Echelon ein globales Abhörsystem

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1 Technische Universität Chemnitz Fakultät für Informatik Proseminar: Computerrecht Dozent: Dr. Tamm Referent: Thomas Diemer WS2001/2002 Echelon ein globales Abhörsystem 1. Was ist unter Echelon zu verstehen Da die Betreiber und damit auch Urheber des Wortes Echelon sich nicht dazu äußern, was sie unter Echelon verstehen, kursieren mehrere Meinungen, was unter diesem Begriff zu verstehen ist. Die zwei wichtigsten sind einerseits die von Duncan Campell, Echelon sei ein System zum Abhören internationaler Kommunikation, soweit diese über Satelliten läuft. Die zweite versteht unter Echelon auch die Systeme zum Abhören von Radioübertragungen und durch Kabeln laufende Kommunikation. Im folgenden wird Echelon als umfassendes Abhörsystem wie bei der zweiten Meinung verstanden. 2. Historische Entwicklung Die Anfänge Echelon basiert auf der UKUSA-Vereinbarung von 1947, sie vereinte die britischen und amerikanischen Systeme. Bald schon stießen die Commonwealth-Länder Kanada, Australien und Neuseeland hinzu. Es wurden spezielle Verbindungsbeamte ernannt, die in den Hauptquartieren der anderen Teilnehmer arbeiten (SUKLO, das englische Verbindungsbüro in den USA und SUSLO das amerikanische Büro in Groß-Britannien). Anfänglich wurde hauptsächlich der Kurzwellenfunk abgehört. Entwicklung in den 60ern In den 60er Jahren hat sich das Abhörnetz auf tausende ständig besetzte Stationen ausgeweitet. Man konnte nun auch die Position des Senders bestimmen. Es gab schon damals 2 Abhörgruppen, die eine deckte den Funkverkehr des Ostblocks ab, die andere (ALLO, später ROW = Rest Of the World) kümmerte sich um die Kommunikation der Verbündeten und neutralen Staaten. Zu dieser Zeit bestand noch keinerlei Automation, d.h. die abgefangenen Nachrichten wurden ausgedruckt und per Hand mit den Schlüsselwortlisten verglichen.

2 Entwicklung in den 70ern Anfang der 70er Jahre begann die Automation der Auswertung abgefangener Kommunikation. Auch wurde zu dieser Zeit ein weiteres Standbein zum Abhören der internationalen Kommunikation, die Weltraumaufklärung, eingeführt. Zunächst wurden 2 Sattelitenabhörstationen eingerichtet, in Morwenstow, Cornwall und Yakima, Washington wurde das DODJOCC (Department of Defence Joint Operations Centre Chicksands) eingerichtet, es war hauptsächlich auf das Abhören der französischen und italienischen Kommunikation diplomatischer sowie nicht diplomatischer Art ausserhalb der USA ausgerichtet. Entwicklung in den 80ern Echelon trat in seine 2. Phase, die in Menwith Hill benutzte Spionagedatenbank wird in einem Dokument als ECHELON 2 bezeichnet.in den 80ern entwickelte die NSA den Datenfinder- Microprozessor, der speziell auf die Bedürfnisse einer Dictionary basierten Stichwortsuche ausgerichtet ist schlossen sich Kanada, Australien und Neuseeland den Bemühungen der USA und des UK, die satellitengestützte Kommunikation abzuhören, an. Es entstand das erste WAN wurden einige Details von Margaret Newshaw enthüllt. Entwicklung in den 90ern In den 90ern wurde das System ausgeweitet, wahrscheinlich wurde auch die Soft- und Hardware für die Dictionary basierte Suche ersetzt. Die Ausrichtung des Systems wurde mehr auf den geschäftlichen Bereich konzentriert wurde dazu eine Richtlinie in den USA und 1994 ein Gesetz im UK verabschiedet, die darauf hindeuten. Die NSA förderte die Forschung an Themen basierten Suchverfahren, die eine effektivere automatische Auswertung der abgefangenen Kommunikation versprechen. Die 90er waren aber auch die Zeit, in der ECHELON in der Öffentlichkeit für Aufregung sorgte. Das 1996 erschienene Buch SecretPower von Nicky Hager motivierte andere Journalisten auch nachzuforschen. Ein weiterer wichtiger Autor ist Duncan Campell, der den Bericht Abhörmöglichkeiten 2000 dem EU-Parlament vorlegte. 3. Aufbau und Technik Satelliten Das Abhören der satellitenbasierten Kommunikation bildet das Herzstück von ECHELON. Sie gliedert sich in zwei Bereiche. Das Abhören der über INTELSAT laufenden Kommunikation und den kleineren Bereich des Lauschens mit Spionagesatelliten, die wie "Elektronische Staubsauger" Radio-, Mikrowellen- und Mobilfunkkommunikation abhören. Sie befinden sich zum Teil in geostationärem Orbit über dem Äquator, wie die INTELSATs, zum anderen Teil in Umlaufbahnen, die sie im Zick-Zack-Kurs über die Erdoberfläche führen. Ihre primären Bodenstationen befinden sich in Menwith Hill und in Pine Gap, Australien. Andere Bodenstationen werden in Buckley Field in der Nähe von Denver und in Bad Aibling vermutet.

3 Zur Zeit benutzte US-Spionagesatelliten Satellit Anzahl Orbit Hersteller Zweck (Meilen) Advanced KH Lockheed 5"- 11 Martin Spionagephotographie LaCrosse Radar Lockheed 3-10 Fuß- Imaging Martin Spionagephotographie Orion/Vortex TRW Abhören der Telekommunikation Trumpet Boeing Abhören des Mobilfunks Parsae TRW Abhören des Funkverkehrs über den Ozeanen Satellite Data Hughes Datenweiterleitung Systems Defence Support Program TRW/Aerojet Raketenfrühwarnsystem Defence Meteorological Support Program Lockheed Martin Meteorologie, Erkennung von Atomexplosionen Wesentlich mehr Daten werden jedoch von den INTELSAT-Abhörstationen abgefangen. Da nicht alle Länder der Erde an das Kabelnetz angeschlossen sind, findet gerade die internationale Kommunikation dieser Länder über das INTELSAT statt. Die geostationären Satelliten dieses Systems können abgehört werden, wenn in den entsprechenden Regionen die Möglichkeit des Aufbaus den INTELSAT Bodenstationen ähnliche Systeme zu errichten, das ist im Rahmen von ECHELON geschehen. Allerdings werden Satelliten zur Kommunikation immer bedeutungsloser, da Glasfaserkabel über wesentliche Vorteile wie eine deutlich längere Lebensdauer und eine um ein vielfaches größere Kapazität verfügen. Allerdings werden Satelliten auch in Zukunft noch eine Bedeutung haben in Gegenden, die schwer zugänglich oder äußerst dünn besiedelt sind und wo sich ein Kabel nicht amortisieren würde. Momentan hat satellitenbasierte Kommuniation noch einen Anteil von 0,4-5% an der internationalen Kommunikation. Radioübertragungen Zu Beginn der Abhörtätigkeiten waren Radioübertragungen der wichtigste Bereich, da Geheimdienste gern Kurzwellen zur Kommunikation einsetzten. Zum Abhören eignen sich jedoch auch nur diese, da sich andere Wellenlängen nicht weit genug ausbreiten(ukw, Mittelwellen), oder sie Aufgrund des enormen Aufwands (Langwellen) nicht zur Kommunikation eingesetzt werden. In das UKUSA-Netzwerk sind mehrere Radioabhörstationen integriert, so z.b. die Tangimoana Base, Neuseeland; Bamaga, Australien und eine gemeinsame NSA/GCHQ- Einrichtung auf dem Diego Garcia-Atoll im Indischen Ozean. Die Radioabhörstationen sind sehr unterschiedlich. Einige sind sehr groß, mit Hunderten von Angestellten, andere klein, einige wenige Leute, versteckt in einer Botschaft mit grossen Antennen auf dem Dach; andere (wie die Bamaga Station) sind nicht bemannt und senden ihre Signale automatisch an andere Stationen. Aufgrund der Eigenheiten der Radiowellen können weit vom Ziel entfernte

4 Stationen manchmal Signale empfangen, die nähere Stationen nicht "hören". Eine Besonderheit unter den Radioabhörsystemen stellen die AN/FLR-9-Systeme dar. Diese runden Antennensysteme haben mehr als 400 m im Durchmesser und können jedes Kurzwellen-Signal aus jedem Winkel auffangen und die Position des Transmitters bestimmen. Stationen dieses Typs wurden in Chicksands, England; San Vito dei Normanni, Italien; Karamursel, Türkei und in Misawa, Japan aufgebaut Kommunikation über Kabel Das Kabel ist heute der wichtigste Träger für internationale Kommunikation. Die bekannteste Abhöraktion auf ein Unterseekabel wurde von den USA durchgeführt, 1971 kam das US U- Boot Halibut in das Ochotski-Meer und hörte ein sowjetisches Unterseekabel ab, um das technische Prinzip zu prüfen kam das U-Boot wieder und montierte eine Abhörvorrichtung mit dem Code-Namen "Ivy Bells" in der Nähe des Kabels. Da das Kabel selbst physikalisch nicht beschädigt wurde, blieb diese Abhöraktion geheim. Sie wurde erst 1982 aufgedeckt, als ein ehemaliger NSA-Mitarbeiter die Information an die UdSSR verkaufte. Solches Abhören über Induktion ist heute jedoch nicht mehr möglich, da die Kupferkabel durch Glasfaserkabel ersetzt wurden. Kabel können nun nur noch abgehört werden, wenn das Kabel in oder aus dem eigenen Land führt. Es ist davon auszugehen, dass die an ECHELON beteiligten Staaten, sowie andere, die über diese Kabel laufende Kommunikation abhören. 4. Wird der einzelne abgehört, gibt es Abwehrmaßnahmen? Die Behauptungen, dass ECHELON alle Kommunikation abhört, ist mit Sicherheit falsch. Das heisst jedoch nicht, dass man nicht abgehört wird, so gibt es mit Sicherheit noch andere Abhörsysteme, so wird die Auslandskommunikation von fast allen europäischen Staaten abgehört. Auch, dass nur Dictionary basierte Systeme die Daten auswerten, bietet keinen ausreichenden Schutz der Privatspäre, da es nur eine Frage der Speicherkapazität und Rechenleistung wie Software ist, könnten die Geheimdienste alles katalogisieren und speichern, möglichst nach Themen, sie würden es tun. Wir können also nicht sicher sein, dass wir nicht abgehört, die Daten nicht ausgewertet werden. Um zu verhindern, dass unsere private oder geschäftliche Kommunikation nicht von anderen ausgewertet wird, könnte man nur versuchen die Hürde für die Geheimdienste so hoch zu setzten, dass momentan verfügbare Mittel nicht in der Lage sind, die Daten auszuwerten. Es gibt dafür zwei wesentliche Möglichkeiten, die Nachrichten verstecken (Steganographie), sowie die Daten verschlüsseln. Da allerdings in einigen Ländern die Verschlüsselung verboten ist(z.b. Russland) wird in Zukunft wohl eine Kombination von beidem die sinnvollste Möglichkeit sein. Die mit starker Kryptografie verschlüsselten Nachrichten könnten in mp3-, Viodestreams oder auch Bildern versteckt werden, die Hürde für Geheimdienste würde auf diese Weise doppelt erhöht. Literatur //EP//NONSGML+REPORT+A DOC+PDF+V0//DE&LEVEL=2&NAV=S

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