Hettich Selection: 3D-CAD für Tischler ohne CAD-Vorkenntnisse
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- Felix Meissner
- vor 8 Jahren
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1 ZPG-Mitteilungen für gewerbliche Schulen - Nr Mai Hettich Selection: 3D-CAD für Tischler ohne CAD-Vorkenntnisse Wer schon einmal ein komplettes Möbel in 3D-Darstellung z.b. mit AutoCAD mit oder ohne tischlerspezifische Erweiterungen wie z. B. ProLignum 3D, CAD+T oder imos gezeichnet hat, kann den erheblichen Arbeitsaufwand und die erforderlichen CAD-Vorkenntnisse abschätzen. Warum überhaupt 3D? Man konstruiert ein komplettes räumliches Modell und erhält dann auf Knopfdruck sämtliche erforderlichen Ansichten, Schnitte, Details und Materiallisten. Außerdem ist eine fotorealistische Darstellung durch Rendern möglich. Einen ganz anderen Weg als die üblichen CAD-Programme und -Zusätze geht das Programm Hettich Selection Professional Eingangsbildschirm mit Modulauswahl Handhabung und Zweck des Programms Alle Eingaben erfolgen über Masken, ein Assistent führt den Anwender schrittweise durch das Programm. Damit sollen Anwender ohne spezielle CAD-Kenntnisse angesprochen werden: Nicht zufällig wird das Programm von einem Hersteller für Möbelbeschläge vertrieben (Einzelplatzlizenz mit notwendiger Aktivierung nach 30 Tagen Testzeit 250 C zuzügl. MWSt, bei Schulen mit dem Berufsfeld Holz, Ausbildungsberuf Tischler ist auf Anfrage die kostenlose Aktivierung möglich). Denn der Zweck dieses Programms ist neben der einfachen maskenbezogenen Erzeugung von Standardmöbeln mit Holz- und Beschlagsliste sowie automa-
2 2 ZPG-Mitteilungen für gewerbliche Schulen - Nr Mai 2006 tisch vermaßter Fertigungszeichnungen die direkte und problemlose Auswahl und Bestellung der Beschläge via Internet oder ausgedruckter Bestellliste bei der Firma Hettich. Dafür erhält man ein Programm mit eingebautem AutoCAD-Kern und IMOS-CAD- Funktionalitäten, dem kompletten Hetttich- Beschlagskatalog (über Internet aktualisierbar) und einem Oberflächenmodul von Hesse zum Rendern mit automatischer Lackmengenberechnung. Allerdings schluckt das Programm erhebliche Resourcen (im Hintergrund läuft ein SQL-Server) und die Einzelplatzaktivierung ist im Schulbetrieb lästig, es sei denn, man installiert es unter VMWare und lässt es auf den Workstations über den VMWare-Player laufen. Dann sind aber wirklich schnelle PCs mit ausreichendem Arbeitsspeicher erforderlich, sonst macht das Programm keine Freude. Nach dem Start erscheint als Portal eine HTML-Maske: In der Projektverwaltung werden Projekte angelegt und bearbeitet, Preise zugeordnet und Bestell-, Liefer- und Faxadressen eingegeben. Der Designer ist das Hauptmodul zur maskenorientierten Erzeugung der 3D-Möbelmodelle. Im Katalog können alle Artikel der Firma Hettich gesucht, ausgewählt und angesehen werden, für jedes Produkt sind Detailinformationen verfügbar. In den Partnerinformationen findet man Links zu Partnerfirmen und bei Erste Schritte kann man sich Lehrvideos zum Programm ansehen. Der Designer Der Designer ist in 5 Bereiche unterteilt, wobei der aktive Bereich rot unterstrichen ist. Per Assistent wird man durch die Konstruktionsauswahl geführt. In der Korpus-Maske werden die Abmessungen und weitere Konstruktionsparameter eingegeben. Die einzelnen Programmmodule Bereichswahl im Designer Eingabe der Parameter Mit einem Vorwärts -Button kommt man zur nächsten Maske, mit dem Zurück -Button wechselt man wieder zur vorherigen Ansicht, der Korpusaufteilung. Hier werden Mittelseiten, Konstruktions- und Einlegeböden eingefügt:
3 ZPG-Mitteilungen für gewerbliche Schulen - Nr Mai Korpusaufteilung Bei der automatischen Aufteilung ist zu beachten, dass reale Maße in Millimeter mit nachgestellten mm einzugeben sind, Verhältnisse ohne Einheit, also z.b. 300 mm : 1 : 1. Mit der Zonenauswahl wählt man einen Bereich aus, in welchen die Elemente eingefügt werden, also z.b. die linke Seite bis zur Mittelseite. Zonen werden immer grün markiert, wechselt man zu Bauteilauswahl, erfolgt die Markierung der gewählten Elemente in roter Farbe. Korpusaufteilung
4 4 ZPG-Mitteilungen für gewerbliche Schulen - Nr Mai 2006 Als nächstes werden Schubkästen und Türen eingebaut. Dabei können auch Parameter wie Bänderanzahl und -abstand sowie die Anschlagseite eingegeben werden. Bei den Schubkästen hat man die Auswahl zwischen diversen Schubkastentypen mit und ohne Schloss. Mit der rechten Maustaste erhält man ein Kontextmenü mit praktischen Auswahlmöglichkeiten Schubkasteneinbau
5 ZPG-Mitteilungen für gewerbliche Schulen - Nr Mai Türen Griffe und Knöpfe werden mit der nächsten Maske ausgewählt. Lage und Drehwinkel können frei bestimmt werden. Griffe und Knöpfe Jetzt erscheint die Maske zur Beschläge-Auswahl. Hier sind in einer Liste nicht nur die zuletzt eingefügten Griffe und Knöpfe aufgeführt, sondern auch sämtliche vorher verwendeten Verbinder, Bänder, Schlösser und Schubkastenauszüge. In jeder Zeile muss nun ein geeignetes Teil zugewiesen werden, meistens gibt das Programm einige sinnvolle Vorschläge ( Favoriten ) vor. Oder man geht in die Katalogauswahl und holt sich die Teile aus dem Online-Katalog.
6 6 ZPG-Mitteilungen für gewerbliche Schulen - Nr Mai 2006 Auswahl der Beschläge Das fertige Möbel kann im AutoCAD-Modul dargestellt werden. Hierbei handelt es sich um eine eingeschränkte Programmversion, die nur eine bestimmte Befehlsauswahl bereitstellt. Darstellung im AutoCAD-Modul
7 ZPG-Mitteilungen für gewerbliche Schulen - Nr Mai Die Zeichnung wird im AutoCAD-2002-Format gespeichert und kann mit einer separaten AutoCAD-Vollversion in 2D oder 3D weiter bearbeitet werden. Ferner können die fertigen Konstruktionen an das imos CAD-System übergeben werden. Im Dokumentmanager wird das komplette Möbel vollautomatisch zum Druck aufbereitet, dabei werden Ansichten und eine Explosionszeichnung erzeugt, die einzelnen Teile vermaßt und die Stücklisten dargestellt. Alle fertigungstechnisch relevanten Informationen sind enthalten, sagt das Hettich-Handbuch, aber natürlich fehlen zu einer kompletten Werkstatt-Zeichnung noch einige Dinge, die man aber mit einem extra AutoCAD-System ohne weiteres ergänzen könnte. Mehr wird von den am Anfang erwähnten großen Tischler-CAD- Programmzusätzen für AutoCAD auch nicht automatisch geliefert. Druckaufbereitung im Dokumentenmanager Die Stückliste
8 8 ZPG-Mitteilungen für gewerbliche Schulen - Nr Mai 2006 Die Beschlagliste Bauteile mit Bemaßung und Explosionsdarstellung Im Hesse-Modul erfolgen die Oberflächenauswahl und eine automatische Lackmengenberechnung. Man könnte es auch als das integrierte Render-Modul bezeichnen. Die gerenderte Ansicht kann z. B. mit der DRUCK-Taste in die Zwischenablage kopiert und in beliebige Programme eingefügt werden. Oberflächenauswahl
9 ZPG-Mitteilungen für gewerbliche Schulen - Nr Mai Gerenderte Darstellung Mit dem Raumplanungsmodul können individuelle Kunden- und Verkaufsberatungen unterstützt werden. Das Aufmaß wird in eine Raumsituation mit den exakten Abmessungen und den Fenstern und Türen umgesetzt. Dann werden die abgespeicherten Möbel (eigene und mit dem Programm gelieferte) in dieser Raumsituation dargestellt. Natürlich kann auch in einem externen AutoCAD oder Architectural Desktop (mit RENDER VIZ) gerendert werden. Raumplanung
10 10 ZPG-Mitteilungen für gewerbliche Schulen - Nr Mai 2006 Das Programmsystem ist natürlich gegenüber den großen Branchen-Modulen und -Programmen für Holztechnik von der Funktionalität her etwas eingeschränkt. Zwar können auch Sonderkonstruktionen wie z. B. seitlich abgeschrägte Schränke oder Eckschränke und -Regale erstellt werden, aber Konstruktionen mit abgesetzten, abgeschrägten oder gar gekrümmten Fronten oder Einbauschränke für die Dachschräge sind (noch) nicht möglich. Vielleicht aber wird die Funktionalität nach und nach in diese Richtung erweitert, eine automatische Update-Funktion über das Internet ist vorhanden (siehe auch unter Hettich-Selection-Homepage Ist dieses Programm nun überhaupt praxistauglich? Hören wir dazu eine Stimme aus einem Artikel der Zeitschrift BM Bau- und Möbelschreiner 3/2006 Seite 98: Für mich ist das Programm eine super Erleichterung schreibt dort Schreinermeister Denis Engelmann von der Firma Engelmann Holzwerkstätten. Ich zeichne beispielsweise einfache, gerade Korpusse und kann sofort und völlig easy die Flächeneinteilung bestimmen, also Schubkästen, Türen oder Lochreihen.... Schön ist auch, dass mit der Definition der Beschläge automatisch alle Bohrungen eingezeichnet (werden) und alles gleich fertig ist.... Das ist jetzt eine super Erleichterung und ein echter Zeitgewinn. Für die Schule bedeutet die einfache Bedienbarkeit ohne spezielle CAD-Vorkenntnisse und die sofortige Sichtbarkeit von Resultaten die problemlose Einsatzmöglichkeit im handlungsorientierten und projekthaften Unterricht nicht nur in der Meisterschule, sondern auch zukünftig im Lernfeldunterricht in der Berufsfachschule für Holztechnik und den Berufsschulklassen für Tischler. Kurt Werdan
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