Zulieferer der deutschen Fertigungsindustrie
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- Helmut Dittmar
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1 Zulieferer der deutschen Fertigungsindustrie Holland: kreativ und flexibel Strategie und Trends Zahlen und Fakten Die Niederlande als Zulieferer Veränderung der Lieferkette bietet Chancen Ein langer Atem für eine langjährige Beziehung
2 Impressum Verfasser Herr J. Witteveen ING Economisch Bureau Redaktionsrat Herr A. Koning ING Sectormanagement Herr M. van Os Wirtschaftsministerium / ING Sectormanagement m.j.j.vanos@minez.nl Herr B. Woltheus ING Sectormanagement bert.woltheus@ing.nl 2
3 Vorwort Die Niederlande sind in diesem Jahr Partnerland der Hannover-Messe, der wichtigsten Industriemesse der Welt. Für niederländische Unternehmen bietet diese Messe eine einzigartige Chance, der Öffentlichkeit gemeinsam ihr Wissen und ihr Know-how zu präsentieren. In Hannover werden verschiedene gemeinsame Initiativen des Sektors, auch mit staatlicher Unterstützung, gezeigt. Die deutsche Fertigungsindustrie ist und bleibt in Europa unangefochtener Spitzenreiter. Allein schon die elektrotechnische Industrie, der Maschinenbau und die Automotive-Industrie erwirtschaften dieses Jahr einen gemeinsamen Umsatz von 800 Milliarden Euro. Deutschland profitiert stark von den aufstrebenden Volkswirtschaften und fokussiert schon seit Jahren nachdrücklich auf Innovationen. Ein aktuelles Beispiel hierfür ist das Projekt Industrie 4.0, das sich mit der kommenden Revolution auf dem Gebiet der Maschinen und Produktionsprozesse befasst. Für die Niederlande bietet sich hier die Chance, sich enger an Deutschland anzuschließen. Mit der vorliegenden Deutschland-Studie will ING die Bedeutung Deutschlands für die niederländische Fertigungsindustrie unterstreichen, aber auch die Bedeutung des industriellen Sektors für die niederländische Wirtschaft im Allgemeinen. Wir glauben, dass die niederländische Produktionsindustrie ihren Umfang bis 2030 verdoppeln kann, wenn sie die sich bietenden Chancen nutzt. Ein Teil dieser Chancen liegt in Deutschland. ING hat sich für eine sektorbezogene Strategie entschieden. Durch Spezialisierung auf die Industrie, auch auf regionaler Ebene, wollen wir nahe bei den Akteuren des Sektors operieren. Für uns hat diese Untersuchung zu einer weiteren Vertiefung unseres Wissens beigetragen und uns neue Erkenntnisse darüber verschafft, wie wir unsere Dienstleistungen möglichst gut auf die Wünsche der Industrie abstimmen können. Das vorliegende Dokument geht auf eine Initiative von ING zurück, hätte aber ohne Zusammenarbeit mit einer großen Zahl von Unternehmen und Organisationen aus dem Sektor nicht zustande kommen können. Wir danken all jenen, die an den Interviews mitgewirkt haben. Unser besonderer Dank gilt FME-CWM, Metaalunie, NEVAT und Brainport Industries. Herr R. Boekhout CEO ING-DiBa Mitglied des Vorstands der Deutsch-Niederländischen Handelskammer 3
4 Inhaltsverzeichnis Zusammenfassung 5 Einleitung 7 1. Strategie und Trends 8 2. Die deutsche Fertigungsindustrie: Zahlen und Fakten Die Niederlande als Zulieferer Veränderung der Lieferkette bietet Chancen Ein langer Atem für eine langjährige Beziehung 36 Schlussbemerkungen 42 Unser Dank gilt 43 4
5 Zusammenfassung Chancen zum Greifen nah Deutschland: enormer Industriesektor in nächster Nähe Die deutsche Industrie erwirtschaftet einen Mehrwert von über 500 Milliarden Euro. Zum Vergleich: die niederländische Industrie verzeichnet einen Mehrwert von knapp unter 70 Milliarden Euro. Allein schon der Umsatz der deutschen Produktionsindustrie (elektrotechnische Industrie, Maschinenbau und Automobil-Industrie) wird in diesem Jahrzehnt auf über 900 Milliarden Euro anwachsen. Spezifische Entwicklungen wie die Energiewende und das Zukunftsprojekt Industrie 4.0 bieten gezielte Chancen für niederländische Unternehmen, vor allem auch im KMU-Bereich. Die Gummi-, Kunststoff- und Metallzulieferer realisieren in Deutschland gegenwärtig einen Umsatz von gut 6 Milliarden Euro. Mit zusätzlichem Einsatz und stärkerer Fokussierung auf die deutsche Industrie lässt sich in den kommenden zehn Jahren eine Umsatzverdopplung realisieren. Höchster Mehrwert im Spezialmaschinenbau Momentan fokussieren die Niederlande noch auf Nordrhein-Westfalen. Gut 45 % des Exports nach Deutschland wird in diesem Bundesland abgesetzt. Für die niederländischen Industriezulieferer bieten sich die besten Chancen im Spezialmaschinenbau und im Bereich der elektrotechnischen Unternehmen. Hier können niederländische Hightech-Zulieferer einen strukturellen Mehrwert liefern, was in der Automotive-Kette (in der traditionell die Gewinnspannen unter Druck stehen) schwieriger, aber nicht unmöglich ist. In den Bereichen Elektrotechnik und Maschinenbau sind die südlichen Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern führend. Die Entfernung ist aber noch immer ein wichtiger Faktor bei der Entscheidung für einen Geschäftspartner im Ausland. Hessen und Nordrhein-Westfalen (das sogar über einen größeren Maschinenbausektor verfügt als Bayern) bleiben darum interessante Regionen mit Wachstumsmöglichkeiten, vor allem für kleinere niederländische Zulieferer. Positive Trends Obwohl sich in Deutschland also große Chancen bieten, werden sie längst nicht alle genutzt. Deutsche Industriebetriebe, vor allem im elektro- und maschinenbautechnischen Bereich, sind dafür bekannt, einen großen Teil der Produktionsaktivitäten selbst auszuführen. Darüber hinaus befinden sich die Zulieferer oft in direkter Nähe. Dennoch lässt sich ein verstärkter für niederländische Zulieferer positiver Trend zur Auslagerung ins Ausland feststellen. Das Verhältnis zwischen dem gesamten Produkt- und Dienstleistungseinkauf und dem Umsatz steigt: von ca. 55 % im Jahr 1995 auf 60 % heute im deutschen Maschinenbau und in der Automotive-Industrie im selben Zeitraum von 63 % auf 73 %. 5
6 Zusammenfassung Aufgreifen der Chancen setzt nachhaltige Anstrengungen voraus Scharfer Wettbewerb Der Konkurrenzkampf um die deutschen Originalausrüster (Endhersteller) ist hart. Deutsche Zulieferer, die früher nur Komponenten lieferten, rücken in der Lieferkette vor und fungieren in zunehmendem Maße als Modulbauer und schließlich als Systemlieferant. Diese Rolle bietet einem Zulieferer den größten Mehrwert, und darauf zielt ein großer Teil der niederländischen Zulieferindustrie ab. Darüber hinaus ist in Süddeutschland auch die Konkurrenz durch andere Nachbarländer groß. Über 40 % der Schweizer Exporte nach Deutschland gehen nach Baden-Württemberg, und vom österreichischen Export entfallen gut 40 % auf Bayern. Außer der geographischen Nähe zu Süddeutschland haben diese Länder den Vorteil, deutschsprachig zu sein. Die Beherrschung der deutschen Sprache ist nämlich eine wichtige Voraussetzung für den Aufbau erfolgreicher Geschäftsbeziehungen mit der deutschen Industrie. Niederländische Eigenschaften gefragt Im Prozess der Auslagerung und der Verkleinerung des Lieferantenbestands spielt für deutsche Unternehmen das Lieferkettenmanagement eine wesentliche Rolle. Schlüsselbegriffe für die Lieferanten sind: Zuverlässigkeit, Vorhersagbarkeit, Flexibilität und Effizienz. In diesen Bereichen erbringen niederländische Unternehmen in der Regel gute Leistungen. In den Niederlanden hat sich die Hightech-Lieferkette in den vergangenen Jahren stark über das Modell der offenen Innovation entwickelt. Für die komplexesten technologischen Innovationen ist dies ein starkes Modell, von dem auch deutsche Unternehmen profitieren können. Wenn es um Geschäfte mit deutschen Unternehmen geht, wird man sich aber zunächst nach den deutschen Wünschen und Anforderungen richten müssen. Das notwendige Vertrauen entsteht erst nach langfristiger Zusammenarbeit, aber dann kann der Mehrwert der niederländischen Eigenschaften voll und ganz zum Tragen kommen. Ausbau der Marktbearbeitung Voraussetzung für Erfolg Für die Nutzung der Chancen, die sich in Deutschland bieten, werden ehrgeizige Unternehmer benötigt. Die Unterstützung der Unternehmer bei den ersten Schritten und die Vergrößerung der Präsenz der niederländischen Wirtschaft in (Süd-)Deutschland ist jedoch eine wichtige Aufgabe der Behörden, Branchenverbände und Unternehmenscluster. Diese Bemühungen müssen noch intensiviert werden, aber große Schritte in diese Richtung werden bereits unternommen. Für Unternehmer gilt, dass ein Erfolg in Deutschland strategische Fokussierung und klares Commitment voraussetzt. Geschäftserfolge stellen sich oft erst nach mehrjähriger Investition von Zeit, Geld und Mühe ein. Die Anpassung an die Prozesse und Gebräuche in Deutschland ist eine wichtige Voraussetzung für Geschäftsbeziehungen mit unserem Nachbarland. 6
7 Einleitung Trotz der Finanzkrise erbringt die deutsche Wirtschaft relativ gute Leistungen, was nicht zuletzt der starken industriellen Basis zu verdanken ist, die Deutschland schon seit Jahrzehnten kennzeichnet. Deutsche Autohersteller und Maschinenbauer profitieren stark vom steigenden Wohlstand in den aufstrebenden Volkswirtschaften außerhalb Europas, während sie zugleich auch in Europa ihren Marktanteil ausbauen. Die niederländische Produktionsindustrie, Zulieferer aus dem Metall-, Gummi- und Kunststoffsektor und technische Dienstleister profitieren davon, nutzen aber längst noch nicht das gesamte Potenzial. Deutsche Hersteller finden ihre Zulieferer in verstärktem Maße östlich, noch immer aber auch südlich Deutschlands. Außer auf diese Entwicklung wird im vorliegenden Bericht auch tiefer auf die Struktur und Zukunft der deutschen Produktionsindustrie sowie auf die Möglichkeiten der niederländischen Industrie, sich eine stärkere Position in Bezug auf Deutschland aufzubauen, eingegangen. In Kapitel 1 wird auf den Hintergrund des heutigen Erfolgs Deutschlands und des Industriesektors sowie auf die wichtigsten aktuellen Entwicklungen wie die Energiewende und das Zukunftsprojekt Industrie 4.0 eingegangen. In Kapitel 2 wird anhand von Zahlen die Struktur der deutschen Produktionsindustrie beleuchtet. Kapitel 3 befasst sich mit der Rolle der Niederlande als Zulieferer, und Kapitel 4 schließlich hat die Veränderungen in der Lieferkette und die damit einhergehenden Chancen zum Gegenstand. Im Mittelpunkt hierbei stehen die deutsche Automotive-Industrie, der Maschinenbau und die elektrotechnische Industrie. Im letzten Kapitel schließlich werden die praktischen Aspekte geschäftlicher Aktivitäten in Deutschland und die Möglichkeiten der Niederlande zur Stärkung ihrer Rolle als Zulieferer erörtert. 7
8 Kapitel 1. Strategie und Trends Deutschland Motor der Eurozone Deutsche Position ungefährdet dank der Organisations- und Innovationsstärke der Industrie Energiewende: ehrgeizige Ziele......bieten Chancen für die niederländische Produktionsindustrie Einwohner: 80,5 MIO. 669 km 6,5 Std. Import: 905 Mrd. Industrie 4.0 soll Weltmarktführerschaft sichern Umfang der deutchen Wirtschaft: Mrd. (21% der EU) Export: Mrd. 936 km 9 Std Anteil der Industrie an der deutschen Wirtshaft: 22% (Niederlande 13%) Bron: Statistisches Bundesamt, CBS, Zahlen
9 1 Strategie und Trends Deutschland Motor der Eurozone Deutschland schnell von der Krise erholt Erfolg nach strukturellen Reformen Allmähliche Anpassungen Starker Exportmix Die deutsche Wirtschaft wurde schwer von der Finanz- und Wirtschaftskrise sowie dem Einbruch der Weltwirtschaft Ende 2008 betroffen. Aber anders als viele gedacht hatten, erholte die deutsche Wirtschaft sich rasch, überdies sogar schneller als die meisten anderen Länder der Eurozone. Die Angst, die deutsche Wirtschaft würde wie in den Anfangsjahren der Währungsunion wieder zum kranken Mann Europas werden, erwies sich als unbegründet. In den letzten Jahren entwickelte sich die deutsche Wirtschaft wieder zum Wachstumsmotor der Eurozone. Heute erntet die Wirtschaft die Erfolge der strukturellen Reformen, die im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts auf dem Arbeits- und Produktmarkt und bei den öffentlichen Finanzen durchgeführt wurden, als auch der Reformen und Veränderungen in den Unternehmen und in der Industrie. Vor etwas mehr als zehn Jahren wurde das deutsche Wirtschaftsmodell häufig kritisiert. Das Wirtschaftswachstum war viel zu stark von der Schwerindustrie abhängig, es bestand ein Rückstand im Bereich von ICT und Dienstleistungen. Die engen Verflechtungen zwischen Behörden, Banken und Wirtschaft (auch als Deutschland AG bezeichnet) bildeten eine große Hürde für Auslandsinvestitionen und ein stärkeres Wachstum. Die deutsche Erfolgsformel zur Überwindung dieser Talsohle war keine radikale Wende, sondern eine allmähliche Anpassung der Wirtschaft. Die wichtigsten Elemente dieser Reformen lagen sowohl in der Flexibilisierung des Arbeitsmarkts und der Tarifverhandlungen als auch in Umstrukturierungen in der Wirtschaft. Die deutschen Unternehmen machten eine Periode der Schuldensenkung, Lohnmäßigung und Produktionsauslagerung in Richtung Mittel- und Osteuropa durch. Gleichzeitig reagierten Unternehmen und Behörden schnell auf die positiven Entwicklungen und die Nachfrage nach deutschen Produkten in Asien, insbesondere in China. Durch die Reformen war die deutsche Wirtschaft in den letzten Jahren dazu in der Lage, stark von der Nachfrage nach Industriegütern in den aufstrebenden Ländern, aber auch von neuen öffentlichen Investitionen in entwickelten Ländern, wie z.b. den USA zu profitieren. Die breite Diversifizierung der deutschen Exportindustrie, sowohl hinsichtlich des Produktangebotes als auch der Absatzländer, ist ein wichtiges Element der Erfolgsgeschichte der letzten Jahre. Durch die rückläufige Arbeitslosigkeit und die zunehmenden Investitionen im Inland ist inzwischen auch die Inlandsnachfrage wieder zu einem wichtigen Wachstumsfaktor geworden. Natürlich ist auch Deutschland nicht immun gegen die europäische Schuldenkrise, aber strukturell gesehen ist Deutschland gut aufgestellt, um sich das Wachstum der Weltwirtschaft zunutze zu machen. 9
10 1 Strategie und Trends Deutsche Position ungefährdet dank der Organisations- und Innovationsstärke der Industrie F&E-Ausgaben der europäischen Länder, % BIP 2004, Finnland 3,45% 3,78% Belgien 1,86% 2,04% Schweden 3,58% 3,37% Niederlande 1,93% 2,02% Dänemark 2,48% 3,09% Tschechien 1,20% 1,85% Schweiz 2,90% 2,87% Italien 1,09% 1,25% Deutschland 2,50% 2,88% Ungarn 0,88% 1,21% Österreich 2,24% 2,75% Polen 0,56% 0,76% Slowenien 1,39% 2,24% Slowakei 0,51% 0,68% Frankreich 2,16% 2,24% n Zunahme n Abnahme Schwerpunkte der deutschen Hightech-Strategie Gesundheit Mobilität Klima / Energie Investitionen und Kultur halten Deutschland an der Spitze Auch in den nächsten Jahren wird Deutschland im industriellen Bereich weltweit führend sein. Die deutsche Organisations- und Innovationsstärke, kombiniert mit der industriellen Kultur, sind wichtige Pluspunkte und sorgen u. a. für relativ hohe F&E-Ausgaben (s. Tabelle). Deutsche Politik: konsequente Unterstützung der Industrie Obwohl die Stärke der deutschen Industrie in erster Linie als Verdienst der Industrieunternehmen selbst zu werten ist, spielt auch der deutsche Staat eine Rolle bei der Verstärkung der deutschen Position. Offiziell zielt die Politik in erster Linie auf möglichst wenig öffentliche Interventionen ab. Der Abbau des Verwaltungsaufwands soll es den Unternehmen erleichtern, sich zu entwickeln., Planungssicherheit und, ein günstiges Innovationsklima sind Schlüsselbegriffe der Regierungspolitik. Die Hightech-Strategie 2020 beschreibt die deutschen Speerspitzen für dieses Jahrzehnt auf technologischem Gebiet. Dabei können manche Sektoren in der Anfangsphase durch direkte oder indirekte Fördermittel unterstützt werden. Für die KMU gibt es beispielsweise das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM), aus dem seit Mitte 2008 über 3,1 Mrd. zur Unterstützung der technologischen Entwicklung durch die KMU bereitgestellt wurden. Charakteristisch für die deutsche Politik ist die Erhöhung des jährlichen Budgets während der Wirtschaftskrise. Inzwischen beläuft sich das jährliche ZIM-Budget auf 500 Mio., gegenüber 300 Mio. im Jahr Sicherheit Kommunikation Einer der Schwerpunktbereiche der deutschen Hightech-Strategie ist die Energie. Deutschland ist mit seiner Energiewende internationaler Vorreiter bei der Umstellung auf erneuerbare Energien. Quelle: OECD 10
11 1 Strategie und Trends Energiewende: ehrgeizige Ziele... Deutschland Vorreiter des Energiewandels Europa verabschiedet sich von dem Wertschöpfungsmodell, das auf einem hohen Energieverbrauch und niedrigen Energiepreisen basiert. Die Industrie steht vor der Umstellung auf energieeffizientere Produkte und Prozesse. Deutschland spielt hier eine Vorreiterrolle und hat mit seiner Energiewende hohe Maßstäbe gesetzt. Einige wichtige langfristige Ziele (bis 2050) lauten: Senkung der Treibhausgasemissionen um 80 bis 95 %; Steigerung des Anteils erneuerbarer Energien an der Gesamtenergieerzeugung auf 60 %; Erhöhung der Energieeffizienz um 50 %; Wesentliche Intensivierung der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten in diesen Bereichen. Technologien auf dem Gebiet der Solarenergie können von der anhaltend starken Nachfrage nach Solarzellen in Deutschland und anderen Märkten profitieren. Energieeffiziente Maschinen: Mit Blick auf die Verringerung der Treibhausgasemissionen und die Erhöhung der Produktivität ist es für die energieintensive deutsche Industrie lohnenswert, in energieeffiziente Maschinen zu investieren. Davon können die niederländischen Maschinenbauer und Zulieferer profitieren. Infrastruktur: Der Anstieg des Anteils der erneuerbaren Energien stellt neue, hohe Anforderungen an die Energieversorgungsinfrastruktur. Energienetze in Deutschland und anderen europäischen Ländern müssen modernisiert und miteinander verbunden werden, was mit hohen Investitionen einhergeht. Es ist wichtig, dass die Niederlande den Anschluss an diese Prozesse nicht verlieren. Ein verstärktes gemeinsames Vorgehen kann zu einer weiteren Integration der Energiemärkte, eine effektivere Anpassung der Infrastruktur und eine intensivere Zusammenarbeit auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien und der Energie-Innovationen führen. Hohe Investitionen Dies bietet der niederländischen Wirtschaft gute Wachstumsmöglichkeiten in Deutschland, unter anderem in folgenden Bereichen: Offshore-Windenergie: In Deutschland werden neue Pläne für die Installation von Windkraftanlagen entlang der Küste entwickelt. Davon kann die niederländische Offshore-Industrie profitieren. Solarenergie: Niederländische Hersteller von Anlagen und 11
12 1 Strategie und Trends... bieten Chancen für die niederländische Produktionsindustrie Niederländische Energiekompetenz bietet Wachstumschancen in Deutschland Die Investitionen, die im Zuge der Energiewende notwendig sind, bieten Chancen für die niederländische Zulieferindustrie. Hier ist Innovationsfähigkeit gefragt, über die viele Unternehmen in der niederländischen Produktionsindustrie verfügen. Niederländische Unternehmen, die erfolgreich in Deutschland operieren, liefern Qualität, die sich mit der deutschen Qualität messen kann, während die niederländische Produktionsindustrie in puncto Kreativität und kundenspezifische Bedienung der Abnehmer möglicherweise sogar einen Vorsprung aufweisen kann. Da die technischen Aspekte der Nutzung erneuerbarer Energien noch nicht vollständig entwickelt sind, bieten sich auch auf dem Gebiet der herkömmlichen Energieträger noch Chancen. So lange das Problem der Speicherung von Wind- und Solarenergie noch nicht zufriedenstellend gelöst ist, bleiben Investitionen in dezentrale Energieversorgungsquellen, etwa in Kraft-Wärme-Kopplungs- Systeme (KWK), vonnöten. Die Niederlande verfügen dank ihres umfangreichen Treibhausfarmen-Sektor über viel Wissen und Erfahrung in diesem Bereich. HeatMatrix (Rotterdam, Niederlande) HeatMatrix ist ein junges, innovatives Unternehmen, das einen neuen Kunststoff-Wärmetauscher entwickelt hat. Der Wärmetauscher eignet sich für die Restwärmerückgewinnung und die Erhöhung der Effizienz von u. a. industriellen Dampfkesseln, Brennöfen, Biomasseöfen sowie Industrie- und Sprühtrocknern. Mithilfe der neuen Kunststoff-Anwendung können bei Industrie-Durchlauferhitzern Einsparungen von 3 bis 6 %, bei Industrietrocknern sogar von 20 bis 25 % realisiert werden. Durch die Energiewende und die Fokussierung auf Energieeffizienz ist Deutschland das Hauptexportland für HeatMatrix. HeatMatrix gehört zu de Gewinnern des Oranje Handelsmissiefonds, einer Initiative des KMU-Unternehmerverbands MKB Nederland, der Fluggesellschaft KLM und ING zur Unterstützung von Unternehmern bei der Realisierung ihrer internationalen Ambitionen. Discom (Alblasserdam, Niederlande) Discom entwirft und produziert Abgassysteme. Der Energiemarkt ist einer der Spezialgebiete von Discom, wobei Deutschland ein wichtiger Absatzmarkt ist. Für Kraftwerke, Behelfs- und Notstromanlagen sowie für KWK-Anlagen entwickelt Discom Systeme nach Maß. Wichtige Aspekte sind dabei die Lärm- und Emissionsreduzierung sowie die Nutzung von Restwärme. Die Energiewende geht mit großen Wachstumschancen einher, vor allem angesichts der Tatsache, dass die Speicherung von Wind- und Solarenergie bislang noch Probleme aufwirft. Die Investitionen in dezentrale Energieversorgungssysteme, insbesondere in KWK-Anlagen, bieten niederländischen KMU-Betrieben wie Discom gute Wachstumsmöglichkeiten. 12
13 1 Strategie und Trends Industrie 4.0 soll Weltmarktführerschaft sichern Deutsches Zukunftsprogramm Industrie 4.0 als Inspirationsquelle für die Niederlande Eine weitere wichtige Entwicklung in Deutschland ist das Zukunftsprogramm Industrie 4.0. Infolge der immer vielfältiger werdenden Bedürfnisse der Kunden und der rasch fortschreitenden Globalisierung sieht sich die Industrie mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Um davon Profitieren und sich auf lange Sicht im Wettbewerb gegen die aufstrebenden Volkswirtschaften behaupten zu können, bedarf es eines drastischen Wandels des Produktionswesens. Für die deutsche Industrie war das Anlass, das nationale Programm Industrie 4.0 aufzulegen, in dessen Rahmen sich Unternehmen, Kompetenzzentren und Behörden gemeinsam für die Förderung der Industrie und die Bereitstellung der notwendigen Investitionen in Forschung und Entwicklung einsetzen. Dieses Programm bietet auch niederländischen Industrieunternehmen gute Anknüpfungspunkte. Und, Wichtiger noch, es erschließt neue Absatzmärkte in Deutschland. Stärkung der deutsch-niederländischen Beziehungen auf der Hannover-Messe Die Vision von Industrie 4.0 sieht eine Erhöhung der Produktivität durch Smart Factories mit intelligenten, effizienten und fehlerfreien Prozessen sowie neuen Produktionstechnologien vor. Der hohe Digitalisierungs-/ Automatisierungsgrad der Produktionsindustrie ermöglicht die Durchführung Umfassender Innovationen mit dem Ziel, eine intelligentere, flexiblere automatisierte Produktion zu gewährleisten. Diese intelligenten Produktionsstätten tragenzu einer effizienteren Nutzung von Energie und Rohstoffen sowie zu einer besseren Interaktion zwischen Herstellern, anderen Mitgliedern der Wertschöpfungskette und Kunden bei. Für hochwertige Industrieunternehmen, die in diesem Bereich schon oder noch nicht aktiv sind, bietet die Hannover-Messe, deren Leitthema dieses Jahr Integrated Industry NEXT STEPS lautet, einzigartige Möglichkeiten, die neuesten Entwicklungen kennenzulernen und neue deutsch-niederländische Partnerschaften zu knüpfen. Stufenweise Entwicklung Industrie 4.0 ist ein Ziel, auf das mithilfe technologischer Innovationen stufenweise hingearbeitet werden muss. In den vergangenen Jahren haben viele Unternehmen Schritte auf dem Gebiet des LEAN-Manufacturing unternommen, das zu einer weiteren Automatisierung und Perfektionierung der Produktionsprozesse beiträgt. Dennoch bieten sich weiterhin gute Chancen für eine noch intelligentere Gestaltung dieser Prozesse. Mithilfe von Sensoren, Algorithmen und der Modellierung großer Datenmengen werden erste Schritte zur Entwicklung selbstlernender und selbststeuernder Maschinen unternommen. Außer der Hardware wird also auch der Software-Komponente in der Produktion immer mehr Bedeutung zukommen. Bis die verschiedenen Maschinen völlig selbstständig operieren können, wird diese Technologie den Maschinenführern eine schnellere und direktere Kommunikation mit den verschiedenen Produktionskomponenten ermöglichen. Die wichtigste Herausforderung in den kommenden Jahren wird darin bestehen, die Akteure in der Wertschöpfungskette von der Notwendigkeit zu überzeugen, diese Daten untereinander auszutauschen, und die Kommunikation in der Kette weiter zu automatisieren. Da sich die Niederlande seit je durch eine relativ offene Art der Zusammenarbeit kennzeichnen, müssten sich diese Schritte gerade in der niederländischen Industrie oder auf internationaler Ebene mit Beteiligung niederländischer Akteure realisieren lassen. Niederländische Initiativen In den Niederlanden laufen bereits verschiedene Initiativen zu vergleichbaren Themen wie Industrie 4.0. Die Nord- Niederlande spielen eine wichtige Rolle mit dem bereits Laufenden Programm Northern Netherlands : Region of Smart Factories, das von einem Konsortium großer Unternehmen (Philips, Fokker, TenCate), KMU-Betrieben, Kompetenzzentren (u. a. Universitäten Twente und Groningen) und Behörden initiiert wurde. Brainport Industries experimentiert mit dem Austausch von Daten zwischen Unternehmen in der Kette mit dem Ziel, Fabriken und Produktionsprozesse intelligenter zu Gestalten. Die im April 2014 von TNO in Zusammenarbeit mit dem Branchenverband der Metall- und Elektroindustrie (FME), dem Ministerium für Wirtschaft, dem Unternehmerverband VNO-NCW und der Industrie- und Handelskammer vorgelegte Sondierungsstudie unterstreicht die Bedeutung, die diesem Thema auch in den Niederlanden beigemessen wird. 13
14 Kapitel 2. Die deutsche Fertigungsindustrie: Zahlen und Fakten Über 60 % der deutschen Industrie sind in 3 Bundesländern ansässig Fertigungsindustrie dominiert die deutsche Industrie Originalausrüster kaufen immer häufiger international ein Deutschland bietet mehrere Hauptabsatzmärkte Süd- und Westdeutschland Schwerpunkte der Fertigungsindustrie Ein Blick in die Zukunft 14
15 2 Die deutsche Fertigungsindustrie: Zahlen und Fakten Über 60 % der deutschen Industrie sind in 3 Bundesländern ansässig Mehrwert der Industrie und Anteil an der deutschen Industrie, 2012 Niederlande 68,0 Mrd. Nordrhein- Westfalen 106,2 Mrd. 20,1% Schleswig-Holstein / Hamburg 19,2 Mrd. 3,6% Mecklenburg-Vorpommern 3,5 Mrd. 0,7% Bremen / Niedersachsen 50,8 Mrd. 9,6% Hessen 37,5 Mrd. 7,1% Berlin-Brandenburg 16,6 Mrd. Sachsen-Anhalt 3,1% 9,3 Mrd. 1,8% Thüringen 10,4 Mrd. 2,0% Sachsen 16,5 Mrd. 3,1% Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen Schwerpunkte der deutschen Industrie Die deutsche Industrie erwirtschaftete 2012 einen Mehrwert von fast 530 Milliarden Euro. Der größte Teil davon entfällt auf Bayern und Baden-Württemberg, auf dem Fuß gefolgt von Nordrhein-Westfalen war Nordrhein-Westfalen noch die größte Industrieregion. Der Umfang der Industrie in jedem dieser drei Bundesländer übersteigt die Hälfte der gesamten niederländischen Industrie. Der Anteil der deutschen Industrie an der Wirtschaft beträgt knapp 22 %, während in den Niederlanden nur 13 % der Gesamtleistung in der Industrie erwirtschaftet werden. Rheinland-Pfalz Saarland 35,4 Mrd. 6,7% Baden- Württemberg 110,4 Mrd. 20,9% Bayern 111,7 Mrd. 21,2% Quelle: Statistisches Bundesamt, CBS, ING Economisch Bureau 15
16 2 Die deutsche Fertigungsindustrie: Zahlen und Fakten Fertigungsindustrie dominiert die deutsche Industrie Umsatz(anteil) der deutschen Industrie, Mrd. (11%) 315 Mrd. (18%) 182 Mrd. (10%) Fertigungsindustrie und zulieferung Lebens- und Genussmittelindustrie Chemie und Pharmazeutik Sonstige Industrie Mrd. (61%) 73 Mrd. 109 Mrd. (4%) (6%) 393 Mrd. (23%) Gummi, Kunststoff Basismetall Metallbearbeitung Elektrotechnische Industrie Maschinenbau Transportmittelindustrie 105 Mrd. (6%) 153 Mrd. (9%) 224 Mrd. (13%) Umsatz der deutschen Fertigungsindustrie 2012 ca. 770 Mrd. Die deutsche Industrie wird von der Fertigungsindustrie dominiert. Autoindustrie, Maschinenbau und Elektrotechnik haben gemeinsam einen Umsatzanteil von 44 % an der deutschen Industrie. Zählt man noch die Zulieferer aus der Gummi-, Kunststoff- und Metallindustrie hinzu, erreicht dieser Prozentsatz 61 % und einen Umsatz von Mrd. im Jahr Ein enorm großer Industriemarkt, in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Niederlanden. Wenn die Wirtschaft in Europa wieder einigermaßen anzieht, werden Maschinenbau und Automotive-Industrie 2014 voraussichtlich ein Umsatzwachstum von 3 % realisieren. Der Umsatz dieser Branchen und der elektrotechnischen Industrie zusammen beträgt hiermit ca. 800 Mrd. In den nächsten Jahren wird Deutschland auch weiterhin von der Nachfrage aus den schnell wachsenden Volkswirtschaften profitieren, trotz der Tendenz zur Local-for-Local-Produktion (in Asien für Asien). Außerdem gilt gerade für Kapitalgüter,Made in Germany als Qualitätsprädikat. Voraussichtlich wird der Umsatz der Fertigungsindustrie in diesem Jahrzehnt die Grenze von 900 Mrd. überschreiten. Quelle: Statistisches Bundesamt, ING Economisch Bureau 16
17 2 Die deutsche Fertigungsindustrie: Zahlen und Fakten Originalausrüster kaufen immer häufiger international ein OEM-Hersteller erzielen über 60 % des Umsatzes im Ausland, Zulieferer über 60% im Inland Maschinenbau und Automobil-Sektor erzielen über 60 % des Umsatzes im Ausland. Indirekt kommt dies auch den Zulieferern in Deutschland zugute. Die zuliefernden Branchen aus dem Gummi-, Kunststoff- und Metallbereich setzen gerade 60 % bis 70 % im Inland bei den großen Automobil-Spielern, elektrotechnischen Unternehmen und zahlreichen Maschinenbauern ab. Trotzdem zeichnet sich eine Verlagerung ab. Von allen Produkten und Dienstleistungen, die die deutsche Fertigungsindustrie einkauft, um ihren Milliardenumsatz realisieren zu können, wird immer mehr importiert. Treibende Kräfte sind dabei die zunehmende Bedeutung von Asien als Produktionsstandort und der europäische Binnenmarkt. Diese hat auch Spielraum für die niederländischen Unternehmen geschaffen. Absatz von Fertigungsindustrie und Zulieferern im In- und Ausland 300 im Jahr 2012 Import / Eingekaufte Produkte und Dienstleistungen insgesamt, 45% x Miljard 64% 40% % % 36% 30% % 38% 61% 39% 68% 32% 49% 51% 38% 25% 20% 0 15% Inland Ausland Gummi, Kunststoff Basismetall Maschinenbau Metallbearbeituntechnische Elektro- Industrie Transportmittelindustrie '95 '96 '97 '97 '99 _ Maschinenbau _ Elektrotechnische Industrie _ Transportmittelindustrie '00 '01 '02 '03 '04 '05 '06 '07 '08 '09 '10 '11 Bron: Statistisches Bundesamt, ING Economisch Bureau
18 2 Die deutsche Fertigungsindustrie: Zahlen und Fakten Deutschland bietet mehrere Hauptabsatzmärkte Absatzmärkte der deutschen Industrie 2012 Nord- und Südamerika 19% Asien 17% Quelle: VDA, VDMA, ZVEI Automobil Maschinenbau Elektrotechnik (2011) Sonstige 5% Europa 59% Nord- und Südamerika 15% Asien 27% Sonstige 5% Europa 53% Asien 20% Nord- und Südamerika 12% Sonstige 2% Europa 66% Über 20 % des Exports der deutschen Fertigungsindustrie sind für den asiatischen Markt bestimmt Die große wirtschaftliche Kraft der deutschen Fertigungsindustrie liegt im starken Mix von Produktvielfalt und Exportzielen. Sowohl die Autoindustrie als auch der Maschinenbau und die Elektrotechnik exportieren einen relativ großen Teil in die Schwellenländer. Beispielsweise gehen über 20 % der Exporte nach Asien. Der europäische Markt, der der größte Absatzmarkt bleiben wird, erbringt keinesfalls schlechte Leistungen. So konnte er seinen Anteil 2012 vergrößern, während der Export nach Asien unter Druck stand. Es ist somit vor allem die Vielfalt der Exportmärkte, die der deutschen Produktionsindustrie ihre Kraft verleiht. 18
19 2 Die deutsche Fertigungsindustrie: Zahlen und Fakten Süd- und Westdeutschland Schwerpunkte der Fertigungsindustrie Umsatzantiel Bundesländer in vier Industriebranchen, 2012 Metallbearbeitung 105 Mrd. Elektrotechnik 153 Mrd. 7% 7% 7% Maschinenbau 224 Mrd. Transportmittel 393 Mrd. 5% 6% 5% 2% 1% 1% 4% 2% 14% 4% 3%1% 5% 1% 1% 1% 22% 28% 29% 6% 7% 9% 2% 1% 1% 3% 3% 3% 4% 17% 5% 1% 4% 2% 1% 5% 23% 30% 28% Nordrhein-Westfalen Baden-Württemberg Bayern Rheinland-Pfalz / Saarland Bremen / Niedersachsen Hessen Sachsen Thüringen Berlin-Brandenburg Sachsen-Anhalt Schleswig-Holstein / Hamburg Mecklenburg-Vorpommern Typ der Fertigungsindustrie je nach Bundesland stark unterschiedlich Die exportierenden OEM-Hersteller sind besonders in Süddeutschland ansässig. Baden-Württemberg hat die größte Präsenz im Maschinenbau, Bayern ist das größte Bundesland im Hinblick auf die Autoproduktion. Auch in Niedersachsen/Bremen ist die Autoproduktion durch die Anwesenheit von Volkswagen bzw. Mercedes groß. Nordrhein-Westfalen ist stark auf die Metallbearbeitung ausgerichtet. Diese Entwicklung ist historisch bedingt durch die Anwesenheit von Rohstoffen im Ruhrgebiet entstanden. Dennoch verzeichnet die Region eine positive Entwicklung; 2012 konnte sie in der elektrotechnischen Industrie ihren Anteil vergrößern, und der Maschinenbausektor bleibt größer als in Bayern. Innerhalb dieser Branchen sind die spezifischen Hightech-Sektoren, die der hochwertigen niederländischen Produktionsindustrie Chancen bieten, oft zu Clustern gebündelt. So konzentrieren sich die Originalausrüster (OEM) im Bereich der Medizintechnologie in Baden-Württemberg, vor allem im Raum Stuttgart und weiter südlich, während die Halbleiterindustrie in der Region München sowie in Sachsen ihre Hochburg hat. Die Hersteller auf dem Gebiet von (O)LED sind relativ gesehen häufiger auf der Linie zwischen Hessen und Baden-Württemberg ansässig. 1 21% 22% 21% 24% 1 Mit Dank für die Analysen von BOM/Brainport Industries. Quelle: Statistisches Bundesamt, ING Economisch Bureau 19
20 2 Die deutsche Fertigungsindustrie: Zahlen und Fakten Ein Blick in die Zukunft Regionalen Zukunftsperspektiven Süddeutschland Region mit den größten Chancen, Nordrhein-Westfalen interessanter für kleinere Zulieferer Auch für Deutschland gilt der bedeutende (weltweite) Trend, dass starke Regionen sich bezogen auf ihr Umland weiterentwickeln können. In Deutschland bieten sich die günstigsten Zukunftsperspektiven besonders für Süddeutschland, aber auch für bestimmte Regionen in Hessen, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Schwerpunkte für zukünftiges Wachstum liegen in Süddeutschland z.b. bei der Mess- und Regeltechnik, Fahrzeug und Maschinenbau, Biotechnologie, ICT. Aus der Hightech-Perspektive sowie unter Berücksichtigung des Entfernungsfaktors bietet insbesondere der Norden Baden-Württembergs für die Niederlande noch Wachstumspotenzial. Ausgehend vom Verhältnis zwischen dem niederländischen Export und dem wirtschaftlichen Umfang ist Bayern das Gebiet mit dem größten Potenzial. Nordrhein-Westfalen bleibt interessant, insbesondere für niederländische Kleinunternehmen, die Wachstum in Deutschland realisieren wollen. Ein weiteres wichtiges Merkmal von Süddeutschland ist, dass hier die Unternehmenszentralen zahlreicher großer deutscher OEM-Hersteller ansässig sind. Folglich werden die Entscheidungen über den Einkauf durch Betriebsstätten in anderen Teilen Deutschlands oft in Süddeutschland getroffen. Beste Chancen Sehr hohe Risiken Quelle: Prognos, ING Economisch Bureau 20
21 Kapitel 3. Die Niederlande als Zulieferer Niederlande auf NordrheinWestfalen orientiert Deutschland als Tor zu den Schwellenländern Deutschland wichtigster Exportmarkt für die niederländische Industrie Deutschland beschafft immer mehr technologische Produkte aus mittel- und osteuropäischen Ländern Orientierung der Autohersteller geht von Westen nach Osten 21
22 3 Die Niederlande als Zulieferer Niederlande auf Nordrhein-Westfalen orientiert Bestimmung des niederländischen Exports nach Deutschland, % Nordrhein- Westfalen (22%) Rheinland-Pfalz Saarland (5,5%) 4% 8% Schleswig-Holstein / Hamburg (6,5%) 1% Mecklenburg-Vorpommern (1,5%) Bremen / Niedersachsen (10%) 2% 7% Hessen (9%) 11% Berlin-Brandenburg 1% (6%) Sachsen-Anhalt (2%) 1% Thüringen (2%) 2% Sachsen (3,5%) 45 % des niederländischen Exports nach Deutschland sind für Nordrhein- Westfalen bestimmt Die Niederlande sind traditionell besonders auf Nordrhein-Westfalen ausgerichtet. 45 % des Exports nach Deutschland werden in dieses Bundesland geliefert. Fast 40 % dieses Exports bestehen aus Erdgas, Erdölprodukten und Koks, teilweise zur direkten Versorgung der Stahlindustrie im Ruhrgebiet. Relativ kleine Rolle für Süddeutschland Etwas mehr als 20 % des niederländischen Exports nach Deutschland werden in das wirtschaftlich starke Süddeutschland (Baden-Württemberg/Bayern) geliefert. In Anbetracht der wirtschaftlichen Bedeutung dieser Region (fast ein Drittel der deutschen Wirtschaft) ist dieses Gebiet für die Niederlande somit noch zu wenig erschlossen. (...) Anteil des Bundeslands an der deutschen Wirtschaft: Anteil Import NL > Anteil Bundesland an der deutschen Wirtschaft Anteil Import NL < Anteil Bundesland an der deutschen Wirtschaft 12% Baden- Württemberg (14,5%) 8% Bayern (18%) 22
23 3 Die Niederlande als Zulieferer Deutschland als Tor zu den Schwellenländern Indirekter Export 2012 nach Regionen 6,5 Mrd. Westeuropa 13 Mrd. 54 Mrd. 52 Mrd. Export von niederländischen Produkten Export von Dienstleistungen Reexport Indirekter Export (niederländische Produkte) uber Deutschland in den Rest der Welt 0,5 Mrd. Lateinamerika Wachstumschancen für den indirekten Export in Schwellenländer Im vorigen Kapitel wurde deutlich, dass die deutsche Industrie eine starke Exportorientierung hat und darüber hinaus in der Lage ist, Schwellenländer zu erreichen. Indirekt erreichen damit auch niederländische Produkte die aufstrebenden Märkte. Von den 52 Mrd. an niederländischen Produkten, die nach Deutschland exportiert werden, gehen 2 Mrd. letztendlich an Länder in Osteuropa und werden 1,5 Mrd. an Schwellenländer in Asien weitergeliefert. Gerade die deutsche Fertigungsindustrie bildet für die niederländischen Zulieferer ein Tor zu den schnell wachsenden Regionen. 1 Mrd. Afrika - ME 2,6 Mrd. Sonstige Entwicklungsländer 2,0 Mrd. Aufstrebende Länder Europa 1,5 Mrd. Aufstrebende Länder Asien Quelle: ING Economisch Bureau, Vrije Universiteit 23
24 3 Die Niederlande als Zulieferer Deutschland wichtigster Exportmarkt für die niederländische Industrie Summe des Export nach niederländischen Deutschland im Jahr 2012, nach Industriezweig in Mrd. und Anteil Deutschlands am Gesamtexport Produkts Agrar- und Lebensmittelbereich Öl, Kraftstoffe, Gas Chemische Erzeugnisse Wert Anteil Wert Anteil 7,8 Mrd. 30% 13,0 Mrd. 24% 4,6 Mrd. 52% 15,0 Mrd. 26% 3,5 Mrd. 20% 9,0 Mrd. 18% Deutschland schon jahrzehntelang wichtigster Absatzmarkt für die niederländische Industrie Für die niederländische Industrie ist Deutschland schon jahrzehntelang der wichtigste Absatzmarkt. Der Export von niederländischen Produkten belief sich im Jahr 2012 auf 52 Mrd. Die größten Exporteure sind der Agrar- und Lebensmittelbereich und (bedingt durch die Preissteigerungen) die Öl- und Gasindustrie, aber auch die Chemie und die Fertigungsindustrie (und deren Zulieferer) spielen eine wesentliche Rolle. Produkte aus Gummi, Metall, Kunststoff 3,7 Mrd. 30% 6,0 Mrd.. 22% Technologische produkte 3,4 Mrd. 17% 6,5 Mrd.. 14% Sonstige 2,4 Mrd. 25% 2,4 Mrd. 22% Summe des niederländischen Produkts 25,4 Mrd. 27% 51,9 Mrd. 22% Quelle: CBS, ING Economisch Bureau, Vrije Universiteit Agrar- und Lebensmittelbereich Öl, Kraftstoffe, Gas 24
25 3 Die Niederlande als Zulieferer Deutschland beschafft immer mehr technologische Produkte aus mittelund osteuropäischen Ländern Osteuropa gewinnt als Zulieferer Terrain 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Deutschland, Tech. Importe 2012: 352 Mrd. BIP: Mrd. Lateinamerika Westeuropa Aufstrebende Länder Europa Asien ME und Afrika VS/Canada Osteuropa gewinnt als Zulieferer gegenwärtig vor allem auf Kosten von Asien, und nicht länger von Westeuropa, Terrain In den vergangenen Jahren hatte die Zulieferposition Westeuropas 2000für Deutschland zugunsten von Osteuropa klar an Bedeutung 2005 verloren. Auch der Import technologischer Produkte aus Asien 2010 entwickelte sich stärker. In den letzten Jahren zeichnet sich ein Trend 2011 ab, der voraussichtlich noch weiter anhalten wird. Osteuropa 2012 gewinnt noch leicht an Bedeutung, nicht länger jedoch auf Kosten von Westeuropa, sondern von Asien. Die Produktion in Asien wird zunehmend in der eigenen Region abgesetzt, während Osteuropa vorläufig noch eine Niedriglohnregion bleibt, von der die deutsche Produktionsindustrie in den kommenden Jahren noch stark profitieren wird. Für Westeuropa, also auch die Niederlande, bietet sich Raum als Lieferant hochwertiger Produkte. Die allmählich zunehmende Tendenz hin zur Auslagerung (siehe Seite 33) und insbesondere die stärkere internationale Ausrichtung der Beschaffungsstrategie der deutschen Industrie (siehe Seite 17) bieten in dieser Hinsicht gute Chancen. 70% 60% 50% 40% 25
26 3 Die Niederlande als Zulieferer Orientierung der Autohersteller geht von Westen nach Osten Anteil der europäischen Länder am deutschen Import von Kfz-Teilen, 1996 und % / 3% 17% / 9% 4% / 2% 3% / 2% 12% / 9% Import Wert Kfz-Teilen 1996: 7,3 Mrd. 2012: 26,3 Mrd. 14% / 8% 3% / 12% 2% / 10% 2% / 5% 1% / 10% 0% / 3% Anteil von Polen, Tschechien und Slowakei in Zulieferung für Autoindustrie verfünffacht Der europäische Binnenmarkt hat dazu geführt, dass die Rolle der mittel- und osteuropäischen Länder in der Zulieferung an der deutschen Autoindustrie schnell gewachsen ist belief sich der gemeinsame Anteil von Polen, Tschechien und der Slowakei am deutschen Import von Kfz-Teilen auf 6 %, heute auf 32 %. Stimuliert wurde diese Verlagerung von den Lohnkostendifferenzen mit Westeuropa und der vorhandenen Industriekultur. Niederlande verlieren leicht, Großbritannien und Frankreich stark Alle relevanten westeuropäischen Länder verlieren Anteile im deutschen Import von Kfz-Teilen, aber Großbritannien und Frankreich mit einem Rückgang von 11 % auf 43 % bzw. von 17 % auf 9 % besonders auffällig. Die zunehmende Bedeutung von Mittel- und Osteuropa hat auch die Wettbewerbsposition Österreichs deutlich angegriffen (14 % auf 8 %). Der niederländische Anteil entwickelte sich rückläufig von 2,8 % auf 2,3 %. Quelle: UNCTAD, Zahlen auf Basis von Produktgruppe SITC
27 Kapitel 4. Veränderung der Lieferkette bietet Chancen Andere Lieferkette, neue Chancen Outsourcing in der Automobil- Kette am weitesten entwickelt Internationaler Wettbewerb zwischen den Kfz-Herstellern setzt Margen in der Lieferkette unter Druck Mittelstand - das Rückgrat von Maschinenbau und Elektrotechnik Maschinenbau und Elektrotechnik stark vertikal integriert Langsame Verlagerung zur Form der Automobil-Kette Deutsche Komponentenzulieferer rücken auf in der Kette Bündelung der Spezialdisziplinen, Perfektionierung der internen Prozesse 27
28 4 Veränderung der Lieferkette bietet Chancen Andere Lieferkette, neue Chancen Zahl der Unternehmen Automobil Elektrotechnische industrie Maschinenbau Große Unterschiede zwischen Autoindustrie und Maschinenbau/ Elektrotechnik Nicht nur der enorme Umfang der deutschen Industrie bietet Möglichkeiten für die niederländischen Zulieferer, auch die Entwicklungen in der Lieferkette sind günstig für niederländische Unternehmen. Umsatz / Unternehmen Materialeinkauf /-umsatz Lohnsumme / Umsatz Quelle: Statistisches Bundesamt 236 Mio. 69% 15% 40 50% 26% 36 51% 25% Wenn wir uns damit gründlicher auseinandersetzen, muss man zwischen der Automobil-Kette einerseits und der elektrotechnischen Industrie und dem Maschinenbau andererseits unterscheiden. Zuerst soll hier auf die Autoindustrie eingegangen werden. In diesem Sektor operiert eine relativ kleine Zahl großer OEM-Hersteller. Diese Unternehmen haben verschiedene große Zulieferer der ersten Linie, und nicht zuletzt dadurch einen hohen Einkaufsanteil im Hinblick auf den Umsatz (69 %). Die Lohnkostenkomponente ist durch den teilweise automatisierten (Montage-) Prozess, die großen Serien und den hohen Grad der Fremdvergabe relativ klein (15 %). 28
29 4 Veränderung der Lieferkette bietet Chancen Outsourcing in der Automobil-Kette am weitesten entwickelt Immer engere Zusammenarbeit in der Automobil-Kette In der Automobil-Kette sind die Prozesse stärker über die Kette verteilt. Das,Early Vendor Involvement, bei dem die Zulieferer in einem frühzeitigen Stadium mit dem Hersteller mitdenken, ist in der Automobil-Kette weit fortgeschritten. Beispielsweise wird ein Stahlunternehmen wie Tata Steel am Karosserieentwurf eines neuen Modells beteiligt. Eine Reihe von Zulieferern der ersten Linie (Tier 1-Suppliers) an den Automobil-Bereich sind in den Niederlanden ansässig, wie neben Tata Steel auch Brabant Alucast und Inalfa. Darüber hinaus beweist die Zusammenarbeit zwischen VDL/ NedCar und BMW, dass die Niederlande im Automotive-Markt noch immer eine Rolle spielen. Das Wachstum der Niederlande in diesem Segment liegt eher in einem höheren Umsatz für diese bestehende Gruppe als in neuen Betrieben, die als Zulieferer der ersten Linie dazukommen. Dies wird weiter verstärkt durch die Tendenz, dass die Automobilhersteller möglichst viel bei möglichst wenig Zulieferern beziehen wollen. Auch dadurch entstehen Chancen für niederländische Zulieferer der zweiten und dritten Linie, die sich das Wachstum im deutschen Kfz-Sektor zunutze machen können. Im Bereich der Materialentwicklung ist die wachsende Verwendung von Kunststoffen in der Kfz-Produktion eine Tendenz, die nicht unterschätzt werden darf. Automobil-Lieferkette: relativ viel Fremdvergabe Illustration: 1. Forschung & Entwicklung 2. Entwurf 3. Prototyp & Industrialisierung 4. Produktion Komponenten 5. Systemintegration 6. Verkauf & Service Auto Hersteller: BMW Abnehmer: Verbraucher 1. Linie 2. Linie 3. Linie 4. Linie Systemintegration Sub-Montage Sub-Montage + Komponenten Komponenten Komplettes Schiebedach-System Hersteller: Edscha Abnehmer: BMW Hydraulik Hersteller: Power-Packer Abnehmer: Edscha Metallbearbeitung Hersteller: Brinks Metaal Abnehmer: Power-Packer 29
30 4 Veränderung der Lieferkette bietet Chancen Internationaler Wettbewerb zwischen den Kfz-Herstellern setzt Margen in der Lieferkette unter Druck Brinks Metaalbewerking Brinks Metaalbewerking stellt Komponenten für verschiedene Industriezweige her. Das Unternehmen erwirtschaftet einen Umsatz von 22 Mio., wovon 50 % in der Automobil-Kette erzielt werden. Brinks ist dazu in der Lage, dank einer hochgradigen Automatisierung (u. a. Mehrspindel-Bearbeitung) äußerst effizient in Seriengrößen von bis zu produzieren. Deutschland ist der wichtigste Absatzmarkt, mit 60 % des Umsatzes. Dabei sind Messen (Hannover) ein wichtiger erster Kontaktmoment gewesen. Brinks hat mit deutschen Partnern die Erfahrung gemacht, dass praktische Aspekte wie Pünktlichkeit und eine saubere, ordentliche Produktionsstätte für das Endurteil eines potenziellen deutschen Abnehmers eine ausschlaggebende Rolle spielen können. Bei den bestehenden Kontakten weiß man es besonders zu schätzen, dass Brinks Metaal mit seinen Kunden mitdenkt. Die Kunden entwickeln ein Produkt und die Zeichnung, und Brinks bringt dann ein, wo man Verbesserungsmöglichkeiten sieht, im Hinblick auf Prozessbeherrschung, Materialwahl und (damit zusammenhängend) Ausschussrisiko. Auch für die nächsten Jahre wird der deutsche Markt für Brinks eine wichtige Rolle spielen. Wegen des starken Margendrucks in dieser Kette strebt das Unternehmen jedoch eine Verringerung der Abhängigkeit vom Automobil-Markt an. Produktion bei Zulieferern, Gewinn bei Kfz-Herstellern? Obwohl Umsätze und Wachstumspotenzial in der Automobil-Kette für niederländische Betriebe attraktiv sind, ist der Margendruck in der Lieferkette eine weniger attraktive Perspektive. Aufgrund des scharfen (internationalen) Wettbewerbs auf dem Kfz-Markt muss sich jeder Kfz-Hersteller auf eine perfekt funktionierende Lieferkette verlassen können. Der Konkurrenzkampf zwischen den börsennotierten Kfz- Herstellern führt außerdem dazu, dass die Gewinnsteigerung eine wichtige Zielsetzung bildet. Die Optimierung der Kette ist dabei überlebenswichtig, wobei der Preisaspekt eine bedeutende Rolle spielt. Nicht selten werden den Zulieferern Preissenkungen aufgezwungen. 30
31 4 Veränderung der Lieferkette bietet Chancen Mittelstand - das Rückgrat von Maschinenbau und Elektrotechnik Anteil Unternehmen und Umsatz nach Branche und nach Größenordnung (Arbeitnehmer), 2012 Anzahl Mitarbeiter 0 bis bis 500 Elektrotechnik Maschinenbau Automotive Betriebe Umsatz Betriebe Umsatz Betriebe Umsatz 30% 63% der Betriebe 7% 12% des Umsatzes 36% 30% 6% 64% 13% 37% 34% 15% 51% 3% 9% Chancen in Richtung des Mittelstands Die nächsten Seiten befassen sich eingehender mit der elektrotechnischen Industrie und mit dem Maschinenbau. In diesen beiden Branchen spielt der deutsche Mittelstand eine große Rolle: kleine und mittelgroße (Familien-)Betriebe, die gemeinsam einen Großteil des Branchenumsatzes generieren. Mittelgroß ist übrigens nach deutschen Begriffen zu verstehen, ihr Umsatz beträgt locker 1-2 Mrd. In beiden Branchen gemeinsam wird in diesem Jahr von Betrieben mit weniger als 500 Arbeitnehmern ein gemeinsamer Umsatz von 200 Mrd. realisiert. Gerade diese große Gruppe von Familienunternehmen in Deutschland scheint für niederländische Zulieferer noch größtenteils völliges Neuland zu sein. mehr als % 50% 88% 31
32 4 Veränderung der Lieferkette bietet Chancen Maschinenbau und Elektrotechnik stark vertikal integriert Lieferkette deutsche elektrotechnische Industrie und deutscher Maschinenbau 1. Forschung & Entwicklung 2. Entwurf 3. Prototyp & Industrialisierung 4. Produktion Komponenten 5. Systemintegration 6. Verkauf & Service Krise und F&E-Fokussierung beschleunigen Outsourcing-Trend Deutsche Maschinenbauer und (Familien)- Unternehmen in der elektrotechnischen Industrie bewältigen zahlreiche Aktivitäten in eigener Regie. Nach feststehenden Prozessen bauen deutsche Hersteller (Nischen-)Produkte, die weltweit führend sind. Bei Maschinenbauern stehen nicht selten Hunderte Quadratmeter von Blechbearbeitungsmaschinen, um selbst Stahlbleche zu schneiden, die schlussendlich in komplexen, spitzentechnologischen Endprodukten verarbeitet werden. Obwohl die Prozesse effizient eingerichtet sind, macht dies die Firmen anfällig und unflexibel. Durch die Krise von 2009 sind sich viele deutsche Hersteller dieser Anfälligkeit bewusst geworden, woraufhin sie sich zu einer strategischeren Fremdvergabe entschlossen haben. Für niederländische Unternehmen DIE Möglichkeit, sich eine (stärkere) Zulieferungsposition in Deutschland aufzubauen. 32
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