2.3 Berufsbilder im Berufsfeld Labor- und Prozesstechnik

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1 Institut für Beruflspädagogik und Berufliche Didaktiken, Berufliche Fachrichtung Labor- und Prozesstechnik, Didaktik der Chemie 2.3 Berufsbilder im Berufsfeld Labor- und Prozesstechnik

2 Welche Berufe sind für das Berufsfeld Ch, Phy, Bio: Labor- und Prozesstechnik relevant? Berufe im Berufsfeld Labor- und Prozesstechnik? Chemikant/in Pharmakant/in Produktionsfachkraft Chemie (früher:chemiebetriebsjungwerker/in) Ausbildungsverhältnisse 2008 (vgl. Röben 2010) Chemielaborant* ca (> Beschäftigte) chemisch-technischer Assistent/-in > biologisch-technischer A. pharmazeutisch-t. A. physikalisch-t. A. Umweltschutz-t. A. Lacklaborant/in Biologielaborant/in Baustoffprüfer/in Edelmetallprüfer/in Chemielaborjungwerker/in Werkstoffprüfer/in Stoffprüfer/in milchwirtschaftl. Laborant/in landwirtschaftl.-t. Laborant Physiklaborant Fachkraft für Wasserversorgungstechnik? (207) Fachkraft für Abwassertechnik? (378) überwiegend lernfeldorientierte Lehrpläne, d.h. eine an beruflichen Aufgaben orientierte Ausbildung, die mit der Fachsystematiken verschränkt ist. = Antwort auf Wandel der Facharbeit zur Prozess- /Kundenorientierung Responsible Care, 2

3 Fort und Weiterbildungsmöglichkeiten Nach 1 des Berufsbildungsgesetzes (BBiG)zielt eine Fortbildung auf jene Qualifikationen, die bereits in einem Ausbildungsberuf erworben wurden. Sie sollen erhalten, erweitert, der technischen Entwicklung angepasst oder so ausgebaut werden, dass ein beruflicher Aufstieg möglich wird. Es wird unterschieden zwischen Erhaltungsfortbildung, Erweiterungsfortbildung, Anpassungsfortbildung und Aufstiegsfortbildung. Die durch die Fortbildung erworbenen Qualifikationen werden meist durch Prüfungen nachgewiesen, die die zuständigen Stellen (meist Handwerkskammern oder Industrie und Handelskammern), durchführen. Einige Fortbildungen sind durch bundesweit gültige Rechtsverordnungen, die von den zuständigen Bundesministerien erlassen werden, geregelt. Als berufliche Aufstiegsfortbildung bezeichnet man zum Beispiel die von Facharbeitern besuchten Kurse, die zur Meisterprüfung führen, Kurse zur Vorbereitung auf Prüfungen zur Fachwirt Qualifikation oder die Lehrgänge, die auf eine Prüfung nach der Ausbilder Eignungsverordnung (AEVO) vorbereiten. Eine besondere Form der Fortbildung sind Unterweisungen. So fordert 12 Abs. 1 des Arbeitsschutzgesetzes, dass die Versicherten ausreichend und angemessen unterwiesen werden. Auslöser für eine Unterweisung sind zum Beispiel Einstellung oder Versetzung, Veränderungen im Aufgabenbereich oder Veränderungen in den Arbeitsabläufen. Umgangssprachlich werden die Begriffe Fortbildung und berufliche Weiterbildung oft fälschlich als Synonyme verwendet. Berufliche Weiterbildung umfasst aber zum Beispiel auch Umschulungen, autodidaktische Weiterbildung und betriebliche Weiterbildungsmaßnahmen, die alle nicht zur Fortbildung im Sinne des BBiG zählen.

4 Fort und Weiterbildungsmöglichkeiten Qualifizierung/Spezialisierung durch Teilnahme an Lehrgängen, z.b.: Werkstofftechnik, Werkstoffkunde, Qualitätssicherung, Stichprobensysteme, Auswertungsverfahren, Chemischphysikalische Verfahrenstechnik, Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit, Ausbildereignungsprüfung, Wahlqualifikationen aus anderen AO,. Fortbildung zum staatlich geprüften Techniker/in (Um die geschützte Berufsbezeichnung "Staatlich geprüfter Techniker" führen zu dürfen, muss man eine entsprechende Aufstiegsfortbildung an einer Fachschule für Technik absolviert und das abschließende, staatliche Examen bestanden haben), Fachrichtungen/Schwerpunkte, z.b.: Chemietechnik Labortechnik Betriebstechnik Biotechnik Biochemie Werkstofftechnik Umweltschutz Lebensmitteltechnik Umwelttechnik Kunststoff und Kautschuktechnik Abwassertechnik Physiktechnik Abfalltechnik Wasserversorgungstechnik Galvanotechnik Verfahrenstechnik Labortechnik Fortbildung zum Industriemeister/in in der Fachrichtung Chemie Studium an einer Fachhochschule oder wissenschaftlichen Hochschule, z.b. im naturwissenschaftlichen Bereich (Chemie) oder als Ingenieur. Ggf. können Meister und Techniker auch ohne Abitur studieren

5 Vertiefende Analyse von Berufen der LPT: Seminaraufgabe 1 Charakterisieren und präsentieren Sie das Berufsbild und typische Arbeitsinhalte des Chemikanten, Chemielaboranten, Fachkraft für Abwassertechnik, Fachkraft für Kreislauf und Abfallwirtschaft. Geben Sie hierzu typische Arbeitsaufträge/ aufgaben (= spezifiche berufoiche Arbeitsleistungen) für den jeweiligen Facharbeiterberuf an. Arbeiten Sie Unterschiede und Gemeinsamkeiten für die Berufe heraus!

6 Grundtypen beruflicher Arbeitsaufgaben im BF LPT Teilberufsfeld Labortechnik (chemiebezogene Laborarbeit) Teilberufsfeld Prozesstechnik (chemiebezogene Produktionsarbeit) Analyse von Stoffen (Stoffumwandlungen) Entwickeln/Optimieren von Analysemethoden Herstellen von Stoffen (großtechnisch) Entwickeln/Optimieren der Abläufe und Verfahren zur Herstellung von Stoffen abgeleitete Teilaufgaben: Herstellen von Stoffes (Labormaßstab) Entwickeln/Optimieren von Stoffen und Herstellverfahren für den Bereich Recycling können diese Grundtypen spezifiziert werden als: Recycling von Stoffen (großtechnisch), z.b.: Verwerten/Behandeln/Beseitigen von Nebenprodukten und/oder Abfällen Einsammeln, Befördern, Lagern und Vermarkten von Abfällen

7 Arbeitsaufgaben werden ergebnisbezogen beschrieben und definieren eine vom Beschäftigten zu erbringende Leistung ähneln sich innerhalb eines BF; berufsfeldbreite Gemeinsamkeiten: AG Stoff + typische Veränderung (= Grundtypen), variieren innerhalb des BF LPT bezüglich typischer AG = Stoff /Produktgruppen, z.b. Pharmaka, Kosmetika, Lacke, ) + typische AM (chemische, biologische, physikalische Methoden) kann zur Differenzierung von Berufen führen Umfang, Komplexität, Kompliziertheit (kann zur Differenzierung von Berufen führen (Q Niveau), z.b.: können AA a. einen komplexen Arbeitsauftrag abdecken (z. B. Herstellen einer Lackcharge nach Kundenauftrag) b. einzelne Funktionen für die Auftragsbearbeitung abdecken, wie o stoffbezogene Funktionen: Bereitstellen, Abmessen der zu bearbeitenden Stoffe (AG) oder der Hilfsstoffe (AM), Lagern, Entsorgen der Stoffe, Herstellen von Stoffen, Prüfen von Stoffen, Auswahl von Stoffen,. o prozessbezogene Funktionen (insbes. in der Produktion vor Ort oder über Messwarte): Prozessüberwachung, Prozessführung/ steuerung, Prozessstabilisierung, Prozesssicherung, Prozessoptimierung o apparatebezogene Aufgaben: Pflege, Wartung und Instandhaltung der Arbeitsmittel o informationsbezogene Aufgaben: Erstellen der Herstellvorschrift; Dokumentation des Prozesses usw.

8 Arbeitsaufgaben werden auch nach ihrem Initiierungskontext unterschieden a) initiiert aus einem Arbeitsauftrag heraus b) initiiert aus einer Arbeitssituation heraus (z.b. bei eine Störung) c) initiiert aus einer Fragestellung (z.b. im Rahmen einer betrieblichen Problemstellung, Forschungsfrage) beziehen sich unter dem Anspruch sinnvermittelnder Arbeit auf einen Arbeitszusammenhang, dessen Funktion und Bedeutung für den über geordneten, betrieblichen Geschäftsprozess für die Beschäftigten transparent bzw. erschließbar ist besitzen je nach Lernvoraussetzung differenzierte Lernpotenziale, die für die Initiierung von Lernprozessen aufgedeckt und genutzt werden sollen > Welches Wissen und Können (= Bildungsinhalte) sind konkret notwendig, um die jeweilige Leistung zu erbringen? GP 3: Ermittlung der Bildungsinhalte

9 Quellen Becker, M.; Spöttl, G.: Berufswissenschaftliche Forschung. Peter Lang. Frankfurt a.m ISBN Dostal, W. (2005): Berufsforschung. In: Rauner, F. (Hrsg.) (2005): Handbuch Berufsbildungsforschung. Bertelsmann Verlag, Bielefeld. S Eichhorn, Sigrun (2007): Facharbeit als Innovationsfaktor, TUDpress, Dresden: Verlag der Wissenschaften GmbH; ISBN-13: Niethammer, Manuela (2006): Berufliches Lernen und Lehren in Korrelation zur chemiebezogenen Facharbeit; Reihe Berufsbildung, Arbeit und Innovation Dissertationen/Habilitationen, Band 7 (Hg.: Jenewein K.; Röben P.)Bielefeld: W. Bertelsmann Verlag GmbH & Co. KG; ISBN: Pahl, J.-P. u.a.: Handbuch Berufliche Fachrichtungen. WBVBielefeld ISBN: Rauner, F. (Hrsg.) (2005): Handbuch Berufsbildungsforschung. Bertelsmann Verlag, Bielefeld. Röben, P. (2010): Fachrichtungsbereich Labortechnik. In: J.P. Pahl (Hrsg.) Handbuch der beruflichen Fachrichtungen. Bielefeld: W.Bertelsmann, 2010