Aufnahmetechniken und Trägermaterialien

Transkript

1 Aufnahmetechniken und Trägermaterialien Audiovisuelle Archive: Ton BBS / Memoriav 2008 Rudolf Müller 1 / 08 rudolf.mueller@memoriav.ch

2 Inhalt Platten und Direktschnittplatten Stahlband, Draht und Tonfilm Magnetband CD und CD-R MD und MOD DVD (inkl. Unterformate) Audio-File-Formate Obsoleszenz Lagerung

3 Platten Schellack (78 T) Vinyl (33 und 45 T)

4 Rillen Seitenschrift Tiefenschrift Stereophonie: Kombination aus Seiten- und Tiefenschrift

5 Direktschnittplatten Träger: Alu, Glas Schicht: Lack Radio (30er ca. 1953) Tonstudios Ethnologische Sammlungen (Basler Mission)

6 Stahlband und Tonfilm Magnet. Verfahren Zweitausstrahlung nur Aufzeichnungsformat Optisches Verfahren Einfach kopierbar Grundgeräusch

7 Draht 40er Jahre Tragbare Geräte Reportagen Radio: Oft auf Platten kopiert

8 Magnetband Revolution in 50ern (Markt) Erfindung: 20er Universell einsetzbar Neue Möglichkeiten: Schneiden und Montieren Kopieren, Spulen, Mischen Löschen Playback Stereophonie

9 Magnetband: Schichtaufbau

10 Magnetband: Spurlage

11 Magnetband: Aufzeichnung A: Magnetfeld im Spalt des Tonkopfs ordnet Teilchen W. Aufgezeichnete Schwingungen induzieren Stromimpuls

12 Magnetband: Alterung 1 Wechsel Kleber Altes Material Rand Belastung

13 Magnetband: Alterung 2 Zellulose Triacetat (50er 60er): instabil Polyester (60er heute): relativ stabil Generalisierbare Aussagen schwierig (Firmengeheimnis) Zersetzung der Magnetschicht (Träger stabiler als Bindemittel) Hintere Deckschicht zersetzt sich (Verschmutzung der Rollen) Verformungen (Spulen und Kopieren wird schwierig) Magnetisierung (Kopiereffekt): v.a. hörbar bei langsamer V und dünnem Material. Faktor Zeit! > Umspulen auf Ende! Staub und Fingerabdrücke beeinträchtigen das Signal Feinde: Zu hohe Feuchtigkeit und Temperatur

14 RDAT: Kopftrommel Rotation: 2000 U/Min (3m / Sek.) Band: 8,15 mm / Sek Div. Sampleraten 16 Bit Auflösung Entwicklung: Sony (80er Jahre) 1985 standardisiert (80 Firmen!) Erst in 90ern ökonomisch nutzbar

15 RDAT: Formatierung der Spur Spurwinkel 6 Grad Hauptbereich: Audiodaten, Fehlerkorrektur, Blockadressen Subcode Bereich: Trackposition, Zeitcode, TOC ATF: Spurfolgeregelung

16 RDAT: Vor- und Nachteile + Praktisch für Backup (Sicherheitskopien) + Synchronisierbar für Filmvertonung + Im Profibereich relativ verbreitet + zuverlässiger (stabiler) als CD-R + indexierbar - relativ kurze Lebensdauer der Geräte (Dejustierung) - Reparatur von Geräten sehr teuer - Standard seit 2004 obsolet (!) - Bei defekten Bändern und Dejustierung der Maschine: Zusammenbruch der Decodierlogik

17 CD und CD-R: Funktionsweise

18 CD: Glasmaster

19 CD: Pressung

20 CD-R: Brennen

21 CD-R: Problematik Linse: Staub, Trübung, out of focus Laser: Abnehmende Leistung Laserblock mechanisch ausser Toleranz Material (Oxydation Ref. Schicht > Reflexion nimmt ab) Höhenschlag Exzentrizität Trübung Schutzschicht (>Reflexion nimmt ab) Nicht auf Recorder abgestimmt Fehlerhafte Daten (Aufbereitung, Uebertragung) Unsachgemässe Handhabung (z.b. Halterung) Falsche Archivierung (RF / Temp. / Licht )

22 CD und CD-R: Markt CD-R: 7 Jahre bis zum Durchbruch ( ) Recordable Bereich schrumpft für CD-R seit 2005 und wächst für DVD. Totaler Preiszerfall (Qualitätsprobleme) Rest um 2000 gesättigt (CD / CD-ROM) Rückgang Verkäufe von Musik CD's seit 2000 (Internet!) Prognose grosser Hersteller (Koch 1999): - Frage nach Lebensdauer irrelevant - Bis 2020 keine Laufwerke mehr > Obsoleszenz Formatkrieg DVD stützt bis ca CD-R, danach Einbruch.

23 Minidisc (und MOD) Thermomagnetooptisches Verfahren MD: Faktor 0,2 Datenreduktion (ATRAC) Korrodiert mit Luft (versiegelte Schutzschicht)

24 DVD (+ DVD Audio) Ursprünglich wenig verbreitet im Audiobereich Kleinere Pits Engere Spuren Höhere Geschwindigkeit Bessere Fehlerkorrektur

25 DVD-R für Ton Viele Schichten Spezielles Equipment Besser für Fileformate brauchbar (universeller) Datenträger (Computer) Probleme +/- ähnlich wie bei CD-R Wenig Erfahrung mit Langzeitverhalten

26 Einnahmen Swissperform auf Leerträgern Leerassetten Audio Leerkassetten Video CD-R DVD Quelle: Jahresberichte Swissperform

27 Weitere Trägerformate HD DLT Exabyte USB Stick Floppy-Disks AIT-2 Festspeicher (Flash Memory)

28 MP3 Audio on demand Inhalte lösen! sich vom Träger

29 Audio File Formate WAV: RIFF Wave (Resource Interchange Format; von Microsoft für Windows definiert). Abwandlung des IFF Formats (Interchange File Format); Standard wurde nicht befolgt bzw. abgeändert. > Intel Prozessoren. Meist unreduziert (linear; PCM) > Archivformat bei A/D Wandlung! MPEG: Z.B. MP2: 1988 ISO Arbeitsgruppe ISO / IEC / MPEG Normierung abgeschlossen. Instanzen der Normierung: IRT / CCETT / Philips. Tests und Standardisierung: CCIR / ETSI / ITU. Datenreduktion! Real audio: Streaming Format (v.a. verbreitet für Anwendungen im www). Datenreduktion! Andere: MP3, AIFF, Sound Designer II, SND für Mac etc.

30 Speicher der Zukunft Chip (Festspeicher)? Nanotechnik (IBM) Holografische Verfahren Vom ewigen Tonträger zum ewigen Datensatz

31 Obsoleszenz 1 Beschleunigte Innovationszyklen der Industrie Das Fehlen von Abspieltechnologie heisst > Obsoleszenz. Maschinen / Ersatzteile / Peripherie (Kabel, Stecker, Verstärker etc.) / Werkzeuge / Manuals / Pläne / Systeme zur Rauschunterdrückung (Dolby, Telcom) / Informationen über angewandte Standards / Messgeräte und Messplatten und -bänder / Software / know-how > Erhalt der Abspieltechnologie

32 Obsoleszenz 2 Maschinen Ersatzteile Peripherie Werkzeuge Manuals Know-how

33 Klima im Archiv AV-Medien allgemein (Quelle Library of Congress) Luftfeuchtigkeit konstant 40% Temperatur konstant 19 Grad UV-Licht Lichtschutz (uv-arme Lampen) Staub staubfrei (feinporige Filter Kl. F9 / H10) Pro C weniger + 3% Feuchtigkeit und vice versa Max. Schwankung 2% / Stunde aber max. 3% / Tag!! Niedrige Aenderungsgeschwindigkeit!!

34 Lagerung 1 Schachtel staubfrei Kernstütze

35 Lagerung 2 aufrecht gesichert Bänder: Aufs Ende wickeln Durchspulen Achtung auf Magnetfelder (Boxen, Kopfhörer)

36 Lagerung (falsch)!!!

37 Gefahren und Sicherheit Feuer (Glühbirnen, giftige Gase, Feuersprung, Russ, Dunkelheit, Renovationsarbeiten) Wasser (Leitungen, Heizkörper, Kondenswasser, Abflussrohre, Grundwasser) Gewicht (Boden, Gestelle) Verlust (Stress, Ausleihe, Souvenirjäger, falsches Handling, Löschen, Kultur- und Sittenwächter, Zensur)