Anders in Großbritannien und Skandinavien: Bankberatung auf Provisionsbasis ist dort gesetzlich
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- Mona Otto
- vor 8 Jahren
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1 Kommentar vom Wikifolio-Gründer Sind Robo Advisors und Social Trading die Zukunft der Anlageberatung? Robo Advisory und Social Trading so lauten zwei neue Trends in der Anlageberatung: Portfoliomanagement mithilfe von Algorithmen oder nach dem Follower-Prinzip der sozialen Netzwerke. Doch nicht erst sie haben die klassische Anlageberatung unter Druck gesetzt. Der Vertrauensverlust im Zuge der Banken- und Finanzkrise, die zunehmende Reglementierung und die Niedrigzinsphase haben dazu geführt, dass Banken wie Kapitalanleger die Lust verloren zu haben scheinen, überhaupt noch Kapitalanlage zu betreiben. Nach einer repräsentativen Umfrage der GfK Marktforschung im Auftrag von wikifolio.com treffen bereits ein Fünftel der Bürger Ihre Geldentscheidungen eigenständig, ohne Berater von Finanzdienstleistern hinzuziehen. Mit zunehmender Transparenz und einfacheren Anlageprodukten wird ihr Anteil weiter steigen. Während sich viele Banken aus der Anlageberatung weitgehend zurückgezogen haben, punkten Vermögensverwalter mit individueller, persönlicher Beratung für Kunden, die sich das leisten können und wollen. Für alle anderen bieten Fintech-Lösungen online stets verfügbare, intuitiv verständliche und einfach bedienbare Benutzeroberflächen und das zu deutlich günstigeren Gebühren. Noch ist nicht ausgemacht, welche Variante oder Kombination sich durchsetzen wird. Verlust der Pole Position Für Banken sind die rechtlichen Auflagen und in der Folge die Kosten und Haftungsrisiken deutlich gestiegen: Regulatorische Beschränkungen für Anlageprodukte, Beratungsprotokolle und Dokumentationspflichten erschweren und verteuern das Geschäft. Persönliche Beratung ist zeit- und kostenintensiv und mit den zu erzielenden Erlösen kaum noch in Einklang zu bringen. Insbesondere bei Kunden mit kleinen Depots rechnet sich Beratung nicht mehr. Entsprechend suchen Banken nach alternativen Lösungen. Doch auch viele Bankenkunden trauen den Instituten nicht mehr über den Weg: Sie haben das Vertrauen in die klassische Anlageberatung verloren, da Banken primär eigene Produkte verkaufen. Anders in Großbritannien und Skandinavien: Bankberatung auf Provisionsbasis ist dort gesetzlich
2 verboten. Seit 2013 muss für Anlageberatung ein Honorar vereinbart werden. Wer nur ein eingeschränktes Produktportfolio anbietet, muss sich als sogenannter Restricted Advisor ausweisen. In Skandinavien werden Altersvorsorge-Produkte seit Jahren ebenfalls nur über Honorare verkauft. Auch in Deutschland ist der provisionsgestützte Vertrieb unter Druck geraten. In vielen anderen Branchen wurde die Verkaufsberatung bereits durch eine Kombination von Algorithmen und User Generated Content abgelöst: von Playlisten auf Spotify über Buchempfehlungen auf Amazon und Hotelempfehlungen auf Holiday-Check bis zu Produktvergleichen für Consumer Electronic Produkte. Vor allem jüngere Ziel- und Nutzergruppen stellen klassische Finanzdienstleister vor völlig neue Herausforderungen: Sie sind digital vernetzt, mobil und allzeit online. Sie bevorzugen digitale Interaktionen, erwarten sofortige Reaktion, Privatsphäre ist ihnen weniger wichtig Hauptsache es geht einfach, schnell und bequem. Banken tun sich dagegen schwer mit der Sprache des Internet und der Kultur jüngerer Kundengruppen. Hier setzten Fintech-Lösungen an. Robo Advisory: Anlageberatung ohne Berater Mit dem Robo Advisor ist der Computer als Anlageberater in den Wettbewerb eingetreten. Das Portfolio wird von einem Rechenprogramm zusammengestellt. Es beschränkt sich auf die strategische Asset Allocation. Die taktische Auswahl geschieht über indexbasierte, passive Investments in ganze Märkte (ETF). Mehrmals pro Jahr wird ein Rebalancing durchgeführt Berater gibt es keine. Die Lösungen sind hoch standardisiert und automatisiert. Auch in Deutschland kommen jetzt die Roboterberater sie heißen Easyfolio oder Vaamo. Vorreiter sind die US-amerikanischen Anbieter Wealthfront oder Betterment. Wealthfront ist ein Online- Vermögensverwalter mit Investment-Management-Self-Service. Er hat es innerhalb von drei Jahren geschafft, mit 40 Mitarbeitern eine Milliarde Dollar an Vermögen zu verwalten. Betterment setzt auf kostengünstige passive Indexfonds (ETF). Das Unternehmen managt inzwischen Vermögen von Kunden mit einem Volumen von 2,2 Milliarden Dollar. Persönliche Beratung hat in diesem Kontext nur noch die Rolle, Anlageprodukte zu erklären oder Kunden in ihrer Investmententscheidung zu bestärken. Social Trading: Kapitalanlage in der Community
3 Beim Social Trading wird der Anlageberater durch die Community ersetzt. Geldanleger können online in Portfolios anderer Trader investieren oder eigene Strategien oder Baskets entwickeln, in die auch andere Anleger investieren können (Lead-Follower-Prinzip). Führend für diese Form der Peer-to-Peer-Beratung und -Geldanlage sind Motif Investing auf dem amerikanischen Markt und Wikifolio im deutschsprachigen Raum. Auf wikifolio.com wurden innerhalb von knapp drei Jahren über investierbare Musterdepots, sogenannte Wikifolios, veröffentlicht, auf denen inzwischen ein Handelsvolumen von über 5,9 Milliarden Euro abgewickelt wurde. >>Vergrößern Win-win-Situation beim Social Trading, Quelle: Wikifolio Die Zukunft ist hybrid
4 Nach einer Schweizer Vermögensverwaltungsstudie können sich bereits knapp 30 Prozent der befragten Personen vorstellen, webbasierte Vermögensberatung zu nutzen. Bedenken äußern sie vor allem wegen mangelnder Sicherheit (32 Prozent), fehlendem Vertrauen (25 Prozent) sowie fehlendem Kontakt zu einem Berater (22 Prozent). Dennoch bevorzugen nur 25 Prozent die klassische Vermögensverwaltung. Dabei sind ihnen Sicherheit, Transparenz und geringe Gebühren am wichtigsten. Entsprechend werden sich nach einer Studie der Hochschule Luzern auch Mischformen mit Elementen von Robo Advisory, Social Trading, beratungsunterstützter Online-Anlage und persönlicher Beratung entwickeln. Ein Beispiel dafür ist quirion.de, ein Ableger der Quirin Bank. Dort können Kunden provisionsfreie ETF-Vermögensverwaltung mit fragebogenbasiertem Depot-Strategie-Check und telefonischer Honorarberatung kombinieren. Für professionelle Vermögensverwalter hat sich Social Trading zu einer Ergänzung für die persönliche Beratung und zu einer Alternative zu eigenen Fonds entwickelt. Anstelle der zeitraubenden und kostenintensiven Auflage und Genehmigung können sie auf wikifolio.com innerhalb weniger Wochen eigene Anlageprodukte auf den Markt bringen. Sie partizipieren an den Gewinnen und können Expertise, Leistung und Performance transparent und in Echtzeit zeigen. Ihren Mandanten bieten sie zugleich eine innovative und günstige Anlagealternative zu herkömmlichen Produkten von Banken, Fonds- und Kapitalanlagegesellschaften. Nur bei komplexeren Produkten und größeren Portfolios arbeiten sie im bisherigen Geschäftsmodell als Honorarberater oder Vermögensverwalter weiter. Mittlerweile sind bereits 5 Prozent aller deutschen Vermögensverwalter auf wikifolio.com aktiv. Fintechs brauchen Banken Doch sobald psychologische Aspekte ins Spiel kommen, haben Banken und ihre Berater die Nase vorn. Anleger vertrauen wie alle Menschen und so irrational es auch sein mag in erster Linie anderen Menschen und weniger anonymen Institutionen. Banken sind bekannte und profilierte Marken. Sie sind erfahren in der Einschätzung, Bewertung sowie
5 im Management von Risiken. Wenn es um Diskretion, Sicherheit und Datenschutz geht, genießen sie immer noch das Vertrauen ihrer Kunden. Sie besitzen juristische Kompetenz in Regulierungsfragen und sind vertraut im Kontakt mit den Aufsichtsbehörden. Außerdem verfügen sie über die notwendigen BackendSysteme und Unternehmens-Netzwerke. >>Vergrößern Vorteile einer Kooperation zwischen Finanzunternehmen und Fintechs, Quelle: Wikifolio Nach einer Phase des wechselseitigen Beobachtens und Abwartens ist das Verhältnis zwischen klassischen Finanzdienstleistern und Fintechs einer Öffnung und Annäherung gewichen. Davon werden vor allem die Kunden profitieren.
6 Powered by TCPDF ( Über den Autor: Andreas Kern ist Gründer und Vorstandsvorsitzender der Fintech-Firma Wikifolio Financial Technologies in Wien. Vor der Gründung von wikifolio.com sammelte er mehr als zehn Jahre Erfahrung in der Finanz- und Payment-Branche. Als Geschäftsführer brachte er die Paybox Austria in die Gewinnzone, war Mitgründer der Payolution, die erfolgreich an Skrill/Moneybookers verkauft wurde. Kern studierte Mathematik und Computerwissenschaften, hat einen Master of Science für Innovationsmanagement der Johannes Keppler Business School Linz und ist ausgebildeter Börsenhändler für Termin- und Kassamarkt. Dieser Artikel erschien am unter folgendem Link: /
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