2 Allgemeines. 2.1 Was ist VoIP
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- Henriette Busch
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1 2 Allgemeines 2.1 Was ist VoIP VoIP steht für Voice over IP und bedeutet Telefonieren über das Internet oder Intranet. Für die Übertragung werden dieselben Leitungen und Signalwege genutzt, die auch beim Netzzugang mit unserem PC verwendet werden. Das bedeutet, dass Datenleitungen gleichzeitig für Sprach- und Datenübertragung dienen. VoIP ist jedoch nicht gleich VoIP. Die Übertragungsstandards stehen zwar fest, die Übertragungsqualität ist jedoch von vielen Faktoren auf der Übertragungsstrecke abhängig und wird folglich nicht allein durch die Endgeräte bestimmt. Anders als bei der herkömmlichen Telefonie erfolgt, wie bei der Datenübertragung im Netz üblich, die Übertragung der Sprachinformation nicht leitungs-, sondern paketorientiert. Man versteht darunter, dass kein stetiger Datenstrom entsteht, sondern die Gesamtinformation in Datenpakete zerstückelt gemeinsam mit den Informationen anderer Nutzer an das Netz übergeben wird. Datenverluste können sich als Aussetzer oder als Knackgeräusche äußern. Man kann jedoch davon ausgehen, dass bei einem Paketverlust von 5% immer noch ausreichende Sprachverständlichkeit gegeben ist. Außerdem hat man ja während eines Telefongesprächs immer die Möglichkeit der Rückfrage. Die Sprachqualität wird weiterhin zusätzlich durch Codierungen und Datenkompression sowie Verzögerungszeiten oder Echos beeinflusst. Auf die für die Übertragung verwendeten Protokolle wird im gleichnamigen Abschnitt näher eingegangen. Für die Verbindung von VoIP-Geräten hat sich der SIP-Standard durchgesetzt. Statistisch betrachtet nimmt die Datenkommunikation zu, während bei der Sprachkommunikation die Tendenz gleich bleibend ist. Zurzeit werden für die Übertragung meist nebeneinander liegende Netze eingesetzt. Es ist folglich nahe liegend, beide Datenströme über ein gemeinsames Netz zu führen. Sind Neuverkabelungen, zum Beispiel in neuen Gebäuden, notwendig, muss dann keine separate Infrastruktur für die Sprachkommunikation aufgebaut werden, wodurch weitere Kosten eingespart werden können. Telefonieren über das Internet ist ein sehr vielfältiges und breit gefächertes Thema. Die möglichen Endgeräte wie Headset, SIP-Telefon oder SIP-Ad-
2 4 2 Allgemeines apter mit analogem Telefon können über PC, Router oder DSL- bzw. Kabel-Modem an das Netz angeschlossen werden. Auch stehen mittlerweile Telefonanlagen als Softwarelösungen (PBX) zur Verfügung. Ein weiterer großer Vorteil der Internettelefonie liegt darin, dass man unabhängig vom jeweiligen Aufenthaltsort unter seiner oder -Adresse erreichbar ist. Außerdem gibt es teils hohe finanzielle Einsparpotenziale. Nicht vergessen darf man aber auch, dass die Sprachtelefonie dann einen Teil der Internetnutzung darstellt und folglich auch die Schwächen des Netzes annehmen wird. Spammail ist uns bereits ein leidiger Begriff. Voicespam oder SPIT (Spam over Internet Telefony) wird wohl das entsprechende Pendant für VoIP. So wie heute bereits ungewollte Werbenachrichten per verschickt werden, könnten es in Zukunft Sprachnachrichten werden. In jedem Fall ist der Absender schwer ausfindig zu machen. 2.2 Verbindungskosten Für Telefonieren über VoIP wird ein Internetzugang und zusätzlich ein Account bei einem Telefonanbieter benötigt. In beiden Fällen fallen Gebühren an. Dazu kommen dann noch die Kosten für den DSL-Anschluss Zugangstarife für den Internetzugang Bezüglich der Berechnung der Kosten für den Internetzugang sind vier verschiedene Tarifvarianten möglich. Sie unterscheiden sich sowohl in der Abrechnung als auch in der Vergabe der für die Verbindung erforderlichen IP-Adresse. a) Zugang mit Abrechnung nach Zeit Bei der Einwahl erhält der Nutzer vom Provider aus dessen Adressbereich eine für die Nutzungszeit gültige dynamische IP-Adresse. Berechnet wird das Nutzungsentgelt nach Onlinezeit bei minutengenauer Abrechnung. Kosten fallen also auch im Leerlauf an. Bei jeder Einwahl wird eine neue Adresse vergeben. Meist wird vom Provider noch eine monatliche Grundgebühr berechnet.
3 2.2 Verbindungskosten 5 b) Volumenabhängiger Zugang Ein Teilnehmer ist ständig am Netz angemeldet. Nach 24 Stunden wird vom Provider eine Zwangstrennung vorgenommen und eine neue Adresse vergeben. Der Anwender zahlt eine Grundgebühr, in der ein bestimmtes Volumen enthalten ist. Darüber hinausgehender Datenverkehr wird gesondert berechnet. c) Flatrate Ein Teilnehmer ist ständig am Netz angemeldet. Nach 24 Stunden wird vom Provider eine Zwangstrennung vorgenommen und eine neue Adresse vergeben. Die monatlichen Kosten sind fest und unabhängig von Nutzungszeit und Transfervolumen. d) Standleitung Ein Nutzer erhält eine direkte Leitung zum Netz mit fester IP-Adresse. Es handelt sich somit um die teuerste Variante. Diese Zugangsart ist deshalb in erster Linie für Universitäten, Behörden oder große Firmen geeignet. Um anrufen oder angerufen werden zu können, muss man am Netz angemeldet sein. Für VoIP ist deshalb die zeitabhängige Variante nur eingeschränkt geeignet, da auch während der Leerlaufzeit Verbindungskosten anfallen. Ein Anrufer hätte aber die Möglichkeit, auf die Voicebox, sofern vorhanden, zu sprechen. Vergleichen könnte man diese Variante mit einem Handy, welches nicht ständig eingeschaltet ist. Bei der volumenabhängigen Abrechnung ist der Teilnehmer dagegen dauerhaft am Netz angemeldet. Somit entfällt diese Einschränkung bezüglich der Erreichbarkeit. Das Telefon ist immer wie ein Festnetztelefon erreichbar. Gleiches gilt für die Flatrate. Zu beachten ist jedoch, dass nach 24 Stunden jeweils eine Zwangstrennung vorgenommen und die IP-Adresse neu vergeben wird. Verbindungen, die in diesen Zeitraum fallen, werden getrennt. Wenn die Einwahl über einen Router erfolgt, ließe sich das Problem mit der Zwangstrennung dadurch entschärfen, indem man über eine Zeitschaltuhr die Neuanmeldung zeitlich festlegt. Ein Zeitpunkt nach Mitternacht ist hier in den meisten Fällen sicher gut geeignet. Es gibt bereits Router, bei denen dieser Zeitpunkt per Software bestimmt werden kann. Standleitungen haben, wie der Name bereits aussagt, dauerhaften Zugang und somit eine feste Adresse. Damit treten keinerlei Einschränkungen auf.
4 6 2 Allgemeines Gesprächskosten Gleich vorneweg, kostenlos ist Telefonieren auch im Internet nicht, wenngleich dies auch die Werbung immer wieder glauben macht. Setzt man eine vorhandene Flatrate voraus, treten bei bestimmten Konstellationen keine weiteren Zusatzkosten auf. Aber auch die Flatrate ist nicht kostenlos und muss deshalb immer, zumindest anteilig, in Rechnung gestellt werden. Mit zunehmender Verbreitung von DSL-Anschlüssen kommt VoIP immer stärker auch für den Privatanwender in Frage. Für Modem- oder ISDN-Internet-Zugänge gibt es jedoch keine Flatrate. Auch kann der normale Telefonanschluss, zumindest bisher, nicht eingespart werden, da er meist Grundvoraussetzung für den Internetzugang ist. Bei einem zeitabhängigen Zugang werden auf jeden Fall die Netzzugangskosten pro Minute berechnet. Sofern der Gesprächspartner seinen Account beim gleichen SIP-Anbieter oder bei einem kooperierenden Anbieter eingerichtet hat, treten für Gespräche keine weiteren Zusatzkosten auf. Call-by-Call-Tarife im Festnetz können deshalb immer noch günstiger als IP-Telefonie sein. Die Kostensituation ist sehr komplex und nicht immer ganz einfach nachzuvollziehen. Dazu kommt dann auch die Schnelllebigkeit der Preisgestaltung. Für nachfolgende Beispiele ist die Gebührenberechnungsbasis in Tabelle 2.1 dargestellt. Bei der Beschreibung ist der A-Teilnehmer jeweils der Anrufende und der B-Teilnehmer der Angerufene. Dargestellt wird jeweils die Berechnungsgrundlage des Anrufenden. Unterschieden werden dabei die Kosten für den Internetzugang und für das Gespräch. Bezüglich der bereichsabhängigen Kosten sind jeweils die Vorwahlen relevant. Es treten hier dieselben Kosten wie bei einem Festnetzanruf unter gleichen Vorwahlen auf.
5 2.2 Verbindungskosten 7 Tabelle 2.1: Gebührenberechnungsbasis A-Teilnehmer B-Teilnehmer Vertragssart A Kosten A Flat Flat / Anschluss anteilig Gespräch kostenlos Festnetznummer Flat Flat /Anschluss anteilig Siehe ITSP-Anbieter Festnetznummer - Keine Bereichsabhängig A-B gleicher oder kooperierender Anbieter Zeitabhängig Minutenkosten Gespräch kostenlos Festnetznummer Zeitabhängig Minutenkosten Siehe ITSP-Anbieter Auf jeden Fall ist VoIP dann interessant, wenn sich der angerufene Gesprächspartner im Ausland befindet. Diese Feststellung gilt sowohl für Privat- als auch für Geschäftskunden. Allerdings gibt es sehr große Unterschiede bei der Verbindung in einzelne Länder. Die ITSP-Anbieter halten hierfür umfangreiche Preislisten bereit. In jedem Fall rentiert es sich zu vergleichen. Zur Zeit der Drucklegung waren bei einem Telefonat über Sipgate zum Beispiel die in Tabelle 2.2 angegebenen Verbindungskosten aktuell. Tabelle 2.2: Verbindungskosten ins Ausland Land Festnetz Handy Malediven 39,9 ct 39,9 ct Singapur 1,8 ct 2,2 ct Türkei 6,9 ct 14,9 ct Die sehr unterschiedlichen Kosten sind abhängig vom jeweiligen Standort des Gateways, welches den Übergang zum öffentlichen Netz bildet.
6 8 2 Allgemeines 2.3 Sonderrufnummern und Wahlbesonderheiten Zu den Sonderrufnummern zählen die Telefonauskunft sowie Notrufnummern und Mehrwertdienste. Diese sind nicht selbstverständlich über einen Internet-Telefonie-Serviceprovider erreichbar. Ein Teil der Anbieter bietet in manchen Bereichen bereits zumindest die Wahlmöglichkeit für die Notrufnummern an. Diese ist aber an den jeweiligen Wohnort des Rufnummerninhabers gebunden. Da man sich mit seinem Gerät aber an beliebigen Orten in das Netz einwählen kann, liegt genau darin das Problem. Auch hier gilt, dass man sich vor einer Entscheidung für oder gegen einen Anbieter umfassend informieren muss. Kein Problem stellt sich ein, wenn VoIP ohnehin parallel zu einem direkt am öffentlichen Netz angeschlossenen Gerät betrieben wird. So ist auf diesem Weg auch der Notfall abgesichert. Da ein Netzzugang oft ohnehin noch an einen Telefonanschluss gebunden ist, trifft dies meist auch zu. Ansonsten bliebe noch der Weg über das Handy. Eine weitere Besonderheit stellt der Wahlvorgang selbst dar. Da man sich an beliebigen Orten einwählen kann, muss die Ortsvorwahl des Angerufenen immer vorangestellt werden. Diese Notwendigkeit kennen wir auch bereits von Anrufen über das Handy. Systembedingt wird, anders als beim Festnetz oder Handy, eine Nummer nur als vollständiges Paket übertragen. Nach Eingabe der Nummer ist deshalb die Vollständigkeit über OK- oder Call- bzw. #-Taste zu bestätigen. Manche Geräte starten den Wahlvorgang selbständig, wenn 5 Sekunden keine Eingabe mehr erfolgt ist und die erforderliche Betätigung ausgeblieben war. Bei einem Anruf einer VoIP-Nummer mit gleicher Vorwahl aus dem Festnetz kann die Vorwahl entfallen. 2.4 Migration Ob Erweiterung oder Neuinstallation, der Einsatz von VoIP ist in jedem Fall eine Überlegung wert. Das gilt nicht nur im privaten, sondern auch im geschäftlichen Bereich. Ein Wechsel zu VoIP muss aber, obwohl es sich um eine ganz andere Technik handelt, nicht zwangsläufig auch mit großen Investitionen verbunden sein. Vielmehr ist es oft möglich, bereits vorhandene Geräte weiterhin zu nutzen.
7 2.4 Migration 9 Unter bestimmten Voraussetzungen lässt sich auch eine bestehende Telefonanlage mit dem Internet verbinden und so zumindest ein Teil der externen Gespräche auf diesem Wege führen. Die hierfür erforderlichen Investitionskosten sind relativ niedrig. Wie schnell sich eine solche Änderung amortisiert, hängt dann vom jeweiligen Gesprächsaufkommen ab. Man spricht in diesem Fall dann von einer sanften Integration. Etwas anders sehen die Verhältnisse bei einer Neuinstallation aus, da auf nichts Rücksicht genommen werden muss. Der Aufbau eines eigenen Telefonnetzes kann ganz entfallen, da die Teilnehmer über Datenleitungen telefonieren. Dank Endgeräten mit integrierter Switchfunktion ist noch nicht einmal eine zusätzliche Datenleitung für einen Arbeitsplatz erforderlich. Das Telefon wird lediglich in der Netzwerkzuleitung eines vorhandenen PCs zwischengeschaltet. Für Neuinstallationen ist deshalb eine Gegenüberstellung der Kosten für eine herkömmliche Telefonanlage und einer VoIP-gestützten Anlage angebracht. In Betrieben wird häufig der interne Sprechverkehr entweder ganz oder zumindest teilweise über VoIP abgewickelt, während die Verbindung von und zum Festnetz entweder ausschließlich oder kombiniert mit DSL über ein ISDN-Gateway erfolgt.
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