Rede des Parlamentarischen Staatssekretärs. bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Thomas Rachel, MdB
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- Benjamin Schubert
- vor 7 Jahren
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1 Rede des Parlamentarischen Staatssekretärs bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Thomas Rachel, MdB anlässlich Abschlussveranstaltung Tag der Talente 2012 am in Berlin Es gilt das gesprochene Wort! 1
2 Liebe Preisträgerinnen und Preisträger, sehr geehrter Herr Professor Edenhofer, meine sehr verehrten Damen und Herren, die Förderung begabter und motivierter junger Menschen gehört zu den besonders schönen und zugleich auch zu den besonders wichtigen Aufgaben der Bildungspolitik. Jede Gesellschaft braucht Menschen die mehr können und mehr wissen als andere und die bereit sind dieses Wissen und Können mit anderen zu teilen und Verantwortung für die Gemeinschaft zu übernehmen. Sie braucht Menschen, denen im entscheidenden Moment die richtige Antwort einfällt und auch solche, die die richtigen Fragen stellen. Kurz: Sie braucht Menschen wie Sie. Schon aus diesem Grund habe ich sehr gern die Aufgabe übernommen, heute die Abschlussrede beim Tag der Talente 2012 zu halten. Gelegentlich werde ich gefragt: Warum kümmert sich der Staat eigentlich um die Förderung besonders begabter junger Menschen? Warum hat die Bundesregierung seit 2005 so gezielt in die Begabtenförderung investiert? Warum wurde 2006 der Tag der Talente eingeführt? Warum wurde 2
3 die Zahl der Stipendien für Studierende von rund auf rund (in 2011) 1 gesteigert und damit weit mehr als nur verdoppelt? Warum gibt es seit dem vergangenen Jahr neben den zwölf Begabtenförderungswerken das Deutschlandstipendium? Stehen denn die besonders begabten jungen Menschen nicht ohnehin schon auf der Sonnenseite des Lebens? Können die ihren Weg nicht allein finden und gehen? Natürlich können die meisten von Ihnen das. Und sie tun es ja auch. Dennoch liegt die Förderung von Spitzenleistungen im ureigensten Interesse jeder Gemeinschaft. Die Innovationsfähigkeit, die soziale und wirtschaftliche Entwicklung, ja, auch das geistige Klima und die Lebensqualität einer Gesellschaft werden nicht allein durch das kollektive Mittelmaß bestimmt, sondern auch durch die Spitzenleistungen Einzelner, die dann wieder Vorbilder für Andere sind. Aus diesem Grund brauchen wir engagierte Leistungsträger in Wirtschaft, Forschung, Industrie, in Verwaltung und Schulen, ebenso in den freien Berufen oder in der Kunst. Wir brauchen Menschen, die schneller und weiter denken als andere und das gerne auch außerhalb des Mainstreams. Denn wenn alle das Gleiche denken und tun und sei es mit höchster Perfektion entsteht noch nichts Neues. Deshalb brauchen wir Querdenker. Deshalb brauchen wir zum Beispiel nicht nur MINT-Experten (die sind zweifellos wichtig!), sondern auch Geisteswissenschaftler. Deshalb brauchen wir die Künste, die uns einen Spiegel vorhalten, uns verstören und unsere Denkroutinen unterbrechen. 1 Stipendien der Begabtenförderungswerke, Aufstiegsstipendien und Deutschlandstipendien. S. Anhang 3
4 Es gibt also eine ganze Menge guter Gründe, warum der Staat und die gesellschaftlichen Kräfte sich auf den unterschiedlichsten Gebieten um die Förderung begabter junger Menschen kümmern sollten. Spitzen- und Breitenförderung sind dabei kein Gegensatz, sondern zwei Seiten der gleichen Medaille. Natürlich brauchen wir Hilfe und Förderung für junge Menschen, die ihren Bildungsweg unter ungünstigen Startvoraussetzungen beginnen. Natürlich brauchen wir gute Bildung für alle. Davon kann es nie genug geben! Aber wir brauchen eben auch die gezielte Förderung derjenigen, von denen unsere Gesellschaft besonders viel erwarten kann. Im Sport ist das selbstverständlich. Niemand käme auf die Idee, die Olympiateilnahme Deutschlands abzusagen und die Fußballnationalmannschaft aufzulösen, um die Fördermittel stattdessen sagen wir an Jogging-Gruppen zu verteilen. Beim Sport sieht jeder ein, dass das Eine nicht ohne das Andere funktioniert. Diese Einsicht wünsche ich mir auch für den Bildungsbereich! Jedes Gemeinwesen auch eine Demokratie braucht Leistungsträger. Wir alle wissen, dass Eliten ihrer Verantwortung nicht immer gerecht werden, ja dass sie sogar in katastrophaler Weise versagen können man denke nur an die Geschichte des rechten und linken Totalitarismus im 20. Jahrhundert. 4
5 Aber daraus kann man doch nicht folgern, dass wir generell auf die Förderung von Leistungsträgern verzichten müssten. Nein, die Konsequenz muss lauten: Wir brauchen erstens eine gute Bildung für unsere Eliten, die nicht nur auf fachliche Leistung, sondern auch auf die Übernahme von Verantwortung zielt. Das schließt auch ethische Werte mit ein. Und zweitens: Eliten dürfen sich nicht abschirmen. Sie müssen offen sein für Aufsteigerinnen und Aufsteiger aus allen Bereichen der Gesellschaft. Und noch etwas Drittes kommt dazu: Nämlich der Blick über den Tellerrand, wie Sie ihn in den vergangenen Tagen hier genießen konnten. Wer in komplexen Situationen die richtigen Entscheidungen treffen will, muss gelernt haben, die Dinge aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten. Wer dagegen nur vom eigenen Fachgebiet etwas weiß, kennt sich auch dort nicht richtig aus. Vielfalt ist unverzichtbar. Das gilt auch für die Begabtenförderung insgesamt. Deshalb setzt der Staat bei der Vergabe von Stipendien auf die Pluralität der gesellschaftlichen Akteure also auf die Kirchen, Parteien, Verbände, Arbeitgeber und Gewerkschaften oder verschiedene Stiftungen. Vielfalt ist auch ein bestimmendes Element der verschiedenen Schülerwettbewerbe. Hier können sich alle beweisen: der Tüftler ebenso wie die Sportlerin, die Musikerin, das Mathe-As, das Fremdsprachentalent. Und dieser Tag der Talente wiederum ist ein Spiegelbild dieser Vielfalt. 5
6 Gestern hatten Sie, liebe Preisträgerinnen und Preisträger, auf dem Markt der Möglichkeiten auch die Gelegenheit, die zwölf Begabtenförderungswerke und das Deutschlandstipendium kennen zu lernen. Ich möchte Sie ausdrücklich ermutigen, sich mit Studienbeginn um ein Stipendium zu bewerben. Einige von Ihnen haben bereits das Glück, als erste Preisträger eines Wettbewerbs zur Aufnahme in die Studienstiftung des deutschen Volkes vorgeschlagen worden zu sein. Doch auch die anderen sind mit Ihren Talenten, Ideen und Projekten geradezu prädestiniert für eine Förderung. Jede und jeder von Ihnen hat eine besondere Gabe, einen besonderen Blick zum Beispiel auf die Welt der Zahlen, der Worte oder der Musik. Und, was besonders ist: Jede und jeder von Ihnen hat aus dieser Begabung etwas gemacht. Ich wünsche Ihnen, dass Sie Ihr besonderes Talent auch in Zukunft einsetzen können, vielleicht auch beruflich, zu Ihrem eigenen Nutzen und Ihrer eigenen Zufriedenheit - und auch zum Wohl der Gesellschaft. Hinter dem, was Sie bisher geleistet haben und was Sie auch zu diesem Tag der Talente nach Berlin geführt hat, stehen immer auch noch andere Menschen, denen ich ebenfalls danken möchte: Ihr Geschichts- oder Physiklehrer, Ihre Klavierlehrerin, Ihr Deutschlehrer, Wettbewerbsbetreuerinnen und betreuer, nicht zuletzt auch Ihre Eltern und andere Begleiterinnen und Begleiter auf Ihrem Lebensweg. 6
7 Talent und Begabung können sich nur entfalten, wenn sie in einem unterstützenden Umfeld wachsen, wenn Lehrer und Eltern das Besondere in den ihnen anvertrauten Kindern und Jugendlichen fördern und ihnen gleichzeitig die notwendige Freiheit geben, die für jede Entfaltung so unabdingbar ist. Der Tag der Talente soll nicht nur unsere Bundessieger ehren, sondern auch die Talentvielfalt in unserem Land sichtbar machen und zur Nachahmung einladen. Ich glaube, das ist Ihnen in den vergangenen Tagen sehr gut gelungen! Auch im Namen von Bundesministerin Annette Schavan wünsche ich Ihnen von Herzen alles Gute für die Heimreise nachher und für Ihren weiteren Lebensweg. Wir waren sehr gerne Ihre Gastgeber hier in Berlin. Vielen Dank! 7
8 Anhang Stipendienentwicklung in den Jahren 2005 bis 2011 Jahr Studierendenstipendien ohne Matching-Funds Deutschlandstipendium Begabtenförderungswerke (Promovierende) Begabtenförderungswerke (Promovierende) Deutschlandstipendium Studierendenstipendien ohne Matching Funds* Bestehend aus den Stipendien der Begabtenförderungswerke und dem Aufstiegsstipendium inkl. Anwartschaften (den seit Programmbeginn rd. 500 Anwartschaften von Personen, die zur Förderung ausgewählt wurden, aber noch nicht ihr Studium aufgenommen hatten) 8
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