Arbeitsrecht und Z e i t s c h r i f t f ü r M i t a r b e i t e r v e r t r e t u n g e n

Transkript

1 Arbitsrcht und Z i t s c h r i f t f ü r M i t a r b i t r v r t r t u n g n Kirch Kirch Arbitsrcht und Foto: pixlio aus dm Inhalt Nous somms Charli Sozial Arbit im Sozialstaat Wi vil Markt vrträgt unsr Vrfassung? Vrlässlich Schichtplän? Ohn Vorbhalt und unwidrruflich! Tilzit- und Bfristungsgstz Ein Übrblick Rufbritschaft (Til 2) Arbit in ohn Grnzn ISSN

2 Disr Srvic ist für Abonnntn von AuK im Bzugspris ds Abos (60 Euro pro Jahr) nthaltn. Schnlldinst Rchtsprchung für jdn AuK-Abonnntn gratis Man wundrt sich, mit wlchn Problmn di kirchlichn und wltlichn Gricht bschäftigt wrdn, wi klinlich Dinststllnlitungn sich vrhaltn, nur um di Arbit dr MAVn zu bhindrn. Dr nu Schnlldinst Rchtsprchung für Mitarbitrvrtrtungn lifrt in Auswahl von wissnswrtn Entschidungn, um di zumist hrnamtlich Tätigkit dr MAV-Mitglidr twas zu rlichtrn. Wnn Si dn AuK-Schnlldinst bzihn möchtn, tiln Si uns bitt umghnd in -Adrss mit, sofrn noch nicht gschhn (s muss nicht di ign Adrss sin). Bitt sndn an: kurz und gut vrständlich Erläutrungn kin sitnlangn Kommntar, sondrn in Übrsicht nur das Wichtigst aus Arbitnhmrsicht mit Vrlinkungn zum jwilign Urtilstxt, sofrn Si ausführlichr Infos bnötign jdn Monat aktull Urtil pr , di ausgdruckt und thmatisch archivirt wrdn könnn bnötigt wrdn ldiglich in PC mit Intrntanschluss und in -Adrss zum Empfang dr zumist monatlichn Sndungn

3 I m p r s s u m Arbitsrcht und Kirch Zitschrift für Mitarbitrvrtrtungn Rdaktion: Brnhard Baumann- Czichon (vrantwortlich) Judith Ruthk-Mos (Rdaktionsassistnz) Hnrik Buss Dr. Hrbrt Dppisch Mira Gathmann Prof. Dr. Ulrich Hammr Michal Hinrich Klaus Kllnr KK Anntt Klausing Brno Schuckart-Witsch Erich Sczpanski Nora Wölfl Rdaktionsanschrift: Am Hulsbrg Brmn Tlfon: Tlfax: arbitsrcht@brmn.d Vrlagsanschrift und Anzignvrwaltung: KllnrVrlag, St.-Pauli-Dich Brmn Tlfon: Tlfax: arbitsrchtundkirch@ kllnrvrlag.d Hrstllung: Manul Dotzaur Grafisch Gstaltung: Dsignbüro Möhlnkamp, Brmn Marlis Schuldt, Jörg Möhlnkamp Bzugspris: Einzlhft Euro 15, Abonnmnt: pro Jahr Euro 60, inkl. AuK- Schnlldinst: SR-MAV Kündigungsmöglichkit: 4 Wochn vor Jahrsnd. Nachdruck nur mit Erlaubnis ds Vrlags. Di Vrwndung für Zwck inzlnr Mitarbitrvrtrtungn odr drn Zusammnschlüss (z. B. für Schulungn) ist bi Qullnangab gstattt. Bitt Blgxmplar an dn Vrlag sndn. Für unvrlangt ingsandt Manuskript kann kin Gwähr übrnommn wrdn. Editorial Lib Lsrin, libr Lsr, das nu Jahr 2015 bginnt mit Bsorgnis rrgndn Bglitumständn: In Drsdn und andrswo ghn Mnschn auf di Straß, um ihr Angst vor angblichr Übrfrmdung und ihrn Hass auf andr zu artikulirn. Zu Rcht warnt di Kanzlrin vor braunr Soß. Abr: Di Kritik grift bnso zu kurz wi dr Bifall, dn si dafür von dn Linkn und dn Grünn rhilt. In Sachsn ghörn nur 0,1 Proznt dm islamischn Glaubn an. Slbst vrblödt Mnschn könnn da nicht von Übrfrmdung rdn. Hintr dr artikulirtn Frmdnfindlichkit stckt in vil tifr ghnd Vrunsichrung. Und di muss man nicht nur rnst nhmn, sondrn ihr durch Umgstaltung unsrr Lbnswirklichkit ntggnwirkn. Schon 2010 hat dr Sozialwissnschaftlr Oskar Ngt davon gsprochn, dass s in dr Mitt unsrr Gsllschaft brodlt. Viln Mnschn fhlt sozial Sichrhit: di zunhmnd Zahl von nur bfristt Bschäftigtn, Mnschn in Tilzit, di sich nur durch Zwit- und Drittjobs übr Wassr haltn, und schlißlich di Erknntnis, dass immr mhr Arbitnhmr von Altrsarmut bdroht sind. Als Arbitsministrin hat von dr Lyn vorgrchnt, dass künftig Rntnr nur dann übr Hartz IV lign, wnn si 45 Jahr lang übr 2.500, Euro vrdint habn. Damit wird mindstns di Hälft allr ArbitnhmrInnn in Diakoni und Caritas, di hut ins Brufslbn instign, von Altrsarmut btroffn sin. Dshalb ist s richtig, jdoch nicht ausrichnd, wnn dr frühr Ratspräsidnt dr EKD Schnidr bnfalls dmonstrirt für Fridn und Mnschlichkit. Es ist gut, dass Kirch, Diakoni und Caritas intrtn für sozialn Fridn und sozial Sichrhit abr s gilt, dis auch in ihrn ignn Btribn zu schaffn: kin prkärn Bschäftigungsvrhältniss! Nur so könnn wir dn dumpfn Gfühln drr in Drsdn und andrswo ntggnwirkn. In dism Sinn wünschn Ihnn Rdaktion und Vrlag in fridvolls Jahr 2015, Ihr Brnhard Baumann-Czichon und Klaus Kllnr Inhalt C h f r d a k t u r Brnhard Baumann-Czichon A u K Sozial Arbit im Sozialstaat Wi vil Markt vrträgt unsr Vrfassung? Einig Anmrkungn zur Entschidung ds Bundsvrfassungsgrichts Nus Arbitsrchtsrglungsgstz für Mittldutschland AVR DD kin Litwährung mhr Vrlässlich Schichtplän? Ohn Vorbhalt und unwidrruflich! Tilzit- und Bfristungsgstz Ein Übrblick Rufbritschaft (Til 2) Arbit ohn Grnzn Mobbing auch in kirchlichn Einrichtungn (Bgriff Formn Ursachn Motiv) Aktull Rchtsprchung Trmin & Sminar Lsranfrag Fachbuchratgbr V r l g r Klaus Kllnr

4 Sozial Arbit im Sozialstaat Sozial Arbit im Sozialstaat Wi vil Markt vrträgt unsr Vrfassung? D i a n S c h f o l d Di Einführung dr Pflgvrsichrung 1994 läutt in Nuausrichtung in, di wir hut als Ökonomisirung ds Sozialn bzichnn. Sozial Dasinsvorsorg ist dn Kräftn ds Markts übrlassn wordn; sozial Listung wird nach ihrr Wirtschaftlichkit ausgrichtt. Dr Autor untrsucht mit sinm Bitrag für di Kasslr Fachtagung zum kirchlichn Arbitsrcht vom Novmbr 2014 vrfassungsrchtlich Grnzn disr Entwicklung. D r A u t o r Dian Schfold Dr. jur., Univrsitätsprofssor (i. R.) für öffntlichs Rcht an dr Univrsität Brmn 1. Das mir gstllt Thma ist intrikat. Gwiss, das Sozialstaatsprinzip stht in unsrr Vrfassung (Art. 20 I, 28 I 1 GG) und ist dahr in Rchtsnorm. Ob und wi vil Markt damit vrinbar ist, rschint als juristisch Frag, di dr Vrfassungsrchtlr zu bantwortn hat. Abr dr Markt, sin Bdutung und sin Auswirkungn stzn in Analys voraus, zu dr dr Jurist ungnügnd grüstt ist. Natürlich kann r sich damit vrtraut machn. Abr di Komptnz dazu blibt bgrnzt, di Gfahr unkritischr Übrnahm partilichr Positionn bstht. Dshalb bin ich froh, dass min Ausführungn von wirtschaftswissnschaftlichr Sit rgänzt und diskutirt wrdn, und ich fru mich, wnn wir dadurch zu übrzugndrn Antwortn kommn. Minrsits lg ich dn Schwrpunkt auf di vrfassungsrchtlich Fragstllung. Si ist allrdings zntral: Wnn und sowit dr Sozialstaat Marktmchanismn ausschlißt, ist disr Vrfassungsrchtslag Rchnung zu tragn. Zur vrfassungsrchtlichn Tragwit ds Sozialstaatsprinzips gibt s natürlich Flutn von Litratur, auf drn Diskussion ich mich hir nicht inlassn kann. Ein rstr Schritt zum Vrständnis schint mir zu sin, dass das Dsintrss ds libraln Staats an dr gsllschaftlichn Entwicklung zu übrwindn ist. Wnn dr Rchtsstaat sich auf di Btätigung aufgrund und in dn Formn ds Rchts bschränkt, so ntschidt sich im Ggnsatz dazu dr sozial Rchtsstaat dafür, dn Rglungsbrich dr Rchtsordnung auch auf sozial Fragn zu rstrckn und sich um drn Lösung zu bmühn. Dis Entschidung stzt zunächst politisch gstaltnd, vor allm gstzgbrisch Aktivität voraus, mit dn Wortn Hrmann Hllrs in sinr Schrift übr Rchtsstaat odr Diktatur? (GS Bd. 2, S. 450), dass di Volkslgislativ dn libraln in inn sozialn Rchtsstaat übrführt. Hllr sah damals um 1930 mit inigm Anlass solch Aktivität durch richtrlich Kontroll, nämlich di Übrprüfung sozialstaatlichr Rgulirungn durch bürgrlich orintirt Gricht am Maßstab ds Glichhitssatzs gfährdt. Konkrt: sozialstaatlich Maßnahmn solltn Bnachtiligungn ausglichn, di Ergbniss ds Markts korrigirn und bn dis mocht als Vrltzung dr Wttbwrbsglichhit dr Marktbürgr rschinn. 2. Dis Btrachtungswis ist auch hut noch nicht ganz übrholt; man dnk an sturlich Privilgirungn aus sozialn Gründn und drn Kritik aus wttbwrblichr Prspktiv. Abr si tritt hut in dn Hintrgrund, wil, andrs als in dr Wimarr Zit, auch Ansprüch auf Listungn auf das Sozialstaatsprinzip gstützt wrdn könnn. Das Bundsvrfassungsgricht hat, nach anfänglich ganz ngativr Stllungnahm und Bschränkung auf das vom Gstzgbr Bschlossn (BVrfGE 1,97 ff.), nach und nach dm Sozialstaatsprinzip dn Grundsatz dr Sturfrihit ds Existnzminimums ntnommn (BVrfGE 82,60 ff.) und schlißlich, wnn auch mit bhutsamn Kautln, 2010 aus dr Mnschnwürd als Grundrcht in Vrbindung mit dm Sozialstaatsprinzip inn vrfassungsrchtlichn Anspruch auf in Minimum von Soziallistungn abglitt (BVrf- GE 125,175 ff.). Andrs als in dr Wimarr Praxis, ist dahr hut das Sozialstaatsprinzip nicht nur vrbindlich Handlungsgrundlag für dn Gstzgbr, sondrn auch di Rchtsordnung bstimmnd und ltztlich vrfassungsgrichtlich durchstzbar Anspruchsgrundlag für dn Bürgr. Allrdings blibn di Folgn und Wirkungn hochgradig umstrittn und in ngn Grnzn. Nicht das Bundsvrfassungsgricht, sondrn nur dr gsamt politisch Prozss kann übr di Vrtilung ds Bruttosozialprodukts bstimmn. Für di mir gstllt Frag lässt sich jdoch fsthaltn, dass staatlich, bn wgn ds Sozialstaatsprinzips zu rbringnd Listungn dn Einzlnn brchtign, di öffntlich Hand vrpflichtn könnn, ohn dass sich dabi di Frag inr Marktkonformität stllt. Das gilt für vil sozialstaatlich motivirt Listungn, vor allm natürlich di Sozialhilf und Grundsichrung (Hartz IV), auch das von dr Bundsagntur für Arbit zu zahlnd Arbitslosngld I, frnr twa Ausbildungsfördrung, Kindrgld und Wohngld. In all disn Fälln rbringt di öffntlich Hand Staat, andr Gbitskörprschaftn, Sozialvrsichrungsträgr di Listungn, ohn dabi Konkurrnz rwartn odr bfürchtn zu müssn. Hir stllt sich dahr di Altrnativ von sozialr Arbit und Markt nicht. 3. Andrs ist s allrdings in dn Zwign ds Sozialrchts, in dnn Biträg zu listn sind, aus dnn di Soziallistungn ganz odr tilwis finanzirt wrdn könnn, also in dr Sozialvrsichrung. Das gilt im Prinzip auch für di Arbitsfördrung. Abr hir schlißt das Monopol dr Bundsagntur für Arbit 98 AuK 2014

5 Sozial Arbit im Sozialstaat mit sinn nur gringn Ausnahmn (twa dr privatn Arbitsvrmittlung) dn Wttbwrb fast völlig aus. Im Übrign jdoch bstht in gglidrts Systm dr Sozialvrsichrung ; dabi agirn voninandr unabhängig Trägr disr Vrsichrung (BMAS, Übrsicht übr das Sozialrcht, Ausgab 2009, S. 94). Schon dadurch ntstht di Möglichkit ins Vrglichs von Biträgn und Listungn und insofrn in gwissr Markt, auch wnn dssn Nutzung durch di Rgulirungn, vor allm durch di Vrsichrungspflicht, bschränkt ist. Abr dann ligt das Argumnt dr Wahlfrihit dr Vrsichrtn nah: warum soll man ihnn nicht rmöglichn, sich für dn Vrsichrungsträgr mit dm günstigstn Angbot zu ntschidn? Und dann kann s für Privat intrssant sin, bnfalls Angbot zu untrbritn und danach zu strbn, inn Markt dr Vrsichrungn zu konstituirn. Ein solchr Markt wär wnig problmatisch und könnt aufgrund ds Wttbwrbs zu kostngünstigrn Lösungn führn abr nur, wnn und sowit r wirklich Lösungn anbitt. Kann r das auf inm Gbit, auf dm dr Sozialstaat Listungn rbringt, di zwar durch Biträg mit finanzirt wrdn, abr ltztlich di staatlich Aufgab dr Absichrung bstimmtr Risikn wi Krankhit, Unfall, Altr, Pflg, auch untr Einsatz öffntlichr Mittl, bzwckn? Kommt hir in Konkurrnz schon untr dn Sozialvrsichrungsträgrn, di ja all dn öffntlichn Zwck rfülln müssn, und rst rcht mit Privatn, di sich ja mit dn Biträgn odr Prämin finanzirn müssn, in Btracht? Auch wnn dr Markt ökonomischr Nutzung dr Rssourcn fördrn kann, fragt sich, ob r das im Sinn inr Erfüllung dr sozialstaatlichn Aufgab bwirkn kann und wird. Vorbhalt in mhrrn Richtungn lign nah und wrdn durch praktisch Erfahrungn bstätigt; ich nnn dri: Zunächst sind di Risikn, twa dr Krankhit und ds Altrs, ganz untrschidlich vrtilt. Einm gsundn jungn Mnschn in Vrsichrung anzubitn, mag profitabl sin, abr mit zunhmndm Altr, auch bi vorggbnn Problmn dr Gsundhit und ds sozialn Umflds wrdn Risikn und Blastungn größr. Wird di Auswahl günstigr Risikn, di Ablhnung wnigr günstigr rmöglicht, so wird di wirtschaftlich Last auf di Anbitr vrlagrt, di zu inr solchn Auswahl nicht in dr Lag sind und di schlchtn Risikn abdckn müssn wil dr Sozialstaat auch und grad di Mnschn absichrn muss, di mit schwirign Problmn frtig wrdn müssn. Dr durch dn Markt möglich rschinnd Vortil wird durch Nachtil an andrr Stll rkauft und kommt dahr nicht dm Zwck sozialr Sichrung, sondrn allnfalls inzlnn Anbitrn zugut. Sodann gibt s Listungn, drn Wrt in di Augn springt, drn Erbringung wirtschaftlich abshbar und drn Kalkulation dahr bssr möglich ist. Zu dnkn ist twa an Lbnsvrsichrungn odr Zusatzvrsichrungn für di stationär Kranknhaus-Pflg. Es ligt nah, dass am Angbot solchr Listungn Marktkräft, vor allm Privat, in bsondrs Intrss habn. Zur Ergänzung dr sozialvrsichrungsrchtlich angbotnn Listungn sind Vrsichrungn mit disn Ggnständn auch sinnvoll. Si bringn dahr in in im Übrign sozialrchtlich orintirts Systm in marktwirtschaftlichs Elmnt, das dn Sozialstaat nicht binträchtign muss, sondrn im Ggntil rgänzn kann. Allrdings ist das kin zwangsläufig Rlation, sondrn di Ergänzung kann auch, umgkhrt, in Argumntation stützn, di bstimmt Listungn aus dr Sozialvrsichrung ausnimmt, um si privatn, marktförmign Vrsichrungn zu übrlassn. Folglich ntfällt dafür di staatlich Mit-Finanzirung. Di Sozialvrsichrung kann sich auf inn Basisschutz zurückzihn und dadurch ntlastt wrdn. All übr dn Basisschutz hinausghndn Listungn wrdn dm Markt übrlassn. Si wrdn privatisirt und ngn dadurch dn Sozialstaat in. Bispil twa aus dm Brich dr Rntnvrsichrung (Ristr-Rnt), dr Zusatzvrsichrungn in dr Kranknvrsichrung, dr privatn Pflgvrsichrung (dr Pflg-Bahr ) zign, dass dis Entwicklung rhblich Ausmaß angnommn hat. Dis rchtfrtigt, ihr Sozialvrträglichkit zu übrdnkn. 4. Insofrn käm als Radikallösung in Btracht, di Distanz zwischn Sozialstaatlichkit und Markt dadurch zu btonn, dass Soziallistungn nur noch von dr inhitlich gsturtn öffntlichn Hand rbracht wrdn. Abr Übrlgungn disr Art rschinn wnig aussichtsrich. Di Vilfalt und Vilgstaltigkit dr Sozialvrsichrungsträgr ist fst in dr Gschicht ds dutschn Sozialrchts vrwurzlt und auch auf Slbstvrwaltungsrcht dr Sozialvrsichrungsträgr ( 29 ff., 43 ff. SGB IV, vgl. auch Art. 87 II GG) abgstützt. Auch wnn man dm Gdankn an in vrfassungsrchtlich Vrankrung diss Systms skptisch ggnübrstht, rschint s in Gschicht und Praxis dr Sozialvrwaltung so fst bgründt, dass grundlgnd Vrändrungn schwr dnkbar sind. Insowit ghört dahr auch dr Trägr-Pluralismus mit dn sich daraus rgbndn marktmäßign Elmntn zum Systm ds dutschn Sozialrchts. Abr trägt man dm Rchnung, so spitzt sich di Frag nach inr inhaltlichn Kontroll dr staatlich gwährlisttn Soziallistungn zu. Gnügn Soziallistungn, di sich auf Basislistungn bschränkn und all witrn Aufwndungn privatr Vorsorg übrantwortn, noch dm vrfassungsrchtlich gwährlisttn Sozialstaatsprinzip? Di Frag, di in dn Jahrn nach 1949 richtrlichr Kognition ntzogn schin, stllt sich hut umso dringlichr, und angsichts dr Privatisirungstndnzn, di, wi wir gshn habn, dn Sozialstaat in sinr Bdutung 2014 Arbitsrcht und Kirch 99

6 Sozial Arbit im Sozialstaat zurückdrängn, wird s zur richtrlichn Aufgab, zu rmittln, wlch Listungn dm vrfassungsrchtlichn Gwährlistungsstandard zuzuordnn sind. Di Schwirigkitn bi dr Erfüllung disr Aufgab lign auf dr Hand; dr Richtr stht dabi, zunächst ohn präzisr Richtschnur, im Schnittfld zwischn dr Bfridigung individullr Bdürfniss und dr Entlastung dr öffntlichn Händ. Abr di Problmatik ist durch di Organisation dr dutschn Sozialvrwaltung vorggbn, und nach übr schzigjährigr Bwährung richtrlichr Vrfassungskonkrtisirung kann sich di Rchtsprchung disr Aufgab nicht mhr ntzihn. Das dürft auch das Bundsvrfassungsgricht in sinr rwähntn Entschidung so gshn habn. 5. Di Frag dr Vrinbarkit sozialstaatlichr Vrpflichtung mit dn Marktgstzn stllt sich zusätzlich von dr andrn Sit, wnn Sozialvrsichrungsträgr in dr Marktwirtschaft produzirt Listungn zu rbringn habn. Klassischs Bispil ist di Kranknvrsichrung, di di Listungn privatr Ärzt, von Kranknhäusrn und Kuranstaltn untrschidlichr Trägrschaft, von Arznimittln und Hilfsmittln, di von privatn Untrnhmn produzirt wrdn, zur Vrfügung stllt. Folglich wird hir di Rchtsbzihung zwischn Vrsichrrn und Vrsichrtn durch witr Rchtsbzihungn, inrsits zwischn Vrsichrrn und dn Erbringrn dr Listungn, andrrsits zwischn disn und dn Vrsichrtn rgänzt. Nbn das Kranknvrsichrungsvrhältnis tritt das Kassnarztrcht und das Vrhältnis zwischn Arzt und Patint; frnr das Vrhältnis zwischn Kranknkass und Arznimittlhrstllr sowi das Vrhältnis zwischn dism, auch dm Apothkr als Zwischnhändlr, und dm Patintn. Entsprchnds gilt für fast all Listungn dr Kranknvrsichrung. Abr auch das Vrhältnis von Wohnungsbau und Gwährung von Wohngld, von Btruungsinrichtungn für Kindr und Kindrgld kann untr dism Blickwinkl gshn wrdn. In all disn Bzihungn könnn sich Marktmchanismn auswirkn und kann di privat Gstaltung das sozialvrsichrungsrchtlich Vrhältnis rgänzn. Dis privat Gstaltungsfrihit ist oft auch grundrchtlich gschützt. So sind Prinzipin wi di ärztlich Brufs- und Thrapifrihit, di fri Arztwahl, auch di Frizügigkit ds Wohngldmpfängrs, di Entschidung für und ggn di in odr andr Kindrtagsstätt wichtig Elmnt prsönlichr Frihitsntfaltung und dshalb schutzwürdig, auch wnn si praktisch an Grnzn stoßn könnn und dshalb rchtfrtignd Gründ für in Bschränkung in Btracht kommn. Dazu ghörn schwirig zu lösnd Grundrchtskollisionn twa zwischn dm Wunsch ins Kranknvrsichrtn nach inm bstimmtn Mdikamnt, dr ärztlichn Thrapifrihit ds bhandlndn Arzts und dr wirtschaftlichn Btätigungsfrihit ds pharmazuti- schn Untrnhmns. Wi sind dis Gsichtspunkt untrinandr und mit dn Prinzipin inr rationlln, auch ökonomisch vrtrtbarn Arznimittlvrsorgung in Einklang zu bringn? Es kann nicht vrwundrn, dass dshalb vrsucht wird, di Konfliktbrich zu vrringrn. Abr di Chancn dafür sthn nicht gut. Dass twa das Rcht auf Gsundhit und di ärztlich Brufs- und Thrapifrihit schutzwürdig sind und dshalb nur in ngstn Grnzn bschränkt wrdn könnn, luchtt in. Abr slbst dr Vrsuch dr Kranknkassn, Shbrilln zur Abgab an di Vrsichrtn in Eignbtribn hrstlln zu lassn, ist höchstrichtrlich aufgrund dr Brufsfrihit dr privatn Konkurrnz als unlautrr Wttbwrb qualifizirt und dahr untrbundn wordn (BGHZ 82,375). Auch wnn hir gstzlich in Korrktur villicht dnkbar wär: für di wirtschaftlich wichtign Brich, vor allm dr Arznimittl, ist di Stllung dr forschungsintnsivn pharmazutischn Untrnhmn so minnt, dass in ignwirtschaftlich Tätigkit dr Sozialvrsichrr nicht in Btracht kommt. 6. Also blibt s bi inr hrausragndn Bdutung ds Markts in dn Bzihungn zwischn Kranknkassn und Listungsrbringrn, bnso wi bi dr frin Arztwahl durch di Vrsichrtn. Das könnt dn Vortil habn, im Markt durch Wttbwrb möglich Sparffkt zu rziln. Abr lidr sind di Chancn dafür schlcht; dnn dr Markt, dr sich im dargstlltn Mhrfach-Gflcht bildt, ist vrzrrt. Wnn di Sozialvrsichrungsträgr di Kostn drückn wolln, stht ihnn dr Anspruch dr Vrsichrtn auf optimal Vrsorgung ntggn. Zusätzlich habn di Listungsrbringr in Intrss an möglichst hohn Gwinnn, ob s nun um di Vrgütungn dr Ärzt, vor allm für zusätzlich Untrsuchungn, di Erträg dr Mdikamnt odr mdizinisch Hilfsmittl produzirndn Untrnhmn odr di Entglt dr Kranknhäusr ght. An Einsparungn intrssirt sind nur di Kranknkassn, währnd di Wttbwrbssituation zwischn dn übrign Btiligtn auf Kostn dr Kassn ght. Hinzu kommt dr Wrbffkt dr Listungsrbringr, vor allm dr Pharmaindustri. Er binflusst nicht nur das Anspruchsvrhaltn dr Vrsichrtn, sondrn, vor allm durch di Ärztbratung, auch das Vrschribungsvrhaltn dr Ärzt. Gstzgbr und Kranknkassn mögn dm durch Kostnsnkungsmaßnahmn ntggnzuwirkn suchn, abr dr Intrssnggnsatz, gschützt durch Grundrchtspositionn von Industri, Apothkn, Ärztn, Trägrn dr Kranknhäusr und Patintn stht ingrifndn Maßnahmn ntggn und bwirkt ständig Kostnstigrungn. Bsondrs hikl ist in dism Zusammnhang di Position dr Kranknhausärzt, und untr ihnn vor allm dr Chirurgn und Orthopädn. Abgshn von dn Honorarn von Privatpatintn, sind auch 100 AuK 2014

7 Sozial Arbit im Sozialstaat di Kranknhäusr notwndigrwis daran intrssirt, dass gnügnd Oprationn, vor allm schwirigr und spzillr Art, durchgführt wrdn, damit di dazu nötign turn Einrichtungn hinrichnd gnutzt wrdn, und damit untr Qualitätsgsichtspunktn nachgwisn wrdn kann, dass das Kranknhaus und sin Prsonal für di ntsprchndn Aufgabn qualifizirt ist. Dshalb habn si alln Anlass, di zuständign Ärzt zur Durchführung dr ntsprchndn Oprationn zu motivirn. Das gschiht mittls Listungsvrinbarungn odr Zilvrinbarungn (dazu Hart, MdR 2014, S ). Auch wnn sich di Dutsch Kranknhausgsllschaft Bonuszahlungn an Ärzt widrstzt, sprchn auch Gründ dr Qualitätssichrung fachlich für möglichst vil Oprationn und damit für in ntsprchnd Vrlagrung dr ärztlichn Bhandlung von dr konsrvativn Bhandlung in dr hausärztlichn Praxis ins Kranknhaus und für di damit vrbundnn Kostnstigrungn. Dr bhandlnd Kranknhausarzt grät damit in inn Intrssnkonflikt zwischn schonndr Thrapi, rationllr Bhandlung und optimalr Auslastung ds Kranknhauss. Stllt man disn Konflikt in Rlation zu dn inschnidndn Kostndämpfungsmaßnahmn, di dr nidrglassn Arzt bi sinr Bhandlung hinnhmn muss und di sin Thrapifrihit bschränkn, wnn nicht gar vrltzn, so spricht alls dafür, di Sparrssourcn zunächst im Kranknhausbrich zu vrortn. Ich wiß, dis Argumntation ist alls andr als originll, und di Bdarfsplanung dr Kranknhäusr ist als Thma sit Jahrzhntn auf dr Tagsordnung. Abr si schränkt bnfalls gwichtig Intrssn dr Kranknhausträgr und damit namntlich di karitativ Tätigkit dr Kirchn und andrr Trägr dr Wohlfahrtspflg, di kommunal Slbstvrwaltung, di mdizinisch Forschung und Lhr vor allm dr Univrsitätsmdizin in. 7. So zigt sich auch von dism Gsichtspunkt aus, dass sozialstaatlich Vrsorgung nur um dn Pris inr Konkordanz dr btroffnn Rcht, di auch drn Einschränkung inschlißt, zu habn ist. Indm dr Sozialstaat, wi ingangs btont, di gsllschaftlichn Kräft zu koordinirn bansprucht, muss r si und dshalb ihr Grundrcht auch inschränkn. Gwiss darf dis nicht ohn Rücksicht auf di btroffnn Wrt und ihr Gwicht gschhn, ist dabi zunächst di prsönlich Würd dr Btroffnn als Mnschn, Bschäftigt und Bürgr zu achtn. Abr abstrakt Frihit ist im sozialn Rchtsstaat nicht möglich, sondrn di Frihit stzt ihr Rücksichtnahm auf di Frihit ds Andrn voraus. Ebn dshalb sah Hrmann Hllr dn sozialn Rchtsstaat als Wrk dr Volkslgislativ. Er blibt mit ihr unlösbar vrbundn, als dr dmokratisch und sozial Rchtsstaat, als dr Dutschland vrfasst ist. R E S T P O S T E N mit lichtn Lagrschädn Ztl, Zwosta, Schiring Btribsübrgang und Btribsändrung von A bis Z Litungn, Mitarbitrvrtrtungn und Mitarbitr shn sich zunhmnd mit Btribsübrgängn und Btribsändrungn (u. a. Einrichtungsschlißungn) konfrontirt. Mit disn Vrändrungn sind komplizirt arbitsrchtlich und btribsvrfassungsrchtlich Fragstllungn vrbundn. Sowohl das Arbitsrcht als auch di kirchlich Btribsvr fassung stzn in Mindstmaß an Rchtsknntnissn voraus, da sonst dr jwils angsprochn Partnr wdr sin Rcht nutzn noch sin Pflichtn rfülln kann. 270 Sitn, Kttlr-Vrlag, Softcovr, statt 22,90 Euro nur 10,00 Euro Fridrich Wilhlm Graf Kirchndämmrung Wi di Kirchn unsr Vrtraun vrspiln Di Kirchn in Dutschland rlbn in bispillos Austrittswll. Was läuft schif? Nur auf di Missbrauchsskandal zu vrwisn, grift zu kurz. Di Gründ lign tifr. Dr Autor analysirt in dism Buch sibn Kardinal-Untugndn dr Kirchn. Dis Analys dr kirchlichn Missständ ist längst übrfällig. Si will wachrüttln, damit di Kirchn ihrr gsllschaftlichn Aufgab in Zukunft bssr grcht wrdn. 192 Sitn, Bck-Vrlag, Softcovr statt 10,95 Euro nur 5,00 Euro stark rduzirt! Dr BuchKllnr St.-Pauli-Dich 3, Brmn, Tlfon , Fax , buchkllnr@kllnrvrlag.d, Arbitsrcht und Kirch 101

8 Anmrkungn zur Entschidung ds Bundsvrfassungsgrichts Einig Anmrkungn zur Entschidung ds Bundsvrfassungsgrichts E r i c h S c z p a n s k i Mit dm Bschluss ds Zwitn Snats vom 22. Oktobr BvR 661/12 schint das Bundsvrfassungsgricht di Position dr Kirchn gstärkt zu habn. Di rstn Raktionn dr Mdin sowi kirchntrur Juristn 1 dutt jdnfalls auf dis Intrprtation hin. Bi nährm Hinshn offnbart sich abr shr schnll, dass dr Bschluss für di Kirchn inig Krötn nthält. D r A u t o r Erich Sczpanski Mitglid dr vr.di Lands- und Bundsfachkommission Das ist zunächst schon di Zurückvrwisung an das Bundsarbitsgricht, um witr ntschidnd Fragn zu klärn. Wlch Fragn solltn dis sin, wnn das Bundsvrfassungsgricht schinbar dn Bschluss ds Zwitn Snats vom 4. Juni BvR 1703, 1718/83 und 856/84 bstätigt, wonach s dn Kirchn unbnommn ist, für di Bschäftigtn dr kirchlichn Einrichtungn Loyalitätsanfordrungn fstzulgn. Und di Entschidung, ob in Vrstoß daggn arbitsrchtlich Konsqunzn bis hin zur Kündigung nach sich zihn kann, soll sich nach dm für all gltndn Gstz richtn, zumindst dort, wo sich di Kirchn bi dr Bgründung von Arbitsvrhältnissn dr Privatautonomi und nicht bsondrr kirchlichr Dinstvrhältniss bdinn. Gnau da ligt abr das Problm, das vom Bundsvrfassungsgricht nun inr Klärung zugführt wurd. Dnn wi solln dis Loyalitätsanfordrungn für di kirchlichn Bschäftigtn rchtswirksam wrdn? Durch infachn kirchlichn Rchtstzungsakt kann das nicht rfolgn. Das Grundgstz vrbitt dm Staat [nämlich] inr Rligionsgsllschaft hohitlich Bfugniss ggnübr Prsonn zu vrlihn, di kinr Rligionsgsllschaft anghörn. (Urtil ds Erstn Snats ds Bundsvrfassungsgrichts vom 14. Dzmbr BvR 413/60). 2 Damit stllt sich di Frag, ob in konkrt Loyalitätsanfordrung hir das Vrbot dr zwitn Eh übrhaupt rchtswirksam sin kann. In dm zu ntschidndn Fall war dis durch di ausdrücklich Vrinbarung im Arbitsvrtrag nach Minung ds Bundsvrfassungsgrichts jdnfalls zu untrstlln 3. Mit andrn Wortn: Wr sich vrtraglich ausdrücklich auf di Loyalitätsoblignhitn vrpflichtt, ist slbst schuld! Pacta sunt srvanda, sagtn di altn Römr schon. Di Ausführungn ds Bundsvrfassungsgrichts dutn darübr hinaus shr darauf hin, dass di Grundordnung von dn Vrfassungsrichtrn als Allgmin Gschäftsbdingung intrprtirt wird, di nur durch in ausdrücklich Vrinbarung zum Bstandtil ds Arbitsvrtrags wird (vgl. 305 II BGB). Dort, wo kin ausdrücklich inzlvrtraglich Rglung bstht, dürft di Entschidung also mit Sichrhit andrs rfolgn möglichrwis auch schon dort, wo nur allgmin auf di Grundordnung vrwisn wurd, odr gar dort, wo di Loyalitätspflichtn nach Abschluss ds Arbitsvrtrags (villicht nur mittlbar übr in kirchlichs Tarifwrk wi in 3 Abs. 6 ds Arbitsvrtragsrchts dr Bayrischn [Erz-] Diözsn ABD action=show&f_lmnt_id=28186) nur mittlbar Vrtragsgrundlag wurdn. Das Bundsarbitsgricht ist nun aufgfordrt zu rgründn, ob dr vrfassungsrchtlich Schutz, dn auch di zwit (kirchnrchtlich unzulässig) Eh gnißt, höhr zu wrtn ist als das Intrss ds kirchlichn Arbitgbrs, auf di Einhaltung vrtraglichr Vrpflichtungn zu bsthn. Unzulässig ist jdnfalls in vrtraglich Vrpflichtung, kin solch Eh inzughn, nicht. Es ist ja auch nicht vrbotn, sich zur völlign Ehlosigkit zu vrpflichtn. Solch Vrpflichtungn vrstoßn nicht ggn das für all gltnd Gstz. Wi daggn in vrfassungsrchtlich unzulässig Bschränkung ds Koalitionsrchts (Art. 9 III S. 2 GG) odr in Vrstoß ggn das für all gltnd Gstz (AGG, 140 GG i. V. 138 WRV) in dm Zusammnhang zu wrtn ist ( 305 c, 307 BGB)... würd ich jtzt als kirchlichr Arbitgbr nicht prüfn wolln. 102 AuK 2014

9 Anmrkungn zur Entschidung ds Bundsvrfassungsgrichts 1) Vgl. z. B. Richardi in dr Sndung Tagsgspräch vom Fritag im Bayrischn Rundfunk und auf BR Alpha zu dm Thma dn Link zur Sndung gibt s hir (auch zum Nachhörn): radio/bayrn2/gsllschaft/ tagsgsprach/kirch-arbitgbrh-schidung-100.html bzw. ard-alpha/programmkalndr/ sndung html 2) Vgl. Art. 1 Abs. 2 Richskonkordat, das übr Art. 123 GG immr noch gltnds Rcht ist. 3) So intrprtir ich jdnfalls a) di Übrschrift dr Prssmittilung b) di Ausführung in Nr. 7 dr Gründ dis sognanntn Loyalitätsoblignhitn bgründn nicht vrtraglich Nbnpflichtn... Ihnn fhlt di Qualität rzwingbarr Rchtspflichtn c) di Ausführung in Nr. 14 und 16 dr Gründ Vrwis auf di Grundordung im Arbitsvrtrag d) di Ausführung in Nr. 15 dr Gründ vrtraglich Vrinbarung, wonach in Vrstoß ggn konkrt kirchlich Grundsätz (kirchlich ungültig Eh) als wichtigr Kündigungsgrund gilt ) di Ausführung in Nr. 74 (Zitirung ds MB) wonach Loyalitätspflichtn (wi hir bn nicht!) insitig fstgstzt würdn (hir ist drn Einhaltung insbsondr das Vrbot dr Zwith vrtraglich vrinbart) f) di Ausführung in Nr. 97 (auch Kirchn könnn sich dr privatautonomn Gstaltungsform bdinn) g) dr Hinwis in Nr. 109, Gnralklausln bdürfn dr Ausfüllung im konkrtn Einzlfall. Im Privatrchtsvrkhr... h) dr Hinwis in Nr und hat si dis Maßgab zum Ggnstand ins Arbitsvrtrags gmacht, so ist s dn staatlichn Grichtn grundsätzlich untrsagt... i) dn Hinwis in Nr ist dr kirchlich Arbitgbr jdoch ghaltn, abstrakt Bgrifflichkitn... im Rahmn dr individualvrtraglichn Vrinbarung zu konkrtisirn. j) dn Hinwis in Nr. 123 Führt di Unknntnis... zu inr Oblignhitsvrltzung... rchtfrtigt dis in andr Burtilung als in dr (hir vorligndn) Konstllation k) dn Hinwis in Nr. 133 Da di vrtraglich Untrwrfung untr di Loyalitätsrwartungn jdoch auf inr friwillign Entschidung ds kirchlichn AN bruht... l) Das Abwägungsgbot in Nrn. 140, 141 mit dr Nnnung ds Bwusstsin ds Arbitnhmrs für di bgangn Loyalitätsvrltzung an prominntr (rstr) Stll m) bnso dr Hinwis in Nr. 153 warn... mit hinrichndr Bstimmthit rknnbar n) und bnso in 158 war brits bi Vrtragsschluss... rknnbar, dass Einghung inr zwitn Eh... Kündigung nach sich zihn würd o) und bnso in 182 das BAG wird zu bachtn habn, dass di Friwilligkit dr Einghung von Loyalitätsoblignhitn durch dn kirchlichn AN im Rahmn dr Intrssnabwägung zu brücksichtign ist. Carstn Frrk Caritas und Diakoni in Dutschland Dr Dutsch Caritasvrband und das Diakonisch Wrk sind in dn vrgangnn Jahrzhntn zum wltwit größtn privatn Arbitgbrvrbund aufgstign. Dr Autor hat übr di bidn kirchlichn Sozialkonzrn umfangrich Zahln und Faktn zusammngtragn. Dtaillirt, und vranschaulicht durch zahlrich Tablln und Übrsichtn, stllt r Finanzirung und Tätigkitsfldr dar. In Exkursn wrdn brisant Fragn zum Drittn Wg rörtrt. 366 Sitn, Softcovr, Alibri-Vrlag statt 24, Euro nur 10,00 Euro stark rduzirt! R E S T P O S T E N Rchtswissnschaft Zitschrift für rchtswissnschaftlich Forschung mit lichtn Lagrschädn Di jährlichn Ausgabn dr Rchtswissnschaft stlln Bzüg zwischn dn inzlnn juristischn Fachgbitn in dn Mittlpunkt. Das Hft 1 vom Januar 2011 bildt damit inn Ggnpol zur zunhmndn Spzialisirung und vrschafft dn Lsrn inn Übrblick übr dn Stand dr rchtswissnschaftlichn Forschung. In disr Ausgab wird di Natur dr Rchtswissnschaft als Grchtigkitswissnschaft untrsucht. Witrhin wird di Frag nach dr bsondrn Schutzwürdigkit dr mnschlichn Psych durch das Strafgstzbuch rörtrt. Darübr hinaus ght s um in Thma mit großr Aktualität: Sollt s in Grundrcht auf Intrnt gbn? Das zultzt rwähnt Thma dürft bsondrs für all MAVn intrssant sin. 124 Sitn, NOMOS statt 30, Euro nur 10,00 Euro Dr BuchKllnr St.-Pauli-Dich 3, Brmn, Tlfon , Fax , buchkllnr@kllnrvrlag.d, Arbitsrcht und Kirch 103

10 Nus Arbitsrchtsrglungsgstz für Mittldutschland Nus Arbitsrchtsrglungsgstz für Mittldutschland AVR DD kin Litwährung mhr M a n f r d Q u n t l D r A u t o r Manfrd Quntl ngagirt sich im Gsamtausschuss dr Mitarbitrvrtrtungn in dr Diakoni Mittlduschland in Eisnach. Das Arbitsrchtsrglungsgstz (ARRG) für di Diakoni Mittldutschland wurd von dr Hrbstsynod in gändrtr Form bschlossn. Di Priorität, wlch diss Gstz für di Synod hat, wird mit inm Blick auf di Tagsordnung dutlich. Di Synod bgann am 19. Novmbr um Uhr. Das Arbitsrchtsrglungsgstz stand untr TOP 12.3 um Uhr auf dr Tagsordnung. Für Einbringung und Aussprach warn 45 Minutn gplant. Obwohl wir in dn vrgangnn Jahrn immr widr nu Arbitsrchtsrglungsgstz hattn, vrdint das jtzig Bachtung. Es galt vrschidn Vorgabn umzustzn. Di Synod dr EKD hat 2011 in Magdburg di Stärkung dr Mitarbitrsit gfordrt, um das strukturll Unglichgwicht zwischn Dinstgbrsit und Mitarbitrinnn und Mitarbitrn zu vrmidn. Das Bundsarbitsgricht vrlangt di organisatorisch Einbindung dr Gwrkschaftn in di Vrfahrn ds Drittn Wgs. Das nu ARRG siht fünf Sitz auf jdr Sit dr Kommission vor. Von dn Arbitnhmrplätzn solln zwi Mitglidr durch Gwrkschaftn bstzt und dri vom Gsamtausschuss (GAMAV) ntsandt wrdn. Intrssirt Gwrkschaftn müssn vor dr Bstzung dr Plätz an Eids Statt vrsichrn, dass si mindstns 250 Mitglidr in Diakonischn Einrichtungn in Mittldutschland habn. Dass s sich bi disr Rglung nicht um in rnsthafts Angbot handlt, di Gwrkschaftn zu btilign, ist offnsichtlich. Kin sriös Gwrkschaft wird sich in in Mindrhitnroll in inr Kommission drängn lassn, in dr s kinrli Durchstzungskraft für di Arbitnhmrsit gibt. Kordul a Brnards Di Schlichtungsstll im Mitarbitrvrtrtungsrcht dr katholischn Kirch Wr di Entwicklung in Mittldutschland in dn ltztn Jahrn vrfolgt hat, wird nicht rnsthaft rwartn, dass dr Gsamtausschuss sich widr an dr Arbitsrchtlichn Kommission btiligt. Di Dlgirtnvrsammlung dr Mitarbitrvrtrtungn fordrt dn GAMAV sogar durch Bschluss am 11. Novmbr 2014 dazu auf, sich nicht an dr Arbitsrchtlichn Kommission zu btilign. Stattdssn solln sich all Mitarbitrvrtrtr und dr GAMAV aktiv für Tarifvrträg in dr Diakoni instzn. Da nun zu rwartn ist, dass di rgulärn Plätz in dr Kommission auf dism Wg wdr durch Gwrkschaftn noch durch dn GAMAV bstzt wrdn, wurd rnut di Urwahl in das Gstz aufgnommn. Es wrdn all Mitarbitrvrtrtungn zu inr Wahlvrsammlung ingladn, in wlchr di ARK-Mitglidr dann gwählt wrdn. Gwählt ist, wr di mistn Stimmn hat. Ein qualifizirt Mhrhit ist nicht rfordrlich. Untr solch fragwürdign Bdingungn wurd di ARK in Mittldutschland brits vor zwi Jahrn bstzt. Di Mitglidr dr Kommission hattn von rund Wahlbrchtigtn wnigr als 30 Stimmn. Es hätt auch gnügt, wnn si nur slbst für sich gstimmt hättn. Ein zwitr Punkt im Gstz vrdint Bachtung: Bishr war s in dr Diakoni Mittldutschland so, dass Bschlüss dr ARK-Diakoni Dutschland unmittlbar Gltung rlangtn, wnn kin Anträg auf Ausstzung odr Ändrung dr Bschlüss gstllt wurdn. Das nu ARRG knnt dis Rglung nicht mhr, so dass Bschlüss dr ARK-Diakoni Dutschland nur dann zur Gltung in Mittldutschland kommn, wnn di ARK Mittldutschland dis bschlißt. Das hißt, jdr inzln Bschluss dr ARK DD muss für Mittldutschland rnut bantragt, vrhandlt und bschlossn wrdn. Faktisch ist dis di Abkopplung von dr angblichn Litwährung AVR DD. Was ist abr mit dr Stärkung dr Mitarbitrsit, wi si di Synod vrlangt hat? Um di Mitarbitrsit zu stärkn, wurd dr Fristllungsanspruch dr Kommissionsmitglidr um zwi Wochnstundn rhöht. Fadnschinigr ght s kaum. R E S T P O S T E N mit lichtn Lagrschädn nur 12,00 Euro stark rduzirt! Ggnstand dr Untrsuchung ist di Schlichtungsstll nach dm Mitarbitrvrtrtungsrcht dr katholischn Kirch. Ein Intntion dr Arbit ist di chtsdogmatisch Einordnung und Kontorirung dr Schlichtungsstll. Das Spannungsvrhältnis bidr Rchtskris untr Brücksichtigung dr Bundsvrfassungs- und vom Bundsarbitsgricht ntwickltn Grundsätz ist in Schwrpunkt dr Arbit. Dabi wrdn di Bsondrhitn ins kirchlichn Schlichtungs- und Entschidungsgrmiums hrausgarbitt und nbn ntsprchnd Organ ds wltlichn Rchts gstllt. 160 Sitn, Luchtrhand, Softcovr, statt 34,00 Euro 104 AuK 2014 Dr BuchKllnr St.-Pauli-Dich 3, Brmn, Tlfon , Fax , buchkllnr@kllnrvrlag.d,

11 Vrlässlich Schichtplän? Vrlässlich Schichtplän? Ohn Vorbhalt und unwidrruflich! T o b i a s M i c h l D r A u t o r Tobias Michl nimmt sich widr zunhmnd Zit als Rfrnt und Bratr rund um Problm mit dr Arbitszit. Tobias.Michl@ schichtplanfibl.d Dr Arbitsvrtrag bgründt in Daurschuldvrhältnis. Dabi bstimmt dr Arbitgbr immr widr nu, wann wir wo und was arbitn solln. Di Gwrbordnung ziht in GwO 106 dism Dirktionsrcht Grnzn. Si zählt auf: dn Vrtragsinhalt, di Arbitsschutzgstz, di Mitbstimmung und das billig Ermssn bi dr Listungsbstimmung. Ein Listungsbstimmung ntspricht billigm Ermssn, wnn di wsntlichn Umständ ds Falls abgwogn und di bidrsitign Intrssn angmssn brücksichtigt wordn sind. (BAG Urtilsbgründung AZR 802/94) Das billig Ermssn wird in BGB 315 allgmin und für all Schuldvrhältniss ausführlichr grglt. Di Anordnung kann nicht an in Bdingung gknüpft odr gar durch inn Vorbhalt ingschränkt wrdn, twa: Ändrungn vorbhaltn, ohn Gwähr odr wnn nichts Unvorhrgshns dazwischnkommt. Di grundsätzlich Bdingungsfindlichkit inr Listungsbstimmung nach 315 BGB [führt] nicht unabhängig vom Charaktr dr Erklärung dazu, dass ldiglich di Bdingung ntfällt und di Listungsbstimmung damit vorligt. Ergibt vilmhr di Auslgung dr Erklärung, dass s an inm Rchtsbindungswilln fhlt, so ligt kin Listungsbstimmung im gstzlichn Sinn vor. (BAG, AZR 746/10 Rn 44) Di Bschäftigtn tragn ihr Wünsch vor, damit dr Arbitgbr si brücksichtign kann. Nachträglich Wünsch brauchn nicht rnut brücksichtigt zu wrdn. Dis gilt für di Lbnsplanung dr Bschäftigtn, und bnso umgkhrt für dn Arbitgbr. Dshalb kann bi dr vorzunhmndn Abwägung nur auf di Intrssnlag dr Partin im Zitpunkt dr Ausübung ds Dirktionsrchts und nicht auf di tatsächlich nachträglich Entwicklung abgstllt wrdn. (BAG Urtil AZR 444/99) Di frühzitig Ankündigung dr Arbitszit soll sichrstlln, dass sich di Bschäftigtn sich bi dr Lbnsplanung auf dn Einsatz vorbritn könnn. Di Frist gibt dn Bschäftigtn rfordrlich Zit, sich von familiärn Aufsichtspflichtn frizumachn, ihr Arbitsfähigkit nüchtrn und ausgruht sichrzustlln und dn Arbitswg zu bwältign. Darum gilt das insitig Listungsbstimmungsrcht als grundsätzlich unwidrruflich (Prof. Hinrich in Palandt u. a. Bürgrlichs Gstzbuch, Bck- Vrlag, zu 315, Rn 11; bnso Prof. Dr. W. Krügr, Vors. Richtr am BGH; in: Münchnr Kommntar zum Bürgrlichn Gstzbuch: BGB Band 2: Schuldrcht, Allgminr Til B, 6. Aufl. 2012, zu 315, Rn 33). Zudm grit in ändrnd Anordnung von Arbitszitn in Konflikt mit dn gsichrtn Erknntnissn übr di mnschngrcht Gstaltung dr Arbitszit (ArbZG 6 Abs. 1). Hir mpfihlt di DGAUM in ihrn Litlinin 2006: Ganz ntschidnd Bdutung hat di Planbarkit ds sozialn und familiärn Lbns, dshalb solltn Schichtplän so früh wi möglich bkannt sin und nach Möglichkit untr Mitwirkung dr Btroffnn rarbitt wrdn. Dis Schichtplän sind dann inzuhaltn und nicht kurzfristig zu vrändrn, um di Vrlässlichkit und Planbarkit ds familiärn und sozialn Lbns sowi dr sozialn Tilhab zu gwährlistn. Hat dr sorgfältig Btribsrat di konkrtn Plän im Status inr Btribsvrinbarung mitbstimmt, schriftlich mit ggnsitign Untrschriftn, dann sichrt dis Vrinbarung in drimonatig Kündigungsfrist (MVG 36 Abs. 5; BtrVG 77 Abs. 5). Stht di Kirch außrhalb ds bürgrlichn Rchts? Andrs als di Arbitsmdizinr findt di Mitarbitrvrtrtungsordnung dr katholischn Kirch nichts Schlimms an unrglmäßign odr kurzfristign Anordnungn auch ohn Mitbstimmung. Ght s in inr Einrichtung nach Erfordrnissn, di di Einrichtung nicht vorausshn kann, dann wird di Btiligung dr Mitarbitrvrtrtung bschnittn auf di Vrinbarung bloßr Grundsätz (MAVO 36 Abs. 3). Noch wit schlimmr traf s am 14. Fbruar 2011 di Kollginnn in Bayrn. Da fügt di arbitsrchtlich Kommission dr Evanglisch-Luthrischn Kirch in Bayrn in 16 dr AVR-Bayrn dn folgndn Absatz 6a in: Arbitsrcht und 2014 Kirch 105

12 Vrlässlich Schichtplän? (6a) Di Arbitszit dr inzlnn Dinstnhmr und Dinstnhmrinnn kann in inm Dinstplan fstglgt wrdn. Disr ist für dn Zitraum von inm Monat aufzustlln. Dr Dinstplan soll spätstns am 15. ds Vormonats dn Dinstnhmrn und Dinstnhmrinnn bkannt ggbn wrdn. Abwichungn vom Dinstplan sind nur bim Vorlign dinstlichr bzw. btriblichr Gründ zulässig. Lign dinstlich bzw. btriblich Gründ vor, so kann dr Dinstplan vom Dinstgbr gändrt wrdn. Di btroffnn Dinstnhmr und Dinstnhmrinnn sind vor dr Ändrung zu hörn und dann übr di Ändrung unvrzüglich zu informirn. Dis Kirchnrchtlr wähntn sich offnbar fri vom bürgrlichn Vrtragsrcht. Si bmäntltn ihr Schandtat mit inr Erklärung. Darin duttn si di Entrchtung um in inn Schutz dr Bschäftigtn: Somit wird sichrgstllt, dass nimand ingplant wrdn kann, dr von sinm Einsatz gmäß dm gändrtn Dinstplan kin Knntnis hat. Dr Dinstnhmr bzw. di Dinstnhmrin hat somit nicht di Aufgab, sich slbst darum zu kümmrn, ob Ändrungn ds Dinstplans, wlch für ihn bzw. si rlvant sind, zwischnzitlich vom Dinstgbr vorgnommn wurdn. Dr Dinstgbr hat hir di Vrpflichtung zur unvrzüglichn Information. [ ] Um dn Arbitsablauf in dr Dinststll jdoch sichrzustlln, ist in insitig Ändrung durch dn Dinstgbr möglich, sowit r btriblich und dinstlich Gründ nachwisn kann. Kin Vrharmlosung, kin Nblkrz bigt disn Rchtsbruch widr zurcht. Nur zu grn würdn wir lichthin das Urtil schribn: Rchtsunwirksam. Frizitausglich und Frizit mit Vorbhalt widrruflich? In inr Urtilsbgründung zur vorbhaltlichn Fristllung und drn Widrruf (sih Kastn) schribn di BAG-Richtr richlich Stoff für Missvrständniss. Achtung: Hir handlt s sich nicht um di Anordnung von Arbit, sondrn um dn Widrruf inr Fristllung von gplantr Arbit. Wir rinnrn uns hir an di tariflich Bstimmung in TVöD 10 Abs. 5 In dr Btribs-/Dinstvrinbarung sind insbsondr folgnd Rglungn zu trffn: [ ] d) di Folgn, wnn dr Arbitgbr inn brits gnhmigtn Frizitausglich kurzfristig widrruft. Andr von Grichtn burtilt Fäll bhandltn Übrarbit übr dn im Übrign unvrändrtn Plan hinaus. Ein Fall wurd jüngst ntschidn. Ein Tilzitangstllt in inm Modgschäft sollt wgn inr plötzlich anbraumtn Schaufnstraktion zu inm kurzfristign Schichttausch zum Frühdinst gnötigt Dr Büchrwurm, Carl Spitzwg, um 1850 wrdn. Di Bschäftigt mocht dis nicht inshn und wigrt sich, dism Ändrungswunsch nachzukommn. Im Zug ds Konflikts liß si sich zu folgndr Äußrung hinrißn: Wnn Si s nicht andrs wolln, lass ich mich krankschribn. Daraufhin kündigt si dr Arbitgbr fristlos, hilfswis fristgmäß. Das Arbitsgricht Brlin wis di Kündigung zurück. Doch in dr Bgründung blitztn für di Übrgriff andrr Arbitgbr Schlupflöchr auf. Blib, in inm tatsächlichn Notfall, bi Bachtung inr Ankündigungsfrist in Ändrungsrcht? 1. Hat dr Arbitgbr sin Rcht auf Konkrtisirung dr zitlichn Lag ds Arbitsinsatzs ins Tilzitbschäftigtn ( 106 Satz 1 GwO) pr Dinstplan ausgübt (hir: Eintilung zum Spätdinst), so kann r von sinr disbzüglichn Listungsbstimmung nicht ohn Rücksicht auf dssn Blang widr insitig abrückn (hir: Schichttausch zum Frühdinst). Er hat dm Adrssatn ggnübr insbsondr in dn Umständn nach angmssn Ankündigungsfrist inzuhaltn. 106 AuK 2014

13 Vrlässlich Schichtplän? 2. Für di Bmssung disr Frist kann im Grundsatz auf di Rglung ds 12 Abs. 2 TzBfG (vir Tag im Voraus) zurückggriffn wrdn. Ist dr Adrssat hirnach nicht vrpflichtt, dr gändrtn Anordnung ds Arbitgbrs Folg zu listn, so kann disr di Wigrung auch dann nicht mit fristlosr Kündigung bantwortn, wnn dr Adrssat ihm bi Aufrchtrhaltung ds Ändrungswunschs di Krankschribung in Aussicht gstllt hat. (ArbG Brlin Ca 10243/12) Ähnlich bgründt das Arbitsgricht Frankfurt/ Main (Urtil Ca 3276/05) inn Annahmvrzug, jdoch für di Anordnung inr übrraschndn Frischicht an inm Sonntag. Di Analogi zum 12 (Arbit auf Abruf) vrblüfft. Hir findn wir zwar di inzig gstzlich Rglung für in grad noch zumutbar kurz Ankündigungsfrist von Arbitszit. Doch grad hir handlt s sich nach hrrschndr Minung um in unwidrruflich Anordnung. Ein inmal gplantr und dm Arbitnhmr mitgtiltr Einsatz kann nicht mhr rückgängig gmacht wrdn, da dr Arbitgbr sonst ggn das Vrbot widrsprüchlichn Vrhaltns vrstoßn würd. (Zwanzigr/Winklmann in: Tilzitarbit Ein Litfadn für di Praxis, 2007, Rn 45 zu Sondrformn dr Tilzitarbit, zu Arbit auf Abruf. Ebnso: Ahrndt in: Handkommntar Arbitsrcht, Däublr u. a., Nomos-Vrlag; Arnold in: Tilzit und Bfristungsgstz, Kommntar, Hauf-Vrlag, Minl, Hyn, Hrms in: TzBfG Kommntar, Bck-Vrlag) Dr Widrruf von Frizitausglich gnügt dn Arbitgbrn mist nicht. Si wolln dn angordntn Plan slbst ändrn, also di obrst Zil im Schichtplan. Si übrshn, dass s da in viln Btribn in witr Hürd gibt: in aktiv Intrssnvrtrtung. Ein Schichtplan kann ohn Zustimmung ds Btribsrats nicht durch Dirktionsrcht ds Arbitgbrs vrändrt wrdn. Dm Arbitnhmr stht für dn Fall, dass r mit dr Vrändrung zu sinn Ungunstn nicht invrstandn ist, Anspruch auf Vrgütung für di ausfallndn Schichtstundn zu (LAG Nidrsachsn Urtil Sa 1330/04). Dr Btribsrat hat nach 87 Abs. 1 Nr. 2 und 3 BtrVG mitzubstimmn, wnn dr Arbitgbr in Abwichung von inm Jahrsschichtplan in odr mhrr Schichtn rsatzlos strichn will (BAG, Bschluss ABR 22 /02). Doch Ändrungn sind nur mitzubstimmn, wnn di ursprünglich Schicht slbst mitbstimmt wurd. Dnn di Vorausstzung ins Mitbstimmungsrchts ist, dass s im Btrib mitbstimmt Arbitszitrglungn gibt, di in Btiligungsrcht ds Btribsrats für di Anwndung dr Arbitszitrglungn auf dn Einzlfall vorshn (LAG Hamburg, Bschluss TaBVGa 3/13; rchtskräftig). Vorbhaltlich Fristllung und drn Widrruf Litsätz: 1. Ein widrruflich Fristllung ds Arbitnhmrs von dr Arbitspflicht ist nicht gignt, dn Urlaubsanspruch zu rfülln. 2. Ergibt sich aus inm Arbitszitkonto (hir: tariflosr Btrib mit Btribsvrinbarung übr Flxibl Arbitszit/Glitzit ) in Frizitausglichsanspruch ds Arbitnhmrs, so kann dr Arbitgbr disn auch durch in widrruflich Fristllung rfülln. (BAG AZR 433/08) Aus dr Bgründung: Di Erfüllung ins sich aus inm Arbitszitkonto rgbndn Frizitausglichsanspruchs rfolgt durch Fristllung ds Arbitnhmrs von sinr Pflicht, Arbitslistungn zu rbringn (BAG 11. Fbruar AZR 341/08 Rn. 13). Erklärt dr Arbitgbr di widrruflich Fristllung, bhält r sich vor, dn Arbitnhmr jdrzit an dn Arbitsplatz zurückzuholn. Ein Arbitnhmr, dr widrruflich frigstllt ist, muss rglmäßig mit dm Widrruf rchnn. Ein solch widrruflich Fristllung ist ntggn dr Auffassung dr Klägrin gignt, zu bwirkn, dass dr Anspruch auf Frizitausglich nach 362 Abs. 1 BGB rlischt (vgl. Snat 19. März AZR 16/01 zu II 2 b bb [3] dr Gründ, EzA BGB 615 Nr. 108). Entggn dr Auffassung dr Klägrin ist insowit zwischn Urlaubsanspruch und Anspruch auf Frizitausglich zu untrschidn. Nach dm BUrlG bstht kin Anspruch ds Arbitgbrs ggn dn Arbitnhmr, dn gwährtn Urlaub abzubrchn odr zu untrbrchn (Snat 20. Juni AZR 405/99 zu II 2 b aa dr Gründ, BAGE 95, 104). Wird dmggnübr zum Abbau ins zugunstn ds Arbitnhmrs bsthndn Zitsaldos Frizitausglich gwährt, handlt s sich rglmäßig nur um in Wisung zur Vrtilung dr Arbitszit i. S. v. 106 Satz 1 GwO. Mit dr Bstimmung dr Zit dr Arbitslistung wird zuglich auch di Zit bstimmt, währnd drr in Arbitnhmr kin Arbit zu listn hat. Bid Fstlgungn untrlign dshalb dm Wisungsrcht ds Arbitgbrs nach 106 Satz 1 GwO. Das rmöglicht s dm Arbitgbr, di im Arbitsvrtrag nur rahmnmäßig umschribn Listungspflicht im Einzlnn nach Zit, Art und Ort nach billigm Ermssn i. S. v. 315 Abs. 3 BGB zu bstimmn (BAG 23. Sptmbr AZR 567/03 zu IV 1 dr Gründ, BAGE 112, 80). Mit dm Vorbhalt dr widrruflichn Fristllung zum Abbau ins Arbitszitguthabns wist dr Arbitgbr dshalb nur auf di gstzlich Rglung hin. Er rklärt, für di Zit ds Fristllungszitraums nicht auf sin Wisungsrcht nach 106 Satz 1 GwO zu vrzichtn und dn Arbitnhmr ggbnnfalls auch im Fristllungszitraum zur Arbitslistung auffordrn zu könnn. Das ist rchtlich nicht zu banstandn; dnn das Wisungsrcht ds Arbitgbrs umfasst nicht nur di Bfugnis, dn Arbitnhmr an bstimmtn Tagn von dr Arbit frizustlln, sondrn auch das Rcht, ihn an bishr frin Tagn zur Arbitslistung hranzuzihn Arbitsrcht und Kirch 107

14 Tilzit- und Bfristungsgstz Tilzit- und Bfristungsgstz Ein Übrblick M i r a G a t h m a n n Prkär Bschäftigung, also unsichr Arbitsvrhältniss und Arbitsvrhältniss mit nicht ausrichndm Einkommn, nhmn auch in Diakoni und Caritas zu. Di Autorin führt in di gstzlichn Rglungn zur Tilzitbschäftigung und zu bfristtn Arbitsvrhältnissn in. Für di Praxis in größrn Btribn hat sich damit kaum twas gändrt, wil dr Gstzgbr di Sachgründ in das Gstz aufgnommn hat, di zuvor di Rchtsprchung ntwicklt hat. Für dn Juristn hinggn hat sich Wsntlichs gändrt. Dnn jtzt wird nicht mhr gprüft, ob in objktiv funktionswidrig Umghung ds Kündigungsschutzgstzs vorligt. Das kann nur dr Fall sin, wnn in Arbitsvrhältnis längr als 6 Monat bstht (Wartfrist nach 1 I KSchG) und dr Arbitgbr kinn Klinbtrib im Sinn von 23 KSchG untrhält (z.b. Kirchngmindn). D i A u t o r i n Mira Gathmann Fachanwältin für Arbitsrcht, Brmn Dr normativ Rglfall ist das Normalarbitsvrhältnis, also Vollzit und unbfristt. In dr Praxis habn wir s zunhmnd, wnn nicht sogar übrwignd, mit Tilzit- und/odr bfristtr Bschäftigung zu tun. Warum? Durch di Bfristung von Arbitsvrhältnissn ntfällt jdnfalls mit Ablauf dr Bfristung dr gstzlich Kündigungsschutz und in Arbitgbr wird ds Bschäftigungsrisikos nthobn. Durch di Bschäftigung von Tilzitkräftn wird dr Prsonalinsatz dutlich flxiblr. Das Mittl nicht nur glgntlichr, sondrn nahzu flächndckndr Bfristung habn Arbitgbr End dr 1960r/Anfang dr 1970r Jahr ntdckt im Zug dr rstn Rzssion nach dm Krig. Bfristungn Di Gricht habn di Bfristungn zunächst daraufhin übrprüft, ob damit in objktiv funktionswidrig Umghung ds gstzlichn Kündigungsschutzs bzwckt wird odr ob in di Bfristung rchtfrtigndr sachlichr Grund vorligt. Disr Ansatz ist durch das 1. Bschäftigungsfördrungsgstz von 1985 tilwis aufggbn wordn, wil sithr bi inr Nuinstllung auch ohn sachlichn Grund wirksam bfristt wrdn konnt: Libr bfristt in Arbit als unbfristt arbitslos (Norbrt Blüm). Dis Rglung von 1985 war als arbitsmarktpolitischs Sondrrcht gdacht und dshalb für inig Jahr bfristt wordn. Es hat sich schnll gzigt, dass dis Einstigs-Bfristung nicht dazu führt, dass Arbitnhmr in dn Btribn klbn blibn, sondrn nach Ablauf dr Bfristung durch nu Arbitnhmr rstzt wrdn ( Drhtürffkt ). Glichwohl hat dr Gstzgbr mit dm Tilzit- und Bfristungsgstz vom di Möglichkit dr sachgrundlosn Bfristung nicht nur bibhaltn, sondrn sogar rwitrt. Erstmalig ist mit dm Tilzit- und Bfristungsgstz nbn dr sachgrundlosn Bfristung auch di Bfristung mit Sachgrund gstzlich grglt wordn, 14 I TzBfG. Hut ist ausschlißlich zu prüfn, ob di Bfristung durch inn sachlichn Grund grchtfrtigt ist. Dshalb kann sich in Arbitnhmr auch in inm Klinbtrib im Sinn von 23 KSchG darauf brufn, dass di Bfristung sins Arbitsvrhältnisss unwirksam ist. Allrdings wird das in dr Praxis nur wnig hlfn, wil in inm Klinbtrib dr Arbitgbr auch ohn sachlich rchtfrtigndn Grund im Sinn von 1 I KSchG kündign kann. 14 I TzBfG nthält in Rih von möglichn Bfristungsgründn. Dr Katalog ist abr nicht abschlißnd wnnglich s schwrfällt, sich witr vorzustlln. Wi und wann kann man ggn in unwirksam Bfristung anghn? Es ist in dr Rgl nicht klug, bi Abschluss ins Arbitsvrtrags ggn di Bfristung anzurnnn wdr für dn Arbitnhmr noch für di MAV (di insowit h kin Mitbstimmungsrcht hat). Dnn im Zwifl vranlasst dis dn Arbitgbr, di Bfristung rchtsfst zu gstaltn odr das Arbitsvrhältnis gar nicht rst inzughn. Will in Arbitnhmr zu inm spätrn Zitpunkt di Wirksamkit dr Bfristung übrprüfn, so muss r di Klagfrist bachtn: 21 Tag nach End dr Bfristung. Kommt s zu inr sog. Entfristungsklag, dann muss dr Arbitgbr darlgn und bwisn, dass zum Zitpunkt ds Abschlusss dr Bfristungsvrinbarung ( wnn di Tint trocknt ) in sachlich rchtfrtigndr Grund objktiv vorlag. Es kommt lidr nicht darauf an, ob dr Bfristungsgrund im Vrtrag anggbn ist odr dr Mitarbitrvrtrtung mitgtilt wurd. Da s hinsichtlich ds Bfristungsgrunds kin Zitirgbot gibt, wär s sogar unschädlich, wnn in falschr Grund anggbn ist. So kann sich in Arbitgbr möglichrwis auf inn sachlich rchtfrtigndn Grund stützn, wnn r im Arbitsvrtrag und ggnübr dr MAV di Bfristung als sachgrundlos bzichnt hat. 108 AuK 2014

15 Tilzit- und Bfristungsgstz Schriftform Zwingnd rfordrlich ist abr, dass im Arbitsvrtrag di Bfristung ds Arbitsvrhältnisss schriftlich nidrglgt ist. Ein nur mündlich Bfristungsabrd ist in jdm Fall unwirksam. Di Bfristung muss von Anfang an wirksam sin Entggn inr wit vrbrittn Vorstllung rchtfrtigt di Ungwisshit darübr, ob zukünftig noch in Bschäftigungsbdarf bstht, di Bfristung ins Arbitsvrhältnisss nicht. Ein Kita kann dshalb in Arbitsvrhältnis nicht mit dr Bgründung bfristn, si wiss nicht, wi vil Kindr zukünftig angmldt würdn. Und in Rttungsdinstorganisation kann di nur bfristt Bschäftigung von Rttungsassistntn nicht damit bgründn, dass si nicht wiss, ob si di nächst Ausschribung gwinnt. Bfristungsgründ nach 14 Abs. 1 TzBfG Ein sachlich rchtfrtigndr Grund ligt dann vor, wnn zum Zitpunkt dr Vrinbarung dr Bfristung di sichr Prognos aufzustlln ist, dass dr AN nach Ablauf dr Bfristung nicht mhr bnötigt wird. Das ist z. B. dann dr Fall, wnn dr Kirchnvorstand bschlossn hat, di Kita am Tag X zu schlißn. Das kann auch dr Fall sin, wnn in AN als Eltrnzitvrtrtung ingstllt wird. Auch in Krankhitsvrtrtung kann di Bfristung rchtfrtign. Hir wiß man allrdings in dr Rgl nicht, wann dr Bschäftigungsbdarf ndn wird. Dshalb kann di Bfristung auch andrs als durch in Kalndrdatum bschribn wrdn: Das Arbitsvrhältnis ndt mit Widrhrstllung dr Arbitsfähigkit von Paul Paddl. Bi inr sog. Zwckbfristung ist zu bachtn, dass damit nicht das Bschäftigungsrisiko auf di Arbitnhmr abgwälzt wrdn kann. Unwirksam sind Bfristungn disr Art: Das Arbitsvrhältnis ndt, wnn di Krabblgrupp gschlossn wird. Das Arbitsvrhältnis ndt mit Auslaufn ds Vrtrags Für kirchlich und diakonisch Arbitgbr stht di Bfristung wgn dr Vrtrtung vrhindrtr Arbitnhmr im Vordrgrund. Ausnahmswis kommt auch in Bfristung in Btracht, wnn in Arbitgbr ntschidn hat, inn Brich zu inm bstimmtn Zitpunkt stillzulgn. Das ist abr nicht dr Fall, wnn dr Vrtrag übr dn Btrib dr Kita mit dr politischn Gmind ausläuft und nicht klar ist, ob sich Kirchngmind und politisch Gmind inign. Dnn hir bstht nicht di Gwisshit, dass s zu End ght. Hir bstht ldiglich Ungwisshit, ob s witrght. Entggn inr bnfalls wit vrbrittn Auffassung kommt in Bfristung wgn dr nur bfristtn Bwilligung von Haushaltsmittln nicht in Btracht. Haushaltsmittl sind ausschlißlich Gldr, di vom staatlichn (Haushalts-) Gstzgbr im Haushaltsplan dr Vrwaltung zur Vrfügung gstllt und von disr dirkt vrwndt wrdn. Mitarbitr dr Kirch odr diakonischr Einrichtungn wrdn ni aus solchn Gldrn vrgütt, dnn si rhaltn ihr Ghalt von ihrm Arbitgbr. Auch wnn disr das Gld z. B. von dr Kommun rhält, stlln dis Zuwndungn bim kirchlichn Arbitgbr Erträg dar, aus dnn di AN vrgütt wrdn. Glgntlich vrsuchn Arbitgbr inn Umghungstrick: Si vrinbarn, dass das Arbitsvrhältnis auf Wunsch ds Arbitnhmrs bfristt wird. Doch di Arbitsgricht wissn: Ein Arbitnhmr hat dn Wunsch, in Arbitsvrhältnis inzughn, notfalls in bfristts. Abr in Intrss an inr Bfristung habn Arbitnhmr in dn sltnstn Fälln, dnn si könnn das Arbitsvrhältnis jdrzit untr Einhaltung dr Kündigungsfristn bndn. Warum also in Bfristung vrinbarn? Bfristung ohn Sachgrund gmäß 14 Abs. 2 TzBfG Ein sachgrundlos Bfristung ist dann wirksam, wnn si auf längstns 24 Monat bgrnzt ist und mit dm Arbitnhmr zuvor noch kin Arbitsvrhältnis bstandn hat. Nach dr umstrittnn Rchtsprchung ds 7. Snats bdutt zuvor so vil wi in dn ltztn dri Jahrn. Währnd dr Höchstdaur von 24 Monatn kann in bfristts Arbitsvrhältnis bis zu drimal vrlängrt wrdn. Ein Vrlängrung stzt voraus, dass das Arbitsvrhältnis noch nicht auch nicht für in Skund bndt wordn ist und das Arbitsvrhältnis ohn Ändrung fortgführt wird. Allrdings kann währnd inr Bfristungspriod auch in Vrändrung vrinbart wrdn nur nicht im Zusammnhang mit dr Vrlängrung. Das Bfristungsrcht nach 14 I u. II TzBfG bziht sich nur auf di Bfristung ds Arbitsvrhältnisss insgsamt. Es gilt nicht für di Bfristung von inzlnn Aspktn ds Arbitsvrhältnisss. Di Vrinbarung, dass di Arbitszit für di Daur ins Jahrs von 20 Stundn pro Woch auf 35 Stundn anghobn wird, untrligt nicht dm TzBfG. Glichwohl kann dr Arbitgbr di Aufstockung dr Arbitszit nicht blibig bfristn. Um di daurhaft Bschäftigung von Arbitnhmrn zu fördrn, sind Arbitgbr gm. 18 TzBfG vrpflichtt, bfristt bschäftigt Arbitnhmr übr fri unbfristt Arbitsplätz zu informirn. Untrblibt dis Untrrichtung, kann di MAV dr 2014 Arbitsrcht und Kirch 109

16 Tilzit- und Bfristungsgstz 1 Nach Brchnungn dr frührn Bundsarbitsministrin von dr Lyn rzilt in Arbitnhmr zukünftig nur dann in Altrsrnt obrhalb von Hartz IV, wnn r 45 Jahr lang mindstns vrdint. Das ntspricht dm Vollzit-Einkommn inr Pflgfachkraft, ins Hilrzihungspflgrs usw. Einstllung ins andrn Bwrbrs widrsprchn mit dm Hinwis, di Einstllung rfolg untr Vrstoß ggn 18 TzBfG und damit ggn in Rchtsvorschrift im Sinn von 41 MVG-EKD. Wirksam ist dis Untrrichtungspflicht jdoch nicht, wil dr Arbitgbr bi dr Prsonalauswahl fri ist. Bfristt Bschäftigt habn so ldiglich di Chanc, sich ggfs. rfolglos zu bwrbn. Tilzitbschäftigung Tilzitbschäftigung ligt immr dann vor, wnn di vrinbart Arbitszit gringr als di btribsüblich odr tariflich Arbitszit ist. Tilzitbschäftigung ligt dshalb vor, wnn anstll dr üblichn Arbitszit von 39 Stundn j Woch 38,5 Stundn vrinbart sind. Auch in ldiglich gringfügig Bschäftigung (Mini-Job, Job) ist in Tilzitbschäftigung. Das TzBfG ist von sinm Ansatz vorrangig darauf grichtt, Tilzitbschäftigung zu rmöglichn. So muss in Arbitgbr inm Antrag auf (daurhaft) Rduzirung dr Arbitszit ntsprchn, wnn nicht btriblich Gründ ntggnsthn. Für Arbitnhmrinnn und Arbitnhmr im öffntlichn Dinst (TV-L = DVO) und auch im kirchlich-diakonischn Dinst gibt s günstigr Rglungn. Dis könnn untr bstimmtn Vorausstzungn (Btruung von Kindrn und pflgbdürftign Anghörign) in zitlich bfristt Rduzirung vrlangn. Dis ntspricht shr vil hr Lbnswirklichkit dr mistn Arbitnhmr. Tilzitbschäftigung ist hut wnigr in gwünscht als in rzwungn Bschäftigungsform. In sozialn, vor allm pflgrischn Tätigkitn wrdn Arbitnhmr vorrangig in Tilzit bschäftigt. Von dr Vrgütung für 20 odr 30 Stundn/Woch kann jdoch kin Famili rnährt wrdn und auch Allinsthnd könnn sich damit kaum übr Wassr haltn, jdnfalls kin xistnzsichrnd Altrsvrsorgung aufbaun 1. Dshalb sind Tilzitarbitnhmr zunhmnd auf Zwitjobs angwisn. Di Anfordrungn ins zwitn Arbitsvrhältnisss kollidirn rglmäßig mit dn Anfordrungn ds andrn Arbitsvrhältnisss. Abr auch wnn Tilzitarbit vom Arbitnhmr gwünscht wird, bstht mist in dringnds Erfordrnis, dass di Arbit das vrinbart Maß nicht übrstigt und di Lag dr Arbitszit konstant ist. Solch privatn Gründ könnn sich aus dr Vrsorgung von (klinn) Kindrn, pflgbdürftign Anghörign odr dr Mitarbit im häuslichn Btrib rgbn. Grad wil Tilzitarbit nicht mit xistnzsichrndr Vollrwrbstätigkit glichzustzn ist, müssn tilzitbschäftigt Arbitnhmrinnn und Arbitnhmr in bsondrr Wis davor gschützt wrdn, mhr als vrinbart in Anspruch gnommn zu wrdn. Grundsätzlich gilt, dass Tilzitbschäftigt nicht zur Ablistung von Mhrarbit vrpflichtt sind: Tilzitarbit muss Tilzitarbit blibn. Allrdings kann mit Tilzitarbitnhmrn vrtraglich vrinbart wrdn, dass si auch zur Ablistung von Mhrarbit vrpflichtt sind. Di AVR DD z. B. shn in solch Möglichkit vor, vrbundn mit dr Einschränkung, dass Tilzitarbitnhmr jdrzit gltnd machn könnn, dass ihnn di abvrlangt Mhrarbit im konkrtn Fall nicht zumutbar ist. Einn witrn Schutz bitt das tilzitrchtlich Diskriminirungsvrbot ds 4 I TzBfG. Danach darf in tilzitbschäftigtr Arbitnhmr nicht wgn dr Tilzitbschäftigung schlchtr gstllt wrdn als in vrglichbarr vollzitbschäftigtr Arbitnhmr. Daggn wird in dr Praxis shr häufig vrstoßn, wnn z. B. bi kurzfristign Ändrungn ds Dinstplans vorrangig auf Tilzitkräft zurückggriffn wird. Abr: Tilzitkräft dürfn nicht häufigr als Vollzitkräft zu ungünstign Zitn ingstzt wrdn (z. B. Nachtdinst), nicht häufigr Wochnndarbit listn usw. 8 siht vor, dass in Arbitnhmr, dr di Rduzirung sinr Arbitszit vrlangt, zuglich di Fstlgung dr Lag dr Arbitszit bghrn kann. Dr AG kann dis nur ablhnn, wnn btriblich Gründ, insbsondr di Arbitsorganisation, ntggnsthn. Tilzitarbitnhmr, di in Vollzitbschäftigung anstrbn, sind vom Arbitgbr übr ntsprchnd Arbitsplätz zu untrrichtn. Untrblibt dis Untrrichtung, so ligt bi dr Einstllung inr andrn Prson widrum in zur Zustimmungsvrwigrung führndr Rchtsvrstoß im Sinn von 41 MVG-EKD vor. Prkär Bschäftigung als Handlungsfld dr Mitarbitrvrtrtung Dr Schutz von bfristt und/odr in Tilzit Bschäftigtn ist offnkundig unzurichnd. Solch Arbitsvrhältniss wrdn dahr auch als prkär Bschäftigungsvrhältniss bzichnt. Si sind prkär, wil si dn Arbitnhmrn kin ausrichnd und daurhaft Existnzgrundlag bitn könnn. Mitarbitrvrtrtungn sthn vor dr Frag, wi si prkärr Bschäftigung ntggnwirkn könnn. Mitarbitrvrtrtungn könnn Arbitnhmr, di übr di Bfristung hinaus bschäftigt wrdn wolln odr di mhr als di vrinbart Tilzit listn wolln, dadurch hlfn, dass si dr Einstllung von andrn Prsonn widrsprchn. Di MAV hat bi dr Auswahl zwischn Prsonn so gut wi kin Einflussmöglichkit. Si kann abr inn Rchtsvrstoß gltnd machn, wnn z. B. di tilzitund bfristungsrchtlichn Informationspflichtnvrltzt sind. Si kann darübr hinaus in Bnachtiligung von Tilzitarbitnhmrn odr bfri- 110 AuK 2014

17 Tilzit- und Bfristungsgstz stt Bschäftigtn gltnd machn, wnn disn in Bwrbungschanc vrwhrt wurd. Wnig abr immrhin. Zwar hat di Mitarbitrvrtrtung hinsichtlich dr Bfristung kin Mitbstimmungsrcht und zwar auch dann nicht, wnn di vorgshn Bfristung offnsichtlich rchtswidrig ist. Abr: Wnn durch bsondrs vil Bfristungn in inzlnn Arbitsbrichn ständig Prsonal ausgtauscht wird, dann kann dis in Bnachtiligung nicht dr bfristt Bschäftigtn, wohl abr dr Stammkräft zur Folg habn, wil dis durch di ständig Einarbitung vrmidbar blastt wrdn. Auch dis kann di Vrwigrung dr Zustimmung zur Einstllung rchtfrtign. Vor allm abr kann di MAV im Hinblick auf di Arbitszit, gnaur: di Dinstplanung, tätig wrdn. Di MAV hat gm. 40 Buchst. d MVG-EKD mitzubstimmn bi dr Lag dr Arbitszit. Damit ist nicht nur gmint, von wann bis wann z. B. in Kita göffnt ist und wi di Lag dr Schichtn bstimmt wird. Vilmhr ist untr dr Fstlgung dr Arbitszit di Fstlgung zu vrsthn, wlchr konkrt Arbitnhmr an wlchm konkrtn Tag zu wlchr konkrtn Zit arbitt. Das bdutt, dass jdr inzln Dinstplan von vorn bis hintn dm Mitbstimmungsrcht untrligt. Und slbstvrständlich untrligt auch jd Dinstplanändrung dm Mitbstimmungsrcht dr MAV. Übr diss Mitbstimmungsrcht kann di MAV darauf hinwirkn, dass Tilzitkräft hinsichtlich dr Arbit zu ungünstign Zitn und hinsichtlich ds Einspringns nicht stärkr blastt wrdn als Vollzitkräft; Tilzitkräft nicht ggn ihrn Willn zu Mhrarbit hrangzogn wrdn; Tilzitkräft nur zu dn Zitn hrangzogn wrdn, di für si zumutbar sind. Wnn in Mitarbitrvrtrtung dis konsqunt umstzt und notfalls jdn Dinstplan anhält, wird sich dr Einsatz von Tilzitkräftn längst nicht mhr in dm Maß lohnn wi hut. (Erzwungn) Tilzitarbit muss für Arbitgbr widr unattraktiv wrdn. Arbit auf Abruf Es gibt Arbitgbr, dnn wär s am libstn, si hättn Arbitnhmr, di immr dann arbitn, wnn si grad mal gbraucht wrdn, ohn dass dr Arbitgbr vrpflichtt wär, in bstimmt Arbitsmng zu bzahln. So ntstand in dn 1980r Jahrn di Arbit auf Abruf. Im Einzlhandl war s damals üblich, z. B. mit Kassirrinnn zu vrinbarn, dass si auf Anruf im Btrib di Arbit aufnhmn und nur di Stundn vrgütt bkommn, für di si gbraucht wrdn. Solch Abrufkräft musstn sich jdrzit abrufbar haltn, ohn dafür ntlohnt zu wrdn. Mit dm Bschäftigungsfördrungsgstz von 1985 hat dr Gstzgbr dis Form dr Ausbutung inggrnzt: Mit Abrufarbitnhmrn ist in Arbitsmng zu vrinbarn. Fhlt s an inr solchn Vrinbarung, dann gilt in wöchntlich Arbitszit von 10 Stundn als vrinbart. Abrufarbitnhmr sind nur dann zur Arbitslistung vrpflichtt, wnn si vir Tag vorhr abgrufn wrdn. Abrufarbitnhmr müssn bi jdm Einsatz für mindstns 3 Stundn Vrgütung rhaltn. Mit disr Rglung, di auch in das Tilzit- und Bfristungsgstz übrnommn wurd, sind di schlimmstn Auswüchs vrhindrt wordn. Dnnoch bdutt für di mistn Abrufkräft dis Bschäftigungsform prkär Bschäftigung. Dnn Ungwisshit darübr, wann di vrinbart Arbit zu listn sin wird, hindrt di mistn daran, sich in witr Bschäftigung zu suchn. Abrufarbit in Vrbindung mit Tilzitbschäftigung Inzwischn hat di Rchtsprchung ds Bundsarbitsgrichts zu witrn Formn dr Arbit auf Abruf gführt. Das BAG hat nämlich ntschidn, dass in Tilzitarbitsvrhältnis mit Arbit auf Abruf drart kombinirt wrdn kann, dass z. B. in rglmäßig wöchntlich Arbitszit von 20 Stundn und zusätzlich Arbit auf Abruf vrinbart wird. Das Bsondr daran ist, dass das BAG s ausdrücklich rlaubt, dass dr Umfang dr zusätzlichn Arbit auf Abruf variabl blibn darf. So wird dann aus 20 Stundn plus Abrufarbit 20 plus X. Dn variabln Antil hat das BAG auf 25 % bgrnzt. So darf in unsrm Bispil di variabl Arbit auf Abruf maximal Stundn pro Woch umfassn: 20 Stundn plus 25 % = 25 Stundn. Dis Kombination von Tilzitbschäftigung und Abrufarbit wird häufig in Sozialstationn angwndt, oft allrdings ohn di Grnz von 25% zu bachtn. So gibt s vil Pflgkräft mit inm Vrtrag übr 10 Stundn pro Woch, di übr Jahr hinwg 40 und mhr Stundn pro Woch arbitn. Di mistn sind an disr zusätzlichn Arbit intrssirt, wil si von dm gringn Stundnantil nicht lbn könnn. Kritisch wird s dann, wnn dr Arbitgbr wnigr Arbit hat odr in Arbitnhmr in Ungnad fällt und di Bschäftigung auf di vrtraglich vrinbart Mng rduzirt wird. Für dis Fäll hat das Bundsarbitsgricht in Korrktur ds Vrtragsinhalts vorgshn. In unsrm Bispilsfall würd das BAG wi folgt vorghn: 2014 Arbitsrcht und Kirch 111

18 Tilzit- und Bfristungsgstz 1. Schritt: Vrinbart ist in Tilzitbschäftigung und zusätzlich Arbit auf Abruf. 2. Schritt: Di vrinbart Arbitszit von 10 Stundn würd nur zusätzlich Arbit auf Abruf im Umfang von 2,5 Stundn (= 25% von 10 Stundn) rlaubn. 3. Schritt: Tatsächlich arbitt di Mitarbitrin daurhaft 40 Stundn. Dis 40 Stundn sind so in fix Tilzitbschäftigung und variabl Arbit auf Abruf zu vrtiln, dass di Abrufarbit maximal 25% dr Tilzitarbit ausmacht: 32 Stundn plus 25% (= 8 Stundn) rgbn in Gsamtbschäftigung von 40 Stundn. S E M I N A R H I N W E I S : Tilzitbschäftigung und bfristt Arbitsvrhältniss Spring, 29. Juni 3. Juli 2015 Tamr: Brnhard Baumann-Czichon (Rchtsanwalt) und Hnnr Güntr (MAV Diakonisch Wrk Himmlsthür) Anmldung: 4. Schritt: Di vrtraglich Vrinbarung von 10 Stundn plus Arbit auf Abruf wird aufgrund dr tatsächlichn Durchführung ds Arbitsvrhältnisss umgdutt in 32 Stundn plus Abrufarbit. Folg: Di Sozialstation dürft di wöchntlich Arbitszit dr Mitarbitrin nur auf 32 Stundn, nicht abr auf 10 Stundn rduzirn. Mit disr Entschidung hat das BAG Abrufarbit in Vrbindung mit Tilzit auch für diakonisch Arbitgbr und solch dr Caritas rst richtig attraktiv gmacht. Das untrnhmrisch Risiko wird so zu inm großn Til auf di Arbitnhmr abgwälzt. Ergbnis Bfristt Bschäftigung, Tilzitbschäftigung und Arbit auf Abruf bitn dn Arbitgbrn di Möglichkit, di untrnhmrischn Risikn auf di Arbitnhmr abzuwälzn. Dr gstzlich Kündigungsschutz, dr dm Arbitnhmr nicht inn Arbitsplatz, sondrn auch in bstimmts Einkommn daurhaft sichrn soll, wird damit untrlaufn. arbitsrchtundkirch@kllnrvrlag.d Abo Dirktbstllung P r F a x : Abopris für 4 Ausgabn Wir ordrn hirmit Abo/s von Arbitsrcht und Kirch ab dr nächstn Ausgab odr rückwirknd ab Jahrsbginn AuK ist in rfordrlichs Sachmittl, das auf Bschluss dr MAV von dr Dinststll zur Vrfügung gstllt wird. Di MAV bschlißt und übrgibt di ausgfüllt Bstllung dm Arbitgbr mit dr Bitt um Knntnisnahm und Witrlitung an dn KllnrVrlag in Brmn. Das Dankschön 60, Euro pro Jahr inkl. monatlichm AuK-Schnlldinst: Rchtsprchung Lifrung fri Haus. Bi Einzlbstllung 15 Euro pro Exmplar. Das Abo vrlängrt sich jwils um in Jahr, sofrn nicht spätstns 4 Wochn vor dm Jahrs nd schriftlich gkündigt wurd. Bi jdm nun Abonnntn bdankt sich dr Vrlag mit inm Gschnk. Absndr: Datum/MAV-Untrschrift: Bitt auch in Druckbuchstabn Zur Knntnis gnommn: Arbitgbr: An dn KllnrVrlag St.-Pauli-Dich Brmn Hnning Lühr: Managmnt by satirisch Cartoons 112 AuK 2014

19 Arbit ohn Grnzn Rufbritschaft (Til 2) Arbit ohn Grnzn T o b i a s M i c h l Wir listn Rufbritschaft jnsits unsrr rglmäßign Arbitszit. Fhln Rgln und Maß? Dann rgln wir! D r A u t o r Tobias Michl rforscht Rgln und Ausnahmn bi dr Arbitszit. Tobias.Michl@ schichtplanfibl.d Dr Chf schafft an. Sin Dirktionsrcht stößt dabi an Hindrniss, an di Schutzgrnzn dr Gstz, an di Auffordrung zum billign Abwägn btriblichr mit dn individulln Intrssn, und an di Mitbstimmung. Mit dr Rufbritschaft rißn di Arbitgbr all dis Schrankn nidr. Si rufn zum Einsatz, ob Tag odr Nacht, ohn witr Rücksicht, und ohn zuvor dn Btribsrat odr di Mitarbitrvrtrtung um Zustimmung zu bittn. Di Rufbritschaft ist damit wohl di brutalst Form ds Arbitsrgims. Ein Notfall, in Störung, in unrwarttr Zwischnfall, in Spitz im Arbitsanfall dr btriblich Bdarf für in unmittlbars Eingrifn schint unabwisbar. Hattn Managr dn Prsonalschlüssl zu knapp bstimmt? Organisirtn Vorgstzt di Abläuf ohn Puffr? Jtzt ist s zu spät. Was muss, das muss. Bim igntlichn Übrgriff haltn sich di Vrantwortlichn dznt zurück. Si rufn nicht slbst, s wird grufn. Oft grifn dabi unmittlbar Kollginnn aus dm Tam zum Tlfon. Di Gstzgbr schun s, dis Frihit zu bschränkn. Das gilt zunächst schon für di zulässig Höchstzahl an Rufbritschaftn, in Folg und j Monat. Strudinst Doppldutig wurdn di Strudinst rfundn. Im tifn Wintr solln hir für in paar Stundn di Straßn und Wg frighaltn wrdn. Zuglich wrdn übr dn Tag hinwg bn auch nur jwils in paar Stundn ingstrut. Zwischn solchn Zitfnstrn blibt dr Lbns- und Frizitwrt dutlich ingschränkt. Dnn brits in dn Stundn vor inr Rufbritschaft untrnhmn wir kin Risn und lassn di Fingr bssr vom Wihnachtspunsch. Nur ununtrbrochn Zitpriodn wrdn als jwils in inzig Rufbritschaft bgriffn. Listt dr Arbitnhmr an inm Kalndrtag odr binnn 24 Stundn an zwi aufinandr folgndn Kalndrtagn zwi odr mhr jwils wnigr als zwölf Stundn umfassnd Rufbritschaftn, so lign mhrr für sich zu btrachtnd Rufbritschaftn vor (BAG, Urtil AZR 114/08). Nicht mhr als sibn! Di AVR DW EKD und ihr abschribndn Nachfolgrinnn vrsprchn in dr Anlag 8 in kalndrmonatlich Obrgrnz von 12 Dinstn. So grifn si nach monatlich bis zu 200 Stundn, in dnn si unsr Frihit zu lbn und uns zu bwgn inschränkn. Ernst gmint ist das nicht: Dis Zahl darf übrschrittn wrdn, wnn sonst di Vrsorgung dr Patintinnn und Patintn nicht sichrgstllt wär. Wi vil Lbn lässt dr chronisch organisirt Prsonalnotstand noch zu? Stlln wir im Btrib di Frag bssr richtig: Wi viln Dinstn im Kalndrmonat stimmn wir höchstns zu? In dr Haustchnik ins Btribs mag s üblich sin, Bschäftigt wochnwis zu Rufdinstn inzutiln. Auf in solch massiv Blastungsdicht Notopration. Manch Ausnahmfall ist nicht unbdingt notwndig Arbit Arbitsrcht und Kirch 113

20 Arbit ohn Grnzn müssn ausrichnd Frihitsphasn folgn. Sind 30 Tag im Monat durch di Abtilung abzudckn? So in Rufdinst ist mit wnigr als schs btiligtn Kollg/inn/n nicht darstllbar. Dnn übr di vrinbart rglmäßig Arbitszit hinaus sind höchstns schs bis sibn Kalndrtag im Monat durch solch Übrarbit blastbar. Ausnahmn All dürfn sich btilign. Doch inig brauchn nicht mitzumachn. Tilzitbschäftigt habn ja ganz ausdrücklich ihr Arbitslistung ingschränkt. Si dürfn sich darauf brufn: In minm Arbitsvrtrag fhlt min Zustimmung zu mhr; und insbsondr zu Rufbritschaftn. Andr Tilzitbschäftigt ntdckn im Arbitsvrtrag villicht in Zustimmungsklausl. Wil si wnigr Stundn arbitn, habn si mhr arbitsfri Zit. Daraus ntstht jdoch nicht zuglich di Vrpflichtung, auch mhr Rufbritschaftn zu übrnhmn. Si brauchn nur antilig an dn Blastungn tilzunhmn. Und auch di allrmistn Schwrbhindrtn könnn abwinkn. Dnn si sind auf ihr Vrlangn hin von Mhrarbit frizustlln (SGB IX 124). Und dis gilt bnso für dijnign, di Schwrbhindrtn glichgstllt sind. Mhrarbit mint hir di übr dn 8-stündign Wrktag (ArbZG 3) hinausghnd Zit (BAG AZR 462/01). Unklar blibt, ob s sich brits bi dr Rufbritschaft um Mhrarbit handlt. Doch di igntlichn Inanspruchnahmn würdn wohl in dn mistn Fälln dis 8-Stundn- Grnz sprngn. Andr sind zur Tilnahm an dn Rufbritschaftn ungignt: Dn inn fhlt di bruflich Qualifikation. Odr si sind noch nicht ausrichnd ingarbitt, um bi Einsätzn auf sich gstllt zu handln. Und zultzt wohnn villicht inig zu wit ntfrnt; ihr zu rwartnd Raktionszit würd dn Zwck dr Rufbritschaft dn kurzfristign Arbitsinsatz in Frag stlln. All das muss dr Arbitgbr zusammn mit dr Intrssnvrtrtung prüfn. Wi vil könnn tilnhmn? Wi hoch wird so di Dinstblastung für di Einzlnn? Kann übrhaupt in Rufbritschaft ingführt wrdn? Nur ausnahmswis rufn Bi dr Arbit auf Abruf (TzBfG 12) handlt s sich um rglmäßig Arbitszit. Einzlvrtraglich sind mit Tilzitbschäftigtn di Mng und di Mindst- Schichtdaur vrinbart. Di Lag dr Schichtn wird vom Arbitgbr kurzfristig angkündigt, wnig Tag im Voraus. Dass grufn wird, ist hir di Rgl. Ganz andrs bi dr Rufbritschaft. Hir braucht s kin Frist zur Ankündigung. Di Arbitslistung ght übr di vrinbart rglmäßig Arbitszit hin- aus. Und auch dr Ruf, di Inanspruchnahm, ist nicht di Rgl, sondrn di Ausnahm. Di Arbitgbrin odr dr Arbitgbr darf Rufbritschaft nur anordnn, wnn rfahrungsgmäß ldiglich in Ausnahmfälln Arbit anfällt. (Ländrausschuss für Arbitsschutz und Sichrhitstchnik [LASI], LV 30 Arbitszitgstaltung in Kranknhäusrn, Juni 2012) Dis ausdrücklich Bschränkung fhlt in dn Gstzn. Das holn Tarifvrträg und AVR nach, zum Bispil dr TVöD-K in 45 Abs. 8 odr di AVR DD in Anlag 8 Abs. 8. Für di Frag, ob Arbit währnd dr Rufbritschaft nur in Ausnahmfälln anfällt, kommt s darauf an, an wi viln Tagn, nicht abr mit wlchr Daur Arbit zu listn ist (Kirchngrichtshof EKD, Bschluss /P16-08). In Anwsnhits-Britschaftsdinstn muss brits dr Antil ohn unmittlbar Banspruchung übrwign. Dr Bgriff Ausnahmfall ziht di Abgrnzung noch dutlich ngr. Di Aufsichtsbhördn lgn inn für Arbitgbr rcht großzügign Maßstab an. Si prüfn, ob Rufbritschaft noch grundsätzlich Ruhzitcharaktr hat, das hißt, ob zwi Drittl dr Tag ohn jglich Inanspruchnahm blibn (E. Aich, Bzirksrgirung Düssldorf, in: Bhördlich Bwrtung von Arbitszitn in Kranknhäusrn, BGW-Forum Hamburg; bnso auf dr vr.di-kranknhauskonfrnz Dortmund 2012). Di Möglichkit Rufbritschaft anzuordnn ist dann ggbn, wnn bi mhr als 2/3 dr Tag, an dnn in bstimmtr Rufdinst angordnt wird, kin Arbitsanfall vorligt. Dr Arbitgbr muss, um Rufbritschaft anordnn zu könnn, nachwisn, dass di Vorausstzungn für Rufbritschaft vorlign und nicht Britschaftsdinst gbotn ist. (Rundschribn dr Bzirksrgirung Düssldorf, Mai 2010) So kann di in Bschäftigt Glück habn und völlig ungstört blibn, di andr zufällig in bös Sri rwischn und kaum zur Ruh kommn. Nicht das Einzlschicksal, sondrn di gsamt Abtilung ist zu btrachtn. Dabi ist in Planungsturnus zu burtiln, rglmäßig vir Wochn odr in Kalndrmonat. Nur im Notfall? Ausnahmfäll kommn zwar sltn vor. Doch könnt s sich bi dn Inanspruchnahmn um ganz gwöhnlich anfallnd Arbitsaufgabn handln. In inr btriblichn Vrinbarung ist darum dr Zwck dr Rufbritschaftn ng und klar abgrnzbar zu bschribn. Nur für solch Notwndigkitn soll s ausnahmswis zu Störungn dr Ruhzit kommn dürfn. Was, wnn dnnoch zu oft odr aus nicht vordringlichn Anlässn grufn wird? Di Gricht haltn dis dann zwar für rchtswidrig Anordnungn. Si dutn si abr nicht in andr, bssr bzahlt Sondrformn dr Arbit um. Dis blibt bnfalls dr btriblichn Vrinbarung übrlassn. Da habn wir also inigs zu rgln! 114 AuK 2014