Per spec tives imp PersPectives MANAGeMeNt JOUrNAL eur 40 GescHÄFtsLOGiKeN Der ZUKUNFt 02 einzigartigkeit im MANAGeMeNt /11 1
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- Hertha Kappel
- vor 8 Jahren
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1 Per spec tives imp perspectives MANAGEMENT JOURNAL EUR 40 GESCHÄFTSLOGIKEN DER ZUKUNFT 02 1 EINZ I GARTIGKEIT IM MANAGEMENT 2
2 IMP Perspectives 82
3 einzigartige Perspektiven oder über einzigartige Sichtweisen IMP im Gespräch mit Menschen, die die Welt etwas anders sehen 02 83
4 IMP Perspectives 84
5 Zotter der Unbeugsame Oder die Geschichte eines kleinen Gallier-Dorfes Alexander Kausl, IMP Wir befinden uns im Jahre 50 v. Chr. Ganz Gallien ist von den Römern besetzt Ganz Gallien? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten. Und das Leben ist nicht leicht für die römischen Legionäre Wer kann sich nicht daran erinnern an die Einleitung, die in jeder Asterix-Ausgabe immer wieder aufs Neue zu finden war, bevor der Leser die Helden der Geschichte ein weiteres Mal im Kampf gegen die römische Vorherrschaft begleiten durfte? Die Schokolademanufaktur Zotter im Bergle bei Riegersburg weist Parallelen zu unserem gallischen Dorf auf. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Schokolade-Herstellern leisten Zotter und seine Mannschaft unerbittlichen Widerstand gegen vermeintlich richtige und imperialistische Denk- und Handlungsweisen in der Wirtschaftswelt. Der Held unserer Geschichte ist Josef Zotter, ein listiger und vor Intelligenz sprühender Krieger ein Mann, der sehr unkonventionelle Entscheidungen trifft. Auch, wenn seine Schokoladen keine übermenschlichen Kräfte verleihen, so sind sie doch dem Zaubertrank des Miraculix nicht ganz unähnlich Denn beide sowohl Zotter als auch der Zauberer unseres kleinen Dorfes verwenden für ihre geheimen Mixturen seltsame Zutaten. Der eine mengt Hanf und Fisch bei, der andere Misteln und Hummer.
6 ZOTTER DER UNBEUGSAME Die Marke Zotter erlangte inzwischen einen hohen bis über die Grenzen Europas hinausreichenden Bekanntheitsgrad. Selbst die berühmteste Managementschmiede unserer Zeit, die Harvard Business School, hat 2010 die kleine Schokoladenmanufaktur in Riegersburg besucht. Ziel der renommierten Wissenschafter dieser Eliteuniversität war es, herauszufinden, wie es nach der Wirtschaftskrise weitergehen könnte. Dazu wurden unter anderem Unternehmen observiert, die durch ungewöhnliche aber erfolgreiche Geschäftsmodelle Aufsehen erregten. Fast könnte man den Eindruck erhalten, dass die Römer mit ihrem Latein am Ende sind. Wie kann es sein, dass ein Mann, dem es scheinbar nur darum geht, die beste Schokolade der Welt zu machen, zu einem Vorbild in Form eines Vordenkers für die große Managementwelt wird? Woher kommt dieser Widerstandskämpfer? Wer ist der Mann, der eine kleine Schokoladenfabrik so erfolgreich gegen die Übermacht unseres vereinheitlichenden Managements verteidigt? Und liegt es nur an den besonderen Zutaten, die das kleine Schokoladendorf so stark werden ließen? IMP im Gespräch mit Josef Zotter, dem Schöpfer der wohl außergewöhnlichsten Schokolade- Kreationen dieser Welt. Über Anfänge & Aufbau und über Irrwege IMP: Die Zukunft einer Gesellschaft, einer Organisation oder die eines Menschen kann man nicht losgelöst von der Vergangenheit betrachten. Deshalb ist es für uns spannend zu erfahren, wo denn die Erfolgsgeschichte der Zotter- Schokoladenmanufaktur ihren Anfang nahm? Zotter: Ich komme eigentlich aus der Landwirtschaft. Schon damals als Jugendlicher konnte ich erkennen, dass an der Art und Weise, wie gearbeitet wurde, sich etwas zu verändern begann. Mein Vater, der Landwirt war, liebte seine Produkte sehr. Es war ihm immer sehr wichtig gewesen, dass sein Obst die Äpfel, die Birnen, die Pfirsiche gut wachsen und gedeihen konnten. Man muss sich das so vorstellen: Wir hatten unzählige verschiedene Pfirsiche rotfleischige, gelbfleischige, weißfleischige Eine wunderbare Vielfalt also. Wissen Sie, was ich meine? (Er schweigt.) Als ich dann 15 oder 16 Jahre alt war, hat sich das verändert. Man musste sich plötzlich am Markt orientieren Es gab so genannte Marktstudien und daraufhin hat man gesagt: Wir brauchen diese Vielfalt nicht mehr. Wir brauchen nur noch gelbfleischige Pfirsiche. Also haben alle begonnen, nur noch gelbfleischige Pfirsiche zu produzieren auch mein Vater. Vor cirka 30 Jahren hat sich also etwas verändert, womit ich nicht klar kam. So konnte und kann Landwirtschaft, meiner Meinung nach, nicht funktionieren und so kann wirtschaften nicht funktionieren. Mein Innerstes sagte mir, dass ich mich distanzieren wollte von dieser Denk- und Arbeitshaltung. Die Gastronomie war mein Sprungbrett dafür. IMP: Wenn wir uns jetzt konkret auf das Unternehmen Zotter beziehen: Was hat das für Ihr Unternehmen bedeutet? Was sind die prägendsten Ereignisse gewesen? Wo sehen Sie die großen Wendepunkte? Zotter: Ich hatte die Vision, nach Amerika zu gehen, weil ich glaubte, dass dort alles besser sei. Dort wollte ich hin. Dieses Ziel hatte ich dann auch schnell erreicht. Ich arbeitete im World Trade Center in New York. Wir wurden mit Sternen ausgezeichnet. Ich war Haubenkoch und wir haben Stars bedient. Eigentlich war ich am Höhepunkt meiner beruflichen Karriere. Doch irgendwann stellte ich mir die Frage: Das ist es also? Das ist wirklich dein Traum? Ich hatte immer geglaubt, dass alles Gute von Amerika kommt. Amerika war aber damals weit hinter unseren Standards. Diese Erkenntnis war ganz wichtig für mich und für mein Selbstvertrauen. Danach kehrte ich zurück nach Österreich und machte mich mit einer Konditoreikette selbstständig. IMP: Eine tolle Erfolgsgeschichte von jemandem, der im Land aller Möglichkeiten seine Träume verwirklicht und sich dann zu Hause etwas Eigenes aufbaut. Setzten sich Ihre Erfolge so in dieser Form fort? IMP Perspectives 86
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