Informationsvortrag. Krisendienst Psychiatrie München (KPM)
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- Elly Auttenberg
- vor 7 Jahren
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Transkript
1 Informationsvortrag Krisendienst Psychiatrie München (KPM)
2 1. Einführung
3 Warum Krisenhilfe als eigenständiger Versorgungsbereich? Der Eintritt in das professionelle Hilfesystem ist meist die akute Krise oder der Notfall Der Erstkontakt mit der Psychiatrie ist eine Schlüsselsituation für den weiteren Behandlungsverlauf Ein von den Betroffenen in der akuten Not als hilfreich erlebtes Angebot fördert Vertrauen und Bindung
4 Seelische Krisen wichtige Merkmale Großes Spektrum von Ursachen und Auslösern Subjektivität: Betroffene und Umfeld entscheiden, ob sie sich in einer Krise befinden Überforderung: gewohnte Strategien sind nicht ausreichend Einengung: Andere Lebensinhalte treten in den Hintergrund Teufelskreis: Angst Überforderung Verlust von Selbstvertrauen Hoffnungslosigkeit Ausweglosigkeit Verzweiflung Selbstaufgabe Zusammenbruch Weggabelung: Gefahr oder Chance?
5 Die Chance Krise als Schlüsselsituation, die sowohl Chancen als auch Gefahren beinhaltet Unter dem Druck der akuten Krisensituation besteht kurzfristig eine deutlich größere Offenheit und Bereitschaft für Veränderungen, die unbedingt genutzt werden sollte. Wenn ein geeignetes Hilfsangebot bereit steht, das speziell darauf ausgerichtet ist, können Betroffene und Angehörige davon erheblich profitieren.
6 Anforderungen an professionelle Krisenhilfe Unbürokratisch und niederschwellig einfach und zuverlässig - rund um die Uhr erreichbar sofort und verbindlich verfügbar Klare, eindeutige Verortung und uneingeschränkte Zuständigkeit (kein Ausschluss bestimmter Krisen) individualisiert, d.h. flexibel, angepasst, abgestuft und bedarfsgerecht enthält alle erforderlichen Bausteine Vernetzung Bekanntheit Spezifische Professionalität
7 2. Krisendienst Psychiatrie München: Organisation und Angebot
8 Entwicklung KPM - Vorgeschichte Regionale / stadtweite Arbeitskreise und Initiativen 1994 Psychiatrisches Krisenzentrum Atriumhaus 2000 Mobiler Krisendienst Süd (Trägerverbund) 2002 Gemeindepsychiatrischer Krisendienst München Ost (Projekteverein) Ab 2002: Arbeitsgruppe unter Federführung des Bezirks Oberbayern Zielsetzung: Bündelung vorhandener Ressourcen zum Aufbau eines stadtweiten psychiatrischen Krisendienstes mit Schwerpunkt aufsuchende Krisenhilfe 2004 Mobiler Psychiatrischer Krisendienst München 2007 Krisendienst Psychiatrie München mit stadtweiter Leitstelle (u.a. durch Bündelung telefonischer Krisenanlaufstellen) Seit 2008: Planungen bzgl. Weiterentwicklung / Ausbau
9 Besondere Merkmale unseres Angebots Qualifizierte Soforthilfe wird verbindlich vermittelt Eine Krisentelefonnummer, stadtweit zuständig und täglich von 9-21 Uhr erreichbar Kein Ausschluss bestimmter Krisen und Notfälle Lotsenfunktion in der psychiatrischen / psychosozialen Versorgungslandschaft Aufsuchende Krisenhilfe Konkrete Hilfen durch den KPM verstehen sich als ergänzend, wenn keine anderen geeigneten Hilfen aktivierbar sind bei hoher Dringlichkeit
10 Aktuelle Struktur des KPM (1) Trägerverbund (GbR): - Caritasverband München u. Freising e.v. - Diakonie Hasenbergl e.v. - gem. GmbH des Projektevereins - Isar-Amper-Klinikum, KMO / Atriumhaus - Soziale Dienste Psychiatrie gem. GmbH -> in Kooperation mit der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns
11 Struktur des KPM: Steuerungsorgan
12 Aktuelle Struktur des KPM (2) Finanzierung des KPM: - Bezirk Oberbayern vorrangig - Landeshauptstadt München Einrichtung der psychiatrischen Regelversorgung, Angebot ist für InanspruchnehmerInnen kostenlos Gesamtumfang: 10 Planstellen, verteilt auf ca. 35 Mitarbeiter/innen, angestellt bei den verschiedenen Trägern
13 Personal des Krisendienstes Leitstellenteam und mobile Krisenteams: multiprofessionelle Teams aus - Dipl. SozialpädagogInnen - Fachpflegekräften Psychiatrie - Dipl. -PsychologInnen Leitungsteam: - Diplom-Sozialpädagogin/MMH - Diplom-Psychologin - Facharzt für Psychiatrie im Trägerverbund des KPM
14 Besonderheiten unserer Organisationsstruktur Der KPM ist ein Gemeinschaftsprojekt eines Trägerverbundes, dadurch direkte Verbindung von klinisch-psychiatrischen Einrichtungen und ambulanter Sozialpsychiatrie gute Verankerung im Versorgungssystem Durch Mitarbeiterstruktur (Teilzeit- und Honorarkräfte) hohe Fachlichkeit und differenzierte Berufserfahrung vielfältige Vernetzung mit anderen Einrichtungen Einbindung von 4 Sozialpsychiatrischen Diensten ein SPDi pro Sektor (Laim, Giesing, West/Pasing, Nord/Hasenbergl) in die aufsuchende Krisenhilfe: direkte Schnittstelle, regionale Verankerung Verbindliche Kooperation mit ärztlich-psychiatrischer Krisenversorgung: Klinikambulanzen, psychiatrische Praxen und psychiatrischer Bereitschaftsdienst der KVB
15 Übersicht: Angebote KPM Wer? Betroffene, Angehörige, Bezugspersonen, Fachstellen Anlass? Seelische Notlagen, psychiatrische Notfälle, Beratungswunsch, Suche nach Empfehlungen, Behandlungsfragen Telefonische Beratung/ Krisenintervention Information, Entlastung Entscheidungshilfe, Vermittlung, Lotsendienst Krisendienst{ Leitstelle Vermittlung stationärer (Krisen-) Behandlung Klinikum München-Ost Krisenstationen andere psychiatrische Kliniken Mobile Einsätze vor Ort und Krisenberatungen an den KPM-Standorten Mobile Teams des Krisendienstes In Koop.:Psychiatr. Bereitschaftsdienst der KVB Vermittlung in ambulante (Krisen-)Beratung und Behandlung z.b. Krisenambulanzen Atriumhaus und Nord des KMO; SPDis, GPDis; Niedergelassene PsychiaterInnen; (Spezial-) Beratungsstellen
16 Krisendienst-Leitstelle Screening und Beratung am Telefon Anlass des Anrufes (Krise, Beratungsanliegen, Infowunsch) Bei Krisensituation: - Art der Krise (psychiatrisch, psychosozial ) - wer ist betroffen / beteiligt? - Dringlichkeit, Akuität - Selbst- und Fremdgefährdung - Hintergrundinformationen (Vorgeschichte, Lebenssituation etc.) - bereits bestehende Behandlung, Kontakt zur Regelversorgung? - Selbst- und Fremdeinschätzung bzgl. Hilfebedarf - Betroffene/r zugänglich und bereit, Hilfe anzunehmen? Einschätzung bezüglich - Art der notwendigen Hilfe: ambulant / stationär, nichtärztlich / ärztl. - Zugangsmöglichkeit zur betroffenen Person - Dringlichkeit der Hilfe (Zeitfenster) - Ziel der Krisenintervention für die verschiedenen Beteiligten Vorschlag bzgl. konkretem Vorgehen, nächste Schritte Vereinbarung treffen, ggf. nächste Schritte in die Wege leiten
17 Kriterien für mobile Einsätze und Krisenberatungen Hohe Dringlichkeit (Zeitfenster: innerhalb einer Std. bis tagesgleich) Vorliegende Gefährdung der Betroffenen und /oder von beteiligten Dritten Keine adäquate Hilfe aus dem Regelversorgungssystem aktivierbar Betroffene/r kann oder will - sich nicht an eine Behandlungsstelle der Regelversorgung begeben (z.b. keine Einsicht, Angstsymptomatik, Mobilitätseinschränkung, Mutter mit kl. Kindern) Komplexe, schwer einschätzbare Situation erfordert Intervention vor Ort
18 Wer führt Krisenintervention vor Ort durch? Wochentags von Uhr nichtärztliche Teams der vier Schwerpunkt-SPDis Abends und an Wochenenden / Feiertagen nichtärztliche KPM-Teams Kooperation mit dem psychiatrischen (oder allgemeinärztlichen) Bereitschaftsdienst: - wenn fachärztliche Einschätzung notwendig - bei somatischer Indikation / Komplikation - Medikation vor Ort - Absicherung des nichtärztlichen Teams durch die fachärztliche Einschätzung (z.b. Suizidalität)
19 Grenzen des Leistungsangebots Das kann der KPM leider nicht leisten: anstehenden Transportdienst in die Klinik übernehmen, wenn die Krise an sich schon beendet ist eine Vertretung für die Betreuung an Wochenenden/Feiertagen übernehmen Übernahme von Zuständigkeiten, die im Normalfall in den Bereich des Wohnbereiches fallen
20 3. Einblicke in unsere Arbeit - Fallbeispiele -
21 Fallbeispiele Telefonische Beratung/ Krisenintervention Hilfe vor Ort durch mobile Kriseneinsätze
22 Fallbeispiele Ambulante Krisenberatung und -behandlung Stationäre (Krisen-) Behandlung
23 Leistungsspektrum KPM: Ausgewählte Daten Telefonkontakte Knapp direkte telefonische Kriseninterventionen und telefonische Beratungen Daraus ambulante, 260 stationäre Weiterverweisungen in den SGB V -Bereich Weiterverweisungen in den ambulanten SGB XII -Bereich (SPDis, GPDis, spezialisierte Beratungsstellen etc.) mobile Kriseneinsätze persönliche Krisenberatungen an KPM-Standorten Aus Kriseneinsätzen und persönlichen Krisenberatungen erfolgte sofortige stationäre Behandlungen: 130, davon 75% freiwillig Syndromale Zuordnung (Durchschnittswerte): - affektive Störung 28% - Belastungsreaktion 18% - Störung des Realitätsbezugs 20% - primär suizidales Syndrom 7% - Angststörungen 7% Knapp 25% der telefonisch beratenen Menschen gaben Suizidgedanken oder passive Todeswünsche an etwa 25% der telefonischen Kriseninterventionen betrafen Menschen, die außerhalb des Stadtgebiets wohnen Anrufergruppen: Betroffene 55%, Angehörige 25%, Fachstellen/Sonstige 20%
24 Wie hilft der Krisendienst? Die meisten Krisensituationen können ambulant aufgefangen werden. Bei ca. 1/7 der Einsätze und persönlichen Krisenberatungen war aufgrund von Dringlichkeit und Gefährdungsmomenten eine stationäre Aufnahme notwendig. Davon sind fast 80% freiwillige Klinikaufnahmen.
25 Ausblick: Möglicher Ausbau des Angebots Erweiterung des Zeitfensters für die Krisendienst- Leitstelle und die mobilen Krisenteams täglich bis 24:00 Uhr; im nächsten Schritt 24stündige telefonische Erreichbarkeit Personelle Verstärkung der Leitstelle in Zeiten hoher Inanspruchnahme Erweiterung des Krisenversorgungsangebotes in den Landkreis München
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