Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz
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- Anna Keller
- vor 7 Jahren
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1 Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz BUNDESSOZIALAMT Hilfe und Beratung für Menschen mit Behinderung Dieses Projekt wird vom Bundessozialamt aus Mitteln der Beschäftigungsoffensive der österreichischen Bundesregierung für Menschen mit Behinderungen finanziert. Dachverband österreichischer Vereine und Gesellschaften für psychische und soziale Gesundheit
2 Editorial INHALT Editorial Thema Seite 1 Psychische Gesundheit als betriebliche Einflussgröße 4 2 Was ist psychische Gesundheit? 5 3 Psychische Belastungen 7 4 Stress - was ist das? 8 5 Das Burnout-Syndrom 10 6 Alkohol am Arbeitsplatz 11 7 Anregungen zur Förderung psychischer Gesundheit am Arbeitsplatz 12 8 Gezielte Präventiv-Massnahmen 16 9 Adressen/Ansprechpartner 17 Liebe Leserin! Lieber Leser! Die vor Ihnen liegende Broschüre soll Ihnen die Möglichkeit geben, sich rasch aber doch ausführlich einen Überblick über die Auswirkungen psychosozialer Probleme am Arbeitsplatz zu verschaffen.psychische Gesundheit ist ein wesentlicher Bestandteil für das Wohlbefinden des Menschen. Es gibt jedoch eine zunehmende Anzahl von Menschen 10 % aller berufstätigen ÖsterreicherInnen leiden an einer psychischen Erkrankung die von einer Störung betroffen sind. Bei den Menschen werden diese Probleme nicht oder zu spät erkannt, was zu einer Verstärkung derselben und zu einer Vielzahl von Beeinträchtigungen sowohl im beruflichen als auch im privaten Bereich führt. Das bedeutet, dass in Österreich Millionen von Arbeitstagen auf Grund von psychischer Krankheit verloren gehen.diese Zahl bedeutet wirtschaftlich einen großen Verlust für unser Bruttonationalprodukt, aber auch eine Unmenge an Leid und persönlicher und familiärer Beeinträchtigung. Je mehr Menschen sich für diese Dinge interessieren und Bescheid wissen, desto wahrscheinlicher ist es,dass Störungen rechtzeitig erkannt und Maßnahmen - am besten präventiver Art - rechtzeitig durchgeführt werden. Diese Broschüre soll Ihnen dazu dienen, sich basal ein Wissen zu verschafffen, das Ihnen Sicherheit gibt im Umgang mit derartigen Problemen, sei es bei MitarbeiterInnen,KollegInnen,Untergebenen,Vorgesetzten oder bei sich selbst. Ihr W. Hofrat Univ.-Doz. Prim. Dr. Werner Schöny Obmann pro mente austria 2
3 Vorwort Vorwort Liebe Leserin! Lieber Leser! Österreichs Unternehmen stellen sich immer mehr dem globalen Wettbewerb. Um wettbewerbsfähig zu bleiben,ist neben vielen Faktoren ein wichtiges Element die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz, die Erhaltung derselben und die Möglichkeit, präventiv Störungen zu verhindern. Selbst seit 16 Jahren Leiterin und Eigentümerin einer Non-Profit- Organisation mit mittlerweile 220 Arbeitsplätzen, bin ich hier ebenso wie im Zuge meiner Tätigkeit als Coach und Organisationsberaterin immer wieder damit konfrontiert, dass praxisnahe Unterlagen zum Thema psychische Gesundheit verlangt werden. Es handelt sich um Unterlagen,welche es allen Beteiligten ermöglichen sollen sich ein Grundwissen anzueignen. Die vorliegende Broschüre soll dazu dienen und helfen, Personalverantwortliche zu sensibilisieren und selbige für die Pflege der psychischen Gesundheit von MitarbeiterInnen zu gewinnen. Jeder vierte Österreicher benötigt einmal in seinem Leben professionelle Hilfe auf Grund psychischer Probleme. Dieses Faktum macht nicht halt davor wo oder in welcher Funktion diese Person tätig ist. Psychische Gesundheit betrifft alle, sie ist ein Thema und eine wichtige Ressource im Managementbereich ebenso wie im Bereich der Fertigung oder Produktion,sie betrifft ganztägig arbeitende Menschen ebenso wie Menschen, die teilzeitmäßig tätig sind. Mit diesem Beitrag beabsichtigte ich eine fachlich fundierte und leicht lesbare Hintergrundinformation über psychische Gesundheit am Arbeitsplatz bereitzustellen. Es ist auch der Versuch, einige Voraussetzungen für psychische Gesundheit am Arbeitsplatz aufzuzeigen sowie den Bereich individueller und betrieblicher Stressfaktoren näher zu betrachten. Ein kleiner Abschnitt zeigt, wie psychische Beeinträchtigungen überwunden werden können, außerdem sollen ein paar Möglichkeiten von Präventivmaßnahmen aufgezeigt werden. Ich wünsche viel Spannung beim Lesen. DSA Andrea Zeitlinger Geschäftsführerin von pro mente steiermark Autorin Koordinatorin der Arbeitsgruppe Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz von pro mente austria. 3
4 1 1. Psychische Gesundheit als betriebliche Einflussgröße Arbeit und Gesundheit Die Krankheitsbilder haben sich in den letzten Jahren zunehmend gewandelt. Gerade am Arbeitsplatz, an dem die meisten Erwachsenen einen Großteil ihrer Zeit verbringen, greifen durch psychische Belastung bedingte Erkrankungen um sich. Die Folgen: Erschöpfung und damit verbundene verminderte Arbeitsleistung bis hin zu schwereren Erkrankungen. 2 Millionen Arbeitstage gehen jährlich österreichischen Betrieben auf Grund psychischer Gesundheitsprobleme der MitarbeiterInnen verloren. 10 % aller Berufstätigen in Österreich leiden an einer psychischen Erkrankung. 30% befinden sich wegen psychosomatischer Erkrankungen in Behandlung. Psychische Belastungen am Arbeitsplatz machen vor niemandem Halt! Betriebe und Beschäftigte sind heute vermehrt konfrontiert mit weniger Personal bei gleichem Betriebsergebnis verstärkter Personalselektion neuen Arbeitsformen (Teilzeit) unsicherer Arbeitslage (befristete Beschäftigungsverhältnisse) erhöhten Mobilitätsanforderungen fehlenden Rückmeldungen und Unterstützung Zeitdruck permanenter Überforderung Zur Verdeutlichung hier die Angaben von 100 befragten Personen zum Thema was für sie Hauptbelastungen bei der Arbeit darstellen: Als Hauptbelastung empfundene Tätigkeiten Arbeit am Computer Langweilige Arbeit Hohe Verantwortung für Maschinen Konkurrenzdruck Leistungskontrolle Körperlich schwere Arbeit Zwang zu schnellen Entscheidungen Widersprüchliche Anweisungen Hitze, Kälte, Nässe, Lärm Häufige Störungen Hohe Verantwortung für Menschen Überstunden Starke Konzentration Zeitdruck Übermäßige psychische Belastungsfaktoren schädigen auf Dauer jeden Betrieb, da einerseits die Leistungsfähigkeit der Betroffenen stark herabgesetzt wird und andererseits die Kosten für arbeitsbedingte Ausfälle steigen. Immer mehr Betriebsinhaber haben aus diesen Ergebnissen die Konsequenzen gezogen und sind dazu übergegangen, die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu fördern und Risiken so weit wie möglich zu verringern. Je motivierter und je effektiver die Arbeitskräfte sind, desto erfolgreicher wird in Zukunft ein Betrieb sein. Es liegt also im gegenseitigen Interesse, die psychische Gesundheit der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen zu fördern! 4
5 22.Was ist psychische Gesundheit? Ein psychisch gesunder Mensch ist in der Lage, Energien durch positive, aufbauende Gefühle wie Erfolgserlebnisse, Arbeitsfreude oder Humor zu mobilisieren. Zu den Faktoren, die die Psyche und ihre Gesundheit beeinflussen,gehören unter anderem die Beziehungen zu anderen Menschen, Wohnumgebung, finanzielle Situation und nicht zuletzt die Arbeit. Psychische Gesundheit ist wichtig für einen gesunden Betrieb! Stabilität wird erhöht Psychische Gesundheit ermöglicht das Bewältigen von Stresssituationen und erlaubt es, präventiv gegen belastende Lebensverhältnisse vorzugehen. Soziale Aktivität wird gefördert Psychisch gesunde Menschen erleben soziale Unterstützung und können aktiv im sozialen Umfeld agieren. Parallelen zwischen einem funktionierenden Unternehmen und psychischer Gesundheit: Identität wird gestärkt Psychische Gesundheit führt zu ausgeprägtem Selbstwertgefühl. Flexibilität wird gefördert Bei gesunder Psyche fällt es leichter, sich Veränderungen anzupassen und Lösungen zu finden. Verantwortungsbewusstsein wird unterstützt Psychisch gesund sein bedeutet auch, Herausforderungen und Verantwortung annehmen und damit umgehen können. Selbstachtung wird gesteigert Psychisches Wohlbefinden führt zu Selbstachtung und zu einem realistischen Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Entwicklung wird gefördert Mit gesunder Psyche bemüht sich jeder um Fortbildung und Selbstentfaltung. Durch Weiterbildungsmöglichkeiten und Aufstiegsperspektiven kann jeder Betrieb die Selbstentfaltung seiner Mitarbeiter fördern. 5
6 Beeinträchtigungen der psychischen Gesundheit Am Arbeitsplatz führen Belastungsfaktoren wie Über- oder Unterforderung Angst vor Arbeitsplatzverlust Kommunikationsbarrieren Termindruck zu zahlreichen Störungen des Wohlbefindens. Veränderungen sind nicht mehr handhabbar, Stress scheint immer drückender zu werden und die Selbstachtung wird immer geringer. Auch belastende Lebenssituationen im privaten Bereich wie der Verlust eines nahestehenden Menschen sind manchmal Auslöser von Krisen bzw. verstärken Probleme, die am Arbeitsplatz bereits vorhanden sind. Diese Krisen können meist mit professioneller Hilfe in den Griff bekommen werden, ohne dass es tatsächlich zu einer psychischen Erkrankung kommt. Psychische Erkrankung: Erst wenn eine Beeinträchtigung zum Dauerzustand wird, spricht man von psychischer Erkrankung. Eine psychische Erkrankung ist zu beschreiben als eine ernste und längerfristige Störung der psychischen Gesundheit. Es handelt sich dabei um eine ernste Erkrankung, die ärztlicher Hilfe bedarf und längere Zeit zur Heilung in Anspruch nehmen kann und jeden treffen kann. Psychische Erkrankungen wurden in den letzten 20 Jahren medizinisch wesentlich besser erfassbar, können einmalig auftreten, aber auch in belastenden Situationen wiederkehren,können bei einem Drittel aller Betroffenen völlig ausgeheilt werden, bei einem weiteren Drittel ist ein Leben mit geringen Einschränkungen erforderlich. Weitere Informationen zu psychischen Erkrankungen finden Sie in der Sonderausgabe Wenn alles zuviel wird..., siehe Bestelladresse pro mente austria. 6
7 33. Psychische Belastungen Psychische Belastung wird definiert als die Gesamtheit aller erfassbaren Einflüsse,die von außen auf den Menschen zukommen und psychisch auf ihn einwirken. (DIN EN ISO ) In den letzten Jahren kam es zu einem Anstieg der psychischen Belastungen gegenüber körperlicher Belastung. Die körperliche Belastung ist in den Hintergrund getreten. Belastungen können auch leistungssteigernd und motivationsfördernd sein. Eine leichte Überforderung kann zu erhöhter Anstrengung bei der Arbeit führen. Ob die Belastungen negative Folgen haben oder nicht, hängt von der persönlichen Leistungsfähigkeit jedes Einzelnen ab. Merkmale der Leistungsfähigkeit sind Qualifikation Motivation Gesundheitszustand Training, Erfahrung Geschlecht, Alter Anlagen, Konstitution Folgen von psychischer Belastung und Beanspruchung Die Auswirkungen von psychischen Belastungen und Beanspruchungen hängen von der Intensität und der Dauer sowie von der Konstitution des Mitarbeiters ab. Belastungen können verschiedene Ursachen haben,auch solche, die außerhalb des Arbeitsplatzes (z.b. Rauchen) liegen. Zu den häufigsten Belastungen am Arbeitsplatz zählen: Zeitdruck Klima, Lärm Hohe Verantwortlichkeit Schichtarbeit Mitarbeiter- und Vorgesetzten-Verhalten Belastungen aus der Privatsphäre: Familiäre Probleme Persönliche Sorgen Krankheit Nebentätigkeit Die Folgen der Beanspruchungen können manchmal positiv sein und eine höhere Arbeitsleistung oder einen Lern- und Trainingseffekt ergeben. Als negative Folgen können sich bemerkbar machen: Stress Ermüdung Monotonie Leistungsabnahme Daraus können langfristig Folgen wie Krankheit,Suchtverhalten, Fehlzeiten, Burnout oder vorzeitiger Ruhestand entstehen. 7
8 4 4. Stress - was ist das? Der Begriff Stress kommt ursprünglich aus dem Englischen und hier speziell aus der Materialforschung. Als Stress bezeichnet man in diesem Bereich die Anspannung oder Verzerrung von Metallen oder Glas. Der Biochemiker Hans Selye etablierte diesen Begriff auch in der Medizin und der Psychologie. Positiver Stress Positiver Stress ist für die Selbsterhaltung des Einzelnen unentbehrlich, er stellt ein ausgewogenes Wechselspiel von Arbeit und Erholung dar. Im Arbeitsbereich kann Stress förderlich sein, wenn es darum geht, Arbeiten besonders schnell und effektiv zu erledigen. Zu den positiven Beanspruchungsfolgen gehören der Erhalt und Weiterentwicklung des Leistungsvermögens die Erweiterung von Fähigkeiten und Fertigkeiten die Zunahme von Motivation und Arbeitszufriedenheit die Erhaltung und Förderung der Gesundheit Was allerdings nicht bedeutet, dass Dauerstress ohne ausreichende Ausgleichmaßnahmen gesund ist Ob Stress nun tatsächlich schädlich ist, hängt von Faktoren wie Häufigkeit, Dauer, Vielfalt, Intensität und individuelle Bewertung ab. Arbeitsbedingter Stress Arbeitsbedingter Stress stellt ein gravierendes Problem dar, doch wird oft der falsche Eindruck vermittelt, dass Stress ein subjektives Problem sei,das schwer zu definieren und zu kontrollieren ist. Das wiederum ruft ein Gefühl der Hilflosigkeit 8
9 4. Stress - was ist das? hervor, obwohl es mittlerweile Möglichkeiten zur Definition und zum Management von Stress gibt. Stress wird verschärft durch Arbeitsplatzunsicherheit, Arbeitsintensivierung in Folge von Personalabbau und ungewisse Perspektiven (wie befristete Arbeitsverhältnisse) Wie kann man übermäßigem Stress seitens der Unternehmungsleitung am besten entgegenwirken? Für eine weitgehende Übereinstimmung zwischen Arbeitsaufgabe und der Qualifikation des Beschäftigten sorgen Ausbildungs-,Trainings- und Qualifizierungsmöglichkeiten schaffen Neue Mitarbeiter ausreichend einschulen Angemessener Handlungs- und Entscheidungsspielraum Arbeitsaufgaben möglichst wenig monoton gestalten Zeitliche Puffer einbauen Unternehmensstrategien, die sich unmittelbar auf die Arbeitsplatzsituation auswirken, sollen überschaubar sein Nicht jeder Mensch erlebt jede Stressbelastung auf die gleiche Weise.Je höher die individuelle Belastbarkeit ist,umso geringer ist die Stressanfälligkeit und desto seltener kommt es zu Erkrankungen durch Stress. Individuelle Stressbewältigung: Stress bewusst wahrnehmen riskantes Bewältigungsverhalten erkennen eigene Ressourcen mobilisieren mit Ärger umgehen lernen im Gespräch mit Vorgesetzten die Selbstbehauptung verbessern 9
10 5 5. Das Burnout-Syndrom Ausgebrannt, leer, müde, erschöpft wer kennt diese Gefühle nicht nach einem langen Arbeitstag. Halten diese Gefühle allerdings über einen längeren Zeitraum an, empfindet man sie schon in der Früh, bevor man mit der Arbeit überhaupt beginnt, so spricht man von Burnout. Signale, die auf Burnout hindeuten: Ermüdung und Erschöpfung Ein ständiges Gefühl des Versagens, Schuldgefühle, Frustrationen Der Umgang mit Menschen wird beeinträchtigt Erhöhte Aggressivität macht sich bemerkbar, es kann auch zu einem exzessiven Alkohol- oder Drogengebrauch kommen. Negative Einstellung zur eigenen Arbeit Burnouter entwickeln zunehmend ein negatives Bild von sich selbst. Den typischen Burnout-Typ gibt es nicht. Burnout wird individuell erlebt und äußert sich in verschiedenen Formen. Burnout wird von den Betroffenen selbst meist nicht eingestanden. Zum einen, weil es manchmal als Versagen empfunden wird, zum anderen, weil oft die Angst um den Arbeitsplatz größer als die Sorge um die eigene Gesundheit ist. Burnout wird oft jahrelang geleugnet und erst dann Hilfe geholt, wenn bereits eine ernsthafte Erkrankung vorliegt. Burnout ist kein Persönlichkeitsdefekt,sondern ein Reagieren auf psychische Belastungen. 10
11 2.Was 6. Alkohol ist psychische am Arbeitsplatz Gesundheit? Alkoholmissbrauch ist durch die Folgen und die langwierige Behandlung ein bedeutsamer volkswirtschaftlicher Kostenfaktor: Personen in Österreich sind Schätzungen zu Folge alkoholkrank Menschen sind akut gefährdet, sich ein Suchtverhalten anzueignen Man geht davon aus,dass in jedem Betrieb zwischen 5 und 10 Prozent aller Mitarbeiter ein Alkoholproblem haben und nur 75% an Leistung erbringen können.damit schlägt sich dieser Faktor auf der betriebswirtschaftlichen Ebene mit immerhin 25 Prozent zu Buche. Der tägliche Schaden durch Alkoholmissbrauch beträgt in Österreich annähernd 6 Millionen Euro (laut Ärzte Woche ). Die Folgen: Nicht nur krankheitsbedingte Ausfälle sondern auch vermehrt Unfälle am Arbeitsplatz. 25 % aller Arbeitsunfälle gehen auf Alkohol zurück 40 % aller tödlichen Unfälle geschehen unter Alkoholeinfluss Konkretes Ansprechen des Problems Als Vorgesetzter sollte man dem Betroffenen keine Vorhaltungen machen, ihn aber konkret auf sein Verhalten ansprechen. Dem Betroffenen sollte klar werden, dass er nicht am Pranger steht, sondern dass sein Verhalten besprochen werden muss. Am Ende des Gesprächs sollten alle Punkte zusammengefasst werden und gegebenenfalls Maßnahmen vereinbart werden. Auch die Konsequenzen, die zum Tragen kommen, wenn der Betroffene nichts unternimmt, sollten formuliert werden! Alkoholprävention in Betrieben Einschränkung des Alkoholangebotes im Betrieb Aufklärung über die Folgen des Missbrauchs auf Einzelfälle gerichtete Interventionsprogramme Früherkennungsprogramme 11
12 7 7. Anregungen zur Förderung psychischer Gesundheit am Arbeitsplatz Ruhezeiten Dauerstress führt zur Ermüdung und Erschöpfung. Körperliche und emotionale Stresssymptome klingen nicht sofort ab, es braucht Zeit, bis der Mensch wieder sein normales Gleichgewicht gefunden hat. Es ist daher wichtig auf eine regelmäßige Pausenregelungen zu achten, ebenso ist es wichtig darauf zu achten, dass Urlaubs- und Erholungszeiten seitens der Mitarbeiterinnen ausreichend genützt werden. Beispiele für Maßnahmen zur Lärmminderung, gesundheits- gute Beleuchtungsqualität gerechte Arbeits- (indirektes Licht), platzgestaltung: gutes Raumklima und Behaglichkeit, helle Arbeitsumgebung und Pflanzen sorgen für positive Stimmung. Beispiele für eine Handlungsspielräume erweitern Qualitätssteigerung Entscheidungsmöglichkeiten der Arbeit : schaffen interessante und vor allem abwechslungsreiche Arbeit Anregungen zur Verbesserung des Betriebsklimas: Während kooperative Arbeitsformen in den Unternehmen immer unverzichtbarer werden, drohen Personalabbau, Leistungsverdichtung usw. das soziale Klima vielerorts zu vergiften. Ein unangenehmes Betriebsklima belastet die Psyche und kann krank machen. Beispiele zur Zeitspielräume einkalkulieren Verbesserung von Arbeitsintensität verringern Arbeitsabläufen: für regelmäßige Pausen sorgen klare Arbeitsanweisungen klare Tätigkeitsbeschreibungen und Kompetenzdefinitionen Arbeiten sollten so gestaltet sein, dass sie von Menschen unter möglichst wenig belastenden Einflüssen ausgeübt werden können. Nur wenn Beschäftigte frei von Befindlichkeitsbeeinträchtigungen arbeiten können,ist voller Arbeitseinsatz und eine Erhaltung bzw.weiterentwicklung aller Fähigkeiten möglich. Angesetzt werden kann in zwei Punkten: Änderung der Verhältnisse Verhaltensänderung bei den Betroffenen 12
13 7. Anregungen zur Förderung psychischer Gesundheit am Arbeitsplatz Ansatzpunkte der institutionell individuell Gestaltung (verhältnisorientiert) (verhaltensorientiert) belastungsorientiert (Vermeiden gesundheitsgefährdender Arbeitsbedingungen und Belastungen) Optimieren von Arbeitsbelastungen Gestaltung des Arbeitsplatzes und der Mittel Gestaltung der Umgebung Gestaltung der Organisation Optimierung von personellen Bedingungen bzw. Leistungsvoraussetzungen Abbau von Risikoverhalten Entspannung Stressmanagement ressourcenorientiert (Schaffen bzw. Erhalten gesundheitsförderlicher Arbeitsbedingungen und Kompetenzen) Aufbau von (äußeren) Unternehmens- Ressourcen Gestaltung der Arbeitstätigkeit durch Vergrößern des Handlungsund Entscheidungsspielraumes Gestaltung eines guten Sozialklimas Aufbau von persönlichen Ressourcen Qualifizierung durch die Arbeit Schulung und Fortbildung Kompetenztraining Personalführung Führungskräfte nehmen durch ihr Handeln sowohl direkt als auch indirekt Einfluss auf Motivation, Befinden und Gesundheit ihrer Mitarbeiter. Mit ihrem Verhalten können sie ein Vorbild sein für den Umgang mit Belastungen und berufsbedingten Problemen. Dazu kommen noch weitere Maßnahmen, die ergriffen werden können: regelmäßige Mitarbeitergespräche, in denen die Arbeitsplatzsituation besprochen werden kann,aber auch Arbeitsabläufe, Ziele, Fortbildungen etc. definiert werden Ansprechpartner kenntlich machen,die sich direkt mit den einzelnen Arbeitsabläufen auskennen beugt Stress wegen Arbeitsüberlastung vor Klare Anweisungen geben, für ausreichend Informationen sorgen Mitsprache der Beschäftigten bei Neustrukturierung von Arbeitsabläufen, Arbeitsplatzgestaltung, uä 13
14 7. Anregungen zur Förderung psychischer Gesundheit am Arbeitsplatz Die Ermittlung der Arbeitsbedingungen und eine Beurteilung im Hinblick auf psychische Fehlleistungen ist der geeignete Weg, um auf einer fundierten Entscheidungsgrundlage die nötigen Schutzmaßnahmen zu treffen. Persönliche Möglichkeiten zur Förderung psychischer Gesundheit am Arbeitsplatz Abwechslung in die Arbeit bringen Wer kann, sollte sich seine Arbeit möglichst unterschiedlich einteilen. Phasen mit hoher Konzentration sollten mit Routinetätigkeiten ständig wechseln. Eigenen Biorythmus berücksichtigen Arbeiten sollten nach Möglichkeit dem schwankenden Leistungsvermögen während eines Tages angepasst werden. Im Allgemeinen ist die Leistungsbereitschaft am Vormittag höher als am Nachmittag, der Tiefpunkt tritt meist gegen Uhr ein. Störquellen ausschalten Bei schwierigen Arbeiten sollte eine Zeit gewählt werden, in der man möglichst wenig gestört wird. Pausen einlegen Ausreichend Pausen, in denen man tatsächlich abschaltet, fördern das Leistungsvermögen. Realistischen Zeitplan aufstellen Der Terminkalender sollte nicht zu voll sein. Zeitpuffer gewährleisten, dass die Arbeit auch noch termingerecht klappt, wenn Unvorhergesehenes eintritt. 14
15 7. Anregungen zur Förderung psychischer Gesundheit am Arbeitsplatz Persönliche Entspannungsmaßnahmen Zeit nehmen Auch wenn viel Arbeit herrscht, sollte man sich immer wieder Zeit für Dinge nehmen, die man gern tut. Balance finden Auch in der Freizeit ist es wichtig,sich nicht durch zu viele Aktivitäten unter Druck zu setzen.es sollte auch immer Zeit bleiben, um Erlebtes in Ruhe zu verarbeiten. Neigungen und Hobbys pflegen Neues entdecken und sich damit ausführlich beschäftigen kann sehr entspannend sein. Ein Hobby hilft dabei, Spannungen abzubauen und Stress leichter zu bewältigen. Körperliche Aktivitäten Körperliche Betätigungen in der Freizeit können dazu beitragen,dass der Kopf wieder frei wird und neue Energiereserven entstehen. Beim Joggen, Radfahren oder Schwimmen kann man gut abschalten und wird dadurch weniger stressanfällig. Soziale Beziehungen pflegen Kontakte mit Familie oder Freunden geben Rückhalt und soziale Geborgenheit. Für befriedigende Beziehungen sollte man sich ausreichend Zeit nehmen als Stresspuffer sind sie ungeheuer wirksam. Entspannungsmethoden lernen Systematisch Methoden zur Entspannung erlernen kann sehr hilfreich sein, wenn man allein schwer abschalten kann. Diese Entspannungstechniken machen wesentlich belastbarer und verringern psychosomatische Beschwerden. 15
16 8 1. Psychische Gesundheit 8.Gezielte als betriebliche Präventiv-Massnahmen Einflussgröße Ein Betrieb sollte eine Unternehmenskultur pflegen, die zeigt, dass er seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen als Individuen schätzt und pflegt. Das persönliche Wohlbefinden des Einzelnen trägt dazu bei, dass der Mensch, der oft als größter Aktivposten dargestellt wird, sich Tag für Tag auch auf die betriebswirtschaftlichen Faktoren positiv auswirkt. Folgende Faktoren tragen dazu bei, dass sich Beschäftigte wohl fühlen und ihren Arbeitsplatz als positiv bewerten: Verantwortungsvolle Aufgabe Nicht zu viel Fremdkontrolle Schaffung überschaubarer Arbeitseinheiten Entscheidungsspielraum Interessante Aufgaben Um das Leistungspotential von Menschen voll nutzen zu können, müssen Arbeitsinhalte geschaffen werden, die dazu beitragen, dass jeder Einzelne sich psychisch wohl fühlt. Schon beim Einstellen von neuen Mitarbeitern können wichtige Kriterien berücksichtigt werden: Kompetenzen von Anfang an klar definieren und abgrenzen Zuständigkeit für immer wiederkehrende Fragen im Betrieb festlegen Innerbetriebliche Regeln und Normen erklären Gesamtübersicht über den Betrieb liefern Gesprächsbereitschaft Die Einschätzung psychischer Herausforderungen am Arbeitsplatz durch einen Vorgesetzten ist oft schwierig. Nur ein rechtzeitig geführtes offenes Gespräch mit dem betroffenen Mitarbeiter kann zu einer Klärung führen. Vorraussetzung dafür ist eine vertrauensvolle Basis, damit der Betroffene nicht fürchten muss, durch ein offenes Wort seinen Arbeitsplatz zu verlieren. 16
17 Wo Unternehmen Informationen und Beratung erhalten 9. Adressen / Ansprechpartner Kärnten pro mente Kärnten Hofmanngasse 12, 9020 Klagenfurt Ansprechpartner: Dr. Franz Schmidthaler Tel: 0463/ , Fax: DW 16 franz.schmidthaler@promente-kaernten.at Oberösterreich pro mente Oberösterreich Figulystraße 32, 4020 Linz Ansprechpartner: Fritz Schleicher Tel: 0732/ , Fax: DW 68 schleicherf@promenteooe.at Salzburg pro mente Salzburg Johann Herbststraße 23, 5061 Elsbethen/Glasenbach Ansprechpartnerinnen: Mag. Margret Korn Tel: 0662/ , Fax: DW 9 margret.korn@promentesalzburg.at Mag.Tina Christina Mülneritsch tina.muelneritsch@promentesalzburg.at Tirol Gesellschaft für Psychische Gesundheit Tirol Schusterbergweg 86, 6020 Innsbruck Ansprechpartner/in: Mag. Helga Wach Tel: 0512/ , Fax: DW 10 wach@artis-betriebe.at Mag. Martin Ritsch Tel: 0512/ , Fax: DW 10 ritsch@artis-betriebe.at Vorarlberg PGD Werkstätten GmbH Arbeitsassistenz Eisengasse 7, 6850 Dornbirn Tel: 05572/ , Fax: DW 9 arbeitsassistenz@pgd.at Wien pro mente Wien Grüngasse 1A, 1040 Wien Ansprechpartner: Markus Schlinke Tel: 01/ , Fax: DW markus.schlinke@promente-wien.at Steiermark pro mente Steiermark Conrad von Hötzendorfstraße 68/4, 8010 Graz Ansprechpartner/in: DSA Andrea Zeitlinger, Tel: 0316/ , Fax: DW 44 andrea.zeitlinger@promente.com Peter Wildbacher Tel: 0316/ , Fax: DW 44 online@promente.com 17
18 Literaturhinweise Ohne Seele kein Betrieb - Personalentwicklung und psychische Gesundheit Arbeitsgemeinschaft Die Brücke Schleswig-Holstein GesmbH Konzept zur Ermittlung psychischer Fehlbelastungen am Arbeitsplatz und zu Möglichkeiten der Prävention Heiko Friedel, Barbara Orfeld Psychische und psychosoziale Belastungen und Beanspruchungen in der modernen Arbeitswelt Prof. Dr. Peter Richter Technik & Information, Bochum Psychische Belastungen und Stress Entwicklung psychischer Arbeitsbelastungen in Österreich European Foundation for the Improvement of Living and Working Conditions Betriebliche Suchtprävention Reinhard Fuchs, Ludwig Rainer Das Burnout-Syndrom. Theorie der inneren Erschöpfung Matthias Burisch Ausgebrannt - Wege aus dem Burnout Eckhart H. Müller Freiburg (Herder Verlag) 1994 Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz Teil 1 Karl-Ch.Wenchel Technik & Information, Bochum 18
19 Bestelladresse Broschüre Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz Handbuch Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz, ein Leitfaden für Unternehmen Sonderausgabe Wenn alles zu viel wird..., pro mente austria Johann-Konrad-Vogel-Strasse Linz Tel: 0732/ Fax: 0732/ Internet: Impressum: Herausgeber: pro mente austria, Bundessekretariat pro mente austria Johann-Konrad-Vogel-Strasse Linz Für den Inhalt verantwortlich: Autorin DSA Andrea Zeitlinger Geschäftsführerin von pro mente steiermark Konzeptives Mitwirken und Inhalt: Arbeitsgruppe Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz Mag. Christina Klocker Mag. Margret Korn Mag. Martin Ritsch Fritz Schleicher Markus Schlinke Dr. Franz Schmidthaler Peter Wildbacher Redaktion: Mag. Karin Zehetleitner Gestaltung/Grafik: Philipp Dallago und Peter Wildbacher Druck: In-takt Druckerei, Linz
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