Japanischunterricht. in der globalen Gesellschaft von heute. Fumiya Hirataka, Katsumi Kakazu
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- Juliane Armbruster
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1 Japanischunterricht in der globalen Gesellschaft von heute Fumiya Hirataka, Katsumi Kakazu Die Japan Foundation in Deutschland vertreten durch das Japanische Kulturinstitut Köln als Vorreiter im Bereich des Japanischunterrichts im Ausland bemüht sich zurzeit um die Einrichtung von Standards für den Japanischen Sprachunterricht aus der Perspektive des Fremdsprachenunterrichts, der ein wesentliches Element in der Förderung gegenseitigen Verständnisses zwischen verschiedenen Kulturen in der heutigen globalen Gesellschaft darstellt. 1. Die internationale Verbreitung des Japanischunterrichts 1.1. Zahl der Institutionen, Lehrer und Lernenden Gegen Ende der 1980er-Jahre, als die ersten Zeichen der Globalisierung erkennbar waren und Japan begann, verstärkt den Englischunterricht zu fördern, stieg in der restlichen Welt die Zahl der Personen enorm an, die Japanisch lernten. In Australien zum Beispiel gab es eine solche Popularitätswelle, dass man von einem Tsunami der japanischen Sprache sprach. Ein Grund für diesen Trend mag der Tatsache geschuldet sein, dass die Möglichkeiten für interkulturelle Interaktion mit fortschreitender Globalisierung zunahmen und dass entsprechende Strategien zur Förderung internationaler Sprachen entwickelt wurden, als das Umfeld und der Raum für multikulturelle Koexistenz wuchs. Grafik 1 zeigt die beträchtliche Ausbreitung des Japanischunterrichts im Ausland von 1979 bis Es ist ersichtlich, dass in enormem Tempo Rahmenbedingungen für den Japanischunterricht geschaffen wurden. Die Zahl der Lernenden, die anfänglich bei lag, begann gegen Ende der 1980er-Jahre rapide anzusteigen. Sie stieg bis zur ersten Hälfte der 1990er auf über eine Million und überschritt die Zwei-Millionen-Marke Soeben wird eine weitere Studie von Japan Foundation auf den Weg gebracht, doch wird schon jetzt gesagt, dass die Zahl der Lernenden bis heute sogar noch weiter gestiegen ist. Angesichts
2 dieses Trends werden in der japanischen Regierung nun Stimmen laut, die die Notwendigkeit von Maßnahmen betonen, die darauf abzielen sollen, die Zahl der Japanischlernenden auf drei Millionen bis 2010 und langfristig noch weiter zu erhöhen Lernende Lehrer (x10) Institutionen (x10) '79 '84 '88 '90 '93 '98 '03 (1) Anzahl Lernende, Lehrer und Institutionen (The Japan Foundation 2003) 1.2. Überblick nach Regionen Betrachtet man die Verteilung von Institutionen, Lehrern und Lernenden der japanischen Sprache nach Regionen (Grafik 2), sieht man, dass etwa 60 % der Lernenden auf Südostasien konzentriert sind. Etwa 40 % aller bestehenden Institutionen und 50 % der Lehrer finden sich ebenfalls in dieser Region. Man sieht, dass auch ein großer Prozentsatz Australien und anderen ozeanischen Ländern zukommt. Tatsächlich befinden sich etwa 90 % aller Japanischlernenden in Asien und Ozeanien. Es ist zudem bemerkenswert, dass die Zahl der Lernenden in Nordamerika auch steigt. Eine Tatsache, der in Zukunft mehr Beachtung geschenkt werden sollte, ist die relativ geringe Rate von Lernenden in Europa, wo doch schon seit Langem über Japan geforscht und Japanischunterricht erteilt wird.
3 17,6 0,6 8,7 2,5 1,6 6,8 0,9 0,2 61 Ostasien Südostasien Südasien Ozeanien Nordameria Südamerika Westeuropa Osteuropa Mittlerer Osten und Afrika (2) Lernende nach Regionen (The Japan Foundation 2003) 1.3. Anzahl der Personen, die den Japanese Language Proficiency Test ablegen Die folgenden zwei Grafiken, Nummer 3 und 4, zeigen die Entwicklung der Zahl derjenigen, die den Japanese Language Proficiency Test ablegen einer der Indikatoren, mit denen das japanische Sprachniveau einer Person bestimmt werden kann. Er wurde 1984 eingeführt. Zuletzt wurde er 2006 in 130 Städten in 48 Ländern auf der ganzen Welt durchgeführt und wurde von über Personen abgelegt. Der jährliche Anstieg, der in Grafik 3 gezeigt wird, stimmt überein mit dem Aufwärtstrend bei der Anzahl der Institutionen, Lehrer und Lernenden, der in der Grafik oben gezeigt wurde. Der Nachteil an diesem Test ist, dass er nur ein recht geringes Spektrum umfasst und nicht mehrmals pro Jahr abgelegt werden kann, wie es beim TOEFL und TOEIC möglich ist. Es ist inzwischen dringend erforderlich, zum einen den Test selbst zu verbessern, zum anderen aber auch das System seiner Durchführung besser auszubauen und umzusetzen, zusammen mit der Schaffung von Standards für den Japanischen Sprachunterricht.
4 '84 '88 '92 '95 '03 '06 (3) Anzahl der Personen, die den JLPT ablegen (The Japan Foundation 2006) China Japan Südkorea Hongkong Thailand Indonesien Vietnam Indien Singapur andere 17 (4) Anzahl der Personen, die den JLPT ablegten, nach Ländern (The Japan Foundation 2006) Wenn man sich die Verteilung der Personen, die den Japanese Language Proficiency Test ablegten, nach Ländern ansieht (Grafik 4), ist eine Zunahme am stärksten in China und dem Rest Asiens zu beobachten, was 38 % der Gesamtheit ausmacht. Die Beliebtheit dieses Tests in China liegt natürlich an der großen Zahl derjenigen, die in Japan studieren möchten, aber auch daran, dass viele sich durch ihn einen Vorteil bei der Arbeitssuche erhoffen Reaktionen auf diese Entwicklungen In Anbetracht dieser international auftretenden Trends zum Japanese Language Proficiency Test sieht sich die Japan Foundation, die zentrale Einrichtung für den Japanischunterricht im Ausland, zu einer neuen Herangehensweise veranlasst, mit der auf dieses internationale Interesse reagiert werden soll. Mit anderen Worten, es wird ein Bedarf gesehen,
5 - Projekte, die der Unterstützung dienen, effizient mit Projekten, die der Werbung dienen, zu kombinieren - neue Richtlinien und Strategien für Projekte zu entwickeln, die der Werbung dienen - vorhandenes Wissen, Humanressourcen und Netzwerke einzusetzen und - den Blick auf frühere Beispiele in Europa und den USA zu richten und Anknüpfungspunkte für die asiatischen Regionen zu suchen. Es darf derzeit als sicher gelten, dass der Japanischunterricht international standardisiert werden muss, und daher wurden erste Schritte hin zu Standards für den Japanischen Sprachunterricht unternommen. Die Etablierung einer eigenen internationalen Standardisierung begann mit der Untersuchung von bereits bestehenden Beispielen in führenden Ländern, die schon Erfahrung in der Entwicklung von Richtlinien zum Sprachunterricht im Kontext mehrsprachiger und multikultureller Gesellschaften haben, etwa des ALL-Projekts in Australien (Scarino 1988), der SFLL in den USA (ACTFL 1999) und des Allgemeinen Europäischen Referenzrahmens CEFR, der einer der Triebkräfte der europäischen Integration ist (Council of Europe 2001). 2. Standards für den Japanischen Sprachunterricht als sprachliche Richtlinienschaffung 2.1. Standardisierung Bei der Behandlung des Themas Entwicklung von Standards für den Japanischen Sprachunterricht möchten die Autoren zuallererst auf die Begriffe Standardisierung, Wahl und Gebrauch sowie Anwendung eingehen. Wenn es um Richtlinien im Bereich der Sprache geht, läuft eine Standardisierung auf die Erstellung eines Corpus hinaus, und so muss die Japan Foundation, um Standards für den Japanischen Sprachunterricht entwickeln zu können, sowohl klare Motive für die Einrichtung derselben formulieren, als auch die Ziele und Prinzipien des Standards benennen. Das Rahmenwerk der Standards für den Japanischen Sprachunterricht, die sie vorschlägt, hat als Grundprinzip die Japanische Sprache für gegenseitiges Verstehen, genauer gesagt die Japanische Sprache, die es einem Sender und Empfänger von Botschaften möglich
6 macht, gemeinsam ihre jeweiligen Aufgaben zu bewältigen. Das Konzept Japanische Sprache für gegenseitiges Verstehen basiert auf Kooperation und der Fähigkeit, Aufgaben zu bewältigen. Ein Problem, das der Europäische Referenzrahmen im Hinblick auf die europäischen Sprachen nicht in Betracht zieht, das aber für die japanische Sprache berücksichtigt werden muss, ist der Umgang mit geschriebenen Zeichen. Japanisch ist dafür bekannt, dass es Lernenden, vor allem denjenigen, die nicht bereits mit chinesischen Zeichen vertraut sind, Schwierigkeiten beim Erlernen der kanji (chinesische Schriftzeichen) bereitet. Die Frage nach der Schreibung der Zeichen, die zum Großteil aus kanji bestehen, kann natürlich nicht umgangen werden, wenn es um Lesen und Schreiben des Japanischen geht. Außerdem geht mit der Entwicklung eines Standards die schwierige Frage einher, wie am besten mit dem Thema Kultur umzugehen ist Wahl und Gebrauch Im Bereich sprachbezogener Richtlinien führen die Begriffe Wahl und Gebrauch zum Entwurf eines Statuskonzeptes. Hier ist es nützlich, den Begriff der Domäne anzuwenden, den Fishman (1972) ausgehend von der Wahl einer Sprache (oder Sprachvariation) in mehrsprachigen Umgebungen beschrieben hat. Die Standards für den Japanischen Sprachunterricht erfordern ebenfalls ein Denken, das die japanische Sprache in einer mehrsprachigen Gesellschaft positioniert. Bei der Frage Wahl und Gebrauch sind, im Hinblick auf die Nutzer und Dialoge führenden Beteiligten, die Zielsetzungen der Standards für Japanischunterricht wichtig. Der letzte Punkt, der hinsichtlich der Aspekte Wahl und Gebrauch berücksichtigt werden muss, ist der Wettbewerb mit anderen Standards, einschließlich solcher für den Japanischunterricht. Die Entscheidung, wie die Koordination mit solchen bereits bestehenden Standards ablaufen soll, ist ein weiterer unvermeidlicher Punkt, der im Entwicklungsprozess der neuen Standards für den Japanischen Sprachunterricht behandelt werden muss Anwendung Im Hinblick auf die Frage der Anwendung gibt es zwei Haupttypen von Standards. Einer ist die Methode der SFELL, die einen Standard schafft, welcher Richtlinien für das Unterrichten von mehreren (Fremd-)Sprachen in einem Land bietet, den USA. Die andere Methode ist die
7 des Europäischen Referenzrahmens, welcher einen Standard mit Richtlinien schafft, die auf zahlreiche in Europa gesprochene Sprachen anwendbar sind, einer großen Region mit vielen Ländern. Wenn die Situation des weltweit stattfindenden Japanischunterrichts betrachtet wird, sollte man die japanische Sprache auf dem Niveau ähnlicher Sprachen, wie etwa Chinesisch und Koreanisch, angesiedelt sehen, da sie der gleichen ostasiatischen Kultur entstammen und alle einer Kultur angehören, die chinesische Zeichen (kanji) verwendet. Es sollte angestrebt werden, einen gemeinsamen Standard zu entwickeln, der all diese Sprachen einschließt. Genau genommen sind die Standards für den Japanischen Sprachunterricht ein Produkt einer multilingualen Kultur. Wenn die Standards für den Japanischen Sprachunterricht Teil einer multilingualen Gesellschaft werden sollen und als einer der Mechanismen zur Erhaltung und Förderung von sprachlicher Vielfalt zu betrachten sind, hält es die Japan Stiftung für mehr als angebracht, einen Standard zu entwickeln, der derart beschaffen ist, dass er ein Grundelement bei der Entwicklung einer Ostasiatischen Variante des Europäischen Referenzrahmens bilden kann, wie sie wohl nach und nach erforderlich werden wird, wenn man sich darauf einrichtet, eine ostasiatische, multilinguale und multikulturelle Gesellschaft aufzubauen. 3. Was bedeutet Japanische Sprache für gegenseitiges Verstehen? 3.1. Merkmale der Standards Obwohl es vielleicht einfacher ist, einen Standard für Japanisch zu entwickeln, der allein auf die Verbreitung abzielt, als die beiden zuvor genannten Methoden anzuwenden, wird es wahrscheinlich einige Stolpersteine zu überwinden geben, bevor seine Richtlinien verstanden werden und er als Referenz verwendet werden kann. Dazu kommt, dass dieser, sollte der schlimmste aller Fälle eintreten, von manchen fälschlicherweise als Rückschritt zu den Methoden des Japanischunterrichts zu Zeiten vor und während dem Zweiten Weltkrieg aufgefasst werden könnte. Ungeachtet der angewandten Methode ist es wesentlich, dass die Japan Foundation deutlich macht, dass sie mit den Standards für den Japanischen Sprachunterricht keine derartige Absicht verfolgt.
8 Von diesen Grundsätzen ausgehend hält die Japan Foundation es für notwendig, dass die derzeit entstehenden Standards für den Japanischen Sprachunterricht die folgenden Merkmale haben: - Sie müssen umfassend sein. - Sie müssen offen sein. - Sie müssen flexibel sein. - Sie müssen kreativ sein. - Sie müssen ein Prozess und nicht ein Produkt sein. - Sie müssen der Vernetzung förderlich sein. - Sie dürfen nicht verpflichtend sein An der multilingualen Gesellschaft teilhaben Was bedeutet das Ziel und Prinzip der Standards für den Japanischen Sprachunterricht, nämlich für gegenseitiges Verstehen benutzt zu werden, dann für die japanische Sprache? Es bedeutet: - Japanisch ist nicht mehr nur eine Sprache für das japanische Volk - Es bedarf einer japanischen Sprache, die von einer Vielfalt von Menschen verschiedener Nationalitäten und ethnischer Gruppen gesprochen wird. Wir begrüßen es ausdrücklich, dass die Japan Foundation in der Tat den Bedarf für Standards für den Japanischen Sprachunterricht sieht, damit Japan teilhaben kann an der rapide auf uns zukommenden multilingualen Gesellschaft.
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