Was ist Burnout? Symptome, Erkennung und Möglichkeiten der Prävention
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- Christina Kappel
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1 Was ist Burnout? Symptome, Erkennung und Möglichkeiten der Prävention Dr. rer. nat. Dipl.-Psych. Nicole Bührsch, Charité - Campus Benjamin Franklin Klinik und Hochschulambulanz für Psychiatrie und Psychotherapie Psychiatrie des Alterns Spiegel
2 Burnout in der Presse Ärzteblatt, Sep Ärzteblatt, Apr Ärzteblatt, Sep. 2009
3 Gliederung 1. Definition: Burnout und typ. Symptome 2. Frühsignale späterer Burnout-Symptomatik und typischer weiterer Verlauf 3. Potentielle externe und interne Risikofaktoren 4. Ansatzpunkte für Belastungsmanagement/ Prävention
4 Burnout: 6843 Treffer 1. Publikation:
5 H. Freudenberger: Begründer des Begriffs Burnout We work too much, too long and to intensely. We feel a pressure from within to work and help and we feel a pressure from the outside to give. When the staff member then feel an additional pressure from the administrator to give even more, he is under a three-pronged attack Staff Burn-Out. (1974): J. of Social Issues,
6 Definition Burnout Schaufeli & Maslach; 1998: Ein dauerhafter, arbeitsbezogener Seelenzustand normaler Individuen. In erster Linie von Erschöpfung gekennzeichnet, begleitet von Unruhe und Anspannung, einem Gefühl verringerter Effektivität, gesunkener Motivation und Entwicklung dysfunktionale r Einstellungen und Verhaltensweisen bei der Arbeit. Diese psychische Verfassung entwickelt sich nach und nach, kann dem betroffenen Menschen aber unbemerkt bleiben.
7 Burnout Klassifikation in ICD-10 und DSM IV Burnout klinische Diagnose ICD 10: Z73.0 Kapitel Z: Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur Inanspruchnahme von Gesundheitsdiensten führen DSM-IV: keine Verschlüsselung möglich, ähnlich: Probleme im Beruf Integration in ICD-11 oder DSM-V bisher nicht geplant ABER: geschätzte Prävalenz: 9 Millionen in Deutschland (BKK, 2009) 10 Millionen AU-Tage wegen Stress/ Arbeitsüberlastung/ Burnout (TKK, 2009)
8 Symptomatik bei Burnout Charakteristische Merkmale: emotionale und körperliche Erschöpfung anhaltende physische und psychische Leistungs- und Antriebsschwäche mit Verlust der Fähigkeit, diese zu regenerieren zynische, abweisende Grundstimmung gegenüber Kollegen, Patienten und der eigenen Arbeit Burnout tritt vor allem in sozialen Berufen auf, in denen der Umgang mit Klienten (Patienten, Schülern etc.) einen großen Bestandteil der täglichen Arbeit ausmacht.
9 Typische Beschwerden bei Burnout Psychische Symptome Motivations- und Kreativitätsverlust vermindertes Interesse / Gleichgültigkeit/ sozialer Rückzug Insuffizienzerleben Reizbarkeit innere Unruhe/ Anspannung Zukunftssorgen Körperliche Symptome chronische Müdigkeit/ Energieverlust Kognitive Einbußen Schlafstörungen höhere Infektanfälligkeit allg. Unwohlsein, Schmerzen, Schwindel, Verdauungsstörungen
10 Typischer Entwicklungsverlauf 1. Vermehrtes Engagement: Arbeit ohne Pausen Beruf als hauptsächlicher Lebensinhalt Verzicht auf Erholung/ Urlaub 2. Reduziertes Engagement + Verlust pos. Verstärker durch die Arbeit: 3. Verflachung: Schuldzuweisungen; Stereotypisierung verstärkter Ge-/Missbrauch von Substanzen Desorganisation, Unsicherheit komplexe Probleme können nicht mehr gelöst werden Konzentration auf eigene Person emotionaler, mentaler und sozialer Rückzug 4. Psychosomatische Reaktionen : Infektanfälligkeit Schlafstörungen, gastrointestinale Beschwerden, 5. Mögliches Endstadium: totale Erschöpfung existenzielle Verzweiflung Sinnlosigkeitsempfinden
11 Messung von Burnout Dominantes Instrument in der Burnout-Forschung: Das Maslach-Burnout-Inventar (MBI) EE: Emotionale Erschöpfung (9 Items) Durch meine Arbeit bin ich gefühlsmäßig am Ende. Ich fühle mich durch meine Arbeit ausgelaugt DP: Depersonalisierung / Zynismus (5 Items) Seit ich diese Arbeit mache, bin ich gleichgültiger gegenüber Menschen geworden. Ich glaube, ich behandle einige meiner Patienten als ob sie unpersönliche Objekte wären. LM: (subjektiver) Leistungsmangel/ verminderte Leistungsfähigkeit (8 Items) Es gelingt mir gut mich in meine Patienten hineinzuversetzen. Ich habe viele wertvolle Dinge in meiner derzeitigen Arbeit erreicht.
12 Burnout versus Depression Konzept ätiologische Vorstellung Burnout Sozial- und arbeitspsychologisches Konstrukt Resultat eines Prozesses initiiert und aufrechterhalten durch chronische Überlastung und Stress bei der Arbeit Depression Klinische Diagnose Kein obligater Kontext Integrale Dimensionen des Phänomens/ der Diagnose Zusatzsymptome Gemäß MBI folgend Trias: Emotionale Erschöpfung Depersonalisation/ Zynismus Verminderte subj. Leistungsbewertung Erschöpfung/ Ermüdbarkeit Frustrationsintoleranz Vermindertes Einfühlungsvermögen Gleichgültigkeit Wertlosigkeits-/ Versagensgefühle Schlafstörungen Leitsymptomatik (DSM-IV/ ICD-10): Depressive Stimmung Verlust von Freude/ Anhedonie Antriebsminderung Rasche Ermüdbarkeit Konzentrationsstörungen Psychomotorische Agitation/ Retardation Suizidgedanken Vermindertes Einfühlungsvermögen Gleichgültigkeit Wertlosigkeits-/ Schuldgefühle Schlafstörungen/ Appetitminderung/ Libidoverlust (In Anlehnung an Maslach & Jackson, 1981)
13
14 Burnout bei Ärzten - Häufigkeiten Prävalenz Burnout Ärzte: 25-60% - je nach spezifischer Berufssituation Moderatorvariablen: Alter/ Berufserfahrung Krankenhaus vs. ambulante Versorgung Fachrichtung
15 Burnout bei verschiedenen Berufsgruppen aus G. Sonnek, Ärztemagazin, (44) 2004
16 Potentielle externe und interne Risikofaktoren
17 Externe Risikofaktoren Zeitdruck lange Arbeitszeiten/ keine/ kaum Pausenmöglichkeiten (zu) hohe Arbeitslast/ Arbeitsdichte unzureichende Einarbeitung wenig/ kein Einfluss auf inhaltliche und oder organisatorische Gestaltung der Arbeit zu viele inhaltsfremde/ -ferne Tätigkeiten (z.b. Dokumentation, Übernahme von Arbeiten anderer Kollegen/ Berufsgruppen) Hohe Anforderung und wenig Autonomie
18 Interne Risikofaktoren Persönlichkeitsfaktoren: Anspruch, Leistung immer zu mind. 100% erbringen zu müssen, besser sein zu müssen als Kollegen bei gleichzeitig geringer Kompetenzerwartung generelle Überzeugung, Arbeiten selber besser zu machen/ Unvermögen Arbeit abzugeben externale Kontrollüberzeugung ungünstiges eigenes Zeitmanagement geringe Übereinstimmung Berufswunsch und tatsächliche Tätigkeit Soziale Einbindung Verheiratete und Menschen mit Kindern sind weniger häufig betroffen Anamnese frühere depressive Episode/ pos. Familienanamnese für Depression
19 Effort-Reward Inbalance Low Reward High Effort Gehalt, Anerkennung, Kontrollmöglichkeiten Extrinsisch: Anforderungen Intrinsisch: Coping (Siegrist et al., 1996)
20 Ansatzpunkte für Belastungsmanagement/ Behandlung 1. Strukturelle Ansatzpunkte Gelegentlicher Wechsel des Tätigkeitsbereiches Trainings- und Eingewöhnungsprogramme für neue Mitarbeiter Workshops und andere konstruktive Unterbrechungen der Routine Erhöhung der Zahl der Mitarbeiter/ Umverteilung der Arbeit/ Begrenzung der Arbeitszeit 2. Interaktion mit Kollegen Pflege von Kollegialität und eines positiven Interaktionsklimas Klare Urlaubsregelungen (Flexibilität bewahren, wer eine Auszeit braucht, soll sie haben!) Austausch mit Kollegen, auch über eigene Belastungen 3. Personenbezogen Unterscheidung unrealistischer und realistischer Selbstansprüche eigenverantwortliche Begrenzung der Arbeitsstunden Abklärung der individuellen Motive und Ziele Körperliches Training, Entspannungsverfahren (Nil et al., 2010)
21 Checkliste für individuelle Prävention Freizeit aktiv Gestalten, Freunde/ Hobbies sozialen Rückzug vermeiden Ruhephasen einlegen Urlaub nicht (nur) für Promotion, Paper, Fortbildung Auszeit heißt Auszeit! Arbeitstag strukturieren, Prioritäten setzen auf externe und interne Belohnung achten (ggf. einfordern) realistisches, angemessenes Anspruchsniveau
22 5 Take-Home-Messages
23 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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