Lange leben lange gesund bleiben. Von der Theorie zur Praxis in der Kommune
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- Imke Scholz
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1 Lange leben lange gesund bleiben. Von der Theorie zur Praxis in der Kommune Dr. phil. Christoph Rott Die zunehmende Langlebigkeit ist eine enorme kulturelle Errungenschaft! Kommunenübergreifende Zukunftswerkstatt Gesund älter werden Flehingen, 09. April 2014 Die Entwicklung der Lebenserwartung in Ost- und Westdeutschland von 1956 bis 2007 Das Sterben findet immer später statt. Vogt, 2013 Statistisches Bundesamt, 2013
2 Gute Chancen lange gesund zu bleiben und sehr alt zu werden Im Jahr 2009 betrug die Lebenserwartung für Männer und Frauen zusammengenommen 80,18. Davon waren fast 97% (77,65 ) Lebenszeit ohne Pflegebedürftigkeit. Von den heute lebenden 50-jährigen Männern (Geburtsjahrgang1964) wird die Hälfte 85 und 3% 100 alt werden. Von den heute lebenden 50-jährigen Frauen (Geburtsjahrgang1964) wird die Hälfte zwischen 89 und 90 und 6% 100 alt werden. Alternswünsche Alternswünsche 65- bis 85-Jähriger Dass ich gesund bleibe bzw. dass sich meine Gesundheit verbessert 94% Dass ich möglichst lange geistig fit bleibe 86% Dass ich möglichst lange unabhängig bleiben kann, nicht auf Hilfe angewiesen bin 83% Alternsrisiken Dass ich nicht pflegebedürftig werde 81% Dass es meiner Familie gut geht 77% Dass ich möglichst lange in meinem Haus, meiner Wohnung bleiben kann 76% Generali Altersstudie, 2013
3 Sarkopenie der altersabhängige Verlust an Muskelmasse Funktionsverluste (z.b. Mobilität) Anteil von Personen, die 1 KM oder mehr ohne Schwierigkeiten gehen können 60 % Alter Hieber et al., 2006 Sterblichkeit an ischämischen Herzkrankheiten Prävalenz von Demenz Saß et al., 2009 Quelle AOK-Leistungsdaten 2007; Doblhammer et al., 2012
4 Pflegequoten im Jahr 2011 Wünsche und Risiken im Alter ein unüberbrückbarer Widerspruch? Gesundheit Muskelrückgang Geistige Fitness Alternswünsche Unabhängigkeit Alternsrisiken Funktionsverluste Chronische Krankheiten Keine Pflegebedürftigkeit Demenz Verbleib in eig. Wohnung Pflegebedürftigkeit Statistisches Bundesamt, 2013 Beinkraft und zukünftige Autonomie Vermittlung von Wünschen und Risiken durch Bewegung und Anstrengung Gedächtnis -.05 Gesundheit Bewegung Muskelrückgang.39** -.69** Alter -.17 Autonomie Geistige Fitness Alternswünsche Unabhängigkeit Alternsrisiken Funktionsverluste Chronische Krankheiten -.23** 2 später Keine Pflegebedürftigkeit Demenz Beinkraft.28** Verbleib in eig. Wohnung Anstrengung Pflegebedürftigkeit Perrig-Chiello et al., 2006
5 Bewegung und Anstrengung unerlässlich für ein selbstbestimmtes Leben! Gesundheitsfördernde Wirkung körperlicher Aktivität Nachweis des Nutzens körperlicher Aktivität und deren präventiver und therapeutischer Wirkung bei 15 Krankheiten. Chodzko-Zajko et al., 2009 Nachgewiesene präventive und therapeutische Wirkung körperlicher Aktivität Stärkung der Überzeugung und Leistung durch körperliche Aktivität (Gehen) 1. Adipositas 8. Diabetes Typ II 2. Arthritis 3. Bluthochdruck 4. chronische Herzinsuffizienz 5. chronisches Nierenversagen 6. chronisch obstruktive Lungenerkrankung 7. Depression 9. Herzkranzgefäßerkrankung 10. kognitive Beeinträchtigung 11. körperliche Behinderung 12. Krebs 13. Osteoporose 14. periphere arteriosklerotische Gefäßerkrankung 15. Schlaganfall Gehverhalten Leistungsvermögen -.44 Gehselbstwirksamkeit Wahrgenommene Einschränkungen Chodzko-Zajko et al., 2009 Nach Mullen et al., 2012
6 BMJ 2004: Regular walking protects elderly people from cognitive decline Frühe körperliche Aktivität und Demenz Regelmäßiges Gehenschützt Ältere vor geistigem Rückgang Abbott et al., Erhebung mit Ø 48 n, Personen, 61% Frauen; Demenzdiagnose 31 später Frage nach der körperlichen Aktivität im Alter von 25 bis 50 n (4 Stufen) Kaum aktiv vs. leichtekörperlicher Aktivität (Gartenarbeit, Gehen): ein um 37%geringeres Demenzrisiko Kaum aktiv vs. regelmäßigekörperliche Aktivität: ein um 66% geringeres Demenzrisiko Sehr ähnliche Ergebnisse für ausschließlich Alzheimer-Fälle Andelet al., 2008 Gehgeschwindigkeit und Lebenserwartung Verbleibende in Abhängigkeit von der Gehgeschwindigkeit: Männer Online Focus, ; Studenski et al., 2011 Studenski et al., 2011
7 Verbleibende in Abhängigkeit von der Gehgeschwindigkeit: Frauen Gesundheitsverhalten 65- bis 85-Jähriger Nicht rauchen 79% Auf genügend Schlaf achten 67% Regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen gehen 67% Auf ausreichend Bewegung achten 65% Regelmäßig Sport treiben 30% Zu Hause Dehn-oder Gymnastikübungen machen 26% Studenski et al., 2011 Generali Altersstudie, 2013 Mindestens 15 Minuten Bewegung pro Tag oder 90 Minuten pro Woche Erhöhung der Chancen auf gesundes Altern durch Veränderung der körperliche Aktivität 8,00 7,00 6,00 5,00 Odds Ratio 7,68 Bringt drei mehr Lebenszeit 4,00 3,00 2,00 1,00 3,37 2,36 1,00 Passive Aussteiger Einsteiger Aktive Wen et al., 2011 Nach Hameret al., 2013
8 Von der Forschung zur Praxis Wissenschaftliches Praxisbeispiel I Gehprogramm zur Mobilisierung von nicht ausreichendaktiven Älteren mit geringer Motivation in der "Nachbarschaft" (Stadtteil). Dauer 6 Monate, 2 mal pro Woche. 260 zufällig ausgewählte gesunde aber unzureichend aktive Ältere zwischen n. Theoriegeleitet und auf Erfahrungen aufbauend. Kooperation mit der Zielgruppe (Fokusgruppen). Besondere Berücksichtigung der sozialen und räumlichen Umwelt (im Stadtteil). Wichtigkeit der "Übungsleiter" (walk leaders). Jancey et al., 2008 Wissenschaftliches Praxisbeispiel II Start mit regelmäßigen Treffen in der Nachbarschaft (lokale Treffpunkte) Angenehme Wegstrecken mit Sitzmöglichkeiten und Toiletten Kostenfreie Treffen von Studenten begleitet Regelmäßige Ansprache und Feedback, individuelle Förderung je nach Leistungsstand Anleitung der Übungen und Förderung des Gruppenzusammenhalts durch die Studenten Infobroschüren 14-tägiger Newsletter Jancey et al., 2008 Wissenschaftliches Praxisbeispiel III 65% der Teilnehmer beendeten das Programm. 85% besuchten 70% der Trainingsstunden. Steigerung der wöchentliche Gehzeit von 1 Std. auf 2,7 Stunden. 81% fühlten sich besser; 77% größeres Bewusstsein für Gesundheit und Wohlbefinden. 68% wurden insgesamt aktiver. 80% wollten nach Ende weiterhin zweimal wöchentlich gehen. Effektives und nachhaltiges Programm zur Aktivierung inaktiver Älterer. Jancey et al., 2008
9 Spür das Draußen Kommunen als Bewegungsanbieter Park- und Grünanlagen wichtige Bestandteile der Lebensqualität, werden besonders in Städten vermehrt sportlich genutzt, um die Stadt von einer neuen Seite zu erleben! Bereits in mehreren Städten werden kostenlose Outdoor-Angebote in Parkanlagen auch von älteren Menschen erfolgreich genutzt. Die Anzahl der kooperierenden Sportvereine wächst stetig und auch die Anzahl der Gemeinden, die der kreativen Bewegungsidee folgen! Bewegungsangebote im Freien boomen! Bewegungsparcours Offenbach Bewegungsparcours Griesheim
10 Steigerung der physischen Leistungs-und Funktionsfähigkeit "Alter(n) und Gesundheit" Hessisches Sozialministerium, 2012 Arbeitsgruppe Bewegungsregion Rhein-Neckar Arbeitsgruppe Bewegungsregion Rhein-Neckar Name Institution Kreisseniorenrat, Sportkreis Heidelberg Sportkreis Heidelberg Stadt Heidelberg - Amt für Soziales und Senioren Technologiepark Heidelberg GmbH Agaplesion Bethanien Krankenhaus Heidelberg LRA Rhein-Neckar-Kreis, Heimaufsichtsbehörde LRA Rhein-Neckar-Kreis, Geschäftsstelle KGK VHS Südl. Bergstraße VHS ab 60 Sozialstation Leimen B52-ARGE (Ersatzkassen) Rhein-Neckar-Kreis- Siemens- BKK Sportkreis Mannheim B52-ARGE; Techniker Krankenkasse Sportkreis Mannheim Institut für Gerontologie der Universität Heidelberg Pädagogische Hochschule Heidelberg Gesundheitsförderung LRA Rhein-Neckar-Kreis, Beauftragter Menschen mit Behinderung Badischer Turner-Bund B52-ARGE (Ersatzkassen) Rhein-Neckar-Kreis- Barmer GEK
11 Projekt Aktiv-in-Ketsch 1. Gewinnung der Verantwortlichen für das Projekt 2. Pressekonferenz zur Vorstellung des Projekts 3. Sensibilisierung für Bewegung durch Verschicken eines Fragebogens an alle Personen Tag der Aktivität mit Möglichkeit der Fitnessüberprüfung und individueller Beratung (25. Juli 2014). 5. Weiterentwicklung des ständigen Bewegungsprogrammsfür Ältere in Ketsch in Kooperation von Gemeinde und Vereinen. 6. Ständige Möglichkeit zur Überprüfung des individuellen Fortschritts (Beratungsstelle). "Sensibilisierungsfragebogen" Wie wollen Sie alt werden? Was ist Ihnen besonders wichtig? Wie körperlich aktiv sind Sie? In welchem Ausmaß wollen Sie sich körperlich anstrengen? Wie sieht aus Ihrer Sicht das kommunale Umfeld auch im Hinblick auf Bewegungsmöglichkeiten aus? Sitz-Steh-Test Der Teilnehmer soll ohne Benutzung der Arme zu einem vollständigen Stand aufstehen und sich dann wieder hinsetzen, so oft er dies in 30 Sekunden schafft. Rikli& Jones, 2013 Rikli& Jones, 2001
12 Fitness-Standards Konsequenzen für Kommunen Sitz-Steh-Test Hantel-Test 6 min Geh-Test (m) 2 min Knieheben Steh-Geh-Test (Sek.) Frauen Männer Frauen Männer Frauen Männer Frauen Männer Frauen Männer Machen Sie sich bewusst, dass Bewegung und körperliche Aktivität zentrale Beiträge zum demografischen Wandel sind! Sie sind die wichtigsten Akteure! Seien Sie kompetente Vermittler zwischen den Alternswünschen und den Alternsrisiken. Haben Sie die nachweisliche Stärkung der Gesundheitund Selbstständigkeit im Blick. Und die Freude an der Bewegung! Schnüren Sie individuelle Pakete aus Diagnostik, Beratung, Bewegung und Begleitung. Selbstverständlich: Stärken Sie die Gemeinschaft. Rikli& Jones, 2013 Sehr lange leben sehr lange aktiv bleiben Lieber Herr Rott, Mein Vater ist zwar erst 98, geht aber weiterhin regelmäßig zum Sport auf den Hometrainer und läuft voller Lust im Regen spazieren. Mutti ist 90 und dement. Danke! Kontakt: Dr. Christoph Rott Institut für Gerontologie, Universität Heidelberg Bergheimer Str Heidelberg Tel.: christoph.rott@gero.uni-heidelberg.de
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