzeug zu bedenken ist. Unterkunft Bus in Borås und Campus Lappis in Stockholm Für die Zeit während des Sprachkurses habe ich in meinem Bus übernachtet. Mir ist aber durch Teilnehmer des Kurses bekannt, dass die Jugendherberge Villa Vandrarhem oder aber auch Couch Surfing eine Alternative für die ca. 2 Wochen sei. Des Weiteren waren auch Zimmer in den Studentenwohnheimen für die Dauer des Sprachkurses in Borås verfügbar. Für die Unterkunft in Södertörns/ Stockholm sorgt i. d. R. die Hochschule vor Ort. Die Unterkunft wird durch ein Bewerbungsverfahren vergeben. Jedoch wird von vornherein darauf hingewiesen, dass es nicht genügend Unterkünfte für alle Studenten gibt. Wer sich frühzeitig bewirbt, hat auch die größte Chance sein gewünschtes Zimmer/Apartment zu bekommen. Die Zimmer werden online sehr gut vorgestellt. Die Södertörns högskola bietet grundsätzlich zwei verschiedene Unterkünfte an Björnkulla mit kleinen oder großen Einzelzimmern oder geteilten Zimmern und Riksten mit Einzel- oder geteilten Apartments. Björnkulla liegt nur 15 Min. zu Fuß von der Hochschule entfernt. Riksten liegt zwei 3 km von Tullinge (zwei Zugstationen nach Flemingsberg) entfernt. Sind jedoch beide Wohngebiete belegt wie es bei mir der Fall war kann es auch sein, dass man in Lappis landet. Lappis ist ein Studentenwohngebiet im Norden Stockholms, 10 Gehminuten von Stockholms Hauptuniversität bzw. nächsten Metrostation entfernt. Die Anreise nach Södertörns war daher für mich leider ein wenig länger: ca. 1 Stunde. Aber die Anbindung zum Stockholmer Zentrum und Nachtleben war deutlich besser, als von Bjönkulla oder Riksten. In Lappis hatte ich ein Apartment mit eigenem Bad. Die Küche wird sich mit den übrigen Mitbewohnern des Korridors geteilt. Insgesamt leben hier 12 Mitbohner zusammen auf einem Korridor. Gewöhnungsbedürftig war die Gemeinschaftsküche. Als ich diese zum ersten Mal sah, traf mich der Schlag. Sie wurde von den Vormietern leider völlig dreckig und unaufgeräumt hinterlassen. So blieb uns nichts übrig, als erst einmal einen Großputz zu organisieren. Ausgestattet sind die Küchen allerdings relativ gut, jedoch variiert die Ausstattung von Küche zu Küche. Des Weiteren bieten die Gemeinschaftsküchen die Möglichkeiten für gemütliches Zusammensitzen und gemeinschaftliche Kochabende mit den anderen Studenten. Die Miete sollte monatlich in Schwedischen Kronen überwiesen werden. Daher ist es empfehlenswert die Miete in speziellen Kiosken zu überweisen. Dort wird der Rechnungsbetrag auf Vorlage der Rechnung gegen eine geringe Gebühr an den Vermieter überweisen. Diese Methode ist in jedem Fall günstiger als einen Auftrag für eine Auslandüberweisung bei der Bank abzuschließen. Ich habe aber einfach meine Miete aber einfach bei meiner deutschen Bank online in Euro entsprechend dem derzeitigen Wechselkurs angewiesen, ging auch ohne Probleme. 3

4 Studium an der Gasthochschule Die Södertörns högskola liegt direkt im Zentrum von Flemingsberg. Von Lappis aus benötigt man ca. 60 min zur Hochschule: mit dem Bus oder zu Fuß zur Metrostation und ab T-Centralen (Hauptbahnhof) geht es dann mit dem Pendeltåg (Pendelzug) weiter nach Flemingsberg. Die Hochschule sowie die Ausstattung sind sehr modern. Innerhalb der Hochschule findet man viele Computerräume die den Studenten zur Nutzung zur Verfügung stehen. Gegenüber der Hochschule findet man außerdem die hochmoderne und große Bibliothek. Neben weiteren Computerräumen findet man hier ein Restaurant und viele weitere Räume die man zum Selbststudium nutzen kann. Allerdings sind viele Rechnerplätze tagsüber von den schwedischen Studenten belegt und das oft stundenlang. Neben Rechnerräumen gibt es hier auch einen silent room mit bequemen Sesseln in denen man sich dem ganzen Tag seinen Kursen widmen kann. Bücher, Material etc. erhält man auch im angrenzenden Büchershop. W-Lan am Campus war auch kein inklusive. Das schwedische Hochschulsystem unterscheidet sich stark vom deutschen Hochschulsystem. In Schweden besteht das 20-wöchige Semester aus 4 Perioden. Pro Periode muss man mind. einen Vollzeitkurs belegen, um als fulltime student anerkannt zu werden. Die ersten 4 Wochen sind Vorlesungszeit, in der letzten Woche findet die Prüfung statt. Allerdings hat man in Schweden i.d.r. nur ca. 3-5 Vorlesungen pro Kurs und Woche und die restliche Zeit wird zum Selbststudium verwendet. Anders als in Deutschland muss man hier schon mal Seiten pro Woche lesen. Zum Vorlesungsbeginn bekommt man meistens Literaturlisten, die innerhalb des Selbststudiums abgearbeitet werden müssen. Die Prüfungen bestehen aus wöchentlichen Assignments oder Präsentationen, Take- Home-Assignments oder schriftlichen Prüfungen am Ende der Periode. Dies hängt vom jeweiligen Kurs ab. Die Auswahl der Kurse für Austauschstudenten kann man auf der Homepage der Gasthochschule einsehen. Änderungen des Learning Agreeements waren auch zu Beginn und unter gewissen Umständen auch noch während des Semesters möglich, was ich auch in Anspruch genommen hatte, da man meistens erst vor Ort nähere Informationen über den Ablauf der Kurse und die jeweiligen Prüfungen erhält. Leider standen für die letzte Periode nicht ganz so viele Kurse zur Auswahl. Die meisten Kurse bewegen sich allerdings auf dem Bacheloriveau was nicht ganz so prickelnd ist, wenn man bereits sein Bachelor hinter sich hat und Masterkurse belegen muss. Alle Kurse waren in Englisch. Das Niveau der Unterrichtssprache Englisch war sehr gut. Positiv ist, dass die Kurse meistens max. aus Studenten bestanden was eine sehr familiäre Atmosphäre entstehen lässt. Positiv aufgefallen ist außerdem, dass sowohl die Dozenten wie auch das International Office jederzeit ein offenes Ohr für die Austauschstudenten haben und für alle Fragen bezüglich Kurswahl, Ablauf des Semesters oder sonstige Probleme. 4

5 Alltag und Freizeit in Stockholm und Umgebung Einer meiner ersten Ausflüge war ein Shopping-Trip zu IKEA. Dort erhielten wir alles was wir für die Ausstattung unserer Zimmer benötigten und Köttbullar für 16 SEK (ca. 1,60 ). In dem Studentenwohngebiet Campus Lappis befindet sich ein ICA-Supermarkt in denen man seine Einkäufe erledigen kann. Dieser ist aber ein wenig teurer als gewöhnlich Studentenabzocke. Wenn man mit der Metro (Tunnelbana) eine nach Mörby Centrum fährt, dann findet man dort ein Shopping Center in dem auch Supermärkte vorhanden sind die günstiger sind als der ICA in Lappis. Ein LIDL befindet sich auch in Nähe (Danderyd), jedoch bietet sich für hierfür ein PKW oder Fahrrad an. LIDL findet man aber auch ggf. im Stadtzentrum vom Stockholm (z. B. Metrostation Rådmansgatan). Leider sind die Lebensmittel, wie auch alles andere, ziemlich teuer. Deshalb empfiehlt es sich, seine Einkäufe bei Lidl zu erledigen. Dies ist die kostengünstigste Möglichkeit, Lebensmittel zu kaufen. Zur Freizeitgestaltung empfiehlt es sich ins Zentrum zu fahren. Stockholm ist eine wunderschöne Stadt, die alles bietet was das Herz begehrt. Vom Sightseeing zu Fuß, zu Wasser oder mit dem Bus, jede Menge Shopping-Möglichkeiten und natürlich ein fantastisches Nachtleben. Des Weiteren findet man in Stockholm über 100 Museen zu allen möglichen Themengebieten. Jeden Mittwoch finden in einigen Bars und Clubs auch Studentenabende statt, bei dem man vergünstigten oder freien Eintritt erhält. Organisiert und kommuniziert werden die Events meist über Facebook, wo es auch sogenannte Gästelisten gibt über die man freien Eintritt in einige Clubs erhält. Was ein wenig gewöhnungsbedürftig war, war die das bereits Ende Oktober der erste Schnee viel, Mitte November war dann alles schneeweiß und ich befand mich in Mitten des schwedischen Winters. Auch in der Winterzeit bietet Stockholm verschiedene Möglichkeiten seine Freizeit zu gestalten. Von der Eislaufbahn bis zum Skilift auf einem kleinen Hügel am Rande Stockholm findet man alles um sich auch im Winter sportlich auszutoben. Auch verschiedene Kurztrips zum Schloss Drottningholm, auf die Insel Gotland oder nach Uppsala lassen sich leicht und kostengünstig organisieren. Durch die SL-Card erhält man die Möglichkeit alle öffentlichen Verkehrsmittel kostengünstig zu nutzen. Des Weiteren wurden von der Hochschule verschiedene Reisen organisiert, wie bspw. der Partycruise nach Tallin in Estland oder auch die Lappland-Exkursion. Persönliches Fazit Mein Auslandssemester in Schweden war ein einmaliges Erlebnis. Schweden ist ein wunderschönes und beeindruckendes Land. Die Kombination aus Natur und Großstadt machte mein Auslandssemester in Schweden besonders interessant. Auch die Möglichkeiten das Land durch verschiedene organisierte Reisen und auf eigene Faust zu erkunden hat mir sehr viel Spaß gemacht 5

6 Leider hat man als Erasmus-Student wenig Kontakt zu einheimischen Schweden. Das familiäre Leben in den Studentenapartments und Gemeinschaftsküchen in Lappis bietet allerdings viele Möglichkeiten für neue Kontakte und enge Freundschaften zu anderen Erasmus-Studenten aus allen Teilen der Welt. Natürlich sollte man als Student in Schweden genügend Budget einplanen, da Schweden sehr hohe Lebenshaltungskosten hat, was als Negativkriterium angesehen werden kann. Vor allem das Feiern ist ein kostspieliges Vergnügen, dank der extreme hohen Alkoholpreise. Jedoch bieten Discountläden wie Lidl sowie trendige Secondhand-Läden auf der Szeneinsel Södermalm auch Studenten die Möglichkeit, kostengünstig leben zu können. Die Möglichkeit des EILC kann ich jedem nur wärmstens ans Herz legen. Auch in Borås habe eine tolle Zeit gehabt, die mich auf sehr angenehme Weise auf mein Auslandssemester vorbereitet hat. Insgesamt kann ich behaupten, dass ich mich wieder für ein Auslandssemester in Schweden entscheiden würde. Daher habe ich mich auch kurzfristig dazu entschlossen, meinen Lebensmittelpunkt bis auf weiteres nach Stockholm zu verlagern. Zumindest für die Dauer meiner Abschlussarbeit. Denn ich habe hier viele wichtige und interessante Erfahrungen gesammelt zudem hat sich bzw. verbessert sich mein Englisch hier täglich. Das faszinierende Land sowie die wenn auch etwas verschlossenen aber stets hilfsbereiten Menschen, die ich hier in Schweden kennenlernen durfte, werden mir immer in positiver Erinnerung bleiben. Ich kann jedem nur empfehlen sich für ein Auslandssemester zu entscheiden man lernt dabei Dinge die einen ein Leben lang begleiten. Maic Ungermann 6