SOLARENERGIE ITALIEN

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1 SOLARENERGIE ITALIEN

2 Italien - Solarenergie Branche kompakt: Italien - Solarenergie (Mai 2013) Mailand (gtai) - Die Neuinstallationen im Bereich Photovoltaik (PV) sanken angesichts der tiefen Einschnitte und Deckelung der Fördermittel nach dem Boomjahr 2011 drastisch. Der Markt bleibt jedoch interessant. Die starke Sonneneinstrahlung, gekoppelt an hohe Energiepreise und Importabhängigkeit, bieten hervorragende Bedingungen für die Ausweitung der Solarenergieproduktion. Nach Deutschland verfügt Italien über die höchste installierte PV-Kapazität weltweit. Der Solarwärmemarkt ist noch ausbaufähig. Allgemeine wirtschaftliche Rahmenbedingungen Allgemeine Wirtschaftsdaten Italien (Prognose) Bevölkerung (in Mio.) 60,6 60,8 61,0 BIP pro Kopf (in Euro) BIP-Wachstum (real, in %) 0,37-2,37-1,47 Inflation (Anstieg der Verbraucherpreise, in %) 2,9 3,3 2,0 Quelle: IMF Strengths (Stärken) Günstige Lage als Bindeglied zwischen Mittelmeerraum und Osteuropa. Breitgefächerte Industriestruktur. Kleine, innovative Unternehmen mit hoher Flexibilität. Gut ausgebildete Fachkräfte. Funktionierende Industriecluster. Weaknesses (Schwächen) Entwicklungshemmende Bürokratie sowie langwierige Rechtsdurchsetzung. Extreme Staatsverschuldung. Starkes Nord-Süd-Gefälle. Geringe Produktivität. Hohe Energiekosten für Unternehmen. Opportunities (Chancen) Reformdruck, Wachstumspolitik könnten Impulse geben. Flexibilisierung der Arbeitsgesetze. Threats (Risiken) Fortsetzung der Sparpolitik könnte die Rezession weiter vertiefen. Hohe Zinssätze für Unternehmenskredite. EU-Subventionen in den südlichen Regionen. Instabilität der Regierungskoalition. Steuererleichterungen für Kleinunternehmen. Weit verbreitete Schattenwirtschaft. Anreize für die Einstellung von jungen Mitarbeitern Verstärkung der Kapitalflucht. Germany Trade & Invest 1

3 Italien - Solarenergie Energie- und Umweltdaten Energiedaten Italien Allgemeine Wirtschaftsdaten Italien Wert Primärenergieverbrauch (2011 in Mtoe Brutto) 183,9 davon erneuerbare Energien (in %) 24,4 Wachstum des Primärenergieverbrauchs 2011/10 (in %) -2,1 Energieimporte, netto (2011 in Mtoe Brutto) 149,0 Stromproduktion, Brutto (2011 in TWh) 302,6 Kohle/Öl/Gas (in %) 71,9 Atomkraft (in %) - erneuerbare Energien (in %) 28,1 Wasserkraft (in %) 15,8 Wind (in %) 3,3 Biomasse (in %) 3,6 Solar (in %) 3,5 Geothermie (in %) 1,9 Wachstum der Stromproduktion 2011/10 (in %) 0,2 Stromerzeugungskapazitäten (2010 in GW) 110,3 Kohle/Öl/Gas 78,3 Atomkraft - erneuerbare Energien 32,0 Endpreis für Industriestrom (2011 in Euro-Cent pro MWh) 0,3374 bis Endpreis für Haushaltsstrom (2011 in Euro-Cent pro KWh) 000: 0,2779 bis CO2-Emissionen (2012 in Mio. t CO2) 466 Quellen: Gestore di Servizi Energetici (GSE), Autorità per l Energia Elettrica e il Gas (AEEG), Terna SpA Energie- und Umweltindikatoren 2010 im Vergleich Indikator Italien OECD Deutschland Primärenergieangebot/Kopf (toe/kopf) 2,81 4,39 4,00 Primärenergieangebot/BIP (toe/1.000 US$, 0,10 0,14 0, ) Stromverbrauch/Kopf (kwh/kopf) CO2-Ausstoß/Kopf (t CO2/Kopf) 6,59 10,10 9,32 CO2-Ausstoß/BIP (kg CO2/US$, 2005) 0,23 0,33 0,26 Quelle: IEA Key World Energy Statistics Branche kompakt

4 Umwelt- und energiepolitische Zielvorgaben Die EU-Klimaschutzziele (Richtlinie 2009/28/CE etc.) verpflichten Italien, 17% seines Primärenergieverbrauchs 2020 aus erneuerbaren Energien bereitzustellen. Anfang 2013 verabschiedete das Land eine nationale Energiestrategie, in der das nationale Ziel auf 19 bis 20% angehoben wurde. Im Rahmen des Nationalen Aktionsplans für erneuerbare Energie (National Renewable Energy Action Plan - NREAP) von 2010 strebt die Regierung im Bereich Wärme/Kälte 17%, im Transportsektor 10% und in der Stromerzeugung eine Quote von 26% an, die seitdem auf etwa 35% erhöht worden ist. Auch für die Solarenergie hat die Regierung Ziele formuliert. Bis 2020 sollen 26 Mio. qm Solarwärmekollektoren installiert sein. Außerdem sind 2 Mio. qm an solarthermischen Kraftwerken (Concentrating Solar Power - CSP) bis 2016 angestrebt. Das PV-Kapazitätsziel wurde mit der letzten Aktualisierung des Einspeisegesetzes 2011 auf 23 GW bis 2017 angehoben. Die geplante Wiedereinführung der Atomkraft ist nach einem Referendum im Juni 2011 gescheitert. Energiemarktprognosen Der Bruttoendenergieverbrauch in Italien könnte nach den neuesten Berechnungen von 2009 aus dem NREAP im Jahr 2020 etwa 145,6 Mtoe betragen. Unter Einbeziehung der Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz, die Italien plant, um die EU-Ziele zu erreichen, rechnet die Regierung 2020 mit einem Verbrauch von 133 Mtoe. Für die Stromnachfrage geht die gleiche Quelle von 407 TWh 2020 aus, mit Energieeffizienzmaßnahmen von 375 TWh. Aktuelle Szenarien zum italienischen Stromverbrauch veröffentlicht der Stromnetzbetreiber Terna ( Natürliche Rahmenbedingungen für die Solarenergienutzung Die durchschnittliche jährliche Sonneneinstrahlung in Italien erreicht im Norden bei Mailand circa kwh/qm, in der Mitte des Landes rund kwh/qm und im Süden bis zu kwh/qm. Einen Solaratlas für Italien und andere europäische Länder bietet beispielsweise das Photovoltaic Geographical Information System (PVGIS) des Joint Research Center der EU-Kommission unter Auch unter können strahlungs- und lichttechnische Parameter abgerufen werden. Germany Trade & Invest 3

5 Italien - Solarenergie Gesetzliche und administrative Rahmenbedingungen Organisation des Strom- und des Wärmemarkts Sowohl der Strom- als auch der Gasmarkt wurden in Italien liberalisiert. Privatkunden dürfen ihren Gaslieferanten seit dem und den Stromanbieter seit dem frei wählen. Die Autorità dell Energia Elettrica e del Gas (AEEG, HYPERLINK ist zuständig für die Umsetzung der Wettbewerbsbestimmungen sowie für die Preisregulierung. Insbesondere im Gasmarkt ist die Konkurrenzsituation laut AEEG aber verbesserungsfähig. Noch beherrscht der frühere staatliche Monopolist Eni die nationale Gasförderung sowie die Gasimporte. Auch auf dem Endverbrauchermarkt dominiert das Unternehmen trotz sinkender Marktanteile noch mit knapp 30%. Mit einem 26% Anteil an der Stromproduktion ist Enel weiterhin der wichtigste Elektrizitätserzeuger in Italien. Gleichzeitig ist der ehemals staatliche Monopolist auch der größte Stromproduzent aus erneuerbaren Quellen. Der zunehmende Wettbewerb hat sich bisher noch nicht auf die Strompreise ausgewirkt. Im europäischen Vergleich zählen die italienischen Strompreise zu den höchsten. Berichte zur aktuellen Lage auf dem Elektrizitäts- und Gasmarkt (auch auf Englisch) finden sich auf der Internetseite der AEEG: Seit 2010 gibt es nationale Richtlinien für den Genehmigungsprozess von Anlagen zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. PV-Freiflächenanlagen ab 20 kw benötigen eine einheitliche Genehmigung (Autorizzazione Unica) von der Region oder der Provinz, die diese innerhalb von 180 Tagen ab Beantragung ausstellen muss. Projekte ab 1 MW benötigen zusätzlich eine Umweltverträglichkeitsprüfung (Valutazione di Impatto Ambientale). Eine Übersicht über die Genehmigungsrichtlinien für PV-Anlagen und weitere rechtliche Grundlagen veröffentlichte der PV-Fachverband GIFI unter Um die Anlage ans Netz anzuschließen, muss beim örtlichen Netzbetreiber ein Antrag gestellt werden. Fördermaßnahmen und Sonderregelungen für Solarenergie Fördermaßnahmen für Solarenergie gibt es auf nationaler, regionaler und kommunaler Ebene in Form von Einspeisetarifen, Steuervergünstigungen, Bauvorschriften sowie weiteren Anreizen. Die verschiedenen Instrumente sind dabei häufig nicht kombinierbar. Dies sollte jedoch im Einzelfall überprüft werden. Für Photovoltaik (PV) ist das wichtigste nationale Programm das Conto Energia. Seit Juli 2012 gilt die fünfte Version des Gesetzes ( Quinto Conto Energia ). Je nach Leistung, Anlagenart und Anschlusszeitpunkt wird über eine Dauer von 20 Jahren je produzierter Kilowattstunde ein fester Einspeisetarif gezahlt. Allerdings wurde dieses Programm auf einem kumulativen Wert von 6,7 Mrd. Euro gedeckelt, sodass Anfang Mai 2013 lediglich 60 Mio. Euro noch nicht zugewiesen wurden. Nach Ablauf des Programms (Mitte 2013) sind keine weitere Einspeisetarife vorgesehen. 4 Branche kompakt

6 Die noch geltenden Tarife sind nach Anlagenart und -leistung gestaffelt. Seit 2012 sinken sie in halbjährlich. Die aktuellen Tarife hat GSE veröffentlicht: Für gebäudeintegrierte PV-Installationen mit innovativem Charakter sowie für konzentrierte PV- Systeme gilt eine jeweils eigene Vergütung. Finanziert werden die Zuschüsse durch eine Umlage auf die Stromkunden. Die Förderung muss der Besitzer bei der Behörde Gestore dei Servizi Engeretici (GSE) beantragen. Hier unterteilt das Quinto Conto Energia in zwei Kategorien: Projekte mit direktem Zugang zu den Einspeisetarifen und registerpflichtige Vorhaben. Lediglich Betreiber kleinerer Anlagen (bis 12kW, in bestimmten Fällen bis zu 50kW) können den Tarif direkt beantragen. Bei größeren Anlagen muss ein Registereintrag erfolgen. Die Behörde entscheidet dann nach festgelegten Kriterien über eine Vergütung. Für jeden Förderzeitraum besteht nur eine kurze Zeitspanne, in der die Anlage registriert werden kann. Bei kleinen Anlagen liegt die Frist bei 15 Tagen nach Inbetriebnahme. Nach dem Ablauf der Einspeisetarife wird das so genannte Net Metering ( Scambio sul Posto, für Anlagen < 200 kw) eine größere Rolle spielen. Dieses System vergütet eingespeisten Strom mit Guthaben auf die Stromrechnung. Auch weiterhin gibt es zusätzliche Möglichkeiten, die Einspeisevergütung zu erhöhen. Neu ist, dass die Tarife steigen, wenn die Hauptkomponente der Anlage komplett in der EU gefertigt wurden. Neue Vorschriften macht das Gesetz auch hinsichtlich Recycling und Herstellergarantien. Ausführliche Informationen bietet GSE auf ihrer Homepage Für die Solarthermie gibt es verschiedene Fördermechanismen. Die wichtigste Maßnahme ist das neue Conto Energia Termico, das 900 Mio. Euro mit dem Gesetzesdekret 28/12/12 zur Verfügung gestellt hat, um die Neuinstallationen und Renovierungen von bestehenden Heizungsanlagen, die Primärenergie für die Warmwasserversorgung aus erneuerbaren Quellen gewinnen, zu fördern. Nicht nur Solarthermie-, sondern auch Biomasseheizanlagen und Wärmepumpen können hiervon profitieren. Förderberechtigt sind sowohl Privatbürger als auch die öffentliche Verwaltung auf lokaler Ebene mit Anlagen bis 500 kw. Für Installationen bis 35kW läuft die Unterstützung für zwei Jahre, bei größeren Kapazitäten fünf Jahre. Siehe hierzu auch Eine zweite Maßnahme ist das Gesetz zur Energieeffizienz von Gebäuden. Dieses sieht Steuernachlässe von bis zu 55% der Kosten bis zu einem festgelegten Höchstbetrag vor. Profitieren können hiervon Investitionen in energiesparende Sanierungsarbeiten und erneuerbare Energien an bestehenden Gebäuden. Weitere Informationen bietet die Seite Zudem unterstützt die Regierung mit dem Programm Il sole negli Enti pubblici die Förderung von Solarthermie in öffentlichen Gebäuden ( Für solarthermische Kraftwerke (CSP) wird seit 2008 zusätzlich zu den Erlösen, die aus dem Stromverkauf gewonnen werden, eine Prämie gezahlt. Auch für diese Technologie wurde bei der letzten Gesetzesänderung von 2012 eine Deckelung von 2,5 Mio. qm Kollektorfläche festgelegt. Die Förderung wird eingestellt, wenn 1,5 Mio. qm erreicht sind. Weitere Informationen sind unter verfügbar. Einen Überblick über Förderprogramme für erneuerbare Energien der Regionen gibt die Internetseite Germany Trade & Invest 5

7 Italien - Solarenergie Photovoltaik Marktentwicklung/-bedarf Nachdem Italien 2011 Deutschland von seinem Spitzenplatz beim Zubau neuer PV-Kapazität verdrängt hat, ist der Markt aufgrund der Fördermitteldeckelung im Conto Energia V 2012 deutlich eingebrochen. Nichtdestotrotz landete Italien im vergangenen Jahr mit 3,4 GW an Neuinstallationen hinter Deutschland und China weltweit auf dem dritten Platz. Damit waren Ende 2012 etwa 16 GW PV-Leistung in Italien installiert. Dies entspricht etwa 16% des Weltmarkts und circa einem Viertel des europäischen Marktes. Entwicklung des PV-Markts in Italien (Installationen in MW; Wachstum in %) Kapazitätszubau Wachstum des Zubaus im Vergleich zum Vorjahr Gesamtkapazität am Jahresende Quellen: GSE, European Photovoltaic Industry Association (EPIA) Der starke Anstieg 2011 ist hauptsächlich auf die großzügigen Einspeisetarife zurückzuführen. Hinzu kam ein Vorzieheffekt wegen der Kürzung der Tarife in dem Conto Energia IV vom Mai Dieses Phänomen hat sich vor der nächsten Erneuerung des Gesetzes (Conto Energia V vom ) in der ersten Jahreshälfte 2012 wiederholt, da das Gesetz sowohl weitere Streichungen als auch angesichts der schwierigen Lage der Staatsfinanzen zu einer Deckelung der gesamten Fördermittel bei einer kumulativen Grenze von 6,7 Mrd. Euro geführt hat. Bereits 700 Mio. Euro wurden für Neuinstallationen zur Verfügung gestellt. Die Erreichung der Grenze wird Mitte 2013 erwartet. Italien könnte über einen der ersten Märkte weltweit verfügen, in dem eine Netzparität abhängig von Anlagengröße und Region den Markt ohne Subventionen vorantreibt. Dafür sprechen die schnell sinkenden Modulkosten, die relativ hohen Strompreise im Land und die starke Sonneneinstrahlung. Ob der Zuwachs jedoch nochmals so hoch ausfällt wie in den vergangenen drei Jahren, ist fraglich. Die Art von bevorzugten Installationen hat sich in den letzten beiden Gesetzesanpassungen geändert, sodass sich die durchschnittliche Anlagengröße zwischen 2011 und 2012 von 53 auf 25 kw reduziert hat. Nach Daten von GSE (Stand: ) entfallen auf PV-Kraftwerke unter 20 kw 15,4% der installierten Kapazitäten von insgesamt 16,4 GW. Das mittlere Segment (20 bis 200 kw) macht 21,2% und das dritte (mehr als 200 kw) 63,4% aus. Anfang 2010 dominierten die kleinsten Anlagen noch knapp die Hälfte des Marktes. Große Installationen erreichten lediglich 15%. Aktuelle Informationen dazu sind über abrufbar. 6 Branche kompakt

8 Ende 2012 waren in Italien 72% der installierten Kapazitäten polykristalline Module, 22% monokristalline und 7% Dünnschichtmodule. Etwa 43% entfielen auf freistehende, knapp die Hälfte (48%) auf Dachinstallationen und andere gebäudeintegrierte Systeme. Die Anzahl von PV-Kraftwerken ist regionale sehr unterschiedlich. Grundsätzlich sind im Süden mehr Freiflächenanlagen angeschlossen als im Norden. Gemessen an der Anzahl der Installationen liegen weiterhin die nördlichen Regionen Lombardei, Emilia-Romagna und Venetien vorne. Mit Apulien hat sich bei der installierten Kapazität jedoch eine südliche Region an die Spitze gesetzt. Gründe für das regionale Gefälle sind bisher unterschiedliche lokale Zulassungsverfahren und Förderbedingungen sowie ein höheres durchschnittliches Einkommen im Norden des Landes. Während das Genehmigungsverfahren in Italien vereinfacht wurde, kann die teilweise veraltete und unzureichende Kabelinfrastruktur für den Neuanschluss von Projekten noch ein Hindernis sein. Allerdings sind Investitionen in das Stromnetz im Wert von 8 Mrd. Euro in Planung oder bereits im Bau. Laut Zeitungsberichten werden vom Netzbetreiber Terna mit Finanzierungen von der Europäischen Investitionsbank über km neu errichtet, 850 km alter Trassen demontiert, und 60 neue Kraftwerke gebaut. Auch neue Verbindungen zu Frankreich und Montenegro werden hergestellt. Deutsche Firmen sind im italienischen PV-Markt bereits gut vertreten. Es dürften sich Geschäftschancen in allen Bereichen der Wertschöpfungskette bieten. Insbesondere für Elektrokomponentenhersteller, aber auch bei Wartung und Monitoring ergeben sich gute Möglichkeiten. Die Konkurrenzsituation verschärft sich jedoch zunehmend. Produktion/Branchenstruktur Der weltweite Preiskampf und die Konsolidierung der Branche wirkt sich auch auf die italienische Industrie aus. Im Land konnten Branchenunternehmen nach Angaben des Solar Energy Report der Politecnico di Milano 2012 rund 6,2 Mrd. Euro Umsatz generieren. Dies entspricht einem Rückgang von 58% gegenüber Davon entfielen 43% (etwa 2,7 Mrd. Euro) auf italienische Firmen und weitere 3% auf italienische Tochtergesellschaften ausländischer Anbieter. Im Dachsegment lagen die Umsatzeinbrüche bei 16% am niedrigsten, im Bereich von PV-Kraftwerke am höchsten (-63%). Die Branche besteht aus etwa 825 Akteuren. Im vergangenen Jahr haben einige Firmen jedoch die Fertigung entweder komplett oder temporär eingestellt, darunter Solsonica, Helios Technology, Omnisolar, Solon Spa und X-Group. Italienische Zell- und Modulhersteller litten in den vergangenen Jahren sehr stark unter der ausländischen Konkurrenz. Lediglich 13% des Umsatzes entfielen 2012 auf den heimischen Markt. Die Silizium- und Waferproduktion wurde 2012 komplett eingestellt. Hersteller von Wechselrichtern hingegen halten mit Anteilen von 35% eine starke Marktstellung und konnten zwischen 2011 und 2012 Steigerungen einfahren. Im Vertrieb, der Installation sowie der Projektplanung dominieren weiterhin lokale Unternehmen. Die wichtigsten italienischen Systemanbieter sind Enel.si (etwa 150 MW installiert in 2012), Enerray (15 MW) sowie Green Utility (4,3 MW) und Energy Resources (4 MW). Germany Trade & Invest 7

9 Italien - Solarenergie Solarwärmeanlagen In Italien wurden 2011 laut dem europäischen Solarthermieverband ESTIF qm an Solarthermiekollektoren neu installiert. Das entsprach einem Rückgang von 15%. Italien steht an zweiter Stelle in Europa nach Deutschland. Insgesamt waren Ende 2011 rund 3 Mio. qm (1.832 MWth) an Solarthermiekollektoren aufgestellt. Damit hält das Land einen Anteil von knapp 10% in Europa (Deutschland: 35%) und verfügt noch über erhebliche Ausbaupotenziale. Der NREAP sieht vor, bis 2020 etwa 26 Mio. qm zu installieren. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten bis 2020 jährlich durchschnittlich 2,5 Mio. qm hinzukommen. Angesichts der bisherigen Zuwachsraten erscheint dieses Vorhaben sehr ehrgeizig, aufgrund der neuen Vergütungstarif für Wärme aus regenerativen Energien aber grundsätzlich möglich. Entwicklung des Solarthermiemarkts in Italien (Installationen in qm; Veränderung in %) ) Kapazitätszubau Wachstum des Zubaus im Vergleich - -5,0 3,2-15,3 zum Vorjahr Gesamtkapazität am Jahresende Quelle: ESTIF Verglaste Kollektoren dominieren den Markt. Laut ESTIF entfielen 2010 rund qm auf Flachund qm auf Vakuumröhrenkollektoren. Der Gesamtbestand teilt sich nach Angaben von Assolterm in 87% Flach- und 13% Vakuumröhrenkollektoren auf. Über 90% der Solarkollektoren werden für die Warmwasserbereitung genutzt, nur 10% sind Kombisysteme mit Heizungsnutzung. Aus Daten von Assolterm geht hervor, dass die Quote der Kombisysteme tendenziell wächst. Drei Viertel der installierten Kapazitäten entfallen auf Zwangsumlaufsysteme und ein Viertel auf Anlagen mit natürlicher Zirkulation. Branchenkenner sehen in Italien großes Potenzial für deutsche Solarthermieunternehmen. Neben der Warmwasseraufbereitung in Wohngebäuden sind auch öffentliche Gebäude oder Hotels mögliche Abnehmer. Auch im Bereich Kühlung dürften sich gute Möglichkeiten bieten. Interessante Geschäftschancen eröffnen sich zudem im Industriesektor. Bisher wird Solarthermie in der industriellen Anwendung kaum genutzt. Die Importabhängigkeit für Solarthermietechnik ist laut Assolterm jedoch sehr hoch. Nationalen Anbietern fehlt es in Bezug auf die Projektierung und Realisierung von mittleren bis großen Anlagen häufig noch an Fachwissen und an Erfahrung. Ein Markthindernis stellt nach der Ansicht von Branchenvertretern das noch geringe Interesse der Politik an der Solarthermie dar. Im Fokus stünde die Stromproduktion und nicht die Wärme- oder Kälteerzeugung durch Sonneneinstrahlung. Richtungsweisend dürften hier die angekündigten Ausführungsbestimmungen für den Mindestbeitrag regenerativer Energien von 50% zur Warmwasserversorgung in Neubauten und bei Renovierungen sein. Außerdem sei auch das fehlende Wissen vieler Verbraucher über die Möglichkeiten der Solarthermie noch ein Problem. 8 Branche kompakt

10 Die italienische Solarthermiebranche setzte Assolterm zufolge 2010 etwa 490 Mio. Euro um. Bei einer Erzeugungskapazität von 1 GWth pro Jahr beschäftigt sie etwa Personen. Der Sektor besteht zu 50% aus großen Heiz- und Klimatechnikfirmen und zu 50% aus reinen Solarthermieherstellern. Die größten italienischen Branchenunternehmen stammen aus der traditionellen Heiztechnik. Die drei Firmen Ariston Thermo, Ferroli und Riello bedienen laut Zeitungsberichten etwa 60% des heimischen Marktes, aber auch deutsche Firmen sind auf dem Markt bereits gut im Geschäft. Nach Angaben von Assolterm stammen etwa 35% der Solarwärmeanlagen, die in Italien abgesetzt werden, aus lokaler Fertigung. 50% kommen aus europäischer Produktion. Die restlichen 15% stammen aus Drittländern. Solarthermische Stromerzeugung/Concentrating Solar Power CSP ist in Italien noch kein großes Thema. Dennoch gibt es dafür bereits Einspeisetarife. Die staatliche Forschungsagentur ENEA ( betreibt zusammen mit Enel ein Pilotprojekt ( Archimede ) auf Sizilien, bei dem seit 2010 eine CSP-Anlage an ein Gas-Dampf-Kraftwerk angeschlossen ist. Kontaktadressen Bezeichnung Internetadresse Anmerkung AHK Italien Anlaufstelle für deutsche Unternehmen Exportinitiative Erneuerbare Energien Deutsche Energie- Agentur (dena) Ministerium für wirtschaftliche - Entwicklung (MSE) Umweltministerium - ENEA - Agenzia Nazionale per le Nuove Tecnologie, l Energia e lo Sviluppo Economico Sostenibile GIFI - Gruppo Imprese Fotovoltaiche Italiane Portal der Exportinitiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie Markt- und Länderinformationen zu erneuerbaren Energien staatliche Forschungseinrichtung unter anderem für Energie Fachverband Photovoltaik Assosolare Fachverband Photovoltaik Assolterm Fachverband Solarthermie APER - Associazione Produttori Energia da Fonti Rinnovabili Fachverband für Erneuerbare Energien Solarexpo jährliche Fachmesse in Verona Germany Trade & Invest 9

11 Kontakt Impressum Herausgeber: Germany Trade and Invest Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbh Villemombler Straße Bonn Tel.: +49 (0)228/ Fax: +49 (0)228/ Internet: Hauptsitz der Gesellschaft: Friedrichstraße 60, Berlin Geschäftsführung: Dr. Benno Bunse, Erster Geschäftsführer Dr. Jürgen Friedrich, Geschäftsführer Autor: Robert Scheid, Mailand Redaktion: Stefan Kroll Tel.: +49 (0)228/ Ansprechpartner: Karl-Heinz Dahm Tel.: +49 (0)228/ Redaktionsschluss: Mai 2013 Bestell-Nr.: Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck - auch teilweise - nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt. Layout: Germany Trade & Invest Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und vom Beauftragten der Bundesregierung für die Neuen Bundesländer aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.

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