Entwicklung des Finanzsystems Von Bretton Woods bis zur Subprime-Krise
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- Waltraud Lenz
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1 Entwicklung des Finanzsystems Von Bretton Woods bis zur Subprime-Krise Prof. Dr. Michael Hüther Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln Tutzing, 23. Januar
2 Agenda Indikatoren des Finanzsystems Megatrends im Strukturwandel des Finanzsystems Auswirkungen der Krise Tutzing,
3 Finanzsystem und Wirtschaftswachstum Ersparnisse Transformation von - Losgrößen - Fristen - Risiken Selektion und Überwachung der Kapitalnehmer wegen asymmetrischer Informationen Investitionen Akkumulation von Kapital Technischer Fortschritt / (Re-)Allokation von Kapital Wachstum Darstellung nach Sachverständigenrat (2008): Das deutsche Finanzsystem, S. 13. Tutzing,
4 Finanzsystem und Wohlstand (1/2) Entwickelte Finanzsysteme tragen zum Wohlstand bei Länder mit einem Einkommen von US-Dollar haben Aktiva der Kreditbanken in Höhe von Prozent des Bruttoinlandsprodukts haben eine Kreditvergabe der Banken an Private in Höhe von Prozent des Bruttoinlandsprodukts bis zu mehr als % 20% 40% 60% 80% 100% 120% 140% 0% 20% 40% 60% 80% 100% 120% Quelle: Weltbank, Stand 2006 Tutzing,
5 Finanzsystem und Wohlstand (2/2) Entwickelte Finanzsysteme tragen zum Wohlstand bei Länder mit einem Einkommen von US-Dollar haben eine Marktkapitalisierung in Höhe von Prozent des Bruttoinlandsprodukts Einlagen im Finanzsystem von Prozent des Bruttoinlandsprodukts bis zu mehr als % 20% 40% 60% 80% 100% 120% 0% 20% 40% 60% 80% 100% 120% Quelle: Weltbank, jeweils letzter verfügbarer Stand 2005 bzw Tutzing,
6 Globalisierung: Abkopplung des Finanzsystems? Index der weltweiten Exporte, Investitionen und des Bruttoinlandsprodukts, 1985 = Direktinvestitionsströme (nominal) Finanzkapitalströme (nominal) Weltexporte (nominal) Weltexporte (real) Welt-BIP (real) Quellen: UNCTAD; IWF; Institut der deutschen Wirtschaft Köln Tutzing,
7 Ausgewählte Indikatoren des globalen Finanzsystems Börsenkapitalisierung Schuldverschreibungen Bankaktiva Globales Finanzsystem davon Industrieländer davon Entwicklungsländer Quellen: IWF, Bundesbank. Tutzing,
8 Finanzielle Offenheit und Liberalisierung des Kapitalverkehrs Die Liberalisierung des Kapitalverkehrs zieht eine Erhöhung der grenzüberschreitenden Investitionsbestände nach sich Prozess in Industrieländern am stärksten, vorangetrieben u.a. von europäischer Integration IT-Revolution erleichtert Transaktionen und Entwicklung neuer Finanzmarktprodukte Begünstigt von weltweit reichlicher Kapitalausstattung und damit niedrigen Kapitalmarktzinsen Quelle: Bundesbank Tutzing,
9 Home Bias Anteil inländischer Aktien an den gesamten Aktienanlagen (%) USA , , , ,9 Home Bias existiert aufgrund höherer Informations- und Transaktionskosten bei ausländischen Aktien Entwicklung: Japan 95,4 92,2 89,1 86 in Industrieländern ist Anteil inländischer Aktien deutlich gesunken EWU - 68,7 39,2 34,9 in EU Rückgang besonders stark, da Wechselkursrisiken entfielen Davon: Deutschland 77,7 69,8 45,8 45,2 bei Privatanlegern ist Home Bias immer noch stark ausgeprägt Quelle: Bundesbank. Tutzing,
10 Agenda Indikatoren des Finanzsystems Megatrends im Strukturwandel des Finanzsystems Auswirkungen der Krise Tutzing,
11 Die Welt von Bretton Woods Lehren aus dem Zerfall der Weltwirtschaftsordnung in der Zwischenkriegszeit Konferenz im Juli 1944 in Bretton Woods: Gold-Devisen-Standard System fester Wechselkurse ggü. dem US-Dollar (Asymmetrie!) Goldpreis fixiert auf 35 US-Dollar pro Feinunze zu dem Mitgliedsländer bei der Fed jederzeit Gold kaufen konnten. Offizielle Währungsreserven in Gold oder US-Dollar. Im Langzeitvergleich auffällige Stabilität des Finanzsektors Währungsrisiken spielten so gut wie keine Rolle Die Fluktuation der Marktzinssätze hielt sich weitgehend in Grenzen Wettbewerb um Einlagen und Kreditkunden durch Kartellpraktiken u./o. staatliche Regulierung weitgehend beschränkt. Disintermediation war kein Problem: Wettbewerb durch Nichtbanken und international Zusammenbruch des Gold-Devisen-Standards Tutzing,
12 Die Welt nach Bretton Woods Mehr Risiken oder besseres Risikomanagement? Inflation, Disinflation und Autonomie der Geldpolitik Zentralbanken können die Geldmenge wieder kontrollieren Langfristiges Inflationsziel möglich, Wechselkurse als automatische Stabilisatoren Liberalisierung des internationalen Kapitalverkehrs Internationalisierung des Finanzsystems, Deregulierung des Finanzsektors, Disintermediation Neuordnung der internat. Kapitalströme, intensiverer Wettbewerb im Aktivgeschäft, Zinsschwankungen nehmen deutlich zu (Ölpreis, Geld- und Fiskalpolitik) Optimaler Währungsraum und Währungsunion in Europa Integrationsvorteile und Transaktionskosten Koordinierung der Wirtschaftspolitik Tutzing,
13 Makroökonomische Indikatoren P Inflation (% p.a.) - USA - Euro Zone - Japan Arbeitslosigkeit* - USA - Euro Zone - Japan BIP (% p.a.) - USA - Euro Zone - Japan 3,3 4,4 5,6 4,7 1,9 1,2 2,8 3,9 8,5 8,7 11,7 8,6 7,0 5,5 1,9 0,9 2,0 2,9 3,8 5,5 1,8 6,8 11,6 2,5 3,5 0,1 3,8 2,5 2,1 0,2 5,2 9,6 3,9 3,2 2,1 0,9 2,9 2,1-0,1 5,2 8,4 4,5 2,8 2,0 2,1 4,2 3,5 1,6 5,6 7,6 4,1 1,4 0,5 0,5 * in Prozent der Erwerbspersonen. Quelle: IMF. Tutzing,
14 Ökonomische Megatrends Globalisierung der Arbeits- und Wissensteilung Vertrauenskapitel für internationale Kooperation Privateigentum und Vertragsfreiheit Steigende Bedeutung des Risikomanagements Verträge und Unsicherheit Diversifizierung und Finanzinnovationen Demografischer Wandel und Ressourcenverfügbarkeit Investitionsfreiheit Effiziente Finanzmärkte und verantwortliche Finanzintermediäre Tutzing,
15 Trends des finanzwirtschaftlichen Strukturwandels Finanzinnovationen Securitisation und Disintermediation Fristentransformation statt Kreditrisiken Kreditinstitute Bürokratiekosten Provisionsträchtiges Investmentbanking realwirtschaftlicher Strukturwandel Tutzing,
16 Nettozinserträge im internationalen Vergleich in Prozent der Bilanzsumme 4,0% 3,5% 3,0% 2,5% 2,0% 1,5% 1,0% 0,5% Alle Banken Deutschland Geschäftsbanken Deutschland Alle Banken USA Geschäftsbanken USA 0,0% Quelle: OECD Tutzing,
17 Nettozinserträge im internationalen Vergleich in Prozent der gesamten Erträge 90% 85% 80% 75% 70% 65% 60% 55% 50% 45% Alle Banken Deutschland Geschäftsbanken Deutschland Alle Banken USA Geschäftsbanken USA 40% Quelle: OECD Tutzing,
18 Abkehr vom traditionellen Kreditgeschäft Bilanzstruktur der 10 größten Banken in Europa und den USA 60% 55% 50% Kredite Einlagen Beteiligungen 45% 40% 35% 30% 25% Anteile an der Bilanzsumme in Prozent. Quelle: IMF Tutzing,
19 The Rise and Fall of Ziggy Stardust and the Spiders from Mars Synthetische und True Sales Verbriefungen, Mrd. Euro Synthetisch 160 True Sales Synthetisch True Sales 0 UK IT ESP NL FR D 0 UK IT ESP NL FR D Quellen: Commerzbank und IFD Tutzing,
20 Verbriefungsvolumen in Deutschland und Europa in Mrd. Euro ,3 500 Deutschland Europa ,9 359, ,0 224,4 256,6 246, ,8 29,2 14,8 27,7 31,9 14,9 21, Quelle: IFD Tutzing,
21 Außenfinanzierung nichtfinanzieller Unternehmen Mrd. Euro (Deutschland) Pensionsrückstellungen Beteiligungen Wertpapiere Sonstige Kreditgeber Bankkredite Quelle: Deutsche Bundesbank Tutzing,
22 Beteiligungskapital und mezzanine Finanzierung steigende Bedeutung* kurzfristige Bankkredite -0,01 langfristige BankKredite 0,03 Innenfinanzierung 0,15 Beteiligungskapital 0,21 mezzanine Finanzierungen 0,31 *Entwicklung der Bedeutung ausgewählter Finanzierungsquellen. Quelle: Kreditanstalt für Wiederaufbau Tutzing,
23 Verschiebungen bei der Intermediation Geldvermögen der privaten Haushalte, in Prozent des Gesamtvermögens 60% 50% % 30% 20% 10% 0% Bargeld und Aktien gegenüber Pensions- Investmentzertifikate Bankeinlagen Versicherungen rückstellungen Quelle: Deutsche Bundesbank Tutzing,
24 Agenda Indikatoren des Finanzsystems Megatrends im Strukturwandel des Finanzsystems Auswirkungen der Krise Tutzing,
25 Schöne neue Finanzwelt! schön? Finanzinnovationen ermöglichen eine sachgerechtere Allokation von Risiken Finanzinnovationen ermöglichen eine bessere Arbeitsteilung bei der Produktion der Finanzierung Die Finanzierungskette Auswahl und Inspektion (Screening), Vertragsdesign, Finanzmittelbeschaffung, Bewachung, Risikoübernahme wird zerlegt und von Spezialisten übernommen. Durch den Spezialisierungsvorteil geringere (externe) Finanzierungskosten; bessere Investitionsmöglichkeiten aber bei der Zerlegung wurden die Anreize zerlegt (zerstört) Tutzing,
26 Gründe für die Krise Ansteckungswirkungen einer durch asymmetrische Informationen ausgelösten Krise wurden vom Markt unterschätzt (ungetestete Innovationen) Fehler der Geldpolitik: Niedrigzinspolitik insbesondere der FED ermöglichte Blasenbildung, v.a. auf dem Immobilienmarkt, und forciert Leveraging Kontraproduktive Sozialpolitik: Subvention des Immobilienmarktes in den USA (Fannie Mae, Freddie Mac, vor allem Investmentbanken) Falsche staatliche Aufsicht über Finanzmärkte: Regulierung provozierte Abwanderung in unregulierte Geschäfte bzw. Länder Ratingagenturen mit zweifelhaften Anreizen: bezahlt von Emittenten gerateter Produkte Tutzing,
27 Milliardenabschreibungen bei Wertpapieren und Krediten Schätzungen des IWF in Milliarden USD, Oktober 2008; geschätzte Verluste Gesamt Gesamtvolumen Verbriefungen Andere Verbriefungen CMBS Prime MBS ABS und ABS CDOs Gesamtvolumen Kredite Unternehmenskredite Konsumentenkredite Gewerbliche Immobilienfinanzierung Andere Hypothekendarlehen Subprime-Darlehen Tutzing,
28 Wertverluste nach Finanzintermediären Schätzungen des IWF in Milliarden USD, Oktober Banken Versicherungen Pensionsfonds GSE und Regierung Andere (z. B. Hedge-Fonds) Quelle: IWF Tutzing,
29 Wirtschaftspolitischer Handlungsbedarf Schwachpunkte bei Zentralbanken, Bankenaufsicht und Ratingagenturen, aber auch bei Marktteilnehmern, nüchtern diagnostizieren und beseitigen Diskussion der notwendigen Re-Regulierungen ( deutsches Modell ) 50 neue Verkehrsregeln für die Finanzmärkte (G20-Treffen) Rekonstruktion der Haftung (bei Verbriefung und Rating) Rolle des Staates und der Geldpolitik Reinigungswirkung der Krise Konsolidierung und Entpolitisierung im Bankensystem Normalisierung der Renditeerwartungen Synthese von bankbasierter und marktbasierter Finanzierung Tutzing,
30 Phasenabhängigkeit der adäquaten Finanzierung Ein effektiver Weg zum Markt benötigt beziehungsbasierte Intermediation Phase des Lebenszyklus, in der sich das Unternehmen befindet, bestimmt die adäquate Form der Finanzierung Viele Unternehmen in Deutschland befinden sich gegenwärtig in einer Phase, in der eine beziehungsbasierte Finanzierung nötig wäre, da Probleme der asymmetrischen Information besonders wichtig sind. Die Chance der Regionalbanken liegt in der konsequenten Einbindung in die räumlichen Cluster. Hier ist die Basis für beziehungsbasierte Banking in besondere Weise gegeben. (Regionaler) Differenzierungs- und (zentraler) Kostenwettbewerb müssen gleichermaßen bewältigt werden. Risikoentmischung und Kostendegression können im Verbund realisiert werden. Tutzing,
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