Erfahrungsbericht über den Auslandsaufenthalt in Växjö 2012/2013

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1 Erfahrungsbericht über den Auslandsaufenthalt in Växjö 2012/2013 Hakan Kahraman Carl-von-Ossietzky Universität Oldenburg Fakultät II Studiengang: Wirtschaftswissenschaften

2 Im Folgenden werde ich euch über meinen Auslandsaufenthalt in Växjö zum WS 2012/2013 berichten. Ich hoffe mein Bericht kann euch ein wenig die Vorbereitungsphase erleichtern. Falls dennoch Rückfragen gewünscht sind, könnt ich mich gerne per Mail kontaktieren. 1 VORBEREITUNG Bereits vor dem Studium stand für mich fest, mindestens ein Semester im Ausland zu studieren. Deshalb führte mich mein Weg auch bereits in den ersten Monaten meines Studiums ins International Student Office um mich über etwaige Auslandskooperationen zu informieren. Ihr solltet euch dabei frühzeitig auf einen Studienplatz bewerben, da die Plätze begrenzt sind. In meinem Fall war es ausreichend die Erasmus-Anträge und das Learning Agreement ausgefüllt abzugeben. Zum Teil wird auch ein Motivationsschreiben verlangt. Meine Entscheidung fiel letztendlich auf die Linnaeus Universität in Växjö, Südschweden. Die Hauptmotive waren, dass die angebotene Kurse in Englisch waren, die Erfahrungsberichte zumeist sehr positiv ausgefallen sind und die Teilnahme am Erasmus-Programm. Nachdem man die Zusage von der Universität Oldenburg erhalten hat und bei der Gasthochschule angemeldet wurde, wird man sehr ausführlich über die nächsten Schritte von der Gasthochschule per Mail informiert. Über die Freischaltung des Bewerbungsprozesses werdet Ihr ebenfalls per Mail von der Linnaeus Universität informiert. Für die Online-Bewerbung benötigt Ihr ein Transcript of Records (Notenübersicht in Englisch entsprechend der Erasmus-Skala), ein Language Proficiency Report, in dem das Sprachenzentrum eure Englischkenntnisse auf dem Level B-2 bestätigt und eine Kopie eures Personalausweises. Des Weiteren wählt Ihr hier zusätzlich die Module bzw. das Programm aus, das Ihr studieren möchtet. Diese können zu Beginn des Aufenthaltes meist problemlos noch geändert werden. Weiterhin wählt Ihr an dieser Stelle die Unterkunftsform aus. Hierbei gibt es drei Möglichkeiten. Beim Shared Appartement (ca.25 m²) handelt es sich um die günstigste Variante (ca. 300 ), in der Ihr euch mit einer anderen fremden, gleichgeschlechtigen Person aus einem anderen Land ein Zimmer sowie Küchenzeile und Bad teilt, die sich ebenfalls im Appartement befinden. Dies bedeutet natürlich, dass man zum größten Teil seine Privatsphäre aufgibt. Beim Einzel- Appartement (ca. 22 m²) handelt es sich um die teuerste Variante (ca. 400 ), in der Ihr alleine in einem Zimmer mit Küchenzeile und Bad wohnt. Die Dorm-rooms (ca. 17 m²) entsprechen unseren klassischen Studentenwohnheimen, wobei man meist mit Personen auf einem Korridor lebt. Hier habt Ihr ein eigenes Zimmer mit Bad und teilt euch Küche und Wohnzimmer. Zu beachten gilt auch, dass jedem Erasmus-Student bei rechtzeitiger Bewerbung eine Unterkunft zugesagt wird. Die Wohnungen werden allerdings nach dem First-Come First-Served Prinzip vergeben. Das heißt je früher Ihr euch bewirbt desto höher liegen eure Chancen die Wunsch-Unterkunft zu erhalten. Leider wohnen in den Studentenwohnheimen nur Austauschstudenten und keine schwedische Studenten. Natürlich haben alle Wohnmöglichkeiten ihre Vor- und Nachteile, dennoch habe ich mich für ein Dorm-room entschieden. Man hat seine eigene Privatsphäre, falls man mal alleine sein möchte oder für eine Prüfung lernen muss, lernt aber dennoch sehr viele Leute kennen. Es befinden sich alle Unterkünfte bis auf eines auf dem Campus. In Vallgatan werden ca. 70 Studenten in der Nähe der Innenstadt untergebracht. Dieses

3 Studentenwohnheim, dass ich für fünf Monate mein Zu Hause nennen konnte, befindet sich ca. 3,5 km vom Campus entfernt. Vor eurem Auslandsaufenthalt bekommt Ihr von der Gasthochschule noch weitere Mails, in denen Ihr z.b. vom Buddy-Programm oder Friend-Family-Programm informiert werdet. Ich rate auf jeden Fall euch für beides zu bewerben. Ich habe mich leider aus Bequemlichkeit für keines der Programme beworben und bereue es im Nachhinein sehr. Einen Buddy zu haben erleichtert einem in denen ersten Tagen den Einstieg ins Uni-Leben und kann auch anderweitig sehr hilfreich sein. Ich weiß, dass bei anderen Studenten auch sehr enge Freundschaften entstanden sind. Beim Friend-Family Programm bekommt Ihr eine sozusagen eine schwedische Gast-Familie mit der Ihr 1-2 Mal im Monat Aktivitäten unternehmt. Meines Erachtens ist das die beste Möglichkeit um die schwedische Kultur richtig kennen zu lernen, da man ansonsten sehr schwierig mit Schwedischen Studenten in Kontakt kommt. Weiterhin kann ich euch nur empfehlen so viele Module wie möglich vor dem Auslandsaufenthalt in Oldenburg zu absolvieren, um in Växjö mehr Freizeit zu haben. Die zu erreichenden Mindestvorgabe vom ISO betrug bei mir 15 ECTS. Ich habe vor dem Auslandssemester zwei Englisch-Module vom Sprachenzentrum besucht. Ich habe mich bewusst gegen einen Schwedischkurs entschieden, da die Zeit einfach nicht reicht um Schwedisch auf einem ausreichend guten Niveau zu beherrschen. Des Weiteren ist der Kontakt zu schwedischen Studenten sehr begrenzt und die Alltagssprache als Exchange-Student ist einfach Englisch. Dennoch kann man auch an Schwedisch-Kursen mit und ohne ECTS-Punkten während des Auslandsaufenthaltes teilnehmen. Vor der Abreise solltet ihr am besten euren Auslandskrankenschutz bei eurer Versicherung klären. Eine Kreditkarte in Schweden ist eigentlich unabdingbar, da so gut wie alles mit der Kreditkarte bezahlt wird. Selbst Getränke in Clubs oder die Fahrkarte im Bus. Wer noch keine Kreditkarte besitzt, dem empfehle sich eine von der DKB zu besorgen. Mit der kann man weltweit, kostenlos zum tagesaktuellen Wechselkurs Bargeld an allen Geldautomaten abheben. Mir hat die Kreditkarte einiges erleichtert in Schweden. 2 ANREISE/ANKUNFT Es gibt drei Möglichkeiten nach Växjö zu reisen. Växjö besitzt einen eigenen Flughafen und wird von Ryanair sehr kostengünstig vom Flughafen Düsseldorf/Weeze angeflogen. Wer mehr Gepäck mitnehmen möchte, dem empfehle ich mit den Europa-Spezial-Tickets der Deutschen Bahn von Hamburg nach Alvesta bzw. Växjö zu fahren. Von dort aus ist es nur noch eine Station bis Växjö. Die Gesamtfahrtzeit von Oldenburg nach Växjö beträgt ca Stunden. Da aus Oldenburg immer sehr viele Studenten ein Auslandssemester in Växjö absolvieren, empfiehlt es sich auch eine Fahrgemeinschaft zu bilden und falls vorhanden mit dem Auto anzureisen.

4 Vom bot die Linnaeus Universität allen Exchange-Students die sogenannten Official Arrival Days mit nützlichen Infoveranstaltungen, Stadtrundfahrten und Willkommenstüten an. Auch wurde man in dem Zeitraum vom Bahnhof bzw. Flughafen aus geshuttelt. Da mein Mietvertrag ab dem galt, bin ich bereits am zusammen mit einem Freund angereist, um schon mal die Stadt und Universität zu erkundigen. Ich rate euch allerdings vorab mit dem ISO an der Gasthochschule die Schlüsselübergabe zu klären, damit Ihr nicht wie wir vor geschlossener Wohnungstür steht und im Hostel übernachten müsst. In den Arrival Days werden euch auch einige Organisationen vorgestellt. Die Wichtigste davon ist Växjö International Students (VIS), eine Studentenorganisation, die vor allem Ausflüge nach Stockholm, Göteborg, Lappland, Talinn, Gotland und die berühmten Welcome- und Goodbye-Dinner organisiert. Für 50 SEK kann man hier Mitglied werden. Das VIS organisiert auch in den Anfangswochen einen Trip zum erstgebauten IKEA der Welt, für diejenigen, die nicht so viel von zu Hause mitnehmen konnten. Des Weiteren sollte man sich in den Arrival Days eine Bibliothekskarte besorgen. Am Infopoint der Uni bekommt man außerdem eine Zutrittskarte um rund um die Uhr Zugang zu allen Gebäuden zu haben. Zusammen mit eurem Studentenausweis solltet Ihr also insgesamt vier Karten besitzen. Der Campus im August und Dezember

5 3 STUDIUM Das Studium in Växjö weicht stark vom Studium in Oldenburg ab. In der Regel findet nur ein Kurs zur selben Zeit für einen Zeitraum von 4-5 Wochen satt. Hört sich zunächst nach sehr viel Freizeit an, aber man täuscht sich da gewaltig. In den vier Wochen müssen meist Präsentationen mit schriftlicher Ausarbeitung angefertigt werden, Hausarbeiten (15-20 Seiten) geschrieben werden und Reflexionen verfasst werden. 6-8 Stunden in der Woche finden Vorlesungen, Seminare und Tutorien statt. In der Regel schließen die Kurse mit einer fünfstündigen Klausur ab, in der das Wissen aus 1-2 Büchern abgefragt wird. Die Klausuren sind allerdings meist eher auf zwei Stunden konzipiert, sodass man keinerlei Zeitdruck hat. Anschließend beginnt der nächste Kurs. Vom Niveau her würde ich es ähnlich wie Oldenburg einschätzen, wobei man sehr viel mehr machen müssen um letztendlich die Credits zu bekommen. Es reicht auf jeden Fall nicht zwei Tage für eine Klausur zu lernen. Ich habe in Schweden, dass Programm Organization and Management Studies mit den Kursen Organization Theories, Leadership Theories, Organizational Change and Renewal und Modern Perspectives on Organization and Management belegt, die jeweils mit 7,5 ECTS-Punkten bewertet wurden. Da ich schon einige Module in Oldenburg vorgezogen hatte, habe ich am letzten Kurs nicht mehr teilgenommen. In meinem Fall war es so, dass Organization Theories und Leadership Theories das Äquivalent zu Organisation von Prof. Breisig und Unternehmensstrategien von Prof. Pfriem waren (trotzdem vorher abklären). Die Kurse bestanden zu 85% aus Erasmus-Studenten und wir waren insgesamt ca Studenten, weshalb man sich öfters wie in der Schule gefühlt hat. Die Unterrichtssprache war durchgehend Englisch. 4 FREIZEIT/ALLTAG Das Leben in Schweden ist etwas teurer als in Deutschland. Spirituosen können aufgrund der hohen Steuern auch gerne mal dreimal so teuer sein wie in Deutschland. Falls man neben dem Studium noch viel unternehmen möchte, sollte man insgesamt mit ca im Monat planen. Växjö, das zwischen zwei kleinen Seen liegt, hat als unbekannte Kleinstadt mit ca Einwohnern im Herzen der Region Smaland sehr viel zu bieten. Das Alleinstellungsmerkmal ist wahrscheinlich der Riesen-Campus auf dem ca Studenten nach dem amerikanischen Modell leben. Auf dem Campus befinden sich Restaurants, ein Fitness-Studio mit vielfältigem Kursangebot, eine Bibliothek, zwei Nachtclubs sowie ein Friseur-Salon. In unmittelbarer Nähe zum Campus befinden sich die beiden großen Supermärkte ICA und Willy s. Einen Lidl gibt es etwas Außerhalb. Sportinteressierte werden auch in Växjö nicht zu kurz kommen, denn das VIS organisiert jeden Samstag einen Sports-Saturday an dem viele Sportarten wie Fussball, Basketball, Volleyball und vieles mehr angeboten werden. Empfehlenswert ist

6 auch ein Besuch der Växjö Lakers, ein Ice-Hockey Verein der ersten Schwedischen Liga. Die Atmosphäre in der Arena ist der Wahnsinn und Tickets sind bereits für 20 Euro zu haben. Für Fußballinteressierte würde sich eher ein Spiel der Östers Växjö IF lohnen, die mittlerweile in einem brandneuen Stadion spielen und in die erste schwedische Liga aufgestiegen sind. Sehr beliebte Ausflugsziele von den Exchange-Students waren Kopenhagen, Malmö, Stockholm, Göteborg, Oslo und das etwa 90 km westlicher gelegene Kalmar. Alle Städte sind gut mit dem Zug zu erreichen. Alternativ kann man sich auch mit einer Gruppe zusammen ein Auto mieten. 5 FAZIT Rückblickend kann ich ohne zu überlegen von den fünf schönsten Monaten meines Lebens sprechen. Ich rate jedem der sich überlegt im Ausland zu studieren, diese Hürde zu meistern und nicht vor dem verwaltungstechnischen Aufwand zurückzuschrecken. Die Erfahrungen die man durch so ein Semester macht sind einfach unbezahlbar. Man lernt so viele Menschen aus anderen Ländern und Kulturen kennen, schließt Freundschaften fürs Leben, hat die Möglichkeit ein fremdes Land zu entdecken und verbessert nebenbei noch sein Englisch. Mir ist klar, dass ihr diese Sätze grad wahrscheinlich schon zum zigsten mal gelesen habt. Ich konnte es vorher auch nicht wirklich glauben, aber es ist wirklich wahr. Die Campus-Appartements

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