Praxisbeispiele zur Förderplanung gemäss Verordnung über die Laufbahnentscheide
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- Gerburg Beyer
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1 Departement Bildung, Kultur und Sport Abteilung Volksschule Praxisbeispiele zur Förderplanung gemäss Verordnung über die Laufbahnentscheide Grundsätzliche Hinweise Seite 2 Praxisbeispiele Beispiel 1: Förderplanung Primarschule (3. Klasse ) - Mathematik und Deutsch Seite 3 Beispiel 2: Förderplanung Primarschule (5. Klasse) - Mathematik und Deutsch Seite 8 Beispiel 3: Förderplanung Primarschule mit DaZ (5. Klasse) - Deutsch und Realien Seite 12 Beispiel 4: Förderplanung Realschule (3. Klasse) - Mathematik und Deutsch Seite 17 Beispiel 5: Förderplanung Sekundarschule (2. Klasse) - Deutsch und Französisch Seite 21 Allen Praxisbeispielen wird eine kurze Beschreibung vorangestellt, welche eine Vorstellung vermitteln soll, aufgrund welcher Ausgangssituation die Förderplanung basiert. In den Förderplanbeispielen werden nicht nur die halbjährlichen Lernziele und Fördermassnahmen sondern auch die Lernfortschritte der entsprechenden Standortbestimmungen beschrieben. Abschliessend ist jeweils die zusammenfassende Beurteilung der Lernfortschritte im Bericht individuelle Lernziele abgebildet. Januar 2011
2 - 2 - Grundsätzliche Hinweise Individuelle Lernziele sollen nur festgelegt werden, wenn eine Schülerin oder ein Schüler trotz Leistungsbereitschaft die Lehrplanziele nicht erreichen kann und in der Regel auf gezielte heilpädagogische Unterstützung angewiesen ist. Der Entscheid zur Förderung nach individuellen Lernzielen erfolgt unter Einbezug des Schulpsychologischen Dienstes (Expertenrunde - vgl. > Dokument IHP-Förderprozess). Individuelle Lernziele, konkrete nächste Entwicklungsschritte Das Festlegen von halbjährlichen individuellen Lernzielen ist eine anspruchsvolle Aufgabe und bedingt, dass die Lehrplanziele der Regelklasse bekannt sind. Davon abgeleitet werden pro Fach, in denen eine Lehrplanbefreiung notwendig ist, ca. 2-4 zentrale individuelle Lernziele vereinbart. Die vereinbarten individuellen Lernziele sind auf die Leistungsfähigkeit der einzelnen Schülerinnen und Schüler abgestimmt. Die Lernziele sollen erreichbar sein und gleichzeitig eine echte Herausforderung darstellen. Auf der Oberstufe, insbesondere in den letzten zwei Schuljahren, sind vor allem individuelle Lernziele festzulegen, welche bei einen späteren Berufseinstieg als Schlüsselqualifikationen gelten. Bei der Festlegung individueller kognitiver Lernziele ist gleichzeitig zu bedenken, inwiefern auch gezielte Entwicklungsschritte bezüglich Sozial- und Selbstkompetenz sowie Lern- und Arbeitstechnik formuliert werden müssen. Fördermassnahmen und verantwortliche Person Unter dem Aspekt "so einfach wie möglich und so differenziert wie nötig" werden die Kernaufgaben und wichtigsten Interventionen der beteiligten Lehrpersonen zusammenfassend beschrieben. Damit erfolgt eine klare Aufgaben- und Rollenklärung unter den verantwortlichen Lehrpersonen und schafft zudem Transparenz für Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern. Beschreibung der Lernfortschritte und Bericht individuelle Lernziele Lernziele müssen überprüft werden können. Entsprechende konkrete Indikatoren zur Überprüfung und Beschreibung der Lernfortschritte müssen im Voraus bedacht werden und bei der zusammenfassenden Beurteilung dem vierstufigen Bericht individuelle Lernziele zugeordnet werden können.
3 - 3 - Praxisbeispiele Beispiel 1: Förderplanung, Primarschule (3. Klasse) - Mathematik und Deutsch Ausgangslage S. besucht aktuell die dritte Regelklasse. Bereits in der zweiten Klasse hat sich gezeigt, dass S. die grundlegenden Lernziele des Lehrplans in den Fächern Mathematik und Deutsch nur knapp erreichen konnte und er deswegen oft entmutig war. Dies äusserte und äussert sich darin, dass S. viel Unterstützung braucht, kaum noch selbstständig arbeiten kann und oftmals wie blockiert wirkt. Die Eltern berichten, dass S. beim Bearbeiten der Hausaufgaben oft mitteile, dass die verlangten Arbeiten zu schwierig und er einfach dumm sei. In der Klasse ist S. gut integriert. Er pflegt Kontakte zu verschiedenen Kollegen auch aus anderen Klassen. In der Freizeit besucht er die Jugendriege und im Sommer auch regelmässig das Fussballtraining. An der kürzlich durchgeführten Expertenrunde wurde vereinbart, dass S. in den Fächern Mathematik und Deutsch nach individuellen Lernzielen gefördert werden soll. Eine Repetition kommt nicht in Betracht, weil die vorliegenden Lernschwierigkeiten mit einer solchen kaum aufgefangen werden können und weil S. sich in der Klasse wohl fühlt und er auch in dieser bleiben möchte. Die Eltern begrüssen das Vereinbaren von individuellen Lernzielen. Sie wünschen sich primär, dass S. sich seiner Stärken bewusst wird und wieder Selbstvertrauen und Mut gewinnt. Dieses Anliegen unterstützen auch die Klassenlehrperson und die Schulische Heilpädagogin. Sie sehen deshalb vor, in der Förderplanung nebst individuellen Lernzielen in Mathematik und Deutsch auch solche im Bereich der Selbstkompetenz zu berücksichtigen.
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8 - 8 - Beispiel 2: Förderplanung Primarschule (5. Klasse) - Mathematik und Deutsch Ausgangslage L. besucht seit dem 09. August 2010 die 5. Primarklasse. Sie ist mit ihren Eltern und einem jüngeren Bruder (aktuell 3. Klasse) im Sommer 2010 aus E. zugezogen. In E. besuchte L. seit der 2. Klasse die Kleinklasse, zuvor die 2-jährige EK. An der Expertenrunde vom wurde zwischen den Teilnehmenden (SHP, KLP, SPD und ehemalige KK-LP) vereinbart, dass L. im Fach Mathematik und Deutsch zumindest bis Ende der 5. Klasse nach individuellen Lernzielen gefördert und beurteilt werden soll. KLP und SHP haben die Ergebnisse mit den Eltern und L. am besprochen. Die Eltern und L. sind einverstanden. L. gelingt es noch selten, bei eigenen Unsicherheiten in den Fächern Mathematik und Deutsch Fragen zu stellen. Sie meldet sich in solchen Situationen nicht und versucht, Resultate ihrer Banknachbarinnen und -nachbarn abzuschreiben, was für ihren persönlichen Lernprozess nicht hilfreich ist. Diesbezüglich wurde in der Förderplanung berücksichtigt, dass L. mit den ihr zur Verfügung gestellten Hilfestellungen (Anschauungsmaterial, Methodenhilfen, etc.) möglichst selbständig und erfolgreich arbeiten kann. Sie soll nun in erster Linie lernen, sich bei Unklarheiten zu melden und sich an die Lehrpersonen und/oder ihre Kolleg/innen zu wenden. Um Fortschritte in diesem Bereich sichtbar zu machen, schätzt sich L. am Ende einer Schulwoche jeweils selbst ein und bespricht anschliessend mit der SHP Selbst- und Fremdeinschätzung. Im Fach Realien wird im Moment auf eine Notenbefreiung verzichtet, da L. aktuell die Lernziele der Klasse knapp erreicht. In der Förderplanung kommen jedoch im Bereich Sachtexte verstehen adäquate Lernziele - wie im Fach Deutsch beschrieben - zur Anwendung.
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12 Beispiel 3: Förderplanung Primarschule mit DaZ (5. Klasse) - Deutsch und Realien Ausgangslage R. ist vor eineinhalb Jahren aus Sri Lanka zugereist. Sie besucht das 2. Semester der 5. Klasse Primarschule (DaZ-Schülerin nach einem Jahr Intensiv- und einem halben Jahr Stützunterricht - 2 Lektionen DaZ-Stützunterricht). Bei der Einreise in die Schweiz kannte sie ausschliesslich die tamilische Schrift. Seither hat sie die lateinische Schrift schreiben und lesen gelernt. Im Intensivunterricht in der 4. Klasse lernte sie mit dem Lehrmittel Pipapo1 Deutsch. Sie hat den Inhalt des Buches fast vollständig erarbeitet und kann dem Klassenunterricht weitgehend folgen. Bei den meisten Texten in Deutsch braucht sie noch Unterstützung, um den Inhalt richtig zu erfassen, ebenso bei den Textaufgaben in der Mathematik. Grammatikkenntnisse und Rechtschreibung müssen noch gefestigt und ein erweiterter Wortschatz zu Sachgebieten muss erarbeitet werden. Wo immer es geht, arbeitet die Schülerin am Klassenstoff. Sie arbeitet aber in den Fächern Deutsch und Realien noch mit individuellen Lernzielen. Prognose: Wenn die Schülerin gut unterstützt wird und mit dem bisherigen Lerntempo und mit hoher Motivation weiterlernt, zeichnet sich ein Übertritt in die Sekundarschule ab.
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17 Beispiel 4: Förderplanung Realschule (3. Klasse) - Mathematik und Deutsch Ausgangslage A. besucht zurzeit die 3. Realschule. In den Fächern Mathematik und Deutsch hat er individuelle Lernziele. A. absolvierte den Kindergarten in drei Jahren und besuchte anschliessend die Einschulungsklasse. Seit der dritten Klasse hat er in den Bereichen Mathematik und Sprache individuelle Lernziele. Die Abklärungen beim SPD wurden am Ende der zweiten Klasse, sowie in der 1. Real vorgenommen. Beide Potenzialabklärungen zeigen unterdurchschnittliche Ergebnisse. Seit der Diagnose ADHS der Kinderärztin, nimmt A. als medikamentöse Unterstützung des Lernens und des Verhaltens Ritalin. A. hervorragende Stärke liegt im Bereich der Gestaltung. Zeitweise malt er unermüdlich, vor allem Portraits. Weitere Begabungen zeigen sich im rhythmischen Bereich, beim Schlagzeugspielen und im Sport. Als Torwart bei den Unihockeyspielen ist er erfolgreich. Auch im Schulwissen können wir immer wieder Ressourcen feststellen, dies im flüssigen Lesen und im mechanischen Rechnen. Das mechanische Rechnen beherrscht er recht gut. Das heisst, dass er das 1 mal 1, sowie schriftliche Operationen automatisiert hat. Bei komplexeren Aufgabenstellungen wirkt er schnell unsicher und verweigert prozessorientiertes Arbeiten bei der Lösungsfindung. A. liest flüssig mit minimaler Betonung. Sobald Texte komplex werden, Diagramme oder Tabellen zu lesen sind, stösst er an seine kognitiven Grenzen. Den Inhalt eines Buches kann er nur dann wiedergeben, wenn er emotional vom Inhalt des Buches betroffen ist und das Buch auch selber auswählen durfte. Der aktive Wortschatz beschränkt sich auf den Alltag und die Sportwelt. A. hat grosse Mühe mit der Selbststeuerung. Ihm fehlt es oft an Struktur und Ordnung. Damit er seine Arbeiten gut planen kann, ist er auf eine regelmässige Unterstützung in der Arbeitsplanung angewiesen.
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21 Beispiel 5: Förderplanung Sekundarschule (2. Klasse) - Deutsch und Französisch Ausgangslage M. besucht die 2. Sekundarklasse und seit der 2. Primarklasse die Logopädietherapie. M. hat beim Texterstellen in der Rechtschreibung und im Satzaufbau grosse Schwierigkeiten. Erschwerend kommt dazu, dass in der auditiven Wahrnehmung und Merkfähigkeit manchmal Probleme auftreten. M. ist ein ausgesprochen fleissiger Schüler und die Eltern unterstützen ihn sehr intensiv. Mit viel Einsatz und Fleiss schaffte er den Übertritt in die Sekundarschule. So konnte er sich in der 1. Sekundarklasse halten und erreichte genügende Leistungen. Während des 2. Semesters der 1. Sekundarklasse traten vermehrt Schwierigkeiten in Deutsch, Französisch und in der Selbstkompetenz auf. Erste Unterstützungsmassnahmen der SHP versuchte M. im Schulalltag umzusetzen, jedoch noch ohne sichtbaren Erfolg. SHP, Logopädin und Klassenlehrperson meldeten M. an die Expertenrunde an, da in Deutsch und Französisch die Noten ungenügend wurden und weil M. seine bisherigen Fähigkeiten in der Selbstkompetenz und seine grossen Anstrengungen in Frage stellte und zunehmend an Selbstbewusstsein verlor. Das Motto "Noch mehr Lernen / mehr vom Gleichen" zeigte sich bei M. als verhängnisvoll. Der SPD diagnostizierte bei M. das Potential eines Sekundarschülers und bestätigte die ausgesprochen starke psychische Belastung durch die Misserfolge. Einige Lehrpersonen im Lehrteam erwogen einen freiwilligen Stufenwechsel in die 2. Realklasse. M., die Eltern und die an der Expertenrunde Beteiligten waren sich einig, dass individuelle Lernziele für das 2. Semester der 2. Klasse zur Entkrampfung der Situation beitragen. Beim Planen der individuellen Lernziele wurde gleichzeitig eine Laufbahnplanung über die obligatorische Schulzeit hinaus erstellt. M. hat das Ziel, einen Beruf in der Holzverarbeitung zu ergreifen. Ebenfalls wurde festgelegt, dass M. in der 3. Sekundarklasse Englisch als Wahlpflichtfach wählen wird und die individuellen Lernziele im Deutsch voraussichtlich bis Ende Schulzeit aufrechterhalten bleiben. M. ist in der Klasse gut integriert. Die individuellen Lernziele wurden von den Kameraden als selbstverständlich aufgenommen. Die Eltern werden vom SPD begleitet, damit sie M. sinnvoll unterstützen.
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