Arbeitsauftrag Fassen Sie die Merkmale und Ziele der Ihnen vorliegenden Stufe der wirtschaftlichen Integration zusammen.
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- Gerd Gerber
- vor 7 Jahren
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1 MA 7 Integrationsstufen Freihandelszone und Zollunion Freihandelszone Zollunion 1 Die schwächste Integrationsform eines wirtschaftlichen Zusammenschlusses, die darauf abzielt, gemeinsame Handelsbeziehungen zu verstärken, ist die Freihandelszone. Sie ist ein Zusammenschluss von Ländern, zwischen denen die Zölle und Mengenbeschränkungen vor allem im Bereich des Güterverkehrs beseitigt werden. Die EFTA (European Free Trade Association) und die NAFTA (North American Free Trade Agreement) sind Beispiele für Freihandelszonen. Es gibt keinen gemeinsamen Außenzoll gegenüber den Nicht-Mitgliedstaaten (sogenannten Drittländern), sondern jedes Land kann die nationalen Außenzollsätze gegenüber anderen Ländern autonom festlegen. Wegen der unterschiedlich hohen Außenzollsätze der einzelnen Mitgliedstaaten muss verhindert werden, dass in die Freihandelszone Einfuhren über das Mitgliedsland mit dem niedrigsten Zollsatz vorgenommen werden. Deshalb wird innerhalb der Freihandelszone nur auf solche Güter Zollfreiheit gewährt, die innerhalb der Freihandelszone produziert oder bestimmten Verarbeitungsprozessen unterworfen werden bzw. Bestandteile aus Drittländern enthalten, deren Wert weniger als einen festgelegten Anteil des Gesamtwertes ausmachen. Die Zollunion ist ein Zusammenschluss mehrerer Staaten zu einem einheitlichen Zollgebiet. Zwischen den Mitgliedstaaten fallen wie in der Freihandelszone Binnenzölle und sonstige Handelsbeschränkungen weg. Gegenüber Drittländern wird ein gemeinsamer Außenzoll erhoben. Dadurch entsteht ein Wirtschaftsgebiet, das sich gegen alle Drittländer mit dem gleichen Außenzollsatz abschirmt. Daher ist für den innergemeinschaftlichen Warenverkehr kein Nachweis mehr über das Ursprungsland erforderlich. Als Beispiele für eine Zollunion gelten der Deutsche Zollverein von 1834 und die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (Zielsetzung seit 197, verwirklicht seit 1968 /1969). Artikel 9 des EWG-Vertrags von 197: Grundlage der Gemeinschaft ist eine Zollunion, die sich auf den gesamten Warenaustausch erstreckt. Sie umfasst das Verbot zwischen den Mitgliedstaaten, Ein- und Ausfuhrzölle und Abgaben gleicher Wirkung zu erheben, sowie die Einführung eines gemeinsamen Zolltarifs gegenüber dritten Ländern. Autorentext Arbeitsauftrag Fassen Sie die Merkmale und Ziele der Ihnen vorliegenden Stufe der wirtschaftlichen Integration Unterrichts-Konzepte Politik STARK 1
2 MA 8 Der Europäische Binnenmarkt 1 Wesentliches Unterscheidungsmerkmal des Binnenmarktes im Vergleich zur Zollunion ist die Ausweitung der Freizügigkeit vom Güterhandel auf die Bereiche Dienstleistungen, Personen und Kapital. Die Schaffung eines Binnenmarktes ohne nationale Grenzen im Innern gehört zu den Kernzielen der europäischen Integration seit den Römischen Verträgen von 197. Jahre später ist dieser gemeinsame Markt für rund 380 Millionen Menschen auf vielen wichtigen Gebieten Realität, ohne allerdings in jeder Hinsicht perfekt zu sein. Immer noch spielen nationale Grenzen innerhalb der EU eine größere Rolle als etwa die Grenzen zwischen den Bundesstaaten der USA. Das vermutlich wichtigste Argument für einen grenzenlosen Binnenmarkt ist politischer Natur: Eine enge wirtschaftliche Verflechtung von Ländern schafft durch die entstehende wechselseitige Abhängigkeit politische Stabilität und sichert so den Frieden. Neben diesem Aspekt sind es dann aber vor allem wirtschaftliche Gesichtspunkte, die für einen Binnenmarkt sprechen: Der freie Austausch von Gütern und Dienstleistungen mehrt den Wohlstand aller Menschen in Europa durch eine bessere Arbeitsteilung und eine höhere Produktvielfalt. Güter und Dienstleistungen werden dort hergestellt, wo sie am günstigsten produziert werden können. Jedes Land spezialisiert sich auf diejenigen Güter, bei denen es absolute oder komparative Kostenvorteile hat. Der Freihandel mit innovativen Gütern fördert auch die schnelle Verbreitung von moderner Technologie. Der im Vergleich zu einem abgeschotteten nationalen Markt stärkere Wettbewerbsdruck führt zu einem größeren Angebot mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Den Unternehmen sollen Wettbewerbsdruck und Spezialisierungseffekte (z. B. Massenproduktionsvorteile) helfen, auch auf den Weltmärkten erfolgreich zu sein. Der Binnenmarkt kann so Wirtschaftswachstum steigern und damit auch den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern höhere Beschäftigungschancen und bessere Einkommensmöglichkeiten ermöglichen. Unterentwickelten Regionen und Staaten bietet sich die Chance verbesserter Exportmöglichkeiten, und sie können in der wirtschaftlichen Entwicklung zu wohlhabenderen Gebieten aufschließen ( Konvergenz ). Durch all diese Effekte wird der europäische Wirtschaftsraum in die Lage versetzt, besser mit den anderen großen Wirtschaftsblöcken (vor allem Asien und Nordamerika) zu konkurrieren. F. Heinemann und O. Schmuck: Ausgewählte Bereiche gemeinschaftlichen Handelns, in: Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.): Europäische Union, Bonn 03, S. 26 f.; Abbildung: Stefan Prochnow Arbeitsauftrag Fassen Sie die Merkmale und Ziele der Ihnen vorliegenden Stufe der wirtschaftlichen Integration 2 Unterrichts-Konzepte Politik STARK
3 MA 9 Die Wirtschafts- und Währungsunion Eine sehr anspruchsvolle Stufe der wirtschaftlichen Integration stellt die Schaffung einer Währungsunion dar, setzt diese doch eine Harmonisierung der Wirtschaftspolitik und den Verzicht auf geldpolitische Souveränität der Mitgliedstaaten voraus. Wichtigstes Qualitätsmerkmal einer Währung ist die Geldwert- bzw. Preisniveaustabilität. Die innere Stabilität einer Währung hängt, neben anderen Faktoren, vor allem von dem Verhältnis zwischen Geld- und Gütermenge in einer Volkswirtschaft ab. Steigt die nachfragewirksame Geldmenge stärker als die verfügbare Gütermenge, droht Inflation: die Preise steigen, das Geld verliert an Wert. Das Maß für die Gütermenge ist das Bruttoinlandsprodukt. Die Geldmenge wird maßgeblich von der Zentralbank beeinflusst. Mithilfe der Leitzinsen kann die Zentralbank indirekt die Höhe der Geldmenge innerhalb der Volkswirtschaft bestimmen. Leitzinsen sind die Zinsen, die die Geschäftsbanken für Kredite der Zentralbank zahlen müssen. Erhöht die Zentralbank die Leitzinsen, weil sie Inflation befürchtet, werden auch die Geschäftsbanken ihrerseits die Sparzinsen, aber auch die Kreditzinsen für ihre Kunden erhöhen. Folge: Die Leute kaufen weniger auf Kredit und sparen mehr. Dadurch sinkt die Nachfrage nach Gütern (und damit wahrscheinlich auch die Güterproduktion), vor allem aber die nachfragewirksame Geldmenge. Die Inflationsgefahr wird gebannt. Aber auch die Regierungen haben über die Staatsausgaben Einfluss auf die nachfragewirksame Geldmenge und auf die Zinsen. Nimmt der Staat beispielsweise in großem Umfang Kredite auf, fragt also Geld nach, so steigt wahrscheinlich der Preis für geliehenes Geld, der Zins. Andererseits nimmt aber die Nachfrage nach Gütern zu, was zu Preissteigerungen führen kann. Um die Stabilität der gemeinsamen Währung Euro zu gewährleisten, wurde eine unabhängige Zentralbank geschaffen, die die Geldpolitik unbe- 1 einflusst von den Einzelinteressen der nationalen Regierungen vorrangig im Sinne der Preisniveaustabilität steuern soll: die Europäische Zentralbank (EZB) mit Sitz in Frankfurt am Main. Außerdem haben sich die Euro-Länder im Europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakt verpflichtet, bei ihrer Haushaltspolitik die Staatsverschuldung zu begrenzen. Das jährliche öffentliche Haushaltsdefizit darf in der Regel 3 % des Bruttoinlandsprodukts nicht überschreiten. Die gesamten Schulden der öffentlichen Haushalte dürfen nicht mehr als 60 % des jährlichen Bruttoinlandsprodukts des jeweiligen Landes ausmachen. Wichtig für das Funktionieren einer Währungsunion sind die Angleichung der Konjunktur (Konvergenz) und eine Harmonisierung der Wirtschaftspolitik innerhalb des Währungsraums. Denn die EZB kann nur einen Leitzins für den gesamten Währungsraum ansetzen. Daher wäre es äußerst problematisch, wenn in einem Land der Währungsunion gerade hohe Inflation herrscht, während in einem anderen Euro-Mitgliedstaat die Preise eher sinken. Eine gemeinsame Währung ist die Fortsetzung des Binnenmarkts. Sie erleichtert die Kalkulation für die Unternehmen, denn diese müssen bei Preisvergleichen nicht mehr das Risiko von wechselkursbedingten Preisschwankungen erleiden. Gerade bei langfristigen Lieferverträgen sorgen Wechselkursschwankungen für erhebliche Unsicherheiten bei den beteiligten Unternehmen. Sowohl für Unternehmen als auch für reisende Privatleute fallen die Gebühren beim Umtausch von ausländischen Währungen weg. Die wirtschaftliche Einheit ist erreicht, wenn die Wirtschaftspolitik der Regierungen nicht nur koordiniert wird, sondern eine gemeinsame europäische Wirtschaftsregierung sogar eine gemeinsame Wirtschaftspolitik für den gesamten Integrationsraum beschließt und umsetzt Autorentext Arbeitsaufträge 1. Fassen Sie die Merkmale und Ziele der Ihnen vorliegenden Stufe der wirtschaftlichen Integration 2. Erklären Sie mögliche Vorteile und Probleme einer gemeinsamen Währung. 3. Erklären Sie die Funktion der Verschuldungsgrenzen für die öffentlichen Haushalte der Euro- Mitgliedstaaten. 4. Erläutern Sie die Voraussetzungen, die Ihres Erachtens erfüllt sein müssen, damit mehrere Länder erfolgreich eine Währungsunion bilden können. Unterrichts-Konzepte Politik STARK 3
4 Material MA 7 MA 9 Lösungsvorschläge 1. Das wirtschaftliche Ziel aller Integrationsstufen liegt in einer Ausweitung des innergemeinschaftlichen Handels. Durch eine bessere Ausnutzung von Vorteilen der Arbeitsteilung (Spezialisierungs- und Massenproduktionseffekte) sollen wohlfahrtssteigernde Wirkungen erzielt werden. Material MA 9 2. Mögliche Vorteile: Erleichterte Kalkulationsbasis für Unternehmen, da Wechselkursschwankungen wegfallen und Preisunterschiede leicht feststellbar sind. Kosteneinsparungen und dadurch eine global höhere Wettbewerbsfähigkeit, weil Umtauschgebühren (z. B. beim Kauf von Vorleistungen aus einem anderen Land innerhalb der Währungsunion) wegfallen. Mögliche Nachteile: Verzicht auf geldpolitische Souveränität, weil die Geldmenge nun von der gemeinsamen Notenbank gesteuert wird, nicht von der nationalen Notenbank allein. Abhängigkeit von den wirtschaftspolitischen Entscheidungen der anderen Mitgliedsländer der Währungszone, sofern die Stabilität der Währung durch diese Entscheidungen beeinflusst wird. 3. Bei übermäßiger Verschuldung droht Inflation, weil a) die Kreditaufnahme des Staates die Zinsen in die Höhe treibt (was wiederum die Preise anheben könnte) und b) die starke Nachfrage des Staates nach Gütern, die mit den Krediten finanziert wird, die Anbieter dazu veranlassen könnte, die Preise anzuheben. 4 Unterrichts-Konzepte Politik STARK
5 4. Voraussetzungen: Ähnlicher Konjunkturverlauf in allen Mitgliedsländern der Währungsunion, da es nur noch einen Leitzins für den gesamten Währungsraum gibt. Hohe Leitzinsen dämpfen die Geldmenge und damit die Inflationsgefahr, hemmen aber das Wirtschaftswachstum. Niedrige Leitzinsen beflügeln die konjunkturelle Entwicklung, bergen aber Inflationsgefahren. Harmonisierte Wirtschaftspolitik, um eine Divergenz der Konjunkturverläufe in den Mitgliedsländern der Währungszone zu vermeiden. Verschuldungsdisziplin der beteiligten Regierungen, um die Stabilität der Währung nach innen (Kaufkraftstabilität) und nach außen (Wechselkurs) nicht zu gefährden. Wirksamer Sanktionsmechanismus bei Verstößen gegen Stabilitätskriterien, damit gemeinsam vereinbarte Regelungen zum Schutz der Währungsstabilität wirksam durchgesetzt werden können. Unterrichts-Konzepte Politik STARK
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