Malteser Migranten Medizin
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- Regina Böhm
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1 Malteser Migranten Medizin Medizinische Anlaufstelle für Menschen ohne Krankenversicherung in München Erfahrungsbericht 2006 (Stand ) Verantwortlich für den Inhalt: Carl-Joseph Graf Wolff Metternich, Stadtbeauftragter Malteser Hilfsdienst e.v. Eva Maria Schmid, Dienststellenleiterin Stadtgeschäftsstelle Streitfeldstr. 1 Tel.: 089 / Fax: 089 / München eva.schmid@maltanet.de
2 Inhalt Das Projekt Malteser Migranten Medizin in München Seite 3 Ursachen für die fehlende Krankenversicherung Seite 4 Herkunftsländer und Alter der Patienten Seite 6 Krankheitsbilder der Patienten Seite 7 Personal, Räumlichkeiten und Ausstattung Seite 9 Behandlung und Betreuung der Patienten Seite 10 Kooperation mit anderen Beratungsstellen Seite 11 Öffentlichkeitsarbeit und feierliche Eröffnung Seite 11 Finanzierung des Projekts Seite 12 Fazit und Ausblick Seite 14 Malteser Migranten Medizin Tel: 089 / Romanplatz 5 Fax: 089 / München migrantenmedizin@mhd-muc.de Sprechzeiten: jeden Dienstag von 9:30 bis 13:30 Uhr Malteser Migranten Medizin München Erfahrungsbericht
3 Das Projekt Malteser Migranten Medizin in München Die Malteser Migranten Medizin (MMM) in München wurde im Juli 2006 vor dem Hintergrund ins Leben gerufen, Menschen ohne Krankenversicherung und ohne die notwendigen finanziellen Mittel ärztliche Beratung und Betreuung zu ermöglichen. Es handelt sich dabei um eine Anlaufstelle, die wie eine kleine Praxis funktioniert und an der zwei Ärztinnen Sprechstunden anbieten. Das Angebot wendet sich an alle Menschen ohne Krankenversicherung, um sie im Bereich der medizinischen Versorgung zu unterstützen und ihnen dadurch zumindest ansatzweise ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Flüchtlinge, nicht legal in Deutschland lebende Personen und nichtversicherte Deutsche sowie EU-Bürger wenden sich an die Malteser Migranten Medizin. Bisher wurden 83 Patientinnen und Patienten behandelt. Mit Mehrfachbehandlungen zählen wir in 2006 insgesamt 134 Behandlungen. Der Gründung der Malteser Migranten Medizin München war eine lange Vorbereitungsphase vorangegangen. Die Stadt München hatte auf Basis einer wissenschaftlichen Untersuchung von Dr. Philip Anderson ( Dass sie uns nicht vergessen, 2003) und eines Stadtratsbeschlusses vom , dass eine Anlaufstelle für Menschen ohne Krankenversicherung eingerichtet werden solle, eine Gesprächsrunde organisiert. Daran waren u.a. auch Kirche, Caritas und Malteser Hilfsdienst beteiligt. So wurde der Malteser Hilfsdienst München beauftragt, die Anlaufstelle für Nichtkrankenversicherte aufzubauen. Auf der Erfahrung der Malteser Migranten Medizin Berlin (seit 2001) und Köln (seit 2005) aufbauend entwickelte die Projektleitung der Münchner Malteser ein Konzept für eine Anlaufstelle in München. Kontakte zu den fremdsprachlichen Gemeinden, verschiedenen sozialen Einrichtungen und Beratungsstellen wurden aufgebaut und schließlich genutzt, um die Patienten über das Angebot der MMM zu informieren. Am 20. Juli 2006 wurde die Malteser Migranten Medizin München feierlich eröffnet. Der vorliegende Bericht soll zum Einen die Entstehungsphase des Münchner Projekts veranschaulichen, zum Anderen vor allem einen Einblick in die Arbeit geben und die Statistik des ersten halben Jahres MMM München präsentieren. Malteser Migranten Medizin München Erfahrungsbericht
4 Ursachen für die fehlende Krankenversicherung Die Patienten wenden sich an die MMM, weil sie nicht krankenversichert sind bzw. die Kosten für eine medizinische Behandlung nicht selbst tragen können. Es gibt unterschiedliche Ursachen für eine fehlende Absicherung im Krankheitsfall. Die folgende Grafik illustriert die prozentualen Anteile der Patienten mit verschiedenen Status. Der größte Teil der Patienten hält sich legal in Deutschland auf. Dabei handelt es sich um Deutsche, Personen mit einer befristeten oder unbefristeten Aufenthaltserlaubnis, mit einer Duldung oder einem Visum. 5% dieser Personen sind Studenten. Ein steigender Anteil der Patienten sind EU-Bürger. Etwa ein Fünftel MMM-Patienten hält sich ohne Aufenthaltstitel in Deutschland auf. Status EU-Bürger; 14% Visum / Duldung / Staatsbürger; 64% statuslos; 22% Aufgliederung siehe unten Beispielhaft sollen einige Patientengruppen genauer dargestellt werden: Selbständige mit zu geringem Einkommen Deutsche Selbständige, die von ihrem Einkommen keine private Krankenversicherung tragen können, sind Patienten bei MMM. Für sie ist es nicht möglich, in die gesetzlichen Krankenkassen zurückzukehren, außer über ein festes Angestelltenverhältnis, bei dem das Gehalt unter einer bestimmten Obergrenze bleibt. Malteser Migranten Medizin München Erfahrungsbericht
5 Kinder Auch Kinder sind betroffen, wenn ein Elternteil privatversichert war und seine Krankenversicherung nicht mehr bezahlen kann. Auch sie fallen dann automatisch aus der Krankenversicherung, selbst wenn der andere Elternteil gesetzlich versichert ist. Fehlende Impfungen und Vorsorgeuntersuchungen sind dann die Folge. Rentner ohne Krankenversicherung Viele Rentner waren in ihrem Arbeitsleben selbständig und haben, seit sie aus dem Berufsleben ausgeschieden sind, nicht mehr das nötige Geld, um sich privat weiter zu versichern. Dies liegt entweder daran, dass sie hoch verschuldet sind oder/und zum Ende ihres Berufslebens Konkurs gegangen sind. Gleiches gilt, wenn der Partner verstorben ist und sie aus der Familienversicherung ausgeschieden sind. Sie haben auch kein Rückkehrrecht in die gesetzliche oder private Krankenversicherung. EU-Bürger 14% der MMM-Patienten stammen aus EU-Ländern, meist aus Osteuropa, und halten sich folglich legal in Deutschland auf. Viele von ihnen sind hier selbständig, können sich jedoch eine private Krankenversicherung nicht leisten. Wir sehen mit Besorgnis, dass EU-Bürger, die in Deutschland ein kleines Gewerbe angemeldet haben, keine Krankenversicherung vorweisen müssen und daher zuallererst daran sparen. Andere arbeiten ohne Arbeitserlaubnis und sind folglich ebenfalls nicht versichert. Studenten Deutsche und EU-Studenten sind nur bis zum 30. Lebensjahr pflichtversichert. Danach können sie sich freiwillig in einer gesetzlichen Krankenkasse oder privat versichern. Viele Studenten entscheiden sich für ein günstiges Angebot einer privaten Versicherung, die jedoch teilweise Zahnbehandlung und/oder Schwangerschaft und Geburt ausschließen. Bei Zahnschmerzen oder Schwangerschaft wenden sie sich an die Malteser Migranten Medizin. Touristen Ausländische Touristen bilden eine weitere Patientengruppe bei MMM. Immer wieder reisen Besucher ohne Krankenschutz nach Deutschland ein. Im Krankheitsfall können manche Touristen nicht für die Behandlungskosten aufkommen. Malteser Migranten Medizin München Erfahrungsbericht
6 Menschen ohne legalen Aufenthaltsstatus Auch nicht legal in Deutschland lebende Menschen werden bei MMM ärztlich versorgt. Diese machten in 2006 einen Anteil von 22% aller Patienten aus. Zum Teil sind es Menschen, die aufgrund von Verfolgung oder einer angespannten politischen Situation bis hin zum Bürgerkrieg in ihrem Heimatland Zuflucht in Deutschland suchten und deren Asylverfahren abgelehnt wurde. Sie kommen zu MMM, wenn ein akuter medizinischer Notfall eintritt. Diese Patienten werden medizinisch betreut, ohne ihre Identität aufdecken zu müssen. Wir arbeiten mit anderen Organisationen zusammen, um eine Legalisierung der Patienten zu erwirken, wenn dies möglich ist. Gerade Schwangere und Schwerkranke können so Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz erhalten. Es gibt in München weitere Anlaufstellen für Sans-papiers, wie z.b. das Cafe 104 und Mitgrationsberatungsstellen, mit denen die MMM in einzelnen Fällen zusammenarbeitet. Immer wieder kommen Patienten zur Malteser Migranten Medizin, die zwar einen Anspruch auf medizinische Versorgung nach Asylbewerberleistungsgesetz oder nach SGB II oder SGB XII hätten, dies aber nicht wissen oder den Anspruch noch nicht geltend gemacht haben. Meist können wir in der aktuellen medizinischen Notlage helfen und die Patienten so weit unterstützen, Kontakte herstellen und Gesprächstermine bspw. im Sozialbürgerhaus vereinbaren, sodass die Patienten künftig nicht mehr auf die MMM angewiesen sind. Herkunftsländer und Alter der Patienten Die Herkunftsländer der Menschen, die bei MMM behandelt wurden, sind rund um den Globus verteilt: 17% kamen aus Deutschland, 18% aus anderen EU-Ländern, 12% aus dem ehem. Jugoslawien, 11% aus Osteuropa, 12% aus Ländern Afrikas, 7% aus Asien, 22% aus Mittel- und Südamerika und 1 % aus Australien. Mittel- /Südamerika Russland Ost- /Südeuropa Afrika Asien Malteser Migranten Medizin München Erfahrungsbericht
7 Der Großteil der Patienten ist zwischen 18 und 50 Jahre alt. Alter Männliche Patienten = 30 % Weibliche Patienten = 70 % über 50; 16% bis 18; 8% 18-50; 76% Krankheitsbilder der Patienten Überweisungen nach Fachrichtungen 40% 35% 35% 30% 25% 20% 18% 15% 10% 5% 2% 4% 8% 2% 1% 4% 9% 3% 5% 2% 7% 0% Augen Chirurgie Gynäkologie Hautarzt HNO Innere Kinderarzt Neurologie Orthopädie schwanger Allg.ärztl. in der MMM-Praxis Radiologie Zähne Malteser Migranten Medizin München Erfahrungsbericht
8 Etwa 5 % der Patienten suchte die ärztliche Versorgung durch MMM mit sofort zu behandelnden Problemen auf (Grippe, Ohrentzündungen, Verstauchungen, Hautverletzungen etc.). Alle übrigen wurden an niedergelassene Fachärzte weiter vermittelt oder direkt stationär eingewiesen. Bei dieser Darstellungsweise (siehe auch Grafik Seite 7) wurden Mehrfachbehandlungen der direkt bei MMM behandelten Patienten nicht berücksichtigt. Schwangerschaften Der Anteil der Schwangeren an der Patientenzahl beträgt 35% (29 Patientinnen). Die Frauen kommen teilweise zu einem fortgeschrittenen Zeitpunkt der Schwangerschaft und manche sogar, ohne dass je eine Voruntersuchung stattgefunden hätte. Aufgrund des christlichen Selbstverständnisses der Malteser wird keine Vermittlung zum Schwangerschaftsabbruch angeboten, sondern eine bestmögliche Unterstützung für Mutter und Kind gewährt. Schwierig gestaltet sich die Vermittlung an Krankenhäuser, da diese teilweise bei den versicherten bzw. zahlenden Patientinnen lange Wartelisten haben. Manche Schwangere können die Kosten für die Geburt selbst tragen, wären jedoch bei Komplikationen und damit wesentlich höheren Kosten finanziell überfordert. Hier stellt sich die Frage, ob die Malteser oder die Krankenhäuser ein solches Risiko finanziell absichern können oder wollen. Ähnliche Fragen stellen sich bei schwangeren Studentinnen, deren private Krankenversicherung eine Schwangerschaft nicht abdeckt. Manche Schwangere kommen erst dann zu MMM, wenn sie bereits einige Untersuchungen hinter sich haben und die offenen Rechnungen für Untersuchung und Labor nicht mehr begleichen können. Prinzipiell kommt MMM nur für Kosten auf, die durch die Vermittlung der MMM-Ärztinnen entstanden sind. Daher können wir diese Schwangeren zwar ab dem Zeitpunkt betreuen, zu dem sie bei uns waren, aber nicht noch offene Rechnungen bezahlen. Zahnerkrankungen 7% der betreuten Patienten wiesen eine Erkrankung der Zähne auf. Dabei handelt es sich teilweise um akute Probleme, wie Entzündungen und abgebrochene Zähne. Beim Großteil der Patienten besteht das Problem jedoch in einem allgemein desolaten Zahnstatus, da der letzte Zahnarztbesuch Jahre zurück liegt. Zähne müssen gezogen werden, Prothesen o.ä. wären nötig. Anfangs gestaltete sich die Weitervermittlung an Zahnärzte sehr schwierig. Inzwischen haben sich jedoch 16 Zahnärzte bereit erklärt, gelegentlich einen MMM-Patienten ehrenamtlich zu behandeln. Malteser Migranten Medizin München Erfahrungsbericht
9 Personal, Räumlichkeiten und Ausstattung Die Beratungsstelle befindet sich in geeigneten Räumen am Romanplatz (Stadtteil Nymphenburg) und ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen. Gerade im Hinblick auf statuslose Patienten wurde darauf geachtet, dass die Hemmschwelle, sich an die MMM zu wenden, möglichst gering ist. So befindet sich der Eingang zur MMM auf der Rückseite eines Hauses mit verschiedenen Arztpraxen und Wohnungen und kann von der Straße aus nicht eingesehen werden. Vor Eröffnung der Anlaufstelle waren einige formale Hürden zu überwinden, denn die Räume mussten per Stadtratsbeschluss zweckentfremdet werden, da sie statt bisher als Wohnraum nun gewerblich genutzt werden sollten. Wir sind sehr froh, dass dies möglich war, und danken auch den Barmherzigen Brüdern, die uns die Räume vermieten und uns im Vorfeld sehr unterstützt haben. Anfang 2006 wurden die Räume, die zuvor als Wohngemeinschaft für SchwesternschülerInnen genutzt worden waren, renoviert und ausgestattet. Mitarbeiter der Timberland World Trading GmbH erklärten sich bereit, im Rahmen eines so genannten Social Day die Wände, Decken und Türen zu streichen. Bild: Mitarbeiter der Timberland World Trading GmbH streichen die MMM-Räume. Der Großteil der Ausstattung, wie z.b. Schreibtische, Liegen, Medikamentenschrank etc. wurde gespendet. Darüber hinaus verfügt MMM über medizinische Ausstattung, die eine Untersuchung und Erstdiagnostik ermöglichen. Ehrenamtliche der Technik-Logistik-Gruppe des Malteser Einsatzzuges München richteten die Anlaufstelle ein, bauten Schränke auf und hängten Bilder an die Wand. Die Anlaufstelle verfügt über zwei Sprech- und Behandlungszimmer, ein Anmeldezimmer, einen Warteraum und einen Aufenthaltsraum. Von Juli bis einschließlich November 2006 arbeiteten zwei Ärztinnen, Frau Dr. Schlemmer und Frau Scherzer, an der Anlaufstelle. Sie hatten in der Vorbereitungsphase seit Herbst 2005 die MMM in München mit aufgebaut. Wir bedauern, dass Frau Scherzer ihre Mitarbeit beenden musste, da sie mit ihrer Familie ins Ausland ging. Seither nimmt Frau Dr. Schlemmer allein an einem Tag in der Woche die medizinischen Voruntersuchungen, Beratungen Malteser Migranten Medizin München Erfahrungsbericht
10 und Behandlungen vor. Eine ehrenamtliche Helferin, Frau Wiendl, übernimmt die Funktion der Sprechstundenhilfe. Bild: Frau Scherzer (links) und Frau Dr. Schlemmer, die beiden MMM-Ärztinnen Das Team der Anlaufstelle erhielt im Herbst 2006 eine spezielle notfallmedizinische Fortbildung (REVIVE-Training) durch die Kollegen des Malteser Ausbildungsreferats. Das Projekt wird von der Stadtgeschäftsstelle der Malteser geleitet und von Dienststellenleiterin Eva Schmid betreut. Zudem unterstützt Projektassistentin Maria Blattenberger in der Verwaltung und Organisation sowie bei größeren Aktionen. Behandlung und Betreuung der Patienten Die Patienten werden je nach Krankheitsbild bei MMM direkt behandelt oder an niedergelassene Ärzte oder Psychologen, ins Krankenhaus oder an andere Beratungsstellen, z.b. zur Klärung von sozialen oder rechtlichen Fragen, weitervermittelt. Es haben sich bisher 48 niedergelassene Ärzte bereit erklärt, mit der MMM München zusammenzuarbeiten. Malteser Migranten Medizin München Erfahrungsbericht
11 Die Verständigung mit den Patienten funktioniert in den meisten Fällen gut. Entweder sprechen die Patienten selbst ausreichend deutsch bzw. englisch oder bringen einen Sprachmittler mit. In Einzelfällen kann auch auf die Hilfe von Dolmetschern zurückgegriffen werden. Kooperation mit anderen Beratungsstellen Die Malteser Migranten Medizin arbeitet mit Beratungsstellen und anderen Einrichtungen in München zusammen, beispielsweise mit Flüchtlings- oder allgemeinen Beratungsstellen (Caritas, Bayerisches Rotes Kreuz, Sozialbürgerhäuser etc.). Hierbei geht es immer wieder um rechtliche Fragen, aber auch um über das Profil von MMM hinaus gehende soziale Probleme. In vielerlei Hinsicht kann dieses Kooperationsnetz weiter ausgebaut werden. So ist noch unklar, wo Deutsche, die gerne wieder versichert werden möchten, ausführlich beraten werden. Häufig sind Patienten auch mit dem Besuch von Ämtern oder dem Ausfüllen von Formularen überfordert. Sie bräuchten eine sozialpädagogische Betreuung, die MMM bisher nicht leisten kann. Uns hier noch besser mit anderen zu vernetzen und die soziale Betreuung der Patienten zu verbessern, stellt eine der wichtigsten Herausforderungen für 2007 dar. Öffentlichkeitsarbeit und feierliche Eröffnung der Anlaufstelle Bild: Weihbischof Engelbert Siebler bei der MMM-Eröffnung Weihbischof Engelbert Siebler hat die Schirmherrschaft für die Malteser Migranten Medizin in München übernommen. Er segnete im Rahmen einer kleinen Einweihungsfeier am 20. Juli 2006 die Räume. Dabei verglich er die Tätigkeit der Malteser mit dem barmherzigen Handeln des Samariters und erläuterte, dass Jesus selbst das Wohl des Menschen und die Hilfe für einen Bedürftigen über das strenge Einhalten von Gesetzen gestellt habe. Zu der Eröffnungsfeier waren außerdem zahlreiche Ehrengäste erschienen. Neben dem Präsidenten der Deutschen Assoziation des Malteserordens, Dr. Erich Prinz v. Lobkowicz, der Diözesanoberin, Malteser Migranten Medizin München Erfahrungsbericht
12 Baronin Freyberg und weiteren Vertretern der Münchner Malteser wollten vor allem die zahlreichen Kooperationspartner und Unterstützer des Projekts die Anlaufstelle einmal mit eigenen Augen begutachten. So gaben sich Caritasdirektor Msgre. Lindenberger, die Geschäftsführerin des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder, Frau Müller, der Ärztliche Direktor des Rotkreuzkrankenhauses, Prof. v. Arnim, sowie der Ärztliche Direktor des Krankenhaus Dritter Orden, Dr. Weidinger, der Vorsitzende des Ärztlichen Kreis- und Bezirksverbandes, Prof. Kunze und zahlreiche weitere Persönlichkeiten die Ehre. Mitgefeiert haben auch Vertreter der Fremdsprachlichen Missionen, des Referats für Gesundheit und Umwelt sowie des Sozialreferats, Vertreterinnen aus sozialen Organisationen und Initiativen der Flüchtlingshilfe usw. In seiner Rede betonte der Stadtbeauftragte Carl-Joseph Graf Wolff Metternich, dass das Projekt den Malteser Leitsatz Bezeugung des Glaubens und Hilfe den Bedürftigen in vorbildlicher Weise umsetze. Er bedankte sich bei allen, die in der langen Planungs- und Vorbereitungsphase mitgeholfen hatten und stellte das MMM-Team vor. Bild: Eröffnung der Malteser Migranten Medizin am 20. Juli 2006, von links: Dr. Erich Prinz v. Lobkowicz (Diözesanleiter der Malteser), Weihbischof Engelbert Siebler (Schirmherr), Eva Maria Schmid (Dienststellenleiterin Malteser München), Carl-Joseph Graf Wolff Metternich (Stadtbeauftragter der Malteser München) Bedingt durch die politische Sensibilität des Projekts wurde die Öffentlichkeitsarbeit zunächst auf ein Minimum reduziert. Es wurde vereinbart, dass bis auf Weiteres keine Pressearbeit betrieben wird. Lediglich im Rahmen des Adventskalenders der Süddeutschen Zeitung und in kleinen Hinweisen auf die Öffnungszeiten wurde auf MMM öffentlich aufmerksam gemacht. Finanzierung des Projekts Die Mittelgewinnung für die Finanzierung der Beratungsstelle und von notwendigen Behandlungen ist die größte Herausforderung des Malteser Hilfsdienstes für dieses Projekt. Die variablen Kosten lassen sich nicht exakt kalkulieren, da eine einzelne Behandlung unter Umständen Tausende von Euro kosten kann. Für 2007 wird mit Aufwendungen in Höhe von Euro gerechnet. Die größten Positionen sind Miete, anteilige Personalkosten, Material- und Behandlungskosten. Malteser Migranten Medizin München Erfahrungsbericht
13 Zum Einen wird versucht, möglichst viele Leistungen ehrenamtlich zu erhalten, zum Anderen versuchen die Malteser Drittmittel zu akquirieren. Dabei stellt sich gerade in der Anfangsphase heraus, dass es sich lohnt, Zeit und damit auch Geld in den Aufbau eines funktionierenden Netzwerks zu stecken und Kontakte zu pflegen. So konnte beispielsweise eine Chemotherapie ambulant und nur zum Materialpreis durchgeführt werden. Die hier investierten Personalkosten führen zu einer erheblichen Ersparnis bei den Behandlungskosten. Am 04. April 2006 fand ein Benefizfilmabend zugunsten des Projekts MMM statt. 350 Gäste sahen Das Leben der Anderen im Filmcasino am Odeonsplatz und erlebten den Regisseur des mehrfach preisgekrönten Films persönlich. Der Erlös kam der Behandlung von Patienten der MMM München zugute. Bild: Benefizfilmabend Das Leben der Anderen im Filmcasino, von links: Gabriele Scherzer (MMM-Ärztin), Eva Maria Schmid (Dienststellenleiterin Malteser München), Mária Gräfin Clary und Aldringen (vertritt den Stadtbeauftragten der Malteser München), Dr. Bettina Schlemmer (MMM-Ärztin), Florian Henckel von Donnersmarck (Regisseur), rechts: Filmplakat Das Ziel der Fundraising-Bemühungen im Jahr 2007 wird es sein, die Zielgruppe der Privatspender und Firmen weiter auszubauen, um so die MMM weiterhin finanzieren zu können. Es wird sich zeigen, inwiefern der Verein Medizinische Hilfe für nicht versicherte Menschen in München e.v. besonders kostenintensive Behandlungen übernehmen kann. Malteser Migranten Medizin München Erfahrungsbericht
14 Fazit und Ausblick Die Malteser Migranten Medizin München hat den Projektstart in 2006 erfolgreich bewältigt. Dies ist der großen Motivation und dem unermüdlichen Einsatz aller Beteiligten und der hervorragenden Zusammenarbeit der beiden Ärztinnen zu verdanken. Ein größerer Bekanntheitsgrad und damit auch verstärkte Nachfrage werden in 2007 einiges an Engagement, Standardisierung und Optimierung der Abläufe und einen verstärkten Aufbau des Netzwerks verlangen. Die finanziellen Aufwendungen wurden in der Aufbauphase und in den ersten Monaten des Praxisbetriebs durch großes personelles Engagement relativ niedrig gehalten, indem Sachspenden akquiriert wurden und kostenlose bzw. günstige Behandlungen ermöglicht wurden. In diesem Sinne sollte auch künftig gearbeitet werden. Für die Münchner Malteser Migranten Medizin stellen sich in 2007 folgende Ziele: - Ausbau des Angebots entsprechend der Nachfrage, ggf. eine zweite Sprechstunde - Ausbau des Kooperationsnetzes mit Krankenhäusern, niedergelassenen Ärzten, sozialen Einrichtungen und Behörden - Verbesserung der sozialen Betreuung der Patienten durch eine/n dafür qualifizierte/n Mitarbeiter/in im Team der Anlaufstelle - Verstärkung der Fundraising-Aktivitäten, um die Kostendeckung des Projekts bei steigenden Patientenzahlen zu gewährleisten Die Patientenzahl in der MMM München steigt. Immer mehr Deutsche ohne Krankenversicherung wenden sich an die Anlaufstelle. Das soziale System weist Lücken auf, die bisher nicht geregelt sind. Derzeit fallen Nichtversicherte häufig durch das gesamte Raster des sozialen Netzes. Nur durch das Engagement von freien Trägern, Ärzten und Privatinitiativen wurden Strukturen geschaffen, die ein Mindestmaß an medizinischer Versorgung ermöglichen. Der Malteser Hilfsdienst sieht seine Aufgabe darin, Menschen in Not zu helfen und wird dies auch weiterhin unter diesen schwierigen Rahmenbedingungen tun. Denn Jeder Mensch hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. (Artikel 2, GG). Kranke sollen nicht sich selbst und ihrem Leid überlassen sein. Indem wir Malteser helfen, wollen wir unseren Glauben bezeugen und den Menschen, die uns brauchen, Nähe und Mitmenschlichkeit schenken. Malteser Migranten Medizin München Erfahrungsbericht
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