Grundlagen der klinischen Diagnostik bei Infektionsanfälligkeit
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- Pamela Frieda Kurzmann
- vor 8 Jahren
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1 Grundlagen der klinischen Diagnostik bei Infektionsanfälligkeit Johannes Liese Pädiatrische Infektiologie und Immunologie / Universitäts-Kinderklinik Würzburg Kinderklinik und Poliklinik Direktor: Prof. Dr. C. P. Speer
2 Der infektionsanfällige Patient Pathologische Infektionsanfälligkeit? Physiologische Infektionsanfälligkeit? Primär. / Sekund. Immundefekt? Lokaler Abwehrdefekt? 2 Spezifische Prophylaxe oder Therapie! Keine Therapie Impfungen Unspezifische Stimulation?
3 Kernaussage 1: Pathologische Infektanfälligkeit, charakterisiert durch ELVIS ist ein Leitsymptom für primäre Immundefekte ELVIS Erreger Lokalisation Verlauf Intensität Summe ungewöhnlicher (opportunistischer) Erreger Polytop, untypische Lokalisation Chronisch, rezidivierend Schweregrad, Majorinfektion 8 Minor, 2 Majorinfektionen 3
4 Kernaussage 2: Trotz fehlender Infektanfälligkeit kann ein primärer Immundefekt vorliegen Typische klinische Manifestation Immundysregulation PID (Beispiele) Autoimmunlymphoproliferative Syndrome (ALPS) Periodische Fiebersyndrome Leitsymptome Infektanfälligkeit (Auswahl) Autoimmunität, chronische Lymphoproliferation Fieber, Serositis außer Familiäre hämophagozytische Lymphohistiozytose (FHL) Komplementdefekte (C1q/r/s, C2 und C4) Fieber, Lymphoproliferation, Zytopenien, neurologische Störungen SLE ähnliches Krankheitsbild 4
5 Kernaussage 3: Primäre Immundefekte können sich auch erst im Erwachsenenalter manifestieren 58-jähriger Patient mit respiratorischer Partialinsuffizienz nach rezidivierenden Pneumonien Segerer F 1, Morbach H 1, Kleinert S 3, Tony H P 3, Roesler J 2, Liese J 1 1 Universitäts-Kinderklinik, Pädiatrische Immunologie und Infektiologie, Universitätsklinikum Würzburg 2 Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Abteilung für Kinder- und Jugendmedizin, Dresden 3 Medizinische Klinik II, Rheumatologie und klinische Immunologie, Universität Würzburg 5
6 Kernaussage 4: Warnzeichen können helfen, primäre Immundefekte bei Kindern und Erwachsenen zu identifizieren 6
7 Kernaussage 5: Sekundäre Immundefekte und DD, die eine pathologische Infektionsanfälligkeit verursachen können, sind von PID abzugrenzen Rezidivierende Infektion Atemwege Ursache Mukoziliäre Clearance (Asthma, BPD, Zystische Fibrose, Zilienfunktion) Ösophagotracheale Fistel Bronchiale Fehlbildung Aspiration (Fremdkörper, Gastroösophagealer Reflux) 7
8 Kernaussage 7: Bei Verdacht auf primären Immundefekt soll eine Stufendiagnostik erfolgen Als Basisdiagnostik dient die Bestimmung der Immunglobuline (IgA, IgM, IgG, IgE) und ein Blutbild mit Differenzierung (altersentsprechende Normwerte sind zu beachten). Kernaussage 8: Weiterführende Diagnostik soll in enger Zusammenarbeit mit einem in der Diagnostik und Behandlung von Immundefekten erfahrenen Arzt erfolgen. Kernaussage 9: Es kann trotz normaler Basisdiagnostik ein PID 8 vorliegen
9 Kernaussage 10: Bei folgenden immunologischen Notfällen sofortige Kontaktaufnahme mit Immundefektzentrum/Klinik Erythrodermie in den ersten Lebenswochen (V.a. schweren kombinierten Immundefekt) schwere Lymphopenie im 1. Lebensjahr (V.a. schweren kombinierten Immundefekt) persistierendes Fieber und Zytopenie (V.a. primäres Hämophagozytosesyndrom) schwere Neutropenie im Kindesalter (<500/µl, V.a. schwere kongenitale Neutropenie) schwere Hypogammaglobulinämie (V.a. schweren kombinierten Immundefekt oder Agammaglobulinämie) 9
10 Zusammenfassung Infektionsanfälligkeit (ELVIS) und Immundysregulation (GARFIELD) können ein Hinweis auf primäre Immundefekte sein Primäre Immundefekte können sich auch erst im Erwachsenenalter manifestieren! Die breite Differentialdiagnose erfordert ein stufenweises Vorgehen auf der Basis der klinischen Untersuchung und Anamnese Die frühzeitige Diagnose und Einleitung von Therapie/Prophylaxe verbessert die Prognose entscheidend! 10
11 12 Warnsignale angeborener Immundefekte > zwei Sinusitiden in 1 Jahr Einnahme von Antibiotika > 2 Monate Rezid. Abszesse der Haut oder Organe Gedeih- und Wachstumsstörungen > zwei Lungenentzündungen in 1 Jahr Notwendigkeit der Gabe i.v. Antibiotika > als zwei lebensbedrohliche Infektionen > acht Ohrenentzündungen in 1 Jahr hartnäckiger Pilzbefall Angeborene Immundefekte i.d. Familie Rezid. Infekt. mit atypische Mykobakterien Chronische Graft-versus-Host Reaktion 11
12 Literatur und Referenzen AWMF Leitlinie: Diagnostik von primären Immundefekten AWMF Leitlinie: Therapie primärer Antikörpermangelsyndrome (2013) Internet Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Immunologie (API), Immundefekte, Immundefektzentren Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Immunologie 12
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