Mama/Papa hat Krebs. Psychologische Begleitung von Kindern krebserkrankter Eltern. Regina Anderl Institut für Klinische Psychologie
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- Irmela Bayer
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1 Mama/Papa hat Krebs Psychologische Begleitung von Kindern krebserkrankter Eltern Regina Anderl Institut für Klinische Psychologie
2 Das Erschütternde ist nicht das Leiden der Kinder an sich, sondern der Umstand, dass sie unverdient leiden wenn wir schon nicht eine Welt aufbauen können, in der Kinder nicht mehr leiden, können wir wenigstens versuchen, das Maß der Leiden der Kinder zu verringern. Albert Camus ( )
3 Diagnose Krebs: Kein Stein bleibt mehr auf dem anderen Warum ich? Muss ich nun sterben? Kann ich wieder gesund werden? Wie sage ich es meinem Kind? Sehe ich mein Kind noch aufwachsen?
4 Relevante Schritte in der Begleitung von Kindern: Ärzte/Pflege: Das Thema Kinder mit einbeziehen ansprechen Betroffene zur Beratung schicken Eltern (Betroffene): Mit Kindern über die Krankheit offen sprechen Ehrlichkeit im Umgang mit der Erkrankung Regelmäßig Informationen geben Fragen ermöglichen Erkennen wann und ob das Kind Hilfe braucht
5 Warum mit Kindern über die Krankheit sprechen? Um unnötige zusätzliche Belastung zu vermeiden Um sie nicht in die Risikogruppe psychisch beeinträchtigter Kinder/Jugendlicher einzureihen Um ihre Entwicklung nicht zu beeinträchtigen Um Traumatisierung zu vermeiden Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit..
6 Warum mit Kindern über die Krankheit sprechen? Nicht informierte Kinder haben mehr Angst als informierte Kinder! Die Kinder fühlen sich ausgeschlossen und nicht ernst genommen! Schuldgefühle können entstehen! Fantasien können schlimmer sein als die Realität! Kinder können an dieser schwierigen Situation auch beträchtlich wachsen und Stärken entwickeln!
7 Bilder, Gedanken und Fantasien von Kindern: Hat Mama wegen mir Krebs gekriegt? Zieht die Mama jetzt für immer ins Krankenhaus? Ist das, weil der Papa so oft mit mir schimpfen muss? Werde ich jetzt auch krank? Die Fantasien der Kinder wachsen, wenn die Realität nicht entsprechend erklärt wird!
8 Gründe, warum jemand nicht über die Erkrankung sprechen kann: Diagnose lähmt Angst, dem Kind Schaden zuzufügen Angst davor, Schwächen zu zeigen Angst, dass Kinder alles herumerzählen Um Fragen zu Tod und Sterben auszuweichen Um Familienfeste nicht zu zerstören
9 Keine Information an die Kinder über Brustkrebs, nachdem die Diagnose feststeht (Barnes et al. 1995) Alter Prozent
10 Wie sollten Kinder informiert werden? Ehrlich, aufrichtig aber hoffnungsvoll Ohne Überflutung (Dosis!) Keine Beschönigungen Keine falschen Versprechungen Vertrauensverlust! Kinder sollten sich verlassen können, dass sie alles Wichtige erfahren. Fassade statt Kommunikation = Versteckspiel mit hohem Kraftaufwand
11 Der richtige Zeitpunkt: Möglichst rasch - Schock lässt sich nicht verbergen In Abstimmung mit dem Kind Gespräch ermöglichen - nicht aufdrängen Nicht unbedingt vor dem Schlafen gehen Bestenfalls beide Elternteile gemeinsam
12 Aufklärungsgespräch Allgemeine Hinweise: Kindgerechte Sprache Worte, die es versteht und gewohnt ist Den Begriffe Krebs nicht verbannen Auf nonverbale Signale achten Spielräume in der Formulierung offen lassen Raum und Zeit für weitere Fragen geben Verständnisfragen stellen
13 Reaktionen von Kindern Entwicklungspsychologische Aspekte: Säuglinge: Fehlendes Krankheitsverständnis Belastet durch die Abwesenheit der Bezugsperson Veränderungen im Alltag Veränderte Emotionalität der Eltern Kleinkinder (bis 2 Jahre): Befürchtungen, Ängste diffuser Natur Entwicklung von Schuldgefühlen (Magisches Denken)
14 Reaktionen von Kindern Entwicklungspsychologische Aspekte: Kleinkinder (3-6 Jahre): Verständnis von Krankheit vorhanden Interesse für Sachinformation Aufmerksamkeit ist begrenzt Kinder (7-12 Jahre): Bis ca. 8 Jahre magisches Denken mit Schuldgefühlen Konkrete Sorgen um die Zukunft der Familie Zeigen oft wenig offene Emotionen Verhaltensauffälligkeiten, Schulprobleme, Somatisierung,... kindlicher Ausdruck von depressiver Verstimmung
15 Reaktionen von Kindern Entwicklungspsychologische Aspekte: Jugendliche (13-18 Jahre): Differenziertes Krankheitsverständnis Konflikt zwischen Ablösung und Hinwendung zur Familie Vermehrt Angst und Depression Weniger Verhaltensauffälligkeiten Angst, selbst zu erkranken Soziale Abkapselung Größtes Ausmaß an Belastung haben Mädchen (Zusatzpflichten)
16 Psychologische Begleitung: Von Eltern beobachtete Verhaltensänderungen 3 5 Jahre 39% Veränderung des Spielverhaltens 6 10 Jahre 30% Rückzug Jahre 50% Leistungsabfall in der Schule, 30% Rückzug zunehmende Aggressionen Jahre 39% Leistungsabfall, 30 % Rückzug, Aggression
17 Psychologische Begleitung: Eltern/Bezugsperson zu Beginn als Begleiter Vertrauen herstellen Spielerischer Zugang (Zeichnungen, Geschichten, Handpuppen, ) Kreative Verarbeitung (Malen, Tagebuch, ) Rituale erarbeiten (Eltern evtl. einbeziehen) Geschwister evtl. gemeinsam drannehmen Symptomentsprechendes therapeutisches Vorgehen
18 Forschungsergebnisse: Erhöhtes Auftreten psychischer Störungen bei Kindern kranker Eltern (Siegel, 1992) Information über Erkrankung senkt Angst- und Depressionsneigung (Compass 1994) Wichtigkeit der Kommunikation zwischen Eltern und Kind (Nelson 1994, Barnes 2000) Jugendliche Töchter kranker Mütter als Risikogruppe (Grant 1995) Eltern unterschätzen Einfluss ihrer Krankheit auf die Kinder (Welch 1996) Frühzeitige Beratung wichtig (Kroll 1998) Birenbaum (1999): 50% der Kinder zeigen klinisch relevante Auffälligkeiten Huizinga (2005): 27,9% Anpassungsstörungen
19 COSIP-Studie: ( Kinder von Eltern, die chronisch schwer krank sind, zeigen doppelt so oft psychische Auffälligkeiten wie Kinder aus gesunden Familien Auftreten internalisierender Symptomatik Psychosomatische Symptome Je älter die Kinder sind, desto weniger Auffälligkeiten zeigen sie Jugendliche fühlen sich aber subjektiv schlechter als Kinder Mädchen sind stärker belastet als Buben Das familiäre Beziehungsklima ist von größerer Bedeutung als die Schwere der Erkrankung des Elternteils
20 Literatur: Mama hat Krebs - mit Kindern die Krankheit begreifen. Krejsa,2004 Als der Mond vor die Sonne trat. Trabert & Krisam, 2001 Wann kommst du wieder Mama? Hennuy, Buyse & Renardy, 2007 Never too young to know, Silverman, 2000 Begleitung von Kindern und Jugendlichen in Krisensituationen, in Aufgang Untergang Übergang, Bogyi, 1999 Plötzlich ist alles ganz anders - wenn Eltern an Krebs erkranken, Broeckmann,
21 Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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