Fokus Niedersachsen. Dezentrale Energieerzeugung und Netzausbau
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- Carl Knopp
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1 m Dezentrale Energieerzeugung und Netzausbau 16 Entwicklung der Windenergie an Land in den niedersächsischen IHK-Bezirken Regenerative Energien mit Rückenwind: Netzausbau muss deutlich beschleunigt werden Der Ausbau der regenerativen Energien hat in den vergangen en insbesondere in Niedersachsen deutlich zugenommen. Windenergie an Land, Photovoltaik und Biomasse stellen mittlerweile eine installierte Leistung von mehr als 1. MW (Megawatt) bereit. Die damit einhergehende dezentrale Energieeinspeisung macht einen umfassenden Aus- und Umbau der Energienetze auf allen Spannungsebenen notwendig, um mittel- und langfristig Engpässe zu vermeiden und eine störungsfreie Stromversorgung zu gewährleisten. Politik und Wirtschaft müssen dafür unverzüglich die Weichen stellen und für ein Höchstmaß an gesellschaftlicher Akzeptanz sorgen. Lesen Sie mehr zum Thema und zu den Handlungsempfehlungen des Niedersächsischen Industrie- und Handelskammertages (NIHK) auf den folgenden Seiten im aktuellen. 18. April 212 1
2 Ausbau regenerativer Energien nimmt deutlich zu In Deutschland waren Ende 211 Windenergie-, Photovoltaik- und Biomasseanlagen mit einer Nennleistung von knapp 6. MW (Megawatt) installiert. Mehr als 1. MW entfielen davon auf das Energieland Niedersachsen. Seit dem hat sich die installierte Leistung in Niedersachsen damit nahezu verfünffacht. Windenergie Mit einer installierten Windkraftleistung an Land von 7.4 MW stellt Niedersachsen fast ein Viertel der bundesweit installierten Onshore-Windkraftleistung. In keinem anderen Bundesland wurde in 211 mehr Windenergieleistung aufgestellt als in Niedersachsen (Bund: MW, Niedersachsen: 375 MW, Schleswig-Holstein: 256 MW). Dazu kamen Ende 211 noch 28 Offshore- Windenergieanlagen mit einer Nennleistung von 14 MW, die in der ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) vor der niedersächsischen Nordseeküste installiert sind. Bedingt durch die immer mehr dezentral ausgerichtete Versorgungsstruktur geraten die Stromnetze auf allen Spannungsebenen an ihre Kapazitätsgrenzen. Das führt u. a. dazu, dass die Abschaltung von Windenergieanlagen aufgrund von Netzengpässen zunimmt. Im 21 sind bundesweit bereits bis zu 15 Mio. KWh aufgrund lokaler Netzengpässe verloren gegangen. Dies entsprach einem Anteil von etwa,2 bis,4 Prozent der tatsächlich in ganz Deutschland eingespeisten Windenergie. Ähnliche Entwicklungen zeigen sich in Niedersachsen. 6 Entwicklung der Photovoltaik in den niedersächsischen IHK-Bezirken
3 Photovoltaik Auch der Ausbau der Photovoltaik hat sich gerade in den letzten en drastisch beschleunigt. Waren im in Niedersachsen Photovoltaikanlagen von weniger als 4 MW installiert, belief sich die installierte Leistung Ende 211 auf knapp 2. MW. Damit liegt Niedersachsen auf Platz drei der Bundesländer. Bundesweit sind knapp 25. MW installiert. Einsame Spitze ist Bayern mit etwa einem Drittel der bundesweit installierten Leistung bei der Photovoltaik. Biomasse/Biogas Mit geschätzt einem Sechstel der bundesweit installierten Leistung (5.479 MW) bleibt Niedersachsen auch in 211 in Sachen Biomasse im Ländervergleich führend. Darunter fällt neben fünf größeren Biomassekraftwerken mit einer Gesamtleistung von knapp 1 MW auch eine Vielzahl kleinerer landwirtschaftlich geprägter Biogasanlagen. Entwicklung der Biomasse in den niedersächsischen IHK-Bezirken Was ist zu tun? Netzausbau beschleunigen Deutschlands Transport- und Verteilnetze bilden das Rückgrat des Energiemarktes. Derzeit entfallen zwei Prozent des bundesweiten Stromnetzes auf die Höchstspannungsebene (35. km, Zubaubedarf ca. 4 km) und 98 Prozent auf die Verteilnetzebene (1,7 Mio. km, Zubaubedarf zwischen und 38. km). Damit eine ständige und störungsfreie Stromversorgung auch weiterhin gegeben ist, muss der Netzausbau auf allen Spannungsebenen beschleunigt werden. Neben dem Ausbau müssen die Netze intelligent werden, damit der Verbrauch künftig auf die wachsende unstete Erzeugung aus regenerativen Energien reagieren kann.
4 Netzregulierung neu ausrichten Damit der Netzum- und Ausbau gelingt, müssen mögliche Geldgeber von der Attraktivität einer Investition in eine moderne und leistungsfähige Energieinfrastruktur überzeugt sein. Die Netzregulierung muss deshalb neu ausgerichtet werden. Die derzeitigen Vorgaben in der Anreizregulierung zwingen die Betreiber der Netze zu einer rein kostenorientierten Betrachtung. Der Regulierungsansatz muss deswegen so umgestellt werden, dass die Betreiber der Netze die Möglichkeit haben, mit Aussicht auf eine hinreichende Rendite die Infrastruktur auf den Umbau der Energieversorgung vorzubereiten. Dazu ist auch der zeitnahe Rückfluss von Planungs- und Investitionskosten notwendig. Teilerdverkabelung in Problemlagen nutzen Durch die Teilerdverkabelung auf 38 kv (Kilovolt)- Ebene können die Belastungen durch neue Leitungstrassen vermindert werden. So kann seitens der Bürger die Akzeptanz erhöht und dadurch der Netzausbau beschleunigt werden. Deshalb hält es die niedersächsische Wirtschaft für vertretbar, dass das Energieleitungsausbaugesetz (EnLAG) den Genehmigungsbehörden das Recht einräumt, bei besonderen Problemlagen (Annäherung von Freileitungen an Siedlungen und Wohngebäude) eine Erdverkabelung anzuordnen. Aus Kostengründen sollte die Erdverkabelung nach Ansicht des NIHK allerdings auf diese besonderen Problemlagen beschränkt bleiben. Gebietskörperschaften finanziell beteiligen Einen Beitrag zur Erhöhung der Akzeptanz können auch Ausgleichszahlungen an die jeweiligen Kommunen leisten. Die von 38 kv-stromleitungen betroffenen Kommunen sollten über die bisherigen Ansätze hinaus auch durch eine geänderte Zuordnung der Gewerbesteuer an den wirtschaftlichen Vorteilen der Netzinvestitionen beteiligt werden. In Anlehnung an die Erfahrungen beim Ausbau der Windenergie könnten beispielsweise 7 Prozent der Gewerbesteuer den Standortgemeinden zufließen, während am Unternehmenssitz des Netzbetreibers 3 Prozent der Gewerbesteuer verortet werden. Anbindung auf See gewährleisten Das Energiewirtschaftsgesetz (EnWG), 17 Abs. 2a, verpflichtet den örtlich zuständigen Übertragungsnetzbetreiber dazu, die Offshore-Windparks an das Stromnetz anzuschließen, sobald sie betriebsbereit sind. Sechs Netzanbindungen vor der niedersächsischen Nordseeküste sind bereits in Auftrag gegeben. Weitere fristgerechte Netzanbindungen werden jedoch durch finanzielle, materielle und personelle Engpässe gefährdet. Deshalb ist zu diskutieren, die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) mit der Erstellung eines unterstützenden Kreditprogramms für den Offshore- Netzausbau zu beauftragen. Darüber hinaus müssen die Bemühungen zur Entwicklung von Standards im Bereich der sogenannten Clusteranschlüsse von Windparks forciert werden. Nur so können durch den Anschluss mehrerer Windparks über eine Stromtrasse deutliche Kostensenkungen sowie eine Beschleunigung bei der Genehmigung, Vergabe und dem Bau der Netzanschlüsse realisiert werden. Auch die Frage der Haftung bei Kabelschäden muss schnellstmöglich geklärt werden. Akzeptanz für Energiewende durch ehrlichen Dialog steigern Der Energiemarkt der Zukunft muss kurz-, mittelund langfristig für eine bezahlbare, verlässliche und umweltfreundliche Energieversorgung bereitstehen. Politik und Wirtschaft müssen dafür spätestens heute die Weichen stellen und den Netzausbau an Land und auf See mit einem Höchstmaß an wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Akzeptanz, Öffentlichkeit und Bürgerbeteiligung zu beschleunigen. Dazu gehört auch ein ehrlicher und umfassender Dialog über die Kosten einer zukunftsfähigen Energieversorgung und der dafür notwendigen Infrastruktur. 4
5 ... Datenquelle: Übertragungsnetzbetreiber, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien-Statistik (AGEE-Stat), eigene Berechnungen 1) Die Industrie- und Handelskammern Braunschweig und Hannover sind nicht Mitglieder des NIHK. 2) Bei den Zahlen für 211 handelt es sich zum Teil um Schätzungen auf Basis der Landeswerte, da die den IHK-Bezirkszahlen zugrunde liegenden Anlagenstammdaten offiziell erst im Herbst 212 von den Übertragungsnetzbetreibern veröffentlicht werden.... Ansprechpartner für den : NIHK-Sprecher für Industrie, Energie, Technologie, Dr. Jan Amelsbarg, Tel , Jan.Amelsbarg@emden.ihk.de NIHK-Geschäftsstelle Hinüberstr , 3175 Hannover Tel n-ihk@n-ihk.de Der NIHK vertritt rund 26. Unternehmen in Niedersachsen. Mitglieder sind die die - Wolfsburg, die Oldenburgische IHK, die Emsland Grafschaft Bentheim, die IHK für Ostfriesland und Papenburg sowie die für den Elbe-Weser-Raum. Der erscheint in regelmäßigen Abständen zu aktuellen Themen aus Wirtschaft und Politik und steht unter auch zum Download zur Verfügung. 5
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