GESUND Arbeiten an sicheren Maschinen Arbeitsmedizinische Aspekte
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- Robert Reuter
- vor 8 Jahren
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Transkript
1 Arbeitsmedizinische Aspekte Mit sicheren Maschinen sicher arbeiten!
2 Inhaltsverzeichnis 1 Gestaltung des Maschinenarbeitsplatzes Arbeitsumgebung und Arbeitsbedingungen Licht und Beleuchtung Luft und Belüftung Geräusch und Lärm Geist und Seele Gesundheit und Krankheit Verhaltensprävention... 7 Mit sicheren Maschinen sicher arbeiten! Bildverzeichnis: Titel rechts: ojoimages4 - Fotolia.com S. 4 unten: Spencer - Fotolia.com S. 5, oben: bpstocks - Fotolia.com S. 5, unten: DeoSum - Fotolia.com S. 6: Sebastian Kaulitzki - Fotolia.com 2
3 1 Gestaltung des Maschinenarbeitsplatzes Bei der Gestaltung von Maschinen und Maschinenarbeitsplätzen sind neben technischen Maßnahmen zum Unfallschutz auch andere Aspekte zu berücksichtigen, um ein gesundheitsgerechtes Arbeiten zu ermöglichen (Verhältnisprävention). Hierbei geht es etwa um die ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes. Der Arbeitsplatz muss so geschaffen sein, dass der hier arbeitende Mensch nicht ständig gesundheitlich unzuträgliche Körperzwangshaltungen einnehmen muss, wie z. B.: > Arbeiten in gebückter Haltung > Arbeiten in vorgebeugter Haltung > Arbeiten in gestreckter Haltung > Arbeiten mit verdrehter Wirbelsäule Der Arbeitsplatz muss so geschaffen sein, dass er der Größe des Mitarbeiters angepasst ist. Das betrifft: > Arbeitshöhen > Greifräume Bei der Arbeitsplatzgestaltung ist die Tatsache zu beachten, dass der Mensch für dynamische Bewegungsabläufe konzipiert ist und ihn ein starres Verharren in statischen Körperhaltungen belastet. So hat ein Steharbeitsplatz Vorteile durch größere Greifräume, ein Sitzarbeitsplatz hingegen erscheint bequemer und Kraft sparender. Allerdings können sowohl der reine Steharbeitsplatz als auch der reine Sitzarbeitsplatz Wirbelsäulenbeschwerden verursachen. Ideal wäre der häufige Wechsel zwischen Sitzen, Stehen und Umhergehen. Es kann zur Erhaltung der Gesundheit sinnvoll sein, Bewegungserfordernisse in den Arbeitsablauf einzubauen, die auf den ersten Blick als überflüssig und Zeit verschwendend erscheinen, etwa: > Ersatz des lokalen Druckers auf dem Schreibtisch durch einen Netzdrucker in einem anderen Raum, oder > gelegentlicher Gang zum Lager oder Regal, um benötigtes Material zu holen. Dabei soll dem rollenden Transport Vorrang gegeben werden vor dem Heben und Tragen von Lasten. Die Grenze zwischen gesundheitsförderlicher Bewegung und Belastung durch schweres Heben und Tragen ist allerdings fließend und sehr vom körperlichen Zustand des jeweiligen Menschen abhängig. Wichtig ist es, bei der Gestaltung von Arbeitsplätzen nicht nur den regulären Betriebszustand im Produktionsprozess zu beachten, sondern auch Zustände wie sie etwa bei Reinigungs- und Wartungsarbeiten anzutreffen sind: Ist die Maschine für solche Arbeiten an allen Stellen gut zugänglich, oder muss hinauf oder hineingeklettert werden? Werden zur Reinigung Gefahrstoffe eingesetzt, die selbst wiederum eine Gesundheitsgefährdung für den Reinigenden mit sich bringen können? 3
4 2 Arbeitsumgebung und Arbeitsbedingungen Bei der Gestaltung von Maschinen und Maschinenarbeitsplätzen müssen auch die Arbeitsumgebung und die Arbeitsbedingungen berücksichtigt werden. Hierzu gehören: 2.1 Licht und Beleuchtung Eine gleichmäßige, farbneutrale, blendfreie und helle Beleuchtung am Arbeitsplatz dient nicht nur der Arbeitssicherheit, der Produktivität und Qualität sondern ist auch für die Gesundheit förderlich. Bei hellem Licht ist die Konzentrationsleistung und die Wachheit erhöht und damit verbunden meist auch die persönliche Stimmung. Bei hellem Licht verengt sich die Pupille des Auges, die Tiefenschärfe steigt an und das Sehvermögen wird deutlich gesteigert. Insbesondere Menschen ab dem 50. Lebensjahr profitieren von einer guten Beleuchtung. Die hier und da zu beobachtende Tendenz, sich mittels Einzelplatzbeleuchtung gemütliche Lichtinseln in ansonsten dunklerer Umgebung zu schaffen, resultiert aus dem Wunsch nach einem möglichst individuellen Arbeitsplatz und ist eher kontraproduktiv. 2.2 Luft und Belüftung Die Arbeitsstättenverordnung gibt vor, dass am Arbeitsplatz ausreichend gesundheitlich zuträgliche Luft vorhanden sein muss. Darüber hinaus gehört zu einem ergonomisch korrekt gestalteten Arbeitsplatz, dass er frei von negativ beeinträchtigenden oder belästigenden Gerüchen oder gar gesundheitlich schädlichen Gasen und Aerosolen ist. Das trifft auch zu für die Betriebsart Reinigung/Wartung. Ob die Umgebungstemperatur als angenehm, zu heiß oder zu kalt empfunden wird, hängt einerseits von der Art der (körperlichen) Arbeit ab, andererseits von der persönlichen Konstitution, der relativen Luftfeuchtigkeit und dem Grad der Luftbewegung. So werden 13 C bei schwerer körperlicher Arbeit im Freien als durchaus angenehm empfunden werden, hingegen werden 22 C von einer leichtgewichtigen Frau bei sitzender Tätigkeit oft als zu kalt bewertet. Hohe Luftfeuchtigkeit kann sonst als angenehm empfundene Temperaturen unerträglich werden lassen. In Arbeitsräumen sollte die relative Luftfeuchtigkeit deshalb zwischen 40 und 50 % betragen. 4
5 2.3 Geräusch und Lärm Selbst wenn eine Schädigung des Gehörs erst ab 80 db(a), und das bei 8 Std. täglich, angenommen wird, so wird man an einem ergonomisch gut eingerichteten Arbeitsplatz weit niedrigere Werte anstreben. 55 db(a) sind für einen Büroarbeitsplatz als Höchstwert angegeben, die Einhaltung ist aber an allen Arbeitsplätzen anzustreben. Nicht nur die Stärke (Schalldruck) eines Geräusches führt zur Wertung als Lärm, auch die Qualität. So können Dauergeräusche auch in niedriger Lautstärke erheblich belästigen. Das geht vom Quietschen eines Antriebsriemens bis hin zum tropfenden Wasserhahn. 2.4 Geist und Seele Der Mensch lebt nicht vom Brot allein lautet ein Bibelzitat. Ebenso gibt es Einflussfaktoren auf die Gesundheit, die nicht nur mit der materiellen Gestaltung des Arbeitsplatzes zu tun haben, sondern eher im Nichtstofflichen zu finden sind: Arbeitstaktung, Zeitdruck Je weniger der Mensch selbst Einfluss auf den Arbeitsablauf und die Arbeitsgeschwindigkeit hat, umso belastender wird die Arbeit empfunden. Überforderung tritt ein, wenn über längere Zeit die Qualitäts- und/oder Quantitätsanforderung die Möglichkeiten des Arbeitenden übersteigen. Unterforderung kann ein Problem werden an Arbeitsplätzen mit monotonen Arbeitsabläufen, z. B. bei reinen Kontrollaufgaben. Betriebsklima Unstimmigkeiten mit Kollegen und Führungsfehler von Vorgesetzten haben massiven Einfluss auf den Krankenstand im Betrieb. Schichtarbeit Wechselschichten, insbesondere mit Nachtarbeit, laufen der inneren Uhr des Menschen zuwider. Die erhöhte Motivation durch Nachtschichtzulagen, kann die Belastungen durch Wechselschichtarbeit nur für eine begrenzte Zeit aufwiegen. Alternsgerechte Arbeitsgestaltung Ein nicht optimal ergonomisch gestalteter Arbeitsplatz belastet insbesondere ältere Menschen. Dies betrifft nicht nur die physischen (körperliche) Belastungen, sondern auch die psychischen (seelischen) Belastungen. Insbesondere älteren Menschen fällt es schwer, das meist unvermeidlich eintretende Schlafdefizit bei Wechselschicht zu kompensieren. Verschiedene Krankheitsbilder können daraus resultieren. 5
6 3 Gesundheit und Krankheit Ob eine Maschine für die ihr zugedachte Arbeitsaufgabe geeignet ist, wird bestimmt durch die Konstruktion und sichergestellt durch regelmäßige Wartung. Dass der Mensch, der an dieser Maschine eingesetzt wird, für diese Aufgabe körperlich geeignet ist, wird meist einfach voraus gesetzt. Doch selbst eine optimal ergonomisch gestaltete Maschine stellt unter Umständen spezifische Anforderungen an die gesundheitliche Eignung des Bedieners, z. B. im Bezug auf: > Sehvermögen (Nähe und/oder Ferne, räumliches Sehen) > Hörvermögen > Körperkraft > Handgeschicklichkeit > Reaktionsvermögen, Aufmerksamkeit Der Unternehmer darf zur Bedienung von Fahrzeugen nur Beschäftigte einsetzen, die dazu körperlich und geistig geeignet sind (Unfallverhütungsvorschrift Flurförderzeuge ). Diese Vorgabe kann zwanglos auf die meisten Maschinenarbeitsplätze übertragen werden. Noch ist es dem Verantwortungsgefühl des Unternehmers überlassen, ob er die gesundheitliche und geistige Eignung des einzusetzenden Arbeitnehmers aus dem Bauch heraus entscheidet, oder ob er alternativ den Betriebsarzt dazu befragt, der einerseits den Gesundheitszustand des Probanden, andererseits (im Gegensatz zum Hausarzt) aber auch die Anforderungen des Arbeitsplatzes kennt. Es gibt durchaus Krankheits- bzw. Gesundheitszustände, die einem Einsatz an Gefahr bringenden Arbeitsplätzen entgegenstehen, z. B. wiederkehrende epileptische Anfälle, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Stoffwechselstörungen, die mit Bewusstseinsstörungen einhergehen können. 6
7 4 Verhaltensprävention Soviel positiven Einfluss auf Gesundheit und Krankheit im Betrieb die ergonomische Gestaltung der Arbeitsplätze hat (Verhältnisprävention), so ist Einfluss des Faktors Mensch nicht zu unterschätzen. Was nutzt die Bereitstellung von Arbeitshilfen und Schutzmaßnahmen, wenn diese nicht genutzt werden? Hier greift die Verhaltensprävention: Eine große Aufgabe der Personalführung ist es, bei den Beschäftigten eine positive Einstellung zum sicheren und gesunden Arbeiten zu schaffen und zu erhalten. Das erscheint manchmal als Sisyphusarbeit und hat viel mit der Vorbildfunktion des Vorgesetzten zu tun. Aber nicht nur die Einstellung des Mitarbeiters ist wichtig, auch seine Fachkenntnis zum sicheren und gesunden Arbeiten. Erst wenn er weiß, wie die Hebehilfe sinnvoll einzusetzen ist, wird er sie benutzen. Mit sicheren Maschinen sicher arbeiten! 7
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