Radegundis Stolze. Übersetzungstheorien Eine Einführung. Tübingen: Narr S. 24,90 ISBN Franz Josef Backhaus (2014)
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- Hermann Lorenz
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1 bbs 2/204 Radegundis Stolze Übersetzungstheorien Eine Einführung Tübingen: Narr S. 24,90 ISBN Franz Josef Backhaus (204) Wer sich für die Übersetzungswissenschaft interessiert und vor allem einen ersten Überblick mit soliden Einblicken möchte, dem sei diese Einführung sehr empfohlen. Die Autorin kommt selbst aus der Praxis (Diplomübersetzerin für Englisch, Französisch und Italienisch), reflektiert aber durch eine ausgiebige Lehrtätigkeit (auch im Ausland) das Thema Übersetzen/Übersetzung umfassend. Das Studienbuch möchte angesichts der Unübersichtlichkeit in der Übersetzungswissenschaft mit ihren Schulen und der unterschiedlichen, ja teilweisen widersprüchlichen Begrifflichkeit eine erste Orientierung geben. Es kommt der Autorin also darauf an, die Unterschiede und die möglichen Querverbindungen der wichtigsten Forschungsrichtungen aufzuzeigen. In der Darstellung lässt Stolze die Denkschulen durch ausgiebiges Zitieren selbst zu Wort kommen, damit die Leserin/der Leser die jeweilige Diktion der Schule kennenlernt. Um Ordnung in das Geflecht der Denkschulen hineinzubringen, wendet Stolze eine diachrone Perspektive an, aus der sie die Übersetzungswissenschaft betrachtet: Nach einer ersten Klärung des Begriffs Übersetzung, wobei auch die griechisch-römische Antike zur Sprache kommt, werden verschiedene Blicke auf die Sprachsysteme, die Texte, die Disziplin, das Handeln und den Übersetzer geworfen. Unter jedem Blickwinkel versammeln sich anhand von Namen bestimmte Denkschulen. Jeder Denkschule hat Stolze einen kurzen Abstract zur Grundorientierung vorangestellt. Dann erfolgt die Darstellung unter Berücksichtigung von aussagekräftigen Zitaten. Am Ende folgt eine kurze Kommentierung, die den Leser/die Leserin zu kritischer Distanz und zum weiteren Nachdenken anregen will. Es folgt dann eine kurze Bibliographie zur jeweiligen Denkschule, die dann in der Gesamtbibliographie am Ende des Studienbuches wieder aufgegriffen wird. Mag diese Systematisierung für den Kenner in Sachen Übersetzung manchmal auch verkürzend und dadurch zu dogmatisch sein, so hilft sie dem Studienanfänger wie dem interessierten Laien außerordentlich und regt zum selbstständigen Weiterforschen in der einen oder anderen Denkschule an. Zitierweise Franz Josef Backhaus. Rezension zu: Radegundis Stolze. Übersetzungstheorien. Tübingen 6 20 in: bbs <
2 bbs 2/204 Werner Koller Einführung in die Übersetzungswissenschaft Tübingen: Francke S. 9,90 ISBN Franz Josef Backhaus (204) Im Unterschied zur Einführung von Radegundis Stolze besteht diese Einführung in die Übersetzungswissenschaft aus zwei Teilen, die Werner Koller, Professor für deutsche Sprache an der Universität Bergen, mit Grundlagen und mit Äquivalenz überschreibt. In den Grundlagen geht es um die Vielschichtigkeit des Übersetzungsphänomens: Übersetzen als Praxis und Problem der Übersetzer, Übersetzen und Übersetzungen unter kultur- und sprachgeschichtlichem Aspekt, Definitionen, Faktoren und Bedingungen der Übersetzungskommunikation, linguistische Grundprobleme der Übersetzung. (S. ) Besonders lesenswert sind Kap. 5 ( Was ist Übersetzung? ) und Kap. 6 ( Definitionen und Modelle des Übersetzens ). Durch die geschickte graphische Aufbereitung der einzelnen Themen, verknüpft mit Textbeispielen, werden übersetzungsrelevante Fragestellungen, Probleme und Theorien einem breiteren Leserkreis (S. 2) verständlich nahegebracht. Im zweiten Teil seiner Einführung geht Koller dann auf die Äquivalenz ein, die er als Übersetzungsbeziehung ( Äquivalenzrelation ) zwischen dem ausgangssprachlichen und dem zielsprachlichen Text und damit für die Übersetzung konstitutiv versteht. Ein Text muss gewissen Äquivalenzforderungen entsprechen, damit es sich um eine Übersetzung i.s. einer TextREproduktion und nicht um eine Bearbeitung oder Adaption handelt. Mit Differenzierung des Äquivalenzbegriffs (S ) liegt der Schwerpunkt des zweiten Teils wenn nicht sogar des gesamten Studienbuches vor. Dieser Abschnitt zeichnet sich durch einen hohen Grad an Systematisierung aus, der nicht zuletzt dadurch entsteht, dass Koller fünf Bezugsrahmen festlegt, in denen die Äquivalenz ablaufen muss, damit man von einer Übersetzung sprechen kann. Anhand von Textbeispielen versucht Koller seine Systematik abzusichern. Im Rahmen der formal-ästhetischen Äquivalenz behandelt Koller auch die Übersetzbarkeit von Metaphern und von Sprachspielen. Im letzten Kapitel (S ) unterscheidet Koller zwei Hauptgattungen von Texten, nämlich Fiktiv- und Sachtexte, die ganz unterschiedliche Anforderungen an den Übersetzer/die Übersetzerin stellen. Koller stellt abschließend fest: Die Berücksichtigung der für die beiden Haupttextgattungen zum Teil graduell, zum Teil wesensmäßig unterschiedlichen Beziehungen und Faktoren sprachlich-textueller und
3 außersprachlicher Art ist dabei von grundlegender Bedeutung für eine fruchtbare Arbeit mit dem Phänomen Übersetzung. (S. 306) Auch wenn Werner Koller wie Radegundis Stolze mit seiner Einführung einen Überblick über die Übersetzungswissenschaft bietet, so liegt doch der Schwerpunkt dieser Einführung auf dem Thema der Äquivalenz. Dies liegt u.a. daran, dass der Autor dieser Studie meint, dass die äquivalenzorientierte Übersetzungswissenschaft einen (Wieder)Aufschwung erlebt hat. (S. 3) Zitierweise Franz Josef Backhaus. Rezension zu: Werner Koller. Einführung in die Übersetzungswissenschaft. Tübingen in: bbs < 2
4 bbs 2/204 Umberto Eco Quasi dasselbe mit anderen Worten Über das Übersetzen München: dtv S. 4,90 ISBN Franz Josef Backhaus (204) Umberto Eco, der wohl bekannteste Semiotiker, lehrt nicht nur als Professor, sondern hat selber Bücher lektoriert und übersetzt. Als international bekannter Schriftsteller werden seine Bücher in vielen Sprachen übersetzt. All das lässt eher kein trockenes Lehrbuch, sondern vielmehr ein Buch voller Lebenserfahrungen mit dem Übersetzen erwarten. Diese Erwartung wird in der Tat auf jeder Seite eingelöst. Wer sich für Literatur interessiert und dazu noch polyglott veranlagt ist, der wird anhand der dargebotenen literarischen Beispiele (aus mindestens sechs Sprachen) viele Leseerlebnisse haben. Andere Leser/Leserinnen werden die vielen fremdsprachigen Zitate eher als störend, nicht aber als verstörend empfinden und lesetechnisch springen müssen. Dennoch hält sich bei all der Materialfülle eine Metapher des Übersetzens wie ein roter Faden durch: Übersetzung als Verhandlung. Daher schreibt Eco zu Beginn des letzten Kapitels: Alle bisherigen Kapitel standen im Zeichen der Verhandlung. Der Übersetzer muß mit dem Geist eines fernen und oft schon gestorbenen Autors verhandeln, mit der bedrängenden Präsenz eines fremden Textes, mit dem Phantom des Lesers, für den er übersetzt, und nicht selten muß er, wie schon in der Einleitung ausgeführt, auch mit dem Verlag verhandeln. (S. 40) Für Eco hat das Übersetzen mit Treue zum Text zu tun, der übersetzt wird. Allerdings versteht er Treue i.s. einer passionierten Komplizenschaft, die den Ausgangstext auch interpretieren darf. Insofern meint Treue nicht Exaktheit. Will man Synonyma für dieses Wort finden, so schlägt Eco Loyalität, Gewissenhaftigkeit, Achtung und Hingabe vor (vgl. S. 433). Zitierweise Franz Josef Backhaus. Rezension zu: Umberto Eco. Quasi dasselbe mit anderen Worten. München in: bbs <
5 bbs 2/204 Walter Gross (Hg.) Bibelübersetzung heute Geschichtliche Entwicklungen und aktuelle Anforderungen (Arbeiten zur Geschichte und Wirkung der Bibel, 2) Stuttgart: Dt. Bibelges S. ISBN vergriffen - Franz Josef Backhaus (204) Der vorliegende Band enthält Vorträge, die auf einem Symposion mit dem Titel Bibelübersetzung heute vom September 2000 in Stuttgart gehalten wurden. Gemeinsamer Veranstalter waren damals die Deutsche Bibelgesellschaft und das Katholische Bibelwerk. Die Beiträge sind nach Themengebieten gruppiert. Unter der Überschrift Auf dem Weg zur Lutherbibel behandelt Andreas Bieberstedt die Syntax spätmittelalterlicher Bibelverdeutschungen vor Luther. Sebastian Seyferth vergleicht die bibelsprachlichen Lexemkonstanten in Martin Luthers Septembertestament mit früheren spätmittelalterlichen Übersetzungen. Werner Besch fragt, ob die Bibelübersetzung im 6. Jahrhundert ohne kodifizierte Schriftsprache stattgefunden hat. Abschließend untersucht Albrecht Beutel die Anfänge von Luthers Dolmetschung des Neuen Testaments. Unter der Überschrift Kriterien für das Übersetzen steuert Heidemarie Salevsky einen Beitrag aus übersetzungstheoretischer Sicht zu Übersetzungstyp, Übersetzungstheorie und Bewertung von Bibelübersetzungen bei. Arndt Meinhold fragt anhand von alttestamentlichen Kommentaren nach den Kriterien wissenschaftlichen Bibelübersetzens. Walter Groß beleuchtet anhand alttestamentlicher Poesie pragmatische und syntaktische Gesichtspunkte des Hebräischen und deutscher Übersetzungen. Der Schweizer Ernst Jenni stellt am Beispiel von Num 0,29-3 semantische Gesichtspunkte des Hebräischen und deutscher Übersetzungen dar. Abschließend untersucht Ottmar Fuchs die pragmatische Relevanz semantischer Beweglichkeit von Bibelübersetzungen. Unter der Überschrift Aus der Praxis gegenwärtiger Bibelübersetzung folgen Beiträge aus der Praxis der Bibelübersetzung. So fragt Augustin R. Müller, ob Bubers Verdeutschung der Schrift eine wirkliche Übersetzung i.s. einer Rückkehr zum mündlichen Original darstellt. Er verneint dies und vergleicht die Suche nach einer ursprünglichen Mündlichkeit mit der Sehnsucht nach dem Goldenen Zeitalter. Johannes Anderegg legt seine Erfahrungen aus germanistischer Sicht zur neuen Zürcher Bibel dar, während Thomas Krüger als Alttestamentler einen Werkstattbericht aus exegetischer Sicht zur neuen Zürcher Bibel bietet. Abschließend stellt Hellmut Haug einen Vergleich zwischen den drei großen Gebrauchsbibeln (Lutherbibel, Einheitsübersetzung, Gute Nachricht-Bibel) an. Dieser informative Kongressband ist vor allem für diejenigen geeignet, die sich vertiefend mit Einzelfragen der Bibelübersetzung beschäftigen möchten. Fremdsprachenkenntnisse (Hebräisch, Griechisch) sind zum Verstehen der Beiträge teilweise unabdingbar. Zitierweise Franz Josef Backhaus. Rezension zu: Walter Gross. Bibelübersetzung heute. Stuttgart 200 in: bbs <
6 bbs 2/204 Deutsche Bibelgesellschaft (Hg.) Katholisches Bibelwerk e.v. (Hg.) Deutsche Bibelübersetzungen (Wissenswertes zur Bibel, 6) Stuttgart: Dt. Bibelges. Neuausg S.,,90 ISBN Franz Josef Backhaus (204) Diese Broschüre bietet eine erste Information und Bewertung der gegenwärtig vierzig deutschen Bibelübersetzungen. Ursprünglich von Hellmut Haug erstellt, wurde sie für eine aktualisierte Neuausgabe von Rolf Schäfer bearbeitet. In der Einleitung werden zunächst unter der Überschrift Übersetzungsgrundsätze und Übersetzungstypen drei Übersetzungstypen anhand ihrer jeweiligen Charakteristik kurz skizziert: die Wort-für-Wort-Übersetzung (Interlinearversion), die philologische Übersetzung und die kommunikative Übersetzung. Fazit: Jeder Übersetzungstyp, der wörtlich-philologische und der kommunikative, hat seine Vorteile und seine Nachteile. Eine Übersetzung, die das richtige Verständnis des Inhalts für jeden möglichen Empfänger unfehlbar garantiert, gibt es nicht. (S. 6) Danach wird das Verhältnis der Übersetzungen zum biblischen Grundtext dargestellt. Folgende Grundtexte werden kurz thematisiert: die Nova Vulgata von 979, der Nestle-Aland 27. Aufl. von 993 (Neues Testament) und die Biblia Hebraica Stuttgartensia bzw. die Biblia Hebraica Quinta (Altes Testament). Danach folgt eine kurze Skizze der Septuaginta (LXX) sowie der deuterokanonischen Schriften, die im protestantischen Bereich als apokryphe Schriften bezeichnet werden. Am Ende der Einleitung folgt dann eine kurze Erklärung der Rubriken nach denen die folgenden Bibelübersetzungen charakterisiert werden. Es handelt sich um zehn Kategorien:. Umfang; 2. Grundtext, 3. Sprachstil; 4. Übersetzungstyp; 5. Namensschreibung; 6. Kommentierung; 7. Verweisstellen; 8. Besonderheiten; 9. Zielgruppe und 0. Gesamturteil. Diese Broschüre ist allen sehr zu empfehlen, die sich schnell und zuverlässig über die gegenwärtigen deutschen Bibelübersetzungen informieren möchten. Zitierweise Franz Josef Backhaus. Rezension zu: Deutsche Bibelübersetzungen. Stuttgart 202 in: bbs <
7 bbs 2/204 Institut für Auslandsbeziehungen (Hg.) What? Wie wir fremde Sprachen übersetzen Ausgabe II + III (Jubiläumsausgabe) (Kulturaustausch : Zeitschrift für internationale Perspektiven, 6) Regensburg: ConBrio-Verl.-Ges S., 9,00 ISSN Franz Josef Backhaus (204) Mit jeder Sprache wird auch eine bestimmte Kultur transportiert. Wird dann übersetzt, ergeben sich allerdings Transportverluste, denn man kann eine Kultur nicht : in die andere übertragen. Übersetzen hat dann etwas mit Annäherung zu tun. Man nähert sich dem Fremden an, so dass es seine Fremdheit, nicht aber seine Eigenart verliert. Übersetzungen, auch wenn sie Missverständnisse transportieren können, dienen dem Abbau von kulturellen Vorurteilen und lassen die eigene Kultur im Licht der übersetzten Kultur neu verstehen. Das Heft enthält viele interessante Beiträge von international tätigen SchriftstellerInnen und ÜbersetzerInnen. Die Bandbreite erstreckt sich von altägyptischen Liebesgedichten bis hin zu Übersetzungsproblemen in heutigen Sprachen und Kulturen. Zitierweise Franz Josef Backhaus. Rezension zu: What? Wie wir fremde Sprachen übersetzen. Regensburg 20 in: bbs <
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