1. Leseverstehen Text

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1 1. Leseverstehen Text Was ist schön? Zahlreiche Untersuchungen zeigen, dass Frauen dann besonders attraktiv sind, wenn ihr Gesicht kindchenhafte Merkmale aufweist, d.h. Merkmale, die eigentlich für kleine Kinder typisch sind. Dies sind: ein großer Kopf, eine große, dominante, gewölbte Stirn, relativ weit unten liegende Gesichtsmerkmale (Augen, Nase, Mund), große, runde Augen, eine kleine kurze Nase, runde Wangen und ein kleines Kinn. Gesichter mit diesen Merkmalen empfinden wir als niedlich und süß. Dieses Phänomen beschreibt man mit dem Begriff Kindchenschema. Die in der Attraktivitätsforschung allgemein anerkannte Erklärung für unsere Vorliebe für kindliche Frauengesichter lautet, dass uns diese Präferenz angeboren ist und sich im Laufe der Evolution entwickelt hat. In der Entwicklungsgeschichte der Menschheit war es für Männer ein Vorteil, junge Frauen als Partnerinnen zu bevorzugen, da sie mit größerer Wahrscheinlichkeit gesund waren und noch eine längere Periode der Fruchtbarkeit vor sich hatten als ältere Frauen. Die männliche Vorliebe für junge Frauen bedeutete auch, dass es für eine Frau von Vorteil war, unabhängig von ihrem Alter möglichst jugendlich auszusehen, da sie mehr Männer für sich interessieren konnte und deshalb eine Auswahl treffen konnte. Dieser Selektionsdruck führte im Laufe der Jahrtausende dazu, dass Frauengesichter immer kindlicher wurden. Die typischen männlichen Gesichtsmerkmale wie ein breiter, kräftiger Unterkiefer, ein markantes Kinn eine große Nase repräsentieren genau das Gegenteil des Kindchenschemas. Die gleiche Argumentation wird von den Entwicklungsbiologen auch zur Erklärung eines anderen weiblichen Schönheitsideals herangezogen: eine glatte, faltenlose, makellose Haut. Auch sie ist ein Zeichen von Jugendlichkeit. Doch ist sie noch weit mehr: Sie ist biologisch gesehen ein Hinweis auf Gesundheit, Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und damit ein äußeres Zeichen für gute Gene. Schönheit ist demnach kein Selbstzweck, sondern beinhaltet eine Information: Sie signalisiert Gesundheit, Fruchtbarkeit und andere wichtige positive Eigenschaften. Dennoch sind es nicht nur die Gene, die das Schönheitsideal bestimmen, auch die Gesellschaft, in der wir leben, beeinflusst unsere Vorstellung davon, was schön ist. Das beste Beispiel hierfür ist das Körpergewicht. Wer durch eine Galerie mit Bildern alter Meister geht, fragt sich, wie die Menschen früherer Jahrhunderte derart dicke Frauen anziehend finden konnten. In den meisten Zeiten und Kulturen galten fülligere Frauen als attraktiv, während heutzutage dünne Frauen als schön gelten. Anders als heute war es früher für die meisten Menschen eine Problem, genug zu essen zu haben und satt zu werden. Ein Körper mit reichlich Fettansatz war deshalb ein Zeichen von Wohlstand. In einer modernen Gesellschaft mit einer gesicherten Nahrungsversorgung für alle hat ein dicker Körper seinen Informationswert als äußerlich sichtbares Zeichen für Reichtum verloren. Auch die Hautfarbe ist eine Eigenschaft, deren Bewertung sich im 20. Jahrhundert völlig gewandelt hat. Heutzutage gilt ein dunkler Teint als schön. Ein gebräunter Körper ist ein Zeichen von Fitness und Jugendlichkeit, ein blasser Teint steht für eine angegriffene Gesundheit. Unsere Vorfahren fanden gebräunte Haut abstoßend und vulgär. Von der Antike bis ins 19. Jahrhundert galt vor allem bei Frauen eine helle Haut als das Ideal. Die Hautfarbe sagte dabei etwas über den sozialen Status einer Person aus. Während eine Bäuerin durch die tägliche Arbeit im Freien zwangsläufig durch die Sonne braun wurde, konnte eine adelige Dame sich immer in geschlossenen Räumen oder im Schatten aufhalten. Heute dagegen ist es genau umgekehrt, ungebräunte Haut deutet darauf hin, dass man nicht die finanziellen Möglichkeiten hat, die vielfältigen Freizeit- und Urlaubsangebote zu nutzen. Die Beispiele Kindchenschema und makellose Haut auf der einen Seite sowie Körperfülle und Hautfarbe auf der anderen Seite machen deutlich, dass es eine pauschale Antwort auf die Frage, was körperliche Schönheit ausmacht, nicht geben kann. Beides, sowohl die Biologie als auch die Gesellschaft prägen das Schönheitsideal. Aviso, Zeitschrift für Wissenschaft und Kunst in Bayern. 1, 2003 Text für Prüfungszwecke verändert

2 2. Leseverstehen Aufgabe 1: Fragen zum Text (.. Punkte) Was schön ist, darüber gibt es viele verschiedene Meinungen. Schon seit langer Zeit beschäftigen sich Biologen mit dem Thema Schönheit. 1 Forscher behaupten, dass Frauen mit einem runden Gesicht als besonders schön gelten. 2 Das so genannte Kindchenschema beschreibt typische Merkmale, die bei Kindern vorkommen. 3 Frauen, die jünger aussehen, können sich zwischen mehreren Männern entscheiden. 4 Chemiker arbeiten an einem Mittel für eine gesunde Haut. 5 Das moderne Schönheitsideal führt bei jungen Mädchen zu Essstörungen. 6 Ob ein Mensch gesund ist oder nicht, erkennt man an der Haut. 7 Ausschließlich biologische Faktoren bestimmten den Schönheitsbegriff. 8 In Deutschland leiden zwei Drittel der Menschen an Übergewicht. 9 In Europa galt ein dunkler Teint schon im 19.Jahrhundert als exotisch und attraktiv. 10 Die Wissenschaft kann heute genau definieren, was als schön gilt und was nicht.

3 1 Welche Merkmale machen laut Text die Attraktivität einer Frau aus? Nennen Sie in Stichpunkten 5 typische Merkmale: 10Punkte 2 Welche Erklärung gibt der Text dafür, dass kindliche Frauen als attraktiv empfunden werden? Benutzen Sie bei Ihrer Antwort folgende Stichpunkte: Evolution, Gesundheit, Fruchtbarkeit Antworten Sie mit eigenen Worten. 10Punkte

4 3 Warum ist laut Text eine gesunde Haut ein Vorteil für eine Frau bei der Partnersuche? Überprüfen Sie folgende Schlüsselwörter aus dem Text: Welche Begriffe passen? Markieren Sie die passenden Begriffe! Gesunde Haut ist ein Zeichen von: guter Pflege gutem Erbmaterial Jugendlichkeit Resistenz gegen Krankheiten guter Ernährung 6 Punkte 4 Welche Beispiele nennt der Text für die These, dass die Gesellschaft das Schönheitsideal prägt? Antworten Sie in Stichpunkten. 5 Wie begründet der Text die Tatsache, dass in früheren Zeiten dicke Frauen als schön empfunden wurden und heute dünne Frauen als attraktiv gelten? Antworten Sie in Stichpunkten: Früher galten dicke Frauen als schön: _ 4 Punkte 10 Punkte

5 6 Sonnengebräunte Haut gilt heute als schön. Früher war das anders. Vervollständigen Sie die folgende Übersicht mit Stichpunkten: heute: gebräunte Haut früher: blasse Haut Fitness heute: blasse Haut früher: gebräunte Haut 10 Punkte 7 Finden Sie eine neue eigene Überschrift für den Text! _ 4 Punkte 8 Welche der folgenden Aussagen sind als Zusammenfassung der Hauptaussage des Textes korrekt? Markieren Sie die korrekten Aussagen (mehrere Lösungen möglich) Gene und Gesellschaft beeinflussen gleichermaßen das Schönheitsideal. Das Schönheitsideal verändert sich auf Grund biologischer Veränderungen. Nur Männer können bestimmen, ob eine Frau als schön gilt oder nicht. Was als schön empfunden wird, lässt sich nicht so leicht beantworten. 6 Punkte Gesamtpunktzahl