Für den potentiellen Käufer von
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- Adrian Sommer
- vor 8 Jahren
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1 Eine Frage an unseren Autor Tim Koesling: Kosten die Produktionsrechte künftig weniger? Der erste Referentenentwurf aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium für das künftige Milchquotenübertragungssystem ist in der Fachpresse veröffentlicht worden (NL 9/99 S. 18/19). Über die Fragen des Ablaufes, des Zeitpunktes für den Transfer, der Abzüge und auch über die Quotenregionen wird man auf politischer Ebene noch streiten. Über die Grundzüge aber herrscht wohl Einigkeit. Ob allerdings das beabsichtigte Ziel mit dieser Regelung erreicht wird, bleibt fraglich. Die Einführung des Börsenmodelles sollte ja die milcherzeugenden Betriebe von zu hohen Kosten für Produktionsrechte entlasten. Außerdem sollte erreicht werden, dass die Produktionsrechte dauerhaft zu den erzeugenden Unternehmen wandern und nicht weiter hochverzinste Vermögenswerte in Betrieben bleiben, die aus der Milchproduktion ausgestiegen sind. Weiterhin soll mit diesem Verfahren eine einheitliche Quotenregelung in den alten und neuen Bundesländern eingeführt werden. Es kann bereits heute bezweifelt werden, dass eine Kostendämpfung bei den Quotenpreisen erreicht wird. Der Preis für Milchquote wird im Wesentlichen vom aktuellen und dem in Zukunft zu erwartenden Milchpreis abhängen und nicht von dem Weg, wie Quote transferiert wird. Je kleinkarierter die endgültige Lösung in Bezug auf die Übertragungsregionen und -mengen ausfallen wird, desto mehr wird der Markt ausgeschaltet und desto höher wird in den wettbewerbsfähigen Milch-erzeugungsregionen der Quotenpreis steigen. Zu erwarten ist, dass der Quotenpreis wie in Dänemark in wenigen Schritten rasch ansteigen wird und zu erwarten ist ebenfalls, dass, wenn der Preis eine gewisse Höhe überschritten hat, die Konstruktion von Bewirtschaftungslösungen ohne Quotentransfer wieder zunehmen werden. Zu befürchten ist außerdem, dass ein bürokratisch kompliziertes Verfahren mit den entsprechenden Anlaufschwierigkeiten zusätzliche Probleme bringt. Milchquote an der Lange mussten die deutschen Landwirte auf die neue Milchquotenregelung warten. Nun scheint sie in Sack und Tüten. Auch wenn nicht alle mit der jetzigen Börsenregelung zufrieden sind und die nebenstehenden Aussichten keinen Anlass zur Euphorie bieten ab dem 1. April 2000 müssen die Betriebsleiter entscheiden, ob sie Quoten kaufen oder verkaufen wollen und was aus betrieblicher Sicht der ökonomisch richtige Ansatz für die Preisfindung ist. Im folgenden Beitrag beschreibt TIM KOESLING, Koesling Anderson LEBG mbh, Dahlenwarsleben, die wichtigsten Einflussfaktoren auf die Bildung des Quotenpreises und zeigt an Hand von Kalkulationen, wann sich Kauf oder Verkauf für Agrarunternehmen lohnen. Für den potentiellen Käufer von Quote an der Börse stellt sich die Frage, wie hoch der Mehrgewinn aus der Belieferung von zusätzlicher Milchquote ist. Dieser Mehrgewinn wird dann teilweise für den Erwerb der Quote verwendet werden müssen und teilweise zur Verbesserung des Betriebsergebnisses zur Verfügung stehen. Ausgangsbasis für die folgenden Kalkulationen ist der Deckungsbeitrag der Milchproduktion für die zukünftigen Jahre. Wir sind bei unseren Berechnungen davon ausgegangen, dass die Milchgarantiemengenverordnung bis zum Ende des Quotenjahres 2007/2008 gilt. Bei Erwerb von Quote im Jahr 2000/2001 wird also mit acht Produktionsjahren kalkuliert. Eine Vorhersage des Deckungsbeitrages für diese Periode ist schwierig, da sie von der Milchpreisentwicklung der nächsten Jahre, von der Entwicklung der Preise für Rindfleisch und Nutzvieh sowie den Faktorkosten abhängt. Tabelle 1: Maximal möglicher Milchquoten-Kaufpreis und jährliche Quotenkosten; Situation Käufer, 25 % beste Betriebe des Betriebsvergleiches, ohne Investitionen kaufen od Kalkulationsbasis (gerundet): Auszahlungspreis 0,61 DM/kg Milch gebundenes Umlaufkapital (Kuh, Vorräte) DM/Kuh Zinsanspruch Kuh, Vorräte Deckungsbeitrag (DB) nach Lohnkosten und Verzinsung Umlaufkapital 0,23 DM/kg Milch Unternehmergewinn 0,12 DM/kg Milch Milchleistung kg/kuh Quotenlaufzeit 8 Jahre Zinssatz für Milchquote 7 % Rentenbarwertfaktor (RBF, 8 Jahre, 7 %) 5,97 Berechnung Quotenkaufpreis DM/Kuh DM/kg Milch Deckungsbeitrag (DB) pro Jahr 1.681,00 0,2335 Opportunitätskosten (Abstockung) pro Jahr 119,00 0,0165 DB minus Opportunitätskosten (Abstockung) pro Jahr 1.562,00 0,2169 Gegenwartswert des zusätzlichen DB über 8 Jahre = maximaler Kaufpreis für Quote 1,30 Kaufpreis bei Gewinnteilung: (50 % zu 50 %) 0,65 jährliche Quotenkosten (AfA, Zins) 0,11 14 Neue Landwirtschaft 10 99
2 Börse er verkaufen? Die Koesling AndersonLEBG mbh wertet monatlich Milcherzeuger in den neuen Bundesländern mit inzwischen Kühen aus. In dem darauf basierenden Betriebsvergleich werden drei Kategorien von Betrieben gebildet: Die 25 % besten Betriebe, die 50 % mittleren Betriebe und die 25 % abfallenden Betriebe. Unsere Betriebsauswertungen ergeben enorme Schwankungsbreiten bei den Deckungsbeiträgen in einer Größenordnung zwischen 5 Pf und 30 Pf/je kg Milch. Man kann davon ausgehen, dass alle Betriebe in der Lage sind, die Erhöhungen bei den Faktorkosten in den nächsten Jahren durch verbesserte Produktion aufzufangen. In diesem Falle würde der künftig zu erzielende Deckungsbeitrag nur noch von den Erlösen für Milch, Rindfleisch und Zuchtvieh abhängen. Die Erfahrung hat zudem gezeigt, dass über die Jahre die Unterschiede zwischen guten und schlechten Betrieben in ähnlichen Größenordnungen bestehen bleiben. Es kann deshalb davon ausgegangen werden, dass die Betriebe in den neuen Bundesländern heute nach acht bis neun Jahren Produktion unter den neuen Bedingungen ein Deckungsbeitragsniveau erreicht haben, welches sich in den nächsten Jahren nicht mehr maßgeblich verändern wird. Insofern ist der bisher erzielte Deckungsbeitrag eine Kalkulationsgröße für die folgende Zukunftsrechnung. Tabelle 2: Maximaler möglicher Milchquoten-Kaufpreis; Situation Käufer, 50 % mittlere Betriebe des Betriebsvergleiches, ohne Investitionen. Kalkulationsbasis (gerundet): Auszahlungspreis 0,61 DM/kg Milch gebundenes Umlaufkapital (Kuh, Vorräte) DM/Kuh Zinsanspruch Kuh, Vorräte Deckungsbeitrag (DB) nach Lohnkosten und Verzinsung Umlaufkapital 0,12 DM/kg Milch Unternehmergewinn Milchleistung kg/kuh Quotenlaufzeit 8 Jahre Zinssatz für Milchquote 7 % Rentenbarwertfaktor (RBF, 8 Jahre, 7 %) 5,97 Berechnung Quotenkaufpreis DM/Kuh DM/kg Milch Deckungsbeitrag (DB) pro Jahr 763,00 0,1211 Opportunitätskosten (Abstockung) pro Jahr 119,00 0,0189 DB minus Opportunitäts kosten(abstockung) pro Jahr 644,00 0,1022 Gegenwartswert des zusätzlichen DB über 8 Jahre = maximaler Kaufpreis für Quote 0,61 Neue Landwirtschaft
3 Tabelle 3: Möglicher Überschuss durch eine Quotenaufstockung bei Notwendigkeit von Investitionen; Situation Käufer, beste 25 % der Betriebe des Betriebsvergleiches, unterschiedliche Quoten- und Auszahlungspreise. Kalkulationsbasis: Teilinvestition: DM/Tierplatz Vollinvestition: DM/Tierplatz Nutzungsdauer: 15 Jahre Restwert: 0 durchschnittl. zu verzinsender Anlagewert: 0,5 Zinssatz: 7 % Reparatur Teilinvestition (3 % von DM) 60 DM/Tierplatz und Jahr Reparatur Vollinvestition (3 % von DM) 180 DM/Tierplatz und Jahr Durchschnittliche Kosten pro Jahr (DK) = AfA + durchschnittlicher Zinsanspruch + durchschnittliche Reparaturaufwendungen Aufzinsungsfaktor: 1, Überschuss durch Quotenaufstockung bei unterschiedlichen Quoten- und Auszahlungspreisen (DM/kg): Quotenpreis (DM/kg) 0,50 0,65 0,75 1,00 pro Jahr gesamt pro Jahr gesamt pro Jahr gesamt pro Jahr gesamt Milchauszahlungspreis (DM/kg) 0,61 ohne Investition 0,13 1,33 0,11 1,13 0,09 0,92 0,05 0,51 Teilinvestition 0,10 1,04 0,07 0,72 0,05 0,51 0,01 0,10 Vollinvestition 0,02 0,21 0,00 0,00 0,02 0,21 0,06 0,62 0,59 ohne Investition 0,11 1,13 0,10 1,03 0,07 0,72 0,03 0,31 Teilinvestition 0,08 0,82 0,06 0,62 0,03 0,31 0,10 1,03 Vollinvestition 0,00 0,00 0,01 0,10 0,04 0,41 0,08 0,82 0,55 ohne Investition 0,07 0,72 0,08 0,82 0,03 0,31 0,01 0,10 Teilinvestition 0,04 0,41 0,04 0,41 0,01 0,10 0,05 0,51 Vollinvestition 0,04 0,41 0,03 0,31 0,08 0,82 0,12 1,23 Spitzenbetriebe könnten 65 Pf/kg bezahlen Die leistungsfähigsten Milcherzeuger (obere 25 % Betriebe des Betriebsvergleiches) erreichen einen Deckungsbeitrag von 23 Pf/kg Milch. Dabei sind Lohnkosten und Verzinsung des Umlaufkapitals bereits berücksichtigt. Es sei darauf hingewiesen, dass die Betriebe in dieser ökonomischen Spitzengruppe nicht unbedingt die Betriebe mit den höchsten Leistungen sind. Kennzeichnend für diese Betriebe sind gute Leistungen (7.200 kg verkaufte Milch), aber vor allen Dingen effektives Kostenmanagement in allen Bereichen. Wer zu den Spitzenbetrieben zählen will, muss Lohn- bzw. Kraftfutterkosten von jeweils 10 bis 11 Pf/kg Milch und Remontierungsraten um die 30 % erreichen. Wer bei einem dieser Werte deutlich nach oben abweicht, kann auch mit höheren Leistungen nur schwer einen Deckungsbeitrag von 23 Pf/kg erwirtschaften. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass die oberen 25 % der Betriebe ausgesprochen leistungsfähig sind. Die 25 % besten Betriebe haben in den letzten Jahren konstante Leistungssteigerungen von 300 bis 400 kg/kuh erreicht. Es gibt Anzeichen dafür, dass sich diese Steigerung ungemindert fortsetzt. Wenn das so ist, müsste bei gleichbleibender Quote die Herde jährlich um 5 % abgestockt werden. Es sei denn, man beschafft für die zusätzlich produzierte Milch zusätzliche Quoten. Dieser Sachverhalt wird in unserer Kalkulation berücksichtigt, indem die Variante Quotenkauf mit dem Zinsertrag des Vieh- und Umlaufkapitals belastet wird. Die Verzinsung dieses Kapitals liegt bei knapp 2 Pf/kg Milch (genau 0,0165 Pf/kg). Je Kilogramm Mehrproduktion erwirtschaftet der Betrieb einen Deckungsbeitrag von 23 Pfennig, muss diesen aber kalkulatorisch um diese zwei Pfennig mindern (Opportunitätskosten), die er bei Bestandsabbau als Zinsertrag erhalten würde. Der Mehrerlös würde somit 21 Pf je kg betragen (siehe Tabelle 1). Diese werden jährlich über acht Jahre erwirtschaftet. Um eine Kaufentscheidung fällen zu können, müssen die zusätzlichen Mehrerlöse (Deckungsbeiträge), die bei einem Kauf von Quote in den betrachteten acht Jahren anfallen würden, in einen Gegenwartswert umgerechnet werden. Finanzmathematisch dient dazu der Rentenbarwertfaktor (RBF). Durch Multiplikation des Jahr Laufzeit RBF bei maximaler 7 % Zinsen Kaufpreis 00/01 8 Jahre 5,97 1,30 DM/kg 03/04 5 Jahre 4,10 0,89 DM/kg 05/06 3 Jahre 2,62 0,57 DM/kg 07/08 1 Jahr 0,93 0,20 DM/kg RBF mit dem jährlichen Mehrerlös ergibt sich der Gegenwartswert der zusätzlichen Mehrerlöse, der den maximalen Kaufpreis für ein kg Quote darstellt. Der maximale Kaufpreis beträgt demnach bei einen Deckungsbeitrag von 21 Pf/kg Milch rund 1,30 DM pro kg Quote. Bei diesem Preis würde der gesamte Mehrgewinn aus der Quotenaufstockung allerdings an den Verkäufer der Quote gehen. Anders ausgedrückt: Verteilt man den maximalen Kaufpreis unter Berücksichtigung von Zins und Zinseszins auf acht Jahre, ergibt sich wieder der errechnete jährliche Mehrerlös von 21 Pf/kg. Um einen Mehrgewinn erzielen zu können, muss der Kaufpreis folglich unter 1,30 DM/kg liegen. Wir gehen in unserem Modell davon aus, dass sich Käufer und Verkäufer den zusätzlichen Gewinn aus der Quote teilen (50 % zu 50 %). Der Quotenpreis beträgt für diesen Fall 0,65 DM je kg. Bezahlt ein Spitzenbetrieb mehr, erhält der Quotenabgeber einen größeren Teil des erwirtschafteten Mehrgewinnes, zahlt Tabelle 4: Entwicklung des maximalen Kaufpreises bei späterem Kauf der Milchquote; Situation Käufer, 25 % beste Betriebe des Betriebsvergleiches, Auszahlungspreis 0,61 DM/kg Milch. 16 Neue Landwirtschaft 10 99
4 er weniger, so behält der Produzent mehr. Man sollte aber nicht vergessen, dass aus diesen 65 Pfennigen auch noch das Risiko für sinkende Milchpreise oder steigende Faktorkosten getragen werden muss. Da die Quote nach acht Jahren keinen Wert mehr hat, müssen jährliche Kosten der Quote in Form von Abschreibung und Zinsen berücksichtigt werden. Bei dem von uns angenommenen Quotenpreis von 65 Pf/kg, betragen die jährlichen Kosten 11 Pf/kg (Tabelle 1). Für einen durchschnittlichen Milcherzeuger in den neuen Bundesländern (50 % mittlere Betriebe des Betriebsvergleiches) würde sich bei gleichem Kalkulationsschema folgendes Bild ergeben (siehe Tabelle 2): Die mittlere Gruppe (50 %) unserer Auswertung erwirtschaftet einen Deckungsbeitrag nach Lohnkosten und nach Verzinsung des Umlaufkapitals von 12 Pf/kg. Aus diesem Deckungsbeitrag errechnet sich nach Berücksichtigung der Opportunitätskosten (aus der Bestandsverminderung bei Nichterweiterung der Produktion) ein maximaler Kaufpreis von 61 Pf je kg. Demnach würden 50 % der ausgewerteten Betriebe bei einem Quotenpreis von 61 Pf/kg keinen zusätzlichen Gewinn erwirtschaften. Gebäudeinvestitionen zehren den Überschuss auf Die oben durchgeführten Beispielsrechnungen gehen von der optimalen Annahme aus, dass wegen der Leistungssteigerung der Herde nur zusätzliche Quote beschafft wird, aber keinerlei Investitionen im Gebäude- oder Anlagenbereich notwendig sind. Für viele Betriebe stellt sich die Situation bei der Übernahme einer größeren Quote jedoch anders dar. Wir haben dafür zwei Beispielskalkulationen durchgeführt (siehe Tabelle 3): Im ersten Fall ist eine Teilinvestition erforderlich, d. h. es werden auf einfache Weise weitere Liegeplätze für Kühe gebaut. Die sonstigen aufwendigen Anlagen, wie Melktechnik und Gülleanlage bleiben unverändert. Für diese Teilinvestition haben wir DM pro Kuhplatz veranschlagt. Der zweite Fall ist eine Vollinvestition. Hier müssen für eine Betriebserweiterung vollständige Kuhplätze erstellt werden. Diese Investition haben wir mit DM/Kuhplatz veranschlagt. Bei der Kalkulation mit Investitionen sind vom Deckungsbeitrag die zusätzlichen Abschreibungen und Verzinsungen für die Investition abzuziehen. Die jährlichen durchschnittlichen Kosten für das Kalkulationsbeispiel betragen für die Teilinvestition 0,04 DM/kg Milch und für die Vollinvestition 0,11 DM/kg. Demzufolge könnte beispielsweise ein Spitzenbetrieb (obere 25 %) bei einem Milchauszahlungspreis von 0,61 DM/kg und einem Quotenpreis von 0,65 DM/kg bei Teilinvestitionen noch ein Überschuss von 7 Pf/kg Milch erzielen (ohne Investition 0,11 DM/kg). Eine Vollinvestition würde allerdings den Überschuss vollständig aufzehren (0 Pf/kg). Wir haben bei unseren Berechnungen für Tabelle 3 Quotenkaufpreise von 0,50 bis 1,00 DM/kg unterstellt, die jährlich über Verzinsung und Abschreibung zu finanzieren sind. Es ergeben sich jährliche Kosten der Quote zwischen neun und 17 Pf/kg. Unsere Berechnungen zeigen, dass der Durchschnittsbetrieb bei einem Quotenpreis von über 50 Pfennig nur noch geringe Zusatzgewinne erwirtschaften kann und schon gar nicht in der Lage ist, Aufstockungsinvestitionen zu finanzieren. Ein Risiko liegt in der Milchpreisentwicklung Wenn der Milchpreis in den nächsten Jahren unter dem von1998 liegen sollte, verringern sich die Mittel, die für den Quotenkauf zur Verfügung stehen. Jeder Unternehmer sollte deshalb bei Neue Landwirtschaft
5 Tabelle 5: Minimaler Milchquoten-Verkaufspreis; Situation Verkäufer, 50 % mittlere Betriebe des Betriebsvergleiches. Berechnung Quotenverkaufspreis 1 DM/Kuh DM/kg Milch Ausfall Deckungsbeitrag (DB) pro Jahr bei Verkauf 763,00 0,1211 Verzinsung Umlaufkapital pro Jahr 119,00 0,0189 Verzinsung Erlös Maschinen pro Jahr 2 35,00 0,0056 AfA Maschinen pro Jahr 3 120,00 0,0190 Einkommensausfall pro Jahr 489,00 0,0776 Gegenwartswert des Einkommensausfalls für 8 Jahre = minimaler Verkaufspreis für Quote 0,46 1 Kalkulationsbasis wie in Tabelle 2 2 Erlös verkaufbare Technik: 500 DM/Kuh 3 Neuwert verkaufbare Technik: DM/Kuh Tabelle 6: Entwicklung des minimalen Verkaufspreises bei späterem Verkauf der Milchquote; Situation Verkäufer, 50 % mittlere Betriebe des Betriebsvergleiches, Auszahlungspreis 0,61 DM/kg Milch. seinen eigenen Kalkulationen berücksichtigen, dass 1998 bezüglich des Milchpreises ein Spitzenjahr war. Die Tabelle 3 zeigt die Situation für die Spitzenbetriebe bei Milchpreisen zwischen 61 und 55 Pfennigen sowie bei Quotenpreisen zwischen 0,50 DM/kg und 1,00 DM/kg. Daraus kann man ersehen, dass, wenn die unternehmerische Einschätzung für die nächsten Jahre vorsichtiger ausfallen sollte als für das relativ gute Jahr 1998, das Volumen, das für den Erwerb für Quote zur Verfügung steht, selbst in Spitzenbetrieben weiter eingeengt wird. Da das Quotensystem aller Voraussicht nach im Jahre 2008 enden wird, sinken natürlich im Laufe der Jahre die Preise, die ein Käufer maximal für die Milchquote zahlen kann. Diese Entwicklung ist in Tabelle 4 für einen Käufer aus der Gruppe der 25 % besten Betriebe dargestellt. Für Durchschnittsbetriebe kann Verkauf vorteilhafter sein Jahr Laufzeit RBF bei maximaler 7 % Zinsen Kaufpreis 00/01 8 Jahre 5,97 0,46 DM/kg 03/04 5 Jahre 4,10 0,32 DM/kg 05/06 3 Jahre 2,62 0,20 DM/kg 07/08 1 Jahr 0,93 0,07 DM/kg Auch für die Betriebsleiter, die über einen Verkauf von Quote an der Börse nachdenken, leitet sich die Kalkulation vom Deckungsbeitrag ab. Wir gehen bei unseren Überlegungen davon aus, dass die mittleren 50 % der Betriebe potentielle Verkäufer von Quote sind. Bei Aufgabe der Milchproduktion geht diesen Betrieben ein Deckungsbeitrag in Höhe von 12 Pf/kg Milch verloren. Dagegen wird durch den Verkauf von Vieh, die Liquidierung von Umlaufmitteln und den Verkauf eines Teiles der Technik Kapital freigesetzt, aus dem Zinserträge entstehen. Außerdem fallen für den verkäuflichen Teil des Anlagevermögens (Milchtank, Futtermischwagen, Lader) keine weiteren Abschreibungen an. Zinserträge und eingesparte Abschreibungen können von dem verlorengegangenen Deckungsbeitrag abgezogen werden. Der Deckungsbeitragsverlust wird somit von 12 auf 8 Pfennig vermindert (Tabelle 5). Der Gegenwartswert, der diesem verlorenen Jahresertrag entspricht, stellt den minimalen Verkaufpreis dar. Dieser müsste mindestens für die Quote erzielt werden, um das gleiche wirtschaftliche Ergebnis wie bei Weiterführung der Produktion zu erreichen. In unserem Fall beträgt der minimale Kaufpreis 46 Pf/kg Quote (Tabelle 5). Erzielt ein Durchschnittsbetrieb einen Quotenpreis von beispielsweise 50 Pfennig, kann er sogar einen zusätzlichen Gewinn gegenüber der jetzigen Produktion erzielen. Wie wir weiter oben gezeigt haben, könnte ein Spitzenbetrieb bei Gewinnteilung sogar 65 Pf/kg Milchquote bezahlen. Folglich wäre der Verkauf von Quote bei dieser Konstellation rentabel. Auch für das Beispiel Verkauf von Milchquote wurde die Preisentwicklung über die Jahre berechnet. Tabelle 6 zeigt, dass der Verkäufer Anfang des Quotenjahres 2005/06 also drei Jahre vor Quotenende noch mindestens 20 Pf/kg Quote erzielen müsste. Einige Faktoren können jedoch wegen ihrer Komplexität bei dieser Kalkulation nicht berücksichtigt werden. Der Veräußerer von Milchquote wird den Erlös als außerordentlichen Ertrag versteuern müssen. Zwar kann die Steuer über mehrere Jahre gesplittet werden. Viele Betriebe, die in den letzten Jahren nicht zu den Spitzenbetrieben gehörten, haben auch Verluste aus der Milchproduktion auf ihrem Steuerkonto, die gegengerechnet werden können. Auf der anderen Seite sind auch Gewinne aus der Milchproduktion zu versteuern. Jeder Betrieb muss deshalb in seiner Kalkulation die betriebsspezifische Besteuerung berücksichtigen. Nicht vergessen sollte man, dass es bei Aufgabe der Milchproduktion in vielen Fällen die Rückzahlungspflicht von Fördermitteln aufleben kann. Hier ist Vorsicht geboten. Unter Umständen müssen geförderte Darlehen zurückgezahlt oder Zinszuschüsse nachbezahlt werden. Diese Frage ist vor Aufgabe der Milchproduktion intensiv zu durchleuchten. Außerdem sind für den Verkaufsfall die Quotenabzüge, wie auch immer sie ausfallen werden, zu berücksichtigen. Unsere obige Kalkulation geht von der bewertbaren Quote aus. Zusammenfassung Das Börsenmodell wird ab 01. April 2000 die direkten Verhandlungen zwischen Quotenverkäufer und -käufer ausschließen. Aus diesem Grund müssen Interessenten im Vorhinein ihre Gebote oder Angebote kalkulieren. Unsere Berechnungen ergeben, dass die in den letzten Monaten bezahlten Quotenpreise nur in wenigen Fällen ökonomisch gerechtfertigt sind. Nur für Spitzenbetriebe sind Quotenpreise von über 50 Pfennig tragbar. Falls Investitionen notwendig sein sollten oder falls der Milchmarkt in den nächsten Jahren beispielsweise durch die bereits beschlossene vierprozentige Erhöhung der EU-Quote negativ verlaufen sollte, ist dies bei den Geboten zu berücksichtigen. Jeder Betrieb sollte eine exakte einzelbetriebliche Kalkulation aufstellen, die alle Faktoren berücksichtigt (keine Milchmädchenrechnungen). Es darf die Hoffnung nicht aufgegeben werden, dass solche Kalkulationen und rationalen Überlegungen vor allem die Käuferseite an der Börse dazu bewegen, ökonomisch vertretbare Kaufgebote abzugeben. (he) NL 18 Neue Landwirtschaft 10 99
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