Einleitung Sammlungsschwerpunkte
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- Mina Bachmeier
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3 13 Einleitung Sammlungsschwerpunkte Die Wissenschaftlichen Sammlungen des Leibniz-Instituts für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS) sind das einzige Archiv in Deutschland, das auf die Architektur- und Stadtentwicklung der neuen Bundesländer und die Planungsgeschichte der DDR spezialisiert ist. Sie wurden bei der Evaluierung durch den Wissenschaftsrat im Jahr 1991 als die wohl vollständigsten Sammlungen und Dokumentationen zur Stadtbaugeschichte der ehemaligen DDR und der historisch wichtigen Städtebau- und Architekturelemente in den neuen Bundesländern bewertet. Die Sammlungsbestände bestehen aus Nachlässen, Schriftgut, Plänen, Zeichnungen und Bilddokumenten. Das Archiv ist mit seinen begleitenden Aktivitäten vor allem Konferenzen und Publikationen auch zum Zentrum für die historische Dokumentation und Erforschung der Bau- und Planungsgeschichte der ehemaligen DDR geworden. Den Schwerpunkt seiner Bestände bilden arbeits- und forschungsbegleitende Materialien aus verschiedenen Abteilungen des ehemaligen Instituts für Städtebau und Architektur (ISA) an der Bauakademie der DDR. Im Herbst 2011 bezog das Archiv ein neues Gebäude. Als Ergebnis einer positiven Evaluation im Jahr 2010 wurden die Wissenschaftlichen Sammlungen unter dem Dach der neu gebildeten IRS-Abteilung Historische Forschungsstelle/Wissenschaftliche Sammlungen zur Bau- und Planungsgeschichte organisatorisch verselbstständigt. Der Grundstock des Archivs wurde mit wissenschaftlichem Schriftgut und kulturgeschichtlich wertvollen Sammlungsbeständen wie dem Teilnachlass des Architekten Max Berg in den 1960er Jahren unter Kurt Junghanns, Leiter des Instituts für Baugeschichte der Bauakademie der DDR, für ein damals geplantes Architekturmuseum zusammengetragen. Der reichhaltige Bestand an Materialien zur Theorie und Geschichte der Baukunst entstand im Rahmen der Arbeit des gleichnamigen Instituts der Bauakademie. Vor allem der aus Basel stammende Architekt Hans Schmidt ( ) stimulierte die theoriebezogene Forschung. Besonders wertvoll für die Baugeschichtsforschung ist eine Dokumentensammlung über die städtebaulichen Wettbewerbe der SBZ/DDR von 1946 bis Der Bestand, der 1998 auch in der Dokumentenreihe des IRS REGIO doc vorgestellt wurde, enthält Wettbewerbsausschreibungen und Protokolle, Fotos der prämierten und ausgeschiedenen Beiträge, Broschüren, Lagepläne, konzeptionelle Ausarbeitungen und Schriftwechsel u. a. zu allen Bezirksstädten der DDR. In manchen der hier dokumentierten Wettbewerbe spiegeln sich exemplarisch die verschlungenen Entwicklungslinien sozialistischer, teilweise auch deutsch-deutscher Architekturpolitik wider.
4 14 Einleitung Mit der Übernahme der Unterlagen des Sekretariats des Bundes der Architekten der DDR (BdA) wurde der Dokumentensammlung des IRS ein weiterer bedeutender Bestand hinzugefügt. Neben stenographischen Niederschriften der Präsidiumssitzungen und Bundesvorstandssitzungen umfasst der Bestand Dokumentationen von Seminaren und Kongressen, Unterlagen zu vom BdA ausgeschriebenen Wettbewerben sowie Studien und Expertisen. Ebenso zum Bestand gehören ca Aufnahmeanträge des BdA, eine Fundgrube für die kollektivbiografische Forschung zur ostdeutschen Bau- und Planungsgeschichte. Sie geben Auskunft über die Architekten, ihre Ausbildung, ihre Publikationen, Wettbewerbserfolge und ihre Bauten. Zu den herausragenden Beständen zählen die Nachlässe von mittlerweile über 40 bedeutenden Architekten, Stadt- und Landschaftsplanern der DDR und aus der Zeit vor 1945, so u. a. von Max Berg, Bruno Flierl, Reinhold Lingner, Gustav Lüdecke, Werner Rösler, Wilfried Stallknecht, Helmut Stingl und Dorothea Tscheschner. Eine Besonderheit der Wissenschaftlichen Sammlungen ist die umfangreiche Fotosammlung, die über Fotos, Dias und Negative umfasst. Der Schwerpunkt der Bestände liegt dabei auf dem Gebiet der ehemaligen DDR und stammt im Wesentlichen aus der Zeit von Das Bildarchiv verfügt auch über eine Reihe von Sondersammlungen, so z. B. von Luftaufnahmen. Das ehemalige Wissenschaftliche Archiv des Instituts für Städtebau und Architektur beinhaltet 769 Forschungs- und Entwicklungsberichte, die nicht zur Veröffentlichung gelangt sind. Es handelt sich um Unikate, die im ISA und in Kooperation mit anderen Instituten erarbeitet wurden. Dieser Bestand stellt eine noch weitgehend unerforschte Fundgrube zeitgenössischen Wissens über die DDR- Bau- und Planungsgeschichte dar. Tektonik Im Zuge der Publikation dieser Beständeübersicht wurde die Gliederung der Bestandsgruppen reorganisiert und die Bestände wurden in fünf Gruppen zusammengeführt. Die erste Gruppe (A) bildet der Bestand Institut für Städtebau und Architektur (ISA), aus dem die Wissenschaftlichen Sammlungen gegründet wurden. Dieser Kernbestand des Archivs gliedert sich in 14 Untergruppen, von denen elf Bestände die verschiedenen Abteilungen des ISA abbilden und drei Bestände im ISA (oder aus ISA-Materialien) angelegte Dokumentationen enthalten. Der Umfang des vorhandenen Materials ist von Abteilung zu Abteilung unterschiedlich. Es gibt größere Bestände (Sekretariat Leitung, Abteilung Theorie und Geschichte, Abteilung Generalbebauungsplanung, Abteilung Wohngebiete), die zehn bis 30 laufende Meter betragen, aber auch Überlieferungen von nur 1,5 laufenden Metern. Da sich das Zentralarchiv der Bauakademie im Bundesarchiv (Berlin-Lichterfelde, Bestand DH 2) befindet, sind korrespondierende Unterlagen auch dort zu finden. Die zweite
5 Einleitung 15 Bestandsgruppe (B) umfasst die Unterlagen des ehemaligen Fachverbandes, des Bundes der Architekten der DDR (BdA). Die Akquisitionstätigkeit der Wissenschaftlichen Sammlungen hat den größten Umfang an Archivmaterial mittlerweile in der Bestandsgruppe C (Nachlässe) gebildet. Die Anfänge des Bestandes liegen in Aktivitäten des ISA, das Ende der 1960er Jahre begann, Nachlässe als Grundstock für ein damals geplantes internationales Architekturmuseum zu sammeln. Zum Zeitpunkt der Gründung der Wissenschaftlichen Sammlungen des IRS 1992 belief sich die Zahl der Nachlässe auf etwa zehn, sie ist inzwischen auf weit über 40 angewachsen und nimmt weiter zu. Zumeist befinden sich darin Arbeitsmaterialien, die von ehemaligen Mitarbeitern übergeben werden, punktuell auch private Zeugnisse (Briefe, Tagebücher), doch in der Regel beziehen sich auch diese Dokumente auf das Arbeitsleben. Entsprechend der RNA-Richtlinien 1 werden die Nachlässe nach den Kategorien Werke, Korrespondenzen, Lebensdokumente und Sammlungen geordnet. Das Register am Ende dieser Beständeübersicht enthält auch die Namen wichtiger Institutionen des DDR-Bau- und Planungswesens, in denen die Nachlassgeber arbeiteten und auf die sich ihre Nachlässe teilweise beziehen. Da Architekten und Stadtplaner sich in ihrem Arbeitsleben auch intensiv mit Plänen und Karten beschäftigen, besitzt die Plankammer in den Wissenschaftlichen Sammlungen einen wichtigen Stellenwert. Während die Plankammer in der alten Beständeübersicht als sepa rater Bestand geführt wurde, sind die Pläne nunmehr den jeweiligen Nachläs sen, Persönlichen Beständen oder Dokumentationen zugeordnet. Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses der vorliegenden Beständeübersicht werden in dem Projekt DigiPEER die in den Wissenschaftlichen Sammlungen des IRS verwahrten großformatigen Karten und Pläne digitalisiert und zukünftig online nutzbar. Eine in diesem Zusammenhang erstellte besondere Übersicht wird diese Quellen auch unabhängig von ihrer Zuordnung zu den Nachlässen nachweisen und individuell recherchierbar machen. Die vierte Bestandsgruppe (D) ist das häufig angefragte Bildarchiv der Wissenschaftlichen Sammlungen. Es besteht aus einem Fotoarchiv und einer Diasammlung. Hier kommt es in geringem Maße zu Überschneidungen mit der C-Bestandsgruppe, da viele Architekten umfangreiches Foto- und Diamaterial besaßen, das in der Regel dem Nachlass zugeordnet bleibt. Die Bestandsgruppe (E) umfasst die Gruppe Sammlungsgut. Zu dieser zählen reine Buchbestände oder nichtschriftliche Quellen, wie z. B. Modelle, Tonträger und nach 1992 akquirierte Sammlungen wie die Primärerhebungen des DFG-Projektes Siedlungen in Brandenburg (E_1). 1 Regeln zur Erschließung von Nachlässen und Autographen, hier zitiert nach: staatsbibliothek-berlin.de/verbund/rna/rna_r1_richtlinie.html
6 16 Einleitung Erschließung Seit Gründung der Wissenschaftlichen Sammlungen wurde die Erschließung der Bestände kontinuierlich vorangetrieben. Auch wenn durch Akquisition fortlaufend neue Materia lien hinzukommen, kann das Archiv diese als kleine und flexibel agierende Einrichtung relativ zeit nah verzeichnen, so dass der Großteil der Bestände durch Findbücher erschlossen ist. Die Qualität der Findbücher konnte in den letzten Jahren durch den Einsatz der Archivsoftware Midosa verbessert werden. Natürlich ist der Erschließungsstand der ver schiedenen Bestände unterschiedlich. Ist noch kein Findbuch vorhanden, exis tiert in der Regel zumindest eine Findkartei oder eine Abgabeliste. Der Prozentsatz des gänzlich unerschlossenen Materials fällt im Vergleich zu anderen Archiven gering aus und liegt bei etwa 5 %. Da derzeit, wie schon erwähnt, Nachlässe den wichtigsten Teil der Neuerwerbungen bilden, konzentriert sich die Erschließung vor allem auf diese Bestandsgruppe. Zu den Beständen der Wissenschaftlichen Sammlungen finden sich Korrespondenzbestände in einer Reihe weiterer Archive und Universitäten im Raum Berlin- Brandenburg. Da das Zentralarchiv der Bauakademie im Bundesarchiv (Berlin- Lichterfelde) liegt, beginnen die meisten Besucher zunächst dort mit ihrer Recherche. Weitere wichtige Anlaufstellen sind das Brandenburgische Landeshauptarchiv (BLHA) mit seinen Beständen zur DDR-Geschichte sowie das Landesarchiv Berlin, das in den Beständen des Magistrats von Groß-Berlin auch wichtige städte bauliche Dokumente verwahrt. Nicht nur mit diesen drei Archiven unterhält das IRS enge Kontakte. Weitere Ein richtungen, die als möglicher Fundort für Archivdokumente und Kontakte mit Experten in Frage kommen, sind unter anderem das Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin, die Berlinische Galerie sowie die Akademie der Künste (Bauar chiv). Die am IRS arbeitenden Historiker fördern mit Publikationen, Vorträgen und Ausstellungen die Vernetzung und Außendarstellung der Wissenschaftlichen Sammlungen. Benutzung Die Wissenschaftlichen Sammlungen verfügen über eine mit öffentlichen Archiven vergleichbare Nutzungsordnung. Das bedeutet, dass jede/r BürgerIn das Recht hat, unter Angabe eines Recherchethemas das Archiv zu nutzen. Einschränkungen gibt es in einzelnen Fällen aufgrund der Datenschutzbestimmungen für personenbezogene Daten. Dies betrifft vor allem den Bestand B (Bund der Architekten). Der Nutzerkreis der Sammlungen kommt zum überwiegenden Teil aus dem wissenschaftlichen Bereich: Studenten oder Doktoranden, die ihre Abschlussarbeit im Themenfeld DDR-Architektur und -Städtebau schreiben; Zeithistoriker, die für aktuelle Publikationen forschen; Vertreter aus Stadtverwaltungen oder Denkmalämtern, die ihre Gutachten mit Originalquellen stützen wollen. Viele von ihnen nutzen
7 Einleitung 17 auch und gerade das umfangreiche Bildarchiv, dessen historische Aufnahmen häufig für die Bebilderung von Monographien, Abschlussarbeiten oder Broschüren genutzt werden. Für die Reproduktion müssen Urheber- und Persönlichkeitsrechte geprüft werden. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Beständeübersicht im September 2011 beginnt das Archiv mit dem Umzug in ein neues Gebäude auf dem Institutsgelände (den so genannten Pavillon ) und muss die Zugänglichkeit der Bestände vorübergehend einschränken. Auch nach dem Umzug empfiehlt sich vor dem erstmaligen Besuch in dem Archiv eine telefonische Kontaktaufnahme. Christoph Bernhardt Alexander Obeth Anja Pienkny Öffnungszeiten: Mo-Do: Uhr, Uhr Fr: Uhr, Uhr Anschrift: Wissenschaftliche Sammlungen im Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS), Flakenstraße 28-31, Erkner Tel / , infoarchiv@irs-net.de. Siehe auch:
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