Weinbau. Made in Germany. Der deutsche Weinmarkt im Blickfeld.
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- Josef Schmitz
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1 Weinbau. Made in Germany. Der deutsche Weinmarkt im Blickfeld. Ein Unternehmen der LBBW-Gruppe
2 Kontakt. Rheinland-Pfalz Bank Christina Eistert Leiterin Kommunikation und Marketing Mainz Große Bleiche Mainz Telefon Telefax
3 Inhalt. 1 Die deutsche Weinwirtschaft in Zahlen Anbauflächen Rebsorten Most-Preisentwicklung 8 2 Der Weinabsatz in Deutschland Marktüberblick Absatz und Preise Konsum Import und Export 16 3 Deutscher Wein aus betriebswirtschaftlicher Sicht Betriebsstrukturen Absatzkanäle Gewinnsituation der Weinbaubetriebe 22 4 Was bringt die Zukunft: Herausforderung Klimawandel Folgen des Klimawandels Gegenmaßnahmen Latente Probleme 28 5 Fazit 31 6 Verzeichnis der wichtigsten Quellen 33 Der deutsche Weinmarkt im Blickfeld 3
4 4 Der deutsche Weinmarkt im Blickfeld
5 1 Die deutsche Weinwirtschaft in Zahlen. 1.1 Anbauflächen. Anbaufläche nimmt im vierten Jahr in Folge zu Die im Ertrag stehende Rebfläche in Deutschland hat im Jahr 1994 mit knapp ha ihren Höhepunkt erreicht und war bis zum Jahr 2004 ( ha) rückläufig. Seit dem Jahr 2005 geht es jedoch mit den Rebflächen wieder leicht aufwärts, was nicht nur an der Einbeziehung des Tafelweingebiets Stargarder Land liegt. Das neue Weinbaugebiet in Mecklenburg- Vorpommern geht seit dem Jahr 2005 mit einer Größe von 3,7 ha mit in die Statistik ein. Die letzten vier Jahre brachten insgesamt ein Plus bei der Rebfläche von über ha. Im Jahr 2008 lag die Rebfläche nach vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamts bei ha und damit ca. 6,5 % über dem Durchschnitt der letzten 40 Jahre, der bei rund ha liegt und seit 1995 überschritten wird. 1 Im Ertrag stehende Rebfläche in Hektar Gesamterntemenge und Mostertrag je Hektar Rebfläche 180, , , , , , , , , , Ertrag hl/ha Menge in1000 hl (rechte Skala) 1.2 Rebsorten. Rot vs. Weiß Quelle: BMELV Durchschnitt Quelle: BMELV Überdurchschnittliche Weinmosternte Die Weinmosternte in Deutschland lag im Jahr 2008 bei 10,0 Mio. hl und damit gut 3 % unter dem Niveau des Vorjahres. Allerdings fiel die Ernte im letzten Jahr aus statistischer Sicht dennoch überdurchschnittlich aus. Denn der Mittelwert der Weinmosternte seit 1970 liegt mit einem Volumen von 9,4 Mio. hl rund 6 % unter dem Wert des Jahres Der durchschnittliche Hektarertrag für die letzten 39 Jahre beträgt 103,4 hl/ ha. Im Jahr 2008 wurde ein Ertrag von 100,3 hl/ha erreicht. Dieser Wert lag um knapp 4 % unter dem des Vorjahres (104,0 hl/ha) und um gut 3 % unter dem langjährigen Durchschnitt. 1 Die Statistiken des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft (BMELV) beinhalten kein Zahlenmaterial für die neuen Bundesländer vor dem Jahr Foto tappenbeck Deutschland ist traditionell ein Anbaugebiet für Weißweine. Der Schwerpunkt der Weinproduktion liegt auch weiterhin auf dem Anbau weißer Rebsorten, wobei deren Bedeutung in den letzten Jahren zurückgegangen ist. Demgegenüber setzte bereits in den 1970er Jahren der Trend zu roten Rebsorten ein. In der ersten Hälfte des laufenden Jahrzehnts hat sich diese Entwicklung noch beschleunigt. Während im Jahr 2001 die Rebfläche für Weißweine gegenüber der Rebfläche für Rotweine noch um gut ha größer war, ist diese Differenz bis zum Jahr 2006 deutlich geschrumpft. Im Wirtschaftsjahr 2006 wurden auf ha Weißweine angebaut, während Rotwein eine Fläche von Der deutsche Weinmarkt im Blickfeld 5
6 ha beanspruchte. Damit ist der Vorsprung der Weißweine bei der Rebfläche in nur fünf Jahren um fast 40 % oder mehr als ha bis auf ha abgeschmolzen. Weiß- und Rotmostfläche in Hektar fiel der Anteil roter Rebsorten an der Gesamtrebfläche um 0,3 Prozentpunkte auf 37,0 %. Prozentualer Anteil von Weiß- und Rotmostfläche 80,0% 70,0% 60,0% 50,0% 40,0% 30,0% 20,0% 10,0% 0,0% Weißmost Rotmost Weißmost Rotmost Quelle: Statistisches Bundesamt Trendwechsel 2008 Quelle: Statistisches Bundesamt Foto Hemera Technology Ein Trendwechsel in Richtung Weißwein hat sich allerdings bereits im Jahr 2006 angedeutet, als die Rebfläche für Weißwein nur noch wenig abnahm, während der Zuwachs bei roten Sorten relativ gering ausfiel. Im Jahr 2007 lag der Zuwachs bei weißen Sorten bereits über dem Zuwachs roter Gewächse. Der endgültige Trendwechsel könnte sich mit dem Wirtschaftsjahr 2008 eingestellt haben. Die Rebfläche für Weißwein nahm im Jahr 2008 um rund 350 ha auf ha zu. Der Anteil des Weißweins an der gesamten Rebfläche stieg damit um 0,3 Prozentpunkte auf 63,0 %. Dagegen ging die Anbaufläche für Rotwein im letzten Jahr um fast 300 ha auf ha zurück. Entsprechend Rote Sorten über das Ziel hinausgeschossen? Beim Blick auf die prozentualen Veränderungsraten der roten und weißen Rebflächen im Vergleich zum Vorjahr konnte bereits vor zwei Jahren eine deutliche Verlangsamung des Trends weg vom Weißwein - hin zum Rotwein konstatiert werden. Vereinzelt hatte sich der jüngste Trendwechsel auch schon früher bemerkbar gemacht. So ging in Rheinland-Pfalz die Anbaufläche für Rotweine im Jahr 2006 erstmals seit mehr als 25 Jahren wieder zurück. Bundesweit nahm die Rebfläche für Weißweine bereits im Jahr 2007 erstmals wieder um gut 350 ha oder 0,6 % zu. Im vergangenen Jahr stieg die Weißwein-Fläche erneut um 337 ha oder 0,5 %. Die Fläche für Rotweine ging dagegen zum ersten Mal seit mehreren Jahrzehnten zurück. Das Minus lag im Jahr 2008 bei 294 ha oder 0,8 %. Die Veränderungsraten der roten und weißen Rebflächen sind damit im Vergleich zu den Vorjahren relativ gering. Der jüngste Trendwechsel deutet darauf hin, dass die Aufholjagd der roten Rebflächen in den letzten Jahren möglicherweise etwas über das Ziel hinausgeschossen ist. Das Jahr 2008 könnte dabei den Umkehrpunkt dieser Entwicklung markieren. Weitere Zugewinne bei den Rebflächen für Weißwein auf Kosten der Rotweinfläche würden in den nächsten Jahren nicht überraschen. 6 Der deutsche Weinmarkt im Blickfeld
7 Veränderungsraten der Weiß- und Rotmostfläche 10,0% 8,0% 6,0% 4,0% 2,0% 0,0% -2,0% -4,0% -6,0% Weißmost Rotmost Quelle: Statistisches Bundesamt Riesling und Grauburgunder auf dem Vormarsch Die dominierenden deutschen weißen Rebsorten sind Riesling mit einem Anteil von 21,9 % und Müller- Thurgau mit 13,4 % der bestockten Gesamt-Rebfläche. Unter den Weißweinen bringt es der Riesling damit auf eine Quote von 34,5 % der Rebfläche, während 21,1 % der Weißweinfläche mit Müller-Thurgau bestockt ist. Unter den wichtigsten Weißweinsorten gingen im Jahr 2008 sowohl bei Müller-Thurgau als auch bei Kerner und Silvaner die Rebflächen zurück. Der Trend der letzten 15 Jahre hat sich damit nahtlos fortgesetzt. Immerhin war Müller-Thurgau Anfang der 1990er Jahre noch die wichtigste Traubensorte. Alleine seit 1993 bis heute hat sich die Rebfläche um über ha ermäßigt. Allerdings hat sich die Abnahme der Rebfläche seit 2006 deutlich verlangsamt. In den letzten beiden Jahren ging die mit Müller-Thurgau bepflanzte Fläche nur noch um rund 250 ha oder etwa 2 % zurück. Der Riesling hat Müller-Thurgau als flächenmäßig bedeutendste Rebe im Jahr 1996 abgelöst. Allerdings war der Rückgang der Riesling-Rebfläche in den letzten 15 Jahren deutlich weniger ausgeprägt als beim Müller- Thurgau. Der vorläufige Tiefpunkt bei der Anbaufläche war im Jahr 2004 mit ha zu verzeichnen. Seitdem nimmt die Rebfläche wieder kontinuierlich zu. In den letzten vier Jahren erhöhte sich die Anbaufläche für Riesling insgesamt um gut ha oder fast 9 %. Auch der Grauburgunder legte im Jahr 2008 um rund 70 ha zu und hat damit bereits seit dem Jahr 2006 den Kerner als Nummer 4 unter den Weißweinsorten abgelöst. Dass der Grauburgunder in den nächsten Jahren ² Das Weinwirtschaftsjahr läuft jeweils vom bis zum des folgenden Kalenderjahres. auch den Silvaner als Nummer 3 ablöst, scheint aus statistischer Sicht gar nicht so unwahrscheinlich. Immerhin hat die Anbaufläche für Grauburgunder zuletzt 12 Jahre in Folge zugenommen auf der anderen Seite hat die Rebfläche für Silvaner in den letzten 15 Jahren kontinuierlich abgenommen. Entwicklung der Rebfläche ausgewählter weißer Rebsorten in ha Riesling Müller-Thurgau Silvaner Grauburgunder Kerner Quelle: BMELV Dornfelder über dem Zenit Bei den roten Sorten dominierten in Deutschland im Jahr 2008 Spätburgunder mit einem Anteil von 11,5 % und Dornfelder mit einem Anteil von knapp 8 % an der bestockten Gesamt-Rebfläche. Unter den Rotweinen brachte es der Spätburgunder damit auf eine Quote von 31,7 % der Rebfläche, während etwa 21,8 % der Fläche für Rotweine mit Dornfelder bestockt waren. Unter den drei wichtigsten Rotweinsorten setzten Dornfelder und Spätburgunder den Trend der letzten Jahre fort. Beim Spätburgunder dürfte die Zeit der großen Zuwächse an Rebfläche vorbei sein. Ein Indiz dafür ist die Tatsache, dass die Anbaufläche in den letzten drei Jahren fast unverändert blieb. Beim Dornfelder wurde die Rebfläche in den Jahren 2000 bis 2004 fast verdoppelt. Auch diese stürmische Entwicklung scheint der Vergangenheit anzugehören. Im Jahr 2004 dürfte die Rebfläche für Dornfelder mit ha das vorläufige Maximum erreicht haben. Seitdem nimmt die Rebfläche jedes Jahr langsam wieder ab. Im vergangenen Jahr waren noch ha der Rebfläche in Deutschland mit Dornfelder bepflanzt. Keinen Trendwechsel gab es beim Portugieser. Die Rebfläche dürfte im Jahr 2001 ihr Maximum erreicht haben und geht seitdem langsam, aber kontinuierlich zurück. Im Jahr 2008 verminderte sich die Rebfläche erneut um 4,3 % oder fast 200 ha auf ha. Der deutsche Weinmarkt im Blickfeld 7
8 Entwicklung der Rebfläche ausgewählter roter Rebsorten in ha bis 1999 wieder erholt. Seit dem Weinwirtschaftsjahr 2002/03 geht der Pro-Kopf-Verbrauch an inländischem Wein tendenziell wieder nach oben. Im Weinwirtschaftsjahr 2007/08 lag die Kennzahl bei 8,9 Litern pro Kopf. Pro-Kopf-Verbrauch inländischen Weins in Litern 9,6 9,4 9,2 9, Spätburgunder Dornfelder Portugieser Quelle: BMELV 8,8 8,6 8,4 8,2 8,0 1.3 Most-Preisentwicklung. 7,8 7,6 1995/ /98 99/ / / / /08 Schwankende Erntemengen In den Jahren lag die Wein-Erntemenge in Deutschland jeweils bei ca. 8,5 Mio. hl und damit etwa 10 % unter dem Durchschnitt seit 1970, der rund 9,4 Mio. hl beträgt. Danach prägten zunächst Ausreißer nach oben (12,3 Mio. hl im Jahr 1999) und nach unten (8,3 Mio. hl im Jahr 2003) die Erntemengen. Seit dem Jahr 2004 haben die Schwankungen bei den Erntemengen etwas abgenommen. Im Jahr 2008 lag die Weinernte mit 10,0 Mio. hl gut 6 % über dem langjährigen Durchschnitt. Quelle: DWI Weinmostpreis erreicht 1997 Maximum Aufgrund des knappen Angebots kam es in der Periode 1995 bis 1997 zu relativ hohen Weinmostpreisen. So erreichte der Weinmostpreis im Jahr 1997 mit 104 pro hl den absolut höchsten Stand der letzten 15 Jahre. In den Folgejahren nahmen die Erntemengen wieder deutlich zu und die Preise kamen unter Druck. Zwar liegt der Durchschnittspreis für das Jahr 2008 noch nicht vor das rückläufige Erntevolumen im vergangenen Jahr und die tendenziell höhere Nachfrage lassen jedoch aufgrund des geringeren Angebots auf zumindest stabile Preise schließen. Erntemengen und Weinmostpreise Foto DWI Nachfrage stabilisiert sich Neben der Erntemenge beeinflusst die Nachfrage nach inländischem Wein die Preisentwicklung. Diese hat sich von einem drastischen Einbruch in den Jahren Erntemenge in1000 hl (linke Skala) Weinmostpreise in /hl (rechte Skala) Quelle: Statistisches Bundesamt und BMELV 8 Der deutsche Weinmarkt im Blickfeld
9 Rieslingpreise unter Druck Um die Auswertung aktuelleren Datenmaterials zu ermöglichen, wird an dieser Stelle exemplarisch auf die Fassweinpreise des Anbaugebietes Pfalz eingegangen. Die folgende Abbildung zeigt, dass die Fassweinpreise für Riesling (hier QbA) in den letzten Jahren deutlich volatiler waren als die von Grauburgunder (hier QbA Kabinett). Die Preise für Riesling haben sich von Anfang 2005 bis Mitte 2007 in der Spitze auf bis zu 165 /hl mehr als verdoppelt. Dieser starke Anstieg dürfte die Folge der relativ hohen Rieslingnachfrage auf der einen Seite und der relativ ertragsschwachen Erntejahre 2005 und 2006 auf der anderen Seite gewesen sein. Seit Mitte 2007 kamen die Preise jedoch ins Rutschen. Dies hängt sicherlich mit den relativ hohen Ernteerträgen der Jahre 2007 und 2008 zusammen. Zudem ist das Angebot an Riesling in der Pfalz in den letzten Jahren sprunghaft gestiegen. Alleine die Jahre 2005 bis 2008 brachten einen Anstieg der Anbaufläche für Pfälzer Riesling um 562 ha auf ha. Dies entspricht einem Plus von immerhin 11,5 % in nur drei Jahren. Insofern dürfte der Preisrutsch beim Riesling vor allem auf das deutlich höhere Angebot zurückzuführen sein. Beim Grauburgunder verlief die Ausweitung der Anbaufläche weniger sprunghaft. Hier wurde die Rebfläche in den letzten drei Jahren in der Pfalz nur um 62 ha ausgeweitet insofern überrascht auch die stabilere Preisentwicklung im Verhältnis zum Riesling nicht. Rotmostpreise Die Preise für Rotmost haben in der Pfalz in den letzten Monaten tendenziell etwas angezogen. Für Dornfelder wurden zuletzt rund 80 /hl bezahlt. Die Preisentwicklung beim Dornfelder war in den letzten vier Jahren abgesehen von meist nur kurzzeitigen Einbrüchen relativ konstant. Dies dürfte unter anderem darauf zurückzuführen sein, dass die Anbaufläche in der Pfalz seit 2006 leicht rückläufig war. Das Maximum könnte mit ha im Jahr 2005 erreicht worden sein. Im Jahr 2008 betrug die Anbaufläche mit ha rund 2,5 % weniger. Beim Spätburgunder verlief die Preisentwicklung deutlich volatiler. Anfang 2005 wurden noch 92,5 /hl bezahlt. Bis Mitte 2006 gab der Preis auf gut 60 /hl nach. Die eher unterdurchschnittliche Erntemenge des Jahres 2006 hat die Preise dann stabilisiert. Eine relativ hohe Nachfrage nach Spätburgunder in Verbindung mit einer unveränderten Anbaufläche in der Pfalz haben die Preise seit Mitte 2007 wieder steigen lassen. Zuletzt wurden für Spätburgunder aus der Pfalz rund 75 /hl bezahlt. Fassweinpreise für Rotmost in Rheinhessen in /hl Fassweinpreise für Weißmost in der Pfalz in /hl Jan 05 Apr 05 Jul Okt Apr Spätburgunder QbA Jul Okt Jan Apr Jul Okt Jan Apr Jul Okt Apr Dornfelder QbA Jul 09 Okt 09 Quelle: Weinmarketing RLP 50 Jan 05 Apr 05 Jul Okt Apr Riesling QbA Jul Okt Jan Apr Jul Okt Jan Apr Jul Okt Apr Grauburgunder QbA -Kabinett Jul 09 Okt 09 Quelle: Weinmarketing RLP Der deutsche Weinmarkt im Blickfeld 9
10 2 Der Weinabsatz in Deutschland. 2.1 Marktüberblick. Gesamtmarkt für Wein und Sekt Das Gesamtvolumen des Wein- und Sektmarktes lag im Jahr 2008 in Deutschland bei 20,1 Mio. hl und gliederte sich in 3,0 Mio. hl Schaumwein (15 %) und 17,1 Mio. hl Stillwein (85 %). Der private Weinkonsum in der Gastronomie war lange Zeit rückläufig. Im Jahr 2000 lag der Gastronomie-Anteil am Stillweinkonsum noch bei 23 % bzw. 3,7 Mio. hl. Dagegen belief sich die Quote im Jahr 2008 nur noch auf 18 % bzw. 3,0 Mio. hl. Hierzu haben vermutlich die erheblichen Preiserhöhungen der Gastronomie im Zuge der Einführung des Euros beigetragen. Aber immerhin hat der kontinuierliche Rückgang des Außer-Haus-Verbrauchs offensichtlich einen Boden gefunden, da der Konsum in den letzten vier Jahren relativ konstant blieb. Auf den privaten Weinkonsum zu Hause entfielen im Jahr 2008 ca. 82 % bzw. 14,1 Mio. hl und damit fünf Prozentpunkte mehr als noch im Jahr Etwa 20 % bzw. 2,8 Mio. hl des Stillweinvolumens ergaben sich durch die Direktvermarktung der Winzer, Weingüter und Winzergenossenschaften. 80 % oder 11,3 Mio. hl entfielen auf Handelseinkäufe wie beispielsweise im Weinfachhandel oder Lebensmitteleinzelhandel. Diese Relationen sind seit dem Jahr 2000 nahezu unverändert. Der Markt für Wein und Sekt in Deutschland im Jahr 2008 in Mio. hl % 85 % Sektmarkt Außer-Haus-Verbrauch (Gastronomie) 20,1 17,1 14,1 11,3 2.2 Absatz und Preise. 3,0 Direkteinkäufe Wein und Sekt Weinmarkt mit Stillwein Hausverbrauch Handelseinkäufe Quelle: FA Geisenheim 18 % 82 % 3,0 20 % 80 % 2,8 Drehscheibe Deutschland Die deutschen Weinimportpreise gelten als Indikator für den Weltmarktpreis. Denn Deutschland liegt mit einem Weltmarktanteil von knapp 4 % zusammen mit Südafrika und Australien lediglich auf den Plätzen sechs bis acht der weinproduzierenden Länder. Dagegen liegt Deutschland beim Weinkonsum hinter den USA, Frankreich und Italien und noch vor Spanien auf Rang vier. Auf Deutschland entfallen damit gut 12 % des weltweiten Weinkonsums. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass Deutschland neben Großbritannien weltweit den größten Markt für Weinimporte darstellt. Aufgrund des hohen Importvolumens stellt der deutsche Markt eine Drehscheibe für den Weltweinmarkt dar. Foto Edeka Habig Unteres Preissegment bereitet Sorgen Die Problematik des deutschen Weinmarktes besteht darin, im unteren Preissegment aufgrund der im internationalen Vergleich relativ hohen Produktionskosten in Deutschland nur bedingt konkurrenzfähig zu sein. Um dieses Preissegment zu bedienen, sind gerade die Kellereien auf Weinimporte angewiesen. Die Chancen der deutschen Weine liegen eher im mittleren und oberen Preissegment. Um diese Möglichkeiten zu nutzen, ist die Innovationsbereitschaft deutscher Winzer stark angestiegen. Die ausgebauten Weine und deren Präsentation werden immer besser und schaffen damit günstige Voraussetzungen für den Absatz im Premium-Segment. Preisklassenverteilung ändert sich Tatsächlich ist es in den letzten Jahren gelungen, dass die Verbraucher deutsche Weine mit einer höheren Qualität gleichsetzen und damit auch bereit sind, höhere Preise zu bezahlen. Der Anteil der deutschen Weine im Niedrigpreissegment ist zuletzt immer stärker zurückgegangen. Während im Jahr 2005 noch 31,2 % der deutschen Weine im Preissegment unter 1,50 /Flasche abgesetzt wurden, lag diese Quote im Jahr 2008 bei nur noch 7,7 %. Dagegen wurden im Jahr 10 Der deutsche Weinmarkt im Blickfeld
11 2005 in der Preisklasse zwischen 1,50 und 2,49 lediglich 29,7 % der deutschen Weine abgesetzt im Jahr 2008 kletterte diese Quote auf 53,1 %. Anteil verschiedener Preissegmente beim Kauf von deutschem Wein 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 31,2% 7,7% 29,7% 53,1% 21,0% 20,2% 13,2% 12,4% 6,5% 5,0% bis 1,49 1,50-2,49 2,50-3,49 3,50-4,99 5,00 und mehr Quelle: GfK und DWI Discounter mit Doppelstrategie Marktführer Aldi und die anderen Discounter setzen bei ihrem Angebot mittlerweile nicht mehr ausschließlich auf Billigweine. Tatsächlich sind Aldi, Lidl und Co. in den letzten Jahren mehr und mehr zu einer Doppelstrategie übergegangen. Das in- und ausländische Wein-Standardsortiment wird zu extrem niedrigen Preisen angeboten und gleichzeitig werden durch ein Uptrading höherwertige Weine zu höheren Preisen angeboten, welche die Gesamterlöse aufbessern sollen. Mit dieser differenzierten Strategie dürfte es in Zukunft gelingen, auch Weinkenner in die Discount-Märkte zu locken. Die Discounter bieten den gehobenen Weinqualitäten zunehmend mehr Regalfläche. Mit dem Einzug von Champagner und Chablis Premier Cru in das Sortiment bei Lidl oder Barolo, Bordeaux und Co. bei Aldi erobern die Discounter den Preisraum oberhalb von 10 pro Flasche. Sie treten dadurch in Konkurrenz zum Lebensmitteleinzelhandel und Fachhändlern. Durchschnittspreise für deutsche Weine steigen Der Trend, dass deutsche Weine tendenziell in höhere Preissegmente vordringen, lässt sich auch über die Entwicklung der Durchschnittspreise in den letzten Jahren belegen. Pro Liter Wein kletterten die Preise im Handel von 2006 bis 2008 durchschnittlich um rund 5,5 % auf 2,49. Die Preise für ausländischen Wein bewegten sich in diesem Zeitraum nur wenig. Dagegen zogen die Preise für deutsche Weine recht deutlich an. Wurden im Jahr 2006 noch 2,46 pro Liter bezahlt, kletterte der Preis bis zum Jahr 2008 um 8,5 % auf 2,67 pro Liter. Für deutsche Weine wurden damit im vergangenen Jahr im Handel gut 13 % mehr bezahlt als für ausländische Weine im Jahr 2006 lag dieser Preisaufschlag lediglich bei 2 %. Durchschnittspreise für Wein im Handel ( /Liter) 2,80 2,70 2,67 2,60 2,55 2,50 2,49 2,46 2,40 2,30 2,36 2,38 2,31 2,27 2,36 2,20 Foto Bettina Drevenšek 2,10 2,00 Wein gesamt Deutscher Wein Ausländischer Wein Quelle: GfK und Weinmarketing RLP Begrenztes Sortiment als Pluspunkt Aus Sicht des nicht fachkundigen Konsumenten werden durch das relativ begrenzte Sortiment der Discounter die Entscheidungsprobleme reduziert. Das Der deutsche Weinmarkt im Blickfeld 11
12 Angebot ist für die Kunden ausreichend, um einen passenden Wein zu finden, ohne dass sie aufgrund einer Vielzahl von angebotenen Weinen überfordert werden. Abwechslung und neue Impulse bieten die Aktionsweine oder saisonbezogene Weine. Bei den Aktionsweinen erzielen die Discounter Margen von bis zu 50 %. Das bereits beschriebene Uptrading führt zu einem verbesserten Qualitätsbewusstsein der Kunden, wodurch diese ihre Kaufentscheidung letztendlich nicht mehr nur nach dem Preis sondern auch nach der angebotenen Qualität treffen können. Discounter gewinnen Aldi verliert Von der beschriebenen Doppelstrategie haben zuletzt insbesondere die Discounter ex Aldi profitiert. Denn der Verlust von Marktanteilen von Aldi hat sich auch im Jahr 2008 fortgesetzt. Kam der Discounter im Jahr 2003 beim Weinabsatz im LEH noch auf einen Anteil von 31,2 %, sank diese Quote im letzten Jahr auf 26,8 %. Auch die Verbrauchermärkte büßten in den letzten Jahren Marktanteile ein, allerdings pendelte sich deren Marktanteil in den letzten drei Jahren bei etwa 25 % ein. Im kleinen LEH waren in den letzten Jahren per Saldo bei uneinheitlicher Tendenz leichte Marktanteilsgewinne zu verbuchen. Am stärksten legten seit 2003 jedoch die Discounter (ex Aldi ) zu. Sie lagen im Jahr 2003 mit einem Marktanteil von 29,4 % noch hinter Aldi und den Verbrauchermärkten auf Platz 3. Mittlerweile haben sie das stärkste Gewicht im LEH und kamen im Jahr 2008 auf einen Marktanteil von 36,2 %. Mengenmäßiger Weinkonsum der Haushalte nach Einkaufsstätten im LEH 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 31,2% 30,4% 30,8% 30,0% 27,1% 26,8% 29,4% 31,0% 31,4% 32,8% 30,0% 29,8% 29,3% 9,4% 8,8% 8,5% 35,5% 36,2% 25,2% 25,0% 25,2% 12,0% 12,4% 11,8% Kleiner LEH Verbrauchermarkt Discount (ex Aldi) Discount (Aldi) Quelle: FA Geisenheim und DWI Auch bei der Umsatzbetrachtung im LEH ist die Verschiebung von Marktanteilen bei den Discountern sehr deutlich. Marktführer Aldi verbuchte 2003 noch 31,8 % der Umsätze im LEH auf sich, während die übrigen Discounter nur 23,6 % auf sich vereinigten. Im letzten Jahr hatte sich die Relation umgedreht. Aldi kam nur noch auf einen Umsatzanteil von 26,5 %, während die übrigen Discounter bereits 31,8 % erreichten. Die Verbrauchermärkte mussten im selben Zeitraum deutliche Einbußen beim umsatzmäßigen Marktanteil hinnehmen, während der kleine LEH ähnlich wie beim Absatz per Saldo auch bei Umsatz zulegen konnte. Wertmäßiger Weinkonsum der Haushalte nach Einkaufsstätten im LEH 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 31,8% 31,0% 30,3% 29,2% 26,5% 26,5% 23,6% 25,1% 27,0% 28,1% 30,6% 31,8% 34,2% 33,6% 33,1% 10,4% 10,3% 9,6% 28,6% 28,7% 27,9% 14,1% 14,2% 13,8% Kleiner LEH Verbrauchermarkt Discount (ex Aldi) Discount (Aldi) Quelle: FA Geisenheim und DWI Deutscher Wein gewinnt Marktanteile In besonderem Maße haben deutsche Weine ihre Position im Handel im Jahr 2008 verbessert. Der mengenmäßige Marktanteil wurde gegenüber dem Vorjahr um 2,8 Prozentpunkte auf 49,4 % gesteigert. Gegenüber dem vorläufigen Tiefpunkt des Jahres 2005 (45,3 %) haben deutsche Weine ihren Marktanteil dabei schon fast um vier Prozentpunkte gesteigert. Nach starken Zugewinnen in den vergangenen Jahren büßten spanische Weine zuletzt leicht an Marktanteilen ein. Zwischen 2002 und 2006 hatten die Iberer ihre Quote fast verdoppelt. Mit 6,1 % Marktanteil im Jahr 2006 könnten die spanischen Weine aber bereits den Zenit erreicht haben; im Jahr 2008 lag ihre Quote noch bei 5,7 %. Rückläufige Marktanteile mussten auch Gewächse aus Italien und insbesondere aus Frankreich hinnehmen. Französische Weine haben seit 1999 rund 3,2 Prozentpunkte an Marktanteil eingebüßt und lagen im vergangenen Jahr bei einer Quote von 13,5 %. Italie- 12 Der deutsche Weinmarkt im Blickfeld
13 nische Gewächse haben die starken Zugewinne der Jahre 2006 und 2007 wieder abgegeben. Im Jahr 2008 sank der Marktanteil der Südeuropäer gegenüber dem Vorjahr um 1,9 Prozentpunkte auf 12,4 %. Absatzanteile von Wein im LEH 2006 bis % 55,0% 55,2% 52,0% 50% Marktanteil nach Herkunftsländern in Deutschland 100% 90% 40% 30% 39,5% 36,3% 35,3% 80% 70% 60% 49,4% 45,3% 46,3% 46,6% 49,4% 20% 10% 8,5% 8,7% 9,5% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 16,7% 12,5% 3,4% 3,3% 14,7% 15,9% 13,1% 2.3 Konsum. Rosé- und Rotwein im Aufwind 13,6% 13,7% 13,5% 14,0% 14,3% 12,4% 3,3% 6,1% 5,7% 5,7% 4,3% 6,4% 6,0% 6,5% 20,1% 19,0% 17,4% 17,4% Sonstige Neue Welt Spanien Italien Frankreich Deutschland Quelle: DWI und GfK 0% Rotwein Weißwein Roséwein Quelle: FH Geisenheim und DWI Noch stärker als auf dem gesamten deutschen Weinmarkt spiegelt sich die verstärkte Nachfrage nach Rosé- und Rotweinen bei deutschen Erzeugnissen wider. Die Quote der verkauften deutschen Rotweine nahm von 2006 bis 2008 um 6,3 Prozentpunkte auf 43,3 % zu, gleichzeitig stieg die Quote bei Roséweinen von 9,5 % auf 11,7 %. Der Absatzanteil der Weißweine ging im selben Zeitraum jedoch deutlich zurück. War im Jahr 2006 mit einer Quote von 53,5 % noch etwas mehr als jede zweite in Deutschland abgesetzte Flasche aus heimischer Produktion ein Weißwein, ist diese Quote bis zum Jahr 2008 auf nur noch 45,1 % zurückgegangen. Absatzanteile deutscher Weine im LEH 2006 bis % 53,5% 50% 40% 37,0% 42,0% 43,3% 47,5% 45,1% 30% Foto fotolia/la Die deutschen Weinkonsumenten wendeten sich im Jahr 2008 bevorzugt Rosé- und Rotweinen zu. Dabei konnte der Rotwein seinen Absatzanteil im Lebensmitteleinzelhandel seit 2006 um gut drei Prozentpunkte auf zuletzt 55,2 % steigern. Auch Roséweine gewannen von 2006 bis 2008 einen Prozentpunkt und vereinigten zuletzt 9,5 % der Absatzmenge auf sich. Dagegen ging der Absatzanteil von Weißwein im selben Zeitraum um gut vier Prozentpunkte auf 35,3 % zurück. 20% 10% 0% 9,5% 10,5% 11,7% Rotwein Weißwein Roséwein Quelle: FH Geisenheim und DWI Der deutsche Weinmarkt im Blickfeld 13
14 Rosé ist auch beim Umsatz Gewinner 46,7 % (Rot) bzw. 10,1 % (Rosé). Dagegen büßten die deutschen Weißweine weiter an Boden ein und kamen 2008 nur noch auf einen Umsatzanteil in Deutschland von 43,2 %. Dabei muss jedoch betont werden, dass sich die Veränderungsraten im letzten Jahr gegenüber 2006/07 deutlich verkleinert haben. Umsatzanteile deutscher Weine im LEH 2006 bis % 53,7% 50% 45,9% 46,7% 44,9% 43,2% 40% 38,0% Beim Umsatzanteil scheint die Wachstumsstory des Rotweins allerdings vorerst an Grenzen gestoßen zu sein. Mit zuletzt 58,2 % hat der Umsatzanteil gegenüber dem Jahr 2006 zwar um 4,6 Prozentpunkte zugenommen; im Vergleich zum Jahr 2007 ergab sich jedoch ein leichtes Minus. Lediglich bei Roséweinen weist auch hier der Trend weiter nach oben: der Umsatzanteil nimmt seit 2006 kontinuierlich zu und erreichte im Jahr 2008 bereits 8,5 %. Bei Weißweinen konnte die Quotenerosion gestoppt werden. Nachdem im Jahr 2006 noch 39,1 % des Weinumsatzes in Deutschland auf Weißwein entfiel, lag diese Kennzahl 2007 und 2008 jeweils bei 33,3 %. Umsatzanteile von Wein im LEH 2006 bis % 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 53,6% 58,9% 58,2% 39,1% 33,3% 33,3% 7,3% 7,7% Rotwein Weißwein Roséwein Foto DWI 8,5% Quelle: FA Geisenheim und DWI 30% 20% 10% 0% Quelle: FA Geisenheim und DWI Pro-Kopf-Verbrauch mit positivem Trend Der Pro-Kopf-Konsum von Still- und Schaumwein lag in Deutschland im Jahr 2007 bei 24,6 Litern. Im Vergleich zu den anderen großen weinproduzierenden Ländern der EU ist dieser Wert relativ niedrig. Er liegt zudem knapp 18 % oder gut 5 Liter unter dem EU-Durchschnitt. Im Jahr 2007 wies Frankreich mit 47,9 l den höchsten Pro-Kopf-Konsum unter den größeren Weinbaunationen auf. In Italien und Spanien wurden pro Kopf 40,0 Liter bzw. 30,1 Liter konsumiert. Dennoch ist Deutschland das einzige Land unter den wichtigsten EU-Weinerzeugern, das beim Pro-Kopf-Verbrauch in der Zehnjahresperiode 1998 bis 2007 zulegen konnte. In Deutschland stieg die Kennzahl von 23,6 Litern im Jahr 1998 um einen Liter oder 4,2 % auf 24,6 Liter im Jahr Im selben Zeitraum ging der Konsum in Spanien um knapp 7 Liter oder 18 % zurück. In Frankreich lag das Minus bei über 11 Litern oder 19 % und in Italien ermäßigte sich der Weinkonsum zwischen 1998 und 2007 sogar um 15,7 Liter pro Kopf, was einem Rückgang von 28 % entspricht. 8,3% 9,2% 10,1% Rotwein Weißwein Roséwein Ähnlich wie beim Absatz sind auch die Trends beim Umsatz deutscher Weine weiterhin ungebrochen. Deutsche Rot- und Roséweine legen beim Umsatzanteil weiter zu und kamen im Jahr 2008 auf eine Quote von 14 Der deutsche Weinmarkt im Blickfeld
15 Pro-Kopf-Verbrauch von Wein in der Europäischen Union Liter /Jahr Deutschland Spanien Frankreich Italien EU Quelle: BMELV Deutscher Stillweinkonsum nimmt zu Die Entwicklung des Pro-Kopf-Konsums von Stillwein in Deutschland war in den letzten Jahren ebenfalls aufwärts gerichtet. Lag der Konsum im Jahr 1995 noch bei 17,4 Litern pro Kopf, so stieg diese Kennzahl bis zum Jahr 2008 um 3,3 Liter oder rund 19 % auf 20,7 Liter. Pro-Kopf-Konsum von Stillwein in Deutschland in Liter dürfte sich der Konsum relativ deutlich verlagern. Roséwein sollte weiterhin Marktanteile gewinnen. Im Zeitraum 2003 bis 2008 lagen hier die Wachstumsraten des Konsums bei deutlich überdurchschnittlichen 29,4 %. Auch zwischen 2008 und 2012 bleibt das Wachstum mit erwarteten 28,6 % sehr hoch. Hierbei muss allerdings betont werden, dass sich diese hohe Dynamik von einem relativ niedrigen Niveau aus vollzieht. Selbst im Jahr 2012 wird Roséwein trotz des stürmischen Wachstums nur einen Anteil von etwa 12,8 % (2008: 10,3 %) am gesamten Weinkonsum in Deutschland aufweisen. Der Weißweinkonsum in Deutschland, der zwischen 2003 und 2008 um 50 Mio. Flaschen oder 3,7 % zurückging, dürfte wieder zunehmen. Von 2008 bis 2012 erwartet IWSR ein Plus von 90 Mio. Flaschen oder knapp 7 %. Der Rotweinkonsum, der zwischen 2003 und 2008 noch recht deutlich zulegte (um 120 Mio. Flaschen oder 9,6 %), dürfte sich in den nächsten Jahren jedoch wieder rückläufig entwickeln. Von 2008 bis 2012 liegt die ISWR-Prognose bei einem Minus von 80 Mio. Flaschen oder 5,8 %. Der in Kapitel 1 beschriebene Trendwechsel bei den Anbauflächen für rote und weiße Rebsorten wird sich nach diesen Annahmen in den nächsten Jahren noch weiter fortsetzen. Denn während der Konsum von Rotwein in Deutschland im Jahr 2008 mit 45,9 % am Gesamtkonsum noch deutlich vor dem Weißweinkonsum (43,8 %) rangierte, werden sich die Relationen bis zum Jahr 2012 umkehren. Dann dürfte der Weißweinkonsum mit einem Anteil von 45,4 % am Gesamtkonsum wieder deutlich vor der Quote des Rotweins (41,8 %) liegen Quelle: DWI Weinkonsum in Deutschland verlagert sich Tsd. Flaschen Negative Prognose für Rotweinkonsum Der Weinkonsum in Deutschland wird nach Untersuchungen des Marktforschungsbüros IWSR in den nächsten Jahren weiter zunehmen. Bereits von 2003 bis 2008 stieg der Konsum von rund 2,85 Mio. Flaschen um fast 5 % auf knapp 3,0 Mio. Flaschen. Bis zum Jahr 2012 wird ein weiterer Anstieg um zusätzlich 3,3 % auf knapp 3,1 Mio. Flaschen erwartet. Dabei Rotwein Weißwein Rosé Quelle: Vinexpo/IWSR Der deutsche Weinmarkt im Blickfeld 15
16 2.4 Import und Export. Einfuhrwert geht zurück Foto Edeka Habig Qualität der Importe sinkt In den letzten Jahren war eine tendenzielle Verschiebung der importierten Weinqualitäten zu beobachten. Qualitätsweine wurden durch qualitativ weniger wertvolle Tafelweine ersetzt. Diese Tendenz herrschte sowohl bei Weiß- als auch bei den Rotweinen vor. Vom Jahr 2000 bis zum Jahr 2008 hat sich der Einfuhrwert von roten und weißen Qualitätsweinen um knapp 140 Mio. oder mehr als 16 % auf rund 720 Mio. ermäßigt. Im selben Zeitraum nahm der Einfuhrwert roter und weißer Tafelweine um 155 Mio. oder gut 24 % auf fast 800 Mio. zu. Dies dürfte insbesondere auf die in Kapitel 2.2 beschriebene Problematik zurückzuführen sein, das Billigpreissegment in Deutschland mit entsprechenden Weinen zu bedienen. Deutschland ist neben Großbritannien weltweit der größte Weinimporteur. Vor allem die deutliche Zunahme des Weinkonsums in Deutschland ging in den letzten Jahren einher mit einer relativ konstanten Zunahme des Weinimports. Nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes wurden im Jahr 2008 in Deutschland rund 14,2 Mio. hl Wein im Gesamtwert von knapp 2,1 Mrd. importiert. Seit dem Jahr 2003 hat der Einfuhrwert damit kontinuierlich zugenommen. Die Steigerung zwischen 2003 und 2008 lag bei gut 9 % oder fast 180 Mio.. Die Importmengen haben im selben Zeitraum fast mit demselben Tempo zugenommen (um gut 8 %). Die Importpreise lagen damit in den letzten Jahren relativ konstant bei knapp 1,50 pro Liter. Gut 82 % der Importmengen mit knapp 87 % des Importwertes kamen im Jahr 2008 aus anderen EU-Mitgliedstaaten. Nur rund 10 % des Importwertes entfiel auf Qualitäts-Weißweine, während Qualitäts-Rotweine auf einen Anteil von gut 24 % am Importwert kamen. Deutscher Einfuhrwert von Wein Mio Deutscher Einfuhrwert von Wein nach Qualitäten Mio Schaumwein Qualitätswein, weiß Qualitätswein, rot Tafelwein, weiß Tafelwein, rot Sonstige Quelle: BMELV Italien dominiert Importe Das größte Importvolumen in Höhe von 6,01 Mio. hl stammt weiterhin aus Italien. Zwischen 2004 und 2008 stiegen die italienischen Weinimporte nach Deutschland um fast 1 Mio. hl oder knapp 20 %. Deutschland importiert mittlerweile sogar mehr Wein aus Italien wie aus Frankreich und Spanien zusammen. Im Jahr 2008 führte Deutschland 2,33 Mio. hl aus Frankreich ein. Dies entspricht einem leichten Rückgang um 2,5 % gegenüber Damit blieben die Franzosen auf dem dritten Platz, denn die Deutschland-Importe der Iberer nahmen im selben Zeitraum zwar auch ab (-5,2 %), dennoch wurden im Jahr 2008 um rund hl mehr spanische Weine nach Deutschland importiert als französische Quelle: BMELV 16 Der deutsche Weinmarkt im Blickfeld
17 Weinimporte nach Deutschland 2004 und 2008 Mio. hl Italien 5,03 Spanien 2,53 2,67 Frankreich 2,33 2,39 Südafrika 0,68 0,24 Chile 0,55 0,63 USA 0,44 0,48 6,01 Deutscher Wein in USA beliebt Wertmäßig waren im Jahr 2008 die USA das wichtigste Exportziel für deutsche Weine, gefolgt von Großbritannien und den Niederlanden. Mengenmäßig geht der meiste deutsche Wein weiterhin nach Großbritannien. Offensichtlich legen die Amerikaner in punkto deutsche Weine jedoch deutlich mehr Wert auf Qualität als die Briten. Denn immerhin liegt der Preis für eine in die USA exportierte Flasche etwa doppelt so hoch, wie der Preis für eine Flasche, die nach Großbritannien geht. Australien 0,30 0, Quelle: Statistisches Bundesamt Export boomt Deutschland ist nach den großen Weinbaunationen Frankreich, Italien und Spanien der viertgrößte Weinexporteur Europas; weltweit nimmt Deutschland Rang acht ein. Die deutschen Weinausfuhren beliefen sich nach den vorläufigen Ergebnissen des Jahres 2008 auf rund 3,86 Mio. hl, was etwa 40 % einer deutschen Durchschnittsernte entspricht. Im fünften Jahr hintereinander ist die Exportmenge damit gestiegen. Das Plus gegenüber dem Jahr 2004 (2,99 Mio. hl) liegt bei rund 29 %. Auch der Gegenwert der Ausfuhren nahm in den letzten Jahren regelmäßig zu. Im Jahr 2008 wurden deutsche Weine im Wert von 798,4 Mio. exportiert. Gegenüber dem Jahr 2003 ergab sich eine Steigerung von 290 Mio. oder knapp 57 %. Deutsche Ausfuhr von Wein Mio Foto DWI Relativ hohe Durchschnittspreise werden auch beim Export nach Japan, China und in die Schweiz erzielt. Unter den wichtigsten Handelspartnern ergab sich im Jahr 2008 gegenüber dem Jahr 2006 insbesondere in Ländern wie Frankreich, Schweden, Russland und den Niederlanden eine hohe Dynamik (mit einem wertmäßigen Plus von 48 % bis 62 % gegenüber dem Jahr 2006). Auch China spielt bei Export deutscher Weine eine immer wichtigere Rolle. Immerhin hat sich das Reich der Mitte im Jahr 2008 schon auf Platz 13 der wichtigsten Exportziele vorgeschoben. Dabei nahm der Wert der Exporte zwischen 2006 und 2008 von 2,5 Mio. um fast 190 % auf 7,2 Mio. zu Quelle: Statistisches Bundesamt Der deutsche Weinmarkt im Blickfeld 17
18 Wichtigste Exportziele für deutschen Wein (in Mio. ) USA 94,8 94,5 Großbritannien 88,5 83,8 Niederlande 44,9 29,9 Russland 23,5 14,5 Schweden 20,2 13,0 Norwegen 17,0 13,3 Frankreich 15,8 10,7 Japan 14,3 20, Quelle: DWI Weinsorten den Exportwert in etwa verdoppelt. Rund 1,25 Mio. hl der Exportmenge entfallen auf Rotwein (2006: 0,73 Mio. hl), der damit 32 % (2006: 25 %) der Weinexporte ausmacht. Zum Teil handelt es sich dabei um reexportierte Rotweine, die von deutschen Kellereien importiert, abgefüllt und anschließend exportiert werden. Der hohe Anteil an Weißweinexporten ist hauptsächlich auf die wieder erstarkende ausländische Nachfrage nach deutschem Riesling zurückzuführen. Insbesondere die US-Konsumenten bevorzugen aus Deutschland fast ausschließlich höherpreisige Riesling- Weine aus dem Rheingau oder von der Mosel. Deutscher Ausfuhrwert von Wein nach Qualitäten Exportschlager Weißwein Rund 33 % der Menge (2006: 43 %) und 37 % des Gesamtwertes (2006: 44 %) entfielen im Jahr 2008 auf den Export von Qualitäts-Weißwein. Obwohl der Wert der Exporte von Qualitäts-Weißwein in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen hat, ist die exportierte Menge bereits seit mehreren Jahren rückläufig. Seit 2004 hat die Menge der exportierten Qualitäts- Weißweine um rund 12 % abgenommen. Rote und weiße Tafelweine konnten dagegen in den letzten Jahren sowohl mengen- als auch wertmäßig beim Export deutlich zulegen. Alleine von 2004 bis 2008 haben beide Mio Schaumwein Qualitätswein, weiß Qualitätswein, rot Tafelwein, weiß Tafelwein, rot Sonstige Quelle: BMELV 18 Der deutsche Weinmarkt im Blickfeld
19 3 Deutscher Wein aus betriebswirtschaftlicher Sicht. 3.1 Betriebsstrukturen. Zahl der Weinbaubetriebe rückläufig Die Anzahl der Weinbaubetriebe sinkt weiter. Dies zeigen die letzte der im 10-Jahres-Rhythmus durchgeführten Weinerhebungen aus dem Jahr 1999 sowie die jüngste Agrarstrukturerhebung aus dem Jahr 2007.³ In Deutschland gab es im Jahr 2007 rund (1999: ) landwirtschaftliche Betriebe mit Weinbau. Davon bewirtschaften etwa 39 % (1999: 45 %) der Weinbaubetriebe weniger als einen Hektar Rebfläche. 56 % (1999: 63 %) der Betriebe bewirtschaften weniger als zwei Hektar. Zwischen 1979 und 1999 ist die bewirtschaftete Rebfläche der Haupterwerbsbetriebe von 2,6 ha auf 5,1 ha angestiegen. Die Nebenerwerbsbetriebe verzeichneten einen Zuwachs um 0,3 ha auf 1,1 ha. In allen Betriebsgrößenklassen - mit Ausnahme der größten - nahm die Zahl der Betriebe in den letzten Jahren ab. Lediglich in der Kategorie mit der größten Rebfläche (5 Hektar und mehr) stagnierte die Zahl der Betriebe seit dem Jahr Diese Größenklasse vereint etwa 24 % der Weinbaubetriebe im Bundesgebiet auf sich. Die Betriebe dieser Kategorie bearbeiten aber 72 % der Rebfläche in Deutschland. Die überwiegende Betriebsform ist das Einzelunternehmen, gefolgt von den Nebenerwerbsbetrieben. Haupterwerbsbetriebe kommen vergleichsweise selten vor. Entwicklung der Zahl der Weinbaubetriebe in Deutschland Tausend Betriebe ,7 46,0 34,4 24,6 27,3 22,7 15,5 9,7 11,3 9,2 9,7 9,1 6,2 6,7 5,05,9 4,2 4,8 5,9 3,3 Insgesamt 0,3-1,0 1,0-2,0 2,0-5,0 5,0 und mehr von... bis unter... ha Rebfläche Quelle: BMELV ³ Anmerkung: Die Erhebungen für die Jahre 1979 und 1989 bildeten lediglich die Situation in den alten Bundesländern ab; es wurden nur Betriebe mit mehr als 10 Ar bestockter Rebfläche in die Statistik aufgenommen. Die letzte Erhebung im Jahr 1999 bildete Gesamtdeutschland ab, wobei die Betriebsgröße auf mindestens 30 Ar bestockte Rebfläche erhöht wurde. Weniger ausbauende und nicht ausbauende Betriebe Im Folgenden werden ausbauende und nicht ausbauende Betriebe unterschieden, weshalb die beiden Betriebsformen kurz definiert werden. Ein nicht ausbauender Weinbaubetrieb produziert Trauben und liefert diese an eine Erzeugergemeinschaft, Genossenschaft oder Kellerei, welche die Trauben weiterverarbeitet und zu Wein ausbaut. Es erfolgt keine eigene Weinerzeugung. Ein ausbauender Weinbaubetrieb produziert Trauben und verarbeitet diese im eigenen Keller zu Wein. Als Produkte können Fassweine oder Flaschenweine erzeugt werden, welche im Anschluss weiter vermarktet werden. Somit werden unter ausbauenden Weinbaubetrieben die Fassweinerzeuger und Direktvermarkter subsummiert. In der Zeit von 1979 bis 1999 hat sich die Anzahl der ausbauenden und nicht ausbauenden Betriebe jeweils um etwa ein Drittel reduziert. Weinbaubetriebe nach Art der Verarbeitung Ausbauende Betriebe Nicht ausbauende Betriebe Quelle: BMELV Rebfläche ausbauender Betriebe steigt Die Rebfläche der ausbauenden Betriebe ist in den Jahren 1979 bis 1999 jedoch mit 14 % recht deutlich gestiegen. Dagegen war im selben Zeitraum bei den nicht ausbauenden Betrieben ein Rückgang der Rebfläche um etwa 6,5 % zu verzeichnen. Die durchschnittliche Rebfläche ausbauender Betriebe lag im Jahr 1999 mit ha um fast 125 % über der Rebfläche nicht ausbauender Betriebe, die sich im Durchschnitt auf ha belief. Der deutsche Weinmarkt im Blickfeld 19
20 Weinbaubetriebe nach Art der Verarbeitung und der Rebfläche (in ha) Absatzkanäle Rebfläche der ausbauenden Betriebe Rebfläche nicht ausbauender Betriebe Quelle: BMELV Wertschöpfungskette im Überblick Das gesamte Weinmarktvolumen in Deutschland, das sich aus dem Trinkweinkonsum mit weniger als 15 Volumen-Prozent Alkohol und dem Sektkonsum zusammensetzt, belief sich im Jahr 2008 auf rund 2,4 Mrd. Liter. Davon entfallen rund 40 % auf deutschen Wein und ca. 60 % auf Importprodukte. Auf dem Absatzmarkt Deutschland wurden etwa 75 % des Weinmarktvolumens abgesetzt. Die verbleibenden 25 % gingen in den Export. Ausgangspunkt der Wertschöpfungskette ist die Trauben- oder Urproduktion, die im Weinberg der Winzer erfolgt. Die Weinanbauer besitzen für ihre Erzeugnisse grundsätzlich drei Absatzmöglichkeiten. Wertschöpfungskette des deutschen Wein- und Sektmarktes im Jahr 2008 Weinanbau Wein- und Sekthersteller Weinausbau Füllung/Vermarktung Absatz über eigene Weiterverarbeitung und eigenen Vertrieb Das Traubengut wird bei eigener Weiterverarbeitung und eigenem Vertrieb in den Weinbaubetrieben gekeltert und im Anschluss im eigenen Keller zu Fasswein vergoren. Über dieses Zwischenstadium hinaus erfolgt die weitere Veredelung bis hin zum füllfertigen Wein. Bei einer Flaschenweinproduktion werden in der Regel die gesamten Produktionsschritte im eigenen Weingut ausgeführt. Als Vertriebsweg für die Weinbaubetriebe bietet sich in seltenen Fällen und lediglich für sehr große Weinbaubetriebe die Direktvermarktung über den Lebensmitteleinzelhandel (LEH) bzw. der Export der Weine an. Gebräuchlicher ist ein Verkauf an den regionalen oder nationalen Großhandel, der die Weine z. B. an den Facheinzelhandel, LEH oder Hotels, Restaurants und Catering-Services (HoReCa) weiter vermarktet. Auf diesem Vertriebsweg kann die Abwicklung beispielsweise über die Fachhandels-Einkaufkooperation für den Wein- und Spirituosenhandel erfolgen. Diese fungiert als eine Art Clearingstelle zwischen den Weingütern und dem Fachhandel. Die Weingüter mit einem indirekten Vertrieb besitzen einen Marktanteil von schätzungsweise 20 bis 25 %. Indirekter Vertrieb bedeutet dabei, dass die Weingüter ihre Erzeugnisse an HoReCa und Endverbraucher verkaufen. Dieser Absatzweg ist sehr serviceintensiv und damit zeitaufwendig. Der indirekte Vertrieb stellt für die Weingüter mit höheren Qualitätsansprüchen den lukrativsten Absatzweg dar. Die reine Direktvermarktung, d.h. der direkte Flaschenweinverkauf von Winzern, Weingütern und Winzergenossenschaften an den Endabnehmer, machte im Jahr 2008 etwa 13 % des deutschen Weinmarktvolumens aus. Großhandel Einzelhandel/ Gastronomie Endverbraucher ( /0,75 l) Weinbauer und Traubenerzeuger Weinbauer und Fassweinvermarkter Weingüter und Direktvermarkter Weinproduktion Deutschland: Mio. l Import: 1400 Mio. l 250 Mio. l/ 25 % Genossenschaft, Erzeugergemeinschaft 280 Mio. l/ 28 % Kellerei 470 Mio. l/ 47% Regionaler Großhandel Nationaler Großhandel, Importeure HoReCa: 300 Mio. l/18 % Direkt: Facheinzelh.: Einkaufskooperationen Lebensmitteleinzelhandel Absatzmarkt Deutschland: 2.010Mio. l Export: 390 Mio. l 280 Mio. l/16% 140 Mio. l/8% Service: 370 Mio. l/22% Discount: 620 Mio. l/36% >5,00 84 Mio. l/5% 3,50-4, Mio. l/13% 2,50-3, Mio. l/21% 1,50-2, Mio. l/53% <1,49 132Mio. l/8% Quelle: Arthur D. Little und Rheinland-Pfalz Bank 20 Der deutsche Weinmarkt im Blickfeld
21 Premiumerzeuger kaufen zu Hauptsächlich die größeren, selbst vermarktenden Weinbaubetriebe produzieren in den eigenen Weinbergen überwiegend Trauben für ihre Premium-Flaschenweine. Für ihre Basisweine kaufen diese Weinbaubetriebe Traubengut primär von reinen Traubenerzeugern zu. Die selbst vermarktenden Weingüter bauen den Wein aus und nutzen diesen zur Vervollständigung ihres Sortiments. Hat sich die Premium-Linie als eine Art Marke am Markt etabliert, so besteht in dieser Vorgehensweise die Möglichkeit der Erzielung von Preiseffekten. Die Basisweine sind preislich teuerer als vergleichbare Qualität am Markt. Aufgrund des Markennamens lassen sie sich jedoch zu höheren Preisen absetzen. Bei der Umsetzung dieser Strategie wird mit dem Verkauf der Basisweine eine relativ hohe Marge erzielt. Kellereien mit größtem Volumen Besonders für Rheinland-Pfalz ist der Weinabsatz im Direktvertrieb charakteristisch, der etwa einen Mengenanteil von 25 % besitzt. Über 60 % werden über Kellereien und andere größere Betriebe abgesetzt, während rund 10 % über die Winzergenossenschaften verkauft werden. Die Strukturen differieren hierbei zwischen den Bundesländern und den Weinanbaugebieten relativ stark. In Württemberg und Baden beispielsweise wird der Großteil der Traubenernte über die Genossenschaften abgesetzt, welche dort eine dominierende Rolle bei der Erzeugung (über 75 %) und im Absatzmarkt einnehmen. Für den deutschen Gesamtmarkt dürften die direkte und indirekte Vermarktung zusammen auf einen Anteil von etwa 25 % am Marktvolumen kommen, die Kellereien auf rund 47 % und die Genossenschaften auf ca. 28 %. Foto Wachtenburg Winzer eg Fachhandel nicht zu unterschätzen Der Fachhandel hat in den letzten Jahren an Bedeutung verloren. Aufgrund seines höherwertigen Sortiments ist er neben den Winzern jedoch weiterhin kompetenter Ansprechpartner für Konsumenten mit gehobenen Ansprüchen. Kunden, die eine Beratung wünschen, sind im Fachhandel oder direkt beim Winzer an der richtigen Stelle. Daneben kommt dem Fachhandel auch eine Großhandelsfunktion zu. Er beliefert andere Einzelhandelsgeschäfte, z. B. Kioske, kleinere Lebensmittelgeschäfte, die Geschenknachfrage der ortsansässigen Industrie sowie die Gastronomie. Absatz über reine Traubenproduktion Foto DWI Der Weinbaubetrieb übergibt bei der reinen Traubenproduktion das Traubengut direkt nach der Ernte einer Erzeugergemeinschaft, Genossenschaft oder Kellerei. Die Kellereien lassen teilweise das Traubengut mittels zur Verfügung gestellter Container (Feldrandabholung) abholen oder bieten die Möglichkeit der Anlieferung an den Kelterstationen in der nahen Umgebung. Kellereien schließen dazu meist einen Direktvertrag mit Weinbaubetreiben ab, in welchem die Qualitätsanforderungen an das Traubengut klar definiert werden. In der Praxis ist diese vertragliche Bindung allerdings eher selten anzutreffen. Kellereien decken ihren Trauben-, Most- oder Weinbedarf überwiegend über freie Kommissionäre. Diese vermitteln in eigenem Namen auf fremde Rechnung Wein, Most oder Trauben auf Provisionsbasis (ca. 4 bis 5 %), die normalerweise vom Käufer und Verkäufer je zur Hälfte getragen werden. In Deutschland gibt es derzeit rund 200 hauptberufliche Weinkommissionäre, die über die Hälfte der Weinkäufe abwickeln. Die Kellerei keltert die angelieferten Trauben und erzeugt Frischmost, welcher eingelagert, zu Der deutsche Weinmarkt im Blickfeld 21
Weineinkauf. privater Haushalte in Deutschland im Handel 2. Quartal 2009. www.deutscheweine.de
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