Block 8 Mentale Retardierung (Oligophrenie):
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- Margarethe Baumann
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1 Block 8 Mentale Retardierung (Oligophrenie): Klassifikation und Häufigkeit: Sprach- und Lernstörung IQ 70-85* 5-10 % - Leseschwäche (Dyslexie) - Lernschwäche (LD = learning disability) - Konzentrations- u. Aufmerksamkeitsschwäche mit oder ohne Hyperaktivität (AD(H)D = attention deficit (hyperactivity) disorder) - Autismus Mentale Retardierung ( MR ) IQ < % - Leichte (mild) mentale Retardierung (MMR) = Debilität IQ ,98 % - Schwere (severe) mentale Retardierung (SMR) IQ < 50 0,38 % - Imbezillität IQ Idiotie IQ < 20 IQ-Normalbereich IQ-Bereich der mentalen Retardierung <70 Andere, z.t. alte verwendete Bezeichnungen: Dyslexie für Leseschwäche LD = Learning disability für Lernschwäche AD(H)D = Attention deficit (hyperactivity) disorder für Konzentrations- und Aufmerksamkeitsschwäche Debilität für leichte mentale Retardierung mit IQ >50 Imbezilität für für schwere mentale Retardierung mit IQ >20 Idiotie für schwere mentale Retardierung mit IQ <20 Oligophrenie für mentale Retardierung allgemein mit IQ <70 Zur Verfügung gestellt von Prof. Dr. Rehder - Seite 1
2 Ursachen der Mentalen Retardierung (MR): Chromosomal (MMR 10-20%, SMR 40 %) - numerisch, z.b. Down-Syndrom - strukturell, z.b. Wolf-Syndrom (del4p) - Mikrodeletionen und -duplikationen - z.b. Williams-Beuren-Syndrom (MR), CATCH22-Syndrom (Lernschwäche), (unter Einbeziehung der Array-CGH-Technik lassen sich ~15% der ungeklärten Fälle mentaler Retardierung aufklären) Monogen - AD, z.b. Neurofibromatose I (Lernschwäche) - AR, z.b. Phenylketonurie PKU - XD, z.b. Fragiles X-Syndrom, z.b. Rett-Syndrom Multifaktoriell Teratogen: Erworben: z.b. Alkoholembryopathie, Phenylketonurie PKU z.b. Geburtstrauma, Unfall Die häufigste Ursache der mentalen Retardierung ist die chromosomale Ursache, die jedoch durch die Pränataldiagnostik im Abnehmen begriffen ist. Unter den monogenen Ursachen finden sich unterschiedliche betroffene Gene viele davon sind auf dem X-Chromosom gelegen - und unterschiedliche Mutationstypen in diesen Genen. Ein mit mentaler Retardierung einhergehendes monogenes Krankheitsbild ist aber durch eine Expansionsmutation bedingt. Es ist dies das Fragiles X-Syndrom (FMR1 oder Martin-Bell-S.) Klinik: - häufigste Form erblicher geistiger Retardierung im männl. Geschlecht - mit dem Alter zunehmende mäßige (~12J) bis schwere (~25J) MR, - Hyperaktivität und Sprachentwicklungsstörungen im Kindesalter - langgestreckte Facies mit hoher Stirn, Makrogenie u. großen Ohren - Heiterkeit und Verhaltensstörungen, hohe Stimme - postpuberale Makrorchidie Genträgerinnen - bei 50% Lernschwäche (IQ ~85) und - Assoziation mit POF (premature ovarian failure) bei PIP Zur Verfügung gestellt von Prof. Dr. Rehder - Seite 2
3 (paternally inherited premutation) Prävalenz: - 1 : 4000 unter Neugeborenen Cytogenetik: - Fragile Stelle (Konstriktion) am distalen langen Arm des X- Chromosoms durch Folsäuremangel im Kulturmedium in 25% der Metaphasen induzierbar Genlocus: - FRAXA (= FMR1-Gen) in Xq (FRAXD in Xq27.2, FRAXE + FRAXF in Xa28) Mutation: - Expansionsmutation innerhalb einer repetitiven CGG- Sequenz im 1. Exon - Normal CGG-Repeats - Prämutation CGG-Repeats - Volle Mutation - > 200 CGG-Repeats - instabile Mutation - aus einer Prämutation kann eine volle Mutation werden, allerdings nur in der weiblichen Keimbahn während der Oogenese, d.h. Töchter von Männern mit Prämutation (NTM = normal transmitting males) entwickeln keine mentale Retardierung, wohl aber Söhne und Töchter einer Trägerin der Prämutation Die letztgenannte atypische Vererbungsform des Fra-X-Syndroms wird auch als SHERMAN-Paradox bezeichnet (s.u. Stammbaum): Zur Verfügung gestellt von Prof. Dr. Rehder - Seite 3
4 Betroffene Individuen haben >230 CGG-Wiederholungen Antizipation (=Sherman-Paradox), Rot = betroffen, Punkt = Trägerin der Prämutation, NTM = normal transmitting male(prämutation) Ziffern = CGG- Repeatzahlen, % = Risiko für eine volle Mutation Das Sherman-Paradox besagt, dass Trägerinnen der Prämutation ( CGG-Repeats s.o.), die selbst nicht mental retardiert sind, nicht mental retardierte Kinder mit einer Prämutation und aufgrund der Möglichkeit der weiteren Vermehrung der CGG-Repeats in der weiblichen Keimbahn auch mental retardierte Kinder mit der vollen Mutation haben können, dass aber der Prozentsatz der mental retardierten Kinder mit der vollen Mutation wie auch die CGG-Repeatztahl der Kinder mit der Prämutation von der Repeatzahl der Mutter mit der Prämutation abhängt. Beides nimmt im Sinne einer Antizipation von Generation zu Generation zu, während die Repeatzahl der Töchter von Vätern mit der X-chromosomalen Mutation gleichbleibt. Die Zahlen im obigen Stammbaum zeigen die CGG-Repeatzahlen an, die Prozentzahlen stehen für den Anteil der Söhne (rotes quadratisches Symbol) und Töchter (rotes rundes Symbol). Zur Verfügung gestellt von Prof. Dr. Rehder - Seite 4
5 Das SHERMAN-Paradox ist als atypisches Vererbungsmuster typisch für das Frau-XSyndrom! Wolf-Syndrom Frau-X-Syndrom Rett-Syndrom Zur Verfügung gestellt von Prof. Dr. Rehder Williams-Beuren-Syndrom Down-Syndrom - Seite 5
6 Nicht jede mentale Retardierung ist gleich. Untersc hiedliche Krankheitsbilder mit mentaler Retardierung unterscheiden sich durchaus im Verhaltensmuster. So ist - ein ausgeprägtes soziales Verhalten ganz typisch für das DOWN-Syndrom, - ein stereotypes Händereiben - wie beim Händewaschen - typisch für das RETT- Syndrom, - das fröhliche Gemüt mit dem vielen Lachen typisch für das Fra-X-Syndrom, - die Eloquenz mit großem Wortschatz typisch für das WILLIAMS-BEUREN-Syndrom (sog. Cocktailparty perosnality!), das zudem durch volle Wangen und Lippen gekennzeichnet ist und auf einer MIKRODELETION in 7q11 beruht, und - eine häufig schwere mentale Retardierung mit einem Gesicht wie ein griechischer Kriegshelm beim WOLF-Syndrom Zur Verfügung gestellt von Prof. Dr. Rehder - Seite 6
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