Änderungen für Kleinunternehmer 2011 / 2012

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1 Änderungen für Kleinunternehmer 2011 / 2012

2 Änderungen für Kleinunternehmer 2011 / 2012 Der Gesetzgeber sieht sich dazu veranlasst, immer neue Regelungen zu erlassen, von denen insbesondere auch Kleinunternehmer betroffen sind. Aufgrund der enormen Vielfalt dieser Veränderungen, die sich schon in den vergangenen beiden Jahren ergeben haben, ist es kaum möglich, sich über all diese Dinge auf dem Laufenden zu halten. Ein paar der wichtigsten Änderungen wollen wir aber im Folgenden näher beleuchten. Dazu zählen unter anderem: Neuregelungen zur elektronischen Rechnung Neuerungen in der freiwilligen Arbeitslosenversicherung Sonderabschreibungen für kleine Unternehmen Änderungen bei der PKW-Nutzung GEZ-Gebühren für PCs Natürlich ersetzen die folgenden Informationen keine Auskunft durch einen versierten Steuerberater, dessen Aufgabe es ist, sich für seine Mandanten immer auf dem Laufenden zu halten. Sie erleichtern aber das Verständnis für grundlegende Veränderungen, die für den eigenen beruflichen Alltag von großer Bedeutung sind. Die elektronische Rechnung Schon seit Juli 2011 ist die elektronische Rechnung im Zuge des Steuervereinfachungsgesetzes von bürokratischen Hürden befreit worden. Bis dato kamen lediglich zwei Varianten für die Übermittlung elektronischer Rechnungen in Frage: die qualifizierte Signatur und das EDI-Verfahren. Beide Varianten konnten die Anforderungen an 14 des UStG erfüllen, nach dem eine Rechnung weder in ihrem Inhalt, noch in ihrem Aussehen auf dem Weg vom Absender zum Empfänger verändert werden darf. Darüber hinaus muss der Absender eindeutig identifizierbar sein. Das EDI-Verfahren konnte sich aber nur schwerlich durchsetzen, da dafür die ERP-Systeme von Absender und Empfänger über eine VPN-Leitung die nötigen Daten austauschen mussten. Gerade Kleinunternehmer verfügen aber über solche Systeme nicht und deren Anschaffung stünde in der Regel in keinem Verhältnis zum Nutzen. Die qualifizierte Signatur dagegen galt lange als hoch kompliziert und teuer. Fakt ist, dass es mittlerweile sehr kostengünstige Varianten gibt. 2

3 Elektronische Signaturen sind bereits für Cent-Beträge erhältlich. Dennoch scheuen sich gerade Kleinunternehmer davor, diese einzusetzen. Es gibt aber auch andere Möglichkeiten, um von der Papierrechnung wegzukommen. Welche Wege allerdings langfristig vom Finanzamt anerkannt werden, ist bisher unklar. Folgende Programme können künftig jedoch bei der Erstellung einer korrekten und anerkannten elektronischen Rechnung behilflich sein: 1. Basware: Damit wird Firmen ermöglicht, eine elektronische Rechnung durch Dateneingabe im System zu erstellen, die anschließend in das vom Empfänger gewünschte Format übertragen wird. 2. irechnungen 24.de von Comarch: Dieses System richtet sich insbesondere an Kleinunternehmer. Bis zu 100 Belege pro Monat können für 15 Euro verwaltet werden, eine unbegrenzte Verwaltung ist ab 25 Euro pro Monat möglich. Die Oberfläche lässt sich in gewissem Maße an die eigenen Anforderungen anpassen und neben der Rechnungserstellung lassen sich auch Kunden- und Artikeldaten verwalten. 3. DATEV: Das wohl bekannteste Buchführungsprogramm ist DATEV und insbesondere bei Steuerberatern ist es weit verbreitet. Wer als Unternehmer DATEV nutzt, kann hier ebenfalls den Service DATEV erechnung nutzen. Die browserbasierte Anwendung ermöglicht den Versand rechtssicherer elektronischer Rechnungen. 4. Sage: Sage-Anwender erhalten eine Schnittstelle zu einer Signatur-Plattform, die in Zusammenarbeit mit der Deutschen Post betrieben wird. 5. Gotomaxx: Firmen, die jährlich bis zu Rechnungen schreiben, werden von Gotomaxx mit einer Box-Lösung betreut. Diese wird auf dem Kunden-PC installiert und funktioniert ähnlich einem Drucker. Dabei werden die Daten bei dessen Nutzung über ein Online-Portal elektronisch signiert. Die Pakete können für 1.200, und Rechnungen jährlich gebucht werden, wobei stets Zukaufsmöglichkeiten bestehen. Installation und Einrichtung erfolgen per Fernwartung durch den Anbieter. 6. Noeske Netsolutions: Hier können die Rechnungen wahlweise als Software as a Service oder als nn-webinvoice genutzt werden. Letztere Variante schlägt allerdings bei nur 50 Rechnungen monatlich mit stolzen 680 Euro zu Buche. 7. Retarus: Der Münchener Anbieter hat sich auf Firmen mit ERP-, vorzugsweise SAP-System spezialisiert. Neben Rechnungen, die elektronisch signiert versandt werden, bie tet er auch den rechtssicheren Versand von Laborberichten, Angeboten, Bestellungen und Zollformularen. 8. Esker: Esker bietet seit zwei Jahren die Möglichkeit, gescannte Rechnungen einzusenden. Diese werden mittels OCR-Technologie ausgelesen und auf einer Weboberfläche zur Prüfung bereit gestellt. Dort können Rechnungen geprüft, weiter geleitet oder mit Buchungsvermerken versehen werden. Alle Daten werden als CSV-, XML- oder TXT- Datei zur Übertragung in Buchhaltungssyteme bereit gestellt. 3

4 Es gibt also viele Möglichkeiten, die oftmals recht kostengünstig sind, um die elektronische Rechnung rechtssicher zu versenden. Welche allerdings für den Einzelnen in Frage kommt, das sollte durch entsprechende Tests ausprobiert werden. Schließlich stellen viele oben genannter Anbieter ihre Leistungen für einen zeitlich begrenzten Test kostenfrei zur Verfügung. Freiwillige Arbeitslosenversicherung: Das ändert sich 2012 Die freiwillige Arbeitslosenversicherung sollte schon 2010 eingestellt werden, doch das Angebot wurde von Selbstständigen so gut angenommen, dass sie unbefristet fortgeführt wurde. Allerdings sind die einst so günstigen Beitragssätze von unter 20 Euro längst nicht mehr aktuell. Einen großen Sprung unternahmen die Beiträge mit dem neuen Jahr. Seit 2012 haben sie sich im Gegensatz zum Vorjahr verdoppelt. Derzeit müssen Selbstständige in den alten Bundesländern monatlich 78,75 Euro, Selbstständige in den neuen Bundesländern monatlich 67,20 Euro einzahlen. Ausnahmen gelten für Neugründer. Wer sein Kleinunternehmen also erst in diesem Jahr gründet, muss im ersten Jahr lediglich den halben Beitrag einzahlen. Die Beiträge errechnen sich auf Basis einer monatlichen Bezugsgröße, die das durchschnittliche Einkommen aller Erwerbstätigen darstellt liegt diese bei Euro pro Monat in den alten und bei Euro pro Monat in den neuen Ländern. Die Leistungen lassen sich dagegen nicht so pauschal beziffern, da hier in vier verschiedene Gruppen untergliedert wird: 1. ohne Berufsausbildung 2. mit abgeschlossener Berufsausbildung 3. Meister 4. Uni / Fachhochschule Je nach Qualifikation werden dann im Leistungsfall folgende Leistungen fällig. Zugrunde gelegt wurde ein Selbstständiger mit Steuerklasse I und ohne Kind. Qualifikation Leistung alte Bundesländer Leistung neue Bundesländer ohne Berufsausbildung 669,00 Euro 595,50 Euro mit abgeschl. Berufsausbildung 839,70 Euro 738,90 Euro Meister 1.005,90 Euro 885,00 Euro Uni / Fachhochschule 1.164,90 Euro 1.025,40 Euro In Anbetracht dieser Leistungen, sowie der drastisch angestiegenen Kosten für die freiwillige Arbeitslosenversicherung lohnt sich der Abschluss selbiger nicht immer. Für wen aber kommt die freiwillige Arbeitslosenversicherung auch 2012 noch in Betracht? Personen mit hoher Qualifikation sollten nicht auf die Versicherung verzichten, verspricht sie ihnen doch viel Leistung. Personen ohne Ausbildung dagegen können für den gleichen Beitrag nur deutlich geringere Leistungen erwarten, sie können unter Umständen auch von der Absicherung absehen. Insbesondere ältere Kleinunternehmer ab 50 bzw. 58 Jahren sind mit der freiwilligen Arbeitslosenversicherung sehr gut beraten, erhalten sie doch Arbeitslosengeld einige Monate länger, als ihre jüngeren Kollegen. 4

5 Sonderabschreibung für kleine Unternehmen Kleine Unternehmen dürfen ab 2012 eine Sonderabschreibung vornehmen, um so ihr zu versteuerndes Einkommen zu senken. Diese Neuregelung gilt für Unternehmen, deren Gewinn unter Euro im Vorjahr liegt, was demzufolge also auch auf Kleinunternehmer zutrifft. Sie können zusätzlich zur normalen Abschreibung eine Sonderabschreibung in Höhe von 20 Prozent der Anschaffungskosten geltend machen. Diese Sonderabschreibung lässt sich ebenfalls auf das Anschaffungs-, sowie die folgenden vier Jahre verteilen. Damit der Steuervorteil jedoch dauerhaft gesichert werden kann, ist es notwendig, dass das Wirtschaftsgut sowohl im Jahr der Anschaffung, wie auch im darauf folgenden Jahr zu mindestens 90 Prozent betrieblich genutzt wird. Dies muss entsprechend nachgewiesen werden können. Soll die Sonderabschreibung für einen PKW erfolgen, so ist zwingend ein Fahrtenbuch zu führen, um diese in Anspruch nehmen zu können. PKW-Nutzung bei Kleinunternehmern Die private PKW-Nutzung von Kleinunternehmern war lange Zeit ungeklärt. Mit einem Urteil des Bundesfinanzhofes, das am erging und im Januar 2012 veröffentlicht wurde, wird mit den Unklarheiten zur PKW-Nutzung endlich Schluss gemacht. Zugrunde lag ein Fall einer Hausverwalterin, bei der die Kleinunternehmerregelung griff. Sie musste also weder Umsatzsteuer an den Fiskus abführen, noch durfte sie Vorsteuer aus eingehenden Rechnungen ziehen. Der Fiskus ging nun aber im Jahr 2007 davon aus, dass die Frau die Umsatzgrenzen für die Kleinunternehmerregelung überschritt und verlangte Umsatzsteuer von ihr. Der PKW, der auf das Unternehmen lief, aber ebenfalls privat genutzt wurde, sollte mit der Ein-Prozent-Regelung versteuert werden. Die Selbstständige reichte Widerspruch ein und der Fall landete schließlich vor Gericht. Der Bundesfinanzhof gab ihr Recht da die private PKW-Nutzung keine Umsätze darstelle und auch keine Vorsteuer für die Anschaffung des 2004 gekauften PKWs gezogen wurde, könne dessen Nutzung nun nicht in die Umsatzberechnung fallen. Eine andere Variante ist der private PKW, der auch betrieblich genutzt wird. Dies wird vom Finanzamt dann anerkannt, wenn der Wagen nicht mehr als 50 Prozent betrieblich genutzt wird. In diesem Fall kann das Auto dem Privatvermögen zugeordnet werden. Die Kosten, die für die betriebliche Nutzung entstehen, dürfen als Aufwandseinlage steuerlich geltend gemacht werden. Hinzu kommen Fahrtkosten, die geltend gemacht werden können. Sie liegen derzeit bei 0,30 EUR je gefahrenem Kilometer, selbst wenn die tatsächlichen Kosten geringer ausfallen. Diese Kilometerpauschale kann sich der Kleinunternehmer aber nur auszahlen, wenn er seinen privaten PKW betrieblich nutzt. Nutzt er den betrieblichen PKW privat ist dies nicht möglich. Ein weiterer Vorteil ergibt sich beim Verkauf des Wagens. Kommt es hierbei zu einem Veräußerungsgewinn, so ist dieser beim privaten PKW, der hin und wieder betrieblich genutzt wird, steuerfrei. Der betriebliche PKW, der mit Gewinn veräußert wird, ist dagegen schlechter gestellt. Hier müssen die Veräußerungsgewinne entsprechend versteuert werden. 5

6 GEZ-Gebühren für PCs Eine besonders lästige Angelegenheit, nicht nur für Kleinunternehmer, ist die GEZ-Gebühr. Insbesondere Kleinunternehmer unterhalten oft keine eigenen Büroräumlichkeiten, sondern nutzen das Home-Office für ihre berufliche Tätigkeit. Für sie dürfte das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig vom 17. August 2011 interessant sein. Es kann unter den Aktenzeichen BVerwG 6 C 15.10, BVerwG 6 C und BVerwG 6 C eingesehen werden. Drei Aktenzeichen waren nötig, weil gleich drei Klagen gegen die GEZ-Gebühr eingereicht worden waren. Dabei ging es um nebenberuflich und hauptberuflich tätige Selbstständige, um Kleinunternehmer und klassische Selbstständige. Sie alle hatten eines gemeinsam: Sie nutzten einen Teil ihrer Wohnungen für die Ausübung der beruflichen Tätigkeit und verfügten allesamt über einen internetfähigen PC. Außerdem waren in den üblichen Räumlichkeiten der Wohnungen klassische Rundfunkempfangsgeräte vorhanden, für die die GEZ-Gebühr auch ordnungsgemäß entrichtet wurde. Die Kläger beriefen sich in ihrer Klage auf die Gebührenfreiheit für Zweitgeräte. Das Bundesverwaltungsgericht schloss sich dieser Auffassung an. Sofern internetfähige PCs, die als Zweitgeräte gelten, im gleichen Haushalt bzw. auf dem gleichen Grundstück zur Verfügung stehen, wie herkömmliche Rundfunkempfangsgeräte, greift die Befreiung von der GEZ-Gebühr für Zweitgeräte. Demnach müssen GEZ-Gebühren für den Büro-Computer nur dann entrichtet werden, wenn dieser in einem eigenen Gebäude nur für das Unternehmen untergebracht ist. Laut einer Stellungnahme der GEZ zum Urteil heißt es, dass für Betriebsstätten grundsätzlich Gebühren in Höhe von 5,76 Euro monatlich gezahlt werden müssen, sofern für diese Betriebsstätte weder Autoradios, noch andere Rundfunkempfangsgeräte angemeldet sind. Diese Gebühr gilt für alle UMTS-Handys und Internet-PCs, unabhängig von deren Anzahl. Für 17,98 Euro monatlich gibt es alle Geräte, also einschließlich Autoradio und beispielsweise Fernseher. 6

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