Steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten vor dem Jahresende

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1 Steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten vor dem Jahresende von Brigitta Scheel und Birgit Matz Steuerbüro Scheel Inhalt: 1. Investitionen 1.1 Investitionsabzugsbetrag 1.2 Investitionszulage 2. Gewinn 3. Neues aus der Einkommensteuer 4. Umsatzsteuergesetz 4.1 Ordnungsmäßigkeit einer Rechnung 4.2 Innergemeinschaftlichen Lieferungen 5. Reisekostenrecht ab Verpflegungsmehraufwendungen 5.2 Fahrtkosten 5.3 Doppelte Haushaltsführung 6. Verträge zwischen nahen Angehörigen 7. Allerlei 7.1 Einkünfte aus Gewerbebetrieb 7.2 Einkünfte aus selbständiger Arbeit 7.3 Einkünfte aus Kapitalvermögen 7.4 Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung 1. Investitionen 1.1 Investitionsabzugsbetrag Statt in diesem Jahr noch in Anlagevermögen zu investieren, kann ein Investitionsabzugsbetrag in Höhe von 40 % der Anschaffungskosten vorgenommen werden, um den Gewinn 2013 noch zu mindern Voraussetzungen für Bilanzen: Betriebsvermögen < ,00 Einnahmen-Überschuss-Rechnung: Gewinn < , Investitionszulage Nur noch für Investitionen im Jahr 2013 Voraussetzungen: - verarbeitendes Gewerbe, produktionsnahe Dienstleistungen, Hotelgewerbe zwischen 2,5 % bzw. 5 % für KMU

2 2. Gewinn Bei Einnahmen-Überschuss-Rechnung: - da der Gewinn unter dem Gesichtspunkt des Zuflussprinzips ermittelt wird, kann es unter Umständen sinnvoll sein, Einnahmen ins Jahr 2014 zu verschieben, damit die Besteuerung auf das Jahr 2014 verschoben wird Bei bilanzierenden Kapitalgesellschaften: - eine Tantieme-Vereinbarungen mit dem Gesellschafter-Geschäftsführer kann den Gewinn des Jahres um ca. 50% halbieren 3. Neues aus der Einkommensteuer Prozesskosten sind als außergewöhnliche Belastungen nur abzugsfähig, wenn die Existenzgrundlage gefährdet ist und die lebensnotwendigen Bedürfnisse im üblichen Rahmen nicht mehr befriedigt werden können, dies gilt z. B. für die unmittelbaren und unvermeidbaren Kosten eines Scheidungsprozesses Grundfreibetrag steigt 2014 auf 8.354,00 Eingangssteuersatz bleibt bei 14 % 4. Umsatzsteuergesetz 4.1 Ordnungsmäßigkeit einer Rechnung Im Jahr 2013 sind einige sehr formale Vorgaben des Gesetzgebers für die Rechnungsschreibung erlassen worden. Es ist wichtig diese einzuhalten, damit die Vorsteuer geltend gemacht werden kann Gutschrift: - Normalerweise schreibt der Leistende eine Rechnung über seine Tätigkeit - Rechnet der Leistungsempfänger über die Tätigkeit ab, ist nur noch dies eine Gutschrift - Wird im Rahmen einer Gutschrift abgerechnet, muss auch der Begriff Gutschrift draufstehen, dies kommt oft z.b. bei Abrechnungen bei Rundfunk- und Fernsehanstalten vor. - Wird in Zukunft vom Leistenden ein Mangel gutgeschrieben oder eine Rechnungskürzung vorgenommen, sollten folgende Begriffe benutzt werden: Korrekturbeleg, Rechnungskorrektur

3 Folgende weitere Begriffe sollten nun auf Rechnungen stehen: - im Falle einer Leistung eines deutschen Unternehmers an einen Unternehmer im EU-Ausland: Neu: Steuerschuldnerschaft des Leistungsempfängers (statt: die Steuerschuld geht auf den Leistungsempfänger über, der Empfänger der Leistung ist Träger der Umsatzsteuer) englische Begriffe wie Reverse Charge sind auch erlaubt - erbringt ein im Ausland ansässiger Unternehmer eine Leistung an einen Unternehmer in Deutschland muss nicht Reverse Charge draufstehen, der Vorsteuerabzug ist trotzdem in Deutschland sicher - daneben gibt es noch weitere Sonderregelungen, z.b. müssen Reisebüros in Zukunft Sonderregelung Reisebüro, Antiquitätenhändler in Zukunft Gebrauchtgegenstände/Sonderregelung auf die Rechnung schreiben - ob diese Vorschriften im Rahmen einer Prüfung des Finanzamtes auch so streng geprüft werden bleibt abzuwarten. Elektronische Rechnungen müssen im Original aufbewahrt werden, dass heißt die Datei z.b. PDF-Datei muss archiviert und im Prüfungsfall dem Prüfer ausgehändigt werden 4.2 Innergemeinschaftliche Lieferungen Fälligkeit der zusammenfassenden Meldung vor der Umsatzsteuervoranmeldung: - Rechnungen über eine Lieferung ins europäische Ausland (innergemeinschaftliche Lieferungen) sind bis zum 15. des Folgemonats zustellen und über die Leistung abzurechnen. - die zusammenfassende Meldung, in der die Lieferung zu erfassen sind, ist am 25. des Folgemonats einzureichen - Achtung: Die Umsatzsteuervoranmeldung ist durch eine Dauerfristverlängerung erst am 10. des zweiten darauffolgenden Monats, also nach der zusammenfassenden Meldung abzugeben Erhöhter Belegnachweis bei innergemeinschaftlichen Lieferungen: - Hinweis auf Rechnung: Steuerfreie innergemeinschaftliche Lieferung und die Umsatzsteueridentifikationsnummern des Leistenden und des Leistungsempfängers - der Rechnungsschreiber muss ein Doppel der Rechnung aufbewahren - Gelangenheitsbescheinigung: Name und Anschrift des Abnehmers, Menge und handelsübliche Bezeichnung, Ort und Monat der Ankunft im übrigen Gemeinschaftsgebiet, Ausstellungsdatum der Bestätigung, Unterschrift des Abnehmers

4 - elektronische Gelangenheitsbescheinigung gelten auch ohne Unterschrift, wenn deutlich ist, dass sie aus dem Verfügungsbereich des Empfängers kommt (Muster dazu im USt-Anwendungserlass) - Alternativnachweis (Frachtbrief, weiße Spediteurbescheinigung, Spediteurversicherung) 5. Reisekostenrecht ab Verpflegungsmehraufwendungen Eintägige Reisen: mehr als 8 Std. = 12 (bisher min. 8 Std.) Mehrtägige Reisen: An-und Abreisetag jeweils = stündige Abwesenheit (vor- und nachher Übernachtung) = Fahrtkosten wichtig für die Beurteilung von Fahrtkosten ist, ob es sich dabei um Fahrtkosten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte (Entfernungskilometer) oder eine Dienstreise (Abrechnung der gefahrenen Kilometer) handelt, um dies zu beurteilen spielt nun der Begriff Erste Tätigkeitsstätte (bisher Regelmäßige Arbeits-stätte ) Die erste Tätigkeitsstätte ist die ortsfeste betriebliche Einrichtung des Arbeitgebers, eines verbundenen Unternehmers oder eines vom Arbeitgeber bestimmten Dritten (kann auch der Kunde sein, der der Arbeitnehmer dauerhaft zugeordnet ist Dauerhaft zugeordnet heißt, dass eine Prognose abgegeben werden muss, wie lange der Arbeitnehmer an diesem Arbeitsplatz tätig ist Beispiel: Ergibt die Prognose z.b. anhand von Verträgen, das der Arbeitnehmer länger als 48 Monate beim Kunden tätig ist, dann ist dies die erste Tätigkeitsstätte - Sollte eine ortsfeste betriebliche Einrichtung des Arbeitgebers vorliegen, hat der Arbeitgeber die Möglichkeit durch Vereinbarung (Arbeitsverträge, Dienstoder Betriebsvereinbarungen, Vermerke, Einsatzpläne) hier die erste Tätigkeitsstätte festzulegen. - Tut der Arbeitgeber dies nicht, gelten quantitative Kriterien wie z.b. an welcher Arbeitsstätte ist der Arbeitnehmer jeden Tag oder mind. zwei volle Arbeitstage pro Woche oder mind. 1/3 seiner regelmäßigen Arbeitszeit tätig 5.3 Doppelte Haushaltsführung: bei der doppelten Haushaltsführung können tatsächlich entstandene Kosten für Übernachtung bis max. 1000,00 monatlich steuerfrei durch den Arbeitgeber ersetzt werden (unabhängig von der Größe der Wohnung)

5 6. Verträge zwischen nahen Angehörigen Verträge zwischen nahen Angehörigen unterliegen einer besonderen Prüfung: - sie müssen wirksam vereinbart sein, die Gestaltung und Durchführung muss denen unter Fremden entsprechen Bei Darlehensverträgen sollte folgendes beachtet werden: - Inhalt: Laufzeit, Art und Zeit der Rückzahlung, Zinshöhe und Fälligkeit eindeutig bestimmen - bei langfristigen Darlehensverträgen (Laufzeit mehr als 4 Jahren) müssen Sicherheiten in banküblichen Formen (Grundschuld, Sicherungsübereignung) erbracht werden - Konsequenz: Darlehensverträge mit Laufzeiten von höchsten 4 Jahren vereinbaren 7. Allerlei 7.1 Einkünfte aus Gewerbebetrieb Im Jahr 2013 gab es viel Neues zu Fotovoltaikanlagen, empfehlenswert ist ein Leitfaden des Landesamtes für Steuern vom Die Kosten einer Betriebsveranstaltung (z.b. Weihnachtsfeier) können unter Umständen als Betriebsausgabe geltend gemacht werden: - 110,00 pro Arbeitnehmer und max. 2 Veranstaltungen pro Jahr - in der Grenze sind nur noch Kosten, die der Arbeitnehmer konsumieren kann z. B. Speisen, Getränke, Darbietungen einzubeziehen - nicht dazu gehören: Raummiete, Kosten für Eventveranstalter - nicht dazugerechnet werden die Familienangehörige oder Lebenspartner 7.2 Einkünfte aus selbständiger Arbeit Liebhaberei: bei der Beurteilung ob eine Gewinnerzielungsabsicht bei Freiberuflern vorliegt, wurden bisher nur die Verluste der Vergangenheit bei der Betrachtung einbezogen. Nun müssen auch die in den Folgejahren erzielten Gewinne bei der Beurteilung der Gewinnerzielungsabsicht mit einbezogen werden

6 Dienstwagenbesteuerung: - die Besteuerung der Privatnutzung eines Dienstwagens (1 % Regelung) ist nicht verfassungswidrig, dies gilt auch, wenn der PKW tatsächlich nicht privat genutzt wird - bei mehreren KFZ im Betriebsvermögen muss die Privatrechnung für jedes PKW, welches vom Steuerpflichtigen oder zu seiner Privatsphäre gehörenden Personen genutzt wird (auch für Kinder oder Ehefrau/-mann), Eigenverbrauch ansetzen - wichtig ist, dass die KFZ auch Privat genutzt werden und nicht nur genutzt werden könnten (bisherige Ansicht der Finanzverwaltung) - eine Versteuerung der Privatnutzung ist vorzunehmen, es sei denn, dass das KFZ für die private Nutzung nicht geeignet ist (z.b. Werkstattwagen) oder einem Arbeitnehmer zur Nutzung überlassen ist oder dass das KFZ nach einer betrieblichen Nutzungszuweisung für die Privatnutzung nicht zur Verfügung (Vorführwagen, zur Vermietung bestimmte KFZ) steht - Empfehlung: Für diese KFZ sollte trotzdem ein Fahrtenbuch geführt werden, um nachzuweisen das es nicht privat genutzt wird - wenn der Unternehmer das KFZ mit dem höchsten Listenpreis versteuert, soll das Finanzamt dem folgen 7.3 Einkünfte aus Kapitalvermögen Die Pflicht für Banken auch Kirchensteuer im Rahmen der Abgeltungssteuer abzuführen, ist vom auf den verschoben worden, dabei können die Banken die Information über die Kirchenzugehörigkeit beim Bundeszentralamt für Steuern abfragen. 7.4 Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung (VuV) Im Jahr 2013 hat es viel Rechtsprechung zu den Einkünften aus VuV bzw. zu Immobilien gegeben. So werden z.b. Verluste auch bei langjährigen strukturellem Leerstand nicht anerkannt Ferienwohnungen, bei denen auch eine Eigennutzung (gemäß des Vertrages) möglich ist, müssen eine Prognoserechnung vorlegen, um die Einkünfteerzielungsabsicht nachzuweisen (die Prognoserechnung sollte über einen Zeitraum von 30 Jahren erstellt werden)

7 Nachträgliche Schuldzinsen: - neu ist der nachträgliche Werbungskostenabzug von Schuldzinsen nach der Veräußerung einer Immobilie. Dies bedeutet, das Zinsen weiterhin als Ausgaben aus VuV geltend gemacht werden können, wenn die Immobilie schon verkauft ist - dies gilt allerdings nur unter der Voraussetzung, dass der Erlös nicht ausreicht, um die Schulden zu tilgen und die Veräußerung der Immobilie erst nach 10 Jahren erfolgt und damit steuerpflichtig ist - dies ist die Ansicht des BMF und des BFH und somit natürlich auch der Finanzverwaltung. - die Literatur empfiehlt, die Schuldzinsen auch bei der Veräußerung der Immobilie innerhalb der Spekulationsfrist von 10 Jahren als nachträgliche Werbungskosten anzusetzen, da ein fortdauernder Veranlassungszusammenhang zur Vermietung gegeben ist (Literaturmeinung und FG Niedersachsen, anders FG Düsseldorf, BMF und BFH) - ein Schuldzinsenabzug ist auch möglich wenn der Erlös nicht zur Tilgung des Darlehens, sondern der Erlös zum Erwerb einer neuen Einkunftsart z.b. einer neuen Immobilie verwendet wird

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