GottesdienstPraxis Serie A

Transkript

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2 GottesdienstPraxis Serie A Arbeitshilfen für die Gestaltung der Gottesdienste im Kirchenjahr Herausgegeben von Sigrun Welke-Holtmann Gütersloher Verlagshaus

3 GottesdienstPraxis II. Perikopenreihe Band 2: Invokavit bis Rogate Gütersloher Verlagshaus

4 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. Zur Internet-Datenbank der GottesdienstPraxis Serie A Verlagsgruppe Random House FSC N Das für die ses Buch ver wen dete FSC -zertifizierte Papier Munken Premium liefert Arctic Paper Munkedals AB, Schweden. 1. Auflage Copyright 2016 by Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Das Gütersloher Verlagshaus, Verlagsgruppe Random House GmbH, weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags für externe Links ist stets ausgeschlossen. Für freundlich erteilte Abdruckgenehmigungen danken wir allen Autorinnen, Autoren und Verlagen. Trotz intensiver Bemühungen war es leider nicht bei allen Texten möglich, den/die Rechtsinhaber/in ausfindig zu machen. Für Hinweise sind wir dankbar. Rechtsansprüche bleiben gewahrt. Umschlagentwurf: Finken & Bumiller, Stuttgart, unter Verwendung des Bildes»Großes Licht«von Eva Engler. Signatur: EmEk. Geboren 1957 in Würzburg, Pfarrerin, Klinikseelsorge, Kunst- und Kreativitätstherapie. Lebt und arbeitet in Darmstadt. Seit 2000 Ausstellungen, seit 2004 eigenes Atelier in Darmstadt. Schwerpunkte: Arbeit mit großen Formaten, Meist im Format , experimentelle Techniken und vielschichtiger Bildaufbau mit Pigmenten. Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling Druck und Bindung: Těšínska tiskárna a.s., Česky Těšín Printed in Czech Republic ISBN

5 Inhalt Invokavit Der Brief an die He bräe rin nen und Heb rä er 4,14 16 Klaus Eulenberger Reminiscere Der Brief an die Ge mein de in Rom 5,1 5(6 11) Angelika Scholte-Reh Okuli Der Brief an die Ge mein de in Ephe sus 5,1 8a Claus Marcus Weltgebetstag 2016 Nehmt Kin der auf und ihr nehmt mich auf. Petra Heilig Laetare Der 2. Brief an die Ge mein de in Ko rinth Jutta Konowalczyk-Schlüter Judika Der Brief an die He bräe rin nen und Heb rä er 5,7 9 Anselm Friederich-Schwieger Palmarum Der Brief an die Ge mein de in Phi lippi 2,5 11 Claudia Brinkmann-Weiss Gründonnerstag Der 1. Brief an die Ge mein de in Ko rinth 11,23 26 Hans Hermann Blettgen Karfreitag Der 2. Brief an die Ge mein de in Ko rinth 5,(14b-18)19 21 Heinz-Martin Krauß Osternacht Christiane Thiel

6 Ostersonntag Der 1. Brief an die Ge mein de in Ko rinth 15,1 11 Christiane Thiel Quasimodogeneti Der 1. Brief des Pet rus 1,3 9 Wolfgang Gerlach Misericordias Domini Der 1. Brief des Pet rus 2,21b-25 Christiane Borchers Jubilate Der 1. Brief des Jo han nes 5,1 5 Dirk Klute Kantate Der Brief an die Ge mein de in Ko loss ae 3,12 17 Helmut Zeilinger Rogate Der 1. Brief des Ti mot heus 2,1 6a Anne Henning Familiengottesdienst zu Rogate Ulrike Wahl-Risser Autorinnen und Autoren

7 Invokavit Der Brief an die He bräe rin nen und Heb rä er 4,14 16 Klaus Eulenberger Ers te Be geg nung mit dem Text Wird es eine Be geg nung, oder wer den wir uns ver feh len? So vie le Fragen: Warum sollte eine gottesdienstliche Gemeinde am ersten Sonntag der Pas si ons zeit, die (viel leicht) be reit ist, mit Je sus hinauf nach Jerusalem zu zie hen, den Um weg über die frem de Fi gur des Ho he pries ters ge hen? Muss ich wirk lich et was über Melch ise dek er zäh len? Und wenn ich der Spur fol ge, dass Chris tus der»wah re«ho he pries ter sei: Wie kom me ich als Pre di ger hi naus aus dem Ge fah ren be reich, wo mit der Rede von der Überbietung der jüdischen Riten zugleich das antijudaistische Ressentiment lauert? An wel chem Be kennt nis soll ten»wir«fest hal ten? Wa rum ist es so wichtig, dass der mit»uns«und wie»wir«lei den de Sohn Got tes ohne Sünde ge blie ben sei? Wie ver hält sich der ir di sche Je sus zum himm li schen Chris tus? Was fan ge ich an mit den stark dog ma tisch an mu ten den Formulierungen in einem»predigtartigen Traktat«(so die Einführung zum Brief in der neu en Zür cher Über set zung von 2007, NT 357), der an an de rer Stel le ein fach als»pre digt«be zeich net wird (RGG 4, Bd. 3, 1495)? Könn te es sein, dass ge ra de die se Schrift des Neu en Tes ta ments mit für eine Pre digt spra che ver ant wort lich ist, die zu viel er ör tert und zu we nig er zählt? Und wenn es wahr ist,»dass die ei ge nen Fra gen immer die Be din gung des Ver ste hens ei nes Tex tes sind«(wil helm Gräb, Hans-Georg Gadamer zitierend, in seinem Buch Predigtlehre. Über reli gi ö se Rede, Göt tin gen 2013, 55): Wel ches könn ten die Fra gen sein, die diesen Text für heutige Hörer interessant machen würden? Am nächs ten kom me ich die sem Pre digt text in ei nem Vers, der gar nicht zu ihm ge hört, aber doch in ei ner Ein heit mit ihm ge le sen wer den kann:»wo rin er (Chris tus) sel ber ge lit ten hat und ver sucht wor den ist, kann er hel fen de nen, die ver sucht wer den«(2,18). Die Ver su chung (Leit mo tiv des Sonn tags In vok avit) wird dort (V. 14 f.) 7

8 da rin ge se hen, dass man dem Teu fel als der Ins tanz er liegt, die»mit dem Tod uns re giert«(vgl. Kurt Marti, An de res Oster lied, in: Ein Se gen sein. Jun ges Got tes lob, Lim burg/ke velaer 2011, Nr. 500). Die ser Ver suchung zu ent kom men, wür de be deu ten: Wir sind er löst (Lu ther) oder be freit (Zür cher). Die drei Ver se des Pre digt tex tes fan gen an zu klin gen und eine Re so nanz aus zu lö sen. Aber ich ahne, dass es ohne Wi derspruch ge gen den Text des Hebr nicht ab ge hen wird. Wie lie ße sich die Rede von dem Wort Got tes, das»schär fer (ist) als je des zwei schnei di ge Schwert«(4,12), harmonisieren mit den Bildern von Barmherzigkeit und Gna de in 4,16? Exegetische Skizze Zu den Voraussetzungen der Hohepriester-Metaphorik zählt die folgende:»der Hohepriester Jesus, wie Aaron und seine Nachkommen von Gott selbst eingesetzt, teilt irdische Seinsweise und menschliche Schwach heit, so dass er»mit-füh lend«zwi schen Gott und Mensch vermit teln kann (Hebr 4,14 5,10; vgl. Hebr 2,17 f.)«. (S. belwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/ unter dem Stichwort Hohepries ter. Dort fin den sich auch In for ma ti o nen zu»amt«und»op fer«des Hohepriesters.) Die Fä hig keit zur Ver mitt lung setzt vo raus, dass Je sus Chris tus als der»wah re«ho he pries ter in bei den Sphä ren zu Hau se ist: in der irdi schen der Men schen und der himm li schen Got tes. Wen er aber vor Gott ver tritt, das macht der Hin weis 2,16 deut lich: Weil es die»kin der von Fleisch und Blut«sind und nicht etwa die En gel, da rum ist er gewor den, was sie sind. Ber ger/nord über set zen V. 14 wohl sach ge mäß, auch wenn es so nicht im Ur text steht:» der durch die Him mel hindurch bis zu Got tes Thron gelangt ist«, paraphrasieren andererseits V. 15 über den griechischen Wortlaut hinaus so:»denn unser Hoherpriester steht uns bei: Wenn wir schwach sind, fühlt er mit uns; wenn wir stolpern, tau melt er mit uns, wenn wir Angst und Schmer zen lei den, ist er auf un se rer Sei te «(Das Neue Tes ta ment und früh christ li che Schriften, neu über setzt von Klaus Ber ger und Chris ti a ne Nord, Frank furt am Main/Leip zig 1999, 188). Deut li cher wird das Bild von dem, der in glei chem Maß bei Gott wie bei den Men schen ist, durch Strob els Hin weis auf den Tem pel kult:»kon- 8

9 text und Spra che (s.»durch schrei ten«) le gen es über aus nahe, dass das Ge sche hen in Ana lo gie zum Gang des Ho hen pries ters in das Allerheiligste des jerusalemischen Tempels am großen Versöhnungstag be schrie ben ist. Nach der Schil de rung des Jo sep hus muss ten da bei zwei Vorhänge durchschritten werden, nämlich einer zum Heiligsten und ein an de rer zum Al ler hei ligs ten«(au gust Stro bel, Der Brief an die Heb rä er, NTD Bd. 9, Göt tin gen 1981, 123). Weg zur Pre digt Da der Ho he pries ter im Text steht, wird es nicht an ders ge hen als so, dass die Pre digt eine knap pe In for ma ti on über die mit dem Amt verbun de ne Vor stel lungs welt gibt. Hin ge hen soll es dann aber zu den Verän de run gen, die sich in Gott durch die Pas si on des Soh nes, der Erde und Himmel durchschritten hat, ereignen. Predigtthema Vor dei nen Thron tret ich hier mit. Was der Sohn dem Va ter bringt, wenn er von seinen Erdenwegen zu ihm zurückkehrt. Vorschläge zur Liturgie Psalm: Ne ben dem vor ge se he nen Ps 91 scheint mir auch Ps 102 möglich, darin:»dass er los ma che die Kin der des To des«, V. 21b. Gebet Gott, der du in dei ner Lie be un er gründ lich bist, du hast uns dein Ge sicht ge ge ben, du bist ge kom men in un ser Fleisch und Blut, und es kommt der Au gen blick, in dem du mit Schmer zen er lebst, dass dein Sohn, un ser Bru der, Je sus Chris tus am Kreuz stirbt. Aber dei ne Lie be ist stark wie der Tod. Dein Schmerz ver wan delt die Welt, 9

10 dei ne Lie be ruft den To ten ins Le ben, und wir ber gen uns in dem Blick dei ner Au gen. Wir dan ken dir und lo ben dich in Ewig keit. Amen. Lieder: EG 347 Ach bleib mit dei ner Gna de; EG 97 Holz auf Jesu Schulter; EG 94,1.4.5 Das Kreuz ist auf ge rich tet; EG 83,4 6 Ein Lämm lein geht und trägt die Schuld;»In einer fernen Zeit«, PASSION.LIEDER 2010 (Die preisgekrönten Lieder des Passionsliederwettbewerbs der EKKW, dort mit zwei Me lo di en) Vorschlag zur Predigt Möglicher Anfang Vier zig lan ge Tage lie gen vor uns bis zum Kar frei tag. Nicht im mer wird uns in die ser Zeit be wusst sein, wo durch sie ge kenn zeich net ist: durch die Pas si on des Je sus von Na za reth. Das Wort Pas si on steht für Lei den, aber auch für Lei den schaft. Es deu tet auf die Welt lei den schaft Got tes, die sich zu er ken nen gibt in dem ir di schen Weg, den der Got tes sohn Jesus in Palästina bis nach Jerusalem und dort zum Kreuzeshügel Golgatha geht. Es wird in die sen vier zig Ta gen auch an de re The men ge ben, die uns in Anspruch nehmen. Aber manches wird uns wie eine Aktualisierung der Pas si on Jesu vor kom men. Das Kreuz, so scheint es, steht nach wie vor in der Mit te der Wirk lich keit. Auf eine eigenwillige Weise präsentiert der sogenannte Hebräerbrief den Sohn, des sen Er den we ge am Kreuz en den. Ein Ab glanz von Gottes Herrlichkeit und Ebenbild seines Wesens wird Christus genannt. Der Brief hebt ihn em por über alle Men schen, so gar über die En gel. Aber der so Herausgehobene habe sich nicht der Engel angenommen, sondern neh me sich der Kinder Abrahams an. Der Nach kom men je nes Abra hams in dem gesegnet werden sollen alle Geschlechter auf Erden (Gen 12,3). Und was be deu tet es, dass der Got tes sohn sich der Men schen annimmt? Der Brief greift sehr hoch, wenn er sagt: Chris tus hat Fleisch und Blut an ge nom men, um den Men schen Kin dern von Fleisch und Blut gleich zu wer den. Zu wel chem Ziel? Um»alle zu be frei en, die durch die Furcht vor dem Tod ein Le ben lang in Knecht schaft ge hal ten wa ren«(2,15, Übers. Zür cher). 10

11 Wie kann das ge sche hen? Ein für uns sehr fer nes und frem des Bild kommt ins Spiel, wenn der Sohn Got tes als Ho her Pries ter be zeich net wird. Des sen Auf ga be war es zu Zei ten des Tem pels in Je ru sa lem, Mittler oder Ver mitt ler zu sein zwi schen Gott und Men schen. Eine Schnittstel le zwi schen Him mel und Erde. In die se Po si ti on, so der Brief, ist Je sus Chris tus ein ge tre ten, und das ein für alle Mal. Es braucht das beson de re Amt nicht mehr, das ein Mensch wahr nahm. Es ist nicht mehr nö tig, weil er, Chris tus, ein barmherziger und treuer Hoher Priester vor Gott wur de und vor ihm für die Men schen ein tritt. Ich lese drei Ver se aus dem 4. Ka pi tel des Brie fes An die Hebräer: Textlesung Hebr 4,14 16 Er kommt von weit her, Je sus, der Sohn Got tes, er hat die Him mel durchschritten. Dort, so ist die Vor stel lung, ist er bis zu Got tes Thron ge langt. Aber zu vor hat er als Mensch un ter Men schen ge lebt, war ih rer Schwäche, ihren Leiden und ihrer Sterblichkeit unterworfen. Welches Ende sein ir di scher Weg nahm, wis sen wir. Es sind noch vier zig Tage bis Karfreitag. Zum weiteren Verlauf Die Fi gur des Gnadenstuhls (vgl. Al exa F. Wil kes A-Teil zu Hebr 4,14 16»Der Him mel ist in dir«für In vok avit 2010, in: Pre digt stu di en 2009/10, II/1, 147 ff., hier: 150) kann eine Vor stel lung da von ver mit teln, was der zum Thron des Va ters zu rück keh ren de Sohn in Gott»aus löst«. Der Gnadenstuhl kommt in der Kunstgeschichte in verschiedenen Variationen vor. Eine sehr expressiv-anrührende Version finde ich in einem Bild des spanisch-italienischen Malers Jusepe (oder José) de Ribera. Es zeigt ei nen Gott mit leerem Blick, einen untröstlichen Vater (zu finden über den Link Rib era_047.jpg, zu ge mein frei er Ver wen dung). Das Bild, in der ers ten Hälf te des 17. Jahr hun derts ge malt, ist von star ker äu ße rer und in nerer Be we gung be stimmt. Das Kreuz fehlt. Der Ge kreu zig te aber ist als sol cher deut lich zu er ken nen. Der ge bro che ne Leib und die zu bei den Sei ten ab ste hen den Arme bil den selbst die Form ei nes Kreu zes. Die Wun den des Ge tö te ten an Hän den und Fü ßen und an der Sei te sind so frisch, dass man noch nicht ein mal von Wundmalen sprechen kann. Die Blut ge rinn sel un ter halb der Brust sind kaum ge trock net und nicht ab ge wa schen; das Blut hat das wei ße Tuch ge färbt, in das der Leich- 11

12 UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE Sigrun Welke-Holtmann Invokavit bis Rogate Mit CD-ROM Paperback, Broschur, 160 Seiten, 13,5 x 21,5 cm ISBN: Gütersloher Verlagshaus Erscheinungstermin: Januar 2016 Die Arbeitshilfe zur Vorbereitung und Gestaltung von Gottesdiensten DAS Werkbuch für die Gottesdienste der Sonn- und Feiertage des Kirchenjahres mit Exegesen, theologischen Einführungen, Ideen für die Predigt, Formulierungsvorschlägen für Einleitungen und Gebete sowie zahlreichen Texten für Predigt und Liturgie.