Juventus Tagung der SVP. Die Weltfinanzkrise und die Schweiz Prof. em. Hans Geiger
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- Birgit Buchholz
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1 Juventus Tagung der SVP 10./11. Dezember 2010 Prof. em. 1. Die Finanzkrise: was ist normal? 2. Die Ursachen der Finanzkrisen 3. Die Bankenfinanzkrise 4. Die Staatsfinanzkrise 5. Die Sprache der Politik, die Sprache der Märkte 6. Die Euro-Finanzkrise 7. Schlussfolgerungen Page 1 Die Finanzkrisen 2007 bis. USA Subprime Krise Schulden Krise Finanzielle Schweine Grippe System Kollaps Infektion Realwirtschaft Rettungs- Aktion Neue Bk Ordnung Staats- Finanz- Euro- Krise Finanz- Krise 2007 März 2008 Sept Bear Sterns Lehman Okt UBS April 2010 Griechenland Page 2 1
2 Die Finanzkrisen: Wo stehen wir heute (Dezember 2010) Source: IMF, Stability Report (GFSR), Oct Page 3 Die Auslösung der Krise 1. USA als Brandherd 2. Staatliche Förderung Wohneigentum für Leute, die sich das nicht leisten können: 1977 Community Reinvestment Act, Fannie Mae and Freddie Mac 3. Lose Geldpolitik des Fed: Zu viel, zu lang, zu billiges Geld 4. private Verschuldung in den USA 5. US Immobilienmarkt überbewertet 6. Missbräuchliche Kreditvergabe; Liar s loans 7. Gefährliche Hypothekarprodukte, gefährliche Finanzkonstrukte 8. Wacklige Pseudobanken als Finanzierer ( SIVs ) 9. Versagen der Rating Agenturen 10. Versagen der Banken 11. Versagen der Regulierung 12. Überall falsche Anreize etc. Page 4 2
3 Drei fundamentale Ursachen der Krise Dezember 1999 bis September 2002: Verlust der amerikanischen Haushalte durch den 50% Kurseinbruch an den Aktienmärkten 10'000 Milliarden Dollar. Mitte 2006 bis Ende 2007 (kritischer Zeitraum der Subprime Krise): Verlust durch den 30% Fall der Immobilienpreise 3'000 Milliarden Dollar. Ursache 1 ist die Verschuldung. In Aktienkrise verloren die Anleger (hauptsächlich) Eigenkapital. In Immobilienkrise verloren sie, was sie gar nicht hatten. Häuser mit Schulden finanziert. Die Haushalte konnten Verluste nicht tragen. Die Pseudobanken waren zu hoch verschuldet, die Banken waren zu stark verschuldet, hatten zu wenig Eigenkapital. Ursache 2 sind die vielen impliziten Garantien durch den Staat. Ursache 3 liegt bei der losen Geldpolitik der Notenbank, zu viel zu billiges Geld. Page 5 Ursache 1: Leverage: Das Spiel mit dem Hebelgesetz Kraftarm mal Kraft = Lastarm mal Last Page 6 3
4 Das Spiel mit dem Schuldenhebel ( Leverage ) Anlage von 100 Franken in erstklassige Obligation Rendite Obligation = 3 % Kosten des Fremdkapitals = 2 % Zinsertrag Zinskosten Gewinn EK EK-Rendite Keine Schulden % 50 % Schulden % 90 % Schulden 3 1,8 1, % 99,5 % Schulden 3 1,99 1,01 0,5 202% Eigenkapitalverlust bei? Kursrückgang von 5 % Eigenkapitalverlust Keine Schulden -2% 50 % Schulden -6% 90 % Schulden -38% 99,5 % Schulden -798% Page 7 Das Hebelspiel der grossen Banken (Beispiel CH) CH: Eigenkapitalquoten 1998 / % 6.0% 4.0% 2.0% 0.0% 2 Grossbanken Andere Bk Quelle: Konzernrechnung Grossbanken, SNB Page 8 4
5 Das Hebelspiel der grossen Banken: Wie war das möglich? Weil die Regulierung versagt hat Aus dem FINMA-Bericht vom September 2009: Finanzmarktkrise und Finanzmarktaufsicht Die den internationalen Standards zugrunde liegenden risikogewichteten Eigenmittelanforderungen erwiesen sich jedoch [ ] als trügerischer Massstab. Insbesondere die [ ] VaR Marktrisikomodelle hatten eine massive Unterschätzung der eingegangenen Risiken zur Folge = zu wenig Kraft (Eigenkapital), zu langer Hebel (Schulden) Page 9 Die staatliche Feuerwehr löscht den Bankenbrand Rettung der grossen Banken durch die Regierungen mit Steuergeldern und neuen Staatsschulden Schätzung IMF April 2009*: 2500 Mrd $ Mrd $ Garantien = total 7 Bio $ Finanzierung der Finanzsysteme durch die Zentralbanken mit neuem billigem Geld Schätzung IMF April 2009*: Mrd $ Dabei waren viele Länder bereits vorher zu stark verschuldet Dabei war einer der Ursachen der Krise das viele billige Geld *IMF GFSR April 09, p.44 Page 10 5
6 Staatsfinanzkrise: Staatsschulden in % BIP Industrieländer Quelle: CS IDC, Bloomberg, Datastream Page 11 Staatsschulden in % BIP Industrieländer Entwicklungsländer Quelle: CS IDC, Bloomberg, Datastream Page 12 6
7 Selbst die armen Länder haben weniger Schulden Page 13 Euroland: Haushaltdefizite 2010 Schweiz -1,3 % Page 14 7
8 Euroland: Staatsschulden 2010 Schweiz 40 % Page 15 Verbuchte und unverbuchte Staatsschulden Explizite und implizite Staatsverschuldung 2004 in % BIP 800% 600% 400% 200% 0% -200% Schweiz UK USA Spanien Deutschland Frankreich explizite implizite (Renten) Quelle: Stiftung Marktwirtschaft, 2009 Page 16 8
9 Das Primat der Politik über die Märkte (= Anleger Spekulanten) ) Markt Politik Regierung Wähler Sparer Spekulanten / Anleger Steuerzahler Page 17 Der Markt und seine Signale Auf kurze Sicht ist der Finanzmarkt eine Abstimmungsmaschine, aber auf lange Sicht ist er eine Wertermittlungsmaschine (Warren Buffet) : am Tage : am Monate 750 Mrd Paket Quelle: NZZ.ch Page 18 9
10 Die Sprache des Marktes zu Griechenland Risiko griechischer Staatsanleihen (5 J) - Versicherungsprämie 8. April ,6 % p.a. Page 19 EU- und Euro-Finanzkrise The Wall Street Journal, Page 20 10
11 Euro-Stabilitätspakt: 10 Jahre Staatsdefizite Verletzungen des Stabilitätspakts wurde in den 10 Jahren nie bestraft (trotz bestehender Regeln) Page 21 Vertrag über die Europäische Union 2008 Die 750 Mrd -Beschlüsse vom 10. Mai 2010 verletzen den EU-Vertrag Artikel 123 Überziehungs- oder andere Kreditfazilitäten bei der Europäischen Zentralbank oder den Zentralbanken der Mitgliedstaaten ( ) für Organe, Einrichtungen oder sonstige Stellen der Union, Zentralregierungen, regionale oder lokale Gebietskörperschaften oder ( ) sind ebenso verboten wie der unmittelbare Erwerb von Schuldtiteln von diesen durch die Europäische Zentralbank oder die nationalen Zentralbanken. Artikel 125 Die Union haftet nicht für die Verbindlichkeiten der Zentralregierungen, der regionalen oder lokalen Gebietskörperschaften oder ( ) und tritt nicht für derartige Verbindlichkeiten ein; ( ). Ein Mitgliedstaat haftet nicht für die Verbindlichkeiten der Zentralregierungen, der regionalen oder lokalen Gebietskörperschaften oder ( ) und tritt nicht für derartige Verbindlichkeiten ein. Page 22 11
12 Mai 2010: Die Euro Finanzkrise - Zitate "Die Märkte funktionierten nicht mehr, es war fast wie nach der Lehman-Pleite im September 2008." Man befinde sich "zweifelsohne" noch immer "in der schwierigsten Situation seit dem Zweiten Weltkrieg, vielleicht sogar seit dem Ersten EZB-Präsident Jean-Claude Trichet, Spiegel Online in Wahrheit sei es stattdessen darum gegangen, "die deutschen, aber vor allem die französischen Banken vor Abschreibungen zu bewahren Ex-Bundesbankchef Karl Otto Pöhl, Spiegel Online Scheitere der Euro, "dann scheitert Europa, dann scheitert die Idee der europäischen Einigung Bundeskanzlerin Angela Merkel, Spiegel Online, Page 23 Die Sprache des Marktes: Irlandkrise Griechenland Stress Test = Versicherungsprämien Irland Page 24 12
13 Die Sprache des Marktes: Irlandkrise (2) Mai 2010: 110 Mrd für Griechenland, 750 Mrd Rettungsfond EU Einige Monate Beruhigung für Griechenland und EU November Mrd Rettungspaket für Irland Keine Beruhigung, Risikoprämien steigen noch, nicht nur für Irland, auch zb für Belgien Selbst deutsche Staatsanleihen verlieren an Attraktivität gegenüber deutschen Industrieanleihen. Die üblichen Sprüche der Politiker, zb Wolfgang Schäuble: Die Spekulation auf den internationalen Finanzmärkten ist rational nicht erklärbar. The Economist nennt drei Gründe: First, investors have good cause to suspect that Ireland s bail-out has not solved that country s mess. Second, European rescue funds are not big enough to replicate the Irish rescue should bigger countries get into trouble. Third, it is plain that under the ESM defaults will no longer be taboo. Source: The Economist, Dec Page 25 Die Signale des Marktes Page 26 13
14 Die Schweiz und der betrunkene Elefant Interviewfrage FuW an Willem Buiter, : Die SNB interveniert seit Monaten am Devisenmarkt, um eine zu starke Frankenaufwertung zu verhindern. Tut sie das Richtige? Ihr Schweizer lebt neben einem grossen, betrunkenen Elefanten. Dieser Elefant fällt jetzt um. Willem Buiter, FuW Prof. London School of Economics, Chefökonom Citigroup Page 27 Europa im Winter 2010: Was stimmt da nicht? Page 28 14
15 Schlussfolgerungen für die Schweizerinnen und Schweizer Halten wir unser Haus in Ordnung, wir leben als weisses Schaf unter schwarzen. Die Schweiz ist eine Oase. Lösen wir das Problem der too big to fail - Banken Hüten wir uns vor Überschuldungen, impliziten Staatsgarantien, Bewahren wir die Unabhängigkeit der SNB, nach innen und aussen Hören wir auf die Signale des Marktes, nicht auf die Sprüche der Politiker Ziehen wir uns warm an Page 29 Diskussion Page 30 15
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