Editorial. Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe News letter /2008. Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

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1 1/ Editorial Sehr geehrte Leserinnen und Leser, das Jahr 2008 ist noch jung, und schon gibt es die ersten Neuigkeiten aus dem BBK: Zum Schutz Kritischer Infrastrukturen ist zur Unterstützung des Risiko- und Krisenmanagements von Unternehmen und Behörden ein Leitfaden veröffentlicht worden ein sinnvolles Handwerkszeug für die individuell zu gestaltenden Planungen der Bedarfsträger und Dienstleister. Eingearbeitete Checklisten machen diesen Leitfaden funktional und runden die Inhalte ab. Auch die Bewältigung von Großschadenslagen unter Beteiligung mehrerer zuständiger Behörden und Organisationen wird in Zukunft größere Aufmerksamkeit fordern. Vernetzte Operationsführung heißt das Zauberwort ein auf den Bevölkerungsschutz möglicherweise übertragbares Modell gibt es bereits bei den Streitkräften. Dies könnte durch eine Beteiligung von Kräften der Organisationen an der Arbeit des Gemeinsamen Melde- und Lagezentrums von Bund und Ländern sinnvoll ergänzt werden. Wir wünschen Ihnen einen guten Start ins Jahr 2008 und eine interessante Lektüre! Ihr Redaktionsteam 1

2 Wichtige Schritte zum Gemeinsamen Melde- und Lagezentrum Workshop zum Bundeskräftelagebild Eine wichtige Erkenntnis vergangener Übungen, insbesondere der LÜKEX 2005, war es, dass es einer einheitlichen Übersicht über den Einsatz von Bundeskräften bedarf. Das Bundesministerium des Innern hatte daher das beauftragt, entsprechende Überlegungen zu entwickeln. In mehreren Treffen vereinbarten Vertreter der Bundespolizei, des Bundeskriminalamtes, der Bundeswehr, der Bundesanstalt THW und des BBK, die Zusammenarbeit durch den standardisierten Austausch von Kräfteübersichten zu intensivieren. Während der Übung LÜKEX 07 waren erstmals Verbindungspersonen von Bundespolizei, Bundeswehr und THW im Gemeinsamen Melde- und Lagezentrum von Bund und Ländern (GMLZ) vertreten. Damit konnte der Informationsfluss zwischen GMLZ und den beteiligten Behörden entscheidend verbessert werden. Dies trug zur geforderten Gesamtübersicht über alle eingesetzten Bundeskräfte bei. Entsendung von ständigen Vertretern von Ländern und Hilfsorganisationen ins GMLZ Voraussichtlich ab April 2008 wird eine ständige Vertretung der Hilfsorganisationen im GMLZ gewährleistet sein. Der Arbeiter-Samariter-Bund, das Deutsche Rote Kreuz, die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft, die Johanniter-Unfallhilfe und der Malteser Hilfsdienst haben sich darauf geeinigt, im rotierenden Verfahren jeweils einen Vertreter für etwa ein Jahr ständig ins GMLZ zu entsenden. Dadurch soll die Zusammenarbeit mit diesen Organisationen, die in Deutschland entscheidenden Anteil am Gesamtsystem Bevölkerungsschutz tragen, intensiviert werden. Als erster Vertreter wird voraussichtlich ein Mitarbeiter der Johanniter den Dienst im GMLZ beginnen. Auch den Bundesländern wurde angeboten, Verbindungsperson ins GMLZ zu entsenden. Zurzeit beraten die Bundesländer noch über einen solche Entsendung. 2

3 Vorgestellt Leitfaden Schutz Kritischer Infrastrukturen - Risiko- und Krisenmanagement Die Elbeflut, die Schneekatastrophe im Münsterland und der Orkan Kyrill haben uns gezeigt, dass auch unsere hochtechnisierte Gesellschaft verwundbar ist. Insbesondere die kritischen Infrastrukturen wie Energie- und Wasserversorgung sind heute einer Vielzahl von Gefahren ausgesetzt, die deren Funktionsfähigkeit beeinträchtigen können. Der Schutz dieser Infrastrukturen hat daher eine große Bedeutung. Vor diesem Hintergrund veröffentlichte das Bundesministerium des Innern jüngst den Leitfaden Schutz Kritischer Infrastrukturen Risiko- und Krisenmanagement. Der Leitfaden erklärt, wie Unternehmen und Behörden Risiken strukturiert erfassen und bewerten können. Damit wird Betreibern Kritischer Infrastrukturen ein Werkzeug an die Hand gelegt, umfassende Risikobilder der eigenen Einrichtung zu erstellen. Darauf aufbauend können dann gezielte Schutzmaßnahmen umgesetzt werden. Zusätzlich liefert der Leitfaden Hinweise zum Aufbau eines widerstandfähigen Krisenmanagements, das die Handlungsfähigkeit im Krisenfall ermöglicht. Thematisch wird der gesamte Zyklus von der Etablierung eines Risikomanagements in einem Unternehmen oder einer Behörde bis zur Evaluierung des Risikomanagements und seiner Ergebnisse abgedeckt und mit praktischen Hilfsmitteln unterlegt. Hierzu finden sich eine Gefahrenliste, eine Vielzahl von Checklisten sowie eine Beispiel-Risikoanalyse. Die Erarbeitung des Leitfadens erfolgte in einer Arbeitsgruppe unter Beteiligung von insgesamt zwölf Einrichtungen, mit Vertretern aus der Privatwirtschaft, verschiedenen Behörden und einem wissenschaftlichen Institut. Die Projektleitung wurde vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe übernommen. Den Leitfaden können Sie über die Internetseiten des Bundesministeriums des Innern kostenlos bestellen. 3

4 Vernetzte Einsatzführung im Bevölkerungsschutz Netzwerk Bevölkerungsschutz (Quelle: BBK) Angesichts zunehmender Gefahren rückt das öffentliche Krisenmanagement immer weiter in den Blickpunkt der Gesellschaft. Viele Institutionen sind in die Notfallvorsorge und ins Krisenmanagement eingebunden angefangen von Polizei und Feuerwehr bis hin zu Rettungsdiensten, Katastrophenschutz und Militär. Ganz gleich welche Einsatzkräfte im Krisenfall tätig werden, es gilt diese organisationsübergreifend zu koordinieren. Die Vorstellung dieser immer stärker zu vernetzenden Sicherheit ist sogar zu einer Leitidee für die Sicherheitspolitik im 21. Jahrhundert und damit auch zu einem Leitmotiv für den Wandlungsprozess des Bevölkerungsschutzes insgesamt geworden. Die Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) kann heutzutage das wirkungsvolle Zusammenwirken aller Handlungs- und Entscheidungsträger im Bevölkerungsschutz unterstützen. Für diese Kooperationen stehen Sicherheitsarchitekturen bereit, die die IKT-Komponenten der einzelnen Kräfte miteinander vernetzen können. Damit können sich die Akteure einen umfassenden Überblick über die Lage verschaffen. Auch Ressourcen können im Sinne der vernetzten Sicherheit optimal eingesetzt werden. Um das hohe Ziel der vernetzten Sicherheit mit einem noch höheren Grad der Vernetzung zu erreichen, ist es nach den Vorstellungen des Bundesverbandes Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.v (BITKOM), erforderlich, ein virtuelles Informations- und Leitsystem zu entwickeln, an das alle Akteure des Bevölkerungsschutzes angeschlossen sind. Jeder Partner habe dann die Möglichkeit, im Rahmen der für ihn geltenden Regeln auf dieses System zurückzugreifen. BITKOM weist darauf hin, dass so genannte dynamische Standards unterschiedliche Systeme aneinander angleichen, so dass eine nahtlose Zusammenarbeit ermöglicht wird. Auf diese Weise können auch unterschiedliche Betriebssysteme miteinander kooperieren. Diese interoperablen Informations- und Leitsysteme Systeme sind damit in ein virtuelles Gesamtsystem eingebettet. Es gilt also, ein System der Systeme in Gestalt eines Netzwerkes aufzubauen und damit von der Vorstellung eines einzelnen Supersystems Abstand zu nehmen. 4

5 Beispiel einer Technologie Demonstration für BOS-Kräfte (Quelle: CISCO Systems, Für den Notfall gerüstet) Der Ansatz der BITCOM wird vom (BBK) im Hinblick auf seine Berechtigung und auf die Erfordernisse hinsichtlich der Umsetzbarkeit geprüft. Auch möchte das BBK in einen Dialog mit denjenigen eintreten, die Meinungsträger auf diesem Gebiet sind, und auch diesen Dialog durch Aufklärung im eigenen Bereich fördern. Zu dieser Aufklärungsarbeit gehören sicherlich die Darstellung und die inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Konzept der Vernetzten Einsatzführung (NetEinsFü). Unter diesem Stichwort wird nämlich im Bevölkerungsschutz die Idee der Vernetzung im IKT-Bereich vorangetrieben. Die Idee einer Vernetzten Einsatzführung kopiert das Konzept der Vernetzten Operationsführung (NetOpFü) aus dem militärischen Bereich. Seitens des Malteser Hilfsdienstes wurde das Konzept der Vernetztes Einsatzführung bereits während des Weltjugendtages im Jahre 2005 erfolgreich umgesetzt. Die Vernetzte Einsatzführung kann in Anlehnung an die offizielle Definition von NetOpFü wie folgt definiert werden: NetEinsFü bedeutet Führung und Einsatz von Einsatzkräften und Koordination des Verwaltungshandelns auf der Grundlage eines gemeinsamen, führungsebenenübergreifenden und interoperablen Informations- und Kommunikationsverbundes, der alle relevanten Personen, Stellen, Organisationen und Einrichtungen sowie Sensoren und Effektoren miteinander verbindet. Ein zentraler Aspekt bei dem Konzept NetEinsFü ist die Schaffung eines globalen Informationsraumes (Gesamtnetz), in den drei Ebenen eingezogen sind: das Aufklärungsnetz (Sensoren: Helfer, Messinstrumente, Aufklärungsflugzeuge, Gefahrenerfassungssysteme, Meldesysteme) das Führungsnetz (mit seinen Ebenen) und das Wirkungsnetz (Effektoren: Helfer, Geräte). Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das gemeinsame, rollenorientierte Einsatzlagebild (GREL). Darunter wird ein virtuelles gemeinsames Einsatzlagebild verstanden, das in jeweils rollenbezogener Detaillierung an die jeweiligen Entscheidung- oder Handlungsträger verteilt werden kann. Das Konzept der Vernetzten Einsatzführung kann insgesamt als Treiber für den Prozess der Entwicklung und Installation einer IKT-Sicherheitsarchitektur im Bevölkerungsschutz ver- 5

6 1/ standen werden. Es kann einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Führungsfähigkeit und der Koordination des Verwaltungshandelns im Krisenfall leisten. Dieser Prozess führt im Ergebnis zu einer interoperablen IKT-Vernetzung aller bestehenden und zukünftigen Einzelsysteme, analog zu ähnlichen Entwicklungen im militärischen Bereich beziehungsweise im Bereich von Unternehmen. So gesehen kann heute schon jedes System als Teil eines Gesamtsystems (Netzwerk) betrachtet werden, das nicht erst existiert, wenn Kommunikationsverbindungen aktuell aufgebaut werden. Das World Wide Web existiert auch, wenn man sich nicht eingeloggt hat. Dieses System intelligent zu machen, das heißt Wissensbasen anzulegen oder Services einzurichten, gehört zu den Zukunftsaufgaben im IKT-Bereich, denen sich das BBK nicht verschließt. Die Entwicklung von denis II plus kann als Beitrag des BBK zum virtuellen Gesamtsystem Netzwerk Bevölkerungsschutz (Bereich Ressourcenmanagement) gewertet werden. Zur erfolgreichen Vollendung dieses Gesamtsystems bedarf es allerdings aufgrund der föderalen Struktur des Bevölkerungsschutzes auch der Mitwirkung seitens der Bundesländer. Hausanschrift Postanschrift Telefon Telefax (BBK) Provinzialstraße 93, Bonn Postfach 1867, Bonn +49(0) (0) Internet 6