S Ü D W E S T R U N D F U N K F S - I N L A N D R E P O R T MAINZ S E N D U N G:

Transkript

1 Diese Kopie wird nur zur rein persönlichen Information überlassen. Jede Form der Vervielfältigung oder Verwertung bedarf der ausdrücklichen vorherigen Genehmigung des Urhebers by the author S Ü D W E S T R U N D F U N K F S - I N L A N D R E P O R T MAINZ S E N D U N G: Verdeckte Werbung bei YouTube: Kämpfen Konzerne mit unsauberen Mitteln um jugendliche Kunden? AutorInnen: Kamera: Schnitt: Monika Anthes Mirko Drotschmann Ole Jürgens Kolja Nieber Thomas Schäfer Dirk Schwarz Markus Kaul Moderation Fritz Frey: Eine Zahl, die aufschreckt: Schon 13-Jährige verbringen täglich gut zwei Stunden im Internet. Und was die da so treiben, ehrlich gesagt: Wir, Eltern, haben da oft keine Ahnung. Unser Kollege Mirko Drotschmann selbst noch jung an Jahren hat uns in diesem Zusammenhang auf ein Thema gestoßen, das uns hat aufhorchen lassen. Es geht um die Internetplattform You Tube. Dort gibt es alles Mögliche zu sehen: lustige Katzenvideos und schräge Komiker wie die drei Jungs von Y-Titty. Inzwischen sind das richtige Stars, die ein Millionenpublikum erreichen. Und da, wo sich Millionen versammeln, da wird es für die Werbeindustrie enorm spannend.

2 2 Und genau an diesem Punkt beginnen die Recherchen von Monika Anthes und Mirko Drotschmann. Bericht: Sie sind Helden ihrer Generation: YouTube Stars wie Sami Slimani, Nilam alias Daaruum und allen voran die Gruppe Y-Titty. Drei coole Jungs aus der bayerischen Provinz. Berühmt geworden mit Parodien, Sketchen und auch eigenen Liedern. Wo Phil, TC, und OG auftauchen, warten kreischende Teenies: Y- Titty sind für Sie Popstars zum Anfassen.»Die sind lustig und sind trotzdem noch bodenständig und nicht so abgehoben wie andere und nett und cool.y-titty ist eine Lebenseinstellung.«Für ihre Fans sind die Jungs Vorbilder. Doch wie sieht sich die Gruppe selbst?»uns ist mittlerweile auch bewusst, dass wir da eine große Verantwortung haben. Wir überlegen schon, was wir da hochladen.«so sieht er aus, der YouTube-Kanal von Y-Titty. Knapp drei Millionen Zuschauer haben ihn abonniert. Das heißt, Millionen schauen sich regelmäßig die Videos an, die die Gruppe Im Internet veröffentlicht. Darunter immer wieder Filme, die sich um ein spezielles Produkt drehen, wie zum Beispiel ein Smartphone von Samsung: O-Ton, Quelle: Youtube.com/YTITTY:»Das testen wir jetzt mal unter realistischen Bedingungen. Ich versuche das jetzt mal zu simulieren Fuck! Scheiße! Und nichts passiert!«redaktionell integrierte Werbung nennt man so etwas. Und das ist es, was sich die Werbeindustrie wünscht. Davon ist der Medienwissenschaftler Bertram Gugel überzeugt. Doch ist das auch erlaubt?

3 3 O-Ton, Bertram Gugel, Experte für Online-TV:»Letzten Endes gelten die gleichen Regeln wie im Fernsehen auch. Product-Placements müssen als solche gekennzeichnet werden. Es muss eine Trennung zwischen Werbung und Inhalt stattfinden.«inhalt und Werbung fließen in unzähligen Videos ineinander. Auch im Bereich Kosmetik. Wie hier in einem Beitrag der Berlinerin mit dem Künstlernahmen Daaruum. O-Ton, Quelle: Youtube.com/daaruum:»Deswegen style ich sie gerne mit einem Stylingmousse. Das ist von got2b. Das too sexy big volume «Die Kennzeichnung erfolgt dann eher dezent. O-Ton, Quelle: Youtube.com/YTITTY: Y-Titty erklärt dazu im Interview: O-Ton, Matthias Roll, Y-Titty:»Vielen Dank an Coke für die Unterstützung.Wenn die es erkennen, dann ist das ja OK. Wenn wir das gut platzieren, was ja eigentlich das Coolste an der Werbung ist, wenn man Werbung platziert, die man nicht sofort erkennt, dann muss man das auch nicht unter die Nase reiben. Die Leute wissen, dass wir Geld machen, auch mit anderen Firmen«Alles rechtens! erklärt kurz darauf der Anwalt von Y-Titty: Zitat:»Videos unserer Mandanten erhalten weder Kaufaufforderungen noch rücken sie Produkte werbend in den Mittelpunkt.Werden Videos unterstützt«dann werde das»in gebotenem Umfang deutlich gemacht.«tatsächlich?

4 4 Diese Firma präsentiert sich selbstbewusst. Mediakraft. Das Unternehmen ist eines der Größten im Geschäft mit der YouTube- Werbung, vermarktet Werbeplätze für hunderte Videostars. Darunter auch Y-Titty und Daaruum. Eine Youtuberin, die mit Mediakraft zusammengearbeitet hat, ist bereit mit uns zu sprechen. Sie möchte nicht erkannt werden. O-Ton, Stimme nachgesprochen:»werbung soll bei Mediakraft klar als eigene Meinung verkauft werden. Nach dem Motto: 'Ich habe das selbst gekauft, das ist meine ehrliche Meinung'. Die Ansage ist ganz klar: Wer Produkte in die Kamera hält, ohne dafür Geld zu bekommen, schadet der Gruppe.«Sie zeigt uns einen Vertrag, Protokolle und s von Mediakraft, die Ihre Aussagen untermauern. Mediakraft behauptet dagegen in einer schriftlichen Stellungnahme: Zitat:»Der gesetzliche Grundsatz der Trennung von Werbung von redaktionellen Inhalten wird von uns und unseren Partnern beachtet. Die Kennzeichnung erfolgt auf klare Weise.«Wir wollen wissen, wie das Geschäft funktioniert, rufen bei Mediakraft an, geben uns als potenzielle Werbekunden aus. Fragen gezielt nach Werbung, die nicht als solche zu erkennen ist. Kurz darauf erhalten wir ein erstaunliches Angebot: Die Firma bietet uns eine sogenannte redaktionelle Integration unserer Werbung an. Der Preis: 80 Euro für Aufrufe, sogenannte Views. Weiter heißt es: Bei Y-Titty garantieren wir auf 1 Video Views, das kostet also Euro. Diese Recherchen zeigen wir Jürgen Brautmeier Chef der Landesmedienanstalten und zuständig für Schleichwerbung. Gemeinsam sehen wir uns Videos von Daaruum und Y-Titty an. Seine Einschätzung: O-Ton, Jürgen Brautmeier, Vors. Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten:»Wenn da Absicht dahinter steht, und auch Geld fließt und ein Auftrag erteilt wird, dieses Produkt zu zeigen, das ist Schleichwerbung.

5 5 So ist es auch bei den YouTube-Videos, die wir uns angesehen haben, so kommt es vor, ja.«werbung in YouTube-Videos für Internetstars, Netzwerke und Firmen ein lukratives Geschäft. Diese Praxis steht jetzt erstmals auf dem Prüfstand. Höchste Zeit, denn hier wird das Vertrauen von Millionen Jugendlichen zu Geld gemacht. Abmoderation Fritz Frey: Nach unseren Recherchen hat die zuständige Bezirksregierung Mittelfranken gegen die Agentur Mediakraft ein Prüfverfahren eingeleitet. Mal schauen, was draus wird.