LOLA UNVERPACKT EINKAUFEN IN HANNOVER

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5 LoLa Unverpackt einkaufen in Hannover Hannover denkt mit :41 BERICHT LOLA UNVERPACKT EINKAUFEN IN HANNOVER 3. JULI 2015 CHRISTINA HINTERLASSE EINEN KOMMENTAR Beim Lebensmitteleinkauf erwerben wir nicht nur das leckere Essen, sondern auch eine Menge Müll. Müsli beispielsweise, doppelt verpackt in Plastiktüte und Karton, selbst Zucchinis, Äpfel und Gurken sind in Kunststofffolien eingeschweist. Der Verpackungswahn hat jedoch entschlossene Gegner bekommen. In Kiel eröffnete im letzten Jahr der bundesweit erste unverpackt-laden. Berlin und Dresden folgten u.a. Nun soll auch die Landeshauptstadt einen Lose-Laden bekommen den ersten in Niedersachsen. Hannover denkt mit (Hdm) traf sich mit dem Ideenhaber Michael Albert (M.A., 54 Jahre, Tischlermeister). Hdm: Wer steckt hinter der Idee für den verpackungsfreien Laden LoLa? M.A.: Mein Kollege Helmut Fürll (59 Jahre, Grafiker) und ich bilden das Team. Er hat das Logo entwickelt und ist quasi für die Werbung und Außendarstellung zuständig. Ich kümmere mich um technische Sachen, entwickle Spendersysteme, die Ladeneinrichtung bzw. das Ladendesign. Noch Seite 1 von 4

6 LoLa Unverpackt einkaufen in Hannover Hannover denkt mit :41 sind die Aufgabenbereiche verteilt. Wird LoLa aber eröffnet, arbeiten wir dort gemeinsam im Verkauf und leiten den Warenstrom. Hdm: Wie kommt man dazu einen verpackungsfreien Laden eröffnen zu wollen? M.A.: Ein Freund hatte mir einen Link über Unverpackt-Kiel geschickt, den ersten Laden dieser Art bundesweit. Die Idee fand ich geil. Das war der Auslöser mit Marie Delaperrière, der Inhaberin des Ladens, Kontakt aufzunehmen. Wir haben telefoniert und etwas später habe ich sie auch besucht und an einem ihrer Gründungsworkshops teilgenommen. (c) Michael Albert. Die LoLa-Einkaufstasche. Hdm: Wie wollt ihr bezogen auf das Sortiment aufgestellt sein? M.A.: Natürlich wird es Schüttgut geben, also Lebensmittel, die sich besonders leicht abfüllen lassen, wie Getreide, Kaffee, Mehl, Müsli. Es soll aber auch einen Frischebereich geben mit Obst und Gemüse. An Getränken möchten wir Milch, Säfte und möglicherweise auch Wein anbieten. Wichtig sind für uns die Kriterien bio, Regionalität und fairtrade. Die versuchen wir alle unter einen Hut zu bekommen. Da das aber leider nicht immer geht, wie bei Apfelsinen, Bananen und Kaffee beispielsweise, die nunmal nicht in der norddeutschen Tiefebene wachsen, muss es dann mindestens fairtrade sein, sonst nehmen wir es nicht auf. Es geht aber auch andersrum. Wenn ein Kartoffelbauer in der Nähe ökologisch vertretbar ist, aber das Biosiegel fehlt, weil er die Zertifizierung scheut, wir aber das Gefühl haben, da ist alles ok, dann könnten wir den eventuell aufnehmen. Wenn genug Anfragen zusammen kommen und wir eine geeignete Möglichkeit entwickelt haben, wird eventuell auch Tierfutter näher in den Fokus rücken. Aber grundsätzlich steht der Mensch im Vordergrund. Wir wollen 80 % des Bedarfes eines Durchschnittshaushaltes abdecken können mit unserem Angebot. Käse und Wurst gehört leider noch nicht dazu. Doch zunächst wollen wir mit reiner Selbstbedienung beginnen und später eventuell eine Frischetheke und einen Bistrobereich hinzunehmen. Hdm: Wie steht es um die Lebensmittelsicherheit bei unverpackten Waren? M.A.: Das Gespräch mit der Lebensmittelüberwachungsbehörde verlief recht gut und die zuständigen Ansprechpartner sind sehr offen und interessiert. Da wir Milch zum Zapfen anbieten wollen, worauf andere unverpackt-läden verzichten, war der Verbraucherschutz ein wichtiger Seite 2 von 4

7 LoLa Unverpackt einkaufen in Hannover Hannover denkt mit :41 Gesprächspunkt. Wie kann man Milch so abfüllen, dass Kontaminationen ausgeschlossen sind? Kühlketten dürfen nicht unterbrochen werden, die Spendersysteme müssen regelmäßig gereinigt werden etc. Die europäischen Richtlinien sind nicht immer eindeutig, aber grundsätzlich gilt für alle Lebensmittel, dass sie beim Umfüllen keine Qualität verlieren dürfen. Bei trockener Ware ist das ohne Probleme möglich. Wir werden Hygieneprotokolle führen und regelmäßig von der Behörde kontrolliert werden. Hdm: In welchem Stadtteil soll LoLa eröffnet werden? M.A.: Einen Laden haben wir leider noch nicht. Zentrumsnah soll er auf jeden Fall liegen. Nordstadt, List, Südstadt oder Linden wären optimal. Linden ist zwar an Bioläden gut gesättigt, aber sollte sich in dem Stadtteil etwas finden, wäre das kein Ausschlusskriterium. Hdm: Wie darf man sich euren Laden und einen Einkauf darin vorstellen? (c) Hdm. Michael Albert mit einem Spender-Prototypen. Ich glaube alle unverpackt-läden bedienen sich der selben Spendersysteme, die aus den USA kommen. Allerdings bestehen diese vollständig aus Plastik. Ich finde das ist ein Widerspruch. Man will Plastik vermeiden indem man Plastikspender nutzt. Ich möchte etwas eigenes kreieren, möglichst aus Glas und Edelstahl. Jeder Chemiker kann bestätigen, dass es keinen wirklich lebensmittelechten Kunststoff gibt. Jeder Kunststoff gibt Weichmacher ab. Ich habe sehr schöne Eigenbauten in Österreich gesehen, eine Mischung aus Holz, Glas und Stahl. Diese dürften in Deutschland aber leider nicht die Lebensmittelkontrolle passieren. Es scheint bisher noch kein ethisch vertretbares Konkurrenzprodukt zu den Spendern aus den USA zu geben. Daher kam mir die Idee, es selbst zu machen. Der aktuelle Proto besteht aus einer gedeckelten Glasröhre, unten ein Hebel, entweder eine Klappe für Schüttgut oder ein Kugelhahn für Flüssigkeiten. Die Ladeneinrichtung soll modern sein. Eine Mischung aus Massivholzeiche, ganz viel Licht, Elementen aus Glas und Edelstahl. Kein Kolonialwarenstil oder Tante Emma-Laden. Reduziertes Design mit warmen Farben. Alle Gefäße, die man für einen Einkauf bei uns braucht, sollen auch passend im Laden erhältlich sein eventuell als eine Art Pfandsystem, aber das wird noch ausgeklügelt. Vorgesehen ist, dass die Kunden ihre Taschen bzw. Behältnisse selbst mitbringen. Hier bedarf es einer gewissen Vorausplanung. Die Kunden sind es ja gewohnt, alles abgepackt zu bekommen. Andererseits macht Seite 3 von 4

8 LoLa Unverpackt einkaufen in Hannover Hannover denkt mit :41 es natürlich Spaß, sich seine Sachen bedarfsgerecht abzufüllen und zu Hause in hübschen Gefäßen aufzubewahren. Hdm: Wie geht es weiter? M.A.: Wir sind in der Vorbereitungsphase. Der Businessplan steht, Fördermöglichkeiten sind ausgelotet, Beratungsgespräche mit der IHK abgeschlossen. Die finden die Idee richtig klasse. Wir erfahren hier sehr viel Unterstützung. Der Name LoLa der Loseladen wird geschützt. Franchise ist nicht ausgeschlossen, wir sind da offen für die Entwicklung, vorgesehen ist es aktuell aber nicht. Das Crowdfunding starten wir nach den Sommerferien. Wir planen 2 Wochen ein zum Bewerben und lassen die Aktion 6 Wochen laufen. Dazu wird es einen Blog geben, eine Seite auf Facebook und die Webseite wird weiter ausgebaut. Im Herbst wollen wir dann den Laden eröffnen. Die Idee selbst entstand zwar erst im Januar. Ich bin davon überzeugt, dass eine Gründung innerhalb eines 3/4 Jahres zu schaffen ist. Hdm: Wie können Interessierte euch unterstützen? M.A.: Wir suchen noch einen geeigneten Laden. Er sollte ca. 100 m² haben, große Schaufenster, Isoverglasung, idealerweise barrierefrei, ist aber keine Voraussetzung. Hier sind wir dankbar für jeden Tipp. Beim Crowdfunding wollen wir einnehmen. Eine Faustregel beim Crowdfunding lautet, erreiche genauso viele Leute wie du Geld einnehmen möchtest. Die größte Hilfe ist also Weitersagen! (c) Michael Albert. Ihr wollt mehr über Projekte dieser Art erfahren? Folgt uns auf Facebook => Hannover denkt mit Ihr wollt selbst aktiv etwas gegen Verschwendung unternehmen? Tretet unserer Facebook- Gruppe bei. Hier können Gebrauchsgegenstände, Lebensmittel und Dienstleistungen getauscht und verschenkt werden => Hannover denkt mit Seite 4 von 4