Was sind neuropsychologische Defizite?
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- Edmund Jonas Diefenbach
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1 Was sind neuropsychologische Defizite? Goldenberg (1998): Die klinische Neuropsychologie befasst sich mit Diagnose und Therapie der Folgen, die Hirnschädigungen auf Intellekt und Psyche des Menschen haben. Lautenbacher & Gauggel (2003): Die Effekte makrostruktureller Schädigungen des Gehirns (...) auf Kognition, Motivation, Emotion und Verhalten zu erfassen, ist Tradition der Neuropsychologie. Sturm & Hartje (1997): Die Neuropsychologie ist eine wissenschaftliche Disziplin, die sich mit den zentralnervösen Grundlagen des menschlichen Verhalten und Empfindens beschäftigt. Moritz (2005): Unter kognitiven oder neuropsychologischen Störungen versteht man Dysfunktionen des Verhaltens und Erlebens infolge erworbener oder angeborener zentralnervöser Störungen..., wobei Sprachstörungen und perzeptuelle Störungen üblicherweise von den Grenzdisziplinen der Aphasieund Perzeptionsforschung behandelt werden.
2 Neuropsychologie Steuerung des Zentralnervensystems: höhere kortikale Leistungen (Kognition) subjektive Wahrnehmung derselben ( Denken über das Denken /Introspektion/Metakognition) Emotion? (Grenzgebiet Psychiatrie/klin. Psychologie) Motorik? (Grenzgebiet Neurologie) Sprache? (Grenzgebiet Aphasie) enge (klinische) Definition: erworbene/angeborene Störungen weite Definition: allgemeine Zusammenhänge ZNS - Peripherie
3 Sinn & Zweck neuropsychologischer Diagnostik Diagnosesicherung (z.b. amnestisches Syndrom) Differentialdiagnose (z.b. Demenz vs. Depression) Symptomsicherung (z.b. PTBS, Schizophrenie) Quantifizierung Beschwerden anhand Normen Quantifizierung Ressourcen Hochbegabung vs. Minderbegabung Dissoziation/Übereinstimmung subjektive/objektive Klagen Funktionelle Beurteilung (Fahrtauglichkeit, Selbständigkeit etc.) Behandlungsempfehlungen für Psychotherapie/med. Therapie/Rehabilitation Ausmaß Psychotherapiefähigkeit Hilfsmaßnahmen für Psychotherapie notwendig? (z.b. Merkzettel)
4 Womit beschäftigt sich neuropsychologische Forschung; Beispiele Quantifizierung des Ausmaßes neuropsychologischer Störungen bei best. Störungen, Bedarfsermittlung Intervention Entwicklung von Frühwarnsystemen (Demenz/Schizophrenie) Modellbildung Rehabilitationsmaßnahmen
5 Grenzen der Neuropsychologie Lokalisation hirnorganische Defizite (-> Benton-Test, CPT) Problem der Selektivität (Bsp. Bildgebung) -> Strategien (Subtraktion/Differenz; Konvergenz) ökologische Validität nicht immer gewährleistet (-> Übertragbarkeit Verhalten)
6 Klassifikation psychischer Störungen ICD-10 (WHO) wichtig z.b. für Abrechnung Krankenkassen BRD DSM-IV (APA) Forschungsinstrument, bessere Operationalisierung!!!Vorsicht: abweichende Kriterien!!! Diagnostik mittlerweile weitestgehend phänomenologisch, nicht theoriebasiert (Bsp.: Depression) -> Vorteile? Nachteile? Vermeidung stigmatisierender Begriffe: hysterisch, Soziopathie...
7 ICD-10 Diagnosen Verschlüsselung - Beispiel F Hebephrene Schizophrenie ICD-10 Code Psychiatrie Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen Schizophrenie teilweise noch 5. Stelle für Belastungsgrad und weitere Unterform
8 = neuropsycholog. Diagnostik obligatorisch oder relevant
9 ???
10
11 Fragestellungen Neuropsychologie in der Psychiatrie - Klinik primär neuropsychologische Syndrome: Syndrome mit diagnostisch relevanten neuropsychologischen Auffälligkeiten: weitere: v.a. Demenz, amn. Syndrom, leichte kognitive Störung, Intelligenzminderung, ADHS v.a. Schizophrenie, Depression, PTSD Fahrtauglichkeit, Arbeits- und Studierfähigkeit, prämorbide Intelligenz, beginnende Demenz, DD Depression/Schizophrenie (Vorsicht), Medikamentennebenwirkung, Dissoziation subjektives vs. objektives Leistungsvermögen
12 Neuropsychologie in der Neurologie/Psychiatrie Unterschiede & Gemeinsamkeiten Krankheitsbilder -> welche fehlen in Psychiatrie, Überlappung (neuropsychiatrische Störungen)? Häufigkeit neuropsychologischer Auffälligkeiten! Altersgruppen! Akzeptanz! Medikation als Moderator! Psychopathologie als Moderator! erworben vs. angeboren vs. funktional! Rehabilitationsfähigkeit/Prognose!
13 Anmeldung zur neuropsychol. Diagnostik Was muss man wissen?
14 Anmeldung zur neuropsychol. Diagnostik Was muss man wissen? (Verdachts-)Diagnose? Demenz, Schizophrenie, Sucht? Psychotrope Substanzen? besonders wichtig: Neuroleptika, Cocktails, Benzodiazepine, Anticholinergika (v.a. Anti- Parkinson/Clozapin)? Beobachtete Auffälligkeiten? objektiv (=Vortestung = Vorerfahrung: berücksichtigen bei Testauswahl), subjektiv (-> Diskussion Depression!), Behandler/Pflegepersonal? Was soll gemacht werden? Status, Verdacht Demenz erhärten etc.
15 Neuropsychologisch relevante psychopathologische Symptome? Brief Psychiatric Rating Scale Vorteil: Diagnose-übergreifend, schnell auszufüllen, erlaubt erste Orientierung wichtig zu berücksichtigen: Compliance/Testfähigkeit: Feindseligkeit, paranoide Symptome, Zerfall Denkprozesse, Halluzination (jeweils bei 5 Rücksprache Behandler empfehlenswert) neurokognitiv bedeutsam: v.a. Negativsymptomatik, Depression, formale Denkstörung (Positivsymptomatik kaum!)
16 Brauchen wir neuropsychologische Verfahren? Moritz et al. (2004; Journal of the International Neuropsychological Society): Zentrale Fragestellungen Konvergenz neuropsychologische Tests vs. Arzt vs. Patient Welche Patientengruppen über- und welche unterschätzen sich? Profil neurokognitiver Auffälligkeiten verschiedener diagnostischer Gruppen
17 Methodik - Stichprobe psychiatrische Patienten N = 146 konsekutive Testungen: Schizophrenie: n = 53 Depression: n = 46 Angst: n = 23 F1-Störung: n = gesunde Kontrollen
18 Methodik Instrumente I klinisches Auge
19 Kognitionsfragebogen war vom Behandler zwischen vor jeder Testung auszufüllen
20 Methodik Instrumente II Patientensicht, Selbstauskunft: FEDA/FaGed (Gesellschaft für Neuropsychologie) -> austeilen ökologisch valide neuropsychologische Tests: Verbaler Lern- und Merkfähigkeitstest Rivermead Behavioral Memory Test Test D2 TAP-Geteilte Aufmerksamkeit TAP-GoNogo Trail-Making Test A
21 Ergebnisse 1
22 Ergebnisse 1
23 Ergebnisse 2
24 Brauchen wir neuropsychologische Verfahren? JA! Ergebnisse: 1. Subjektive Beschwerden unkorreliert mit objektiven Tests und klinischem Auge! (s. auch Kopelman et al., 1998, Lannoo et al., 1998, Newman et al., 1989) 2. Subjektive Beschwerden korrelieren mit Depressivität (s. u.a. Antikainen et al., 2001, Wagle et al., 1999) 3. Klinisches Auge korreliert schwach mit Tests (s. auch Harvey, 2001) 4. Relative Überschätzung Leistungsfähigkeit bei Schizophrenie (Huron et al., 1995) 5. Relative Unterschätzung Leistungsfähigkeit bei Depression
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