vfdb Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes e. V. Referat 11 Brandschutzgeschichte BIOGRAFIE
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- Franz Günther Bösch
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1 vfdb Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes e. V. Referat 11 Brandschutzgeschichte BIOGRAFIE Erich Tiedt Er richtete die erste deutsche Feuerwehrschule ein Verfasser: Günter Strumpf, Berlin und Helmut Herth, Frankfurt am Main, geboren in Ganschwitz/Rügen Realgymnasium in Stralsund 1878 Baumeisterprüfung auf der Baugewerkeschule Holzminden 1879 Eintritt in die Freiwillige Feuerwehr Gützkow/Pommern Bausachverständiger vor Gerichten, Taxator usw Umzug nach Britz bei Berlin,tätig in Rixdorf, dort auch in der FF 1901 Gemeindebaumeister und Wehrführer in Britz 1909 Ausscheiden aus allen beruflichen Ämtern, Verbleib in der FF Britz 1917 Rettungsmedaille für Einsatz in Adlershof (Fa. Kienbaum) Umwandlung der Britzer Freiwilligen Feuerwehr in eine Berufsfeuerwehr 1920 Vorsitzender des Brandenburgischen Landesfeuerwehrverbandes Gründer des Verbandes der Berliner FF verstorben in Berlin
2 Am 7. September 1930 versammelten sich auf dem Gelände des Schlosses Bahrensdorf in Beeskow/Mark zahlreiche Freiwillige Feuerwehrangehörige, aber auch eine Reihe von Berufsfeuerwehrführern, um die Einweihung eines Gedenksteines für Erich Tiedt zu feiern. Der Gedenkstein war aus Spenden der brandenburgischen Freiwilligen Feuerwehren für den Gründer der ersten deutschen Feuerwehrschule errichtet worden. Einem Bericht entnehmen wir: Im Park des Schlosses Bahrensdorf steht ein großer Findling, den die Berliner Kalksandstein-Werke Robert Guttmann gestiftet haben und der mit viel Mühe von der Freiwilligen Feuerwehr Niederlehme nach Bahrensdorf geschafft wurde. Eine Bronzeplakette zeigt Tiedt, wie er lebte. Die ganze Anlage; gärtnerisch geschmückt, passt sich in ihrer Würde und Schlichtheit ganz dem Wesen des Verstorbenen, wie ihn jeder kannte, an. Welcher Liebe und Ehrung sich der Verstorbene erfreute, beweist die Teilnahme von 2400 Feuerwehrleuten aus der Provinz Brandenburg, die Anwesenheit der Vertreter der in Bahrensdorf ansässigen Staats- und städtischen Behörden sowie der Reichswehr, der Vertreter der befreundeten Nachbarverbände, Pommern, Grenzmark, Schlesien und der Spitzenorganisationen des Feuerwehrwesens. Was bewog nun Papa Tiedt, wie er damals allgemein genannt wird, zu seiner Tat? Wie kommt es, dass der Branddirektor einer Berufsfeuerwehr (Britz, inzwischen durch die Eingemeindung Berlin-Britz) sich einer solchen Aufgabe widmet? Tiedt war lange Jahre Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Britz, die erst 1919 in eine Berufsfeuerwehr umgewandelt worden war, und hatte bei seinen Besuchen als Vorsitzender des Brandenburgischen Landesverbandes in den Freiwilligen Feuerwehren festgestellt, dass dort durch den Übergang von den Handdruckspritzen zu den Motorspritzen ein Mangel an ausgebildetem Personal entstanden war, speziell an Kraftfahrern und Maschinisten. So beginnt er etwa 1920 auf seiner Feuerwache mit der Ausbildung von Freiwilligen; seit 1922 veranstaltet er jährlich solche Lehrgänge in den beiden märkischen Feuerwehrgerätewerken Koebe-Luckenwalde und Ewald-Küstrin. Offenbar entsteht aus diesem externen Unterricht bei ihm der Gedanke, die Ausbildung für die Feuerwehrleute an einer speziellen Schule durchzuführen. Einen entscheidenden Schub bekommt der Schulungsgedanke aber auch aus dem Umstand, dass in Preußen vor kurzem eine Prüfungspflicht für Feuerwehrführer eingeführt worden ist. Tiedt ist klar, dass dies auch eine Ausbildungspflicht bedeutet. Tiedt fasst nun zwei Gedanken zusammen: Hatte es bereits vor dem Ersten Weltkrieg Bemühungen um ein Feuerwehrerholungsheim gegeben, so verbindet er sie jetzt mit der Errichtung einer Feuerwehrschule. So kann er schließlich die Brandenburgische Feuerwehr-Unfallkasse veranlassen, den alten märkischen Herrensitz der Grafen von Westarp, Schloss Bahrensdorf bei Beeskow i. d. Mark, zu erwerben. Die Feuerwehrunfallkasse übergibt 1927 das Grundstück, das etwa 15 Morgen umfasst, zu dem aber noch rund 10 Morgen Garten- und Ackerland gehören, dem Brandenburgischen Provinzialfeuerwehrverband. Angesichts des angestrebten Zwecks geschieht dies zu außerordentlich günstigen Bedingungen. An der Rückseite grenzt das Grundstück an die Spree, die hier den Bahrensdorfer See bildet. Dort schließt ein rund 450 Morgen großer Waldbestand an, der zu Spaziergän- 2
3 Die erste Landesfeuerwehrschule in Deutschland, gegründet gen genutzt werden darf. Eine große Freitreppe führt durch den Park ins Schlossgebäude. Im Souterraingeschoss liegen die Küchen- und Wirtschaftsräume mit einer Kantine. Im Hochparterre befinden sich die Schul- und Lesezimmer, während im Obergeschoss Schlafräume für Lehrgangsteilnehmer eingerichtet sind. Die Modelle für den Unterricht sind von den brandenburgischen Feuerlöschgerätefabriken zur Verfügung gestellt worden; der Übungsdienst findet auf einem Teil des Ackerlandes statt. beirats, der Leiter der Berliner Feuerwehr, Oberbranddirektor Walter Gempp, sowie Abordnungen zahlreicher Provinzialfeuerwehrverbände erscheinen - auch, um sich zu informieren, weil sie selbst vor dem Problem stehen, die Ausbildung der Feuerwehren zu verbessern. Den Höhepunkt der Feier bildete die Verlesung eines Telegramms des Reichspräsidenten v. Hindenburg, das spontane Begeisterung auslöste, die sich im Gesang des Deutschlandliedes zeigte [Feuer und Wasser 1927]. Die Einweihung dieser bislang vorbildlosen Einrichtung findet am 9. Juli 1927 im Beisein zahlreicher Prominenz statt. Der Vorsitzende des Deutschen Feuerwehrverbandes, Branddirektor Lang (Landau i. d. Pfalz), der Vorsitzende des Preußischen Landesfeuerwehrverbandes, Branddirektor Verfürth (Münster/Westfalen), Vertreter des Preußischen Feuerwehr- Tiedt hält folgende Ansprache: Nachdem für die Mitglieder unserer Brandenburgischen Feuerwehren, die später eine Führerstellung einnehmen sollen, die Prüfungspflicht amtlich gefordert wird, hat sich die Notwendigkeit ergeben, eine Einrichtung zu schaffen, 3
4 an der sie sich die geforderten praktischen und theoretischen Kenntnisse aneignen können. Dazu ist alleine hier die gegebene Stätte. Die Schule wird mit einem Erholungsheim verbunden. Hier in Bahrensdorf soll auch fortan die Stätte sein, wo wir das hohe Lied von der Nächstenliebe in die Tat umsetzen wollen. Hier sollen in erster Linie diejenigen Kameraden Aufnahme und Erholung finden, die, vom Leben hart angefasst, nicht über irdische Güter verfügen. Mancher, dem bisher nicht die Möglichkeit gegeben war, eine Erholung in gesunder Luft zu finden, soll hier in herrlicher, freier Gottesnatur Stärkung und Lebensfreude wieder finden, damit er den Seinen und unserer edlen Feuerwehrsache erhalten bleibt. Der Gedenkstein in Bahrensdorf, der 1983 wegen Bauarbeiten entfernt, 1994 jedoch wieder an seiner alten Stelle errichtet wurde. Im Jahr 2008 wurde der Gedenkstein in die Landesfeuerwehrschule nach Eisenhüttenstadt umgesetzt. Hier der Standplatz Bahrensdorf. Wegen der Umsetzung kam es zu Auseinandersetzungen zwischen dem Bürgermeister von Beeskow und dem Leiter der Landesfeuerwehrschule in Eisenhüttenstadt. Es entbrannte gar ein politischer Streit. Die örtliche Presse hat mehrfach berichtet. Die Aufnahme entstand am 5. April 1997 ( Joachim Haase). Die Schule hat ein für damalige Verhältnisse hohes Niveau. Ausbilder sind die Leiter der großen Freiwilligen Feuerwehren, besonders dafür qualifizierte Kreisbrandmeister und die beiden RegierungsbezirksSchornsteinfegermeister. Sie alle waren auf Grund jahrelanger Tätigkeit und Erfahrung in der Lage, solides Wissen zu vermitteln, was sie übrigens anfangs ehrenamtlich tun. Für die Teilnehmer ist der Unterricht kostenlos. Die Ausbildungskurse werden in drei Stufen durchgeführt (Ober-, Mittel- und Unterstufe) und dauern jeweils eine Woche. rechtliche Stellung der Feuerwehren, Befehlsverhältnisse auf der Brandstelle, Löschwasserversorgung, Baukunde, Statik, Schlauchkunde, Gerätekunde, Atemschutz, Unfallgefahren und Unfallverhütung; die praktischen Bekämpfung von Keller-, Etagen- und Dachstuhlbränden, Waldbrände, Brände von Chemikalien, Elektrische Anlagen, Gasflaschen, brennbare Flüssigkeiten, Menschenrettung und Brandbekämpfung bei strengem Frost. Besondere Erwähnung findet, dass der theoretische Unterricht sogar mit Lichtbildern unterstützt wird. Die theoretischen Fächer sind Nachrichtenwesen, 4
5 Zeitungsartikel aus Oder-Spree-Journal MOZ vom 16. Februar 2009 Der Stein in der ehemaligen Schule ist wieder da, wenn auch nicht als Orignal. Der Verein Bahrensdorf 1460 e. V. hat einen Ersatzstein an der alten Stelle errichtet. Das ist wohl ein Novum, dass es gleich zwei Erinnerungssteine für einen verdienten Mann gibt! Abschließend noch der Hinweis, dass das Zentrum für Katastrophenschutz, Brandschutz und Rettungsdienst mit integrierter Katastrophenschutz-, Brandschutz- und Rettungsdienstleitstelle in der Stadt Bergen auf der Insel Rügen seit dem Sommer 2001 nach Erich Tiedt benannt ist. Die Schule dient während des 2. Weltkriegs als Ausrüstungsstützpunkt der Feuerwehrregimenter und der aus ihnen entstandenen Feuerschutzpolizeiabteilungen (mot.). In der DDR-Zeit ist sie Schule der Zivilverteidigung verschwindet der Gedenkstein für Erich Tiedt, wird aber 1994 wieder an seiner ursprünglichen Stelle errichtet. Das Original steht heute auf dem Gelände der Brandenburgischen Landesfeuerwehrschule in Eisenhüttenstadt. 5
6 Bibliografie und Literatur - Heinz Gläser: Rügen: Kreisfeuerwehrzentrum Erich Tiedt eingeweiht; Zeitschrift Brandschutz, Jahrgang 2001, S Willy Grigat: Britz einst und jetzt; in Britzer Heimatgeschichte, Gemeindebrief Dorfkirche Britz Dieter Heimberg: Wiederentdeckt: ein vergessener Rüganer und sein Lebenswerk; Umdruckschreiben eine Information der Feuerwehr, Die Zeitung für die Insel-Der Rügamer; Feuerwehrzentrum Erich Tiedt in Bergen auf der Insel Rügen, Karl Hentze: Vor 50 Jahren Einweihung der ersten deutschen Feuerwehrschule; Zeitschrift Der Feuerwehrmann, Jahrgang 1977, S C. Käding: 100 Jahre KFV Historischer Feuerwehr- Umzug; Zeitung Der Rüganer vom Henning Kraudzun: Bürger spenden für Gedenkstein; Märkische Oder-Zeitung vom 28./ Branddirektor Petry-Forst: Ein kleines, aber doch wahres Geschichtchen; Zeitschrift Preußische Feuerwehr-Zeitung, Jahrgang 1929, S RauchZeichen - Informationen und Aktionen der Jugendfeuerwehren MV, Sonderausgabe 2005 [Insel Rügen] - Stapusch: Branddirektor Erich Tiedt ; Zeitschrift Feuer und Wasser, Jahrgang 1929, S Maik Trettin: Guten Tag, lieber Leser!; Ostsee-Zeitung vom Verfasser unbekannt: Treptow; Zeitschrift Feuerpolizei, Jahrgang 1921, S Verfasser unbekannt: Der Wert des kleinen Löschgeräts zur Bekämpfung im Entstehen begriffener Brände auf dem Lande; Zeitschrift Die Berufsfeuerwehr, Jahrgang 1923, S Verfasser unbekannt (Kürzel pes ): Brandenburgischer Feuerwehrverband; Zeitschrift Feuer und Wasser, Jahrgang 1927, Seite Verfasser unbekannt: Persönliches; Zeitschrift Feuerschutz, Jahrgang 1929, S Verfasser unbekannt: Branddirektor Erich Tiedt; Zeitschrift Preußische Feuerwehr-Zeitung; Jahrgang 1929, S. 25 -Verfasser unbekannt: Die letzte Fahrt unseres Vater Tiedt ; Zeitschrift Preußische Feuerwehr-Zeitung, S Verfasser unbekannt: Feuerwehr-Ehrenmal für Branddirektor Tiedt; Zeitschrift Feuer und Wasser, Jahrgang 1930, S Verfasser unbekannt: Branddirektor Erich - Tiedt ; Zeitschrift Magirus-Nachrichten, Jahrgang 1929 Heft 2 - Verfasser unbekannt: Weihe des Tiedt-Ehrenmals; Zeitschrift Preußische Feuerwehr-Zeitung, Jahrgang Verfasser unbekannt (W.H.): Erich Tiedt ein Pionier des Feuerlöschwesens; Ostseezeitung vom Verfasser unbekannt: Modernes Zeitalter begann in Beeskow; Märkische-Oder-Zeitung vom Verfasser unbekannt: Zank um Gedenkstein in Bahrensdorf; Märkische Oder-Zeitung vom , , 28./ und
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