Kapitel 4: Analyse der Aufwandswerte von ausgewählten Positionen
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- Ingelore Stieber
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1 Kapitel 4: Analyse der Aufwandswerte von ausgewählten Positionen 4.1 Allgemeines Ablaufkontrolle und Steuerung der Bauausführung Bedeutung und Anwendung Um in der Bauausführungsphase eine wirtschaftliche Durchführung der beauftragten Bauleistung zu erreichen, ist es zwingend notwendig die Einhaltung der, während der Bauablaufplanung, festgelegten Soll-Werte zu kontrollieren. Dazu werden zuverlässige Ist-Werte benötigt die innerhalb kurzer Zeit nach ihrer Entstehung verfügbar sein müssen. Alle Kontrollmaßnahmen müssen so gestaltet sein, dass eine kurzfristige und gezielte Steuerung des Bauablaufes möglich ist. Dies setzt eine fortlaufende und unmittelbare Festlegung der den Soll-Werten entsprechenden Ist- Werte voraus. In der Kostenleistungsrechnung der Bauunternehmer (kurz KLR - Bau) wird eine Übersicht von verschiedenen Arten von Soll-Ist-Vergleichen bzw. Kontrollen gegeben. Mögliche Kontrollarten sind (2): - der Stunden-Soll-Ist-Vergleich - der Kosten-Soll-Ist-Vergleich - Soll-Ist-Vergleich des Bauablaufes - Die Leistungsermittlung zum Stichtag Diese Kontrollen haben unterschiedliche Kontrollfelder jedoch ein gemeinsames Ziel, den Baufortschritt und somit die Ist-Daten zu erkennen. Denn nur wenn die Abweichungen erkannt und analysiert werden kann, korrigierend bzw. steuernd in den Bauablauf eingegriffen werden. An dieser Stelle sollen die einzelnen Kontrollarten kurz erläutert werden: Der Vergleich zwischen den Soll - und Ist - Stunden zeigt den Stunden Mehr- oder Minderverbrauch, welcher zum einen bei Multiplikation mit dem Mittellohn die Entwicklung der Lohnkosten zeigt, zum anderen Aussagen über angesetzte Aufwandswerte liefert. Der Soll-Ist-Vergleich des Bauablaufes und die Leistungsermittlung zum Stichtag sind Kontrollen die hauptsächlich der zeitlichen Überwachung dienen. Hier sind die sog. Leistungsmeldungen der Baustelle, in denen die bis zu einem bestimmten Termin erbrachten Bauleistung erfasst sind, die Grundlage der Kontrolle. (2) vgl. KLR Bau, 2001, S
2 Der Kosten-Soll-Ist-Vergleich ist die aufwendigste Ergebniskontrolle. Hier werden nicht nur die Lohnkosten, sondern auch alle anderen Kostenarten erfasst und mit den Soll-Daten der Arbeitskalkulation und den Ist-Daten der Buchhaltung verglichen. Alle Soll-Ist-Vergleiche dienen nicht nur zur Kontrolle und Steuerung des Bauablaufes während der Ausführungsphase, sondern bilden auch die Grundlage für eine Nachkalkulation ( siehe Abschn ), deren Aufgabe es ist die tatsächlich entstandenen Kosten nach Beendigung der Bauarbeiten festzustellen (3). Die verschiedenen Kontrollen mit ihren zu vergleichenden Größen können sich entweder auf die gesamte Baustelle, auf verschiedene Bauabschnitte oder einzelne Arbeitsvorgänge beziehen. Nicht sinnvoll ist es alle Vergleichsmöglichkeiten auszuschöpfen. Man sollte sich auf Soll-Ist-Vergleiche beschränken deren Informationsgehalt für die Bauleitung maßgebend ist und aus denen sich geeignete Maßnahmen zur Steuerung des Bauablaufes ableiten lassen. Hierbei soll der Aufwand für die Vergleiche in einem angemessenen Verhältnis zum Nutzen stehen. Das bedeutet z.b. für Stunden - Soll Ist - Vergleiche, auf Arbeitsvorgänge oder Arbeitsabschnitte zu beschränken, die einen hohen Stundenaufwand haben oder bei Soll Ist - Vergleichen bestimmter Kostenarten nur Positionen mit sog. Leitmengen zu berücksichtigen. Unter Leitmengen versteht man dabei Positionsmengen, die in ihrer Summe (Menge x EP ) ca.80 bis 90% der Gesamtkosten beinhalten (4). Im Hinblick auf eine anschauliche Darstellungsweise und eine Fortsetzung der Struktur dieser Arbeit, beschränken sich die Erläuterungen dieses Kapitels: Ablaufkontrolle und Steuerung der Bauausführung auf den Bereich Lohnstunden bzw. Lohnkosten, die anhand einzelner Positionen des konkreten Bauvorhabens unterstützend visualisiert werden. Für die folgenden Abschnitte wird an dieser Stelle hinsichtlich der Verfahren für andere Kostenarten auf weiterführende Literatur verwiesen (5): - Ermittlung der Arbeitszeit-Istwerte - Soll-Ist-Stundenvergleich anhand des Arbeitsverzeichnisses - Nachkalkulation (3) vgl. Brüssel, W., 1998, S.255. (4) vgl. Hepermann., H., 1985, S.10. (5) Weiterführende Literatur: z.b. Drees / Spranz: Handbuch der Arbeitsvorbereitung im Bauunternehmen, Bauverlag, Wiesbaden-Berlin,
3 Die Erfassung von Arbeitszeit-Istwerte Um den geplanten Bauablauf während der Ausführungsphase zu kontrollieren und um bei Störungen rechtzeitig steuernd eingreifen zu können, müssen die Ist- Werte dokumentiert und rechtzeitig, in kurzen Abständen dem Bauleiter zukommen. Die geplanten Zeitvorgaben der Arbeitsverzeichnisse für einzelne Arbeitsabschnitte, als innerbetriebliche Soll-Werte für einen rentablen Bauablauf, sowie evtl. vertraglich festgelegte Ausführungsfristen erfordern die ständige Kontrolle des zeitlichen Ablaufs der Bauarbeiten. Die terminlichen Soll - Vorgaben sind im Terminplan (z.b. Balkendiagramm) festgehalten, der sinnvoller Weise auf der Baustelle sichtbar ausgehängt werden sollte. Um festgestellte Abweichungen leicht erkennbar zu machen, sollten die ermittelten Ist-Zeiten farblich gekennzeichnet als Parallelbalken in die Zeile Soll eingetragen werden. Die Ist-Stunden für einzelne Arbeitsabschnitte können nur durch Beobachtung festgestellt und dokumentiert werden. Diese Dokumentation der Ist-Stunden ist verhältnismäßig einfach, wenn der fest umrissene Bauabschnitt von einer gleichbleibenden Kolonne ohne anderweitigen Einsatz einzelner Kolonnenmitglieder hergestellt wird. Ist dies nicht der Fall, dann erhöht sich der Aufwand, die tatsächliche Arbeitszeit jedes einzelnen Kolonnenmitglieds am Bauabschnitt festzuhalten. Zur lückenlosen und kontrollierbaren Ist-Stunden-Erfassung empfiehlt sich die Verwendung von, auf Arbeitsabschnitte bezogenen und nach Tätigkeiten unterteilen, sog. Arbeitsberichten in Form von Tages- oder Wochenberichten. In diese Arbeitsberichte werden die Tätigkeiten jedes einzelnen gewerblichen Arbeitnehmers auf der Baustelle und der Stundenaufwand hierfür notiert. Im Vordergrund steht hierbei die Erfassung der Ist-Stunden für die einzelnen Arbeitsabschnitte und den zugehörigen Tätigkeiten nach der Gliederung der Arbeitsverzeichnisse. In der einschlägigen Fachliteratur gibt es eine Vielzahl von Vorschlägen für die Gliederung solcher Arbeitsberichte als Formblätter (6). Es kann unter Umständen sinnvoll sein, ein eigenes betriebsbezogenes Formblatt zur Ist-Stundenerfassung auszuarbeiten. (6)vgl. Drees / Bahner, 1996, S
4 Abbildung 4: Tagesarbeitsbericht der Firma B
5 Die Abbildung 4 zeigt einen möglichen Aufbau eines Arbeitsberichtes, mit dem die Ist-Stundenerfassung für einige Arbeitsabschnitte eines konkreten Bauvorhabens durchgeführt wird. An diesem Arbeitsbericht soll beispielhaft das Prinzip der Ist-Stunden-Erfassung dargestellt und erläutert werden Der Soll-Ist-Stundenvergleich und seine Auswertung Grundsätzlich sind Soll-Ist-Vergleiche unabdingbare Voraussetzungen für gezielte Steuerungsmaßnahmen. Das Ziel von Soll - Ist - Vergleiche ist Abweichungen festzustellen und deren Größenordnung zu ermitteln, um dann zu entscheiden, ob in den betreffenden Ablauf steuernd eingegriffen werden muss. Im Arbeitsverzeichnis wurde für einen bestimmten, genau definierten Bauabschnitt bzw. für einen Arbeitsvorgang die Gesamt-Soll-Zeit vorgegeben. Die zugehörige Ist - Zeit aus dem Kolonnenbericht (Abb.4) wird ermittelt aus der Summe der Arbeitsstunden aller an diesem Arbeitsabschnitt beschäftigten gewerblichen Arbeitnehmer. Für die Auswertung von Soll-Ist-Vergleichen hat sich der Begriff Nachkalkulation eingebürgert. Hierbei wird unterschieden in: - technische Nachkalkulation und - kaufmännische Nachkalkulation Als kaufmännische Nachkalkulation bezeichnet man Kosten-Soll-Ist-Vergleiche die im Rahmen der Ergebnisrechnung durch die Betriebsbuchhaltung erstellt werden. Dabei setzen detaillierte nach Arbeitsvorgängen gegliederte Kostenvergleiche eine technische Nachkalkulation voraus. Zwischenergebnisse für die Baustelle insgesamt, d.h. nicht explizit für einzelne Arbeitsvorgänge können dabei auf Grundlage der Arbeitskalkulation durch sog. Leistungsmeldungen zum Stichtag ermittelt werden (7). Auf dieses Kontrollverfahren zur Projektsteuerung wird nicht genauer eingegangen, da dieses Nachkalkulationsverfahren i.d.r. erst nach Abschluss der Bauausführungsphase durchgeführt werden kann und somit als Steuerungsmittel unbrauchbar ist. Um eine detailliertere, aussagekräftigere Vergleichsrechnung vorzunehmen z.b. für Soll-Ist-Vergleiche einzelner Arbeitsvorgänge, empfiehlt es sich auf Basis der Arbeitsverzeichnisse Mengen-Soll-Ist-Vergleiche durchzuführen. Diese Soll-Ist-Vergleiche werden als technische Nachkalkulation bezeichnet. (7) vgl. Fleischmann, H.D., 1997, S.188 f
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