Deutschland hat Zukunft Qualitätsmanagement an Hochschulen

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1 Deutschland hat Zukunft Qualitätsmanagement an Hochschulen Dienstag, um 11:00 Uhr hbw I Haus der Bayerischen Wirtschaft, Europasaal Max-Joseph-Straße 5, München Vorsprung durch Bildung Alfred Gaffal Präsident vbw Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. Es gilt das gesprochene Wort.

2 1 Sehr geehrte Frau Traube, sehr geehrter Herr Professor Lenzen, sehr geehrter Herr Professor Daniel, sehr geehrter Herr Professor Grimm, sehr geehrter Herr Professor Hippler, sehr geehrte Damen und Herren, herzlich willkommen zu unserem heutigen Kongress Deutschland hat Zukunft. Ich freue mich über den regen Zuspruch, den der erste Bildungsgipfel der vbw mit dem Aktionsrat Bildung in diesem Jahr erfährt. Das Engagement der vbw im Bildungsbereich Bildung hat Zukunft und Bildung ist Zukunft darin sind wir uns hier gewiss alle einig. Für uns, die vbw, hat die Forderung und Förderung eines leistungsstarken Bildungssystems oberste Priorität. Das hat mehrere Gründe. Zunächst: Unsere Unternehmen brauchen gut ausgebildete Mitarbeiter: Erstens werden wir im globalen Wettbewerb nur mit den besten Mitarbeitern gewinnen.

3 2 Zweitens werden die Anforderungen an unsere Mitarbeiter egal auf welcher Ebene durch den technischen Fortschritt und die internationale Arbeitsteilung immer weiter steigen. Und drittens müssen wir den demografischen Wandel bewältigen. Fachkräftesicherung wird uns nur gelingen, wenn wir ein Hauptaugenmerk auf Bildung, Ausbildung und lebenslange Qualifizierung legen. Außerdem ist nach unserer Überzeugung Bildungspolitik die beste Sozialpolitik. Denn eine gute Bildung und Ausbildung öffnet jedem Einzelnen die Tür für ein erfolgreiches Erwerbsleben. Sie ist damit die Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben und individuellen Wohlstand. Sie ist damit aber auch der Schlüssel für gesellschaftlichen Wohlstand. Denn eine Gesellschaft wird besser und reicher, wenn alle zu ihrem Wohl aktiv beitragen. Ein leistungsstarkes Bildungssystem hat zudem eine zentrale Funktion in einer Sozialen Marktwirtschaft,

4 3 die das Fundament unserer erfolgreichen Wirtschaftsordnung ist. Denn die Soziale Marktwirtschaft setzt auf die Verantwortung des Einzelnen, auf Wettbewerb und Leistung, auf Fortschritt durch Innovation und auf die Umwandlung von Fortschritt in allgemeinen Wohlstand. Um die Soziale Marktwirtschaft weiterhin erfolgreich zu gestalten und die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, braucht es in erster Linie gut ausgebildete Menschen. Weil wir wissen, wie wichtig ein leistungsstarkes Bildungssystem ist für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen, für die Funktionsfähigkeit unseres Wirtschaftssystems und für den Wohlstand unseres Landes, engagieren wir uns seit vielen Jahren im Bildungsbereich.

5 4 Mit fundierten Positionen und innovativen Projekten haben wir viele Anstöße gegeben, wie unser Bildungssystem weiter entwickelt werden muss. Viele dieser Impulse sind in Bayern und in Deutschland aufgenommen und umgesetzt worden. Im Hochschulbereich, den wir heute in den Blick nehmen, führen wir aktuell folgende Projekte durch: Im Projekt Studienkompass haben wir bisher 525 Kinder aus nicht-akademischen Elternhäusern dabei unterstützt, den Weg ins Studium zu finden. Denn gerade für diese Kinder ist Studieren nicht selbstverständlich, auch wenn sie das nötige Wissen und Können mitbringen. Sie nehmen dreimal seltener ein Studium auf als ihre Altersgenossen aus Akademikerfamilien. Im Projekt Best MINT unterstützen wir Maßnahmen an Hochschulen, die den Studienabbruch unter MINT-Studierenden verringern. Denn die Abbrecherquote in diesen

6 5 Fächern ist viel zu hoch. Sie liegt im Schnitt bei 28 Prozent. Im Projekt hochschule dual international fördern wir sechs bayerische Hochschulen, die innovative Konzepte entwickeln, um ihre dualen Studiengänge internationaler aufzustellen und damit auch für ausländische Studierende attraktiver zu machen. Auf diesem Weg hoffen wir, noch mehr Talente aus der ganzen Welt für den Wirtschaftsstandort Bayern zu gewinnen. Unsere bildungspolitischen Positionen, mit denen wir an die Politik herantreten, haben wir über die Jahre im intensiven Austausch mit führenden Bildungsexperten und Unternehmensvertretern entwickelt. Diesen Austausch haben wir mit der Initiierung des Aktionsrates Bildung ein Stück weit institutionalisiert. Denn die Gutachten des Aktionsrates sind auch für unsere bildungspolitische Arbeit wesentliche Impulsgeber.

7 6 Diese Gutachten bestechen durch sachkundige Analyse und pragmatische Handlungsempfehlungen, in denen der Aktionsrat der Politik Wege und Mittel aufzeigt, wie Fortschritte im Bildungssystem zu erzielen sind. In den ersten Jahren hat er Großgutachten zu übergreifenden Schlüsselfragen erstellt wie der Frage der Bildungsgerechtigkeit oder der Bildungsautonomie. Seit 2011 gibt er in kürzeren Gutachten konkrete und praxisrelevante Empfehlungen zu speziellen Fragen im Bildungssystem. Bereits im letzten Jahr standen dabei die Hochschulen im Mittelpunkt eines dieser Gutachten. Damals ging es um die Fragen, wie die Hochschulen ihre Internationalisierung noch strategischer anpacken könnten und welche Rahmenbedingungen sie dazu benötigen.

8 7 Qualitätssicherung an Hochschulen Heute beleuchtet der Aktionsrat, wie die Qualitätssicherung an den Hochschulen weiter entwickelt werden könnte. Dieses Thema ist uns ein großes Anliegen. Denn leistungsstarke Hochschulen haben eine Schlüsselfunktion für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen: Zum einen brauchen wettbewerbsfähige Unternehmen hervorragend ausgebildete Hochschulabsolventen. Zum anderen müssen wettbewerbsfähige Unternehmen ihre Belegschaft beständig weiter qualifizieren auch und gerade akademisch. Zum dritten können Unternehmen im heutigen internationalen Wettbewerb dauerhaft nur als innovative Unternehmen bestehen. Hochschulen als Kooperationspartner im Bereich Forschung und Entwicklung leisten zur Innovationskraft von Unternehmen einen wichtigen Beitrag.

9 8 Um die Leistungskraft der Hochschulen zu stärken, braucht es ein hochwertiges und effizientes Qualitätsmanagement. Vor zehn Jahren wurden mit der Programmakkreditierung und anschließend mit der Systemakkreditierung zum ersten Mal überhaupt übergreifende Qualitätssicherungssysteme in der deutschen Hochschullandschaft eingeführt. Der Aktionsrat Bildung empfiehlt nun in seinem Gutachten, den nächsten Schritt zu gehen von der Akkreditierung zur Auditierung. Wir schließen uns dieser Empfehlung des Aktionsrates ausdrücklich an. Denn Auditierung führt zu mehr Eigenverantwortung und weniger Bürokratie an den Hochschulen. Dieser Prozess setzt mehr Motivation der Lehrenden frei und sichert ein hohes Maß an Qualität.

10 9 Auditierung schafft eine standardisierte Qualitätssicherung nicht nur national, sondern auch international. Aus den Unternehmen wissen wir, dass ein Qualitätsmanagement, das weltweit anerkannt ist, die internationale Wettbewerbsfähigkeit steigert. Auditierung setzt neue Maßstäbe für die Hochschulpolitik. Sie bietet einen besseren Rahmen für mehr Qualität, Effizienz, Transparenz und Vielfalt an den Hochschulen. Damit entspricht das Verfahren der Auditierung, wie es der Aktionsrat empfiehlt, den Ansprüchen, die wir an ein Qualitätsmanagementsystem in den Hochschulen setzen. So empfehlen wir erstens, dass Hochschulen eine transparente und verlässliche Qualitätssicherung gewährleisten und die Qualität der hochschulischen Ausbildung ausbauen. Wir empfehlen zweitens, dass alle bayerischen Hochschulen ein internes Qualitätsmanagement aufbauen und sich dabei auch an dem

11 10 orientieren, was heute schon in Unternehmen praktiziert wird. Wir empfehlen drittens, dass alle bayerischen Hochschulen und ihre jeweiligen Fachbereiche im Rhythmus von fünf Jahren durch eine externe Expertenkommission evaluiert werden. Auch uns ist es ein Anliegen, das derzeitige System der Akkreditierung, das aufwändig, intransparent, bürokratisch und kostenintensiv ist, durch Qualitätsaudits zu ersetzen. Deswegen empfehlen wir der Bayerischen Staatsregierung, das vom Aktionsrat Bildung vorgeschlagene Verfahren der Auditierung zu prüfen, es auf der Bundesebene einzubringen und in Bayern als Pilotprojekt umzusetzen.

12 11 So könnte Bayern wieder einmal seine Vorreiterrolle in der Bildungspolitik dokumentieren. Meine Damen und Herren, Bevor die Experten das Wort haben, möchte ich noch allen danken, die heute auf dem Podium zum Gelingen dieser Veranstaltung beitragen: den Mitgliedern des Aktionsrates Bildung Professor Lenzen für die Hinführung und Professor Daniel für die Vorstellung des Gutachtens; Professor Grimm, Vorsitzender des Akkreditierungsrates, und Professor Hippler, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, die beide aus Ihrer Sicht das Gutachten kommentieren werden, sowie Frau Traube, Sprecherin der Landes- Asten-Konferenz Bayern, die später auf dem Podium aus Sicht der Studierenden Stellung nehmen wird.

13 12 Schließlich danke ich unserem Moderator Thomas Kerstan von DER ZEIT, der durch die Gesprächsrunde führt. Uns allen wünsche ich nun zwei interessante und ertragreiche Stunden.